Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.11.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-11-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19031128027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903112802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903112802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-11
- Tag1903-11-28
- Monat1903-11
- Jahr1903
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
VezugS.Pver- i» d« Ha»pt»lp«dttioo oder deren RaSgab»- ftelle» abgeholt: vterteliährltch ^8 8.—, bet Pvetmaltgrr täglicher Znstellnna in« Haus ^8 -7d Durch dt» Poft bezogt» st, De»tsch> buch ». Österreich vierteljährlich ^8 4.80, für dt» übrige» Länder laut Zettua-Sprrittrfte. Lrdaktilm und LrvedMo«: Johannt-gaff» 8. Kernfprrcher l bS und SSL. FUtaI»»»»VM-«s< r Alfred Hab*, 8»chho»d!g„ Ullivrrsitätsftr.s, >»Ltschch Kathartnenftr. Ich ». -ä»tg«pl. 7. Haupt Filiale Dresden: Marien straße 84. -emsprecher Amt l «r. 1718. Haupt-Filiale Serlin: Carl Dmlcker, Herzgl. Bahr. Hosbllchhaudlg, Lützowstraß« 10. Sernsprrcher «ml VI Sk. 480». Abend-Ausgabe. KiWM TaMM Anzeiger. ÄmtsAatt -es Lönigtichen Land- und -es Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Rates un- -es Volizeiamtes -er Lta-t Leipzig. Anzeige« «Preis die 6gespaltene Pentzerle SS Neklame* »nter dem Rebakttonsstrtch (4 gespalten) 75 vor de» Famtlt«»»ach» richte» <6 gespalten) 80 Dabellarischer »ad Ztfferniatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisung»» nud Offertenauaohme 88 H (excl. Porto> Ertra-Beilagen (gesalzt), nnr mit der Morgen.«»«gab«, ohne Postbesörderuag ^8 80.—, mit Postbesörderuag ^8 70.—. Auuahmeschlub fiir, Tiuzei-nn Abeud-AuSgab«: Vormittag« 10 Uhr. Morgen-Au«gabe: Nachmittag« 4 Uhr. Anzeigen stad stet« an di« Expedition za richte». Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet voa srüh 8 bi« abend« 7 Uhr. Druck und Verlag voa L. P«lg in Leipzig. innerung etnzuprägen. Wie wenig sich im Jahre 1871 die . Nationalversammlung zu Bordeaux um das Schicksal I Elsatz-Lothringens und um übe elsässischen Proteste in dieser j Versammlung kümmerte, Hai schon der damals als Depu» i tterter nach Bordeaux entsandte Elsässer Schneegans dar gelegt. Ader auch auS neuester Zeit finden sich Beweise dafür, wie geringschätzig Frankreich die Elsässer behandelt. Im vorigen Jahre erschien das französische Generalstabs werk über den Krieg 1870/71; es umfaßt vorläufig zehn Bände. Mit großer Aufopferung hat sich die elsässische Be völkerung deS geschlagenen HeereS angenommen. Der deutsche Bearbeiter des französischen Generalstabswerks, Oberstleutnant von Schmid, weist in dem soeben erschiene nen zweiten Heft (Fried. Luckhrrdi, Berlin un- Leipzig) auf die Tatsache hin: das französische Generalstabswerk hat auch nicht ein Wort der Anerkennung für die Bewohner des Landes, welche Tausende verwundeter Franzosen und wochenlang verpflegt haben, und welche die Soldaten auf ihrer Flucht mit Nahrung un- Getränk versehen haben! — Das ist der Dank Frankreichs an die Elsässer! Die Verschwörerfurcht in Bulgarien. Die amtlichen Stellen in Sofia geben sich große Mühe, da- Vorhandensein irgend welcher Verschwörungspläne ab zustreiten. Offenbar liegt auch kein Grund vor, anzunehmen, daß innerhalb dest bulgarischen Offizierkorps