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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.04.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-04-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050406020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905040602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905040602
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-04
- Tag1905-04-06
- Monat1905-04
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Annahmeschluir sür Anzeigen. Abend-AuSgabe: vormittag» lO Ubr. Morgen-Ausgabe: nachmittags 4 Uhr. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Extra-Beilagen «nur mit der Morgen- Ausgabe) nach besonderer Vereinbarung. Tie Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Pol; in Leipzig lJnb. l>r. V., R. <L W. Klinkbardt). Herausgeber: vr. Victor Klinkhardt. Nr. 178 Donnerstag den 6. April 1905. 98. Jahrgang. Var AiMgrre vsm Lage. * Da» Ministerium hat die Beschwerde der Zwickauer Stadtverordneten gegen die KreiShaupt- mannschaft in Sachen der Wiederwahl deS Bürgermeisters Münch verworfen. (S. Leitartikel.) * Der König von Italien ist in Begleitung des Minister» de- Aeußern Tittoni und de» Marineministers Mirabell» heute früh 7 Ubr zur Begrüßung deS deutschen Kaiser» nach Neapel abgereist. * Ein neuer Truppentransport nach Westasrika geht am 20. April mit Dampfer „Lulu Bohlen- von Hamburg ab. (S. Aufstand in Südwestafrika.) Der Zar hat daS Demissionsgesuch deS Oberprokurators PobjedonoSrew nock nicht erledigt. DaS Konzil, um dessen Einberufung die Geistlichkeit gebeten bat, wird bereits im Mai in Moskau zusammeutreten. Als Kandidaten für den Posten des Patriarchen gilt der Meuopolit Antonius. (S. die Krisis in Rußland.) Vie Ltvickrstter Siirgerniei5tenvadl. Aus Zwickau wird uns geschrieben: Vor einigen Tagen lxst die Zwickauer Bürgermeister. Wahl, die sogenannte „Münch-Affäre", ihren endgül tigen Abschluß gefunden. Die gesamte sächsische Presse aller Parteien, Tageszeitungen sowohl wie Fach- zeitschriften, hat mit gespanntem Interesse das kommu nale Schauspiel in Sachsens fünftgrößter Stadt verfolgt. Aber auch außerhalb der sächsischen Grenze bat man rege Teilnahme an dem Verlaus des Zwickauer Kampfes ge nommen. Ganz natürlich: denn die deutschen Kommunal- beamten sind nicht an die Grenzen ihres Staates ge bunden. * Das heißt, sie können nach Belieben ihre Stellung innerhalb Deutschlands wechseln: sie haben im Gegensatz zu den Theologen und Juristen volle Frei zügigkeit. Daher richtete sich ihr Augenmerk aus Zwickau, wo ein Präzedenzfall geschaffen lverden sollte. Ter dortige Bürgermeister kämpfte nicht nur pro ckoruo, sondern auch für die Sache der deutschen Kommunalbeamten. Im Folgenden sei der Hergang der vielumstrittenen Bürgermeisterwahl skizziert. Im Jahre 1899 wurde Herr Münch, Stadtrat in Plauen im Vogtland, fast einstimmig von den Zwickauer Stadtverordneten zum Bürgermeister gewählt, vorläufig auf 0 Jahre. Am 15. März dieses Jahres ging seine Amtsperiode zu Ende. Da nach der Revidierten Städteordnung spätestens ein halbes Jahr vor dem Ende der Amtszeit die neue Wahl handlung vorgenommen werden muß, so setzte der Stadt verordnetenvorsteher auf den 7. September des vorigen