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Dresdner Nachrichten : 02.09.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188309021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18830902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18830902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 13-14 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1883
- Monat1883-09
- Tag1883-09-02
- Monat1883-09
- Jahr1883
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- Dresdner Nachrichten : 02.09.1883
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Nr. 245. 28. Jahrgang. Auslage: 38.000 Srpl. Aussichten für den 2. Sept.: Ausfrischender Südwind, zunehmende Bewölkung, nachher Niederschläge, Tcmp. wenig verändert. Dresden, 188». Sonntag, L. Seprilk. ReroiilwoilUcher Sledolliur liir PvlllsschkS vr. Em tl B irr« tz tn Dresden. So still, wie diesmal, isi's vor den Wahlen lange nicht gewesen. Weder vor den Reichstags- noch auch vor den Landtagswahlcn. Wenigstens äußerlich betrachtet. Wohl finden Zusammenkünfte und Besprechungen für die Landtagswahlen statt; meist sind sic aber vertraulicher Natur. Die Wähler kennen die verschiedenen Parteien, die sich um Landtagssitze bewerben, aus früheren Kundgebungen zur Genüge, alö daß cS der Aufstellung grober „Programme" bedürfte. Ucberhaupt taxirt man den Werth der Programme in neuerer Zeit etwas geringer. Versprechen lässt sich in Parteiprogrammen sehr viel. Es fragt sich mehr, wie weit die löblichen Vorsätze dann von den Gewählten verwirklicht werden. So kommt es. daß sich die Wahlagitation nicht gerade in detaillirten Parteiprogrammen bekundet. Hierzu treten noch zwei Umstände: Einmal das trappistische Stillschweigen, das sich die Sozialdemokraten auscrlegt haben. Ihre Taktik besteht diesmal in dem Gcheiinnißvollcn. Schweigend legen sie ihre Minen. Drei, vier Tage vor der Wahl werden diese ausstattern. Es stehen vcrmuthlich allerhand Ueber- raschungen bevor und die OrdnungSparteicn werden gut tbun, nicht zu rertrauensseiig zu sein. Der Kampf mit einem sich in das dichteste Dunkel hüllenden Gegner ist jcdcniallS eine ganz neue Erscheinung bei den Wahlen. Nicht eindringlich genug kann vor der Zersplitterung der LrdnungSpartcien gewarnt werden. Das Ausstellcn mehrerer Eandivatcn könnte sich hier recht empfindlich rächen. Eioe solche Zersplitterung ist bei der Eigenthüinlichkeil des sächsischen Landtagswablgcsetzes um so gefährlicher. Bekanntlich entscheidet hier nicht die absolute, sondern nur die relative Mehrheit. Von den Sozialdemokraten weih man ganz genau, daß sie Mann für Mann bei den Urnen erscheinen werden. Aus Seite der LrdnungSpartcien sucht man eine solche Discivlin vergebens. Ob die relative Mehrheit im Wahlgesetze künftig beibehailcn werden kann, ist fraglich; zunächst ist sie noch Rechtens und sie kommt jetzt hauptsächlich den Sozialdemokraten zu Gute. Darum nochmals: Eiustcllcn persönlicher Eilerjüchteleien! Fattenlaffcn aussichtsloser Candidaturen kleinerer Fraktionen r Vereinigung der LrbnungS« Parteien auf gemeinsame Eandibaten! Die jetzige auffällige Stille vor den Wahlen entspringt vielfach auch der Meinung, daß der sächsische Landtag nicht mehr so viel wie sonst zu bedeuten habe. Die Sozialdcmoiralcn wissen das besser und sie haben darin Recht. Jeder gute Sachse sollte sich schäme», von der Bedeutung der Volksvertretung seines engeren Vaterlandes gering zu denken. -Hat auch unier Landtag wcicntliche Rechte an den Reichstag abgeben müssen, so sind ihm doch noch eine Reibe von werthvollen Rechten und Bcsugnissen verblieben. Sie