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Dresdner Nachrichten : 19.07.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187507192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18750719
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18750719
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1875
- Monat1875-07
- Tag1875-07-19
- Monat1875-07
- Jahr1875
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 19.07.1875
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SPivttn» fr»» 7 Udr in der Srptdilion Variknftraßc IS. Ad»n- Nkmeni»»rr>« »iertkliäl,k> »ich 2 Mark 25 Pigr., durii» dir Po» S Mark SO Pigr. rinjel. Nummern wPigr. «uklage: 2700ÜSr»>s i>Ur die Rüikgadc ei»«»- landler Manulciiple ««<h> sich die vkedailio» oichi verbi»dU<>>. Inserat,n-Annalmie aul- varl-. ü»a»«a»t«i» uuö V»,I»r in Hamdura, Per. >»». wie», Ueiptig. Bases v-calau, grauksurt a. «t. — LuL. tlo»»» in ürrlin. Leinst«, Wien, Haniburq, granlsurt o. M., Miln- chcu — Vaud« t Ua. in rarksuri a. M. — k». oixi in iliiemnis. — »»«. l-ailtt«, IIuIIi,r t 0^ in Pari». Tageblatt snr Politik, Nnterhaltaug u. Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: §iepschk Neichardt in Dresden. Snieral» «erden i S>rade I» an,en°»»«» »i, ?ld L Uiir, Sonnt^D di» Milk,«» > r Ukr. g» «kul'adl. »rode klioiirr- »aiie S di» Nachm. « U»r - Der Raum einer rin- i»alliaen Peltt^eile «oiket IL Ps« itingejandi ds» Aeil» S> Ü - Mine itiaraniie iur da> nochiila«>«e »richel- »eu der stnieiale wir» »ich! «eji'den. «»«warlige Rnnonken« Lniiraqe ran un» unbe» Io mi,n ililmt» »nd Per« ioncn inierirru wir nur oeaen Prunnm erand o» i-iadluni biilch Brief- mark<» oder Poiieinjad» iun > Reu» Silbr» ko»'» >5 Piac. :>»>->«!, I.ik die Mouln«» Rnmmrk aber nach lincm gesiloq» die Prui»e»e 2U Pige. Nr. 200. Zwanzigster Jahrgang. Mltrebacleur: Dr. Liull »Für das Feuilleton: lawrlvl» n»rtw,»i>n. Dresden, Montag, IO. Juli 187». Locales und Sächsisches. — Das Elbgausängerfest in Dresden. Nachdem am Sonnabend von Nachmittag 2 Uhr an die aus 17 sächsischen Städ ten herzugeströmten Sänger sich bei dem Festcomitce in der Stadt- waldschlößchen-Restauration Quartierbillete, Fahrbillete und Ein trittskarten zur Industrie-Ausstellung und die nöthigen sonstigen Weisungen geholt hatten, versammelte sich die ganze Sängerschaft mit der hiesigen — so weit dieselbe an dem Feste Theil genommen — beim günstigsten Wetter am Dampfschifflandungsplatz und bestieg drei rcservirte Dampfschiffe. Tausende von Zuschauern hatten sich auf der Brühl'schcn Terrasse, deren Geländer garnirt war vom Bel veddrc bis zum Akademicgebäude, und an der Appareille eingesun- den, die beim Abfahren den Sängern mit Hüten und Tüchern Grüße zuwinkten und dafür harmonische Hochs aus voller Brust zum Dank erhielten. Auf jedem der Schiffe flatterte eine Anzahl Bereins sahnen — unter denen sehr kostbare waren — lustig im Winde und von beiden Ufern, wie von den dichtßcsetzten Fenstern des Militär hospitals wurden vielfache Grüße während der kurzen Fahrt zuge- winlt und zugesungcn. An der Waldschlößchcn Landringsbrücke ward ausgestiegen und Zug sormirsl und quer über