Jahres den Wahltermin fest. Die Wiederwahl Münäzs wurde mit 16 gegen 11 Stimmen abgelehnt: einige Mit glieder des Stadtverordnetenkollegiums fehlten, einige waren noch im Urlaub, zusammen 7. Die Tat sache, daß 16 Stadtverordnete gegen Münch stimmten wird durch zwei Erwägungen verständlich: Herr Münch ist Dezernent der Baupolizei. Der Stadtverordnetenvor- stcher ist Baumeister. Zwischen diesen beiden Herren, die zudem nahe verwandt sind, herrsclste ein sehr gespanntes Verhältnis. Herr Münch hat nicht weniger als einige dreißig Bauprozesse zu Gunsten der Stadt Zwickau gewonnen, hingegen nur zwei oder drei verloren. Dadurch hatte er sich die Gunst einiger Bau meister und mancher Hausbesitzer verscherzt. In dem Prozeß wegen Pflasterung der Bahnhofstraße, der von den anliegenden Hausbesitzern umsonst durch alle In stanzen getrieben wurde, hat Herr Münch der Stadt gemeinde viele Tausende erspart. Den zweiten Grund für die Nichtwiederwahl Münchs hat man in einer un glücklichen Verkettung von Umständen zu suchen. Kurz vor dem 7. September nämlich war ein Unter gebener Münchs, der Bauaktuar Lorenz, wegen verschiedentlicher Betrügereien im Amte verliaftet worden. Man legte nun dem Bürgermeister Münch zur Last, diesen vor wenig Wochen zu einer längeren Frei heitsstrafe verurteilten Beamten zu wenig beobachtet zu haben. Uebrigens ohne Berechtigung, das hat der Pro zeß Lorenz (über dessen gerichtlichen Abschluß wir unsern Lesern ausführlich berichteten, Red.), klar bewiesen. Am 30. September vorigen Jahres sollte nun durch die Wahl der Stadtverordneten das Amt des Bürger meisters zum 15 März 1905 wieder besetzt werden. Herr Münch erhielt dabei 17, der zweite Zwickauer Stadtrat und Mitbewerber Haupt 13 Stimmen, zwei waren unbeschrieben. Tas gesamte Stadtverordnetenkollegium war bei der Wahl anwesend. Ter Stadtverordnetenvor steher legte sein Amt nieder und sprach das große Wort von der Blaniage Zwickaus vor der ganzen Welt. Das Wahlresultat überraschte nicht. Ein großer Teil der Stadtverordneten batte sich von der Haltlosigkeit der gegen Münch erhobenen Vorwürfe überzeugt. Und so kam die Wiederwahl Münchs zu Stande. Nun begann ein wahres Kesseltreiben der Gegner Münchs gegen diesen. In täglichen „Eingesandts" im „Zwickauer Tageblatt" und „Zwickauer Reust. Nackir." wurden er und seine Wühler bombardiert: gegen den wiedergewühlten Bürgermeister richtete man Angriffe, die mit Sachlichkeit nichts mehr gemein hatten. Allerlei Argumentationen gegen die Wahl wurden aufgeführt usw. Herr Münch und seine Partei ließen die Gegner austoben: sie schwiegen, obwohl ihnen das Amtsblatt zur Verfügung stand. Ob das klug ge handelt war oder nicht, mag heute dahingestellt bleiben. Auffällig aber ist, daß der Ra t der Stadt Zwickau diesen, Treiben gegen einen Kollegen müßig zusah. Die unterlegene Partei ging dann so weit, eine Ein gabe an die Kreishauptmannschast zu machen mit dem Ersuchen um Ungültigkettserklä- rung der Bürgermeisterwahl. Dieser Petition schlossen sich sowohl der Rat. als auch der ab gelehnte Bürgermeisterkandidat Herr Stadtrat Haupt an. Daraufhin veranlaßte die Kreishauptmann schaft eine nochmalige Abstimmung der Stadtver ordneten darüber, ob sie mit der LLahI Münchs eine Neu wahl (auf weitere 