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Dresdner Nachrichten : 15.01.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187101152
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18710115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18710115
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1871
- Monat1871-01
- Tag1871-01-15
- Monat1871-01
- Jahr1871
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 15.01.1871
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, M-«»vmmru: «LNUX«. ^irfcheiirl: «gilch ftHtz r «e. Krfertt« dt» Mittag- ir Uhr Marie« stratzeLL; i» Nrupadt: V«ch>»r»<»r,i Ra»»i-« i, di«s. vlattr ß»Vr» «i« rrs»lg«ich« Vrrbnitmrs- « » N a S er S^piarr. Unterhaltung Druck und Eigenchum der Herausgeber: Lltpsch öc Reich ar-1. — Verantwortlicher Redakteur. ZUllUS Ntichardt Abonnement: Vierteljährlich MRgr. bei unrntgeldlicherV«. serung in « Hau«. Durch die -Suifll Pest vierleljähtt.2L> ^Ngr. Euiiclnc Nummer» 1 Ngr. Anseraienpretse: Für den Raum einer gespaltene» Zeile: 1 Rgr. Unter „Eingesandt" die Zeile 2 Rgr. «r. 1» Sechszehuter Jahrgang Mitredacteur: Theodor Drodisch. Sonntag, IS. Januar 1871. Drcödcn. 15. Januar. Der ordentliche Professor dcrSlnatomie und Senior der lniversit.it Leipzig, Geheime N'edicinalratb l)r. Ernst Heinrich kzeber. hat auS Anlaß seines fünfzigjährigen Jubiläums alS »deutlicher Professor der Universität Leipzig, daö Eomthur- rcuz II. blasse vom Verdienstorden erhalten. — Der Amtöbauptinann von Könnens in Chemnitz, Schwiegersohn des Grafen Brust, Ist zum Prafectcn von Or- tanö ernannt worden und wird in Kurzem dahin abgrhcn. — Die König!. Sachs. Feldbeamten, Untcrofficiere und P'lannschasten des Hauptquartiers der Maaö-Armee haben achstchcnde Decoratsoncn und Medaillen erhalten: Secrctär sritzschc daS Ehrcnkreuz vom Verdienstorden, Secretär Opitz aS Ebrenkreuz voin Albrcchtöordrn, Obergcnvdarm Gäblcr «in 12. Armrccorps die goldene Medaille vom Verdienstorden, befreiter Förster von der FeldgenSdarmcrie des 12. Armeen jorpS und der zur Staböwache commandirte Gardist Michael er 4. EScadron des Garde-Rcitcr-Rcgimcntö die silberne Me- mUc vom Verdienstorden ; Zahlmeister Pönisch vom 8. Jni.- jcg. Nr. 107. Sergeant Stegel vom 6. Inf.-Reg. s>!r. 105 nd Unterofficier Licbscher deö 3. Rciter-Rcgimcntö - iäinmt- ch von der StabSwache — die goldene Medaille vom Albrechts- den, sowie der Guidenwachmeistcr Winkler vom CorpsstabS- sonale, der Noßarzt Gerber von der Staböwache, die Unter- ciere Lippmann uno Triebcl von der Feldgenstarmerie des Armee-Corps und die bei der Jniantcrie-StabSwache com- »andirten Soldaten Geipcl des 0. Jni.-Reg. Nr. 105 und flicklich des 7. Jnf.-Neg. Nr. 106 die silberne Medaille vom jlbrechtöorben. — Zweimal das eiserne Kreuz erhalten! Wegen seiner au- rrordcntlichen Bravour und Tapferkeit hatte vor etwa drei flonaten der Feldwebel Hcrrmann TromSdors ans Naumburg . d. S. von der 10. Compagnie des 80. Jnianterie-Regimentö l»S eiserne Kreuz zweiter Klasse erhalten. Am vergangenen I. >'anuar erhielt er dieselbe Dekoration erster Klasse und wurde gch Versailles zum König beordert. -- — Freitag und Sonnabend sind ungefähr 50 Mann zum atz sür Dresden und