hoch und in Ehren zu halten, sie zu schützen, ist einfache Pflicht des sächsischen Patrioten. Ein Staatshaushalt, der gegen 140 Millionen jährlich vereinnahmt und verausgab:, »in Staatsvermögen von über 670 Millionen — das sind Factoren, deren Einslutz aus ein Volk von über 3 Millionen nicht gering anzuichlagen sind. Für die Pflege der Wohlfahrt und des Wohlstandes dieses groben Volkes ist cs doch wahrlich von erheblichstem Einslnß. wie seine Vertretung iu> Ständesaale zusammengesetzt ist. Darum: Weg mit der Lauheit! Weg mit dem Gerede, dafi unser Landtag doch nicht mehr viel zu sagen habe. Mit Verlaub: Er bat mehr zu jagen, aiS mitunter der Reichstag! Die Regierung ist bei uns so vcrsassungSmätzig geschält, daß sie aus die Beschlüsse, ja die blotzc Haltung des Landtages weit mehr Gewicht legt, als dies in Berlin dem großmächtigen Reichstag passirt. Daß da aus der Wahl fortschrittlicher oder gar sozialdemo kratischer Abgeordneter kein Heil sür unser Sachsenland erblühen kann, bedarf keines lange» Nachweises. Zwar gehen d.c demago gischen Kunststücke, welche so oft ins Wen gesetzt werden, dahin, vor der Wahl konservativer Männer als angeblicher rcatlionärer Wamnau'S zu warnen. Aber diese« Manöver vergingt doch nicht 10 recht mehr. Was cS überhaupt mit dieser Bcichuldigung aus sich bat, daü setzte vor Kurzem der im Zittaucr Wahlkreis ausgestellte Ortsrichtcr Korsett seinen ländlichen Wühlern auscinandcl. Dieie kernigen, mannhaften Worte verdienen cUIgcnvi,lerer Verbreitung. Die konservative Bewegung unserer Tage, führte der Red ner auS, ist grundverschieden oon den reaktwnäee'i Bestrebungen srüherer Zeit, sie ist eine durchaus gesunde und bezeichnet uii besten Sinne einen Fortschritt. Sic »st dem wahren Liberalismus keineswegs feindlich, tondern ist im Gcgenthcil aus dcmicibcn her« vorgcgangen. Nannten wir uns doch einst Alle libciai; denn wir Alle stno ourchauS im liberalen Geiste erzogen worden, d. b. in dem, welcher die Gerechtigkeit und Freiheit liebt und welcher den geistigen und bürgerlichen Fesseln eurer vergangenen Zeit und tbatsächlichen reaktionären Gelüste» der Gegenwart feindlich gegenübersteht. Aber die Gesetze, die ein an sich edier und wohlmeinender Liberalismus schuf, zeigten gar bald auch Auswüchse. Die rücksichtslose Anwen dung des Satze- von der Heien Konkurrenz, welche die schranken lose Gewerbesreiheit im Gefolge hatte» führte z. B. den Handwcrlcrstaiid dein Rur» entgegen und diente vielmehr daru, die Massen ansznbeuten als zu beglücken. Ein solches Beginnen war nicht liberal, und schon deshalb wandten sich Tausend« dem Konservatismus zu» der solche Auswüchse beseitigen wollte, zumal da sich der Liberalismus barlnäckig der Einsicht ver schloß, daß seine Theorien nicht aus allen Gebieten allein selig- machcnd seren. Zwar gestanden sich selbst hervorragende Führer der Liberalen im Geheimen zu. daß ihr Werk manche Mängel zeigte, aber sie mochten dies aus ibre alten Tage nicht öffentlich zugestchn. 11 nd als vor Kurzem ein Tlieil der Liberalen, praktischere« Anschau ungen huldigend, bei Beratbung der GewerbcgeietznovcUe die Hand bot. einige hervorragende Uebclstände dort zu desertigcn, wurden sie von der radftalen, oder wie sie sich nennt: entich.eden nderalen Presse als Dämmerungsliberale verhöhnt, die da die wichtigsten Er rungenschaften veS Liberalismus preisgeden. Wir halten gewiß noch heute an dem Grundgedanken und dem Kern des Liberalismus fest; seitdem ober der Radikalismus das schöne Wort „liberal" ausschließ lich für sich in Anspruch nimmt und zu fernem Zwecke gebraucht, nun