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Sächsische Volkszeitung : 19.03.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192003196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19200319
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19200319
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1920
- Monat1920-03
- Tag1920-03-19
- Monat1920-03
- Jahr1920
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.03.1920
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Nr. «4 Nr. 63, Sei.» 4 rchrirkten Kongregation, fällt aus. Nachm. Sonnabend, den e» der Oesterreich« ; einen Oberländer Dresden-A., Neu- IS. Jahrg. VeschSstrftell« ««d Nedalrtionr Wr«de« - A. 1«, Holdeinftrafte 4« Freitag, 19. März I92V Fernsprecher riSt^S VoftscheeAkouto Leipzig Nr. 147»b itrumSpasetei )en 21. März, vor» Dresden statt. Da in wieder aufgnom- igkeiten nach Dres- tlich spätestens bis werden. Wir bu chen Ereiguiffe der deutung erhält, tionalversammlung, erücksichtigung der tag des Sächsischen » wichtigsten Zeit- umspartei Am Versammlung statt, lerichte beträgt die ! wurden 3 Partei» litglieder Gelegen» eben Monats im men politische und sder Neuwahl der chrer Loren, als orsitzender. Lehrer tsührcr, Ingenieur issierer. Al» Bei- laufmann Kn och, tabuer und die rnd Frau Kernig christleiter Paul aber. — Druck H." zu Dresden. ngen b. Weizen feld» aie Woche vom «Nummer K der Mit ft z pkuitti Pf- Shciine, Massen» >eim Mehlbezirk Karten und Kar» t dir rpittertei»» olgcn. »ffel»Karten und , ar» ro. Märr n. onn»be»a, «reib s-unsbeua. ae« im Mehlbezirk owie Kartoffel» »achgewicseucn lach dem Satze iiefcrn- lschaften, Frem- i 12. bis 27. 3. ebrinhabern ab» laxkc, Frenlden» n Fremde abae» und wöcheumch oerden beliefert: arte ^ und der 3. 1920) mit It Heime, Massen- m Mehlbczirk, offcln cingedeckt > Bezugsscheine in Satze in 8 6- vor»»««ia»»s itti» der rosaen -Ersatz-Karte L die aus ihnen Ile» Abschnitte b ur Ausstellung iiärloffeln* ein- lcnmehl. r RatSbekannt» r BundcsratS» »« 0r»»ae,. »ffelkarten ndcS kestimmt: offelpreisc vom mmung ersetzt: auf c,»a«r. durch Händler erden: Zone II autzerfächstsche Liefrrkreise 19,S9 21.VK an einem oer chtigt, aak den enrn Zuschlag Drrode». «ezuaSpre«», «ierlel,ahr»ch m der «e>«ausUeUe oder vo» der PoU adgehol, «««gab» 4 mU tlluftr. BeUage Ausgabe » «.4L In Dr-rden und gan, Deuttchland Ne, Hau« «»«gab» 4 1U.0» «nSgade U V.«U — Lte eaqfilche SoUSzeUung eriLeinl an allen «okbentagen naidm. — «prechslundc der iNcdaktiuni »L bis 1!« Uhr vorm. «nzeiaen, «»nähme von Gelchüllranzeigen bis I«» Uhr, non Fammenon,eigen diS »I Uhr vorn. — Preis iür di« Peiii-SvaUzette 1.4t»X. im RetlameieU gamilien-Anzeigen I.UO.tc. - Kllr mideullich gelchriebenc on>^ mutz gernprecher auigegebcne Anzeigen tbnncn wir die Pcraniworliichieii ,ür dir Richtigtcil des Lettes WK- ndernelimen Die Nationalversammlung in Stuttgart Eine grobe Irreführung Vom Abgeordneten K. Schirmer. Der Zentrums« b geordnete K. Schirmer veröffentlicht in Nr. 125 der „Augsburger Postzcitung" vom 16. März unter dieser Uebcrschrist einen bemerlenswerten Auf satz, der offenbar schon vor dem Kappschsn Putsch geschrie ben war. Jedenfalls hat Abgeurancier Schirmer mit dem was er am Schlüsse sagt, nur ullzu reck» behalten. Nachfol gend geben wir aus den Ausführungen Schirmers das wesentliche wieder: Die Alldeutschen und Anhänger des alten Regiments han deln nach dein bekannten Grundsatz: Die beste Verteidigung ist der Angriff. Sie suchen deshalb die