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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.10.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19051012021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905101202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905101202
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-10
- Tag1905-10-12
- Monat1905-10
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in der Haaptexp^Mou oder ixrrn tkeragaba« stellen adgeholt: viert eliührllch S.4H bet täglich zweimalige» fiuilelluog nrt Hau» vierteliährltch 8.-^ Durch anler» aus wärtig»» Ausgabestellen und durch dir Post bezöge» für Deutschland uud Oesterreich vierteliährltch ^» <-50, sttr »i» übrige» Länder laut tjettungspreislip». tziedaktton und Srpedttiour Johan ni-gass» 8. Telephon Nr. 15^ Nr. «S2, Nr. N7S verttnrr «edakttvu» vureaur Berlin blVV t, Dorvtheeustrah« 8S. Del. 1, Str. VS7L. Dre-dner Redaktion«-Bureau: Tresdeu-^trüiuleritzstr.lt^ T«i.t,Str.LL8ä» Abend-Ausgabe. MpMr.TllMatt Handelszeitung. Amtsvlatt des Hönigl. Land- und des LiSnlgk. Amtsgerichtes Leipzig, des Aales und des Nolizeiamtes der Lladt Leipzig. AnzeifltN'Prei- ^ie S geipaliea« petttzeU« tt Pf. Familie»-, Wohnung^ uud Stelle» Anzeigen LO Ps. Finanzielle Anzeigen, Geschäftsanzeigen unter Text oder an besonderer Stelle nach Daris. Für da» Erscheinen an bestimmten Tagen u. Plätzen wird kein« Garantie übernommen. Anzeigen-Anuahme: Augustutplatz 8, Eck, Johanntsgass^ Di« Expedition ist Wochentag» uuunter. rochen geöffnet von irüh 8 bi» abend» 7 Uhr. Filial-Expedition: Berlin, ^ützowstr. 10 - - Dresden, Marienstr.3ä. Druck und Verlag von E, Polz in Leipzig (Inh. Or. St. L W. Nltukhardl). Herausgeber: vr. Viktor Skliukhardt. Nr. 521. W«SSUMSWWMW»»MSSWWWUSSSSSS Donnerstag 12. Oktober 190Ü. 98. JahMnq. Var Wichtig»»« vsm rage. * Die „Kölnische Zeitung" erklärt offiziös Deleassös Enthüllungen für wahr. (S. Letzte Depeschen.) * Die Gerüchte von einem bevorstehenden Rücktritt deS HandrlSministerS Möller treten in neuer Form auf. (S. Deutsches Reich.) * 2m ost afrikanischen AusstandSgebiet haben deutsche Streifabteilungen die bisher von Eingeborenen blockierten Stationen Mathenge, Jringa und Kisivja wieder besitzt. (S. Dlsch. Reich.) * Die Berliner ElektrizitätSarbeiter beschließen in Versammlungen am Freitag vormittag über da neue Angebot der Arbeitgeber. Abends soll den Ver tretern der Metallmdustriellen die Antwort zugeben. Die Vorberatung der Zrage durch die Vertreter deS Metall- arbeiterverbandeS erfolgt Donnerstag. * In Bremen ist die vierte deutsche Nationalkon- irren; zur Bekämpfung des Mädchenhandels zu- sammeugetreten. * In Moskau wurde der Generalstreik proklamiert. (S. Ausl.) politische Lagerrcha«. «-»!!» >2. ON-b-l. Delcassö« Enthüllungen. Die Delcassöschen Enthüllungen werden, wie wir schon heute früh kurz meldeten, der „Täglichen Rundschau" als „aus vollkommen freier Erfindung beruhend" bezeichnet — von London aus. Und zwar fügt das Blatt hinzu, daS Dementi komme „von unbedingt zuverlässiger und unter richteter Stelle". Den guten Glauben und die redaktio nelle Sorgfalt der „Tgl. Rvsch." in Ehren — aber io diesem Falle wird sie schwerlich viele finden, die ihrer Nachricht trauen. Schon der D-mentierort ist verdächtig. Natürlich ist man in London höchst unangenehm berührt von der Ausplauverei des „Malm'. Und was dann Welter an Einzelheiten mr Entkräftung der Pariser Nachricht angeführt wird, ist direkt unmöglich. Die deutsche Regierung soll bereits nn Sommer, unmittelbar iiachDelcassös Sturz, vom Londoner Kabinett dahin verständigt worden sein, daß nie mals derartige Verabredungen getroffen oder geplant ge wesen seien. Ja, wie konnte das Londoner Kabinett nn Sommer demeniieren, was Delcassö im Oltober ent hüllen würde? Und selbst angenommen, diese Berubigungs- alnon der englischen Regierung sei auf die ähnlichen Feldzugs- und LanvungSpläne englischer und französischer Mililärorgane hin erfolgt, so stände damit jedenfalls die unleugbare Tatsache im Widerspruch, daß die deutsche Regie rung noch am Montag hochosftziös in der „Kölnischen Lei tung" deutlich genug aussprechen ließ, sie halte Vie Ent hüllungen für echt. Over hat nicht etwa das Wolffsche i Telegraphen-Bureau dies geradezu berühmt gewordene I Entrefilel des rheinischen Sprachrohres nach dem Auslände in Eile und sicher aus ausdrückliche Anweisung deS Aus wärtigen Amtes hin verbreitet? Es ist ausgeschlossen, daß die deutsche Regierung einer derartigen Handlungsweise sich schuldig machte, wenn sie von der Nichtigkeit der „Malm'- Angaben überzeugt wäre. Auch aus England hätte man ganz andere Töue zu bören bekommen, wenn die englischen Poluilmacher io reinlich und zweifelsohne vanänden, baß sie Herrn Delcassö Lügen strafen könnten. Daß man im eng lischen wie im französischen Parlamente jegliche Abmachung abstreiten und sich aus das Fehlen von Schriftstücken berufen wird, ist schon heute so sicher, daß es nicht des Prophezeien lohnt. 8i t ci-sti nega sagt der Lateiner. Wie in England so sucht man jetzt auch in Frank reich die Delcassöschen Enthüllungen teils zu ent ¬ kräften, teil» sie von der Person deS Minister» zu trennen und dadurch der ministeriellen Autorität zu entkleiden. Und Drlcassö selbst möchte sich auch an der Affäre ziehen, indem er im „Figaro' erklärt, daß er, nach dem er das Auswärtige Amt verlassen habe, systematisch nicht nur Beleidigungen unbeantwortet gelassen habe, sondern auch die Verdrehungen seiner Absichten und seiner Handlungen. Ja — schließlich ergreift sogar der „Malin' selbst da« Wort und erklärt, daß Drlcassö seinen Enthüllungen völlig fern siebe. Diele Erklärung ist billig und selbstverständlich in Wahrung deS RedaktionSgeheimnifseS und zur Deckung deS geschwätzigen Ministers. Aber Glauben wird sie kaum finden. Sollte aber wirklich Delcassö die Indiskretion nicht gemacht Haden, so ändert das an den Tatsachen wenisz. Denn von ver schiedenen Seilen werden die Vorgänge in der viel genannten Mlnistersitzung so bestätigt, wie der „Malin' sie gebracht bat. Und zwar ist eS auch Jaurös, der die Entbüllüngen bestätigt! In einer Rede zu Limoies hat Jaurös zu den Ausführungen des „Matin" u. a. folgende« gesagt: „Der „Matin' hat über die Ereignisse, die den Sturz Dclcasfös herbei führten, Eröffnungen gemacht, die nur von Delcassö selbst au-gehen lönnen. Ich bin in der Lage zu bekräftigen, daß ich in der ersten Minute der Krisis von drei Ministern erfahren habe, daß die Dinge sich in der Tat so zugetragen haben. Al« eS Delcassö gelungen war, Frank reich in vertraulichere Beziehungen nut Italien und England »u bringen, gab er sich dem Gedanlen hin, der Mann der Revanche werden und Deutichlanv isolieren und zerstören zu lönnen. Er sah sich am Ziel seiner Träume in einer zu gleich dunklen und blendenden Perspektive als Sieger und als Rächer de« Rechts, der die Integrität und die Oberherrschaft Frankreichs wieoerderstellte. So zog er uns unwissend und mit gebundenen Händen hinter sich her auf die schlimmsten Katastrophen los. England hatte den Plan erraten, der daS Gehirn unseres leitenden Ministers beschäftigte, und sich ge rüstet, ihn in der Stille auSzubeuten.' „Wo kam e«, daß, als Marokkos wegen Schwierig keiten zwischen Frankreich und Deutschlands auSbracben und Deutschland, di« geheime Absicht einer engliich-französischen Koalition ahnend, plötzlich «ingriff, um die beiden Völler zu Erklärungen zu nöligen, England — ich bin gezwungen, dies zu sagen — viel za sehr geneigt erschien, zum Kon- flikte anzureizen. Es ist wahr, daß England sich an Frankreich in dem Augenblick, wo dies« Er eignisse sich vollzogen, mit einem Defensiv- und Offen siv-Bündni San trag gewandt hat, worin es un« seine volle Hülfe versprach, worin e« sich verpflichtete, nicht allein die deutiche Flotte zu vernichten, sondern auch den Norvostiee-Kanal und Kiel zu besetzen, ^owie 1OVOO0 Mann englischer Truppen in Schl-Swig-Hoiftein zu landen. Wenn dieserBertrag unterzeichnet wurde — und Delcassö wollte, daß er unterzeichnet Werve —, so war daS der sofortige Krieg. Deshalb haben wir Sozia listen den Rücktritt Delcassö« gefordert und dadurch Frank reich, Europa und der Menschheit einen Dienst geleistet.' Wie getagt, die Einzelheiten mögen trotz dieser positiven Erklärungen Jaurös noch zweiselhaft fein, an der Hauptsache aber ist nunmehr kaum noch zu zweifeln. England hat Frankreich, indem es ihm seine Hülfe in Aussicht stellie im Junr 1905, in einen Krieg mit Deutschland Hetzen wollen. Böhmische LkbcnSfragcn. Au« Prag schreibt man unS: Der am Dienstag zulam- mengetretene böhmische Landtag hat drei Ausgaben zu er füllen: Den Lanvesvoranichlag zu beraten und Mittel und Wege zu finden, wie da« >3,8 Millionen Kronen betragend« Defizit gedeckt werde, ferner hat er über die Aenderung der Wahlordnung und daS Wahlkurirngesetz, welche Ent würfe nächste Woche von der Regierung vo, gelegt werden sollen, zu beraten. Ob es aber zur Verhandlung über diese Gegenstände kommen w>rd, ist sehr iweifelhait. E« wird darüber erst vir heute abendstatlsindendeVollvertarnnilung aller deutschen LandeSbolen enucheiven. Doch kann schon jetzt gesagt werden, daß der Landtag wahrscheinlich resultatloS au«- einandergehen Wird, denn die Stimmung in deutschen Wählerkreisen ist eine derartige, daß die Aufnahme der Obstruktion fast gewiß ist. Die Deckung des Defizit« ist aus drei Wegen m erlangen. Der erste ist der Vorschlag ve« LandeSauS'chuffe«, der dahin geht» durch Erhöhung der Bier steuer die Deckung zu erlangen. Diese Maßregel ist im höchsten Grade unpopulär, da hierdurch haupifächlich die niedrigsten Volksschichten getroffen und wahrscheinlich auch der Ruin der zahllosen tleinen Bräubämer herbei geführt werden würde. Gegen diesen Vorschlag sind sowohl die meisten tlchechischen als deutschen Abgeordneten schon mit Rücksicht aus die nahe bevorstehenden Neuwahlen. Der zweite Weg wäre die E> Höhung der Zuschläge aus die direlten Steuern. Diese Zutchläge betragen jetzt fchon kW»/» und müßten um mindesten« >7"/, grst igert werden. Für eine solche Steigerung sind die deutschen Abgeordneten nicht zu haben, denn hierdurch würde am schwersten gerade das deutsche Volk in Böhmen getroffen werden. Die Deut chen zahlen bekanntlich 65 v/g der gesamten direkten Steuern. Hierdurch sind sie es, welche für die tschechischen Bedürfnisse den Hauptanteil beitragen, ohne bei der Rücksichtslosigkeit der tschechischen Majorität irgend welche Zuwendungen aus LandeSmitteln erlangen zu können. Es wird daher nur der dritte Weg übrig bleiben, auch den diesjährigen Fehlbetrag durch ein Anlehen zu decken. DaS kann aber nicht mehr lange sortgehen, da die Schuldenlast des Königreiches Böhmen schon jetzt über mäßig groß ist. Um eine gerechte Verteilung der Nutzungen zu erlangen, wäre das einzige Mittel die Zweiteilung des Landes. Die Tschechen schreien zwar über d»e LandeSzer- rrißung, aus staatsrechtlichen Gründen, aber e« wäre, wie ge sagt, daS einzige Mittel, einen dauernden Frieden herzustellen. Auch die in Aussicht gestellten zwei obenerwähnten Vor lagen sind für die Deutschen unannehmbar, weil durch die Wablvorlage das Stimmenverhältnis der Deutschen zu den Tschechen noch mehr verschlechtert würde, als es jetzt schon ist, und die Wahlkurienvorlage, durch welche die den Teuischen zukommenven Stellen im LanveSauSfchuß und in den Kommissionen gcteylich festgelegt werden sollen, obne nationales Vetorecht, das sich auf alle da« deutsche Volt in Böhmen betreffenden Fragen erstrecken müßte, unannehmbar ist. Aus diesen Gründen wird Wohl, wenn auch die Vollversammlung der deutschen Abgeordneten die Wiederaufnahme der Ob struktion nicht beschloßen sollte, der Landtag kein langes L^en haben und entweder von der Regierung oder vom Overst- landmarlchall bald vertagt werden. Die Aufnahme der ObstruktiMl ist übrigens schon wegen der Trautenauer Ge- richlSfrage wahrscheinlich, lieber die Stellungnahme der Deutschen im Landtage geht unS in Ergänzung der obigen Auslassung noch die nachwlgende Depesche aus Prag zu: Eine Konferenz sämtlicher deutschen Landtagsparteien be schloß, vorerst im Landtage eine abzuwartende Haltung einzunebmen und als Hauptforderung der Deutschen die Bildung von Kurien, welchen daS Vetorecht zustchen soll, sowie die Errichtung eine« KreiSgerichls in Trauienau auf- zustellen. Deutsches Keich. Leipzig, >2. Oktober. * Der künftige Kolanialdtrektor. Nachdem das „Leipziger Tageblatt' fchon vor vier Wochen erklärt hatte, die Ernennung des Grafen Götzen zum Nachfolger des Kolonial» virekiorS Dr. Stuebel stelle durchaus nicht fest, vielmehr denke man an einen Parlamentarier und insbesondere an den Ab geordneten Dr. Paalcke, muß sich jetzt mit schwerem Herzen auch die „Deutsche Tageszeitung' dazu be quemen, diese Meldung und damit die Aussichten des nationalliberalen Abgeordneten ernst zu nehmen. Sie tut zwar so, als halte sie diese Wahl für „unmöglich', aber nur um desto leichter ihre periönlrch kritisierenden Bemerkungen daran anknüpfen zu kennen, mit denen sie Herrn Paasche den Weg zu verlegen hofft. Er möge auf manchen Gebieten recht tüchtig fein, aber das Zeug zu einem Kolonialdirekior in der jetzigen ungemein schweren Zeit habe er nach I ihrer Ueberzeugung nicht. Dem ist unbedingt zuzu stimmen, denn Herrn Paasche fehlt das wichtigste Erfordernis für diesen, wie überhaupt für einen döheren Posten — er ist nicht Mitglied de- Bundes der Landwirte. Zwar gehört er zum äußersten rechten Flügel der Nationalliberalen und bat erheblichen Anteil an dem Zustandekommen des Zolltarif«, auch nähert er sich in der preußischen Schulfrage den Ansichten der Rechten, aber da nütz- alles nicht-, denn er ist nicht waschechter, organisierter Agrarier. Vielleicht ziehen Interessenten hieraus eine nütz liche Lehre und gewinnen eine prägnantere Auffassung vom inneren Wesen de« AgrariertumS, wie es sich in der „Deutschen Tageszeitung' manifestiert. * Ter Rücktritt de prcuhischen HandelSmtntfter« Möller wird jetzt abermals von einer Berliner Konferenz angelündigt und zwar werde er noch vor Beginn der LandtagSverhand- lungen staltfinden. Der Grund liege nicht darin, daß extrem agrarische Vorstöße gegen den Minister von Erfolg waren, ivndern in dem Umstande, daß Herr Möller nach seiner eigenen Empfindung in der Hiberniaangelegenhcit keine glück liche Hand gehabt habe. Auch die „Köln. Ztg.' bringt fol gende Notiz in Sperrdruck: „Die Gerüchte über eine Amt«- müdigkeit des Handelsministers Möller nehmen immer festere Gestalt ab, und zwar heißt es, daß Herr Möller zu der Ueberzeugung gekommen fei, daß die auf die Kohlen felder und die Hibernia be-Üglichen Verhandlungen mit größerer Leichtigkeit von einem neuen Minister geführt werden könnten, der nicht durch frühere Verhandlungen in manchen Punkten in seiner Stellungnahme beengt sei. Man hält es unter diesen Umständen für möglich, daß Herr Möller im Interesse der Sache dem Kaiser seinen Rücktritt anbieten wird. Irgendwelche Gründe pertvnlicher oder parteipolitischer Natur liegen jedenfalls nicht vor, und eS ist ebenso unzu treffend, wenn jetzt von agrarischen Ministerstürzern gesprochen wird, al- wenn man früher behauptete, daß Herr Möller den Kohlenmagnaten zum Opfer fallen werde.' * Die Versprengung von Eingedorcnen-Vanden in Vst- akrtka weiß heute der „L.-A.' zu melden. Nachdem Haupt mann Nigmaun die hart bedrängte Station Mathenge mit seiner Kompagnie erreicht hatte, haben Vie in Mathenge und Jringa zuiammengezogenen Kompagnien gemeinschaftlich die entschließenden Eingeborenen zertprengt. Hauptmann Nig- mann marschiert jetzt nach der Grenze deS Bezirks Soogea. Die achte Kompagnie ist wieder iu Dar-e«-Salaam eingerückt, nachdem sie die Aufständischen in der Gegend von Kifidju zertprengt hat. Ein Matrosendetachement hält jetzt Kisidiu besetzt und hat dort eine Feldtrlegrapheostation eingerichtet. * Kamerun. Auch in Kamerun gährt es, nur das die Bevölkerung einstweilen noch den loyalen Weg rinfchlägt, ihre Beschwerde an die höchste verantwortliche Stelle in Deutsch land zu richten, die hoffentlich auch nicht säumen wird, sofort eine ernsthafte Untersuchung einzuleiten. Da« „Hamb. Frem dend!.' veröffentlicht auSzugswei'e eine Beschwerdeichrift, die sämtliche Häuptlinge und Obcrhäuptlinge von Kamerun an den Reichskanzler abgesandt haben. In der Beschwerde, die die loyale Haltung der Kameruner gegenüber der deutschen Regierung und besonder« der Person de« deutschen Kaffer» betont, wird unter Anführung ausführlich geschilderter Einzel heiten lebhaft Klage geführt gegen da« Reglerungssystem de« Gouverneur« v. Puttkamer und die Mißgriffe einzelner namhaft gemachter Beamten. Da die jahrelangen Beschwerden beim Gouverneur erfolglos geblieben sein, sehen sich die Häuptlinge gezwungen, iu Berlin Schutz zu suchen. Die Eingabe fordert die sofortige Rückbcrufung Puttkamer« al» einziges Mittel, die aufgeregte Bevölkerung zu beruhigen. * Etsenbavnpetttebsmittelgemetnschast. Im Ministerium der öffentlichen Arbeiten traten gestern die Vertreter der veutfchen StaatSeifeobahnverwaltungen zur Weiterderatung der EisenbahnbetrlrbSmlttelgemeinschast zusammen, um zunächst die von Bay-rn vorgelegten neuen Vorschläge einer eingehenden Baratung zu unterziehen. Staat«- Minister von Budde begrüßte die Vertreter der Bunde«- regierungen, indem er zugleich auf die große Bedeutung der Maßnahme hinwies und den Verhandlungen besten Erfolg wünschte. Die Verhandlungen werden voraussichtlich zwei Tage ,n Anspruch nehmen; wahrfcheinlich werden für einzelne Feuilleton. Und in dieser Flut ergießen Wir uns auf geheime Weise In den Ozean des Leben-, Ties in Gott hinein; Und aus seinem Herzen stießen Wir zurück in unsren Kreisen, Und der Geist deS höchstens Streben« Taucht in unsre Wirbel ein. Novalis. Wagnersorfchung und Wagnersälschung. Di« Veröffentlichung der Brief«, die Richard Wagner an Mathilde Weicndvnk qefchrieben Hot, erhellte einen wich tigen Lebensabschnitt des Menfchen Richard Wagntx und ließ die Entstehung und die Bedeutung von „Tristan und Isolde" in ganz neuem Lichte erscheinen. Freilich gehen die D-ului.gen recht >ohr auseinander- Dir einen glauben aus dem Inhalt der Briefe wie au« den Temperamenten die hier zusammenirasen, schließen zu fallen daß sich die Liebenden ganz und gar angehört hätten, und sie identi fizieren Otto Wefendonk al» einen Mann von seltenem Gleichmut mit König Marke. Di, anderen erbeben im Namcn der Mora! und au« psvchmogiichen Gründen Protest gegen eine solche Ausfassuna und versichern, nie und nimmer hotte Wagner den „Tristan" sich jn Noten abgrrungen, wenn er ihn flellchlich durchgekostek. Nur au« der marlervollen Ent sagung heraul» hätte diese» Werk «ntstchen können. Di« sind in« lcribner MM lieber- ton Elli«, hat den Briesen eine wort gegeben, das im Uebereiser ' n dem Be- ,, vuv LL/latbilde als .... "sch" erscheinen zu lassen, setzt Ellis die rechtmäßige Gattin Wagners bei seinen Lesern in einer Weise herunter, die den schärfsten Widerspruch herauSsordert. Es zeigt sich wie- der einmal die widerliche englische Prüderie und Moralheuche- lei. Ellis sucht das Verhältnis der Liebenden als ein rein geistiges darzustellen. Er will feinen Lesern einrcdtn, baß eS sich bei dem Manne, der noch nach der Katastrophe Mathilde „Mein süßes Weib" nennt, nur um eine Art von Anschwärmen gehandelt habe. Man braucht durchaus nicht der Auffassung zu huldigen, daß die intimsten Beziehungen zwischen den beiden bestanden haben, gegen eine derartige „moralische" Verwässerung und Verpanttmung des Wagner- scheu Biutes muß aber doch energisch protestiert werden. Noch toller aber ist, was der samwc Wagnersorschcr über Minna Wagner schreibt. Er sagt ihr, tue weiß Gott Mühe und Not genug gehabt haben mag, um für ihren Gatten zu naschen und zu kochen, Mangel an Lieb« nach, er wirft ihr vor, daß sie m PaNS nicht einmal tvanzösi'H gelernt habe. Er wirft ihr ferner vor, daß sie mit Spießbürgern verkehrt bade. Er behauptet, sie fei Morphinistin gewesen. Behauptet solche Ungeheuerlichkeiten auf Grund der traurigen Tatsache, daß Minna Wagner nar kotische Mittel um eine« körperlichen Leiden« zu nehmen gezwungen war. Und schließlich versteigt er sich gar »u der Insinuation, Minna Wagner habe die Briefe Mathilde Wefendonk« an ihren Galten vernichtet. Mit solchen aus der Lust gegrissenrn Behauptungen versucht Elli« Minna Wagner anzu'chwärzen. um der „rein geistiges Liebe zwilchen Richard und Mathilde da« seiner Ansicht nach nötige Relief zu geben. , Wenn schon Elli«, der Ueberjetzer de, Briese, zu einer so banausischen und gehässigen Auffassung der Tatsachen kommt, jo wäre es wirklich nicht weiter verwunderlich, wenn die eng Die Briefe Wagners an Mathilde Wefendonk si Englische übersetzt worden und kürzlich bei Charles Si Sons in New Pork er chienen. Der Herausgeber und fetzer, William A yk 7' ' . ' ' " ' ' Einleitung und ein Nachwort gegeben, das im der Parteilichkeit zur Fälschung geworden ist. J>. .. streben, das Verhältnis zwischen Richard und Mathilde al« „moralisch" erscheinen zu lassen, seht Ellis die rechtmäßige e herunter, Vertreter dieser Auffassung werfen gern Heines Namen in die Debatte, der als Künstler nur nn Meinen fertig ge worden, im Großen j„Almansor" „Ratcliff") versagt Hove; sie exemplifizieren am Grabbes Zerfahrenheit und leiten aus der Tatsache eines allzu sinnlichen persönlichem Lebens und Erlebens die Impotenz deS Schaffens ab. Tie Auf fassung, den „Tristan" aus bem Leid der Enffagung hervor gehen zu lassen, ist jedenfalls nicht ohne Poesie. Niemand vermag indes mit Bestimmtheit zu sagen, wie l»e Dinge nun eigentlich liegen, bis zu welchen Graoen sich diese Liebe aus gelebt hat und worin ihr Höhepunkt bestand, niemand außer einer. Und die schweigt. Denn eS ist, menschlich gesehen, die Frau, welche über die Nebenbuhlerin Malhstde triumphiert hat. Wenigsten» äußerlich. Daß e» für Wagner nur ein Schicksal in Frauengestvilt