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Sächsische Volkszeitung : 15.09.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192009157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19200915
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19200915
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1920
- Monat1920-09
- Tag1920-09-15
- Monat1920-09
- Jahr1920
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 15.09.1920
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- I m.»1» »».Jahr-, «>» »>»«»>, »««-.». l«. «-Wtz»-»-.« Mittwoch, 15.September 1M0 F«nch»»,ch«, «WS P»stsch«ckt»»nt«r L«<Pzl, Nr. 147V7 «qu,«»»»t», M«rt»l>äI>rNi- in d«, «»fchüstsstell« «»«r von Lei Po« avg.tzo» »«Sgat» 1 mit Must«. »«Nage L».»0>» ««<««»« » ».4L In Dr«,drn nn» gan, D«utsl»!snt> f«> Hau» «,,S«a». X »«.«8 Aus,«»« » ».IX» - Kt« «tchfisch» «oll«,,Itunq »rscholnt an all,» «ochintagen nachm. — eprechstiind, d«r «»baktton: 1» »t« 1» Uhr vor«. «n,«i,«n» «miatzm, von «,lchSst»an„i«en bi» »0 Uhr. von Kamt,ie»ai,,«tgen bi» 11 Nhr vorm. - Prei» i»r dl« P,ttl-«pa>t,,tl« 1.40 X. im ReNamctril ».8« K-milirna»,eigen 1.8« -V. — Für undeutlich «elchrieSen«. sowie durch grrnsvrecher aus«,geben» Nn,eigen kvmien mir di» »erantwortlichkeit siir di« Nichtig!,>, de» Texle» nicht übernehmen WelMOMItklW MI» MMMII Zurzeit wird in der gesamten Presst: Deutschlands eifrig üb^r »I» Möglichleit einer Verbreiterung diw Regirrungsbasis dekatiert- in diesem Zusammenhang, taucht auch verschiedentlich di« Frage von Reichstagsneuwahlen auf, «in« Frage, die von der einen Seiten lei denschaftlicher, von der anderen ruhiger und reservierter behandelt wird. Nach unserer Meinung liegt im Augenblicke sür eine fruchtbar« Erörterung weder der einen noch der anderen Frage durchaus ein« sichtbare und wichtige Veranlassung vor. Das Kabinett, das sich nach großen Mühen und Schwierigleiten endlich zu einer Arbeitsge meinschaft zusamnlvngesunde» hat, ist Im ersten Monat seiner Amts- täliglelt fast ausschließlich durch die Verhandlungen I„ Span in An spruch genommen gewesen. ES hat dabei an Arbeitskraft wie an Ver handlungszähigkeit einem rücksichtslos'» Gegner gegenüber das Men schenmöglichste geleistet. In gerechter Würdigung der schwierigen Auf gabe hat auch di« übergroße Mehrheit des deutschen Volkes durch sein Parlament der Regierung sein Einverständnis bezüglich der ge troffenen Maßnahmen erteilt, Wenn auch dabei durchaus nicht ver borgen werde» soll, daß dieses auf dieser oder jener Seile nicht ohne Bekümmernis und ohne tiefen inneren Schmerz über unsere Recht losigkeit den ehemaligen Eitteittebundstaaten gegenüber geschehen ist. Dennoch war man bei der überwiegenden Mehrheit überzeugt, daß es damals sür uns leinen anderen Weg geben konnte als den, den die Negierung beschulten hatte, sofern sie das Aergste, einen Einmarsch der Franzosen, verhindern wollte. Erst nach der vollständigen Er ledigung d«r Verhandlungen von Spaa konnte die Regierung daran- gchcn, bereits langgehegten Plänen näherzutreten und sich den not- ivendigsten Aufgaben im Innern des Reiches mit aller Ausmterlsam- lest und Energie zu widmen. Dabei ist es von vornherein klar, daß Vorgänge, wie die der Breslantzr Art und die des Eingriffs von radi kalen Eisenbahnerorganisationen, wie wir sie in Erfurt als krassestes Beispiel erleben mußten, wahrhaftig nicht geeignet sein dürfen, die an sich so schwierige Arbeit der Regierung zu erleichtern und In einem solchen Maße zu fördern, wie es notMndlg wäre und von allen denen erstrebt werden muß, die auch nur ein ganz geringes Maß von Veiständni's für unsere Lage besitzen, und die aufs