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Dresdner Nachrichten : 27.03.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189503278
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18950327
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18950327
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1895
- Monat1895-03
- Tag1895-03-27
- Monat1895-03
- Jahr1895
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- Dresdner Nachrichten : 27.03.1895
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Tie Reibe der BiSmarcktage und der Wallfahrte» nach ein Sachscnwatde von Friedrichsrub ist mit dem Besuche eröffnet worden, den die Mitglieder der nationalen Parteien unserer beide» größten Parlamente am Montag dem großen .starrster abgcstattet haben. Vertreter au» allen Schichten der Bevölkerung, aus dem Norden und Süden, aus dem Westen und Osten rnrsereS Vater landes. aus allen Stünden und Kreisen der Gesellschaft. Fürsten und Staatsmänner. Abordnungen großer und kleiner Gemein wese». von Provinzen und Städte», offizieller und privater Körvcr- schasten. Landwirthc und Industrielle. Gelehrte n»d Künstler. Offiziere und Studenten, sie Alle werden nacheinander in persön lichen Beglückwünschungen und Huldigungen, so großartig nnd io ergreifend, wie sie in der Geschichte aller Zeiten uns Völker wohl noch nicht erlebt worden sind, dcnr greisen strecke» vor Augen führen, wie unerschöpflich, wie unergründlich und wie überwältigend die Gefühle der liebenden Verehrung und der dankbaren Hingabe sind, die er durch seine Thalcn in alle treuen deutschen Herzen gepflanzt hat. Nicht blvS auf Tage, auf Wochen hinaus beherrscht Blsmarck Wiederdas acsammtc öffentliche Interesse Deutschlands, ja der ganzen gebildeten Welt. So allgewaltig ist seine gigantische Per sönlichkeit. daß sein Name auch ohne lein Znthu» wieder das Losungswort in unserem innerpolitischen Leben geworden ist. daß der erste Kanzler des Deutschen Reiches fünf Jahre nach seinem Rücktritt von der Weltbühne wieder der Wegweiser ist. der unserer Politik Ziel und Richtung giebt. Das Wort Bismarck hat genügt, um die Geister zu scheiden und eine völlige Klärung in die Wirr nisse der Taaeskämpfe zu bringen. Eine solche Zanbermacht besitzt der Name des größten lebenden Trägers unserer nationalen Größe, daß durch die rein formale Stellungnahme zu ihm, der mir noch ein aufmerksamer Zuschauer der TagcS-Ereignisse ist. sich die wahre Natur der politischen Parteien enthüllt hat. .Hier die nationalen Parteien, um das Reichsbanner geschaart, das Jahr zehnte der alte eiserne Kanzler emvorgehaltcn nnd znm Siege ge führt hat; die Parole „Bismarck!" hat sie wieder aufgerüttelt und gestärkt »um Schuh und Trutz für unsere nationalen Errungen schaften. vaS Erbe der glorreichen Zeit vor 25 Jahren — dort im gegnerischen Lager in inniger Waffenbrüderschaft alle die Söldlinge icncr undeatschen und antideutschen Geistcsströmunacn. die unser Vaterland unter das Joch fremder, feindseliger Mächte beugen wollen. Die Antwort aus die bloße Höslichkcitsfrage an den Reichstag, ob er den langjährigen ersten Beamten des Reiches und Preußens zu seinem 80. Geburtstage beglückwünschen solle, bat uns von dem unheimlichen Ban» jener unseligen Eaprivi'schen Auffassung erlöst, daß heute, wie der verflossene Reichskanzler am 29. Januar 1892 erklärte, national ganz Deutschland sei. daß national zu sein jetzt nicht mehr ein charakteristisches Kcnnzcich einer Partei sei. Erst heute ist die entscheidende Umkehr von der Eaprivi'schen Politik vollzogen: echt heute ist das ganze deutsch denkende Volk wieder von dem verhängnißvollen Jrrthum bekehrt, daß cs in unserem eigenen Vatcrlandc keine