Verantwortung für die eigenen schwe mm Hochmuts-, Hab suchts- und Kriegssündeu auf andere abzuladen. Als besonders tragsähiges Objekt dafür ist von ihnen seit langem schon der Abgeordnete Erzbcrger auscrschen worden. Ausdizeichnet durch eine demvlratische und volksfrcundliche Gesinnung, wie durch Arbeitseifer und Redegewandtheit, hat dieser Abgeordnete früher schon, in Vertretung von VottSiulercssen und im Kampfe gegen die Auswüchse der RcgierungSgcwnlt den Zorn dieser viel zn lange lei uns maßgebenden Kreise hervorgerufen. Es ist Herrenmenschen unfaßbar, daß ein M a n n a lis de m „nie deren Volle", dazu nochKatholil und Zcntruinsmann, es wagen k eine eigene Meinung zu haben, Kritil zu üben und gar in hohe ! .»gsämter auszusteigcn, zu regieren. Das mußte geahndet . Und so richteten denn die Alldeutschen und ihre Helfer in nd Nord ihre vergifteten Pfeile auf den gehaßten Parlamenta- md Minister, um ihm das politische Lebenslicht ausznblnsen. Die . .mischen, die am Unglück Deutschlands eine nicht geringe Schuld Haien, übernahmen die Führung iin Angriff und bezeichneten srcch und unverzagt den Abgeordneten Erzberger als den am dcuüchea Nieder druck) Schuldigen. Das ist eine Umkehrung der Tatsachen, eine grobe G e s ch i ch t s fä l s ch n n g, eine Irreführung der öffent lichen Meinung, wie sie kaum jemals versucht worden ilt. Den Ausgangspunkt für die Anklagen der Alldeutsch-» bildet die Fr i c d c n s r e s v ln t i v n des Reichstages vom 19. Juli 1917, deren Urhelcr der Abgeordnete Erzbcrger ist. Diese Resolution vom 19. Juli 1917 soll nach-den Behauptungen der Ankläger den Sieges willen der Truppen gebrochen und den Widcrstandsgcist des Volkes beeinträchtigt haben. Die eigentliche Ursache der deutschea Niederlage wäre also durch die ReichStagsresvIution. durch den Abgeordneten Erzbergcr hcrbcigeführt worden. Nichts ist falscher als das. Bei den breiten Massen des Volles und im kämpfenden Heere ist die Entschließung des Reichstages seinerzeit als eine wahre Erlainng ausge nommen worden. Die kampfwütigen Tiraden der Hilttersrontmänner und der Alldeutschen daheim hatten in den weitesten Volksschichten di: Auffassung gezeitigt, als ob der Krieg so lange geführt werden müßte, bis die ganze Welt z» Füßen der deutschen Machthaber liege. Die Ncichstagsresolution dämmte diese Auffassung ein,indem sie das Kriegszicl auf die Erhaltung des territorialen Besitzstandes begrenzte und die. Fortführung des Krieges nur so lange in Aussicht nahm, als die Gegner einen Frieden der Verständigung mit Sicherung unseres Rechtes atzf Leben und Entwicklung ablehnlen. Jeder Fcldsoldat weiß, wie günstig diese Resolution aus die damals recht gedruckte Stimmung an der Front gewirkt und die K a in v fe S s re u d s neu gehoben hatte. Auch bei d»n Vernünftigen im Lande war Freude darüber, daß der Reichst cg gegenüber der widerspruchsr ollen Haltung von Militär und Zivilrcgierung endlich richtungsgebend auf trat. .-Die lärmende A gication 2 er Alldeutschen UN d V ater l a n d s p a r t e >.-> bar nachher freilich all» an die Altion. Mnüpften Hoffnungen , nni «Htc -- emacht Dis Ursachen des deutschen Zusimmcnbruckes liegen in einer langjährigen falschen P »lic > >, a.n starren Festhalten an dem nun einmal aufgest.'ltt'N Kriegsp.au, an der bochmütigen Unterschätzung der gegnerischen Krag an der dauernden Außeracht lassung auch der bercchti,c!l:n politischen Wünsche der breiten Vc'.ls- schichtcn, an der Mißach.n ig der Vo>.'we.'t:-»»iq. Maßgebende Männer d>« alt»,, Regimen!