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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.07.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050720025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905072002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905072002
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-07
- Tag1905-07-20
- Monat1905-07
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vezugS-yrriS O^Gk ^GDM d^UD^A^O» stelle» «b-iholt: vierteljährlich L—, h«t zwetmalifter täglicher Z»ft«ll»», t»« Ha«s S.7L. Durch di« Poft bezog«, für Deutsch land ». Oesterreich vierteljährlich ffi» die übrigen Länder lmU Zrttunqdpreiältft«. Diese «««»er tvstet /h ML aus olle» vahnhäfea ,,» I II Zß l bet den fieitungt-verkäufer» «edakttv, ««» ErpedtNor 1L3 Fernsprecher 8LL JohlmniSgasse L Haupt-Stltale Dre»»e«: Marienstraft« S4 (Fernsprecher Amt I Kr. 1718^ Haupr-Ftltak; Berit«. LarlD « n <k« r, tzerzg l.Baqr^>ofbn4dmidi-ch Lützowstrafte 10 (Fernsprecher Amt VI Nr. 4«M. Abend - Ausgabe. MMger.TaMaü Handelszeitung. Amtsblatt des Hönigl. Land- und -es Hörrigt. Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Polizeiamtes der Ltadt Leipzig. «n-etgen-Vrets die Sgespaltene Petitzeile LS Familien- und Stelle^Anzeigen 20 Finanzielle Anzriaen. Geschästlaazetgea unter Dezt oder an besoaverer Stelle nach Darif. Di« «gespaltene NeklamezeU« 7K Aauahmeschtntz für Anzeige«: Adend-Anogad«. vormittag« 10 Uhr. Worgo-Auagab«: nachmütag« L Uhr. Anzeige« find stet« an di« Expedition z» richt«. Ortra-Vetlage« ln«r mit der Marge» Sulgabe) »ach besonder« vereinbar««^ Die Er»e»ttt<« tp Wochentag« uauaterbroche» aeäsfnet von früh tt bi« abend« 7 Uhr. Druck nnd vertag von G. Val» in Leipzig «Inh. vr. v„ R. L D. üsinkdardt). Herausgeber: vr. Victor Mtukhardt. Nr. 365. Donnerstag 20. Juli 1908. SS. Jahrgang. vat Aicfttigrle vom Lage. * Eine Konferenz aller Studenten ausschüsse an den preußischen Hochschulen soll Ende dieser Woche in Berlin gegen den neuesten Erlaß des Kultusministeriums wegen Ausschluß der konfessionellen Verbindungen Stel lung nehmen. (S. Pol. Tagesschau.) * Nach einer Pariser Meldung erklärte Mon tero Rios. Spanien sei entschlossen, der Marokkokonferenz zuzustimmen unter der Bedingung, daß die bestehenden Verträge nicht berührt würden. Er erklärte, er sei Anhänger des französisch-eng lischen Abkommens. Anfang nächster Woche soll dem deutschen Botschafter e>in Memorandum über die Programmpunkte vom französischen Ministerium des Auswärtigen zugestellt werden. * Nach dem „Matin" steht der Minister des Auswär. tigen in Unterhandlungen mit der amerikanischen Regie- rung wegen der Entsendung eines französischen Geschwaders nach den amerikanischen Ge wässern. * Der italienische Minister Masorana ist aus Tripolis zurückgekehrt: trotz aller Dementis ver lautet, daß der Minister in der Frage von Konzessionen für Hafcnbauten in Tripolis an eine italienische Ge- sellsckxrft tätig gewesen sei. * Das englische Unterhaus hat die dritte Lesung der Fremdenbill mit 214 gegen 136 Stimmen angenommen. * Witte wird vor seiner Abreise nach Washington mit Rouvier eine wichtige Besprechung haben. * Auf den Oberprokurator des heiligen SynodS, PobjedonoSzew, hat, als er auS ZarSkoje Sselo auf dem Petersburger Babnhof eintraf, ein junger Mann einen Revolverschuß abzufeuern versucht. DaS Attentat mißglückte. * Die Reise hoher chinesischer Beamten zum Stu- dium europäischer Staatseinrichtungen soll den Zweck haben, eine internationale Konferenz über Ostasien herbeizuführen. (S. russ.