ernsthafteste wün- schen, daß wir aus dem Elend, wenn auch nur langsam, so doch in Stetigkeit zum besseren fortschrestien. Es ist uns bekannt, daß das Kabinett sich eingehend mit den Fragen des wirtschaftlichen Wieder aufbaues beschäftigt. Man wird sich in aller Kürze aufs sorgfältigste und in aller Entschiedenheit i» der Frage des Preisabbaues schlüssig werden, ebenso de,, Abbau der Kriegsgesellschaften energisch weiter betreiben und daran gehen, mit allen Mitteln die Staatsautoriiät in jeder Weis« vor leichtsinnigen Eingriff,, und vor verbrecherischen Anschlägn zu schützen, um sie nach jeder Richtung hin zu stärken, Denn sb,- bildet di« Voraussetzung dafür, daß der Wiederaufbau über haupt in Angriff genommen werden kann. Um so unverständlicher ist «s daher, wenn die mehrheitssozialistische Presse just in diesem Augenblick« es für gut befindet, das Kabinett Fehrenbach zur Ziel scheibe von Angriffen zn machen, die in einer unverständlichen, über, hitzten und geradezu unverantwortlichen Weise unler Ausnutzung aller demagogischen Mittel geführt werden. Von mancher Seite hat man hierin eine» Wunsch der Mehrheitssozialisten nach der Teil nahme an d«r Regierung lesen wollen oder aber den Wunsch zu mög lichst baldigen Neuwahlen, die eine Veränderung des Bildes und da mit auch d«r Koalition herbeisühren könnten. Was diese Fragen an geht, so weiß doch jedermann, wie wir den Sozialdemokraten da mals, als es sich um die Bildung tkr Regierung handelte, auch von unserer Seite aus den Eintritt in die Negierung nicht einmal nur, sondern wiederholt und »achdrücklichst angeboten habe»; st« blieben trotz alledem hartnäckig auf ihrem ablehnenden Standpunkte ver harren. Wenn eS ihr eigener Wunsch wäre und sie selbst dazu die -Initiative ergriffen, heute an der Regierung teilznnehmen, so würde man zweifellos diesem Begehr«,, näher treten, Im Augenblick scheint aber die Stimmung der Mehrheitssoztaldemolratie nicht nach diestr Richtung hin geneigt zu sein. Und es wäre zwecklos, sie zn einem solchen Schritte drängen zu wollen, obwohl man auch heute »och zugeben muß, daß, wie wir vom Zentrum damals ihr Sperren in dieser Frage bei ihrer zahlenmäßigen Stärk« und als Mitbegründer!» d«r Weimarer Verfassung nicht verstanden haben und eS auSschlicß- sich taktischen Momenten znschreiben zn müssen glaubte», wir ihre Nichtteklnahme nach wie vor bedauern. Es ist aber im höchsten Grade verwunderlich, ja geradezu unverständlich, in welcher Art und Horm die sozialistiMn Blätter gegen di« jetzige Regierung An- mürfe erheben, die weder durch Tatsachen zu belegen sind, noch den Ton einer» sachlichen und schicklichen Kritik besitzen, sond«rn viel- nehiv sich in denselben Bahnen bewegen, wi« sie die Sozialisten früher 'Inzuschlagen beliebten, als sie noch in der radikalsten Opposition zu Ztaat und Regierung standen, ein Art, die sie selbst an der Rechten 'n letzte» Zeit häufig und zwar mit Recht zu tadeln sich angelegen sein ießen. Sollten die Herren von der MehrheitSsoztzaldemokratie so chnell wieder in ihre» alten Fehler verfallen, so schnell wieder einer >lten Gewohnheit nachhrhen? Man ist versucht, diese auSartenden »ppofltionellen Töne mehr einer starken Entgleisung der sozialistischen ßavt«lp»ffe zugut, z„ halte», als einer inneren Überzeugung, weil man im gegenwärtige,, Augenblicke d«r Splitterung unter den Unab hängigen anläßlich des Streites um die dritte Internationale durch ein« möglichst scharf« Hervortehrung e'ner oppositionellen Stellung nahme eine Reihe von seinerzeit zu den Unabhängigen abgewanderten Anhänger wieder zu gewinnen hofft. Jedenfalls kann man schwer annehmen und man würde es im