Görlitz hier eingetroffen, wie auch der Ctrevaany schwervcrwundcte sächsische Hauptmann v. Keller, m Privatpflege ging. Mit Zügen zwischen 5 und 6 Uhr sind Mann Preußen nach dem Kriegsschauplatz tranöportlrt wor- , deren gestern früh 3'/ü Uhr ein Crtrazua mit LO Osflzicrcn, 15 Mann - - - ln eußcn, r ihrer Weiterreise frisch verbunden worden sind, 11 Mann m Ersatz für hier und 9 Mann Preußen für Görlitz. Zwei wer verwundete Sachsen, die Freitag Nachmittag hier cin- troffen, sind ebenfalls in der Station frisch verbunden und 's hiesige Lazarctb abgegeben w rdcn. — — Um auch mit den zulässigen Vicr-Lotb-Packeten unseren oldaten im Felde eine Freude durch Ucbcricutung von Ci- irren re. zu machen, hat Herr Kaufmann Bösolt i Wallstraßcn. >d Antonöplatz-Eckc) praktische Leinwand Couverts vorrätbig, eiche zugleich die Feldpost-Corrcipoiizkanc als Couvert tragen fld von der Post sicher als vcrschickungSiähIg angenommen erben. — Der Afrikareiscnde Gerhard NoblfS er eilte vorgestern Abend im kleinen Saal des GewcrdchauscS ie zahlreichen Hörer durcl' einen Vortrag über seine wieder >dlten Reisen in Nordasrika durch Niarokko, über den großen jitlas u. s. w. DaS cnglisckic Sprüchwort: „Reisen isl Leben, er reist, lebt doppelt", sowie der Auospruch des wacker» laudiuS: „Wenn Jemand eine Reise thut, so kann er wao zählen", drängten sich wohl dem Hörer ans, als er a»S dem credtcn Munde die pikanten wie lehrreichen Mitthcilimqcn npflng. Cr erzählte der lauschenden Versammlung wie er zur Erreichung seiner Rciiezwcckc sich genötbigt gesehen, zmocilcn IS Bekenner dcS Jölam auizutrctcn und wie er im Jahre 18«,l nter dem Namen Mustapha dem Bcbcrr'chcr von Marokko ine Dienste angedotcn und sofort alö „Oberarzt der Armee" >it täglich 2V-- Silbcrgrofchcn Gehalt angcslcllt worden sei. ^aß er mit diesem Tractamcnt keine großen Sprünge machen nnte, versteht sich von iclbst, weshalb er sieh nebenbei eine rieb deshalb Amulette nach Art der dortigen Aerztc und weil in Marokko keinen Professor Bock giedt, der in irgend einer ma- kkanischen „Gartenlaube" die Leute über diesen Schwindel auf kären könnte, so wuschen die Patienten die Amulctschrift ab, ranken daö Wasser und — wurden gesund. Rohlfö avancirte zum cibarztdes Sultans; selbiger muß aber eine kernfeste Gesundheit ehabt haben, denn der Herr Leibarzt hatte im Laufe von acht fahren nicht ein einziges Mal Gelegenheit, seine Kunst auözuübcn. :S fand sich aber Ersatz. Im Harem des Sultans befanden sich nfhunbert Frauen, wo etliche doch manchmal erkrankten. Hier er trat die Frage ein, ob die Schönen des Harems sich ohne chleler dem Arzte zeigen könnten. Die Schlcicrfrage kam zur ntscheidung des Sultans. Sic lautete: „man solle absehen on allem Zwang, indem Doctor Muslapba doch nur alö ein Irst jüngst bekehrter Christcnhund zu betrachten sei." Im wei nen Verlauf deö interessanten und mit Spannung auigenom- icnen Vortrages wurde erzählt, wie er in einer Oase ,'enscitS ogadorS große Gastfreundschaft gesunden, wie er. eine Kara- ane nach Timbuetu erwartend, mit seinem Wirth aus Einer Schüssel gespeist, sich aber dennoch getäuscht hatte, denn der ute Freund drückte die geladene Flinte aus RohlsS ab, alö er n Schlafe lag. Die