so nennen wir uns konservativ. Und gewiß haben wir „ich ein Recht aus diesen Namen. Denn wenn wir einerseits wahrhaft liberal zu sein streben wollen, so wollen wir andererseits treu sest- haltcir an den sittlichen und religiösen Grnndlagcn des StaatcS, an König, Kaiser und Reich, und wollen nicht aus bloßer Ncucrungs- sucht alte bewährte Einrichtungen und Gebräuche über den Hausen werfen, sondern stets prüfen, ob wir ein Besseres an die Stelle des Guten setze» können. So weit aber in der konservativen Partei reaktionäre Tendenzen gepflegt werden sollten, wollen auch wir, will auch ich nichts mit denselben zu thun habe». Aber cS sind heute nicht mehr Leute eines besondere,» Standes, nicht mehr Raubritter mit leibeigenen Knechten, wie dies die radikale Presse mit Vorliebe darzustellen beliebt, die sich zur konservativen Partei bekennen, sondern Leute aller Stände, wie neulich in einer unserer Zeitungen gesagt wurde: Es sind eben io sehr gute, nützliche Bürger, welche sich ihrer Mannes- und Bürgerchre ebcniomenig zu nahe treten lassen, als Leute anderen poliNichcn Glauvensbekenntnissc, es sind Leute des Besitzes und ohne Besitz, Leute mit Ehrgeiz und ohne Ehrgeiz. Leute mit Kopfarbeit und solche mit Schwrelen an den Händen, genau so wie im liberalen Lager. In diesem Sinne hoffe ich aui den Namen eines Konservativen ebenso stolz sein zu können, wie irgend ein Anderer an, den Namen eines Liberalen. Jedes Wort, dieser Aussprache zugesctzt, könnte nur ihren Werth vermindern. Daß der Reichstag so rasch Schickst machen würde, war kaum zu erwarten. Schon heute wird d-r größte Thcil der Abgeordneten wieder daheim sein. Ter spanische Handelsvertrag hat nunmehr seine gesetztzicberische Weihe erhalten. Er tritt in vollem Umfange hinnen IO ^.cigen in Krast. Plag er Heiden Nationen zum Segen gereichen! Der Reichstag hat sich streng aus sein geschäftliches Ar beitspensum beschränkt. Kcinertei Frage der großen Politik hat er angcrülirt. Diese Tbatsache wird sicherlich zur Beruhigung der Ge- müthcr beitragen und die Friedcnsausnchten erhöben. Auch daß der deutsche Botschafter in Paris und der französische Minister deS Acußcren aus Urlaub geben, zeigt, daß der pölilsche Horizont ge klärt ist. Den Auirubr ,n Ungarn und Kroatien, sowie die drohenden Bermicklungcn mit Ebina könne» wir einstweilen den Magyaren und Franzoicn ruhig selbst überlasst». Neueste Telegruiumr der „Dresdner Nachr." vom 1. Ceptbr. Berlin. NeichSta g. Präsident von Lcvctzow macht Mit- thciiung über die letzten sür die Ueberschwcmmtcn der Rhcin- gegcnven eingegangenen Gaben und zeigt an. datz ein Bericht über die Verwendung der Gaben icilens des oadischsn Eomitüs im Bureau anSiicge. — Der Abg. Vv. Braun beantragt Am nähme einer Bestimmung, wonach den: Reichskanzler wegen der Verord nung vom 9. August Indemnität erlheilt wird.» in dem v. Karbons bereits trüber cingebrach.'en Gesetzenlivurs b.tr. die Verallgemeine rung der Italien und Spanten gewährte» Zollermußigungcn. — Erster Gegenstand der Tagesordnu. g ist: Dritte Beralhung des spanischen Handelsoerrrags. Der Abgeordnete Grad beleuchtete kurz die Interessen der ctsäisischcn Industrie an dem Vertrage. — Bamdcrgcr tritt den Krainann'schen Auslühruiigcn entgegen, inso fern die,eiben bestimmt waren, die Zustimmung des Hamburger Senats zur Svritllauiel zu rechtfertigen, und spricht dannZm All gemeinen gegen Las Schutzzolliystcm. Nickst nur sür den Schuster, sondern auch sür einen grotzcn Staatsmann gebe es cmen Leisten, über den er nicht hinausgeben Witte, v. Volimar: Ter Vertrag biete gewisse Vvrtbeiie. Das