-jap. Krieg.) ki» vorrpirl «orjaiaemslrraNrcde» Parteitage. Zwischen dem „Vorwärts" und dem „Partei- Theoretiker" Kautsky ist eine heftige Fehde entbrannt. Ten Anlaß dazu bietet die Frage des po- litischen Massenstreiks, die als Punkt 6 auf der Tagesordnung des diesjährigen sozialdemokratischen Parteitages steht und von Bebel als Berichterstatter er örtert werden soll. Anknüpfend an eine Schrift der Genossin Roland-Holst, hat sich der ..Vorwärts" gegen das Diskutieren über den Massenstreik ausgesprochen, weil eS die Phantasie der Arbeiter auf unsichere Hoff nungen richte, sie von wichtigen näherliegenden Auf gaben abziche und die „reaktionären Zettelungen" stärke. KautSky ist im völligen Gegensatz hierzu ein eifriger Freund der Diskussion über den Massenstreik. Mit einer geradezu hahnebüchenen Derbheit trumpft er in Feuilleton. A, Die beiden Hallermunds. Von A. Dom. Nachdruck »«vow». Die Hände auf dem Rücken gefaltet, wanderte der Graf mit festen Schritten im Zimmer auf und ab. «DaS künstlich fabrizierte, auS Dichtung und Wahr heit zusammengesetzte Gewebe in der Zeitung hat mich also hergebracht! Und dos war ja wohl die Absicht!" sagte er. „Ich habe Kopfschmerzen und dein Umherlaufen macht mich nervös. Kannst du dich nicht setzen bei un serer Unterredung?" Er blieb so dicht vor ihr stehen, daß sie zusammen- fuhr. «Leidtzr kann ich weder auf deine Kopfschmerzen noch auf deine Nerven Rücksicht nehmen. Auch ich leide und auch daL berücksichtige ich nicht. Unnütz die Zeit ver lieren fällt mir nicht ein, zur Sache denn!" „Das gedenkst du also zu beginnen, wir denkst dir dir dein Verhältnis mit deinem Liebhaber, diesem halben Leichnam?" „Du bist brutal, Dietrich!" Die Gräfin zog die Schultern herauf, ein Blick halb Furcht, l>alb Bosheit glitt lauernd an dem Mann empor. «Ich weiß S aber, du hast e» nicht besser verdient!" antwortete er. der „Neuen Zeit" gegen den „Vorwärts" auf. „Ragout von Genieinplätzen, Armseligkeiten undUnfähigksit", das sind die Schmeicheleien, mit denen Kautsky das Zentral organ der deutschen Sozialdemokratie bedenkt. U. a. trumpft er folgendermaßen auf: „Was eS (das Zentralorgan) außerdem sagt, gilt dem Nachweis, daß die ganze Diskutierung des Massenstreiks überflüssig ist. Denn es bestehe die Gefahr, daß „durch das eifrige Studieren und Dis kutieren solcher Fragen die Phantasie der Arbeiter auf unsichere Hoffnungen gerichtet und wichtigen, näher liegenden Aufgaben abgezogen wird — ganz abge sehen davon, daß das reichlickie Reden von und Drohen mit der Revolution mehr geeignet ist. die reaktionären Zettelungen gegen die Sozialdemokratie zu stärken, als die Arbeiterschaft zur Entschlossenheit zu er ziehen" ufw. Dann: „der oberste Grundsatz der sozialdemokratischen Taktik ist und bleibt die Revolu tionierung der Köpfe": weiter: in einem Ausnahme zustand „sind alle Mittel der Notwehr berechtigt, nicht nur der Massenstreik": ferner ist „in jedem Lande die Situation eine besondere", und endlich „wir wünschen wenig Worte, kraftvolles Handeln". Die ganze lange Litanei (bemerkt Kautsky weiter), aus der wir hier nur einen Auszug geben können, erinnert lebhaft an die Reden, die Sancho Pansa an Don Quixote richtet, wobei er, wenn er recht weise erscheinen will, einen Haufen von Sprichwörtern zusannnenträgt, die kein Mensch bestreiten kann, die aber mit der Sache nichts zu tun haben