« haben einen Grö ßenwahn mit großziehen Vellen, der schließlich das Hindernis bil dete für c'ne offene Politi' der es nicht znließ, begangene Fcbler ein zugestehen. So ist aus falscher Scham der Öffentlichkeit, ja selbst dem NichchagiS-Hauplausschuß der schlimme Ausgang oer Marner schlacht im Septeanber 1 9 > -1 verschwiege» worden. Es dauerte lange, bis einzelne Mitglieder des Reichstages auf Um wegen Kenntnis von der betrüblich:» Tatsache erhielten nnd dann ihren Einfluß auf Acnderung d:r Kri'gsgvlitil geltend zn machen be ginnen konnten. Die in Frage kommenden vcraütworllichen Kreise «nd Militärs sahen die Notwendigkeit dafür nicht ein. Das war der große Fehler. In seinen „Erinnerungen an den Marnescldzng" sagt General von Hausen: Unser Feldzuasplan wurde an der Marne vernichtet. Es war vorauszusehen, daß «ich die ganze Welt gegen uns wenden würde. Da wir nur durch U»b:rrni.chung und Schnelligkeit siegen konnten, so mußten wir den Krieg so schnell wie möglich been den," In ähnlicher Weis» hat sich vor kurzem der bekannte Gene ral Groener geäußert, wie auch andere Männer des öffentlichen Lebens. Es ist das Unbestrittene »nd aroße Verdienst des vielverläster» len Abgeordneten Erzbcrger. daß -r. »ls e, einen Einblick in die Lage S.-kam. zur rechten Zeit die Auffassung im Parlament vertrat wie General Hausen nach dem Kriege. Die Gründe sein» Stellungnahme zur deutschen Kriegspolitik konnten damals einer wei teren Öffentlichkeit nicht mitgeteilt werden: die Feinde hätten daraus ihre Schlußfolgerungen ziehen können. So wurde eS den bramar basierenden Alldeutschen und ihrem Anhang leicht ermöglicht, Herrn Erzbcrger und seine Freunde ungehindert als „Flaumacher" mu .Schädlinge" zu verdächtigen und zu bekämpfen. Auch die Männer brr Regierung, welche die Ansicht EnbeHerS keilten, könnten der Agitation der Eroberungspolitiker und Schwert gewaltigen kaum ein Paroli bieten. Sie waren eben falls gebunden und konnten da» Instrument der Öffentlichkeit Stuttgart, 18. März. In der Kuppelhalle des KunstgcbäudeS versammelten sich gegen 4 Uhr etwa 200 Abgeordnete, darunter drei deutschnationale und ein Vollsparteiler. Der Platz des Präsidenten war mit einem großen Blumenstrauß, die Rednertribüne mit den Reichsfarben geschmückt. Davor hatten die Reichsminister Bauer, Müller, Nosle, Ä-'ll, David, Koch, Geßler, GieSberts, sowie Unter- stacttssekrctär Moesle und die Vcrtveter der süddeutschen Regierungen Platz genommen. Präsident Fchrcnbach erösfneie die Sitzung um 4.15 Uhr. Er ging mit kurzen Striche» aus die politischen Ereignisse ein und sagte: Leichtsortiger ist eine Revolution wohl noch nicht in Szene gesetzt worden. Es ist ein ungeheures Verbrechen am deutschen Volke begangen worden. Wehe den Menschen, auf denen die Verant wortung für die Frcveltaten dieser Revolution laslctl Wehe den Ver führt rn, die nicht »ur selbst den Eid, den sie der Verfassung geschworen haben, gebrochen haben, die- cs auch über sich brachten, die unterstell ten Mannschaften zum Ungehorsam zu verführe». Den Truppen, die treu blieben, sagen wir unsere herzlichste Anerkennung. Dank auch dem großen Beamtenlörper, der mit verschwindenden Ausnahmpn seine Pflicht in Trine erfüllt. Dank dein deutschen Volke, das namentlich im Süden und Weste,, die Treue zur demokratischen Verfassung be wahrte. (Beifall.) Staatssekretär Blos begrüßte die Nationalversammlung na mens der würltembergischen Regierung und wünschte, daß die Verhand lungen die nvlif ndigc Klarheit