gegeben hat, ein ebenso vorbestimmtes wie unerfülltes Schicktal, das eben beweist neben vielem anderen der „Tristan" Wäre Mathilde Weien- dvnt frei gewesen. io war eine Cosima von Bülow machtlos. Unendlich viel Poesie steck, m dem Verhältnis des Ehe paares Weiendonk zu Richard Wagner. Es gibt nur wenig Menschen aus der Welt, die so vie, Feinsinn und Zarige'üh. mit tiefstem Verstehen paaren. Für Wagner war das Haus Wesendonk gleichsam ein Paradies. Und eS tst gar keine Frage, duß keine Gattin Minna jeden Reiz gegenüber einer Mathilde Wesendonk für ihn orrli-ren mußte. Man weiß, daß diese rechtmäßige Gattin, die Wagner mebr aus Gutmütigkeit und w einer gewissen Uebereilnna zu seiner Frau gemacht hat eine sittsam«, kreuzbrave und geduldige Hausfrau gewesen ist daß sie anderieitö dem Künstler Wagner auf die Dauer so gut wie nicht» bieten konnte Rein menschlich gesehen ist ihr Los bedauerlich. Wagner selbst Kat di« Trennung schweren Kummer bereitet. Aber e« mußt« Irin. Wenn es aber auch unumstritten seftsteht, daß Minna Wagner «in« durchaus kleine Natur war, so geht es doch nicht an, sie einfach deshalb, weil sie einem Wagner zu genügen nicht im Stande war, zu beschimpfen. Eine derartige Geschmack losigkeit wird zur dreisten Fälichuna. wenn da« geschieht, um Mathilde Wefendonk oder Cosima Wagner in umso glänzen derem Lichte zu zeigen. lische Gesellschaft eine völlig schiefe Vorstellung von ihnen em- pfänat. Cs ist das alte Lied: das Schönste und Herrlichst« — und dazu rechne ich das große menschliche Erleben, das sich für Wagner an den Namen Wcsendon! knüpft — muß von irgend welchen Uebereifrigen besudelt und zum Zerrbild ge macht werden. Anstatt den menschlichen Leioenschasten unke- sangen und ehrlich nachzuspürcn und das vielleicht Geschehene zu verzeihen, wenn es einmal geschehen jwomit nicht gesagt ist, daß es nun gleich der Nachahmung zu empfehlen fest, anstatt natürlich und wahr zu sein und seinen Lesern zum echten Verständnis Wagners und seines WescnS zu verhelfen, konstruiert sich Ellis wider besseres Wissen oder aus Be schränktheit törichte Unwahrheiten und oeriä.'cht so den Wagner, den er seinen Lesern nahe bringen will. Daß Wagner seiner Gattin Minna den Abschied gab, wird jedermann begreiflich und verzeihlich finden, der Wagners Wesen und sein Sckmffen überhaupt verstanden hat. Deshalb ist eS aber noch lange nicht nötig, eine Frau verächtlich zu machen, die in ihrer Beschränktheit immerhin ein ehrlich strebender Mensch war und deren lieb- und pietätlos« Ver- urtellum, ni^munden mehr kränken und auchringen würde alS — Wagner selbst. ?sul ^sekorliol». * L Winke nn» Ratschläge für »tesangSelepen erteilt unsere Leipziger Grsnng-lebrerin Luise Formbal» in einem bet st. L. stiicher »richienrnen Heftchen, dns für l käuflich ist. Diese Winke beziehen sich mff die Zeit der ersten Studien und bilden daber eine nützliche Lektüre vor Beginn eine« jeden Unterrichts. Was Lulle stormbal» sagt, verdient deshalb Bederitgung, weil es tret Ist sowohl von Schablone al« auch von Systeme». Lj, Vluiorin verlangt di« individuelle Stimm- bebaudlung und warnt den Ansäuger eindringlich vor dem däufigen W-chiel des Ledrer«. Sie emvsiedlt ihm Bewifsenbaitigkeit di« zum Arußerste» und lrat den Hauplwrrt auf aleichzeittaea elementaren Klavierunterricht und aui die svrachlich» Au-bildung, da ohne eine Botaltalion ein edler Gelang adlolut undenkbar ist. Sie warnt vor dem Vorsingen im Stadium der Entwickelung »nd legt den Gesang«rleo«n da» Auswendiglernen an« Herz. Da da« klein, Heft schr verständig, wen» «ach nicht sormoollendet deatfch
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