6 Jahre) oder eine Wiederwahl (auf Lebenszeit) beabsichtigt hätten. In der Stadtverord netensitzung vom 28. Dezember beschloß nun das Kollegium mit 18 gegen 15 Stimmen, die Anfrage der Kreishauptmannschast unbeantwortet zu lassen, dafür aber die Wahl überhaupt für ungültig zu erklären. Diese eigenmächtige Handlung mußte natürlich für die Kreishauptmannschast völlig bedeutungslos sein. Das Anschwellen der Münch feindlichen Stimmen von 13 auf 18 ist nur aus der schon erwähnten Agitation zu er klären. Unterm 27. Januar d. I. erklärte 'die Kreis- Hauptmannschaft die Wahl Münchs auf Lebens zeit für gültig und bestätigte sie: dies war nötig, insofern Herr Münch als Vertreter des Ober bürgermeisters in Frage kam. Anstatt sich mit dem Bescheid zu begnügen, brachten 'die Gegner Münchs einen neuen Antrag ein: Erstens, den Prozeß, die Wiederwahl Münchs betreffend, durch alle Instanzen bis zum Oberverwaltungsgericht zu führen. Und zweitens, Aufsichtsbefchwerde über die Zwickauer Kreishauptmann schaft beim Ministerium einzureichen. Die Abstim mung ergab 14 gegen 14 Stimmen. „Kommunalen Selbstmord" nannte ein Zwickauer Blast dies Er eignis. Jetzt hielt die Entscheidung: Krieg oder Frieden! der Stadtverordnetenvorstcher, ein zweiter Quintus Fa bius, in seiner Toga. Er gab den Krieg. Auffällig istaußer- dem, daß der Punkt: Entschließung über ven Beschluß der Kreishauptmannschaft, nicht auf die Tagesord nung gesetzt war. Daher die Anwesenheit von nur 28 Stadtverordneten. Ter Stadtrat beschloß mit 6 gegen 5 Stimmen, den Stadtvcrordnetenbefchluß zu dem feinen zu machen. Die Beschwerde über die Kreishaupt- Mannschaft mußte der Staütrat als untergeordnete Be hörde ablehnen. Tos Ministerium als nächste Instanz gab den Wahlprotest ohne Entscheidung sogleich an das . Ob e'r Verwaltungsgericht weiter. Und dieses bestätigte am 29. März d. I. klar und scharf die Entscheidung der Kreishauptmannschast im vollen Umfange. Herr Münch ist Bürgermeister von Zwickau auf Lebenszeit. Tie Antragsteller (Rat, Stadt verordnete und Stadtrat Haupt) tragen sämtliche Kosten. Es ist überflüssig, an die ganze traurige Kommunal affäre noch einen Kommentar zu fügen. Die nackten Tatsachen, die Niederlage der irre geleiteten Stadt verordneten, sprechen eine zu deutliche Sprache. Tie Entscheidung des Ministeriums, die Beschwerde der Stadtverordneten über die Kreishauptmannschast betr., steht noch aus. Es ist aber wohl sicher, daß das Ministerium die Beschwerde abweisen wird: hat doch die Kreishauptmannschast von vornherein den richtigen Standpunkt vertreten. Der Stadtverordnetenvorstcher scheint sich anders besonnen zu haben. Er hat sein Amt trotz der Wiederwahl Münchs nicht zum zweiten Male niedergelegt. Man wird diese Inkonsequenz seiner braven Absicht zugute rechnen. Die deutsche Kom- m u n a l b ea m t en s cha f t aber zollt ihren Beifall und Dank den Stadtverordneten, die von Anfang an wacker zu dem bedrängten Bürgermeister gestanden und den Sieg ihrer Sache erfochten haben. * Die oben erwähnte allein noch ausstehende Entschei- düng des Ministeriums in Sachen Münch ist nun auch ergangen und so ausgefallen, wie in dem Artikel erwartet wurde. Wir erhalten darüber solgends Telegramm: -an. Zwickau, 6. April. (Eigene