ernstliche Pläne bestehen, welche die Nachahmung deS serbischen Beispiels in Bulgarien befürchten lassen könnten. Trotzdem herrscht in den Kreisen des fürstlichen HofeS keineswegs eine Stimmung vor, welche als eine behagliche bezeichnet werden konnte. Gewiß hat der Krieg-minister Sawow großen Mut gezeigt, indem er eine reichliche Zahl unzu verlässiger Offiziere au« Sofia nach Provinzgarnisonen versetzte. Er bat aber peinlichst vermieden, diese Versetzungen als eine Strafe erscheinen zu lassen: vielmehr verband er damit für die Betroffenen, wenn auch nicht Nangerböhungen, so doch wesentliche Erhöhungen der GehaltSbezüge, was für bulgarische Offiziere das Wertvollste ist. Weit greller aber wird die Lage geleuchtet durch daS Verhalten der Negierung gegenüber den makedonischen Führern. So haben sämtliche Offiziere, welche in Makedonien an den Kämpfen teilnamen, ihre Gehälter für die Monate ihres „Urlaubs" nachbezahlt erhalten. Den Oberst Jontschew hat man ganz besonders bedacht und auch Boris Sarawow ist für die Wintermonate während der ihm auf gezwungenen Muse reichlich versorgt worden. Diese Frei giebigkeit der Regierung in einem Augenblick, da die öffent lichen Kassen leer sind und das Fürstentum nabe vor dem Bankerott steht, zeigt am deutlichsten, welche Furcht die Re gierung einschließlich des Fürsten vor den Revolutionären hat. Ihre Beschwichtigungsversuche scheinen ihr aber nichts ge holfen zu haben. Wir erhalten folgende alarmierend« Nachricht: * Sofia» 27. November. Infolge eines geheim nisvollen Mord»«, der gestern Nacht verübt worden ist und dem makedonischen ExekutivkomitS zugeschrieben wird, sowie, um weiteren Au-schretlungen vorzubrugen, beabsichtigt di« Regierung die Uebertragung de» Polizeidtenste« an das Militär. (Bert. Lokalanzeiger.) Die Meldung ist noch nicht bestätigt, klingt aber, wie die Dinge in Bulgarien liegen, nicht unglaubhaft. Deutsche- Reich. H Leipzig, 28. November. Wie bereits telegraphisch mit- geteilt, wurde der OberlandeSgerichtSrat Berendes in frankfurt a. M. zum ReichSgerichtSrat ernannt. Herr AerendeS wurde im Jahre 1876 GerichtSaffessor in Thorn, 1880 am selben Orte Staatsanwalt, 1882 Landrichter in Aurich; in gleicher Eigenschaft wurde er 1887 nach Trier versetzt. Im Jahre 1890 erfolgte seine Ernennung zum LandgerichtSrat und 1894 zum OberlandeSgerichtSrat in Frankfurt a. M. L Verlt», 27. November. („Nur nicht päpstlicher als der Papst!") Diese Mahnung ist gewiß dankenswert und doppelt dankenswert, wenn sie von der klerikalen „Köln. VolkSztg." ausgesprochen wird. Leider richtet da genannte ZentrumSorgan )eue Mahnung nur au ein klerikale- Blatt Holland- wegen der Beurteilung, die letztere- dem italienischen Katholikenkonareffe hat zu teil werden lassen. Für sich selbst aber scheint die „Köln. VolkSztg." ihre vortreffliche Mahnung als nicht vorhanden zu betrachten. Denn sie benützt das Verhalten der großberzoglich hessischen Regierung anläßlich der Mainzer BischofSwahl (s unterMainz) zu folgendem Tadel an dre Adresse der preußischen StaatSregierung: „Es würde überhaupt manches bessergehen, inSbesodere inPreußen, wenn die unbefangener« und freimütigere Haltung der hessischen Re gierung gegenüber den katholischen Bischof-Wahlen Nachahmung fände". — Bei diesem Tadel hat die „Köln. VolkSztg." offen bar