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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 11.07.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193207111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19320711
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19320711
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1932
- Monat1932-07
- Tag1932-07-11
- Monat1932-07
- Jahr1932
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 11.07.1932
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Riesaer O Tageblatt D°»^. «ud Anzeiger MMü«» Äqüpy. Tageblatt Riesa. Dresden ISS«. Fernruf Nr. 20. Da» Snefa« Tageblatt ist da« Wr Beröfsentkichung der amtlichen vekamttmachieagm der AmtLhmptmannschaft Girokasse: Postfach Nr. es, Eroßenhain, de« Amtsgericht« und der Amtsanwaltschaft beim Amtsgericht Mesa, de« Rate« der Stadt Riesch Rksa Nr. SL de< Finanzamt« Mesa «nd de« Hauptzollamts Meißen behördlicherseits bestimmt« Blatt. 160. Montag, 11. Juli 1932, abends. 85. Jahrg. Da« Riesaer Tageblatt erscheint jede« Tag abend« '/»ö Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Festtag«. Bezugspreis, gegen Vorauszahlung, für einen Monat 2 Mark ohne Zustellgebühr, durch Postbezug RM. 2.14 «inschl. Postgebühr (ohne Zustellungsgebühr). Für den Fall de« Eintretens von Produkttonsverteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialienpreise behalten wir un» da« Recht der Preis, erhöhung und Nachforderung vor. 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Verantwortlich für Redaktion: F. Teichgräber, Mesa: für Anzeigenteil: Wilhelm Ditt-cch, Mesa. MiMMWime. Kalkulationen und Prophezeihungen. Ans allen Lagern. Das große Rechnen beginnt. Die Küsse, die Hcrriot je einer deutschen und einer fran zösischen Journalistin auf die farbenprangcnden Wangen drückte, und die Seufzer der Erleichterung, die die Kämpfer nach der Entscheidung von sich gaben, der feierliche und freundschaftliche Akt der zur Unterzeichnung geschwungenen Goldfüllfedern . . . bas ist nun schon Vergangenheit. Die Gegenwart wird auSgefüllt mit Kalkulieren, Kombinieren und Prophezeien. Wohin man hört und wo man fragt, stößt man zunächst auf Achselzucken, denn man hat allmählich gelernt, daß nichts unberechenbarer ist, als die Irrlogik der angeblich so logischen politischen Entwicklung. Und wenn man prophe zeit, so tut man es vorsichtshalber nur unter dem Deck mantel der Anonymität. In der Wilhelmstraße. Im offiziellen Bereich der Wilhelmstraße war man schon 24 Stunden vor dem Abschluß hellhörig geworden, sah un gefähr, waS kommen mußte und machte sich auch schon auf das Echo gefaßt, das im Reich darauf folgen würde. Man bedauert mit allen Kritikern, baß nicht mehr zu erreichen war, aber man ist, so schwierig sich nun auch die innerpoli tische Konstellation gestalten mag, micht überrascht. Nicht nur die zahlenmäßige Progression des Lastenabbaucs zugunsten Deutschlands liegt im großen und ganzen auf der in allen Jahren bisher befolgten Linie, sondern auch die Art der innerpolitischen Reaktion, mit der Konferenzkämpser, die ihr Bestes getan haben, sich nun einmal abzufinden haben. Man behält im Auge, was nicht erreicht werden konnte und weiß, daß man noch weiter hart zu kämpfen haben wird, Die Kreise um Papen. Es ist nicht leicht, in diesen Stunden jemanden zu fin den, der sich zu Papen, seiner Verhandlungstaktik und dem von ihm erzielten Resultat bekennt. Der