Kugel zerschmetterte indessen nur den nken Arm. Der Reisende griff nach seiner Pistole, cö entstand n Kamps. Ausaevlündert und mit acht Wunden am Leibe !g er hilflos drei Nächte und zwei Tage, biö etliche Männer it Schaufeln und Hacken erschienen, um dem Todtgcglaubtcn n Grab zu bereiten. Die Männer fühlten Mitleid, holten ein "aulthier und brachten den Schwerverwunbcten zur Pflege ihr Dorf. Wie solche mit Ausbietung aller Drittel geschehen, »eckte großes Interesse und kann hier In diesem Referat nicht oriter nntgethrilt werden. Wie Herr Rohliö am Schluß be merkte. ist er Willens, nächstens einen zweiten Vortrag zu hal ten, aul den wir hiermit aufmerksam machen wollen. In der öffentlichen Versammlung keS hiesigen psycholo gischen Vereins am Donnerstage im GcwerbehauSsaale hielt Herr vr. Czakcrt. ein Wiener Arzt, seinen angckündigten Vor trag: „ob die Seele abhängig ist vom Körper oder nicht", vor einem zahlreich erschienenen, gewählten, wissenschastlichcn und bürgerlichen Publikum. Dem Vortrage wurde allgemeine Aui- merkscnnkeit zu Thcil, welche sich später in der über den Gegen stand cröffnctcn Diöcusston noch bester auösprach. An dieser Diöcussion dctheiligten sich mehrere Herren in höchst interessan ter Weise; besonders fanden die radikalen materialistischen Ideen deö Vortragenden «derselbe nennt sich selbst Materialist voin Wirbel bis zur Zehes nicht nur in der Versammlung, sondern auch, wie cö schien, seitens der Anhänger deö Vereins Wider spruch. Der einzige Mißton in der sonst so würdevoll gehalte nen Versammlung entstand durch eine vom Pi'vchologen Bossard auö Leipzig angeregte Debatte. Derselbe betonte besonders die große Jugend deö Vortragenden, während dieser den Schwer punkt in seinem Wissen und seiner anerkannten wisscnschait- licben Thätigkcit sah. Der Unwille der Versammlung machte sich deshalb gegen Bostarb geltend. - Der Fragekastcn enthielt manckx interessante ernste, theilweisc auch Heiterkeit erregende Frage und die Versammlung ließ sich biö ziemlich II Uhr von der originellen Adcndunterhaltung lcstcln. — Meteorologische Notizen und Wetterpropbc- zcibung. Im Monat Januar sind die Tcmperaturschwank- ungen, die Unterschiede der Thermometerstänte, in den meisten Jahren sehr groß. Die mittlere Größe der Schwankung, auö 40 Januaren berechnet, beträgt 17 Grad Reaumur. Bedeutend überschritten wurde diese mittlere Schwankung in folgenden Januaren: Jahr. Temperaturen im Januar. Schwankung 1828 - 19'r Grad u. i> 4 Gr. R. 2t? 4 Gr. R 1849 17','r 9 - - 2VY- - - 18V1 18 7-7« - - 25M - - 1850 19'/« 5 - - 24'/r - - 1829 20'/4 3',r - - L?,4 - - 1804 13"/4 - r N/4 - - 22", - - 1840 12'/, - r 9->. - - 22^/« - - 1839 - 19'/4 - - -8 2 - - 217« - - Jahr. 1854 I8,.«i 1842 1853 I8«:5 2> ll-r 3>« ii- - Am geringsten waren diese Schwankungen in folgenden Januaren: Temperaturen im Januar. Schwankung. - 4'4 Grad u. Z- t>- 4 Gr. N. il','- Gr. R. - ll'-L - . 