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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.12.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18961214024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896121402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896121402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-12
- Tag1896-12-14
- Monat1896-12
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Abend-Ausgabe ripMer TaMalt Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. W. Jahrgang: Montag den 14. December 1896. W 101 ripzig. Leipzig otschasterS üngelegen afenbau i Local ¬ nrn.) Die mcewic; wen wird sind bei türkische e Blätter , daß die lle in der inspruck zramin.) Grafen merung >er Atb störunz rt verlä'ßi Die Morgen-Ausgabe erscheint um '/«? Uhr. die Abeud-Ausgah« Wochentags um b Uhr. Militair- salu eine r Räuber : Brigani den fest ¬ er erklärte iio zurück Lochen in r die auf fehle ein eiche Em- zram m.) schwer an illter des Theater ) Einrich n t. Ein Die Ent- ;e hat der Grafen Grafen mnnt. — »Sher mil Iwanow e feierliche r statt. — bulgarische und nach ihm nach ommenden Militair andlungen n keinen : Consul wärtigen, schiffe« sollte, zu Unzefgen'Preiß di? 6 gespalten? Petitzeile 20 Pfg. Reclamen unter demRedactionssrrich (La», spalten) 50^Z, vor den Famllieanachrichten (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- Verzeichnis). Tabellarischer und Zifsernsay nach höherem Tarif. lung von it großer S Grund es Zu formen ig; Be- erjenigen, fentlich Reform- gesetzes. rergleicks- ten. Ein mer, dem gener Be- :fe n. r UkaS isr ihnen für letreide »stenfrei ig in die !N Bahn- t solchen ort vor ¬ wollen, so hätte er engste Fühlung mit der deutsch-liberalen Partei suchen, ihr aber auch die energische Unterstützung ihrer berechtigten Forderung nach Schutz des Deutschthums gegen Slaven und kirchliche Reaktion in bindenden Versprechungen zu sichern müssen. DaS ist nicht geschehen,und so brauchtGraf Badeni sich nickt zu wundern, daß jetzt, wie aus dem eben veröffent lichten Programm der neuen deutschen Fortschritts Partei hervorgeht, diese nicht mehr wie bisher daS Staats interesse in die erste Reihe stellen, also nicht mehr eine reine „Staatspartei" sein will, sondern daß sie fest entschlossen ist, als erste und heiligste Pflicht, den Schutz und die Förderung des arg bedrängten DeutschthumS anzuerkenne». „Ausbau frei heitlicher Errungenschaften,Zusammengehörigkeit aller Deutschen Oesterreichs und Förderung des Deutschthums in Böhmen", das ist neben der stärkeren Betonung wirlhschaftlicher und socialer Reformen aus allen Gebieten der Kernpunkt deS Programms der Fortschrittspartei. Mit ihm wird Graf Badcni sich abfinden müssen, wenn er doch noch zu der Ueberzeugung gelangen sollte, daß er eine auf die Erhaltung des „Einheits staates" abzielende Politik nur mit den Deutschen, nie ohne sie machen kann. An sie muß ihn ohnehin der Entschluß der Fortschrittspartei weisen, an der Grundlage der Dreibund politik, welche sich auf das Glänzendste bewährt habe, festzu halten und insbesondere die Pflege gemeinsamer Beziehungen mit dem deutschen Reiche gefördert und erweitert werden. Zn diesem Punct kann er sich aus Tschechen, Klerikale und Antisemiten nun und nimmer stützen. Ur-actlon rmd Erpeditiou: 8. Di« Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abends 7 Uhr. Filialen: ktt» Ktemm's Eartim. (Alfred Hahn), UniversitätSsrraße 8 (Paulinum), Lonls Lösche, Katharinenstr. >4, Part, und Königsplatz 7. egSgerich! entlichkeit nakten r Straße ndlungen, voraus- vltra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbeförderung .« 70.