Kanzler, der in Lausanne noch das stolze Wort aussprach: „Was ich unter schreibe, das unterschreibt das nationale Deutschland," sieht sich im Augenblick nahezu von allen verlassen. Immerhin behalten die Eingeweihten kühles Blut. Wenn die Kom mentierung eines solchen Konferenzergebnisses mit der schon weit fortgeschrittenen Verschärfung eines Wahlkampfes zu- sammentrifst, so kann man aus nüchterne und ruhige Bewer tung nicht rechnen. Männer, die Herrn von Papen gut kennen und während der Lausanner Kämpfe Fühlung mit ihm gehabt haben, wissen aber zu berichten, baß er seinem Vorgänger schon mancherlei abgcbeten hat. Papen hat in Lausanne erlebt, wie gewaltig die Mächte sind, die unter den auf einer solchen Konferenz herrschenden Umständen den zu nächst von grundsätzlicher Unbedingtheit entflammten Staatsmann auf den Weg drängen, wo Politik zur Kunst des Möglichen wirb. Im Zentrumslager. Die alten und neuen Freunde Briinings — man ver sichert wenigstens in Zentrumskreisen, daß der Verlaus der Konferenz von Lausanne Brüning eine ganze Reihe beben- tender Persönlichkeiten zugeführt habe, die bislang an ihm gezweifelt hatten — rekapitulteven kurz und knapp die Kri tik, die man während der drei Lausanner Wochen von ihnen gehört hat und die sie jetzt bestätigt finden. Angesichts der beinahe bcisptelloen inncrpolitischen Situation aber, die jetzt durch den plötzlichen allgemeinen Aufstand gegen Papen entstanden ist, besinnt man sich doch schon wieder auf die vor aussichtlichen Notwendigkeiten der nahen Zukunft. Man sieht Herrn von Papen bereits auf den Kurs und die Linie Brünings cinschivenken und erhebt in diesem Augenblick be greiflicherweise noch einmal die Frage nach dem Warum? dieses Kabincttswechsels, der so gar nichts von dem gehalten habe, was er und was man sich von ihm insbesondere auf der Rechten versprach. Export- und Uebersec-Handcl. Die Wirtschaftswelf prüft naturgemäß zu allererst die ziffernmäßigen Auswirkungen, und wenn man dem auch sonst als maßgeblich angesehenen Inhaber eines bekannten Exporthauses glaube» kann, so fühlen sich die Export- und Uebersee-Handclskreise von einem schweren aktuellen Druck befreit, dafür aber um einige zukünftige Sorgen reicher. Man hatte sich keinem Zweifel darüber hingcgeben, daß ein Ausstiegen der Konferenz von Lausanne das vorläufige Ende des Export- und Uebersee-Handels bedeutet haben würde. Mit der daraus notwendig resultierenden Einstel lung aller Zahlungen wäre unzweifelhaft die Beschlagnahme der deutschen Guthaben im Auslande (oder etwas Achn- licheSi verbunden gewiesen, so daß fürs erste jede weitere Möglichkeit des Warenaustauschs abgcschnittcn worben wäre. Diese Gefahr ist nun beseitigt,- man kann sogar auf eine, wahrscheinlich aber nur mäßige, Belebung der Kon junktur rechnen. Man macht sich aber Sorgen darüber, ob nach Ablauf der drei Ruhejahre die neuerlich einsctzende Belastung der deutschen Wirtschaft nicht neue Gefahren her- aufbcschwörcn wird. Man empfindet die Laufanner Rege lung — ganz abgesehen von allem Politischen — als etwas höchst Vorläufiges, dessen allcrbringendste Ergänzungen zu nächst von der Weltwirtschastskonferenz dieses Jahres (mit einiger Skepsis) erwartet werden. Banke» und Börsen. Bank- und Börsenleute haben in den 24 Stunden nach dem Lausanner Abschluß wenig ober gar keine Zett. Sie haben alle Hände voll zu tun, um die fallenden Früchte ver steigenden Kurse zu ernten. Damit