12 - - 2M - - 12«/4 - - - 0 - - 12V« - - - -st 5-M - - 12'/4 - - Die Mitte zwischen den Crtremcn der Temperaturen in einem Monat ist nicht die mittlere Temperatur des MonatS; um diese zu erhalten, muß man die mittlere Temperatur eines jeden Tagcö des MonatS in Betracht ziehen. — In dieser Woche wird in den ersten Tagen eine stärkere Luftströmung und Verminderung der Kälte cintrctcn, in der zweiten Hälfte der Woche wird bei bewölktem Himmel gelinde Temperatur vor herrschen. Um «moii iu8. — Gcwcrbtrcibcnde könne» ihren Firmaö und AuSbänge- schildern, zumal wenn solche auö Metall bestehen, nicht genug Ausmcrksamkcit schenken. So hat vor einigen Abenden ein dreister Dieb ans der Amalicnslraße ein größeres Mcssingschild loSgcristcn und ist damit ipurloo verschwunden. — Vor einigen Wochen bat ein unbekannter und auständig gekleideter Mann, der mit zwei großen braunen und angcschirr- len Pscrdcn ans Böhmen über Pctcröwalde nach Hcllentors gekommen ist, von einem dortigen Gutsbesitzer einen grün an- gestrichcnen Koibichlittcn unter der Versicherung entliehen, daß er mit demselben nur bis Pirna zu fahren beabsichtige und Tags darauf »ach Hcllciidors wieder zurückgckcbrt sein werte. Der Gutsbesitzer soll noch beute seinen Schlitten zurückcrbaltcn ; statt desselben ist ihm später ein kleiner Geldbetrag auö Dresden per Post mittelst Bricicö zugegangcn, in welchem der Unbe kannte bedauert, den Schlitten nicht zurückschickcn zu können, da ihm derselbe unterwegs zerbrochen, und weiter schreibt, daß er die Sache durch Beifügung deö Geldbetrags für ausgeglichen halte. Damit ist aber der Verletzte durchaus nicht zufrieden, da er den Werth seines Schlittens aus doppelt so hoch an schlägt, alö die erhaltene Entschädigung beträgt. Trotz aller Nachforschungen ist cs ibm aber hiöber nicht gelungen, den Unbekannten zu ermitteln — vorläufig hat cr sich vorgcnommcn, nicht sobald wieder ein Geschirr zu verborgen. — Jubiläen im Dienst und in dcr Ebe sind jetzt keine Sel tenheit mehr für die Ocffcntlichkeit. seitdem die Tagespreise ihrer Erwähnung thut. DcSbalb erinnern wir auch gern an ein solches Fest, das eine Frau Sorst in dem Hause Nr. 21 der Scestraße dieser Tage begebt, indem sie in dem genannten Grundstück seit 25 Jabrcn alö „HausmannSirau" snngirt. Wie oit hat sie die Falten und Runzeln ihres Trottoirs auögcglät- tet und gestriegelt, wie viel dienstliche Blicke In die Winkel ge sendet und wieviel Hausbewohner auS- und cinzieben, kommen und geben gesehen. Ein HauSmannSposten hat seine historisch- novellistischen Seiten, die ein reiches Feld für Pani de Kock und Dumaö stmior bieten. — Eine sehr unliebsame Scene, die mit Bestrafung der Ur heber enden wird, trug sich an einem der letzten Abende am See in der Nähe des Dippeldiöwaldacr Platzes zu. Drei, einem Fleischer G. auf der Badergasse gehörige Stück Rindvieh wur den von zwei Männern nach einem Gehöfte auf der kleinen Plauenschcn Gasse getrieben, wo sic sür die Nacht eingestellt werden sollten. Unterwegs konnte daS eine Thier nicht mehr von der Stelle, stürzte zusammen und blieb im Schnee mitten auf dem Fahrdamm liegen. Die Treiber glaubten nun nichts Besseres thun zu dürien, alö derb darauf loö zu hauen, so daß die Schläge weithin schallten und sich nicht bloö eine darüber sehr unwillige Menge Publikum aus der Straße versammelte, sondern auch die Fenster mit neugierigen und Einspruch erhe benden Köpfen gespickt waren. Ein herbeigeboltcr Sichcrheitö- b unter notirte sich die Namen