Meldung.) Zur Wieder wahl des Bürgermeisters Münch. Nunmehr ist auch die noch ausstehende Entscheidung des Mini steriums des Innern eingvgvngen. Darnach sind die gegen die EntscheLung der Kreishauptmannschast bezw. gegen die vom Kreishauptmann ausgesprochene Bestätigung Münchs erhobene Beschwerden sämtlich zurückgewiesen worden. Es heißt in der Entscheidung, das Ministerium des Innern habe nach dem Akteninhalt keine Veranlassung gefunden, der pflichtmäßigen und wohlbegründeten Entschließung des Kreis hauptmanns von aufsichtswegen entgegen zu treten. Der stuklanä in Ziiawtttakrika. Der Aleinkrieg. Wirkliche Kämpfe im Gereroland sind, wie folgende Mitteilung aus der „Deutsch-Südwestafr. Ztg." wieder bestätigt, ausgeschlossen. Tie Herero haben sich nach Norden zu den Ovambo oder nach Süden gewandt, wo sie mit den noch kämpfenden Hottentotten Fühlung zu gewinnen suchen, in der Hoffnung, von ihnen Waffen und Munition zu erhalten: dazu sind die Hotten totten wohl kaum noch in dec Lage. Von den Ausstün- dischen, die sich nach dem Britischen Bstschuanaiande ge flüchtet lmben. hört man weiter nichts. Im Tamara- lande selbst machen sich hier und da Hererodanden durch Viehdiebstähle und Leichensckändung bemerkbar, von emer Unterwerfung größerer Massen von Herero ver lautet jedoch nichts. Die genannte Zeitung schreibt: Aus dem Norden erfährt man, daß die Ondonga sowie auch die andern Ovaiubostämme anscheinend ruhig seien. Viele Herero sind nach dem Ovambolande gekommen, aber in trostlosem Zustande vollkommen verarmt und ab gemagert. Viele von denen, die dorthin geben wollten, sind auf dem Wege verhungert oder verdurstet. Wenn jetzt starke Regen fallen, werden von den Ueberlebenden wahrscheinlich noch viele an Fieber sterben. Es gehen Gerüchte, daß die Portugiesen wieder gegen Ombandja rüsten. Die Ovakuanjama sollen auf einem Raubzuge nach Ombalantu (Ovarondemiti) begriffen sein. — Aus dem Marsch einer Proviantkolonne von Okohandja nach Waterberg. Führer Sergeant Hirschmüller, wurden ihr bei Okatjuru am 15. Januar 7 Ochsen abgetrieben. Am 16. Januar verfolgte Sergeant Hirschmüller mit 3 Mann die Diebe. 4 Herero fielen, 2 Gewehre wurden erbeutet, 6 Ochsen wieder eingetricben, einer war schon geschlachtet. Bei Okosongoho hob dieselbe Kolonne eine Werst auf. 28 Herero wurden gefangen genommen und 3 Gewehre erbeutet. Am 26. Januar wurden bei Hamakari 3 Ochien, die dort unter Bewachung von 2 Koffern zurückgelassen waren, von Herero abgetrieben. Bei der sofort aufge nommenen Verfolgung wurden 10 Herero gefangen ge nommen. Am 28. Januar sand die Kolonne die Gräber von 6 Gefallenen bei Kl. Hamakari ausgearaben. Bei der Verfolgung der Leichenräuber wurden 2 Herero er schossen. Die Gräber wurden wieder einaedcckt. Am 31. Januar wurden der Kolonne 2 Ochsen abgetrieben. Bei der Verfolgung fielen 7 Herero, 2 Gewehre wurden erbeutet und die gestohlenen Ochsen zur Herde zurück gebracht. Die Nostenrechnnng. Die gcivaltiaen Kosten für den Aufftand in Teutsch- Südwestafrika lassen es nach der „Voss. Z." dem Ober- rechnungshof in Potsdam wünschenswert erschei nen. zwei ihrer Beamten Ende Avril nach Afrika zu ent- senden. Tie Herren werden in einem fünf- bis sechs- monatigen Aufenthalt das ganze Rechnungswesen prüfen und die Verhältnisse an Ort und Stelle studieren. Gleichzeitig scheint sich der Oberrechnungshof auch Gewiß heit über verschiedene Punkte, den Bau der Negierungs bahn Swakopmund—Windhuk betreffend, versckxrffen zu wollen. Verlustliste. Nach privater Zählung sind gefallen 3 Offiziere. 