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Dresdner neueste Nachrichten : 18.03.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193703181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19370318
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19370318
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1937
- Monat1937-03
- Tag1937-03-18
- Monat1937-03
- Jahr1937
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 18.03.1937
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45. Jahrgang Donnerstag, 48. März 4937 ÄNLEiaeNVr'eltE! Grundpreis: die Ispaliige wm-Zeile Im An- ———————— zeigenieil 14 Rpf.,Sieilengesuche und private Jamilienanjeigen d Rpf., die 7S nun breite mm-Zelle im T e x 1 t e 1 l 1,1» RM. Nachlaß nach Malstaffel l ober Mengenstaffel k. Äriefgebühr für Ziffer« anzeigen 30 Rpf. ausschl. Porto. Zur Zeit ist Anzeigenpreisliste Nr. 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Schristleltung, Verlag und SauplgeschästSstelle: VreSden-A^ zerdlnandflraße 4 Neue Wiener Lügenhetze „Kompromiß" zwischen Negierung Blum und Gewerkschaften - Bolschewistenhandel um Spanisch-Marokko - Italiens Islampolitik Oie grünen Schwerter Die grünen Kurschwerter auf silbernem Grund werden künftig Symbol aller Werbung sein, die dem ganzen Lande Sachsen gilt. Sie sollen über« all erscheinen, wo Schönheit und Leistung des GaueS dargetan werden, um hierdurch zu zeigen, welchen Sin« teil das Staatsgebiet am Gesamtschassen der Nation bcsiht. Es besteht kein Zweifel, bas; gerade dieses Zeichen außerordentlich geeignet ist zu diesem Zweck, da cS schon durch seine historische Tradition weit gehend bekanntgeworden ist. Darüber hinaus zeigt es den schlichten, einprägsamen Stil, dessen sich lebe sinn volle und geschmackvolle Propaganda bedienen muß. Reichsstatthalter Mutschmann hat einem viel fach geäußerten Wunsch der heimischen Wirtschaft ent sprochen, als er den Auftrag gab, dieses „Sachsen- zeichen" einznsühren. Unser Gan ist daraus ange wiesen, besonders Nachdrücklich dafür zu sorgen, das; seine Arbeit und seine Werte allgemeines Interesse erwecken. Ein Land, da» rund fünf Millionen Men schen aus geringstem Raum erhalten muh, kann nicht genug tun, um der Produktion seiner Industrien alle tinr möglichen Absatzgebiete zn erschlichen. Und wer die Fülle der Werke und Fabriken, die sich im engen Netz über das ganze Staatsgebiet verteilen, betrachtet, darf nicht übersehen, dah jeder einzelne Betrieb immer wieder einzelne Kunden braucht, um seine Erzeugnisse zu verkaufen. Dieser flüchtige Hinweis mag andeuten, welcher ungeheure propagandistische Einsatz ersorder- lich ist, um S a ch s e n s T t e l l u n g aus dem deutschen und dem Weltnrarkt zu halten und zu festigen. In den letzten Miznaten sind viele Maßnahmen ge- trossen worden, um die Sachsenwcrbuug zu erweitern. Das „H eimatwcrk" hat schon in dem ersten halben Jahr seines Bestehens mehr Pläne verwirklichen und noch mehr Pläne ausarbeiten können. Selbstverständ lich mußte sich diese Arbeit den Gcsamtintcrcnrn des Landes widmen und zunächst dafür sorgen, daß die schlimmsten Folgen einer weitverbreiteten Un kenntnis Sachsens beseitigt wurden. Ans diese Meise gelang es. Versäumtes systematisch nachzu holen und die Wege sür den neuen Ausbau freizu legen. Der Kamps gegen die sogenannten „Sachsen komiker" entstand nicht zuletzt aus der Erkenntnis, daß cS unmöglich ist, der kulturellen Leistung des Landes ein würdiges Echo zu schaffen, solange Bühne und Kabarett jede Gelegenheit benutzten, um Zerrbilder jener Menschen vvrzufiihren, deren überragende Schaffenskraft Weltruf erlangt hat. Es ist gelungen, derartige Erscheinungen zum überwiegenden Teil ver schwinden zu lassen. Das ist ein unbestrittener