vergessen, mit welcher Genugtuung Papst LeoXHI. im vorigen Sommer gegenüber dem Generaloberst von 808, als Spezialgesandtem des Kaiser-, grade über die Lage der preußischen Katholiken sich ausgesprochen bat. Anstatt sich diese Genugtuung deS Papste- zur Richtschnur zu nehmen, ist die „Köln. VolkSztg." päpstlicher als der Papst und zieht die Gelegenheit, Mißmut zu erregen, an den Haaren herb«. * verlt«, 27. November. (Der unlautere Wettbewerb im überseeischen KaVelver- k c h r.) In der am 20. November tm RetchS-Post- amte »-gehaltenen Konferenz mit Vertretern von Handelskammern ,tst auch der unlautere Wett bewerb tm überseeischen Kabelverkehr zur Sprache ge kommen. Der Referent begründete zunächst die Not wendigkeit -er Vorschrift deS Internationalen Tele- graphenvertrageS, daß die Taxen im gemeinsamen Einver ständnis der beteiligten Länder einheitlich festzuletzen seien. Dadurch allein seien die bedeutenden Gebühren ermäßigungen für Uebersec-Telegramme ermöglicht worden. Mit der Erweiterung des Kabelnetzes und der Verschärfung der Konkurrenz hätten sich indessen einzelne Kabelgesellschaften, um den Verkehr auf Ihre Linien zu lenken, dazu verleiten lassen, ihren ständigen Benutzern Rückvergütungen zu gewähren. Sobald das Reichs-Postamt von diesen, der Allgemeinheit schädlichen Machenschaften erfahren habe, sei die Benutzung der be treffenden Linien verboten worden. Ein gleicher Miß brauch sei die Versendung von Telegramme« nach Amerika unterDcckadr«ssen,z. B. nach Brest. Die Telegramme enthielten als erstes Textwort ein verab redetes Paßwort, das den Empfänger und den v.stm- mungSort bezeichne, was eine den internationalen Ver tragsbestimmungen widersprechende Kürzung der Wort zahl zur Folge habe. Sie würden dann an die durch die Deckadresse bezeichnete Agentur in Brest gesandt, die Nr. KV5. Sonnabend den 28. November 1903, Politische Tagesschau. * Leipzig, 28. November. Die Matrikularbettrige. OfficiöS wird zu dem von un- schon behandelten leidigen Thema von den nächstjährigen Matrikularbeiträgen ge schrieben: „Wenn in der Presse an die Mitteilungen au« dem Entwurf deS ReichShauShaltSetatS für 1904 die Be merkung geknüpft wird, daß danach die Bundesstaaten mit einer beträchtlichen Erhöhung der Matrikularbeiträge zu rechnen haben wurden, so ist richtig, daß in dem nächstjährigen Etat der Betrag der auf ordentliche Einnahmen anzuweisenden Ausgaben die der Reichskaffe zufließeuden eigenen Einnahmen noch mehr übersteigen wird, als die- in dem Etat für da- laufende Jahr vorzuseben war. Da zwar die Ueber- schüsse au- den Betriebsverwaltungen des Reiches um rund 9 100 000 höher veranschlagt werden konnten, als für da- laufende Jahr, umgekehrt aber die zur Reichs kaffe fließenden Einnahmen um rund 14,6 Millionen Mark niedriger angesetzt werden mußten, so ergiebt sich ein Minus an eigenen Einnahmen deS Reiche- von rund 5^ Millionen Mark. Umgekehrt sind naturgemäß für 1904 ziemlich durchweg höhere Ausgaben in Aussicht zu nehmen, als für daS laufende Jahr. Allerdings ist durch den Etat für 1904 nur ein Defizit von 32 Millionen Mark aus dem vorletzten Jahre zu decken, während das in diesem Jahre zu deckende Rechnungsdefizit um 16 Millionen Mark höher war. Im übrigen aber weist allein der Marineetat einen Mehrbedarf von 12 Millionen Mark auf, und auch