und Entschlossenheit zeige» möchten. Reichskanzler Bauer: Niegierung und Nationalversamm lung haben z»m zweiten Male, dem Zwange brutaler Gewalt weichend, um das Leben der jungen deutschen Republik zu retten, Berlin ver lassen müssen, um de,» größten gemeinsamen Ausgabe gerecht zu wer de» nnd den Fortbestand des Reiches sicher zn stellen. Sodann gab der Reichskanzler eine Darstellung der bekannten Ursachen und Vor gänge des Berliner Patsches und betonte insbesondere, daß v. Lütt- witz eine Verstärkung der Reichswehr und eine Vorbereitung der Re-- vanche verlangt habe. Btzeichnenv für Kapp sei es, daß er im No vember 1918 dem damaligen Reichskanzler Eberl einen Ergcbcnhcits- bcstlch abstattete, und seine feste Legalität versicherte. Dü: Leute, die in den letzll.m Monaten das Maul nicht weit genug aufreißen konnte», hätten Kapp unterstützt. Auch Admiral v. Trotha, der zur entscheide»- dn Kabinettssitziing hlnzngezogcn war, hahe sich später zu den Leuten von Lüttwitz gesellt. Wenn die Aufrührer nicht durchgedrnngen sind, so ist das dem Verhalten der Beamten im Ministerium mit z.u danken. Kapp hat eine große Agitation für Fachi»iiiistcr entfallet. Das ist lediglich eine v >: rsteckte Agitation für reaktionäre Ziele. Ein führender Politiker und ein geeigneter Fachmann in ciMr Person muß das Ministerium bekleide». De schwersten Vorwürfe wnrden gegen Erzberger gerchtet. Trotz der ungeheuren Angriffe und des schwer ver ständlichen Urteils muß man sagen, daß eS kaum ciuvn tüch tigeren F n ch in i n i st e r gegeben hat als Erzbergcr. Es sind auch Verdächtigungen gegen die Regierung gerichtet worden, sie hätte ruhig in Bulin bleiben und sich mit den Ansrührern ausein- andl fetzen solle». Aber der Erfolg unserer Taktil schlägt jeden Eint wand njider. Das ganze Volk erbob sich und stelle sich hinter die Regierung. Nach süns Tagen Halen wir den Sieg auf der aanzen Linie. Der Bewtis ist geführt, daß in der deutschen Republik sich keine Militärherrschast halten lann. Den Helfern und Mithelfern im Kampfe sei herzlichster Dank gesagt, auch der deutschen Arbeiterschaft, an deren Widerstand das Abenteuer zerschellt ist. Zum Jubeln haben wir keine Zeit. Das Verbrechen hat »ns um Monate, wenn nicht um Jahre zurückgeworsen und damit die Erneuerung Deutschlands. Der nationalistische Aussland hat dib extreme Gege»bewegu»g wachge- rufen. Die kommunistische Welle ist im Steigen be griffe». Der Ruf nach der Tiklalur des Proletariats erschallt. Der Bolschewismus von links droht. Wir werden forlfahren, jede Gzwalt zu unterbinden, die gegen die Verfassung steht. Wir fechten nicht einseitig oder parteiisch, wir führen die Waffen gegen jeden Anschlag, der gigeii die Demokratie gpriclstet ist. Reichskanzler Bauer schloß seine Rede mit der Ankündigung eines Gesetzes, das Hartz: Strafen für Aufrührer Vorsicht, u. a. Verinvgenskonfiskation. Tie Rei swehr werde gesäubert werden. Kein Schuldiger dürfte der Sühne entgehen. Keinen Augenblick sei mit den Staatsstreichlern verhandelt worden. Sic haben bedingungslos kapituliert. Abg. Scheidemaun (Soz.) wandtv sich mit scharfen Worten gegen die am Putsch beteilig»» Leute der Rechten. Tie Teulschnatto- nale Vvlkspartci nnd die Deutsche Volkspartei hätten kein Wort der Verurteilung gesunden, ja sogar der Negierung Kav" Treue und Mit arbeit zugesichert. Es gäbe kein Wort, um die Gewissenlosigkeit und das verbrecherische Treiben dieser Bande zu braiidinarkcn. (Stürm. Zustimmung bei der Mehrheit.) Wir verlangen