doch ei eingehaltene Verfahren steile aber einen der üblichen systcmariichen Angriffe aus die Rechte des Parlaments bar; wollten die Sozialdemokraten »m cinigcr Haubelsviirlyeile willen dem Vertrage zustinimcn, so würden sie sich mitschuldig an dem Vertrage machen. Er hasse, daß dieser Vertrag nicht lange in Geltung sei und Halo durch einen besseren crictzt sem werde, der von einer spanischen Republik ausgehcn weide. (Heiterlcil.) Ja, lachen Sic nur, es wird doch w kommen, v. Karoorfts bemertt Bambcrger gegenüber, datz ec die Geichichte gerade zu den grdtzten Verdiensten des Rcicks- kanz.crs rechnen ive.de, da i er cnergnch die auSgesahrcuen Geleise des Freihandels rer.affen habe. v. Mrnnigerode konstatirt, daß gerade für die Arbeiter großer Industrien derartige Handels verträge Vorlheilc bringen, und weis: iooanir nni die Erfolge der 1870er Wirthschaftspoftlik, namentlich die Beseitigung der Handcis- unterbilair.cn, hin. Rrttingha »sc n erklärt, sür Len Vertrag zu stimmen. Richter: Mit der Znstiinmung zu dem Vertrage an sich habe die Veriainingssiage gar nichts zu thun. Die Handeis- tnlanyn bewiesen gar nichts, da vor 1880 die Ausstellung der Handels - Bilanz eine problematische gewesen sei. Wir trieben jetzt eine Schnavspoiilil. Die füin Hambmger Spnt- sabrikcn sollten n tont iwix rninirt werde», obgleich deren Besitzer Konservative seien. -- Sonnenia»»: Die Voikspartci wird sür den Vertrag und gegen jeden Jndcmnitätsantrag stimmen. Es sei eine tzcrabietzung und Deiiiütblgmig dcü Reichstages beabsichtigt ge wesen; das lasse sich durch Indemnität nicht wieder gut mucken.— Dv. Windtliorn: Das Eenlrnm ist für den Vertrag und,hält eS nicht sür nölhig, deoi>nit> viel große Worte zn macncn. Er hätte mancherlei im Einzelnen anszusetzen, aber wenn man Eonecssionen buben wolle, so >»iis,e man sowie auch gewähren. Wahr sei. daß man, wenn noch viel solche Verträge gemacht werden, schließlich zu den alten Zuständen zurUckkomiiic. Er sei überzeugt, daß die Regie rung den Rechten des Reichstags nicht zu nahe treten wollte. Sic war der Meinung, baß die Sache mit einer nachträglichen Genehmigung abgetban sei; sie gewann die licberzengung, daß diese Meinung irrig sei; daraus berief sie sofort den Reichstag — was wollen wir mehr? — v. Äinnigerode weist in seiner Entgegnung aus die Richter'schen Angriffe, aui die heutige Politik, aus die geschichtliche Bedeutung des heutigen Tages, als des entscheidenden LchmchttageS in Frankreich hin. — Staatoiekr. vr. Braun begründet seinen Jn- dcmnitätSantrag. — Staatssekretär v. Bötticher erklärt sich mit demselben einocrstandcn. — Richter-Hagen entgegnet Minnigcrodc, trotz aller Parteikämpse werde man sich in Einem begegnen: Wenn fremde Eroberer einfallen sollten, fo würden wie irühcr Alle fest zusammen sieben. Er hielt ausrecht, daß die einseitige Bevorzugung des Brennerei-Gewerbes di« Wirtbfchalttpolirik beherrsche. Meyer-Jena (nat.-lrb.) und v. Maltzabn-Gültz (cons.) befürworten die Srtheilung der Indemnität durch das Gesetz. Meyer-Halle plaibirt für die Resolution aus Ermäßigung des RobcacaozolleS. Durch die Zollcrmäßigung, welche den Vertrag für Ehokolade ge währe, fei ein Mißverhältnis, entstanden, dessen Ausgleichung nur durch die -Herabsetzung des Zolls sür Cacao in Bohnen möglich ist. Staatssekretär v. Burckard stellt in Abrede, daß ein solches Miß- verbäirniß nicht ln« jetzt schon heruorgctreten sei, wenn em solche- einlretc, so würden d»e verbündeten Regierungen sofort Abhilfe in'« Auge fassen. Der Vertrag, einschließlich der Sprittlausel. wird schließlich nahezu