höchsten Grad« befremdlich halten, wenn die offiziellen Vertreter der mehrhrltssozialistischen Partei Art und Inhalt der Angriffe billige» oder decken wollte», Männer, die sich bewußt sein müssen, wie außerordentlich schwer es ist, in diesen Fährnissen das Staatsschifs glatt und allen zu Gefallen zu lenken. Die Regierung hat cS bisher äußerst klug verstanden, unter Wahrung des Gesichtspunktes, den sie ausdrücklich betont hat, nicht gegen die Arbeiter regieren zu wolle», sich bei ihren Vorlage» und Maßnah men diejenige Mehrheit zu sicher,,, die sür die Verabschiedung not wendig war. Sie hat damit den Beweis erbracht, daß sie selbst als eine Minderheitsregierung zu arbeiten imstande ist, wenn nur die Parteien gewillt sind, bei Betrachtung de« einzelnen Dinge nicht Par- teileidenschast und demagogische nach außen berechnet« und auf dis breit«» Wähler,nassen zugeschnitten« Agitationslpokitik spreche» zu lasse», sondern allüberall den Maßstab einer sachlichen und gerech ten Beurteilung anzulegen, ein« Forderung, d«ren Erfüllung not wendig ist, wenn fruchtbare Arbeit geleistet werden soll. Die Regie rung wird in ihrem Bestreb«,,, dem Volk« zn dienen, fortfahren und ihre Geschäfte führen, so lange sie in ihren Maßnahmen das Ver trauen des deutschen Volles besitzt. Zudem soll man bed«nlen, daß die Regierung sich zn dem nicht minder schweren Gange nach Genf rüstet und es nicht an der Zeit sein dürft«, ihr diesen Gang unnötiger weise zu erschweren. b. Die katholische Woche Vertretertag der katholischen Verbände Würzburg, 14. September 1920 Nachdem am Montagabend unter starker Anteilnahme der Würzburger Bevölkerung eine festlich« Begrüßung des Vevtrct«r!ages stattgesunden hatte, nahm dieser am Dienstagmorgen seinen osfi- zielten Anfang. Nn der aus all«,, Teilen des Reiches stark besuchten ersten Vertretersitznng „ahmen ej„e große Zahl hervorragender Män ner des katholischen Lebens teil. Die erste Sitzung wurde von dem stellvertretenden Vorsitzenden des Zentralkomitees Frörst Löwenstein mit einer Ansprache eröffnet, in der er unter lebhaftem Beifall be- Lm-ete, daß die Katholiken Deutschlands mit aller Kraft das Be kenntnis ablegtcn, daß »ns die Durchdringung unseres ganzen öffent lichen Lebens mit dem christlichen Gedanken allein nur Helsen könne, Am katholischen Wesen müsse di« Welt genesen. Die Segenswünsche und Grüße der hochwürdigen Bischöfe von Würzburg und Bamberg überbrachte Domkapitular Stahl er. Naniens der Stadt Würzburg hieß Oberbürgermeistern Griester den Vortretertag willkommen. So dann beschloß die Versammlung die Absenkung eitles Huldigmigs- t«legraniiiies an de» hl. Vater folgenden Inhalts! „Die in Würzburg zum ersten Male nach dem Welt kriege versammelten Vorstände der katholischen Organisationen Deutschlands bringen Eurer Heiligkeit ihsra «rsurchtsvoltste Huldigung und das Gelöbnis unerschütterlicher Treue z»m Stuhls Petri dar. Wir dank«,. Dir, heiligster Vater, für alles, was D» in unermüdlicher väterlicher Hirtensorge während des Krieges sür unsere gefangenen Brüder, für alle notleidenden, hungernden Kind«« und für die deutsche» iätholischen Missionen sowie für die Versöhnung der Völker im Geiste Jesu Christi getan hast. Wir bekenne,, uns treu zu Deiner Enzyklika über den Böllcrfriede». Anläßlich des Jahrestages dgr Einnahme Noms, am 20, September 1870, erlM'n wir aufs neue unsere Stimm« gegen das dem Obersten Hirten der Herde Christi zugesügte Unrecht und stehen zu Gott nm seinen Schutz und Schirm übetr seine Kirche in schwerster Zeit. Für unsere Tagung erbitten wir, heiligster Vater, ehrst,rchtvoltst Deinen Segen. Füfft Löwenstein, Präsident." Sodann