die, durch die Erinnerung geheiligte Festwiese, aäf deren grünem Zinsen noch die damals, vor IO Jahren, gepflanzile Sängereiche steht, welche heute durch zwei dabei ausgestellte Fahntn ausgezeichnet ist, ging es nach der Schillerstraße und auf dieser zurück nach dem Festplatz, dem Lincke'schen Bade. Hier, im freundlich decorirten Saale, grnppirtcn sich die Sänger nach ihren Ortschaften an gedeckten, langen Tafeln, und ein allgemeiner Gesang, das Weihclied von Abt, cröffncte das Fest. Auf der Galerie, über dem Eingänge zum Saale, hatte man die Fahnen — von denen wir beinr Zuge in Summa 25 gezählt — symctrisch aufgestellt, was sich allerliebst ausnahm. Das Orchester, auf welchem später die Einzelvortrüge der Vereine stattfanden, blieb noch durch einen rothcn Vorhang verhüllt. Dem Orchester gegen über, vor einer durch ein großes Tableau verhangenen Fensternische, stand die Rednerbühne, auf dem dahinter befindlichen prächtigen Tableau prangten in gothischer Schrift groß die Worte: „Wackere Länger, fröhliche Gäste — Seid uns willkommen zum herrlichen Feste, — Wo uns die Quelle der Freude stießt, — Seid uns ge grüßt." Als Vertreter des Rathcs war Herr Stadtrath Benisch erschienen, welcher mit noch mehreren Gästen an der Local-Ausschuß tafel Platz genommen hatte. Nach der von einem Mitglieds des „Orpheus" von hier, Hrn. Straube, gesprochenen, in Versen ver faßten EmpfangSredc, die unter Anderem das deutsche Lied in seinen Einzclgattungen pries, öffnete sich der Vorhang vor dem Orchester und ein lebendes Bild erschien, darstellend die Vereinigung des Helden-, Minne , Schäfer und Kirchenliedes unter dem Schutze der Saronia, die Älboria Elbe) und den Apollo vor sich, sowie .Linder, als Genien die Sängcrgaue in ansprechend gestellter Gruppe dar stellend «Costümc von Hänel hier), was mit enthusiastischem Jubel ausgenommen ward. Die Dresdner Sänger stimmten darnach ein von I. G. Müller trefflick componirtes Lied, „Willkommen", an, dessen drei Strophen abwechselnd von Knaben und Männern ge snngen wurden und einen zündenden Eindruck auf alle Gäste aus- »btcn. Es nahmen nun die Reden, Ansprachen und Einzelvorträge ihren Anfang. Die auswärtigen Sänger wurden Namens der Dresdner Sängerschaft feierlich begrüßt, die Träger der Trinkhörner von den hiesigen Vereinen brachten allen Gästen das Horn zum Willkommen-Trunk; Herr Arras als Vertreter des allgemeinen deutschen Sängerbundes brachte von dem geschäftssührenden Aus schuß einen Glückwunsch-, Herr Kottschalk von hier brachte ein Hoch aus auf den König Albert und das ganze königliche Haus; die ganze Versammlung erhob sich von den Stühlen und stimmte begeistert ein. Herr Oberlehrer Bieber brachte in schwungvoller Rede ein Hoch dem deutschen Lied; der Vorstand Herr Wilh. Sturm ein solches auf den Rath von Dresden und die Polizeidirection, die das Zustandekommen des Festes ivesent lich unterstützt haben. Ein Gruß aus Leipzig, von demselben Redner »berbracht, und die Mittheilung, daß am Sonntag drei um den Männergesang verdiente Männer, die Herren Ist. Langer, August Horn und Greis, Vertreter des Zöllnerbundes, in der Mitte der Festgenossen