einstimmig genehmigt. Der Antrag Kapp aus eine nachträgliche protokollarische Festsetzung, daß, wenn der in der sprit- Ilamel enthalten« Grundsatz nicht anderen Ländern gegenüber in Anwendung kommen könnte, auch Deutschland davon befreit kein soll, wird abgclehnt, dagegen wird der Antrag auf Zollermäßiaung für Eacaobohnen mit großer Mehrheit angenommen, nachdem Acker mann und Dr. Frege durch persönliches Eintreten die Konservativen von der Nothwendigkcit der fraglichen Maßregel überzeugt und zur Zustimmung zu dmclben veranlatzt haben. Die Petitionen um die Rückvergütung des Rosinen- und Corinthcnzolls werden dem Reichs kanzler zur Erwägung überwiesen. Ter Gesetzentwurf. betrefiend die Ausdehnung der Italien und Spanien zugestandenen Zoll- ermäßigungen aus alle Staaten, die uns Meistbegünstigung ge währen, wird mit der von Braun beantragten Bestimmung, welche die Regierung wegen der Bekanntmachung vom 0. August aus drücklich Indemnität gewährt, gegen die Stimmen der Fort schritts- und Vollsvartei und der Sozraidemokraten angenommen. — Definitive Genehmigung findet ferner die internationale Fischerei- Konvention nebst Aussülirungsgeietz. — Zur Denkschrift bezüglich der Verlängerung des kleinen Belagerungszustandes in Leipzig er klärt v. Vollmar von einer Leivrechung abzuschen und verliest einen längeren Protest seiner Partei gegen die in der Denkschrift ent haltenen Darlegungen. Staatssekretär v. Bötticher verzichtet mit Rücksicht auf die Geschäftslage aus eingehende Beantwortung des Protestes. Graf Moltte dankt dem Präsidium sür Geschäftsführung. Präsident v. Levetzow erwiedcrt den Dank Namens des Gesammt- vorsiandcs. Staatssekretär v. Bötticher verliest die Botschaft, durch welche die Session geschlossen wird. Unter dreifachem Hoch auf de» Kaiser geht der Reichstag auseinander. Berlin. Da die Session heute geschlossen wurde, ist von der feierlichen Grundsteinlegung zu dem RclckstagSgebäude in nächster Zeit Abstand genommen worden. — In Pyrmont starb gestern der Novellist Levin Schücking. — Demnächst soll in Leipzig ein amtliches Eisenbahn-Auskunfts-Bürcau errichtet werden. Berlin. Mit dem Prinzen Georg trifft morgen Abend auch der KriegSminister von Fabrice liier ein. Wien. Graf Kalnoky äußerte sich sehr befriedigend über seine Zusammenkunft mit Bismarck. ES heißt, der rumänische Kabinets- chcfBratiano komme demnächst nach Wien und werde auch Bismarck in Gastein besuchen. Wien. Ter Kaiser hat außer dem Grasen von Paris noch den Grasen von Bari, die Herzoge von Chartres. Nemours, Alenyon und Anmale. und den Prinzen von Joinville emvsangen. Bad Gastei n. BiSmarck mit Familie ist Nachmittags an- gekommen. London. An den Küsten des atlantischen und stillen Ozeans wüthcn seit Abend verheerende Hochfluthcn. — Figucroa, der Minister der auswärtigen Angelegenheiten in Costarica, wurde gestern im Pistolenduell getödtct. London. Der „Standard" bringt einen Artikel über den Jahrestag der Schlacht bei Sedan, in welchem er die Friedfertig keit und Mäßigung der deutichen Politik seil dem Tage von Sedan rühmt. Die Erfahrung der letzten 13 Jabre hätte gelehrt, daß Fürst Bismarck keine stcomplote gegen den europäischen Frieden schmiede. Tie verbündeten deutschen Reiche seien ein Psanb der Sicherheit gegen Störungen des Friedens, wie solche etwa durch d n Raeenbäß oder dynastischen Ehrgeiz hcrvorgerufen werden könnten. Als die friedensstörenden Elemente in Europa bezeichnet das Blatt Frankreich und Rußland, während die friedlichen und comcrvativen Elemenie Deutschland und Oesterreich seien, aus diesem Grunde begrüße England