bei den noch nicht oder heute veröffentlichten Etat«, namentlich denen der Heeresverwaltung, der ReichSschuld und de- PensionS- fond- und des Beitrage« deS Reiche- zur Invalidenversicherung sind beträchtliche Mehrausgaben vorgesehen. Wenn daher mit Sicherheit auf einen den des laufenden Jahre- übersteigen den Bedarf an Deckungsmitteln außer de« zur Reichskasse fließenden eigenen Einnahmen de« Reiche- zu rechnen ist, so erscheint andererseit- doch die Annahme, es werde diese Deckung durch entsprechende Mehrau-schreibung von Matri- kularumlagen erfolgen, nicht zutreffend. Soweit allerdings die sogenannten UeberweisungSsteuern für 1904 höher angesetzt werdrn konnten als für 1903, also um den Betrag voa rund zwölf Mill. Mark, würde «ine Erhöhung der Matrikularumlagen un bedenklich eintreten können, weil den Bundesstaaten für diese Erhöhung in dem Mehrbeträge der UeberweisungSsteuern ein voller Ausgleich zu teil werden wird; aber darüber hinaus würde eine Erhöhung der Matrikularumlagen eine für viele Bundesstaaten kaum erträgliche Mehrbelastung mit aus eigenen Mitteln zu bestreitenden Zuschüssen zu den AuSßaben de« Ruche- bedeuten und demzufolge nicht verernbar sein mit denjenigen Gesichtspunkten, von denen aus sich im Interesse des Reiche- die Beziehungen der Finanzen des Reiches zu denen der Bundesstaaten regeln müssen. Man wird daher in der Annahme sicher nicht fehl gehen, daß über den durch Mehrerträge der Ueber- weisung-steuern gedeckten Betrag hinaus eine Vermehrung der Matrikularumlagen für 1904 gegenüber dem diesjährigen Betrage in dem Etat nicht vorgesehen sein wird." — Wer freilich glauben sollte, daß nun in den einzelnen Bundesstaaten Freudentränen darüber vergossen würden, daß die Beiträge nicht noch höher werden, als sie schon sind, der würde sich gründlich irren. I Wir sagen die- ausdrücklich, um einen etwaigen offiziösem ß Versuche vorzubeugen, die Reichsfinanzreform als nicht mehr so dringend hinzustellen. So etwas wäre denjenigen, denen das Feuer nicht auf den Fingern brennt, schon zuzutrauen. Die «echte nutz »er KlertkaliSmuS. Die evangelischen ReliLion-lehrer der höheren Schule« in der Provinz Sachsen haben sich auf ihrer diesjährigen Konferenz dafür ausgesprochen, daß ihre Schüler sowohl ,m Religionsunterricht wie im geschichtlichen und deutschen Unterricht für den Kampf gegen den Ultra- montaniSmuS ausgerüstet werden mochten. Die „Kreuz zeitung" benützt diesen Vorgang zu einer Liebeserklärung an den KlerikaliSmuS. DaS konservative Hauptorgan meint nämlich in Bezug hierauf, daß der Kampf gegen den ÜltramontaniSmuS praktisch mit dem Kampfe gegen den heutigen Katholizismus gleich bedeutend sei. So willkommen unfern Ultramontanen diese Auffassung sein wird, so wenig ist sie durch die Tat sachen gerechtfertigt. Nur einige Zahlen mögen hier an geführt werden, um der Wirklichkeit zu ihrem Rechte zu ver helfen. Der Reichstagswahlkreis Donaueschingen-Vielingen ist liberal vertreten, obwohl er zu 84 Proz. katholisch ,st. Auch der Wahlkreis Lörrach hat eine liberale Mehrheit, obwohl er zu 50 Proz. katholisch ist. Der Wahlkreis München II zu 89 Proz. katholisch, ist die Domäne deS „Genossen" v. Vollmar. Der Wahlkreis München I, zu 80 Proz. katholisch, ist ebenfalls sozialdemokratisch vertreten, bei einer starken liberalen