erscheine»! würden, wird mit Jubel entgegengcnommen. Verschiedene Herren aus der Mitte ioer auswärtigen Sänger, Herr Jungnickel aus Fvnberg, Herr Eantor Hellriegel aus Dippoldis walde u.s.iv., antworteten auf die ain Anfang von Herrn Backhaus von hier gehaltene Begrüßungsrede; sie dankten sämmtlich für den herzlichen Empfang, die freundliche Verpflegung und die gefundene herzliche Brüderlichkeit. Harmonische Hochs erklangen, bald von Allen, bald von einzelnen ,'iednern ausgebracht. Es ward vielfach zurückgegriffen auf die Tage des ersten großen Sängcrfestes. Die Verbrüderung deutscher Stämme, die damals vor zehn Jahren voll zogen ward.Ovar schön, wie das ganze großartige Fest. Freilich haben die Dresdner bei der Erinnerung an damals auch einen bit teren NalHeschmack; die Wogen der Begeisterung gingen wohl hoch und au^ den dam^s mächtigen Wellen der Töne verlor man die User ünanziellcr Berechnung ganz aus den Augen, und als die Fluth5der Begeisterung verrauscht war und Ebbe eintrat, was fand wa^s da an demIlfcr — ein Deficit von 70,0(10 Thlrn. Indessen, Dresden ist deshalb geblieben, was es war; ein Jahr später mußte mit blutenden Herzen ganz andere Opfer bringen, die nicht, wie zene, von der Liebe zur Harmonie im Liede wie im Leben, sondern von der unseligsten Disharmonie veranlaßt wurden. — Daß der Männergejang eine veredelnde Wirkung auf das Volksleben aus- übt, wird, der denkende Mensch nicht verkennen, und das ist der große Werth des vereinsmäßigen Männcrgesangcs, denn nicht über all in den zahlreichen deutschen Sangcsvereinen wird gut gesungen und kann gut gesungen werden, aber gewiß in den meisten Herzen der Sänger, seien sie nun stimmbegabt oder nicht, bleibt doch dies und jenes schöne Liedcswort nisten, das zu vielen Rialen schon ivirk- liche Früchte getragen haben mag. Der Sinn »vird abgelenkt von der Gemeinheit und dadurch dem Schönen und dem Empftndungs- leben zugeivandt. In diesem Sinne sagt auch R. Kretzschinar treffend schön über den Gesang: er ist „ein himmlischer Funken — zur Erde gesunken — entzündet Gesang in Euch heilige Gluth — die Liebe zum Edlen, zum Streben den Muth." — Die Einzel vorträge boten manches gelungene Lied. Am hervorragendsten schie nen uns die Vorträge des „Liederkreis", „Tannhäuser", „Apollo" und „Orpheus" von hier, während von den auswärtigen Vereinen der Pillnitzer und der Radeburger sich durch recht guten Gesang vorthaten. Daß es übrigens nicht alle Sänger mit der an sie er gangenen dringenden Mahnung und Erfüllung ihrer Pflicht genau genommen haben, sahen wir gestern Vormittag. Ganze Trupps Sänger, an den Karten am Hute kenntlich, zogen in der IL.Stunde bei unserem Redactionslocal vorüber, während sie eigentlich in der Hauptprobe, die in der kgl Reitbahn auf der Stallslraße zun, gro ßen Eoncert abgehalten wurde, hätten sein müssen. — In den verschiedenen Kirchen Dresdens wurden in der Woche vom 4. bis 10. Juli 163 Kinder (36 uneheliche) getauft und bei der israelitischen Gemeinde 3 Knaben geboren. Getraut wurden 36 Paar und Beerdigungen fanden 135) statt. - Gencke'SExtrasahrt nach der Schmelz bat io zahlreiche Thcilnchmcr