oder vielmehr ebenso gut bei jeder ande ren Gelegenheit vorgebracht werden können. Es gibt in der Tat keine große taktische Frage in der Partei, von Fragen des Endziels gar nicht zu reden, deren Diskutierung man nicht mit diesem Ragout von Ge meinplätzen ablehnen könnte. Diese Armseligkeiten aber sind alles, was unser Zcntralorgan bisher aus eigenem zur Diskutierung des Massenstreiks beizu bringen gewußt hat. Kein Wunder, daß sie ihm un bequem ist. Ist doch noch nie die Unfähigkeit des „Vorwärts" der Partei in inneren Parteifragen als führendes Organ in seiner jetzigen Form zu dienen, so deutlich zu Tage getreten als bei dieser Gelegen heit. Natürlich ist unter einem führenden Organ nicht rin kommandierendes zu verstehen, sondern eines, daS durch die Tiefe und Wucht seiner Gründe, durch sein Wissen und seine Erfahrung allgemeine Beachtung und Anerkennung erobert. Zum Glücke steht der „Vorwärts aber mit seiner Abneigung gegen «das Studieren und Diskutieren solcher Fragen" in der Partei so ziemlich allein: soweit man nach der übrigen Parteiprcssc urteilen darf, teilen außerhalb der Redaktion unseres Zentralorgans nur wenige Parteigenossen die etwas kosakische Anschauung, daß durch derartiges „Studieren und Diskutieren" nur die Phantasie der Arbeiter ungesund entzündet und von nützlicher Tätigkeit abgelenkt wird, und so hat auch fast die gesamte Pokteipresse der Diskutierung des Massenstreiks bisher schon mehr Interesse und Verständnis enlgegengcbracht als unser Zentral organ. so daß dessen Verständnislosigkeit nicht der Partei aufs Konto gescknicben werden darf." Natürlich wehrt sich der „Vorwärts" energisch gegen diese Art der Polemik, die den „Tod jeder Diskussion" bedeute und sagt in einem scharf pointierten Artikel u. a.: „Es läßt sich schwer vorstcllen, daß noch oberfläch licher und noch mehr unsachlich polemisiert werden kann, als cs hier seitens Kautskys geschieht. Wir haben nicht die erste Auseinandersetzung mit Kautsky über parteitaktischc Fragen, aber, so lebhaft wir aneinander gerieten, es blieb doch immerhin noch das Bewußtsein, daß der andere Teil sachlich seinen Standpunkt vertreten will und daß die Auseinander setzung nicht ohne Bereicherung und Belehrung aus geht. Hier aber ist nicht eine Spur von Sachlichkeit geblieben, geschweige denn von der Pflicht zur Kameradschaftlick>keit, wie sie unter Parteigenossen herrschen soll. Das einzig Tatsächliche, was Kautsky sagt, ist unrichtig. Er versucht, das Verständnis der übrigen Parteipresse gegen die Verständnislosigkeit des „Vorwärts" auszuspielen. In Wahrheit haben sich bisher nur wenige Parteiblätter über den poli- tischen Massenstreik ausgesprochen, und unter den wenigen herrschen erhebliche Nuancen der Auffassung, von der „Verständnislosigkeit" ganz zu schweigen, die der Gewerkschaftskongreß gezeigt hat. Kautsky ver tritt die Ansicht der politische Massenstreik müsse eifrig diskutiert werden. Wir dagegen haben darge legt, daß bei allen diesen Auseinandersetzungen nicht irgend etwas Greifbares hcrausgesprungen ist. waS über das hinausgebt, was wir vertreten, daß nämlich in bestimmten Situationen das Proletariat jedes Mittel des Kampfes, nicht nur den politischen Massen streik benutzen soll. Aber sei es. Kautsky will studieren und diskutieren. Und nun, da jemand eS wagt, seiner Anschauung im geringsten entgegenzutreten, beginnt er das Diskutieren in solcher Art, daß die Diskussion sofort am Ende ist. Er reißt einige Worte