Minderheit. Der Wahl kreis Beuthen-Tarnowitz ist zu 91 Proz. katholisch, aber klerikal wählten bei der Hauptwahl von 46 407 Abstimmenden nur 28 475. Der Wahlkreis Kattowitz-Zabrze, zu 92 Pro», katholisch, hatte bei der Hauptwahl unter 44 744 Ab stimmenden 19 992 HentrumSwähler. Der Reichstag-Wahl kreis Mainz ist sozialdemokratisch vertreten, obwohl er zu 64 Proz. katholisch ist. Im ReichStagSwahlkreise Düssel dorf, der zu 73 Proz. katholisch ist, wählten im ersten Wahlgange von 50 094 Abstimmenden nur 21 628 klerikal. Im Reichstagswahlkreise Köln mit 80 Proz. katholischer Bevölkerung waren unter 34 287 Abstimmenlru 1». 642 Zentrumswähler. Im ReichStagSwahlkreise Köln-Land, zu 89 Proz. katholisch, waren 20 604 Zentrumswähler unter 37 641 Abstimmenden. Die vorstehenden Beispiele ge nügen zur Kritik der Behauptung, daß Katholizismus und ÜltramontaniSmuS praktisch gleichbedeutend seien. Die „Kreuzztg." krönt ihr verständnisvolle« Eingehen auf klerikale LieblingSoehauptungen durch die Folgerung, die sie aus der Gleichsetzung von Katholizismus und ÜltramontaniSmuS rieht: nur bei konfessioneller Trennung der höheren Schulen sei der Kampf gegen den ÜltramontaniSmuS im Sinne der sächsischen Lehrer durchführbar! Dem Zentrum wird dieses Zugeitandni« um so wertvoller sein, als sich die „Kreuzztg." gleichzeitig im Grundsätze für die Konfessio- nalitat auch der höheren Schulen ausspricht. Französischer Dank cm die Elsässer. In der französischen Deputtertenkammer ist bekanntlich di« »Elsaß - Lothringische Frag « wieder auf gerollt worden. Kür uns Deutsche existiert sie nicht, kann sie nicht diskutiert werden. Aber in Frankreich versucht man, die Jugend wieder zur Revanche zu erziehen und den Verlust von Elsaß-Lothringen unauslöschlich in ihre Er- 97. Jahrgang. Feuilleton. 41 LteUa. Roman von Johanne Schjörring. verbalen. Leicht an den wilden Wein und die Rosenzweige ge lehnt, saß Stella von dem Kommenden scheinbar unberührt da. Der Oberst und Amalie bemerkten beide, daß sie ihren „schönen Tag" hatte. Der Oberst deutete ihre röteren Wangen und ihre strahlenden Augen dahin aus, daß sie fieberhaft erregt und nicht ganz Herrin ihrer selbst war, Vährend Amalie mit dem bet solchen Gelegenheiten schnelle ren Blicke des Weibe- tiefere Betrachtungen darüber anzu stellen begann. Sie konnte kaum die Augen von ihr ab wenden. Ganz besonders wunderte sie sich, wie Stellas sonst so dunkle Augen schwarz und glühend wie Kohle wurden, und sie begriff, wie gefährlich sie für den Frieden eines Mannes werden konnte. Nach einer Pause von mehreren Minuten erhob sich der Förster und ging auf di« Treppe, die -um Garten führte. Dann drehte er sich zu seinem Wirte um und sagte: „Gestatten Herr Oberst, Laß ich da- Boot losmache und ein bißchen den Fluß htnunterrudere?" „Da müssen Sie meine Frau fragen, das Boot gehört ihr!" „Gestatten die gnädige Frau?" fragte Lykke und warf ihr, währen- er ein« elegante Verbeugung macht«, einen -er oben erwähnten Blicke zu. St« wurde noch röter, erhob sich mit einem Satze und erwiderte: „Ja, gern, Amalie, laß un- mttsahrenl" „Nein, mein Kind", sagte der Oberst, ergriff Ihren Arm un- hielt ihr die Uhr vor; „da- geht nicht; Kranz ist in iwgefähr einer Viertelstunde da!" „Der arm« Förster muß sich also mit mir begnügen", »ersetzt« Amalie und erhob