Er- solg, der freilich nur durch umfängliche Kleinarbeit erreicht werden konnte. Es ist immer erneut betont worden, daß das „Hei- maiwerk" nichtLie Absicht hat, nur einen Abwehrkamps zu sühren. Es hat sich darum immer wieder anregend betätigt, indem es vorhandenen Organisationen neue Möglichkeiten wies oder verhinderte, daß nützliche Arbeit zersplitterte, da die einheitliche Marschroute fehlte. ES hat darüber gewacht, dah Sachse» immer dort, wo es anging, repräsentativ vertreten war. Schließlich hat ei» sich bemüht, denjenigen WirtschastS- zweigen weitgehende Förderung angedethen zu lassen, die von der allgemeinen Gesundung erst ungenügend ersaßt wurden. Aus dieser Linie lag die Durchführung der „Erzgeblrgtschen W e i h n a ch t S s ch a u" im Nachbargau Schlesien, die mit großem Erfolg siir die Spielzengmacher des Erzgebirges werben konnte. Diese vielversprechenden Anfänge werden nun, nachdem der Ausbau der Organisation vollendet ist, mit aller Energie sortentwickelt werden. Kultur, Wirtschaft und VolkStum werben hierbei stets einer gleichbleibenden Förderung bedürfen. Welchen Um- sang diese Pläne haben, hat Ministerialdirektor Lahr, der Leiter der sächsischen Staatskanzlet, zuletzt, bei der Plauener Vcrkshrstagung dargelegt. Sachsen wird sich danach nicht damit begnügen, ein« direkte Werbung zu betreiben. ES wird vor allem versuchen, die BoranSsetzungen dafür zu schaffen, daß feine Lei stung sür sich spricht und also die überzeugendste Aus kunft über heimischen Fleiß und heimische Regsamkeit erteilt. DaS FrembenverkehrSlandSachse» hat hier hundertfältige Gelegenheit^ durch die Ver schönerung seiner Landschaft usw. propagandistisch zu wirken. Die Bestrebung, nicht nur theoretische Vor- schlüge zu machen, sondern praktische Unferstlthung zu erteilen, brückt sich auch in dem Archttektenwett. bewerb auv, der erst in diesen Tagen veröffentlicht wurde. ' Die Arbeit geht weiter. Im Zeichen der grünen Aürschwerter wirb Sachsen alles daran fetzen, um das nationalsozialistische Ausbauwerk des Dritten Reiches mit'allen Kräften zu unter stützen. Denn dieses Symbol soll stet- daran er- tnnexn, daß alles, was mit thm bezeichnet ist, dem Gau entstammt, besten Wertarbeit international« Gel tung erhalten hat. Go bedeutet r» ein« Auszeichnung hnd ei»- Berpsltchkms. , —L Mrd Oesterreich endlich handeln? Bericht unsrer Berliner Schriftleitung Rr. Berlin, 18. März Ter Wiener „Telegraf" vom 17. März bringt eine Meldung, als deren Herkunftsort München ge nannt und in der behauptet wird, der ReichSpresscchcs der NSDAP., Dr. Dietrich, sei in Bamberg ver haftet und von der Staatspolizei ins Gefängnis ge führt worden, weil er in alkoholisiertem Zustand sehr abfällige, schriftlich überhaupt nicht wiederzugebende Acußerungcn gegen den Führer und gegen die Partei gemacht habe. Dr. Dietrich hat am Mittwoch den Führer selbst von dieser Meldung unterrichtet. Außerdem hatte ein Kreis deutscher Pressevertreter Ge legenheit, den ReichSpresscchcs unter sich zu sehen. Das fei lediglich am Rande vermerkt, denn wir kommen auf diese Dinge nicht zu sprechen weil wir meinen, sic widerlegen und richtigstellcn zu müssen. Derartige Nachrichten tragen das Zeichen der Lüge zu offenkundig auf der Stirn, als daß man sie im beson deren dementieren müßte. Uns scheint eS vielmehr notwendig, endlich einmal näher auf die Tatsache ein- zugehen, daß derlei Lüge» i« der jüdischen Presse Wiens Tag für Tag erscheinen. Sie werben von ihnen systematisch ver breitet. Tas ist das Entscheidende. Es ist das gleiche System der Liigenhetze gegen Deutschland, das so oft gerade in letzter Zeit in besonders krassen Fällen — wir erinnern nur an die Behauptungen über deutsche Absichten ans S p a n i s ch - M a rk k o und über die