—. Äunahmeschluk für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je »ine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an dir Expedition zu richten. Anzeiger. Amtsblatt -es Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Aathes und Nolizei-Amtes -er Lta-t Leipzig. Dem österreichischen Ministerpräsidenten, Graf Badcni, ist der Borwurf genrackt worden, er gehe in seinem Bestreben, es mit keiner Partei zu verderben, über die ihm als Staatsmann gegebene Schranke hinaus, indem er auch solchen Elementen deS Parteilebens seine Unter stützung, oder sagen wir Duldung, angedeihen lasse, die eine Reaction offen anstreben. Der Ministerpräsident hat diesen Bormurf durch seine große Budgetrede nicht entkräftet, sondern das als Unbefangenheit bezeichnet, was ihm von liberaler Seite als Parteinahme für den KlerikalismuS zur Last gelegt wird. Er zählt den Unwillen der Liberalen über seine Taltik zu den kleinlichen Parteibeschwerden und erklärt rückhaltlos, der Regierung sei jeder Beistand recht, ob er von den Tschechen und Antisemiten oder von den Klerikalen komme. In die DiScussion warf er daS Wort „Staatspartei". Er wird damit ebenso sehr wie mit seinem Worte von der „Führung der Parteien" in eine Sackgasse gerathen, denn Tschechen, Klerikale und Antisemiten vertreten nicht die Interessen des Staates in der gegenwärtigen Verfassung, sondern sie wollen, jeder für sich, ein Staatswesen, das von dem Staatsibeal der Liberalen himmelweit verschieden ist. Hätte Badeni sich auf eine wirkliche Staatspartei stützen Die letzte Post aus Mittel-Amerika überbringt die Meldung, daß die gesetzgebenden Körperschaften der Republiken von Nicaragua, Honduras und San Salvador die am 20. Juni 1895 in Amapata geschloffene Union genehmigt haben und daß in Folge dessen nach Austausch der betreffenden Verträge am 15. September dieses Jahres, dem 75. Jahrestage der Unabhängigkeit^ Erklärung, die „Dieta" der „Republica Manor von Central Amerika" zusammengetreten ist und dabei die auswärtigen Geschäfte des neuen Staatengebildes übernommen hat. Die drei Länder verzichten damit nicht auf ihre innere Selbst ständigkeit, für das Ausland bilden sie aber fortan eine politische Einheit. Jede der gesetzgebenden Körperschaften ernennt auf drei Jahre einen der drei Abgeordneten, aus denen sich die „Dirta", der Bundestag, zusammensetzt nnd deren Beschlüsse durch Stimmenmehrbeit gefaßt werden. Die Hauptaufgabe des Bundestages besteht in der Unter haltung guter Beziehungen zwischen den Ländern unter sich und zu den fremden Staaten und in dem Abschluß dahin zielender Verträge mit letzteren, in denen die Anwendung der Clausel, daß bei eintretenden Meinungsverschieden heiten ein Schiedsgericht einzusetzen ist, die Regel bilden soll. Dem Bundestage stebt daher auch die Er nennung der diplomatischen und konsularischen Vertreter der neuen Republik im Ausland zu, ebenso wie der Empfang und die Zulassung der Vertreter der fremden Mächte. Demzufolge haben denn auch die Regierungen der drei Staaten nicht nur alle Beglaubigungen ihrer bisherigen Vertreter für erloschen erklärt, jondern auch ihre Ministerien für auswärtige Angelegenheiten aufgelöst. Wappen und Flagge des Bundes stimmen mit den Abzeichen der alten Föderation, deren Erneuerung ja angestrebt wird, überein. Der Bundestag wird feinen Wohnsitz nacheinander in San Salvador, Managua und Tegucigalpa nehmen. Zur Zeit residjrt er in der zuerst genannten Haupt stadt und besteht aus Jqcinto CallellanoS für San Sal vador als Vorsitzendem, Eugenio Mendoza für Nicaragua als Secretair und Constantino Fiallos für Honduras als Beisitzer. Innerhalb der nächsten drei Jahre hat der Bundes tag einen Entwurf für eine endgiltige Verschmelzung aus- EY—- Vas gol-ene Herz, Novell« von L. Fahrow. Nachdruck verbaten. Oh, Wie verlassen kam sie sich vor. Wie unglücklich! Verwundert blickte sie auf, als Jambo hereintrat. „WaS willst Du schon so früh?'