5 Unteroffiziere. 24 Mann, insgesamt 32, verwun- det wurden 4 Offiziere, 14 Unteroffiziere, 26 Mann, insgesamt 44, vermißt werden 4 Reiter. Krank heiten sind erlegen 4 Unteroffiziere. 7 Mann, ins gesamt 11, davon 10 am Typhus, verunglückt und tot sind 4 Mann (aus Unvorsichtigkeit erschossen), Verlust an Toten im März 51, an Verwundeten 44. Gesamtverlust im März 95 Köpfe. — Ter Gesamtvcrlust des ganzen Feldzuges beträgt 1344 Köpfe, davon Tote 926. Von diesen 926 Toten sind vor dem Feinde gefallen 341, vermißt werden 94. Wunden sind erlegen 22. an Krankheiten sind gestorben 350, ver unglückt und tot sind 24. — Während der Verlust im März 95 Köpfe betrug, belaufen sich die Verluste im Februar auf 30, im Januar auf 134 Köpfe. Neuer Truppentransport. Am 20. April wird der Postdampfer „Lulu Bohlen" der Woermannlinie mit einem neuen Truppentransport nach Westafrika abaehen. Der Transport zählt 30 Offi ziere 13 Portcpöeuntcroffizicre, 329 Mann und 435 Pferde. Feuilleton. 10) Möblierte Zimmer. Roman von Rudolf Hirschberg. Jura. AaGvruck vertoten. „Gut! Machen wir also wieder Spaß zusammen!" sagte vr. Grolich gleichmütig. Einen Augenblick hatte ihn ihr herbes und geradezu verletzendes Zurückweichen stutzig gemacht. Sogleich aber gewann er seine vergnügte Zuversicht wieder und beglückwünschte sich im stillen, sich die Sache nicht durch eine vorschnelle direkte Werbung vielleicht ganz verdorben zu haben. „Aber zwei Be dingungen mutz ich stellen, ehe ich wieder spaßhaft werde!" „Nämlich?" „Erstens, wenn ich Ihre Scherze nicht für Ernst yalten soll, dann dürfen Sie auch die meinigen sich nicht zu Herzen nehmen, und zweitens, wenn ich spaßhaft sein soll, dann müssen Sie mir noch einen Schnaps geben." „Ich genehmige beides mit Vergnügen." Sie nahm den silbernen Kork von der mit seltsamer Eleganz geformten Flasche, und als sie das zierliche Kristallglas nut der rotgelben FlPsigkeit gefüllt hatte, fragte sie: „Wissen Sie auch, wie dieser Likör heißt?" „Nein. Aber er ist vorzüglich. Zweifellos ein Er- ( 'zeugnis Ihre- Herrn VaterS?" „Allerdings. Sein neuestes. Er verspricht sich viel Erfolg davon. «Lehen Sie doch mal auf die Etikette." „Auf der Etikette? Ta steht ja „Flora"! Diese gute Gottesgabe ist also eine Namensschwester von Ihnen? Und Sie haben ihr den Namen gegeben?" „Nein. Mein Vater hat es selbst getan. Mir zu Ehren." „Hm. Sehr hübscher Gedanke. Und sehr geschmack voll. Immerhin scheint es mir jedoch, als ob der Likör durch diese Namensgleichheit weit mehr geehrt würde, als Sie. Außerdem hat auch der hübschste Gedanke immer seinen heimlichen Haken, wo sich ein häßlicher Ge danke anhängen kann. Es läge zum Beispiel nahe, zu sagen: Ihr Herr Vater, der „Flora" in den Handel bringt, verkauft sein eigenes Kind an den Meistbietenden. Oder Sie selbst, die Sie mir eine „Flora" eingeschenkt haben, Sie selbst verschenken sich an mich, wenn ich Sie höflich bitte." „Sagen könnte man das wohl. Aber man würde