bevorstehende Besetzung Dan„igS _ sichtbar geworden ist. Planmäßig sucht man Deutsch land zu verunglimpfen, den inneren Zustand des Reiches und die Absichten seiner Regierung vor der Welt zu verdächtigen. Man sucht vor allem auch die Person des Führers zu beleidigen. Das ist sicher auch die Absicht des „Telegraf" gewesen. Denn es kommt wohl nicht von ungefähr, daß gerade ein Mitglied der engsten Um gebung des Führers, ein Mann der besonderen Wahl und des besonderen Vertrauens Adolf Hitlers, er bärmlichster Handlungen bezichtigt wird. Man arbeitet nach der Methode: Etwas bleibt an dem, der mit Dreck beworfen wird, auf jeden Fall haften. Hier eine kleine Blütenlese ans der jüdischen Hetzpresse Wiens in den letzten Tagen: Die „Stunde" vom 11. März gibt eine Pariser Meldung wieder, in der es heißt, in Deutsch land würden täglich Tausende verhaftet, weil die deutsche Arbeiterschaft sich für die spanische Volksfront erklärt habe und in den Betrieben ungeheure Sammlungen stattsänden. Ter „Telegraf" vom 11. März berichtet gar von einem SS.- Putsch auf München, der in der "Nacht vom 5. zum 6. März slattgesuuden habe. Die SS. habe ver sucht, sich Münchens zn bemächtigen. Tausende von Vcrhnslnngeu! 24 ZS.-Führer nach der Schweiz ent kommen: Das „Echo" vom 12. März erschüttert seine Leser mit der Nachricht, daß jeder Messcgast in Leipzig eine Lebensmittelkarte haben mußte, das; außerdem von den Häusern die Dachrinnen abmouticrt werden, weil die Niistttngsindustric das Zink brauche. Und schließlich behauptet das Blatt, wer an seiner Wohnung keine Plaketten vom Winlerhiliswcrk habe, werde ver haftet. Tie „Stunde" vom 12. März verdächtigt Deutschland imperialistischer Ziele im Osten und sammelt spaltcnlangc lügnerische Behauptungen gegen Deutschland. Der Sinn dieses frevlen Spiels ist sehr klar. Den Erfindern solcher vielsach albernen und blöden Lügen geht es im allgemeinen darum, Mißtrauen gegen Deutschland zu säen. ES geht ihnen im be sonderen auch daruui, die Verständigung zwischen dem Reich und Oesterreich, hinter der die freudige Zu stimmung und der Willen des gesamten deutschen Volkes stehen, und die seit dem ll. Juli die erfreulich sten Fortschritte zu verzeichnen hatte, zu zerstören und, wenn es in ihrer Macht stünde, ernsthafte Spannun gen und Gegensätze zwischen den beiden deutschen Staaten hcrvvrzuruscn. Die Presse im Reich hat sich mit unbeirrbarer Loyalität an den Geist des Abkommens vom 11. Juni gehalten. Unsre Zeitungen haben mit säst übertriebener Gewissen hastigkeit auch den leisesten Anschein ver mieden, als ob wir uns irgendwie in innere öster reichische Verhältnisse cinmischcn wollten. Die österreichische Regierung hat mehrfach aus drücklich versprochen, nach dem gleichen Grundsatz zn verfahren. Sie hat trotzdem bisher dem üblen Treiben der jüdischen Presse nicht Einhalt geboten. Sie hat wiederholt Warnungen und Proteste der Reichsrcgicruug, wie cS diplomatischer Brauch ist, höslich, ja freundlich cut- gegengcnommcn, aber sie in der Praxis nicht beachtet. Das sei in diesem Zusammenhänge in aller Form sestgcstellt. Und es sei hervorgehoben, daß es so aus die Dauer nicht weitergeht. Die Neichsregicrung, und mit ihr das deutsche Volk dies seits und jenseits der Grenzen, erwartet, das; die österreichische Regierung endlich handelt, wie cs ihre Pflicht ist, und dem bösartigen und gefährlichen Treiben der jüdischen Hetzer ein- für allemal ein Ende seht. Demonstrationsstreik in Paris Alle Läden geschlossen - Kundgebungsverbot bis zur Weltausstellung? Telegramm unsres 8. Paris, 18. März Der gestrig« Mittwoch stand natürlich ganz im Zeichen der Blntnacht von Clichy, in der, wie jetzt amtlich seststeht, 5 Personen ihr Leben verloren, 1S1 Polizisten «nb 8« Demonstranten