wurde zum Vorsitzenden der Versammlung unter lebhaftem Beifall Geheimrat Dr. Pvrsch gewählt. Hieraus spricht Prülar Dr. Pieper, München-Gladbach, „Uob«r den Gemeinschaftsgeist und seine Pflege zum Wiederausbau unseres Volles." Die mit großem Beisatl ausgenommen«» Ausfüh rungen des Redners gipseilen in folgenden Gc!da»ke„gängen: Das tiefste Unglück des deutsch«» Volles sei dar schmäliliche Zusammen bruch seines Gememichaftsicbens. Hilfe könne daher nur kommen von der Erneuerung des Gemeinschaftsgeistes! es müsse dafür gesorgt werden, daß das Gemeinschaftsleben von unten wieder aufgebaut werde. Uebcrall müsse das organische Volksgemeinschastslebe,, und das Familienleben gepflegt und gefördert worden, wie dieser Geist auch Einzug halten müsse in Schule. Jugendvercine, Standezvereiu« und in die Gemeinde. Die erste Voraussetzung aber sei, die Erweckung der Lebenskraft in Volk und Nation. Die Lebenskraft in dieser höch sten Gemeinschaft ab«r gibt die Gottes- und Bruderliebe Christi. Uebcr „Innere Mission des deutschen Katholizismus" sprach sodann Stadtpfarrer Knebel-Freiburg. Die innerie Mission sei e»re groß« Sorge in der Not dar Zeit. Die Heilung müsse an der Wurzel, in der Seelsorge und im Klerus einsetzen. Durch die viele Vereinsarbrit und ein Uebermaß an äußeren Aufgaben sei dieser vielfach „entgeist- lichl". Gebt uns wieder Geistliche, Priester Seelenführer, so sei der Ruf unserer Zeit. Diesen Ruf hören, heißt dafür sorgen, daß Seel sorger gebildet werden, lieber „Neuster« Mission des deutschen Katho lizismus" sprach Abt Norbert Weber, St. Ottilien. Er führt« ungefähr folgende« au«! An den Katholiken Deutschland sti es, bei der augenblicklichen Lage der Weltmission sich der Missionsarbeit ml< besonderer Wärme anzun«hmen. Auch >oe»i, Deutschland sür de» Augenblick keine Kolonien mehr habe, so bleibe doch das klare „Gott will es" eine ebenso klart: Aufforderung an Deutschland zur Mitarbeit. Die tiesgläubig ausgesaßte Missionsarbeit im Auslande bedeutet zu gleich einen sunda,»entölen und geistigen Wiederaufbau der Heimat. Am Nachmittag sprach zunächst Geheimrat Marx über „Schulstlreik und Eltyrnvereinigungen". Aus den bemerkensrverten Ausführungen des Redners, die die lebhafteste Zustimmung der Versammlung fan den, heben wir besonders folgend« Gedanlengängz. hervor. Der Schul., streik müsse wegen seiner schlimmen Folgen als «in Uebcl angesehen werden, das, wenn irgend möglich, z» vermeide» sei. Der Streik dürfe nur zum Schutze höherer sittlicher G,it«r angewandt werde», wenn dieser Schutz nicht auf anderen! Wege erreicht werden könne. Die Tatsache, laß ein Lehrer sich weigere, Religionsunterricht zn er teilen, könne für sich allein nicht als ausreichender Grund angesehen tviiden, eine» Schulstreik zu unternehmen, Da die Eltern in ihrer erklärlichen Erregung voraussichtlich nicht immer ganz objektiv ent scheide» könnten, sei eS ratsam, vor d«r Entscheidung, daß ein Schul- streil zu unternehmen sei, das Urteil ausschlaggebender Stellen ein- zuhoten. Als eine solche Stelle sei der Ortsausschuß od«r der Be zirksausschuß der katholischen Schulorganii'ationen am zweckmäßigste» anzusehen. Als letzter Redner sprach Chbsredakie»r Dr, Höbcr» Köln über die einzelnen Katholikentage. An, Abend fand eine öffent liche Versammlnng statt, in der Prof. De. Reinerf unter Vor führung von Lichtbildern über „Programm moderner christlicher Kunst" sprach. Ern Bund zwischen Frankreich und Italien? Ein außenpolitischer Mitarbeiter schreibt uns zu d-'n Be sprechungen und Abmachungen zwischen Giolitti und Millerand fol gendes: Man wird gut tun, die Verhandlungen zwischen Giolitti und Milloiand