d«r beiden lil ' die Thatsache selbst. — ES gab dieser Tage einen Moment vor dem Monument am Ncumarkt, in welchem ein seltener Fund gemacht wurde. Einsam und verlassen stand ein herrenloses, volles Faß dort und wartete vergebens aus seinen Elgcnthümer. der sich übrigens noch nicht sehen ließ, und so ist taS Faß unterdcß in dem Hause Nr. 1 der Rampeschenstraße untergedracht worden. — Vor einigen Tagen entstand in einer Wohnung der Schillerstraße, iedcniallö auv Unvorsichtigkeit, rin Gardine»- brand, der jedoch durch schnelle Hülse ebenso glücklich gcdämptt wurde, wie ein ganz ähnlicher Brand, der diesen Winter, eben falls in gedachtem Logis, schon einmal autzgcbrochen war. — Vorgestern Abend wurde eine Frau, die ein kaum ein jähriges Kind auf dem Arme trug, aus der LandbauSstraßt da durch üderiahrcn, daß sie wenige Schritte vor einem, gedachte Uraße paisirendcn Schlitten auSglitt und hinflel. Glücklicher - - leblosen Treiber und Weise ist die Frau nur leicht und das Kind gar nicht verletzt worden. Dem Kutscher soll keine Schuld an diesem Unglücks- ialle beizumessen sein. — In vergangener Nacht sind in Friedrichstadt Diebe in ein dortiges kaufmännisches Geschält Ungebrochen und haben die Ladenkasse gestohlen, in der jedoch zum Glück ein nur un bedeutender Geldbetrag befindlich gewesen sein soll. — Gestern Nachmittag in der vierten Stunde geschah dem Wagenschicber Becker aui dem schlesischen Bahnhof ein Unbe'l dadurch, daß er bei Ausübung seiner Pflicht in Folge der Glätte zu Falle kam und ihm der rechte Arm pom rollenden Wagen rad vom Körper getrennt wurde. — Am 6. Januar ist das Wohnhaus deö Böttcher'scheo Gutes in Hartmannögrün bei Plauen i. V. ein Raub der Flam men geworden, wobei der Besitzer und dessen Ebesrau bedeu tende Brandwunden erlitten haben. — Am 9. stürzte der Drei- viertelbulengutSbesitzcr Andreas Lange in Gnaschwitz bei Bautzen von dem Gebälk der Scheune auf deren Tenne und starb nach wenigen Stunden an den erhaltenen Kopf- und Rückgratsverletzungen. — Eine ältere, nicht unvermögende Dame, welche schon seit vielen Jahren ein hiesiges größeres Restaurant alltäglich Morgend besucht, um daselbst eine Tasse Kaffee zu trinken, war seit einiger Zeit in Verdacht, bei dieser Gelegenheit ihre große Ledertasche in unbeobachteten Augenblicken mit Kohlen zu füllen und damit zu verschwinden, ohne diese ungewöhnliche Zeche bezahlt zu haben. Dem aufmerksam gewordenen Wirthe gelang es gestern Morgen, die Diebin zu erwischen, in demsel ben Augenblicke, wo sie sich mit gefülltem Beutel vom Kohlcn- kasten entfernen wollte. Faule Ausreden folgten, doch der Wirth machte kurzen Prozeß und brachte die üoerführte Koh- lenireundin mit Eclat zum Hause hinaus. — Repertoir desKönigl. Hoitheaterö. Sonn tag: Fra Diavolo. Zcrline: Frl. Mila Rocder a. G. — Mon tag : Ein Wort an den Miniitcr. Durchs Obr. DaS Schwert deö Damokleö. — Dienstag: Johann von Paris. Prinzessin von Navarra: Frl. Mila Rocder, a. G. — Mittwoch: Sie ist wahnsinnig. N. e. Harlcigh: Herr Haase, a. G. Eine Parthie Piquet. Rochcicrricr, Herr Haase, alö Gast. — Donnerstag: Die Meistersinger von Nürnberg. Anfang N Ubr. — Freitag: Man sucht einen Erzieher. Marian: Herr Haase, a. G. Ein