ist schon gesagt, waS Lausanne für sie bedeutet, Der. psychologische Zkindruch-deS Schlagworts vom „Ende der Reparationen" ist stark genug, um die Kurse erheblich zu befestigen. Es wird darauf a> - kommen, ob diese psychologische Anregung sehr nachhaltig und von weiten Kreisen mit erheblichen Geldmitteln ausge schlachtet wird. Ist das der ^-all, so wird eine Augenblicks hausse entstehen, deren Rückschlag dann wiederum nicht un bedenklich sein würde. Selbstverständlich empfindet man die Wiederherstellung der Autonomie bei Reichsbahn und Reichsbank als eine außerordentlich wichtige Errungenschatt, die sich auch auf dem Arbcitsmarkt und zahlreichen In dustriezweigen auswtrken dürste, allein da diese Autonomie erst nach der Ratifizierung des Lausanner Abkommens Wirklichkeit werden wird, und da bei Banken und Börsen noch weniger Leute als in der Politik zu sagen sich getrauen, wer in Deutschland und wie man in Deutschland die Rati fizierung durchsetzen will, so schwingt doch eine gute Portion Skepsis in allen Aeußerungen mit. Was bleibt nun noch zu zahlen? Theoretisch und falls die angenommene Summe von 3 Milliarden voll am Weltmarkt placiert würde, ent stände für Deutschland aus den Lausanner Abmachungen eine jährliche Verpflichtung von zirka 18» Millionen für die Dauer von 37 Jahren. Das ivären ca. 6,7 Milliarden cr?.,kk. Tatsächlich wird diese Summe nicht so hoch sein,' jeden ¬ falls bleibt Deutschland in Bezug aus diese Lausanner Ver pflichtung eine Ruhezeit von 3 Jahren. Allein inzwischen und weiterhin ruhen aus Deutschland folgende Verpflich tungen: Zahlungen an Amerika für Entschädigung privater Kriegsgefchädigtcr bis 1981 alljährlich 4»,8 Millionen s? an Amerika für Besatzungskosten alljährlich bis 1966 25,3 Millionen an Belgien (Marksorderungen > alljährlich bis 1966 22,6 Millionen an Zinsen iiir die DawcS- anleihe alljährlich bis 1949, allerdings allmählich absinkcnü, zunächst noch 85,6 Millionen an Zinsen für die Aouug- anleihe alljährlich bis 1965, aber auch allmählich abunkend 96 Millionen Das sind also insgesamt alljährlich noch Belastungen von mehr als einer Viertelmilliarde für ausgesprochen politische Schulden. Dazu kommt eine Be lastung Deutschlands mit dem Dienst iiir private Auslands, schulden in Höhe von nahezu anderthalb Milliarden .^,6. Deutschland muß allo immer noch aui lange Zeit alljährlich nicht viel weniger als 2 Milliarden « ausbringen, um all seinen Verpflichtungen dem Ausland gegenüber gerecht zu werden. Unter diesen Umständen wird man annehmen dürfen, daß der in Lausanne akzeptierte Betrag von drei Milliarden gar nicht ganz in den Jahren 1935 47 in der vorgesehenen Form von Bonds am Weltmarkt wird untergebracht werden können, also dann zugunsten Deutsch lands verfällt. ller keilMksnrler berichtet. voanerrlas verteilt tu diemlecst. WW in ihMn MM us Lnsme. Die deutsche Delegation aus Lausanne ist Sonnabend nachm. 18,4-5 Uhr mit dem fahrplanmäßigen Zuge wieder in Berlin eingetrofsen. Zum Empfang hatten sich Reichs innenminister v. Gayl und eine Reihe weiterer Vertreter der Reichsministerien ans dem Bahnsteig eingesunden. Beim Verlassen des Zuges wie am Ausgang des Bahnhofes wurde der Reichskanzler vom Publikum mit Beifallklatschen und Bravorufen begrüßt. Donnerstag HMtnstaltung in MeS. Berlin. Wie wir erfahren, steht nunmehr fest, daß Reichskanzler v. Pape« dem Reichspräsidenten am Donners tag über Ergebnisse und Verlauf der Lausanner Konferenz Bericht erstatten wird. Der Kanzler beabsichtigt, am Mitt woch abend nach Neudeck zu reisen. Lausanne vor dem RMOinett. Berlin. (Funkspruch.) Wie wir erfahren, ist das Reichskabinett heute vormittag um 10 Uhr zu der ange kündigten Sitzung zusammengetretcn. An der Sitzung nahmen alle Minister teil mit Ausnahme des Rcichsaußen- ministers Freiherrn von Nenrath, der bekanntlich erst nach Genf gefahren ist, und des Reichsfinanzministers Gras Schwerin von Krosigk, der zunächst einen Urlaub angetreten hat. Die Kabinettssitzung galt der Besprechung von Lau sanne. Zunächst erstattete der Reichskanzler Bericht über die Einzelheiten des Konserenzverlaufes und des Vertrages. Im Anschluß an die Kabinettssitzung wird um )412 Uhr die Presse vom Reichskanzler empfangen. In der Kabinettssitzung sprach mach dem Bericht des Reichskanzlers über den Verlauf und das Ergebnis der Konferenz von Lausanne der Reichsminister des Jnnnern im Name« der in Berlin znrückgebliebeuen Mitglieder des Reichskabinetts dem Reichskanzler und de« übrigen Mitgliedern der Delegation den herzlichsten Dank sür die geleistete Arbeit ans. Die anschließende Beratung ergab die völlige Einmütigkeit des Reichskabinetts. RMonzler vo« Popen vor der veutsAn Presse. DaS Reichskabinett einstimmig für Lausanne. Berlin. (Funkspruch.) Reichskanzler von Papen empfing heute vormittag die Vertreter der deutschen Presse, um ihnen die Einzelheiten des Lausanner Ergebnisses vvr- zutragen. Dabei kündigte der Reichskanzler an, daß cs jetzt darauf ankomme, durch innere Maßnahmen, die die Reichs regierung von sich aus unverzüglich ergreifen werde, das moralische Ergebnis des Lausanner Vertrages auf die Ele mente der deutschen Wirtschaft zu übertragen. Das Kabinett sei einstimmig der Ansicht, daß kein anderer Weg von «ns beschritten werden könne. Reichskanzler von Papen erklärte einleitend, daß es ihm ein Bedürfnis sei, der deutschen Presse in der ersten mög lichen Minute nach seiner Rückkehr die noch notwendigen Aufklärungen über die Bedeutung und die Notwendigkeit des in Lausanne erreichten Akkord zu geben. Mit allem Nachdruck unterstrich der Kanzler seinen grundsätzlichen Standpunkt, daß die Entscheidung über eine endgültige Regelung der Reparationssrage oder ein Schei- tcrnlassen der Konferenz mit allen seinen Folgen einer wei teren Verschärfung der Weltwirtschaftskrise und damit einer weiteren Einengung der Lebensmöglichkeit des deutschen Volkes niemals von inncrpolitischen Erwägungen aus ge, troffen werden konnte. Dafür konnten vielmehr nur Er wägungen maßgebend sein, die die Gesamtlage des deutschen Volkes betreffen. Es ist ja nicht so gewesen, fuhr der Reichs- kavzler fort, wie das die deutsche Oeffentlichkeit. seit lavgerri. angenommen hat, als ob wir etwa 10» Meter vor dem Ziel« einer Lösung gestanden hätten, die einen glatten Strich durch unsere doch vor erst 2 Jahren feierlich gegebene Unterschrift zur Leistung von über 35 Milliarden mit einer jährlichen Zahlung von fast 2 Milliarden bedeuteten. Gewiß haben die Tatsachen ergeben, daß dieser vor erst L Jahren von uns unterschriebene Vertrag unersüllbar ist, aber ebensowenig wie wir mit einem einseitigen Akte die von srühercn Regie rungen seit 1918 abgegebenen Unterschriften auslöschen kön nen, ebensowenig war es mit den feierlichen Verpflichtungen möglich, die von deu damals regierende« Partei«« im Namen des deutsche« Volkes