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Weißeritz-Zeitung : 29.01.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-188401294
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-18840129
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-18840129
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1884
- Monat1884-01
- Tag1884-01-29
- Monat1884-01
- Jahr1884
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 29.01.1884
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Mchmh-MW Verantwortlicher Redacteur: Cätl Irhne in Dippoldiswalde, Dienstag, den 29. Januar 1884. 49. Jahrgang Nr. 13 einander befunden als England und Egypten. Man weiß, daß England, als vor zwei Jahren das Nilland die Beute der von Arabi Pascha geleiteten Revolution zu werden drohte, mit starker Waffenmacht zu Gunsten des Vizekönigs von Egypten einschritt und den Auf stand niederschlug. Es geschah dies allerdings nicht aus purer Liebe zum Vizekönig, sondern aus wohlbe rechnetem englischen Interesse, da sowohl der Handel Englands als auch dessen gesammte Stellung in Egyp ten und am Suezkanal durch Arabi Paschas Revolu tion, die ja vornehmlich den Fremdlingen galt, gefährdet war. Nun ist aber in Oberegypten, resp. den egyp- tischen Nebenländern Sudan und Kordofan schon seit Jahr und Tag der weit schlimmere Aufstand der Wüstenaraber unter dem Mahdi Achmed Mohamed, von seinen Gegnern der falsche Prophet genannt, aus gebrochen und diesem Aufstande gegenüber legten die Engländer die Hände in den Schooß, obwohl die Re bellion des Mahdi von Woche zn Woche wuchs und der Vizekönig von Egypten nicht im Stande war, ihr Einhalt zu gebieten. Dieses.passive Verhalten Englands diesem neuen Aufstande in Egypten gegenüber, war offenbar ein Näthsel oder eine Inkonsequenz und ein politischer Fehler. Des englischen Premierministers Gladstone Prinzipienreiterin war augenscheinlich mit der Realität der Thatsachen in Konflikt gerathen. Seinen großen Prinzipien zu Liebe hatte Gladstone schon längst mit stolzem Munde verkündet, daß die englische Armee zwar Ordnung und Ruhe in Egypten wiederherstellen, aber dann diesem Lande den Rücken wenden werde. Diesem idealen Ziele zu Liebe scheint sich Gladstone lange Zeit gar nicht weit-r um den Aufstand in Sudan gekümmert zu haben, im Uebrigen besteht ja auch das englische Ideal bezüglich des Nillandes nur darin, das im Mittelpunkte eines Weltverkehrs gelegene Unter egypten zu annektiren oder doch am Gängelbande zu halten und nicht etwa für die übrigen Theile Egyp tens noch Geld und Soldaten zu opfern, ein Plan, bei dem sich sowohl Gladstones liberale Phrase als Englands weltbekannte Gewinnsucht recht gut standen. Aber diese wunderbare Vermählung zweier an sich grundverschiedener Dinge: liberale Phrase und krämer- hafte Gewinnsucht, ist eben politisch ein Unsinn gewesen und wurde auch durch die Ereignisse Lügen gestraft. Gladstones Liberalismus trieb die Engländer wieder aus Egypten heraus, die gewinnsüchtige Herrschaft der Engländer gebot jedoch das Gegentheil. Daraus ent stand ein Zaudern und ein Zaudern, der falsche Pro phet machte große Fortschritte, schlug bei el Obeid Hicks Pascha mit 11000 Egyptern, bei denen sich auch 1200 Engländer befunden haben sollen, vollständig und bedroht nun den ganzen Sudan, worauf der Ein fall der fanatischen Schaaren des Mahdi in das eigent liche Egypten leicht folgen dürfte. Nun erst beginnt das englische Ministerium im oberegptischen Aufstande zu handeln, aber auch vorläufig nur informirend, in dem es den General Gordon, den gewiegtesten Kenner afrikanischer Verhältnisse, nach Sudan sandle, um im Vereine mit Baker Pascha zu untersuchen, was dem Aufstande gegenüber zu thun sei. Da einige Schecks der aufständischen Beduinen unter einander wegen des Anschlusses an den Mahdi uneinig sind, so hofft Ge neral Gordon durch Versprechungen und wahrscheinlich auch Bestechungen mit englischen Goldpfunden, einige Beduinenstämme für den Vizekönig und England zu gewinnen und dann mit diesen den falschen Propheten zu bekämpfen. Der Erfolg muß aber noch abgewartet werden, da sich bis jetzt der Prophet