gesunden, das! schon ab Dresden mlttelsl Ertrazuges gclahrcn »vird, dein sich InRcichcnbach dteTbeil- nchincr von der Leipziger und Thüringer Linie anschließen. Die ser Ertrazng geht heute 0 Uhr 20 Minuten ab. und unter musi kalischer Morgcnbcgrüßmig werden die Mitreisenden die Hcimath verlassen, um am Rhein oder aut den Schweizer Bergen in ded Lebens gewohnten Gang eine wohlthuende Unterbrechung clnzu- flechten. Herr Geucke »vird de» Ertrazug begleiten und sich durch daS bekannte Schild: „Reiscburcau. Hier sitzt Geucke!" seiner Rcisekundschaft alS treuer Rathgcbcr kenntlich »nahen. — Der Bahnwärter Earl Hellmig, welcher Nr. 77 de» Schlesischen Eisenbahn zwischen Langebrück und Dresden stationirl ist, wird in den nächsten Tagen eine 30-jährige Dienstzeit vollendet haben. — Gestern, Sonntag, früh 2 Uhr rückte das 2. sächs. Artillerie Regiment Nr. 28 (Abtheilungen Dresden und Freibcrg) zu den Schießübungen bei Geithain ab und inan erwartete im Laufe des Sonntag Vormittags den Einmarsch des 1. Regiments Nr. 12 Ab theilung Dresden und Radeberg). Das 5). und 6. Geschütz (man rückte nur mit 4 Geschützen pro Batterie aus wurde verladen, da zu deinsclben die Mannschaften und Pferde fehlen und man für die ses Jahr von der beabsichtigten Einberufung der Artillerierescrve pro Batterie 40 Mann abzusehcn für gut befunden hat. — Am Sonnabend, den 17. Juli früh, wurden die Zöglinge der königl. sächs. Unteroffizierschule zu Marienberg auf vier Wochen bis 14. August) beurlaubt. Man hatte denselben einen Ertrazug bis Flöha ab Maricnbcrg zur Disposition gestellt, da von Flöhe ab die jungen Krieger ihre verschiedenen Richtungen einschlugen. — Wie uns Herr Fleischermeister G.Gäbler von hier mittheilt, hat bei ihm ein Chemiker aus Böhmen, Namens W . . ., in diesen Tagen einen Centner Rindfleisch von einem frisch geschlachteten Rinde nebst dem Blute von demselben Thiere gekauft und dabei mit getheilt, daß er das Fleisch conserviren »volle, aber auf eine neue von ihm erfundene Art, ohne es einzusalzen oder zu pökeln. Er hofft das Fleisch durch seine Methode Jahre lang gut und genießbar zu erhalten, da sich der Geschmack in keiner Weise verändern soll Zunächst will Herr W. diesen Centner Rindfleisch, nachdem er seine Conservirungsmethode angewandt, nach Ausstralien und von dort aus »nieder hierher gehen lassen und dann dasselbe verschiedenen Eon» Missionen zur Begutachtung vorlegen. Sollten fick die Berechnungen des Chemikers bewahrheiten, so »vird man seiner Zeit ja wohl Wci tereS darüber hören, denn wenn das Fleisch, nachdem es in Austra lien gewesen, hier noch als gut befunden wird, dann »vird auch seine Methode genugsam gerühmt und ausgeführt werden. — Das erste Opfer auf der Berlin-DreSdnerEisenbahn ist am Dienstag Abend in Zossen gefallen. Der dortige Perrondiener Lorenz war mit dem Rangircn einiger Waggons beschäftigt. Da sich an keinem derselben eine Bremse befand, so bediente er sich eines Knüppels, den er in die Speichen des Rades steckte, um damit zu bremsen. Mit dieser Manipulativ»» nicht gehörig vertraut, steckte er den Knüppel zwischen Unrechte Speichen, er wurde durch denselben