verletzt wurden. Das Ergebnis der langwierigen Berhandlnngen, bei denen «S -er Regierung daraus ankam, schon im Hinblick ans die bevorstehend« Weltausstellung möglichst rasch und «ngesährdet über de» kritischen Zwtschensall hinweg- ' zukommen, war ein Kompromiß. Dieses Kompromiß kam aus «iner Besprechung zustande, die gestern in den späten Abendstunden zwischen Leon Blum, dem Innenminister Dormoy, dem Kriegsminister sowie - den Vertretern des Gewerkschas«Sringes der CGT. und den Delegierte« der Bolls« sront ftattsand. Um di« ansgehetzten komm«, nistischen Masten ,« „beruhigen", sinket heute in Paris und in ber Bannmeile rings um di« sranzöstsche Haupt, statt mit Zustimmung der Regierung ei« halbtägiger Generalstreik statt. Sämtlich« Fabriken und Laden« geschiiste bleiben heute vormittag geschlossen. AK« -ssentlichen vetriebe streiken, namentlich Straßen« bahnen» Autobnste und Untergrundbahn. Rnr die Eisenbahner, di« Müllabfuhr, Gas«, Wasser« und Elek trizitätswerk« arbeiten. Dagegen ist «» der Regierung gelungen, zu er- reichen, daß po» de, Linken weder tu der Kammer, rwch Korrespondenten im Senat eine Interpellation über diese Ereignisse eingcbracht wird. Daß diese Vorgänge aber in der Kammer, noch bevor sie in die Osterferien geht, zur Sprache kommen werden, ist wahrscheinlich. Im Knbinettsrat gestern abend erließ die Ne gierung einen Appell an alle Bürger und Parteien, künftig aus jegliche Kundgebungen zu verzichten. Die Kommunisten hatten ursprünglich sehr weitgehende Forderungen gestellt, zum Beispiel die Auflösung aller Rechtsparteien und die Verhaftung beS Obersten de la Rocque und des Abgeordneten Doriot. Damit sind sie nicht durchgckommcn. Die Sozialdemokraten wagten nicht so weit zn gehen wie ihre marxistischen Brüder, und die Radikalsozialcu ließen durch ihren Fraklionsführcr Eampinchi erklären, daß gerade die Kommunisten nicht von Provokation reden dürsten. Sie müßten sich endlich klar darüber sein, daß die größten Schwierigkeiten der Regierung Laon Älum gerade nur immer wieder von ihren eigenen Freun den bereitet würden. Außerdem sei es ein Unding, die Polizei vor die gefährliche Wahl zu stellen, ent weder selbst zn töten ober getötet zu werden. iJrgendwelche Konsequenzen haben die radikal sozialen Bundesgenossen der Kommunisten aus den Vorgängen von Clichy nicht gezogen. Sic haben sich auch mit dem halbtägigen.Generalstreik einverstanden erklärt. - D. SchristttgJ Ans der andern Seite scheint sich die Negierung bereit erklärt zu haben, einige der Rechtsparteien anszulvsen, die die Nachfolge der verbotenen natio nalen Verbände angetreten haben. Im Anschluß an diese» Verbot sollen alle politischen Kundgebungen bis aus weiteres, jedenfalls bis zur Eröffnung ber Welt- auSstellung, verboten werden. Oie Zauberlehrlinge Paris nach dem ütraßenkamps von Clichy Von unserm Korrespondenten 8. Paris, 18. März In ganz Paris herrschte am gestrigen Tage größte Aufregung. Tie blutigen Vorgänge in dem Jndustrievorort Clichy haben selbst bas Interesse an den diplomatischen Verhandlungen über den Wcslpakt und die künftige Ausgestaltung der belgischen Neutrali tät, die in den letzten Tagen ganz im Vordergrund standen, zurückgcdrängt. Jeder fragt angesichts des politischen Brandes, der so überraschend ausbrach, was die Folgen der blutigen Vorgänge in der Nacht von Dienstag zu Mittwoch dieser "Woche sein werben. Schon melden sich die Vertreter der Sowjets und schreien nach „Rache". Tas Manöver ist allzu durchsichtig. Ta mau selber voller Blutschuld ist, bezichtigt man die andern um so lauter und lucht alle Schuld aus die Hüter der Ordnung abzuwälzen. Tie Regierung aber ver handelt ziemlich ängstlich mit den Führern der Mächte, die sie selbst im Staate großwachsen