Entlassung aller treu losen Offiziere, Beamten und Truppen, strengste Bestrafung der Ver brecher, Konfiskation dös gesamten Verinögens der Anstifter. Der Zcntruinsabgevrdnble Burla ge sprach in scharfer Weise gegen die Freveltat Kapps und Genossen und lehnte jede Milde ab. Die Wahlen müßten bald ausgeschrieben werden. Die Vsetzung der Ministerien allein durch Fachmänner sei unver einbar mit dem parlamentarischen System. Die Aushebung der Zwangswirtschaft mit einem Schlage sei gegenwärtig wahnsinnig. Das O st e l b i crtu m, so schloß Burlage, wie es uns hier entgegengctretvn ist, ist uns widerwärtig. Wir Hessen daß das Rheinland uns »er bleibt. v. Payer (Dem) äußue: Die Lage 'e> noch n-ch> genügend' aeklccl. Nach rechts werde dl: Politik se-.>cr d-'rttn., nni r keinen Umständen orientiert. Abg. Kraut (D.-N.) weist darauf hin, daß nimals ein: Revo lution vor sich gehen lann, wenn nicht eiim Schuld der Regie rung vorliegt. Als er davon sprach, daß die Nutznießer der Revo lution vom 9. November kein Recht hätten, sich zu beschweren, ertönten stürmische Pfnirnfe, die in eine allgemein: Unruhe über gingen, in der die weiteren Ausführungen des Nednecs sich verloren- Nach weiterer längerer Debatte, in der n. a. Reichsiinnistcr KoH erklärte, daß er von dem Abg. Kraut die Verurteilung der M.mteree erwartet Hütte und daß er die Abrechnung mit de» persönlichen Freun den KrautS ans Berlin verschieben werden, nnd in der die Abgg. Dr. Heim (Bayr. Vp.) nnd Ei senk erg er (Bayr. Bauernü.) und Langwos! (Teutschnat.) zum Ausdruck brachten, daß ihre Parlvien fest zur Verfassung stünden, stellte Präsident Feh re» back) in einem Schlußwort die einmütig,: Verurteilung des Putsch es durch alle Partei-en fest nnd drückte den Ange- börigen der Toten das berzlicbe Beileid aus. Der Präsident -rbielt die Ermächtigung zur Anberaumung der nächsten Sitzung, die voraus» sichtlich in Berlin stattfinden wird. Schluß gegen 9 Ubr. nicht in Anspruch nehmen. Das Zureden innerhalb der vier Wände des Reichstages übte keine Wirkung. Als der damalige Staatssekre tär des Auswärtigen, Dr. Z i mm ermann, in der Sitzung des Hquptausschusses vom 30. Mai 1917 seine Uleberzeugung aussprach: Wir sind nicht in der Lage, den Frieden zu diktieren, da fand er bei den alldeutsch gesinnten Konservativen Widerspruch. Diese waren cs immer wieder, die gestützt ans hohe Militärs und anders einer vernünftigen Kriegspolitik widersprachen und somit die jetzige Lage mitverschuldct habe». Wären die Ratschläge Erzbcrgers und oer Neichstagsmehrheit rechtzeitig beachtet und befolgt worden, Deutsch land stünde heute anders da. Wie die- K r i e g S p o l i li k der Alldeutschen damals schon von Kennern der Lage cingeschätzt wurde, davon gibt eine bis jetzt nicht bekannt gewordene Rede des Staatssekretärs Zinimermann im Hanptnusschnß ein Beispiel. Er sagte: „Ich muß mich auch gegen das Aufstcllen wütgesteckter Friedensziele wenden. Damit wird in den weitesten Kreisen die Meinung erweckt, als ob der Krieg ans macht- politischen Gründen weitergcsührt werden wolle. Das verdirbt die Stimmung der Massen, die Frieden haben wollen, aber auch die unserer Bundesgenossen. Je länger der Krieg dauert, um so mehr müssen die Gegner die öffentliche Stimmung aulrütteln, und sie tun es mit dem Hinweise, daß die (All-)Deutschen ihnen alles nehmen wol len. Durch diese Art von Kricgspolitik wird den feindlichen Regic- rung n ein günstiges Material in die Hand gegeben." So war es in der Tat. Die Alldeutschen schalten andere und sahen dio Ballen in ihren Augen nicht. Das Verlangen nach Annexio- »en, nach Weltmacht und Weltherrschaft. Profit und Gewinn ver drängte Erwägungen der Vernunft.- Daher der Kampf gegen «inen Frieden ohne Sicherung dieser weitgesteclten Ziele, da her die Gegnerschaft gegen den friedensuchenden Reichskanzler Be'h» mann-Hollweg, gegen den Staatssekretär von Küblmann und ande-». Daher die verächtliche Behandlung der Vermitt-- - - n,> > - k »i, >z „» v >> q Papstes, kawie der Tätigkeit E >» bergerS auf diesem Gebiete. Dl« Alldeutschen ließen sich nicht be kehren, bis daS Unglück da war, Die .Krenzzeitung" verlangte sog r damals, als der Abgeordnete Dr. Streiemann sich zu den A schauungen ErzbergerS belehrte, daß er auf den Sandhaufen ge» stellt, also erschaffen werde. Mit solchem Terror ist gearbeitet worden, damit wir ja nicht unserrm Schicksale entrinnen konnten. Der Mann aber, der mit geradezu prophetischein Auge das Un glück kommen sah und ihm cntgegenwirken wollte, er sollte verbannt werden! Die mit Schuld beladene» Anstifter und Träger der all deutschen Politik glauben aber sich in Reinheit baden und die Leitung der Geschick Deutschlands wieder in die Hand bekommen zn können. Mag das neue Regime, besonders daS parlamentarische System viele Mängel haben, eines ist sicher, es hat binnen Jahresfrist ungemein viel geleistet und Deutschland vor dem Schlimmste» bewahrt. Wenn es bisher nicht gelungen ist, mittels der Gesetzgebung unH ans dem Wege der Verwaltung die allgemeine Moral zn heben, sl> müssen nicht in letzter Lniie die führende» Kreise der vergangenen Periode dafür mitverantwortlich gemacht werden. Wie ungeheuer lov- nipt so viele wäbrend dvs Krieges sich benommen, darüber lönnte General Gröncr viele traurige Belegs bringen. Während die breiten Schichten des deutschen Volkes mit selbstloser Hingabe und Opfermut füc den Bestand der Heimat kämpften und duldeten, ist von oben herab di» Demoralisation ins Volk getragen worden. WaS sind gegenüber di sen hier nur kurz angedeuteten Dingett düe U n l o r r e k t h e i 1 e n, die in woehcnlangen und über ein Jahr zehnt hinaus sich erstreckenden Erbebungen über die Geschäfts- nndi LebenSfübrung im Prozeß gegen Dr. Helfferick, den Abgeordneten Erz* berger belastet haben. Mit Recht sagt der badische Abgeordnete Dr. HaaS in Nr. 10 der „Hilfe": „Es ist eine erbärmliche Heu chelei, wenn die Rechte sich über den wirtschaftlich kleinen Erzberge» entrüstet. . . AIS abgefeimter Lump, Schwindler und Verbrecher ist Erzberger aus dein Prozeß nicht hervorgegangen. Und weiter be stätigt Dr. Haas, daß Erzbergcr sich große Verdienste um das Vater land erworben hat. Er war eine starke Stütze des aus den Trümmern erstandenen neuen Staatswcsens. Cie heranSzuuehmen und zu brechen war längst die Absicht der Gegner. Ihr Ziel ist weiter. Der Kampfs gilt der Verfassung von Weimar, dem parlamentarischen Snstem und der Demokratie. Die politische Gleichberechtigung aller Volksgenoffen soll wieder beseitigt, die Vorrechte und die Hernchalt einzelner Stände soll wieder aufgerichtet werden. DaS wird jetzt noch nicht offen ge- sagt. Aber die Versuche, die Männer des neuen Svftcms herabzuwav» digen. sind Vorbereitungen zur Erreichung dieses Zieles. Da- deutsche Volk ist gewarnt. ES wird sich nicht mehr irresühren lassen. In way> rer Volkssolidarität, durch gemeinsame anstrengende Arbeit wird es allmählich wieder den Weg zur Höhe finden. ^
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