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Dresdner Journal : 19.09.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186109199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610919
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610919
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-09
- Tag1861-09-19
- Monat1861-09
- Jahr1861
- Titel
- Dresdner Journal : 19.09.1861
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1861 .V21S Dounerstag, de» 19! September. Äbonncmrutsprrtsr: litlirlick: 5 l'lilr. 10 Kxr. io S»ek»«o. »LMl-rl.: 1 „ 10 in vr»»s«o: 15 Kxr. Linrslu« Kummern: 1 Kxr. Im tritt kost- unck ktempelra- »edlnx kinra. Inseratenpreise: kür äen Raum einer xerpultenen 2eile: 1 Kxr. Unter „kinxesnoüt" <ti« 2vils: 2 Kxr. Erschein»«: l'iixllck, mit Xn»n»1ime äer Konn- nnü keiert»^«, ^denä» kür äen kolxenäen l'nx. Dres-ncrIourMt. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. Inseratenannahme auswärts: kn. knnnoernrrn», Oommieeionür <ie, vreeüner ^ournnls; et>enü»HeIket: li. IIv»»«»; Itlton»: Ilnnennerni» t V'ual.»:»; NerUo: O»oi-,v»'»cks liueliti., It^rüULrr.n'e »urenu; Lremeu: k. 8vnr.»rnk; kreniikurt ». H.: ^»rnkn'ecke Uu> lümnülunx; LÜin: ^ovl.» Ut»»»»:»; knrie: v. I.i>>vii.'<ri!l.» (28, ru« <ie» doni enkuoe); kr»x: k». ku»r.ico'e Luckllunülunx. chrrausgeder: Ilünixl. krpeäition äe» Oresüner ^onronl«, vreeäen, ^Inrieostr»»»« Kr. 7. Advnnemerrts-Vjntadnng. Auf das mit dem I. October d. I. beginnende neue vierteljährliche Abonnement des „Dresdner Journals" werden Bestellungen für auswärts bei allen Postanstalten, für Dresden bei der unterzeichneten Expedition angenommen. Der Preis beträgt in ganz Sachsen vierteljährlich I Thlr. 10 Nar.; im Auslande tritt Postzuschlag und Stcmpelgebühr hinzu. Wir ersuchen unsere geehrten Abonnenten, namentlich die im Auslande, ihre Bestellunacn möglichst bald zu erneuern, damit keine Unterbrechung in der Zusendung des Blattes eintritt. Ankündigungen aller Art finden im „Dresdner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung. Die Jnsertionsgebühren werden im Jnseratentheile mit I Ngr., unter der Rubrik „Eingesandtes" mit 2 Ngr. für die gespaltene Zeile oder deren Raum berechnet. Aönigl. Lrpedition des Dresdner Journals. Amtlicher Theil. Dresden, 18. September. Seine Majestät der Kö-^ nig sind gestern Abend A9 Uhr von Freiberg wieder in Pillnitz eingetroffen. Bekanntmachung. Der vormalige Advocat Herr Hermann Theodor Hau - stein in Zwickau ist zur advocatorischen Praxis wieder zugelassen und als Advocat verpflichtet worden. Dresden, am 9. September 1861. Ministerium der Justiz. Für den Minister: v. Hänrl. Fickelscherer. Bekanntmachung. Der vormalige Advocat Herr Hermann Gottlob Schu bert in Zwickau ist zur advocatorischen PrartS wieder zugelassen und als Advocat verpflichtet worden. Dresden, am 9. September 1861. Ministerium der Justiz. Für den Minister: v. Hänel. Fickelscherer. Bekanntmachung die Concessionirung der Deutschen Feuerversicherungs- Actiengescllschaft in Berlin betreffend, vom 12. September 1861. Das Ministerium dcS Innern hat der Deutschen Feuer- versichcrungs-Actiengesellschaft in Berlin auf Grund der von derselben eingerrichten Statuten, Versicherungsbe- dinguagrrr unL Lgrnteaiustruction zur Annahme d« nach Z. 7 deS Gesetzes vom 14. November 1835, die alterb- lLnöijche Brandversicherungsanstalt betreffend und 8- 62 der BollziehungSverordnung von demselben Tage zulässigen Versicherungen innerhalb deS