Arzt. Arthur: Herr Haase, a. G. — Sonnabend: Des Teu- iclö Anthcil. — O> ciicntIichc GericdtSiitzung am 12. Januar. Der Handarbeiter Gustav Friedrich Rotbe hatte jedenialls von den jetzigen Genüssen der Pariser gehört und Appetit nach Katzcndraten bekommen, freilich war der Braten etwas tbeuer, denn das Gcrichtsamt verurtbeilte ihn deshalb zu einer Woche Gcfängniß. Anfangs Nopcmdcr arbeitete er am Dachstuhl des Hauses, in welchem der Productenbändler Engekmann wohnte. Ein munteres Cvpcrkätzchcn schmeichelte um ihn herum und war dabei io zutbunlich, daß er cö nicht über'ö Herz bringen konnte, sie mit nach Hauie zu nehmen. Dort aber erwachte Hunger und Blutgier in seiner Brust, er griff nach dem Messer und in einer Minute hatte das Kcitzlein aufgehört unter den Lebenden zu wandeln. Bald lag co abgezogen in der Pfanne, und verschwand endlich in den Magen Rotbc'ö und cineö seiner College». Cngclmanii machte von der Sache bei der Polizei Anzeige, verglich sich aber dann mit Rothe, der ihn für den Braten einen Tbalcr bezahlte und daS Fell retour gab, der Be stohlene bat außerdem. man möchte den Dieb nicht bestrafen, was aber dennoch geschah. Heute beantragte die Staatsanwalt schaft iHcrr Assessor Richter» die Strafe um einen Tag herab- zusetzen, da datz neue Strafgesetzbuch die Straferhöhung wegen Rückfall «Rotbe ist einmal schon wegen Diebstahl bestraft wor den) nicht kenne. Der Gerichtshof erkannte aus 4 Tage Ge- sängnlß. — Johanne Friederike Kluge, jetzige vcrbeirathete Fischer, ist von» Gcricbtöamt wegen Diebstahl, in Rücksicht auf ihren Rückiall < dreimal ist sie bereits wegen desselben Ver brechens mit Geiängniß bestraft) zu 4 Monaten Arbeitshaus verurtheilt worden, bat aber Einspruch erhoben, da sic sich un schuldig iüblt. Sie batte die Auswartung bei einer Gräfin Stollbcrg; dieser kam nun von einer aus einem Möbel liegen den Summe <18 Tbir.) ein Fünitbalerscheln weg. Die Gräfin machte Anzeige, und da sic Verdacht aui die Kluge geworfen, wurde diese vor die Polizei citirt. Dem sie begleitenden GenS- dannen bat sic nun, wie er aus seinen Diensteid ausgcsagt, gestanden, daß sic das Geld gestohlen und hinter einen Schrank gesteckt habe: waö den Verdacht noch verstärken mußte, war, daß als der GcnStarm mit ihr in die Stollbcrg'sche Wohnung ging und daö sauber zusammcngeialtete Casscnbiuct hervorholte, sic die Flucht ergriff. Die Kluge gab später an, eö sei wohl möglich, daß der Künithalcrschcin auf die Erde gefallen, und von ibr mit dem Kehricht in den Oien gesteckt worden sei; dann sagte sie aus, daß sie gesehen, wie das Gelt hinter dem Schranke gelegen; sic habe es aber nicht ausgchobcn, well die Gräfin daS hätte selber thun können. Dem Gcnsdarmen, dem sie bekannt lich ein vollständiges Geständnis) gemacht hatte und später aus- gerissen war, strafte sie bei der Confrontation Lügen, während dieser „ihren frechen Lügen" gegenüber auf seine, auf bcn Dienst eid gemachten Dcpositioncn HInwieS. — Eine zweite Anklage liegt dann gegen sic vor. Sie batte noch eine andere Auf wartung bei einer Frau von Wolffcrsdorf. Dieser Dame kam außer anderen Effecten ein aui 12 Ngr. aewürdertes Dresdner
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