keinen Glauben dafür finden. Tenn alle Welt weiß, daß mein Vater viel zu reich ist, um sein Kind verkaufen zu müssen, und daß ich viel zu stolz bin, um mich zu ver schenken. Auf eine höfliche Bitte zu verschenken. Höf lichkeit gilt bei mir zu wenig." „Zu wenig? Wie kann man feiner um eine Dame werben, als mit Höflichkeit?" „Mit Ehrlichkeit!" „Mit Ehrlichkeit? Das wäre also ein noch bequemeres Verfahren, um Sie zu erringen. Ehrlichkeit ist mir sehr sympathisch. Schade, daß ich sie Ihnen gegenüber nicht anwenden darf!" „Warum denn nicht?" „Sie haben es mir ja verboten. Zwischen uns soll alles immer nur Spaß sein. Sehr drollig. Nicht?" Schweigend blickten sie einander in die Augen, als juchten sie den echten Hintergrund ihres tändelnden Ge sprächs zu erforschen. War dieses bald jcheue, bald herausfordernde Spiel Floras nur eitle Koketterie der reichen Erbtochter, oder versteckte sich dahinter der vor sichtige Stolz eines herzlich liebenden Mädchen Herzens? Beruhte die kecke Nachlässigkeit, mit der er seine deutlichen Werbungen vorbrachte, auf froher Biederkeit, oder war sie nur die Maske eines schlauen Mitgiftjägers? Das eine fragende Augenpaar fand in den Blicken des anderen immer nur eine Gegenfrage und keine Ant wort. „Guten Abend, meine Herrschaften", klang es plötz lich laut an den Stufen der Terrasse. Herr Mähnert war zurückgekehrt, stieg mit schwerem Schritte die Stufen empor und streckte eine Hand seiner Tochter, die andere Or. Grolich entgegen. Auf Floras Gesicht bemerkte er trotz ihrer herzlichen Gcgengrußes eine Svur von Verlegenheit und sagte: „Wo steckt denn die Mutter?" „Sie ist drüben beim Spargel. Ich will sie holen", antwortete Flora und ging. „Nun, Herr Doktor?" fuhr Mähnert jovial fort, „Sie scheinen ja heute gar nicht so vergnügt. Ich habe Sie gar nicht lachen hören, als ich kam. Sie machen gar keine Witze! Warum nicht?" „Ja, Herr Mähnert, in Ihrem Hause und in Ihrer Familie ist es so hübsch, daß man nicht erst zu lachen braucht, um froh zu werden. Man fühlt sich so wohl und behaglich, daß das Witzemachcn überflüssig wird." „Jawohl, lieber Toktor, da haben Sie recht. Sie sind ein vernünftiger Kerl und wissen, wo es unge zwungen und gemütlich zugcht. Sie bleiben doch zum Abend bei uns?" „Ich weiß nicht, ob das nicht aufdringlich wäre. Ich koni ganz zufällig, um Ihren Tarnen „Guten Tag" zu sagen, und habe da schon am Kaffeestündchen Teil ge nommen." „Aber keine Ziererei nnd keine Umstände, Doktorchen. In unserem Haushalte merkt man das gar nicht, ob einer mehr mit ißt. Und Sic werden cs nicht bereuen. Famose Oderkrcbse habe ich besorgt. So etwas bekommen Sie an Ihrem eigenen Tisch nicht, in Ihrem Junggesellen stübchen. Oder wo csi'cn Sie gewöhnlich zu Abend?" «Wie's kommt, Herr Mähnert. Mal in einer Wein stube, mal bei Kitzing und Hclbig . . ." „Na ja, wenn Sic dort Krebse essen wollen, müssen Sie's doch teuer bezahlen. Von Ihrem bißchen Nefe- rendargchalt! Ich weiß ja. Sie haben nicht viel. Aber das schadet Ihnen in meinen Augen nicksts. Im Gegen teil. Ich habe gern nette junge Leute an meinem Tisch die sich's in aller Gemütlichkeit bei mir wohl sein lassen." Lr. Grolich war vernünftig genug, sich über die un-
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