Königreichs Sachsen unter den durch die Generalverordnung vom 13. Decembcr 1836 vorgeschriebenen Bedingungen und Beschränkungen, sowie mit Vorbehalt der etwa künftig in Betreff des Mobiliar- feurrversicherungSwesens und der Privatfcuerversicherungs- gcsellschasten noch zu treffenden allgemeinen Bestimmungen bis auf Widerruf die nachgesuchte Concession ertheilt, was hierdurch, zugleich unter Bezugnahme auf 8- 6 der Ver ordnung vom 16. September 1856 mit dem Hinzusügen bekannt gemacht wird, daß von der genannten Gesellschaft Leipzig zum Sitze erwählt worden ist. Dresden, am 12. September 1861. Ministerium des Innern. Für den Minister: Kohlschütter. Schmiedel 8. Nichtamtlicher Theit. Uebersicht. Telegraphische Nachrichte«. Zrttuugsscha«. (Constitutionnel. — Presse.) Tagrtgeschichte. Dresden: Feierliche Einfügung deS Schlußsteins in die Freiberger Eisenbahnbrücke. — F e uillet o n. Literatur. „Alfred Reihe l. Blätter der Er innerung von Wolfganz Müller v. Königswinter. Leipzig, F. A. BrockhauS. 1861." — Mit Recht heißt eS in dem vorliegenden Buche: „Selten wohl ist ein Talent so früh erkannt worden, wie das Alfred Rcthel'S von seiner Umgebung erkannt wurde; seltener noch er füllte rin Talent in so vollem Maße die Hoffnungen, die eS erweckt, und wird so spät von dem Publicum, von der Welt, für die eS schafft, bemerkt. Erst in den letzten Jahren hat diese gewaltige Kunstkraft ihre richtige Schätzung in der Kunstwelt erhalten." Nethel wurde auf der Akademie als Wunderkind angestaunt, die Kunstgen offen beugten sich vor seinem Genie, die Welt aber ging kalt, ohne ein Zeichen der Aufmunterung und Anerkennung, an seinen Schöpfungen vorüber. Diese Theiluahmlosigkeit deS deutschen Volkes gegenüber seinem brennenden Ehrgeize und seinem Bedürfnisse nach Aner kennung wirkte verletzend und verwirrend auf ihn ein, und führte im Vereine mit andern GemüthSerschütter- ungen in ihm ein Uebel der Reife schnell entgegen, zu dem der Krim bereit» in seiner Jugend durch einen Un- glück-fall gelegt worden war. Und wie Rethel in der Krankheit, die seinen Geist jahrelang umnachtct hielt, die Welt vergaß, so schien auch die Welt den Künstler voll end» vergessen zu haben. Die meisten seiner Werke lagen in den Mappen einiger Kunstfreunde begraben; nur wenige fanden in größer« öffentlichen Sammlungen einen Platz, und eine seiner besten Arbeiten, die Aachener Fresken, entging mit Noth dem Schicksale, überpinsett zu werden und dem kleinlichen Gezänk« eine- kurzsichtigen Spießbürgerthum» zum Opfer zu fallen. Erst die Carton- auSstellung zu Brüssel und die in den letzten Jahren stattgefundene große Münchner Ausstellung frischten den Wien: AuS dem Abgeordnetcnhause. — Prag: Er richtung deutscher Volksschulen beschlossen. — Pesth: Instructionen zur Reorganisation der Comitatscom- missionen. — Agram: Allerhöchstes Rescript. Ant wortadresse angenommen. — Berlin: Landtagsvorlagen. KriegShafcnproject. — Köln: Empfang der Majestäten.— Altenburg: Generalversammlung deutscher Gcschichts- u. AlterthumSvereine. — Paris: Der „Moniteur" über das Erkcnntniß Mir«». — Bern: Bundesräth- liches Kreisschreiben über die Behandlung von Deser teuren. — Genua: Garibaldi geht nicht nach Ame rika. — Haag: Eröffnung der Generalstaaten. — London: Graf Bernstorff nach Paris. — Kopen hagen: Oberes Erkcnntniß gegen die Angreifer Ba ron Dirckinck-Holmfeldt'S. Orla Lchmann'S Ernen nung vollzogen. — Warschau: Demolirungen. In jurien gegen General Abramowitsch. — Von der montenegrinischen Grenze: Stand der Opera tionen. — New-Bork: Neueste Post. Ernennungen und Versetzungen rc. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Budissin. Meerane. Reichenberg. Bischofswerda.) Vermischtes. Statistik nnd LolkSwirthschast. Feuilleton. Inserate. Tageüneuigkeite». Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Stuttgart, Dienstag, 17. September. Die Abgeordnetenkammer hat daS Gesetz über die staats bürgerliche Gleichstellung der Sectirer nnd Juden mit 8V gegen 1 Stimme angenommen. Es ist ein Gesetz, die katholisch - kirchlichen Verhältnisse be treffend, eingcbracht worden. Dresden, 18. September. Der bereits angezcigte Artikel de» „Constitution nel", in welchem derselbe die Anspielung der „Patrie" auf die Annexion der Insel Sardinien bespricht, lautet: „Die Annexion von Savcyen und Nizza war nicht der Lohn sür Magenta und Solferino gewesen. Frankreich ist wieder in den Besitz von Savoyen und Nizza getreten, weil auf diesen Punkten, in einem Inter esse, das zu verkennen sehr unvernünftig gewesen wäre, unsre Grenze verstärkt und gedeckt werden mußte, und hauptsächlich, weil Bevölkerungen, die ihrem Ursprünge und ihrer Sprache nach Franzosen sind, von selbst Frank reich, ihrem alten Vaterland«, entgcgenkamen, und weil es gottlos (impio) gewesen wäre, wenn Frankreich ihnen seine Arme verschlossen hätte. Aber Frankreich hat sich Nichts bewilligen lassen und wird niemals eine Hand breit italienischer Erde verlangen. Sardinien ist ita lienischer Boden, und ihn uns aneignen, wäre nicht mehr eine Annexion, sondern eine Eroberung." Schließlich heißt es: „Die Interessen Frankreichs in Italien sind keine andern, als diejenigen Italiens, wir wollen die Namen Rethcl's im Gedächtnisse der Kunstwelt wieder auf und setzten seine Werke ins hellste Licht. Der be kannte rheinische Schriftsteller Müller v. Königswinter war als ein Jugendfreund Rcthel'S besonders dazu be rufen, uns dessen Leben zu schildern. Neben den That- sachcn aus Rethel's Leben, die der Verfasser des ver siegenden Buches mit Fleiß und Sorgsamkeit gesammelt und zu einem Bilde zusarnmengestcllt hat, sind Briefe beigegebcn, welche von des Künstlers frischer und kräftiger Empfindung zeugen. Ebenso ist der Verfasser bemüht gewesen, neben dem Menschen dem Künstler in Rethcl gerecht zu werden. Mit wohlthuender Wärme wird er auf den Platz gestellt, der ihm in der Kunstgeschichte ge bührt , und möglichst objectiv werden seine Werke charakterisirt. Mit Interesse und Theilnahme wird man das Buch aufnehmcn und lesen, und zugleich das traurige Geschick beklagen, das der deutschen Kunst einen ihrer besten Jünger so früh entriß. In demselben Verlage erschien ferner die zweite Auf lage der „Künstler-Geschichten, mitgctheilt von August Hagen." Erster und zweiter Band, enthaltend: „Die Chronik seiner Vaterstadt von Lorenz Ghiberti, nach dem Italienischen von A. Hagen." Das anmuthig geschriebene Buch fand bei seinem ersten Erscheinen in den dreißiger Jahren die günstigste Aufnahme, indem der Verfasser in trcfflichcr Weise den historischen Stoff dich terisch zu durchdringen und zu verklären verstanden hatte. DaS beste Zeugniß über die gründlichen Studien Hagcn's und wie er den Ton und Charakter der von rhm ge schilderten Zeit getroffen, ist, daß sein Buch, wie er in dem Vorworte zur zweiten Auflage mittheilt, hin und wieder für die Uebersetzung eines wirklich eristirrnden Originals angesehen und so selbst oft als Quelle