den Namen Sedan mit Befriedi gung und seye mehr Vertrauen in Deutschland, als in den soge nannten Bundesgenossen, der niemals rastete, selbst nicht, nachdem er die Unabhängigkeit der "Nachbarstaaten zertrümmert. Kairo. In den letzten 24 Stunden starben in Unteregypten 9, in Obcregyptcn 327 Personen an der Cholera. Die Berliner Börse rrössnete rescrvirt. Pester Privat Nachrichten sprechen von der Eventualität einer Handelskrise, mattc- Pariier Meldungen sühnen Koursabschwüchungen herbei. Speku lative Banken schloffen gegen gestern wenig verändert, eher etwas schwächer. Kassabankcn völlig leblos; sür Franzosen bestand Inter esse. Auch die übrigen österreichischen Bahnen waren vorwiegend besser. Ocsicrreiclnsche Prioritäten reckt gut behauptet. Von deutichen Rahnen waren Maricnburger und Mainzer bevorzugt und höher. Kassahalmen ruhig, Bergwerke fest. Von sonstigen Jndustrievapieren wichen Hartman» weiter zurück. Deutsche Fonds etwas reger. Fremde Renten scbr still. Ak,i»»i>>r> a. V-, I. Scribr., eidknv». Sredll Mp,. Stoetidodn 277p,. Ls«» !>a>dcn >ec>> >. eacr Lcoic —. Lest. Eilderrente —. PLPiereciNc —. Sollt!« 2dS>/,. omn-rr. Goidrcmc —. 4«/, Uiis. p'o'.drri'.ic 7<>/,. 7<« NlNicn —. 80« Rüben 2.i2ric!ll!>»Ieii i —. Rcucbc lliiftai. üwltoiilcilie . 8. Orienioiileilie —. u»i»r. Pavterrenle —. DiScoino —. Soupier 7I>/,. Lokibordiiabn Ilij. Maricnd. —. Pari», I. Schlvr. cSchliib.i Rein-eo.«>. Lnlcihc ISS.SS. giillener »».SS. Siooik-dah» e>8S,2tt Lvmborde» ii.'S.Lö. do, Priorttoten LS«. Sgtipt« iid7. vellerr. »otdrenie »d'/,. Ruiitg. Var»» ivrotulieni, t. Eedtbr. iELlut.i wetten riu„ust 2b.7S. Roveinder, ezebruor 2":,. nag,,. Sririru» üliiiMil bl.2d, Jomior-Aprtl dt.tia. «eichend. Nttdöl August 72.ÜV, Konuor-April 72,2b. inall. «insterbam <ProduIten1» 30. SiugNtl. tSchludi. weiten November 2«1. Nona«! ocioder 171. Lokales und Sächsisches. — Mit dein Monatsschluß sind abermals zahlreiche Ernen nungen, Beförderungen und Versetzungen ,n der Armee eingctreten. Die Beförderungen beziehen sich hauptsächlich aus die Offiziere der Reserve und Landwehr. Unter den AbschiedS Bc- willigungcn befiudet sich auch die des Eominandcurü des 2. Ulancn- RcgiinentS Nr. 18, Oberstiieutenant Frhr. v. Wrlck in Rochlitz. — BergamtSdirector Ludwig BraunSdorf in Freibcrg er hielt das Prädikat „Ged- Bergrath". — Ter Director in, Justiz» Ministerium, Geh. Rath Agricola Herbig, erhielt das Kointhur« kreuz 1. Klasse dcS Verdienstordens. — Se. Kg!. Hoheit der Kronprinz Don Carlos von Por tugal besuchte gestern Vormittag die Kgl. Gemüldegalcrie und daS grüne Gewölbe. Mittags begab sich Se. Kgl. Hobelt sodann aus dem hiesigen Schlöffe, in welchem er mehrere Appartements der nach der Hauptwacke zu gelegenen 1. Etage bewohnt, nach Hofterwrh, um mit Prinz und Prinzessin Georg nebst Familie zu diniren. Abends gedachte der Kronprinz der Vorstellung im Kgl. Hoflhealer anzuwohne». — Die sämmtlichen Herr,»After Gemeinden der Obcrlausitz lehnen dre Einführung des Landesgekangbuches — ab. De: Grund zur Ablehnung liegt darin, daß die lituigiichen Einrichtungen dieser protestantischen Sekte von denen der übngen Gemeinden nicht un erheblich adweicken. — Ein wichtiges und recht erfreuliches Ereignih hat sich inner halb der Dresdner Wahlbewegung vollzogen: der kon servative Verein sieht von der Ausstellung eines bciondercn Kandi daten in Friedrichstadt ab und empfiehlt feinen Mitgliedern für Herrn Stadtratl, BS^ifch zu stiwnien. Der Grund dafür lag in der den OrdnungSpartcien drohenden Gctayr, durch Aus«
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