* fragte sie. „Habe ich Dir nicht verboten, vor acht Uhr auszustrhen?" Der Schwarze blieb eingeschüchert an der Thür stehen. „Jambo wollen beizen", sagte er; doch war daS Sprechen schon zu vi?l für ibn, denn augenblicklich brach er in einen furchtbaren kurzen Husten aus, der ihn zwang, das Zimmer wieder zu verlassen. Mirq zuckt» di« Achseln. — Es war noch zu früh, um einen Arzt zu holen. Und übrigens war ihr augenblicklich Alles gleichgiltig, auch Jambo'S Gesundheit. Sie senkte den Kopf in eine Hand und sah mit tief um schatteten, übernächtigen Augen in» Feuer. Ihr Entschluß war gefaßt: sobald eS Tag war, wollte sie in dr« Stadt zu Fella fahren und sie zu Detlev schicken. Sie wollte sich nicht um ihr eben erst gefundene« Glück bringen lassen. Wenn Detlev gestern plötzlich unzurechnungsfähig ge worden war, so mußt« er ja heute kommen uud ihr den Auftritt erklären. — Allein irgend etwa- Unbegreifliche«, Häßliches mußte hinter der Geschichte lauern, tonst wäre er nicht gleich bei seiner Ankunft so sonderbar gewesen. Grau begann der winterliche Morgen durch di« verhängten Scheiben zu Schauen. In den Nebenzimmern hantirten bereits die Dienstboten, die unter sich verwundert besprachen, was wohl mit der Herriiz Vorgehen könne. Mira bestellte beißen Thee und begann wieder auf und abzuschreitrn, von unbezwinglicher Unruhs ergriffen. Plötzlich fuhr sie zusammen. Eia Wagen war vor gefahren und Jemand klingelte heftig an der HauSthür. Erwin Balmer mit dem Unparteiischen und dem Arzt hält fick zur Seite. Die Hände in den Taschen seines UeberzieherS vergraben, pfeift er leise Tonleitern vor sich hin. Er thut nickt nur so gelassen, sondern er ist eS auch. Wenn Detlev fällt, wird er dafür den Portugiesen über den Haufen schießen. Er zweifelt keinen Augenblick an dem Ge lingen dieser eventuellen Racherolle, obgleich er nicht entfernt ein so guter Schütze ist wie San Pandez. Nun, und fällt der brünette Adonis zuerst, so erübrigt sich für ihn die Milbe des Schießens — voiln tout. Detlev ist entsetzlich blaß. Am Handgelenk des Verhaßten siebt er daS Brillanten her; blitzen, wie ibm zum Hohn und Trotz. „O, Mira! Und wie habe ich Dich geliebt!" denkt er zähneknirschend. Nicht einen Moment denkt er an etwas Anderes. Seine Gedanken sind wie mit eisernen Klammern an das goldene Herz geheftet und an die Verrätherei, welche Mira damit gc trieben hat. Immer noch hört er den prahlenden Ton, mit dem San Pandez gesagt hatte: „Die es mir als Liebesgabe gab, ist die lieblichste Frau unter der Sonne!" Ais Liebesgabe! Das Blut schießt ihm wieder bock bis in die Augen, daß der Wald sich um ibn zu dreben scheint. „Schnell doch!" sagt er zornig zu den Secundanten, „wie lange dauert denn die Sache?" Aber schon sind die Schritte abgezäblt, die Waffen ver tbefft und die sämmtlichcn Vorbereitung-Maßregeln erfüllt. Hinter sich, vom Walde her, bört Detlev rin ungewisses Geräusch wie von eiligen, strauchelnden Schritten. Aber er hat nicht Zeit darauf zu achten, denn eben hebt Sqn Pander Len Arm und zielt bedächtig. Detlev sieht still geradeaus. Jetzt ist «S plötzlich ganz rtshig in ihm geworden, ganz ruhig, er kommt sich vor, als sei ep weit, weit fort von aller Gegenwart, irgendwo, wo cs außerordentlich still ist — Da — ein Heller Aufschrei unterbricht diese merkwürdige, todtenhaste Stille, — Detlev fühlt sich von zwei Armen uni schlungen, während zugleich rin Schuß kracht. — — — — Politische Tagesschau. * Leipzig, 14. December. Der Reichstag, der am Sonnabend wieder so schlecht besucht war, daß er, um nicht seine Beschlußunfähigkeit con- scatirrn und dir Verweisung der Dampf er subventionS- Vorlage an eine Commission noch länger hinausschieben zu müssen, den Socialdemokraten völlig freie Hand zu dem Versuche zu gönnen genöthigt war, die im Erlöschen begriffene Streikluft ver Hamburger Hafenarbeiter aufs Neue zu entflammen, tritt heute in die dritte Berathung rer I u st i z n o v e l l e ein. Vielleicht haben wir schon unter den letzten Nachrichten oder im nächsten Morgenblatte zn melden, daß die Regierung den Entwurf zurückgezogen nnd der arme» Seele Ruhe verschafft hat. Ein solcher Verlauf der dritten Lesung wäre deshalb be dauerlich, weil er eine günstige Gelegenheit zur Besprechung ocS Falles Tausch abschneiden würde und unseres Erachtens rer Reichstag sich dieses Gegenstandes nicht früh genug bemäch tigen kann. Für die Regierung wird das allerdings kaum eine zwingende Erwägung sein. Was die Justiznovelle selbst angeht, so kann ihr möglichst rasches Verschwinden nur willkommen sein. Dcr jetzige Reichstag bringt auf diesem Gebiete doch nichts zu Stande und für ein aus sichtsloses Unternehmen sind die drei Plenar- und drei Eommissionslesnngen, die in zwei Sessionen schon da rauf verwendet worden sind, gerade hinreichende Zeit vergeudung. Da die Berufung gegen die Urtheile der Strafkammern mit einer Erschwerung des Wiederauf nahmeverfahrens zn erkaufen gewesen wäre, so kann daS Scheitern der Vorlage nur wegen der Verzögerung der Entschädigung unschuldig Verurtbeilter bedauert werden. Diese letztere Angelegenheit läßt sich aber leicht in einem Sondergesetze regeln. Von der zweijährigen Campagne bleibt also nichts übrig als eine „Galgenfrist" für etliche wegen Beleidigung verfolgte Abgeordnete — der Justiznovelle wegen ist bekanntlich die Vertagung statt des Schlusses erfolgt — und ein neues Zeugniß für die Unfähigkeit ces jetzigen Reichstages, gesetzgeberische Aufgaben auch dann zu lösen, wenn er nicht, wie eS beim Bürgerlichen Gesetzbuch unter dem Druck der öffentlichen Meinung geschehen, von dem Versenken in alle Einzelheiten Abstand nimmt. Die Regierung bätte in einer Reihe von Fragen, namentlich bei der die Besetzung der Strafkammern betreffenden, größeres Entgegen kommen zeigen können, in der Hauptsache trifft aber die Schuld an dem Fehlschlag das Centrum, das in zweiter Plenarberathuug eine Anzahl in der Commission beseitigter Hindernisse aus Popularitätshascherej wieder aufgethürmt hat. Zu den Gerüchten, die der Proceß Leckert-Lützow — oder, wie er in der Geschichte heißen wird, der Proceß Tausch — gezeitigt hat, gehört das von der ultramontanen „Köln. Volksztg." verbrritete, eS sei eine RegicrungStrisiS im Gange. Ja dieser Form findet das Gerückt allerdings nirgends Glauben; denn daS genante Blatt selbst brachte gleichzeitig andere, mit der Meldung unvereinbare Miltbeilungen. Wie das Gerücht entstanden ist, kann daher dahingestellt bleiben, jedenfalls aber ist die „Nationalztg." im Unrecht, wenn sie sagt, die Befürchtung einer Krisis sei offenbar daS Gegen stück der Hoffnungen derjenigen politischen Kreise gewesen, in denen man sich Erfolg von der „Ausstreuung" versprach, eine gerichtliche Verhandlung wie die gegen Leckert und Lützow sei dazu angethg«, die staatliche Autorität zu er schüttern. Dieser „Ausstreuung", richtig deutsch gesprochen, diese- Urtheil« haben auch wir uns schuldig gemacht. Wir brauchen unS aber deshalb nicht mit der „Natwnal-Zeitung" auSemanderzusetzen. denn sie selbst bat ihr tiefes Bebauern darüber auSgedriiat, daß ein solcher Proceß nothwenbig er ¬ schien, und die Erwartung ausgesprochen, daß die Flucht einer Behörde vor der andren in die Oeffentlichkeit nicht zur Gewohnheit werde. DaS Berliner Blatt hat sich dabei gewiß nicht von der Hoffnung auf eine RegierungSkrisiS leiten lassen und wir auch nicht. Die neue, auch von der „Köln. VolkSzta." vorgetragene Lehre, daß dergleichen da« Anseben des Staates unberührt laste, erfährt ihre richtige Beurtbeilung durch die Thalsache, daß die social demokratische Parteileitung sich anschickt, den stenographischen Bericht über den Proceß als Flugschrift zu verbreiten. Jeden falls im Interesse der staatlichen Autorität. Wiederholt muß werden, weil, allerdings ohne Begründung, daS Gegentheil behauptet wird, daß aus der Erklärung deS „Neichsanzeigers" keineswegs hervorgeht, daß der Kaiser eine gerichtliche Untersuchung befohlen habe. Die „Köln. Volksztg."meint, eine Disciplinaruntersuchung wäre „natürlich gänzlich resultatlos geblieben. Leckert, Lützow, Stärck u. s. w. hatte man nicht citirt und deshalb auch Herrn v. Tausch nichts beweisen können." Der „Hamb. Corresp", der im Grunde derselben Ansicht ist, glaubt, Lützow wäre vernommen worden, aber nur er. Man sieht, die Ver- muthungen stehen auf schwachen Füßen. Aus den Verhand lungen über die Justiznovelle hätten sich diese Blätter belehren können, daß den Ermittelungen im Disciplinar- verfahren keine engeren Grenzen gezogen sind, als im gewöhn lichen Gerichtsverfahren. Allerdings eine DiSciplinarunker- suchung in Sacken Tausch hätte, nm das gewünschte Ergebniß zu haben, so rücksichtslos durchgefübrt werden müssen, wie eS der Justiz gestattet und wie die Gerichtsverhandlung gegen Leckert und Lützow betrieben worben ist. Hat das Auswärtige Amt nach dieser Richtung Befürchtungen gehegt, so hat es richtig gehandelt. In diesem Falle hätte man es aber bei dem Proceß mit einem Zeichen der Disharmonie in der Regierung zu thun. Abermals kommt die Nachricht von einem Gewaltact britischer Behörden gegenüber deutschen Reichs angehörigen aus Lstafrtka. In Kau am Osifluste unfern Lamu ist ein seit fast 20 Jahren im Dienste der Gebrüder Denhardt stehender Suaheli, NamenS Said ben, Nachts von britischen Söldnern in seinem Hause überfallen, sortgeschleppt nnd ohne Angabe von Gründen zu lebenslänglicher Deportation nach Uganda, um dort am Eisenbahnbau Zwangsarbeit zu thun, verurtheilt worden. Die Proteste des Vertreters der Gebrüder Denhardt in Lamu beim deutschen Consul in Zanzibar sind erfolglos ge blieben, weil der britische Gencralconsul in Zanzibar diesem eine von Said erpreßte Aussage, er stände nicht in Denhardl's Diensten, unterbreitete. Diese Aussage hat Said, obwohl das Gegentheil documentarisch erwiesen werden kann, anscheinend gemacht, weil er sonst das Schicksal eines andern Beamten Denhardt'S theilen zu müssen fürchtete, der im Jahre l886 in ähnlicher Weise von Söldnern deS Sultans von Zanzibar aus seinem Haufe geschleppt und abgeschlachtet wurde. „Die Processirung Said s", schreibt dir „Post", verstößt, soweit wir nach dem uns vorliegenden Material zu urtheilen im Stande sind, gegen den Vertrag vom December 1885 zwischen Deutschland und Zanzibar, wonach Deutsche und deren eingeborene Bedienstete innerhalb des Gebietes des Sultans von Zanzibar unter dem Schutz unv der Gerichtsbarkeit des deutschen EonsulS stehen, einen Vertrag, der nach den ausdrücklichen Erklärungen Les Directors in der Colonialabtheilung des Auswärtigen Amtes ttr. Kayser im Frühjahr dieses Jahres im Reichstag unverändert in Kraft besteht. Wie wir hören, sind deni Auswärtigen Amte bereits Berichte über diesen Zwischenfall zugeganzen und ist von der deutschen Regierung sofort eine Untersuchung der Angelegenheit in die Wege geleitet." — Aus Zanzibar wird mitgetheilt, daß der daselbst in der Verbannung lebende rechtmäßige Sultan deö Suahelilandcs (Witu), Fumo Omari, plötzlich verschieden ist. Gleich seinem Vorgänger in der Sultanswürde, Fumo Bakari, soll er, so wird behauptet, eines natürlichen Todes nicht ge storben sein. In den deutschen Kreisen Ostafrikas hegt man nun, der „Post" zufolge, die Befürchtung, daß das Ab leben des Sultans von der britischen Regierung dazu benutzt werden wird, das Sultanat Witu dem großbritan nischen Cvlonialbesitz einzuverleiben. Es würde damit den britischen Maßnahmen, die sich, wie wir schon ani Sonnabend angedeutet haben, seit Jahren gegen die Selbstständigkeit des Sultanats richteten, die Krone aufgesetzt werden. Thränenstrom ausbricht. „Erwin Balmer hat San Pandez beleidigt, und er sagte, daß auch Herr von Geyern sich mit San Pandez schlage, weil er eifersüchtig auf ihn sei, oder dergleichen. — Ja, er sprach von einem Schmuckstück ich weiß den näheren Zusammenhang nicht." „Ein Schmuckstück? Großer Gott — ein kleines, goldenes Herz vielleicht? Dieses hier?" Und Mira zerrt das Herzchen au« ihrem Kleide, daS sie wieder an der alten Stelle trägt. Schischi schlägt die Hände zusammen. „Gewiß, gewiß, — wahrscheinlich handelt eö sich um dieses Herz. Ach, gnädige Frau, ich selbst bin vielleicht schuld an dem ganzen Unheil, — ich wollte eine Jntrigue gegen Herrn von Geyern spinnen, der mich schwer beleidigt hatte — aber daS, — daS, — wollte ich nicht. Verzeihen Sie mir, aus Barmherzigkeit, und retten Sie meinen Erwin " Schischi hatte sich Mira zu Füßen geworfen und um klammerte in wahrem Paroxysmus ihre Kniee, während ein trockenes Schluchzen ibren Körper erschütterte. „Ich bitte Sie, stehen Sie auf," sagte Mira, tief bewegt von diesem Anblick. „Ich weiß nicht, wie ich Herrn San Pandenz von seinen Duellen abhalten soll, aber wir wollen eS versuchen. — Mei» Gott, Detlev eisersüchtm! — aber ich verstehe nicht — WaS hat daS goldene Herz damit zu thun?" „Ich erzähle ihnen im Wagen Alleö", drängte Schischi, „jetzt nur fort, fort — ich weiß, daß das Duell ungefähr in der Nähe von Fünfeichen stattfinbet — der Weg dahin ist schlecht — ach, daß wir nur nicht zu spät kommen!" Wenige Minuten später fliegt Mira « Coupö in der Richtung upck Fünseichen fort, einem kleinen AuSsichtSpunct, der jetzt im Winter einsam genug zu einem solchen Rendez vous ist. Dort auf der runden Lichtung zu Füßen de« AuSsichtS- hügel« sind soeben die Herren eingrtroffen. Detlev, begleitet von zwei Elubbrkannten, und San Pandez mit zwei Landsleuten stehen an den beiden entferntesten Punkten der von Frost überzogenen Wiese. Dieselbe „Köln. Volksztg.", die das Krisengerücht in Um lauf gesetzt hat, läßt sich berichten, eine «euc Artillerie-Vor lage, deren Erscheinen so ost bestritten wurde, fei nun doch zu erwarten. Nach einer Mittheiluna, die der „Hagener Westd. Volksztg." aus parlamentarischen Kreisen zugeye, habe der preußische Kriegsminister die Vorlage bereits mit dem Hiuzufügen angekündigt, die zu bewilligende Summe belaufe sich allein für Preußen auf 177 Millionen. Da von dieser angeblichen Ankündigung des preußischen Kriegsministers noch nichts verlautet hat, so ist sie — vorausgesetzt, daß sie wirklich erfolgt ist — zweifellos für die Oeffentlichkeit nicht bestimmt gewesen. Deshalb wird man auch, sofern nicht die Social demokratie es anders will, im Plenum des Reichstags davon absehen, eine Anfrage an Herrn v. Goßler zn richten. Aber in der Budgetcommission wird das Gerücht vor aussichtlich Anlaß zu einer Anfrage geben. Daß diese zu einer Bestätigung des Gerüchtes führt, ist nicht unmöglich, denn es ist bekannt, daß andere Staaten, besonders Frankreich, ohne Rücksicht auf ihre Finanzlage, die äußersten Anstrengungen macken, um ihrer Artillerie einen Vorsprung vor der Deutschen zu schaffen. Daß unsre Heeresverwaltung jenen Anstrengungen die ernsteste Aufmerksamkeit schenkt, ist selbstverständlich, und eben so selbstverständlich ist es, vaß sie mit einer Vorlage hervortritt, wenn sie ohne eine Reform unserer artilleristischen Wehrkraft die Sicherheit des Reiches nicht verbürgen zu können glaubt. In diesem Falle aber ist es am besten, wenn möglichst wenig über die Sache gesprochen wird. Es wäre nicht das erste Mal, daß das Plenum deS Reichstags eS seiner Commission überließe, sich vertraulichen Aufschluß über die Nothwendizkeit einer kostspieligen mili tärischen Reform geben zu lassen, und ohne lange Debatten dem Cvmmissionsantrage sich anschlöffe. VrzrrgAePret- ka der Hauptezpeditivn oder de» im Etadt- bezirk und den Vororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich^ 4.50, b« tveimotmer täglicher Zustellung ins Haus 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteliäbrlich . Direkt» tägliche Kreuzbaadse-idnng ins Autland: monatlich 7.50. „Wiener : gestrigen ngarischen an, wies er Durck hin, mil oerde und m meinte, e bedeutet is ganze :r Sultan nten all- esichts der wanderten die Mehr heber der n wollen, idämmung af t er >elche das m August rigen nur ' von dem allgemeine >erten zur trotzdem ; Europas mgen Les izubernfen Ergebnisse icherte der lichen Ge- Gleich darauf hörte sie eine unbekannte Frauenstimme nach ihr fragen, und zwar in dringendem, erregtem Ton. Sie öffnete die Thür zum Vorsaal: „Ich bin hier. Wer wünscht mich zu sprechen?" Eine Dame trat hastig näher und folgte Mira in den Salon. Ich bin Schischi Bernow vom R.-Theater. Ich bitte Sie, gnädige Frau, hören Sie mich fünf Minuten an — eS bandelt sich um Tod und Leben." Mira stand daS Herz still in eisigem Schrecken. Ohne zu sprechen, wies sie der Besucherin einen Sitz an, doch blieb Schischi vor ihr stehen: „Ich kann nicht viele Worte machen, gnädige Frau, die Zeit drängt zu sehr. Saßen Sie mir nur eines, wissen Sie, daß Ihr Bräutigam sich in einer halben Stunde mit Herrn San Panvez schießt?" Mira schrie nicht auf, auch taumelte sie nicht zurück — entgeistert starrte sie die Sprecherin an, während der letzte Blutstropfen aus ihrem Gesicht wich. „Ich sehe, Sie wissen eS nicht. — Aber eS ist die Wahr heit, ich weiß es von Herrn Balmer, der eS mir gestern Abend sagte. Oh, gnädige Frau, und er selbst schießt sich ebenfalls mit ibm, und ,ch bi« daran schuld — ja, ich bin vielleicht an beiden Duellen schuld, — und ich darf sie nicht dulden! — Eilen, Sie, ich bitte Sie. — Sie allein können San Pandez abkalten von diesem Morde." Mechanisch drückt Mira auf den Knopf einer Klingel. „Anspannen, schnell!" herrscht sie dem eintretenden Diener zu. Dann richtet sie das erste Wort an Schischi: „Wo findet daS Duell statt?'" „Ich weiß es nicht genau. Wir müssen die frische« Räderspuren verfolgen, — es hat in der Nacht geschneit. Oh Gott, oh Gott, wenn wir nur nicht zu spät kommen!" Verwirrt betrachtet Mira daS schone Gesicht der Sprecherin. Wa» sagte sie doch vorhin? Sie sei schuld an beiden Duellen? Aber wie so den«? Ist etwa Detlev „Bitte, erklären Die mir — —", sagt sie mühsam. — „Sie meinten, daß Sie vielleicht schuld an beiden Duellen " „Ach, ich weiß garnichts!" ruft Schischi, indem sie in «ine»
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