ange führt wurde. Diese Art historischer Glaubwürdigkeit kann das Buch nicht beanspruchen, eS ist eine selbst- Sicherheit dcS Papstes und die Vollendung des großen Werkes der Einheit: Nichts weniger und Nichts mehr.... Wenn einige Trümmer einer Vergangenheit, welche wir trotz unvermeidlicher Konvulsionen, die nur Diejenigen täuschen, welche getäuscht sein wollen, sicher todt glaubten, sich durch Zufall durch italienische Hände wieder aufge richtet hätten, so wäre eS Sache der Italiener, diese Schwierigkeit selbst und allein zu heben; aber wenn ein vorübergehender RestaurationSversuch Oesterreich den Ge danken cir.flößcn würde, den Mincio und den Po zu überschreiten, so würde es die Pflicht Frankreichs sein, die Alpen wieder zu überschreiten, und wir sind gewiß, daß cs dieser Pflicht nachkommen würde." Das Pariser Journal „La Presse" theilt ein ihr zugegangenes Schreiben Proudhon'S an den Schrift steller E. Negnault mit, in welchem derselbe seine An sichten über die Unzweckmäßigkeit oder vielmehr die Un möglichkeit einer nationalen Wiedergeburt des ehemaligen Polens aufrecht erhält und zum Theil noch schärfer for- mulirt. Proudhon verwirft zwar die Theilung Polens, aber er fügt hinzu, sie sei auch von Seiten der Polen da» Ergebniß eines Selbstmords gewesen. Am besten sei eS, dem gegenwärtigen Unglück Polens gegenüber ein mildthätigcS Schweigen über die Ursachen seines Un terganges zu bewahren. Vor der Theilung schon sei die Seele Polens entwichen gewesen und zu dem politischen Tode habe sich der moralische gesellt. Dann fährt er fort: „Ich bin überzeugt, daß, wenn seit 1772 die Asche Po lens nicht fortwährend durch das Getöse der Revolutionen und die Eifersucht der Mächte entzündet worden wäre, sie bereits vollständig erkaltet wäre. Wir selbst haben durch unsre revolutionären Ideen unausgesetzt Polen gal- vanisirt, und wir halten dann diesen Galvanismus für ein Lebenszeichen. Zuerst die Revolution von 1793, welche di« Völker zum Krieg gegen die Könige aufruft; dann Napoleon, der aus Berechnung von Wiederherstel lung der Nationalitäten spricht: man weiß, wie er Wort gehalten hat. Hierauf folgen die Dcclamationcn von 1830, deren einziges Resultat die „Herrschaft der Ordnung" in Warschau war. Ferner Schlag auf Schlag die Revolu tion von 1848 mit ihrer kläglichen Manifestation vom 15. Mai, die ungarische Empörung, die italienische Emancipation. Dies Alles erhielt Polen in Athcm, und hat ihm, wie ich gern glauben will, einen Rest von Wärme bewahrt und von Zeit zu Zeit sogar seinen Na tionalismus auf den Sicdpunkt gebracht. . . . Wird in Italien nicht offenbar dem Princip der Nationalität Ka der Freiheit, der Menschen- wie der Bürgerrechte geopfert? Strebt Ungarn seinerseits, Ungarn, das in Bezug auf bürgerliche Rechte und konstitutionelle Garantien nichts mehr zu wünschen übrig hat, nicht vielmehr durch seine berechnete Opposition danach, selbst Haupt- und Mittel punkt dcS Kaiserstaatcs zu werden, als in seiner Natio- naltsiät und Unabhängigkeit eine vereinzelte Stellung ein- zunehmcn? Selbst wenn cs dies wollte, eS vermöchte eS nicht. Wollen die Magnaten, indem sie ihre natio nalen Vorrechte wieder zurückfordern, die kroatische, sie- bcnbürgische, slawonischc Nationalität wieder Herstellen, die sie kraft des Eroberungsrechtcs als althergebrachte Be- siüungen in Anspruch nehmen? Verzichten die Polen selbst, indem sie ihre Trennung von Rußland verlangen, auf ihre „Rechte" auf Lithauen, Kurland, Kicff