als ein kluger und kühner Mann erwies, dessen Ansehen bei den Beduinen groß ist. Heftigkeit, bis heute Montag fortgewüthet. Regen, abwechselnd mit Schneegestöber, begleitete denselben und machte den Aufenthalt im Freien zu einem höchst unangenehmen. — Am gestrigen Sonntag Abend gegen >/,10 Uhr ist, wie uns soeben mitgetheilt wird, in zwei Woh nungen der inneren Stadt, nur wenige hundert Schritte von einander gelegen, ein heftiger dumpfer Knall, dem jedoch eine Erschütterung oder Bewegung nicht gefolgt ist, von mehreren Personen wahrgenommen worden. Eine Wirkung des Windes, der zu dieser Zeit sich ge legt hatte, soll es durchaus nicht gewesen sein. Fraurnstein, 27. Jaüuar. Am 10. Februar wird unser neuer Herr Pfarrer Langer durch Herrn Superintendent Opitz aus Dippoldiswalde feierlich in sein Amt eingewiesen werden. Möge seine Wirksamkeit für unsere Gemeinde eine reich gesegnete sein. — In dieser Woche zeigte sich die menschliche Hinfälligkeit recht deutlich an einem Mitbürger unserer Stadt. Der Maurer August Louis Funke klagte gegen einen Mitbewohner seines Hauses über Kopfschmerz und glaubte in demselben den Vorboten eines herannahenden Schnupfens zu sehen. Um dem selben zu begegnen, beabsichtigte er, sich ein recht be hagliches Stübchen zu bereiten und wollte dazu Holz vom Boden holen. Hier endete jedoch ein Gehirn schlag rasch sein Leben. Der Verstorbene wurde sehr bald von den Mitbewohnern des Hauses, welche ihn vermißten, aufgefunden. — Herr Gastwirth Nohland hat neuerdings durch Anschlag in seinem Gastzimmer sowohl die Bierpreise, als auch die Bezugsquellen bekannt gemacht, was ge wiß auch von Seiten der übrigen Herren Gastwirthe sehr Wünschenswerth wäre. Herr Rohland garantirt für die Echtheit der von ihm verschänkten Biere. Der Preis eines Glases echt Libotschaner Bier von ^/io Liter Inhalt stellt sich auf 20 Pfg., ^/i» Liter kosten 16 Pfg., °/i» Liter echt Kulmbacher 25 Pfg., ^/i« Liter 20 Pfg., b/i v Liter einfaches Bier, aus hiesiger Brauerei bezogen, werden mit 8, ^/>o Liter mit 7 Pfg. verkauft. — Durch Beschluß des hiesigen Stadtgemeinderaths ist dem Herrn Posthalter Kaden die obligatorisch ein geführte Trichinenschau für hiesige Stadt übertragen worden. Herr Kaden hat das dazu erforderliche Stu dium und Examen vor Kurzem vollendet. Dresden. In der Zeit vom 1. September 1882 bis 31. August 1883 sind in Sachsen 23 evange lische Geistliche emeritirt worden. Ende 1882 be trug die Zahl der emeritirten Geistlichen genau so viel, wie am Ende des Vorjahres, nämlich 212. Der Durchschnitt des Ruhegehalts beträgt seit mehreren Jahren etwa 2700 Mk. Gestorben sind 39 Geistliche, von denen 19 noch im Amte standen, 20 aber bereits in den Ruhestand getreten waren. Besetzt wurden 176 Stellen, darunter 3 neubegründete. 33 Kandi daten und 4 ausländische Geistliche gelangten zur An stellung. In derselben Zeit bestanden 57 Kandidaten die 1. Prüfung in Leipzig und 48 die 2. Prüfung in Dresden. — Die Frau Prinzessin Georg ist an einem nervösen Fieber nicht unbedenklich erkrankt. — Die Schon- und Hegezeit für Nehböcke, Hasen, Fasanen, Schnepfen, Auer-, Birk-, und Hasel wild, Wachteln, Bekassinen und wilde Tauben tritt mit dem 1. Februar in Kraft, während die Freigabe der Fischerei in fließendem Gewässer von diesem Zeitpunkt beginnt. In Preuße» muß bekanntlich die niedere Jagd seit dem 20. d. M. ruhen. — Durch die Ermäßigung des Gütertarifs auf den Sächsischen Staatsbahnen, welche im neuen, dem Landtag vorgelegten Budget in Rechnungen ge bracht worden ist, erleiden die Staatsfinanzen einen Ausfall von 2110000 Mark. Die „Magd. Ztg." be merkt hierzu: „Daß trotz dieser bedeutenden Herab- Lokates und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der Sturm, der am ver gangenen Donnerstag auch bei uns so viel Schaden angerichtet, hat, wenn auch mit bedeutend verminderter Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage deS Blattes «ine sehr wirl- saine Berbreituna finde«, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate init entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile MPsg. „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. LK Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- fialten, Postboten, sowie vie Agenten nehmen Be stellungen an. Die pMisckcn Ereignisse in Spanien. Nascher als mail dachte, ist das junge spanische Königreich mit seinen Existenzbedingungen in Konflikt gerathen und sucht nun wieder sein Heil bei den Kon servativen oder besser gesagt, bei den altspanischen Monarchisten. Von Sagasta, dem Führer der Mode- rados, ging das Ministerium im letzten Herbst im Handumdrehen auf Posada Herrera, den Führer der Liberalen, über, aber als dieser mit seinen Reformen nicht durchdringen konnte und gleichzeitig von rechts und links und natürlich auch von den Republikanern unter Castellar angegriffen wurde, da wandte sich der König Alfons wieder zu seinem ersten Berather, zu Canovas del Castillo, dem Oberhaupt der altspanischen Monarchisten, welche nun wieder am Ruder sind und das spanische Königreich vor Schiffbruch behüten sollen. Bedenkt man die ewig gährenden Zustände in Spanien und die starke Ausbildung der liberalen, de mokratischen und republikanischen Parteien in diesem Lande, so erscheinen die Aussichten der spanischen Kon servativen, sich an der Negierung zu halten, wenig günstig; mit Hilfe ihres hochbegabten Führers Cano vas del Castillo gewinnt ihre Zukunft doch ein andres Bild. Canovas ist kein Parteiheld, wohl aber ein Mann der nüchternen, praktischen That und ein großer Patriot. Er ist es ja auch gewesen, der dem im schlimmen Parteihader darniederliegenden Spanien klar machte, daß die Wiederaufrichtung der angestammten Monarchie, natürlich unter , neuen konstitutionellen Garantien, die einzige Möglichkeit darbiete, um aus den fortwährenden Revolutionen herauszukommen und >Canovas führte dann auch im Einverständnisse mit einer Anzahl patriotischer Generäle den Prinzen Alfonso, den Sohn der vertriebenen Isabella, aus Wien als König von Spanien vor nun 9 Jahren zurück. Später war auch Canovas fortwährend als Ministerpräsident bemüht, in Spanien die alte und neue Zeit auszu gleichen, das konstitutionelle Königthum mit dem schwer geprüften Volke zu versöhnen und den ehrgeizigen und demagogischen Parteien das Feld zu entziehen, über haupt Alles vom praktischen und patriotischen Stand punkte zu leiten. Man nannte deshalb Canovas del Castillo den „aufgeklärten Konservativen" und den „spanischen Bismarck". Dieser begabte Staatsmann konnte sich aber trotzdem damals nicht am Ruder er halten, denn abgesehen von der demokratischen Gegner schaft in den Cortes, bereiteten ihm Neider und Jn- triguanten, znmal der immer noch viel zu einflußreiche, ehrgeizige Marschall Serano, der noch immer den Staatsretter spielt, so viel Schwierigkeiten, daß er nach zweijähriger Amtsführung von der Leitung des Mini steriums zurücktrat. Die neueste Negierungsnoth Spaniens und das Vertrauen des Königs haben nun aber Canovas wieder an die Spitze der Negierung be rufen, offenbar zu dem Zwecke, um vor allen Dingen das in Spanien noch viel angefochtene monarchische Regierungssystem zu stärken. Das Programm, welches Canovas für seine Regierung aufgestellt hat, ist klar und gemäßigt. Eine Verfaffungsrevision will er nur auf Wunsch des Königs, der Cortes und des Volkes vornehmen, das allgemeine Wahlrecht aber auch dann beibehalten und nur eine den verschiedenen Ständen entsprechende Klassifizirung eintreten lassen. Die Republi kaner bezeichnete Canovas als staatsfeindlich und ist entschloßen, jede aus ihrer Mitte hervorgehende poli tische Umwälzung wie auch jede andre staatsgefährliche Bewegung energisch zu bekämpfen. Die Sitzungen der aufgeregten Cortes sind bis auf Weiteres geschloffen und werden wahrscheinlich erst in drei Monaten die Neuwahlen stattfinden. Bis dahin muß man sich auf die Regierungserfolge Kanevas del Castillo's gedulden. England und Egypten. In der politischen Welt haben sich wohl kaum 2 Staaten in einem solchen seltsamen Verhältnisse zu Amtsblatt für die Königliche AmtslMPtmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Ktadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein
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