aus dem Zusammenhänge und überhäuft uns mit Invektiven. Wie soll diskutiert werden, wenn die „Neue Zeit" sich anmaßt, Parteigenossen in dieser hochfahrenden Sprache abzutrumpfen, ohne im allermindesten irgend etwas Sachliches zu sagen! Die Schmähungen Kautskys berühren uns persönlich nicht. W r tun un sere Pflicht im Dienste der Partei nach unserem besten Wissen. Wohl aber müssen wir im Parteiinteresse die Ueberhebung und Anmaßung der „Neuen Zeit" auf das allernachdriicklichste znrückweisen. Wie soll sich eine Diskussion über den Massenstreik gestalten, wenn die „Neue Zeit" schon im ersten Anfang der Diskus sion statt sachlicher Erörterung nur auf Verun glimpfung und Herabsetzung ausgeht? Wollten wir Kautsky antworten, indem wir seine Methode der Polemik aufnebmen, wohin müßte eine solche Ge hässigkeit im Streit führen! Fehlt denn Kautsky daS Verständnis, daß eine Polemik wie er sie betrobt, vielmehr der Tod jeder Diskussion ist? Geht ihm so sehr jede Empfindung für die Wirkung seines Trei bens ab, daß er nickt zu erkennen vermag, wie sehr diese publizistischen Unsitten die Achtung vor den leitenden Personen der Partei in der Oeffentlichkeit herabsetzen müssen? Ist ihm so sehr jede Fühlung mit der Arbeiterschaft abhanden gekommen, daß er nicht weiß, wie sehr die Arbeiterschaft von diesen Literatenmätzchen übersättigt ist?" Nun, deswegen dürfte die Auseinandersetzung^zwi- schen den feindlichen Brüdern doch fortgesponnen werden. Kautsky ist der letzte, der durch den Vorwurf „publizistischer Unsitten" und durch den Hinweis, daß „die Arbeiterschaft von diesen Literatenmätzchen über sättigt ist", zum Schweigen gebracht werden kann. Da her ist zu erwarten, daß dem latenten Krieg zwischen „Vorwärts" und „Leipziger Volkszeitung" eine akute Fehde Kautskys gegen den „Vorwärts" zur Seite tritt. Der Hutttana in Ziiamstattilra. Die tage in, Damaralanv. Einem der „K Ztg." zur Verfügung gestellten Privatbriefe aus Gobabis vom 15. Mai ist folgen des entnommen: Der Hererokrieg ist jetzt erledigt. Wenn sich asich noch kleine Banden im Lande aufhalten, so haben diese doch in militärischer Hinsicht nur noch wenig zu bedeuten. In wirtschaftlicher Sie wollte ausfahren, besann sich aber, und zuckte mit erheucheltem Gleichmut die Schultern. Ter Graf fuhr fort. „Vom Arzt erfahre ich. daß wenig Hoffnung vorhanden ist, den Kranken am Leben zu erhalten. Mit einem Todeskandidaten kann ich jetzt nicht um Recht und Ehre streiten, ein höherer Richter, der über aller irdischen Macht steht, muß da entscheiden. Wenn er stirbt bleibst du, als die Geliebte diese» Mannes zurück. Sehr erhebend in -er Tat!" Sie erhob sich nun doch aus ihrer bequemen Lage. Ihre Hände ballten sich, die grün schillernden Augen blitzten sonderbar in unterdrückten ZorneStränen. „Wenn du glaubst, daß ich — Roheiten — kaltblütig anhöre, irrst du dich. Zwischen uns beiden kann nur noch das Gericht entscheiden. Und den Zeitpunkt zu beschleunigen, ist sicher unser beider Wunsch!" „Alles zur Zeit!" erwiderte er kaltblütig. „Bitte, alteriere dich so wenig wie möglich, wir sind noch lange nicht zu Ende!" Sie warf sich zornig zurück. „Du bist mein Weib, meine Autorität hat meines Wissens noch nicht aufgehort!" „Bah, Chimäre, nichts weiter!" antwortete sie weg werfend, „denn selbstverständlich lassen wir unS scheiden!" „Nein, ick lasse mich nicht scheiden, ich g^e dir die Freiheit nicht!" Vie sah ihn ganz verständnislos an. sie begriff ihn nicht. V:e