i» A!x-ke-Bai'„S hinsichtlich ihrer politische» und nament lich weltpolitischen Bedeutung gerade auch vom Standpunkte der deittschcn Außenpolitik aus mit allem Ernste und mit der größten Ausmerlsamkeit zu würdigen. Sie haben nichts Geringeres gezeitigt, als die erste Etappe sür einen engeren Bund, nm nicht zu sagen, sür ein Bündnis zwischen Frankreich und Italien. Di« offizielle Kund- Abung, die Havas als Ergebnis der Besprechungen der Oesfentlich- keit übergibt, schließt mit dein bemerkenswerten Satze: „Die beiden Ministerpräsidenten sind der fest » Ilebcrzeugung von der Notwen digkeit der Entente zwischen den beiden großen lateinischen Länder». Nun haben wir uns ja im Lause der Jahre daran gewöhnt, solche diplomatischen Noten »nd Aus lassungen nicht gar zu tragisch zn nehmen. Man weiß, daß sie in vielen Fällen nichts anderes als Bernhignngspnlver oder doch Mittel zur Erreichung ganz bestimmter innerpolitischac wie internattonaler Zwecke sind, Auch sür Italien trifft das im gegenwärtigen Augen blicke zn, Von den siegende» „Ländern„ ist es dasjenige, welches augenblicklich unler den schwersten wirtschaftlichen und auch poli tischen Verhältnissen leidet, Auch heute noch haben die russische» Imperialisten, wie namentlich die fortgesetzt« Unruhe über die Adria frage neben vielen anderen beweist, einen überaus starken Einslnß! aus die BZlimiitting der Polsi'tt. In der Adriasrage galt es zunächst eimnal Ruhe zn schasse». Giolitti hat das anickieinend durch Zu sagen MilleraudS erreicht, die soweit gehe», daß Millerand den zwi schen den beteiligten Kreisen ni treffenden Vereinbarungen im Namen Frankreichs schon „variier" seine Znsiimmnng --teilt. Um den Preis dieser Zugeständnisse lvnnte allerdings Giolitti m incherlei sranzöt- sischen Wünschen sich fügen. Welcher Art im «mCInen üe sind, läßt sich heute noch nicht erkenne». Daß sie sich aber im großen und ganzen ans der Lin-l- bewegen, Italien von S iien'prnnge» bezüg lich der Auslegung und Handhabung des Versailler Vertrages abzn- halten, ist klar. Ti« jetzigen Abmachungen haben also ohne Zweifel eine Annäheumg Italiens an F-raokreicb in diesen Dingen gebracht. Damit müssen wir »nn einmal rechnen. Ui berrascht brauchen wir nicht von diesen Dingen zu sein. — Den» gerade wir habe» an diese». S'«lle immer und iinnwr wieder vor Illusionen in diesen Fragen gewarnt, und geltend gemacht, daß — mögen auch' in Einzcltz iten die Auffassungen auSeinandergehen — doch im Hin blick ans das Gesamtwcrl von Versailles di« Einigkeit der Enienie, solange eben diest'r Vertrag besteht, eine seit« politische Tatsache ist. Jede Hoffnung ans eine Durchbrechung dicst-r Einigkeit durch irgend wsilche Politische Winkelzüge wäre vollständig unmöglich. Gerade nm Lücke» und Risse, die sich da anstnn könnten und auch ausgcla» haben, zu stopfen, hat ei» Millerand mit Giolitti sich ins Be»«hme» ge setzt und anscheinend auch erreicht, datz Italien seine „prinzipielle" „Vertragstreue" erneuert. Die Motive, welch« die b«ide» Staats männer zu dieser „Einigung" trieben, liegen je ans verschiedenem Ge biets. Wir haben das oben ang«de„tet. Man muß dbir Vorgang daher auch vom inncritalienilchen Standpunkte ans betrachten. Die Dinge werden sür Deutschland bezüglich Italiens gewiß nicht schlim mer sich gestalten, als sie auf Grund der ganzen Lage, in der wir uns nun einmal befinden, bisher schon war«n. Aber auch dieser Vorgang sollte uns wieder lehren, bei Beurteilung des Derhültnisse- zwischen Deutschland und dem Anslande größtmöglichste Nüchternheit, Ruhe und Sachlichkeit an den Tag zu lege». >L : 1 - — u
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