vor die Waggons geschleudert, überfahren und fand augenblicklich seinen Tod. — Vorgestern ist der Mahlstclnarkciter Geißler vier am eine rakrinirte Weite um seinen Handwagen gekommen. Seine zwei Knaben sollten diese» nact» Hause, Vorstadt Nendorf, tabrcn. Au» der Straße kam ihnen ei» »Mann in» grauen Anzüge ent gegen, sagte Ilme», sie möchten sogleich zu ihrer Mutter kommen, welche ihnen »och etwas Geld zu Kirsche» geben wolle, und er bot sich, einstweilen bei dem Wägelchen zu bleiben. Die arglosen Kinder eilten auch fort, ohne die Mutter auizufindc» und fanden bei ihrer Wiederkehr weder dr» Mann, iioch den Wagen wieder. Letzterer hat eiserne Achsen und sind aut teinselbcn 2 lange Kastciibrctcr von weichem Holze befestigt. Die Räter sind grün angestlichen. Mittheilungen über dein Verbleib des Wagcnö sind entwctcr der Polizelbebörde oder auch uns zu machen. Am 16. Juli wurde in dem Passek'schen Hause In der Dresdner Gasse in Pirna ein Einbruchödiebstabl verübt. Der Tbäter, welcher sich dabei I» Speise und Trank ein Gütliches getban, wurde TagS daraus I» einein Menschen entdeckt, welcher ganz gemüthlich in einem Haferielde Siesta dielt. Mehrere Gegen stände, welche »na» bei ihm fand, batte er ans der genannten Wohnung »nitgehen heiße». -- In dein Dorie Sieben Hufen bei Neustadt laborirte jüngst eine Frau an der Krätze. Trotz allen QnacksalbernS »vankte »nd wich diese nicht. Da wurde der Frau eine Salbe angeratden. Sie rieb Ihre reizenden Glieder damit ein und schob sich dann in einen Backofen, welcher einige Stunden vorher benutzt worden war, um die Salbe cintrocknen zu lassen und die Krankheit los zu »verteil. Heraus kam die Frau wieder, aber durch Andere, und in bald gebratenem Zustande. Der Krätze ist sie ledig, denn der selbst herveigesührte Tod hatte sie von diesem Uebel erlöst. > P l a u ver e i e n a u S d e r S ch w e i z. Rur ausuahmS- »veise durchwandert der Alpentourist das Davoscr übal. «ine Krankencolonie besucht man nicht aus eigenen» Anlricbc und an bei» Name» „Davos" beitet die Vorstellung die Lcbrcclcniinlder von hohlwangige» Jainmcrgcslaltcii, dluthuslendcn Schwindsüch tigen, hühnerbrüstigcn TokeScandidaten. Allerdings giebt cs hier derartige Unglückliche: die Mehrzahl der schwere» Kranke» besucht aber Davos nicht zur Sommerszeit. Der 'Winter ist iur dieses Hobe Alpentbal die gesegnetste Kürzest: augenblicklich begegnet man vier säst nur Brustkranke» j,n ersten Stadium, iur deren Heilung Davos »ahezu aste Sicherheit leistet. Wer aber meinte, c» bcrr,che hier eine gebrückte Stimmung, der irrte »epr. An und tür sich geben sich Brustkranke mit Vorliebe »rohen, hofsnungtz- rcichcn Stimmungen hin. DaS Geiühl erstarkender Gciimdheit jckoch enttesselt i» allen Kurgästen in »ngeabnter, aber iclig em pfundcner Weise die Triebe des Frohsinns, der AuSgeiahciibcit, ja des Uebcrmuths. Wie aber erreicht man solch glücklia es Ziel : Durck» Medikamente? Gröblich gefehlt! Das ist gerade das An- genebme und beim Patienten Vcriraucnerweckcnde. da» in DavoS zu de» Hilfsmittel» der Apotheke nur i» den änt-ersten Fälle» gegriffen wird. Die 'Annahme vieler gediegener Mcticincr