wollte sprechen, ihre nervös zuckenden Lippen brachten keinen Ton -«au». „Denn ich will nicht, daß mein Sohn seine Mutter von Grund auS verachten soll, ich möchte ihm die Kind heit wenigstens rein vom Schmutz der Sünde erhalten!" Wie eine wild gewordene Tigerkatze sprang sie em por. Alles an der geschmeidigen Gestalt zuckte und bebte, mit einem Laut, halb Wut, halb Verzweiflung griffen die langen schmalen Hände noch deS ManneS Hals, nach seinem Gesicht und glitten dock ohnmächtig an ihr herunter, denn er schleuderte und nicht einmal mit einem Aufwand von Kraft die erhobenen Arme von sich ab. „Laß diese Theaterszenenl" sagte er spöttisch — „cs hält unS nur auf und ich will zu Ende kommen. — „DaS bißchen Wahrheit WaS an dir ist, ich meine deine Mutterliebe, soll mir helfen. Aber, bitte, unterbrich mich nicht, ich rede jetzt, du hast dich zu entschließen. Vergeben und vergessen, waS du mir und dem armen kleinen Schelm getan hast, ist ja unmöglich, ich müßte mich selber verachten in einem solchen Falle. Für das Glück meine» Sohnes kann ich Opfer bringen und verlange dasselbe von dir. Du gehst für zwei Jahre nach deiner Heimat, angeblich deiner angegriffenen Gesundheit halber. Ich werde dich begleiten, kehre aber, sobald du den mexikanischen Boden betreten hast, nach Europa zu rück, denn Zeit und Leben gehört fortan meinen Kin dern, mein Amt lege ich auch nieder. Nach der Frist von zwei Jahren kannst -u in mein Hau» zurückkebren, zu deinem Sohn zurück. Meine Besitzungen sind groß ge- nug, um zu ermöglichen, daß wir unS auS dem Dege gehen: daß der Name der Gräfin Hohenbüchen von j«tzt ob rein bleibt, darüber zu Wochen, soll meine größte Hinsicht aber genügen diese Banden, um ein Bewohnen der Farmen ohne militärischen Schutz unmöglich zu machen. Ten Herero, die auf englisches Gebiet geflüchtet sind, ist die Lust am Kriege vergangen. Von ihnen brachte kürzlich der Kaufmann Abraham aus Gobabis sehr iutcressanteNachrichten. Abraham führte Vieh aus dem Engliscl>cn ein, hauptsächlich auch für den Stations betrieb in Gobabis. Er hat Lieferanten in Trans vaal, die ihm das Vieh nach Lihititu, etwa 350 Kilo meter östlich Aminnis, liefern. Den ersten Transport brachte er im Februar an, den zweiten im Anfang Mai: im ganzen bislang 500 Stück Rindvieh, darun ter ausgezeichnete Zugochsen, die uns von großem Werte sind. Als Abraham das zweitem«! in Lebititu das Vieh abholte, mußte er seinen frühern Weg durch die Kalahari nach Aminuis aufgeben, da dieser Weg durch Hottentotten gesperrt war. ES war in der Zeit, als Pater Jäger ermordet wurde. Er zog da her von Lchititu nördlich nach Ouagganei, der eng lischen Polizeistation, östlich von Rietfontein. Bei Ouagganei traf er die übergetretenen Herero: sie waren verteilt auf Plätze zwischen Ouagganei und dem Ngami-See. An Grobleuten waren dort Trau gott, der Sohn Tjetjos, Samuel Maharero, Friedrich und Willi Maharero Manja und andere. Es geht den Herero auf englischem Gebiet sehr schlecht. Die Engländer behandeln sie sehr scharf. Sie müssen alle Waffen abgeben, ferner alle erbeuteten deutschen Militärsachen. Vieh, das einen Brand (Eigentums zeichen) hat, dürfen sie nicht schlachten. Alle drei Tage werden sie kontrolliert. Samuel sitzt am Ngami- See. Es geht ihm so schlecht, daß er zur Erlangung von Lebensmitteln Holz sammelt. Abraham hat viel mit den Herero gesprochen, da er in Ouagganei fünf Wochen mit seinen Rindern warten mußte. Alles in allem schätzt er die bei