Rcichsfcindc, keine anli- nationalen Parteien mehr gebe. Der 23. März 1893 ist zwar die bitterste Konsequenz des Eaprivismus, eine der beschämendsten folgen des 20. März 189v, der Entlassung des Fürsten Bismarck: aber der Kaiser hat mit einem Schlage wieder gut gemacht, was von 1890 Ins 1893 gesündigt worden ist, indem er die richtige Antwort fand auf das sticichstagsvotum vom 23. März. Durch unseres Kaisers Mund ist jetzt das vernichtende Urtheil über die elicmalige Eaprivi'sche Reichstagsmehrheit und damit über alle Tieirnigen gesprochen, die den Rücktritt des Altreichskanzlers be jubelt und aus den Folgen dieses Rücktrittes ihre Erfolge erzielt haben. Welche Genugthnnng liegt in der letzten Kaiserdepcjche an Bis marck für alle Diejenigen, die zu dem großen Kanzler unerschütter lich gehalten haben, als er in Ungnade siel und später offiziell in Acht und Bann gethau wurde! Siegreich ist heute die nationale Bismarck'sche Politik wieder erstanden, und alle Diejenigen habe» heute Grund zu triumphiren. die diese Politik in den letzten Jahren im Gegensatz zu Regierung und Parlaincnt vertreten habe». So hat cS denn auch oer bloße Name „Bismarck" mit elemen tarer Gewalt bewirkt, daß jetzt wieder in den deutschen Landen die natürliche Loosung erschallt: „Kaiser Wilhelm und Fürst Bismarck! Beide gehören fortan wieder untrennbar zusammen. Unter dieser Lochung, die den Sieg verbürgt, werden olle Deutschen, in denen noch ein Fünkchen nationalen Empfindens ini Herzen glüht, von Neue», gegen die Reichsfeinde in unserer eigene» Mitte zu Felde ziehen. Die Kraft zu diesem Kampfe sollen uns die Flammen der Begeisterung geben, die in den Bismarcktagen, denen der Kaiser gestern mit seinem Besuche in Fricdrichsrnh die schönste Weihe gegeben hat. hoch empor lodern werden. Seit den Julitagcn von 18<0. seit unter dem Donner und den, Pulvcrdampf von hundert Schlachtfeldern unsere Einheit geschmiedet wurde, ist in Alldeutsch- lcwd das nationale Hochgefühl nicht so mächtig erwacht, wie letzt, wo eS gilt, an seinem Lebensabend den gottbegnadeten Mann zu ehren, der uns den Juimbrunnen großer vaterländischer Ideale erschlossen, der uns duS Bewußtsein wieder gegeben hat. das des Dichters Mahnruf „Deutschland. Deutschland über Alles" enthält. Das: dieser Ruf letzt, neues nationales Leben erweckend, durch Deutschland braust, daß uns der berufene Führer der deutschen Nation, unser Kaiser, wieder voranschrcitct im Kampfe gegen die Römlinge und die Jesuiten, gegen die rothcn Blusenmänner und gegen die geschwätzigen Narren des Manchestcrthums: das ver danken wir unserem Bismarck, der. mag er auch zurückgezogen in seinen Buchenwäldern weilen, als Mann der befreiende», erlösenden That fortwirkt. so lange noch sein Auge über Deutschland wacht. Und daß er noch über uns tvacht. das haben die markigen Worte bewiesen, die er am Montag an die nationalen Volks vertreter gerichtet hat. Das Wenige, was Bismarck vorgestern gcivrochen. wiegt tausendfach an Kraft und Bedeutung daS trost los fade Geschwätz der Redner der Reichstagsmehrheit auf, mit dem. Wochen lang das deutsche Volk gelangweilt und mißhandelt worden ist. Po» den ReichStagSrcden derer um Singer. Richter und Lieber gilt längst das Goethe sche Wort: „Getretener Qnark wird breit, aber nicht stark!" Aber eine Biömarck'sche Rede richtet uns wieder empor, wenn wir schier verzweifeln wollen bei dem Jammer, den uns der Reichstag Jahr auS Jahr ein bereitet. DaS Vertrauen auf die Zukunft unsere» Vaterlandes beruht nicht auf dem Reichstage, der heute nichts Anderes ist als die ödeste, trostloseste Herrschaft der antinationalen Fraktionen. sondern auf den Dynastien, die in dem Dienst de» nationalen Gedankens stehen. „Jede Verstimmung, jede Rivalität, jeder unlautere Wett bewerb wird vermieden von den Dynastien. Bei ihnen steht stets das nationale Interesse im Vordergründe. Sic reichen sich die Hand gegen den LaudeSfeind. So ist die Haltung unserer Dynastien im Vergleich mit der unserer Fraktionen. Möchten diese von jenen lernen. Sv lange wir aus diese Gesinnung deutscher Fürftengeschlechter rechne» können, ist mir nicht bange vor der Vcnvirrung. die durch die Fraktionen im Innern angcrichtet werde» könnte." Um ein Gegengewicht gegen die antinativnale Politik des Reichstages z» schasse», erhebt BiSmarck von Neuem die Forderung, daß in Zukunft die Landtage der einzelnen Bundes staaten in stärkerem Muße, als seither, an der Entwickelung der Reichspolitik Aulheil nehmen nnd allezeit den Ncichsgedanken als den höchsten Leitstern sesthalten. Tenn untrennbar sind die Beziehungen der Einzelstaaten und der Einzellandtage zum Deut schen Reiche. Tie Interessen der einzelnen Negierungen sind in dem nationalen Gedanke», der in Kaiser und Reich verkörpert ist, unlöslich miteinander verknüpft. Tie drastischste Illustration zu dem von Bismarck betonten Gegensatz der nationalen Politik der Dynastien nnd der Fraktions Politik des Reichstages bietet der gestrige Besuch des Kallers, des höchste» Vertreters der Dynastien, in Fnedrichsruh und die heutige Präsidentenwahl im Reichstage, die den Fraktionsfanatismus w schroff zum 'Ausdruck bringen wird, wie nie zuvor. Während sich der Kaiser und Bismarck soeben die Hände gereicht haben, werden die Vorkämpfer der revolutionären und internationalen Bewegungen ihre Geschöpfe aus den Prüsidcntensesscl des deutschen Parlaments erheben und so die Singcr-Nichtcr-Licber sche Diktatur krönen. In dem prunkvollen Palast, der vor wenigen Woche» durch itziscrcn Kaiser die Weihe cmpsangen hat, thronen dann die Männer, die soeben nnscrc vaterländische Ehre vor der ganzen Welt in den Staub gezogen haben. Tie so lange gesuchte Jmchrift zu dem Prachtbau »eben der Siegessäule ans dem KönigSplatz in der Reichshauptstadt könnte nun lauten: „Ten Rcichsfcindcn. den Vater- landsloscn. den Umstürzlern!" Feruschreib- und Aerusprech-Verichte vom 26. März. Berlin. Reichstag. Eingegangcn ist ein Schreiben des Aba. Dr. Biirkli». worin dieser nnzcigt, daß er sein Amt als 2. Vicepräsident nicderlcgt. — Bei dem Cmt des RcichSIchatz- amtcs befürwortet Abg. Dr. Bachem <Centr.> einen 'Antrag, daß die Mittel der Reichsbank in weiterem Umfange als bisher für landwirthschastliche Krcditzwccke nutzbar gemacht werden müßten. — Reichsbankpräsidcnt Koch: Ter Antrag scheine sich z» eurem Vorwurf gegen die Rcichsbank znznspitzen: er solle in auch in Presse und Versammlungen erhoben worden sein, thatsächlich sei aber keinerlei Beschwerde über unznlänglichc Wahrung der In teressen der Landwirthschaft seitens der Rcichsbank weder dem Reichskanzler noch sonst einer amtlichen Stelle zugegangen. Tic NcichSbant sei auch jederzeit bestrebt gewesen, alle Berufsmtcrcsscn gleichmäßig zu berücksichtigen. Tic Landwirthschaft könne sich im Kreditvcrkchr mit der Rcichsbank keinesfalls als zuriickgesetzt, son dern eher als bcporzngt betrachten. Landwirthschaflliche Produkte würden in großem Umfange beliebe» und bis z» zwei Dritteln des Wcrthes. Freilich seien dem Lombardvcrkchr der Bank auch Schranken gesetzt. Er bitte, die Resolution abzulchnen. — 'Abg. Tr. Mencr-Hallc (Freii. Ver.): Ich möchte nur die eine Bitte an die Rcichsbank richten, auch Lombard-Kredite z» gewähren auf Zucker, welcher unter Steucrvcrschlnh liegt. — Reichöbantpräsident Koch: ES werden bereits Bank Kredite nuf Zucker unter Steuer- Verschluß gegeben. — Ter Etat vom Ncichsschatzaiiit wird geneh migt. — Leim Etat der Reichsschulden befürwortet Abg. Meyer- Danzig (Reichs»).) die Anleihen-Konvertirnng. Wenn Preußen und das Reich ihre Anleihe in öprorentige TitrcS lonverlire» wollten, io würde dadurch für Preußen eine Entlastung von 30 Millionen jährlich entstehen. Das kleine Kavital würde an der daraus entstehenden Zinscinbuße etwa mit 13 Millionen bethciligt sein. Nie könne doch aber das kleine Kapital, das doch immer noch etwas besser daran sei als die große Masse der kapitnllosen Steuer zahler, verlangen, daß die Letztere» 30 Millionen ausbringen, da mit dem kleinen Kapital die 13 Milk, erhalten bleiben. Auch im Interesse der Landwirthschast liege die Ermäßigung der Zinsschnldcn. Wie könnten wir erwarten, das; die landwirthschaftlichcn Institute der Landwirthschast billigeren Kredit geben, solange der Staat noch 1 Pro; Zinsen gebe. Mit Zucker- und Branntweinsteuerreformcn Helsen Sw doch nur einem ^ heile der Landwirthc (Sehr richtig! links), während Sie mit der Konvertinmg der gcscrmmtcn Lanv- wirthschaft nützen. Und wenn man nicht gleich bis auf 3 Proz. konvemren will, weshalb dann nicht wenigstens ans 3'/- Proz. ? - Abg. Bebel (Soz i tritt ebenfalls für dieRonvertirung ein. Für das Reich würden allerdings nur 8 Mill. hcrauskommen. komme dazu aber noch die Zinscrsparnis; in Preußen, so würde nun, soweit Preußen in Betracht komme, icdcrBedarf an neuen Steuern Wegfällen. Was der Staat an höheren Zinsen zahle, müsse ja doch von den ärmeren Steuerzahlern in Gestalt Höherer Stenern aufgebracht werden. — Abg. v. Frege Eons.) bezwelseit, ob es im Jntcrcsic tinserer Finanzen und der Steuerzahler liege, wenn jetzt eine solche 'Revolution auf dem Geldmärkte stattfinbc. Er müsse jedcnsalls der Ansicht, welche der Staatsictretär in der Kommission dargelcgt habe, beistimmen, daß man nur konvertircn dürfe, wenn der ictzigc niedrige Zinsfuß sich von Dauer erweise nnd das gerade dürfe be zweifelt werden. Man wisse ja nicht, ob nicht der Zinsfuß sich lüfort wieder heben würde, jobald Solches mit der gcsammtcn ge werblichen Lage geschehe Auch sei noch Rücksicht zu nehmen, aus die Vielen, die durch die Konvcrtirung schwer geschädigt werde» würden. Jedenfalls nabe eine Börsenrcfonn der Kvnvcn'ion vor auSzugehen Auch sei die Gefahr nicht zu unterschätze», daß wieder viel deutsches Kapital in's 'Ausland gedrängt werden würde. Einen etwaigen Konvertirungsantraa Bebel's bitte er daher ent schieden abzulchnen. — Abg. Barth (srcis. Ver): Durchführbar sei die Konversion gegenwärtig unbedingt und wie könne man es da rechtfertigen, den Steuerzahlern ohne Roth die Aufbringung so hoher Reichsschuldciizinsen ziiznmlithen, das sei eine Art Licbes- gabenpolitik zu Gunsten der Kapitalisten. — Abg. Rtntelcn «Ecntr.) wricht gegen die Konvertirnng. Ganze Klassen der Bevölkerung würden an derselben z» Grunde gehen können, namentlich auch um deswillen, weil das kleine Kapital, für weiches jeder Zins- Verlust allzu fühlbar sein würde, sich gezwungen fühlen könnte, sich cmSländijchen Anlagen zuzuwcndcn. — Abg. Jriedcberg (nat.-lib.) tritt gleichfalls dem Verlangen nach Konvertirnng entgegen. — Schatzickretär Graf v. PoiadoivSky: Tiefe ganze Frage lediglich vom wirthschaftlichen Standpunkt zu beurthcilen. sei vollkommen unrichtig. Wenn wir sofort mit Zinshcrabsetzung Vorgehen, sobald der Geldmarkt eS gestattet, so würde gerade das auch vic Beliebt beit unserer Staatspapiere in. Auslände schädigen; ferner, wie würden unsere inländischen Gläubiger geschädigt, wenn nun etwa die Lage aus dem GAdmarltc sich wider ändere: nachdem sic erst am Zinsfuß eingebüßt. würden sie auch alsdann noch am Kurse verlieren. Wie sehr würden ferner die Kommunen einbüßcn, was der Staat gewinnt, würden sic an der Steuerfühigleit ihrer Ge meindeangebörigrn verlieren. (Sehr richtig.) Ganz unverständlich würde es Jedermann sei», wenn er etwa hier urbi et orin ver künden wollte, was die Regierung etwa i» Zukunst thnn würde, denn thälc er das. so würde er der wüstesten Spekulation Vor schub leisten. Wen» Herr Bebel wirklich Jemanden findet, der den Muth hätte, in dieser Frage die Regierung zu beeinflussen, jo werde Bebel recht daran thun, dem Manne dringend davon ab ziirathcn, denn die Regierung würde jede solche Beeinflussung ent schieden ablchnen. Schütteln Sie den Baum nicht, che die Frucht reis ist. — Abg. v. Arnim (Rp.) erklärt sich Namens seiner Frat tion gegen die Konvertirnng. Ehe eine Konvertirnng erfolge, müsse die Börscnreform vorausgehc». Erfolge aber die Konver tirung. dann gleich auf 3 Prozent und nicht auf halbem 'Wege stellen bleiben. — Abg. Hahn lfraktionslos): Den richtigen Zeit punkt zu wählen, soll man vertrauensvoll der Regierung überlassen nnd vor Allem — erst die Börscnreform. — Hieraus wird der Etat der Rcichsschulden genehmigt. — Beim Etat Bankwesen rügr Abg. v. Kardorff (freikons) eine von dem Abgeordneten Ahlwardk im Februar ds. I. i» einer Volksversammlung ausgestellte Be Häuptling, daß er (Redner) seinerzeit argen die Verstaatlichung der Rcichsbank gestimmt vder bei oer Abstimmung gefehlt habe, da ihm dies durch die jüdische Baiikfirma Mohr und Speyer gegen materielle Vvrthcile zur Bedingung gemacht sei. Diese Be hauptungen seien unwahr. (Niste: Psni!) Er habe mit der ge nannten Firma in keinerlei gemeinschaftlicher Beziehung gestanden. Er fordere Ahlwardt auf. den Brief der Finna, den Ahlwardt zu besitzen behaupte, ans den Tisch des Hauses niederzulege». Er habe für die Verstaatlichung der Rcichsbank gestimmt, weil er von ,destelven namentlich Vorth eile für die Landwirthschast erwarte.- Abg. Graf Mirbach ikvnß): Der Rcichsschatzsckrctär hat zwar Hilfe für die Landwirthschaft in Aussicht gestellt, allein die Reichsbank hat dieses Versprechen bisher nicht eingcivst. Tie Bank kümmert sich wenig um die Lage der landwirthschaftiichen Verhältnisse. — Reichsbank präsidcnt Koch : Diese 'Acußcrung beweist nur die Unkenntntß des Vorredners von den Verhältnissen der Reichsbank. Alle diese Reden pflegen ja in die Forderung des Brmetallismus auszuklinaen. Nun bin ich allerdings kein Bimetallist im Sinne des Abg. v. Kardorsi. (Hört! Hort!) — Abg. Rickert (Freis. Ver.) wider spricht den Forderungen der Abgg. v. Kardorff und Gras Mirbach. — Abg. v. Kardorff verthcidigl den Bimetallismus, dem sich neuer dings viele praktische Bankrers zuwendeten. Die Goldwährung werde eine dauernde Ausplünderung der arbeitenden nnd ärmeren VvlkSklasscn zu Gunsten der Kapitalisten zur Folge haben. Nach weiteren Auseinandersetzungen zwischen den, Grafen Mirbach und dem Bankpräsidcntcil Koch wird der Etat „Bankwesen" ge nehmigt und die Resolution Bachem angenommen. Der Rest des Etats »nd das Ctatsgcsctz werden gleichfalls angenommen, svdaß die zweite Lesung des Etats beendet ist. — Vicepräsident v. Bnvl setzt ans die morgende Tagesordnung die Wahl des Präsidenten inid des 2. Vieepräsidciitcii sowie Wahlprüfungen. — Gras Kunitz beantragt, seine» Antrag betreffend Verstaatlichung des Getreide Handels ans die morgende Tagesordnung zu setzen. — Abg. Bachem lEentr.) widerspricht, weil die Berathimgen des Antrags mehrere Sitziiiigstagc in Anspruch nehmen würden, dann aber die recht zeitige Erledigung des Etats in dritter Lesung ausgeschlossen sein wurde. — Abg. Rickert widerspricht gleichfalls: Graf Kanitz hätte seinen 'Antrag frülicr einbrinacn sollen. — Abg. Richter meint: Erst das Geschäft (die Etatserlcdigimg). dann das Vergnügen (die Ablehnung des 'Antrags Kanitz). — Abg. Fahr. v. Mantcistscl be merkt. dm; eine frühere Einbringung des Antrags mit Nücksichl auf die Vcrhaiidluiigcn des Staatsraths nicht angängig war. - Mit 149 gegen 36 stimmen wird der Antrag, den Antrag Kanitz aus die morgende Tagesordnung zu setzen, abgclehnt. " Friedrich S r n h. Bei der Parade hielt der Kaiser sol gcnde 'Ansprache: ..Elv. Durchlaucht! Unser ganzes Vaterland rüstet sich zur Feier Ihres Geburtstages. Ter heurige Tag gehört der Armee. Dieselbe ist zuerst berufen, ihren Kameraden und alten Ossizier zu scicni, dessen Wirksamkeit es Vorbehalten war. ihr die Möglichkeit zu gewähre», die gewaltigen Timten auszuführcn, die in der Krönung des wiedrrerstcmdenkii Vaterlandes ihren Lohn fanden. Die Kriegerschaar, die hier versammelt, ist das Symbol des ganzen Heeres, vor allem jenes Regiments, welches die Ebrc hat. Ew. Durchlaucht seinen Chef zu nennen, und jenes Feldzeichen ist ein Denkmal brandciiburgischen n»d preußischen Ruhmes, ans der Zeit des großen Kurfürsten herüberstammend, geweiht durch das Blut von MarS-la-Tour. Ew. Durchlaucht wollen im Geiste hinter dieser Schaar den grsammten deutschen Heerbann aller germanischen Stämme sehen, die den heutigen Tag mitscieni. Im Anblick dieser Schaar komme Ich nu». Meine Gabe Elv. Durchlaucht zu überreichen. Ich konnte kein be"cres Geschenk finden, als das Schwert, diese vornehmste Waste der Germanen, das Smubol jenes Instruments, welches Ew. Durchlaucht mit Meinem hochlcligen Großvater haben ichmic den, schärfen und auch sührcn Helsen, das Smubol jene» gewaltige» Bauzeit, deren Kitt Blut „nd Esten war. dasjenige Mittel, welches nie versagt und in der Hand von Königen und Fürsten, wenn dies notli ihat, auch nach inncii dem Vatcrlandc den Zusammenhalt bewahren wird, der es einst nach außen hin zur Einigkeit geführt. Wollen Ew. Durchlaucht in den hier ein gravirten Zeichen das Wappen Elsaß-Lothringens und das eigene erkennen und fühlen die ganze Geschichrc, die vor 23 Jahre» ihren Abschluß fand. Wir aber. Kameraden, rufen: „Sc. Tnrchlanch! Fürst Bismarck. Herzog von Laucnburg, Hurrah!" Fürst Bismarck antwortete: " Elv. Majestät wollen acjtaltcii. meinen »ntcr- tliäiiigstcn Tank zu Füßen zu lege». Meine militärische Stellung Ew. Majestät gegenüber gcstattcr mir nicht. Ew. Majestät meine Gefühle weiter ausznsprcchc». Ich danke Ew Majestät!" * Fricdrichsrnh. Bei der Tafel sagte der Kaiser in einer Ansprache Folgendes: ..Der 80. Geburtstag Ew Durchlaucht fällt m das 25. Jahr des Bestehens des Deutschen Reiches. Die Glück wiiiijchc des Heeres, geweiht durch die Erinnerung der gewaltigen Kämpfe, konnte ich Ihnen soeben Angesichts der Truppen aus- fvrechc». Nicht an den großen Staatsmann, sondern an den Offizier richten sich heute Meine heißen Wünsche. Und da sind es drei Sprüche, die für den heutigen E cig von besonderer Bedeutung Mir erscheinen: Erstens Ew. Durchlaucht Konfirmationsspruch „Was ilir thut. thut ihr dem Herrn und nicht de» Menschen", der am das nnerschütterlichc Gottvertranc» Hinweis!. womit Ew. Durchlaucht die gewaltige Arbeit .mSgcfnhrt und welches auch das Heer niemals verleugnet hat. Der zweite Spruch war der Ausspruch jenes tapferen GrafcnMcinsseld, als er sich tich». das Schwert i» stahlbcwchrtcrFaust, dem übermächtige» Feinde gegciinberslclltc. Ew. Durchlaucht baden denselben des Oestere» wabr gemacht, zumal in jener Zeit scywcr wiegender Entschlüsse für Meinen Großvater, als Sic ihn mit dem » -«»«l itzk :§l usas-nin ui »na llSÄoir-r-Eni.' aaq.,o,H»e^ s»n„ »Sllqogks 8 qoupsi»^
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