geht jetzt dahin, daß Lungenschwindsucht in vielen Fällen ihren ersten Grund in einer niangelhaiten Ernährung und Verdamm», habe, ici es, daß die Ernährung zu durstig war. sei cs, Laß sic eine falsche Richtung nahm. Es gilt also, Ernährung und Verdauung wieder i» schönste Ordnung zu bringe». Daher ist dein Kranken Alles zu genieße» gestattet, wozu er »Appetit ha». Du issest gen» etwas Saurcö? Laß die Schüssel nicht vorühcrgchcu, wenn sie italienische» Salat, Sauerbraten oder Pfeffergurke bietet! Dir war zu Hause außer dem Sauren das Fette verboten ' Daß Du inir ja nicht in Davos bas Fctte von» Schinken, vom gekochte» Rindfleisch, vom Schöpsenbraten schneidest! In, Gcgcniheil' Früh schmierst Du Dein Wcißbrod ccntimetertick mit süßer, »rischer Butter, dreimal rcö TagcS pumpst Du mindestens einen halben Liter käiestoffhaltlge. wohlschmeckende Milch in den Magen; cincSardellcnsenuncl crsctztDir den l'cimalhiichcu witerwärtigcn Lcberthran; das Oel der Sardine, die Dir beim Abendbrot» prä- scutirl »vird, ist ebenso nabrhast; kurz, was cs aui Erken, in der Luit »mb in» Wasser giebt: der Hirsch, das stich wie bas Rind, daö Scha», wie die Gemse, der Boecnscekarpicii wie die Gcdirgs- forellc, die gackernde Henne wie das aiiischwirrcntc Rcbimbn - Alles, Alles, waö Nahrungsstoff enthält und giebt, das iß. Iß früh. Mittags und Abentö, iß in der Zwiichcnzcit, iß viel, lang- sam und gut. iß, wenn Du 'Appetit hast. iß. um Appetit zu be kommen, iß, der Alpcnkuh vcrgleichbar, die dm ganze» Tag nickst das Maul Von der ihr gedeckten grünen Twel bringt, kurz iß, verbaue und laß Dich wägen! Sobald D» im Hotel Dein Zimmer bezogen, besteigst Du die Brückenwaage und ein so um das Wohl seiner Gäste bciorgicr Wirtb, wie mciu SchwcizerhM Hotelier, legt selbst Piund am Pnmd am die Waage, bis er ge nau in sein Journal cintragcn kan», mit wieviel Last Du arm- iciigcr Erdcnpilger de» Planeten drückst. Allwöchentlich, mindc stcnS allmonatlich wird wcitcrgcwogcn. Wobl Dcm, der von »ich sagen kann: ich werte alimälig zu einer Person, die in S Gewicht »äilt! Doch, das Essen allein thut'S nickst. Die trockene, »eine, reine Luit erzeugt hier oben auch einen ewige» Durst. Ihn stillst Du nicht blos mit dem köstlichen, chemisch iast reine» Wancr. nicht bloS mit Milch und Kaffee, sontcrn vor Allem mit dcm eklen Veltliner Wein. Für O- Franken trinkt man an der Taiel schon einen reckst guten Tropscn: »m 2 Francs ist der Italiener schon feuriger mit iür 3 und mehr Francs crbäit mau eine» gc lagerte», de» Magen stärkenden und reizenden Wein. kcn man bei unS nicht unter 6 Mark hätte. Doch, batte Dir der Arzt daheim nickst alleiuallö l Glas Bortcaur gestattet? Und höch stens noch 1 Kind Bairisch ? Spaß! Hicr oben cn'ordcrt cs die Kur, baß Du täglich Deine Flasche bernöselsi. Was - und Du hättest noch AbendS ein Lüftchen nach einen» Glast Tücher scheu Bicr's in der „Post?" Warm» denn nickst? Aber daß Du mir nickst mehr als 3 GlaS trinlst! — Nininit man »ock» dazu die Beivcgmig i» der Lust, daö Bergsteigen mit seinem tieie» Atbcm- holcn, so begrelit cS sich, daß in» Lame der hier bcrbrackstcn Wochen bas Gewicht