Rietfontein übergetretenen Herero auf rund fünfhundert Köpfe. Die Herero er zählten ihm von den ungeheuren Verlusten, die sie in den Gefechten mit den Deutschen gehabt hätten. Bei Owikokorero seien die Verluste so groß gewesen, daß sie den Platz gleich nach dem Gefecht geräumt hätten, aus Angst vor einer anmarschierenden Truppe. Trau gott teilte ihm auch mit, daß er am ersten Tage des Aufstandes an den StationSchef in Gobabis einen Brief gesandt Hube, worin er diesen gewarnt und ihm angczeigt habe. Laß die Herero aus Okahandja ihn zum Aufstande zwingen wollten. Er wolle aber nicht mitmachen und bäte um Verhaltungsmaßregeln. Dieser Brief ist leider nicht in die Hände deS Sta tionschefs von Gobabis gelangt. Nach den letzten Nachrichten sitzen nun auch Witbois Leute und ihre Mitläufer einige Tagemörsche von Schititu irgendwo in der englischen Kalahari. Sie haben dort keine Wasserstellen, sondern erhalten sich durch die Wasser melonen. Sie sollen noch 800 Gewehre stark und gut beritten sein und unternehmen von dort Streifzüge auf Gobabis-Gochas zu. Ob die Hottentotten auf englischem oder deutschem Gebiete sind, ist ihnen ganz gleichgültig. Ihre Gewehre werden sie niemals ab geben. Die Kriegführung mit ihnen ist außerordent- lick schwierig. Wie toll man ihnen beikommen, da sie größer» Gefechten auSweichcn und sich bei unscrm Vor gehen in Gegenden zurnckziehen, in die wir ihnen wegen Wassermangels nicht folgen können! Augen blicklich soll Hendrik Witboi im Anmarsch auf Aminuis sein, um unS dort zu beräubcrn. Wenn die Wasser melonen zu Ende sind und wir sämtliche Wasserplätze an unserer Ostgrenzc stark besetzen, werden uns Wit- bois Leute ja kommen müssen. Aber dazu gehört jedenfalls eine starke, gut berittene Truppe. Hier aber fehlt es jetzt sowohl an Mannschaften wie an Proviant. Die Lebensmittel in Gobabis werden schon so wie so knapp, und wir warten sehnsüchtig auf Proviantkolonnen. Aus diesem Brief kann man mit Genugtuung ent- Aufgabe sein, so lange ich atme, hüte ich mein Wappen schild " „Und wenn du stirbst?" Sie hatte ganz unbewußt ihren Gadanken Worte ver liehen. Stahlhart schaute sie ihn an. „Dann bist Lu frei! Aber damit verlierst du auch den Sohn. Mein hoher Landesherr selber hat seinen persönlickxm Schutz mir versprochen im- ein Obervor- mundschaftsgcricht beharrt streng auf seinen: Recht. Es wird dir nicht gelingen, deine exotischen Pläne noch ein- mal ansznsiihren, was man in Deutschland bewachen will, das wird bewacht!" „Und wenn ich auf keinen dieser Vorschläge eingehe! Hinter Schloß und Riegel kannst du mich ja wohl nicht fetzen!" rief sic höhnisch. „Danach trage ich auch kein Verlangen. Nur würde ich dann der Welt mein trauriges Familienzerwürfnis enthüllen müssen, um in unseren Kreisen die Geliebte des Herrn von Unyadchin unmöglich zu machen. Auch müßte ich meinen Sohn lehren, seine Mutter zu verachten, im günstigsten Falle ihn vergessen machen, daß sie existiert." Sie war weiß geworden bis in die Lippen. ES bohrte und hämmerte und klopfte wild in ihren Schläfen, jeder Nerv bebte, sie fühlte, sie müsse wahnsinnig werden, oder den Mann, der ihr kaltblütig moralische Peitschen- hiebe gab, ermorden. So, nein so batte sie sich diese Unterredung nickt ge dacht. In all den Jahren ihrer Ehe hatte sic nie einer so rückhaltlosen Macht gegenüber gestanden, mit der jetzt ihr Geschick, chre Zukunft geformt werden sollte. Unenb-
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