lieh und s u ch t nach einem Kompromiß, das sic im Amt hallen und die wilden Männer auf der äußersten Linken be ruhigen soll. Diesem Zweck dientzder für Donnerstag angesetzte Pariser.D e m o n st r a 1 i o n s - G c n ereil st r e i k, der an die Stelle des ursprünglich von der äußersten Linken gevlanten allgemeinen Generalstreiks treten soL Polizei und Mobilgarde sind in höchstem Alarm zustand. Tie wichtigsten Brücken, Ltraßcnkrcinnngcn und öffentlichen Gebäude in Paris stehen unter poli zeilichem Schutz. Bcberall sieh! man Stahlhelme und Karabiner. Die Regierung scheint nach außen hin also gewillt zu fein, mit allen Mitteln die Ordnung aus- rechlzucrhallcn. Wird ihr das mit den bisherigen Me thoden aus die Tauer gelingen? Es stellt sich jetzt eine große Frage, die politische Frage: Wer wirb in diesem von der Straße entfesselten Kamps u m die Macht Sieger bleiben? Tas bürgerliche Frankreich oder die Jünger Moskaus? Tie Regierung Löou Blum wird mit den Uebcrrcbuiigs- mcthoden, die sie bisher einigermaßen erfolgreich im Kampfe gegen die Extremisten angewandt hat, nicht mehr wcilerkommcn. Kann es aber Löon Blum wagen, mit vollem Einsatz der Staatsgewalt die Ruhe aus- rechtzuerhaltcn und die Ordnung zn gewährleisten? DaS sind Fragen, über die selbst der Kabincltsrat von gestern abend noch nicht endgültig entscheiden konnte. Tie Zeit der „Diktatur der Ueberrcdung", von der Löon Blum immer gesprochen hat, und auf die er so stolz war, ist zu Ende. Die Kommunisten haben gezeigt, daß Ne sich zur Verminst nicht „überreden" lassen. Da zu ist es zu spät. Am 6. Februar 1934 hat die Rechte einmal versucht, über die Straße an die Macht zu kom men. Tie blutige Nacht aus der Place de la Concorde war das Signal. Taladicr war damals Ministerpräsi dent und wurde gestürzt. Tie Regierung Toumergue folgte, bis dann die Sozialisten doch wieder über das Parlament an die Macht kamen. Nunmehr sind dieMarxistenvonder FärbungBlnm den extremen Anhängern Moskaus schon l a n g e „a l l z u b ü r g e r l i ch". Ja die Kommunisten setzen sich sogar schon gegen ihre eigenen Führer zur Wehr, weil diese angeblich den Auslassungen Blums und seiner Mitarbeiter „zu hörig" seien. Wie weit Vertreter Trotzkis hier am Werke sind, läßt sich noch nicht übersehen. Bezeichnend ist nur, daß die kom munistisch-marxistischen Führer selbst eö nicht wagen, ihren wild gewordenen Anhängern in den Arm zn fallen. Sie haben gestern bewiesen, daß sie doch nur Gefangene der hinter ihnen stehenden entfesselten Massen sind. Wird eS diesen Massen nun gelingen, ti b e r d i e S t r a ß e a n d i c M a ch t z u k o m m e n? Mit Staunen verfolgt Frankreich die Auseinander setzung, die zwischen dem langjährigen Präsidenten der Sozialdemokratischen Partei und jetzigen Minister präsidenten Leon Blum einerseits und der aufrühreri schen Masse anderseits tm Gange ist. Daß gerade die Marxisten nunmehr die Aufgabe haben, die bürger liche Ordnung gegen die Anarchie zu verteidigen, ist bezeichnend. Dabet besteht über die wahrest Urheber der Revolte — denn anders kann man die blutigen Ereignisse schon nicht mehr nennen — wohl kein Zweifel mehr. Die wenigen Anhänger der „Fran zösischen Sozialpartei", die sich den Film im Lichtspielhaus von Clichy ansahen — es waren tm gan- zen nur 309 Mann —, stellten wirklich keine „Provo kation" bar. Es steht fest, baß ein ankommendes Polizetauto mit Schüssen empfangen wurde nnd nun mehr als Beweisstück zur Verfügung steht. Ein mit Schüssen übersätes Beweisstück. Ist ein weiterer Beweis notwendig, baß die Kommunisten bewaffnet waren? Ihre Kugeln richteten sich ja nicht nur gegen bi« Polizei, sondern auch ber sozialdemokratische - - ? EMtPkM
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