und selbst Odessa? Wahrlich, ein sonderbares Princip, daS man bei dem Einen nur dadurch achten kann, daß man es bei dem Andern verletzt! .... Nein, nein! waS sich ständig dichterische Schöpfung; Wohl aber wird cs von jener innern Wahrheit beseelt, die nicht selten den ge lehrtesten Geschichtswerken mangelt und die in ihrer reinsten und vollkommensten Gestalt sich nur dem Auge des Dichters offenbart. Und damit ist zugleich gesagt, daß Hagen'S Künstler Geschichten Nichts mit den Künstler- Novellen gemein haben, welche gegenwärtig Mode sind, die meist wie Strümpfe zu Dutzenden von Damcnhänden fabricirt werden und als falsche Münzen coursiren. 6. 6. Theater. Berlin. Frau Johanne Wagner- Jachmann wird als Sängerin zum letzten Male in Gluck'- „OrphcuS" auftrrten und als Schauspielerin mit „Marie Stuart" beginnen. — Die eitel-voreiligen Memoirenpläne der Frau Forme» scheinen an dem alten Theatergesetze gescheitert zu sein, daß jedes über die Bühne schreibende Mitglied aus dem Contracte ent lassen werden kann. Nach den Stylproben, die der Buch händler PlcvelS in Hamburg zur Rechtfertigung seiner verfrühten Annoncen mittheilt, hätte die Memoiren literatur durch diesen neuen Blaustrumpf kein Meister stück guter Schreibart erhalten. E. Kossak gedenkt dieser Memoiren-Angelegenheit mit den Worten: „Die be trächtliche Muße, die ihnen ihr Beruf verstauet, der da mit verbundene gänzliche Mangel an geistiger Beschäfti gung, den sie durch ihre Leistungen auf die kunstvollste Weise zu verewigen verstehen, selbst ihre Liebhaberei, den Tert der Rcllcn nicht mehr zu erlernen, kann begabte Naturen sehr wohl mit dem Ueberdruffe ihres gutbezahl ten Geschäft- erfüllen und sie der minder reichlich be zahlten Schriftstelleret in die Arme führen." — Zwei italienische Opern werden hier in der Stadt des gebildeten, ja als klassisch gerühmten Musikgeschmacks im Winter wieder concurriren. Der Jmpressario Lorint für in Polen wie anderwärts regt, ist nici-t die Nationalität, eS ist in den Massen die demokratisch-sociale Revolution, in den höhern Ständen daS Bcdürfniß nach Macht und Ehrgeiz. ... Um die Verzichtleistung Oesterreichs und Preußens zu verlangen, müßte man, wie ein nationaler Schriftsteller (E. Negnault) sagt, ihnen Compensatio»en anbieten. Compensationen? und woher nehmen? Wer wird sich, al» Ersatz für Polen, Preußen oder Oester reich einverleiben lassen? DaS hieße, um eine Nationa lität aufzurichten, andere opfern. Aber eS genügt ein Blick auf die Karte, um zu sehen, wie unausführbar dieser schöne Plan ist. Preußen, das, ohne großen Scha den vielleicht, da» Großherzogthum Posen aufgebcn könnte, wird niemals Pommern, Danzig, Königsberg, kurz seine baltischen Provinzen von Stralsund bi» Memel aufgeben, ebensowenig al» Rußland seine großen Wasserstraßen, die Düna, den Dniester, den Bug und den Dniepr aufgeben wird. WaS sollte dann aus dem eingeklemmten Polen, ohne Zugang zu dem Meere, das außer der Weichsel keinen schiffbaren Fluß hat, werden? Seine Eristcnz wäre eine Ironie, eS würde ersticken. Oesterreich seiner seits würde bei der Weigerung Preußens und Rußlands Gallizien behalten. Diese Provinz, vor den Karpathen gelegen, ist eine ebenso gute Grenze wie die Karpa then selbst. ... Ich halte dafür, daß die Polen, weit entfernt, in ihren nationalistischen Ansprüchen be rechtigt zu sein, von jedem Gesichtspunkte aus zu tadeln sind; daß sie gegen das europäische und gegen ihr eigene» Interesse handeln, wenn sie