sich, mn Hut und Ghawl zu Hole». „Nehmen Sie sich in acht, beoor Sie antworten. Förster. Sie wissen vielleicht, daß Aristippo- sagte, da- Beispiel de- Pari- habe ihn gelehrt, wie gefährlich «» ist, ein Weib dem ander» vor,»ziehen", sagte der Oberst lachen-, wäh rend er de» Arm seiner jungen Frau in den seine» legte. „W«»» sie zufällig erweis« beide »och frei wär,«", »er setzte Lykke lächelnd; „wer könnte da an eine Konkurrenz mtt dem Herrn Obersten denken?" „Sie sind ein großer Schmeichler", entgegnete -er Oberst vergnügt, ohne die Wolke zu sehen, die sich aus Stella- Stirn legte; noch weniger bemerkte er die heftige Unruhe, die sich seines weiblichen Gaste- bemächtigt Hatte. Viertes Kapitel. „Es freut mich, dich zu sehen, lieber Niel-, aber ich hatte doch eigentlich den Vater an der Station erwartet", sagte Franz, al» NielS den jungen Herrn begrüßt und ihm seine Entschuldigungen vorgcbracht hatte. „Sie müssen ihn diesmal schon entschuldigen, kleiner..." Niels hielt bestürzt inne. „Franz, sag' nur Franz, wie früher", versetzte der junge Mann und stieg in den Wagen, wo er Niel- «inlud, sich zu ihm zu setzen; aber dieser war doch nur zu bewegen, auf -em schmalen Sitze Platz zu nehmen — dem jungen Manne gegenüber, den er nun recht aufmerksam be trachtete. Franz war etwa- über 28 Jahre alt, groß, schlank und blond, mit zwei klaren, hellblauen Augen. Er sah seinem Vater nicht ähnlich; sein« Züge waren so ziemlich regel- mäßig, die Nase ein bißchen gebogen und da- Kinn etwa» zu lang; das letztere soll ja nach Ansicht der Phrenologen aus Schwärmerei und Empfindsamkeit deuten, und diese Eigenschaften besaß er auch in höherem Grade, als eigent liche Intelligenz. Sr hatte schöne, weiße Hände, die er leicht und schnell bewegte, und sein Anzug war, wie -er eine- jungen Kaufmann-, tadellos. „Sind vielleicht jetzt immer Gäste in meine» Vater- Hause?" fragt« er, al» sie eine kurze Strecke gefahren waren. „Nein, nein, da» wäre Sünde, wenn man da- be haupten wollt« , versetzte Niel». „Es sind sogar die ersten, die wir seit einiger Zett gehabt haben ... wir haben eine neue Frau ..." Die letzten «orte hatte er -ervoraestoßen, teil« auS Rücksicht für den Sohn, teil- von der Erinnerung an die Vergangenheit überwälttgt. „Ist sie — schön? Sie ist ja so jung, nicht älter al- ich?" fragte Kranz. „Haben Ate kein Bikd von ihr?" fragte Niel- diplo matisch; er wußte recht gut, daß der Sohn kein» hatte. „Rett», ich hab« auch -ar nicht darum --beten, aber sa-s Mr — iß sie schönN „'Ja, ich weiß kaum, was ich sagen soll; die Figur ist schmuck; sie hat blaffe Backen; aber wenn sie rot wird, ist sie schön!" Der junge Mann lächelte. „Ist sie gut?" fragte er weiter. „Sie tut keinem was zu Leide! Aber «S ist gefährlich, daß sie den Obersten düpieren kann!" „Ja, das kann ich mir wohl denken", lautete die Antwort. Kranz wurde mitten in den ernsten Betrachtungen an Niels' Lieblingswort erinnert. „Ja", sagte Franz mehr zu sich selbst; „eS wird wohl eine große Veränderung etntreten, wenn ich jetzt nach Hause komme; ich hätte gewiß am klügsten getan, noch fort zubleiben, wenigstens noch eine Zeitlang." „Nein", meinte Niels, der jetzt eifrig wurde und fühlte, daß er seinem Herrn helfen mußte. „Die gnädige Srau hat alles so nett in Stand gesetzt und frische Blumen auf Ihr Zimmer