der Kurgäste Zunimmt, die Körpcrkräitc im Allgemeinen wachst»», die kranke Lunge die schädlichen Stoffe leichter auSi'chcidet. kräftiger »vird, tiestr athmct, daß Wunden der Lunge sich schließen, Blutungen »ich stillen und vernarben, Ent zündungen fick' lindern und bebe», der Schlaf regelmäßig, der Husten »illdcr »vird und zuletzt sich oft ganz legt. Wichtig, abhärtend und kräftigend sind die kalten Douchcn. denen man hicr uifterworstn wird. Ist. Spengler nennt die Haut die Hauptbasis der Lmigcnschwiiitfticlst. Die Beschaffenheit der Haut zu bessern, ihre regelmäßige Thätigkcit zu betörter», ist der Zweck der Douchcn. Die Doncbc »»eines ArzteS, des Ist. Unger, liegt einige Hundert Fuß böber, als Davos, etwa io hoch, wie daS Küntzelniann'sche Etablissement oder das Fridabad auf den» Hirsche über de» Waldschlößchcn Bierfässern von Dcnmitz in Loschwitz. Dorthin, näinlich zu der Ilngcrschcn Douchc. wandcik Morgens her lange Zug kühner Doucber, Scbirn» oder Stock über das Kreuz gespannt. Daö Wasser hat »ur 1 Grab Wärme und stürzt, durch Röhren, die einen Fall von Fuß haben, gcstftci, durch die Brause kräftig ans Bruft und Schulterblatt tcS Lnn- genkranken; zuerst nur .'» Sekunden lang, tan», bis zu 15 Sc cnndci» ansteigend. Anfänglich glaubt man, wen» die eisigen Regenschauer aus den zitternden Körper nicterprasseln, Latanas höchsteigen ziehe Einem die arme Seele auö dem schwach um chwäcver werdenden Leibe, alimälig aber lacht »na» tcS TeustlS ' spukS und schließlich schilt man sich nach den Erguickunaen der Brause, wie nach einer Sartellenseinmcl und ei»er>Flascbe »c»- rigein Siorzato. Also keine Latwergen. Pillen, Pulver, Mir- turen aus den Apotbekcn, keine bairischen Malzsbr»pc, Hoff schen Malzextracte, keine Tannln-Knr von Dittmann, keine Acpstlweiii Kur von Pctsch, weder Königs- noch Kaisertränke, weder stmi,- lenta iwalüca »och Kräuterivrupc wendet man bei de» Kranken In Davos an. Eisbeutel, Morphium »nt ähnliche rationelle Hilfsmittel gebraucht »»an nur in dringendsten Fällen, wie bei Blutungen. Frische Lnft, Electricität, kräftige Ernäbrung, gute Verbauung, Abhärtung —daS sind Im Wesentlichen die veriumft- gemäßcn Heilmittel, mit denen »na» in Davos arbeitet. Die Schwindsucht, die »mstrcrZcit für ebenso »nhciibar galt, alö bei» Mittelalter der Scordut. ist, Dank der rationellen Anwcndnna dieser einfachen Mittel, in Hunderte» von Fällen in DavoS gc bellt worden. Das wülde ich wundcrdar nennen, wäre nickft daS Wunder das Gegcnthcil von Naturgesetz, und dieErkcnnttiiß und Befolgung einfacher Naturgesetze »ft cs gerade, was hier bei kcr Schwindlucht helfend und rettend cingreift. lieber die kliinat!- schcn Etgentbanilichkclten von Davos, t!e jenen Naturgesetzen erst ihre volle Wirkung sichern, verbreite ich mich demnächst. — Wttteru»a«»Beodacl,tu»a an» 18. Iuii, Mittags. Barometerstand nach Otto L Bösolt vier: 27 Paris. Zoll - L. (seit gestern unvcränkerti. - Thermometer nach Rcaumur: 24 Grad über Null. - Die Schloßtburmsahne zeigte Osi- Wind. Himmel: bewölkt. — «Idhöhe in Dresden, I^.Iuli, Mitt.: 108 Cent, unter o.
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