ihre Antipathie gegen das russische Volk mit so großer Auffälligkeit zur Schau tra gen, während es ihnen so leicht fiele, sich mit der libe ralen Partei Rußlands zu verständigen und gemeinsam mit ihr die Reformen zu verfolgen, deren sie gegenseitig bedürftig sind; wenn sie in den peußtschen Kammern die Entwicklung der Freiheit hemmen, indem sie vorgebcn, daß Nichts, waS in Preußen vorgehe, sie kümmere, weil sie keine Preußen, sondern Polen seien; wenn sie end lich in dem Streit zwischen Oesterreich und Ungarn für die Magyaren Partei ergreifen und in der Auflösung eines andern Staate» die Wiederherstellung ihres eigenen suchen. . . . Auch für die französische Demokratie wäre es Zeit, daß sie auf die Politik der Worte, der Farben, der Symbole, der Routine verzichtete und auf die Po litik der Ideen und der Thatsachen einginge. Wir hät ten einen großen Schritt vorwärts gcthan, wenn wir un» dazu entschließen könnten, in Bezug auf Polen unsre Taktik und unsre Grundsätze zu ändern." Tagesgeschichte. Dresden, 18. September. AuS Freiberg, vom 17. September, schreibt man unS: In Anwesenheit Sr. Majestät deS König» fand gestern an der im Bau be griffenen, 153 Fuß hohen, 692 Fuß langen Eisenbahn brücke über die Mulde bei Hilbersdorf — welche in Sachsen zwar nur die vierthöchste ist, aber dennoch un ser» Wissen» alle auf andern deutschen Eisenbahnen vor kommenden Brücken und Viaducte an Höhe übertrifft — die Schlußsteinfeier statt. Genau zu der für die Feier angesctzten Zeit, Punkt 3 Uhr, erschienen Sc. Maj. der König, Allerhöchstwelche vorher die übrigen größer« Kunstbauten der Tharand-Freiberger StaatSeiscnbahn in Augenschein genommen hatten und von Hilbersderf her da» Victoria-Theater hat den Tenoristen Wachtel für 10,000 Frs. monatlich engagirt, auch Dem. Artot. An der k. Bühne hat der Jmpressario Mcrelli seine Truppe durch den Tenoristen Pancani und die Damen Mar- chisio verbessert, auch die Trebelli ist angcmcldet. — In Wien verweilt seit einigen Tagen die greise Sophie Schröder und wohnte im Hofburgthcater der Vorstellung de» „Liedes von der Glocke" bei. Bekannt lich gehörte die Recitation de» Schiller'schen Gedichte» zu den eminentesten Leistungen der berühmten Tragödin. — Aus Pari» meldet man, daß Roger da auf hört, wo er angefangen hat; er ist bei der dortigen „komischen Oper" mit jährlichen 100,000 Fr», engagirt. Al» er noch Stimme hatte, bekam er natürlich weit weniger. * Zu dem Kataloge der gegenwärtigen hiesigen Kunstausstellung (auf der Brühl'schcn Terrasse) ist gestern der dritte Nachtrag erschienen. Die Zahl der Nummern reicht bis 738. Kunstfreunden sei hierbei in Erinnerung gebracht, daß der Schluß der Ausstellung Sonntag den 29. September erfolgt. * Di: neue Ausgabe von H. Heine'» Werken, welche Herr I. Campe in Hamburg jetzt edirt, empfiehlt sich nicht durch einen billigen oder auch nur verhältniß- mäßig passenden Preis, und ist überdies nicht einmal vollständig. Die Ankündigung besagt, daß die Witwe Heine'» dem Verleger rin kleine» Bändchen nachgelassener, größtenteils fragmentarischer oder früher schon veröffent lichter Gedichte ihre» Manne» für da» rrorbitante Honorar von 30,000 Fr», angeboten habe, worauf Jener nicht eingegangen ist. Dagegen enthält die AugSb. „Allg. Ztg." eine au» Wien dalitte Erklärung, in der wir Fol gende» über die Liberalität de» Verleger- lesen: „Selbst in dem Falle, daß dieser Nachlaß (Heine'S) wirklich nur
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