eingegangen sind. Die heutige Regie rung hatte nicht einfach eine Lage zu liquidieren, di« vo« alle« frühere» Regierungen seit der Unterschrift unter de« Versailler Vertrag geschaffen worden ist. Die Frage, ob diese Lage dadurch liguidiert werden kann, daß Deutschland die Gültigkeit seiner Unterschrift in Abrede stellt, und sich damit gleichsam außerhalb der für Kultur- und Rechtstaaten geltenden Normen stellt, muß ich mit einem glatten Nein beantworten. Alo blieb für ein großes Volk von Wcltachtung nur der Weg von Verhandlungen auf Grund tatsächlich festgestellter Gegebenheiten. Wir glaube«, daß wir auf diesem Wege ei« Resultat erzielt haben, das allerdings einen sehr großeu Fortschritt bedeutet. Der Patt von Lausanne, fuhr der Reichskanzler fort, bedeutet das völlige Ende des Systems der Reparationen, der eiuseitigen Zahlung«« ohne Gcgeu- wert, die Abschwächung der großen Gefahr des Transfers — sie bleibt für private Verpflichtungen noch bestehen —, sie be deutet die Beendigung eines Systems, welches die Weltwirt schaft in ei» ungeheures Ehaos gestürzt hat." Ter Reichskanzler unterstrich weiter, daß die Durchfüh rung -er Lösung von Lausanne eine wirtschaftliche Gesundung Deutschlands und der Welt geradezu zur Voraussetzung hat. Nach dem Urteil der Fachleute sei es höchst zweifelhaft, ob es gelingen werde, die Bonds in Höhe von 3 Milliarden in dem vorgeschlagenen Zeitpunkt ans den Weltmarkt unter zubringen. Wenn das aber doch gelingen sollte, so bedeutet das, daß Deutschland sein finanzielles und wirtschaftliches Gleichgewicht in jeder Beziehung völlig wiedergewonnen hat. Weiter wies der Reichskanzler darauf hin, daß mit dem Poungplan auch das vielerörterte ttapitel gefallen ist, das sich mit der Tanktionssrage beschäftigt. Wäre es in Lausanne zu einem Mißerfolg gekommen, so hätten wir doch die Ver pflichtungen aus dem Hoovcrjahr gehabt und zwar 10 Ia^rc lang 190 Millionen. Diese gesetzliche Verpflichtung wäre bei einem Scheitern der Konferenz ohne weiteres in Kraft ge treten. Weiter sei nicht zu übersehen, daß dem Reich mit der Beendigung des RcparationSsystcms die volle Souveränität über die Reichsbahn und die Rcichsbank wiedergcgcben wird. Hinsichtlich der noch zu treffenden Bestimmungen über die den Besitzen der ?)o»nganlcihc vertraglich bereits gestellten Sicherungen werden sich die Treuhänder dieser Anleihe und die deutsche Negierung bezüglich der notwendigen Verein barungen noch auseinandersctzen. Von den finanziellen Fragen kam der Reichskanzler auch auf die politischen Forderungen zu sprechen, deren Ver quickung mit dem Ncvarationsproblem man der deutschen Delegation vorgeworfen habe. Hierzu stellte der Reichs kanzler von Papen fest: Wäre es möglich gewesen, bei der letzten internationalen Konferenz, die sich mit der endgül tigen Beseitigung dcü Systems der Reparationen befaßte, nicht auch zugleich di« Fragen anzuschneideu, die die mora lische Voraussetzung unserer ehemaligen Feinde sür die Auferlegung der ganzen Tributbclastung uud Diskrimina tion sür Deutschland gewesen ist? Es ist doch selbstverständ lich. daß mit den Reparationen auch ihr moralischer Vor wand beseitigt werden muß. Auch jede anders zusammen gesetzte deutsche Delegation hätte einen solchen Versuch machen müssen. Dabei bin ich selbstverständlich mit Ihnen der..Ansicht, daß die Kriegsschuldfrage als solche von der
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