gebracht, um Sie recht zu erfreuen." Franz fühlte sich bewegt. „Das war schön von ihr", sagte er, „besonders, wenn sie es aus freien Stücken getan hat." „Das hat sie, und noch mehr dazu", versicherte Niel». „Und die Gäste?" fragte Franz, „wer sind die?" „Ja, "da ist nun -er Förster — er ist 'n Staatsbursche und tüchtig, das ist er auch — er pflanzt auf vaekkelund — der Herr Franz erinnert sich doch noch an die Heide? — — aber durchtrieben, glaube ich, ist er auch." „Na, und wer noch?" Franz hatte NielS' letzte Bemerkung gar nicht beachtet. „Ja, dann ist da «in Fräulein Brun — die gnädige Frau nennt sie Amalie; denn sie sind sehr gute Freunde — sie ist schön, aber ich glaube, sie hat e» auch tüchtig hinter den Ohren!" „So, so! — Vater ist aber wohl noch immer frisch und vergnügt?" kam es endlich mit leisem Zittern auf den letzten Silben heraus. „Der Herr Oberst ist, wie er vor dreißig Jahren war, und schneiLig — ja, da- ist er, da» ist 'ne wahre Pracht.... Da» wird Ihnen jetzt wohl etwa» wunderbar Vorkommen, jetzt, wo di« Frau Obersten tot ist." Niel- hatte sich nie dazu Überwinden können, zu. der jungen Frau „Frau Oberst" zu sagen, obwohl er ein paar mal dazu ausgefordert worden «ar. Nach »er letzten Nase hau- er he« Obersten r»»b -«rau» erklärt, de» Titel ! könne er ihr nicht geben, jedenfalls jetzt noch nicht, und dabei blieb eS. „Ach ja, natürlich wird e» mir sonderbar vorkommen — das kann ja nicht ander- sein, eine Mutter kann ja nie mand ersetzen!" „Nein, das ist richtig", bemerkte Niels and kratzte sich Hinterm Ohr, „aber nach Treue kann man sich jetzt lange umgucken." Er vergaß sich einen «Augenblick; «S wurde ihm immer schwer, nicht einen kleinen Tropfen Gift betzmnischen, wenn das Gespräch sich um die Weiber drehte, selbst wenn die Bemerkung nicht so recht paßte. ,^Jch kann mir denken, da- Hau» ist schön und gut ge halten", sagte der junge Mann kur- darauf in ettvas leichterem Tone. „Ja, da- können Sie glauben; wir haben'» famos. Da ist «in Boot im Flusse, und der kleine Wald hat Kies gänge und ein halbes Dutzend Bänke, wo die gnädige Frau sich düpieren kann, und Spiegel, so groß wie die Türen, haben wir überall!" Diesmal mußte Franz lachen. Es war doch gut, ein mal wieder die Dummheiten des alten Burschen anzu hören. Er glaubte, wieder das Lachen seiner Mutter zu hören, besonders wenn sie ihm ab und zu hatte einen Rüssel geben wollen. Franz zündete sich eine Ligarr« an und befand sich in der strahlendsten Laune, als sie in die nach Aichtental führende Allee einbogen. Fünfte- Kapitel. „Legen Sie hier schon an?" fragte Amalie, al- Lykke das Boot in dem kleinen Walde auf da» Landungsbrett »utrteb. „Ja, weshalb nicht? Wollen Sie nicht hier ein bißchen spazieren gehen? Sie find wohl schon oftmals hier ge wesen?" fragte er. „Nicht ein einzige- Mal", versetzte sie. „Wirklich nicht? Nun, dann lassen Sie uns nnr an Land gehen", meinte er. „E- sieht hier so einladend au-, und dann ist es auch so schön friedlich und einsam." „Einsam!" entgegnete sie bitter, „aber ich wünsch« ja gar nicht mit Ihnen — einsam zu sein. Wie kann es Ihnen nur einfallen, sich mir aufzudrängen, anstatt mich metner Dege gehen z« lassen, «1« ich wollte?" „Unsinn, Aman«! Sie sahen selbst, daß es «nmögüH
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite