Suche löschen...
Dresdner Journal : 18.07.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187407185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740718
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740718
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-07
- Tag1874-07-18
- Monat1874-07
- Jahr1874
- Titel
- Dresdner Journal : 18.07.1874
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
VINI SomibeM dni 18. MI. 1874 Hd»»ne»ent»pr«l»r I» G»»,,a L«i«I»«7 -Ldrltvl»:. ... 6 I'dlr. HjLdrlivd: 1 I'dlr. tk Hipr. LmrsIvs Auiumsrlt; l l<Ur. LL»—rd»ldd«« ä»utx:kvo ltoicd«, tritt koit und 8wmp«I»v«:dl»^ bioru. In8er»1enprel,»r t^dr den einer ^s«p»Iwo«v ?etitreii«: 2 Kxr. Unter,,iüin^eeLnilt" dl« 2oils; L ^ssr. Lreekelnenr ILzliek mit /tn»n»kine der 8onn- uad koiert^x«, > ^Vvnd» Mr dsu tollenden l'a^. Dns-mrÄMrnal. Verantwortlicher Redacteur: Commissionsrath I. G. Hartmann in Dresden. In»er«te»»»nndm» »» Letpii^: F> -trurid»t«tter, 6uwu>is»j<>nKr de« ' Dresdner -o»ru»t»i «kevd»«.: /-»»t u. L »e^rr, Vten-I^ > p»>« »»,«I-»r««l»o-7r»LLt»rr » » i tt ^o-1«r, >«rltn Vien-Leindur^-rrMG-l^txit^-krsnL- knrr».«. -Nünct»»»: ^kcm«, LerUn /»validr-idant, 1?. Aitrec^t, >r«n«»: L Irei l»n: Äa^Aen', Üüreen; vd»mwt»: Fr ^o,A<, Tren»-- tNrt» >.: L 5ae^rr'»od« u. F <7 Lerr»»a»>»»'«ck« Lucd«, Dai«seF6'v, dürUt»: /nvF), L»nnvr«r (7. ksri»: Lava», F-a^tte, Nuttieris <7a., »tattere i DaeLe d t'o., §üdd ^»noxcen-Litre««« Vien: .11 Oppetis. Ueruuexekerr KSnicrl. FIxpi dillan de« Drei-dner dnurn-Us, Dresden, ^I.u^.a> tiivnssii8»v bio. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 15. Juli. Der Privatdocent vr. pbil. Paul Robert Schuster in Leipzig ist zum außerordent lichen Professor in der philosophischen Facultät daselbst ernannt worden. Bekanntmachung, den Wahlcommissar für den 43. Wahlkreis de- platten Landes betreffend. Für die Landtags-Ergänzungswahl im 43. Wahl kreise des platten Landes ist an Stelle des Genchtsamt- manns Keller in Auerbach der Regierunasrath Grünler zu Zwickau zum Wahlcommissar ernannt worden. Dresden, am 16. Juli 1874. Ministerium de- Innern. Für den Minister: Körner. Fr. Nichtamtlicher TheU. U c t) e l s«ch t. Telegraphische Nachrichten Tagetzgeschichte. (Dresden. Berlin. Königsberg i. Pr. Köln. Rendsburg. Kissingen. Oldenburg. Wien. Prag. Graz. Ischl. Karlowitz. Paris. Madrid. St. Peters burg.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dnsdner Nachrichten. Provinzial Nachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Crim mitschau. Zittau.) Vermischtes. Statistik und Lolkswirthschafl. EingesandteL. Feuilleton. Tageskalender. Inserate. Börsennackrichten. Telegraphische Wittrrungsberichte. Teltyrapdischt Nachrichten. München, Donnerstag, 18. Juli, Nachmittags. (W. T. B.) Die Kammer der NeichSräthe hat in ihrer heutiaen Sitzung die Beschwerde deS Jesui- tenpatcrs Grafen Fugger. Glött, betreffend die durch seine Ausweisung begangene Verletzung der Verfassung, mit 27 gegen 11 Stimmen als un begründet zurückgewirsen. Der Finanzminister v. Pfretzschner verlaü darauf ein königl. Decret, nach welchem der Landtag bis auf Weiteres ver tagt wird. Kissingen, Donnerstag, 16. Juli, Abends. (Tel. d. Drcsdn. Jonni.) Kullmann ist heute Nach mittag von hier nach Schweinfurt in das dortige Bezirksgerichtvgefängniß eingeliefrrt worden Eben dahin wurde der Pfarrer Hauthaler unter Gendar- mericbedeckung mit dem um 8 Uhr von hier abge- gangcncn Zuge abgeführt. Buda Pest, Donnerstag, 16. Juli, Nachmit tags. (Con.-Bur.) Das Abgeordnetenhaus erledigte heute in der Specialdrbatte die rumänische Eisen- bahnconvention und nahm in der Generaldebatte die Gesetzvorlage betreffs der Eisenbahnlinie Te- mesvar Orsova an. Karlowitz, Donnerstag 16. Juli, Nachmit tags. (W T. B.) Der serbische Kirchencougrrß hat den Bischof von Ofen, Stojkovic, mit 63 Stimmen zum Patriarchen gewählt; 7 Congrrß- Mitglieder enthielten sich der Theilnahme an der Wahl. Die Sitzungen des Kongresses sind ver- tagt worden, bis der Kaiser seine Entschließung betreffs der Patriarchenwahl getroffen hat. (Vgl. unter „Tagesgeschichtr.") Versailles, Donnerstag, 16. Juli, Abeuds. (Tel. d. Dresdn. Journ^) In der heutigen Sitzung der Nationalversammlung brachte der Deputirte Duprat eine Interpellation eiu über die Lage französischer LandeSangehöriger gegenüber den drückenden Abgaben, unt denen die ägyptische Ne gierung die Europäer belastet hat. Duprat hob hervor, daß auf die an die fremden Konsuln gerichtete Aufforderung der ägyptischen Regie rung, die Abgaben ihrer Landesangehörigrn einzuziehcn, der französische Konsul sich geweigert und die Ab gaben, als den Kapitulationen zuwiderlaufend, für ungesetzlich erklärt habe. Cs sei daher nothwendig, über die Beobachtung der Kapitulationen zu wachen. Der Khedive bedürfe des französischen Geldmarktes, und man müsse daher dem für einsichtsvoll geltenden Herr scher begreiflich machen, daß der französische Markt ihm werde verschlossen werden, wenn er auf den drückenden Abgabemaßregeln bestehe. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Herzog v. Decazes, wies auf die finanziellen Schwie rigkeiten hin, welche den Khedive genöthigt hätten, Ein heimische wie Fremde zu besteuern; für Letztere sei die enorme Höhe gewisser Abgaben besonders drückend. Die französische Regierung habe Aegypten freundscbastliche Borstellungen gemacht; sie mußte sich aber vor Allem fragen, ob der Khedive zur Einführung neuer Abgaben berechtigt sei oder nicht, und sich über die Absichten der übrigen detheiligten Nationen orientirrn. Die französische Regierung habe hierüber einen Meinungsaustausch mit den andern Brächten eingeleitet, die Verhandlungen seien aber noch nicht abgeschlossen; die Nationalversammlung möge indessen darauf rechnen, daß die Regierung die CapitulationSrechte verlheidigen und die Interessen des Landes wahren werde. Hiermit war die Interpellation erledigt, und es folgte die Berathung de» Gouin'schen Antrages, wonach zur Deckung deS Deficits binnen einer Krist von 30 Jahren amortifirbare und zur Be deckung von Zinsgarantien für Eisenbahngesell- schäften ausreichende Schuldobligationen emittirt werden sollen. Der Minister der öffentlichen Arbeiten Caillaux bekämpfte den Antrag, sowie einen demselben ähnlichen Antrag Pouyer-O.uer- tier'S. Der letztere wurde, nachdem Gouin seinen Antrag zurückgezogen hatte, mit 424 gegen 205 Stimmen abgelehnt. New-Uork, Donnerstag, 16. Juli. (W.T.B., Kabeltelcgramm.) Der durch die Feuersbrunst in Chicago angerichtete Schaden wird auf 4 Mill. Dollars angeschlagen; etwa 2'^ Millionen dessel ben sind durch die KeurrversicherungSbeträge ge deckt. Tngcsgtschichte. Dresden, 17. Juli. Sc. Majestät der König werden Sich am nächsten Dienstag, den 21. d. Bk., ins Seebad Ostende und Ihre Majestät die Königin an demselben Tage zum Curgebrauch nach Marienbad begeben. Dresden, >7. Juli. Vom Gesetz- und Verord nungsblatt für das Königreich Sachsen ist das 0. Stück vom Jahre 1874 in der Ausgabe begriffen. Dasselbe enthält: dir. 68) Verordnung vom 18. Juni d. I., die Beschädigung der am Elbufer angebrachten Marksteine betreffend (adgedruckt in Nr. 154 des „Dresdn. Jonni."); Nr. 7«) Finanzgrsetz auf die Jahre 1874 und 1875 vom 25. Juni d. I. (abgedruckt in Nr. 153 des »Dresdn. Journ."); 'Nr. 71) Verordnung vom 20. Juni d. I., die Ausführung vorgenannten Gesetzes betreffend (adgedruckt in Nr. 153 des „Dresdn. Journ."); lltr. 72) Gesetz vom 25. Juni d. I., einen zweiten 'Nach trag zu dem Finanzgesetze auf die Jahre 18«2 und 1873 vom 8. Apnl 1872 betreffend; Nr. 73) Gesetz vom 25. Juni d. I., den Antheil Sachsens alt der französi- scheH Kriegskojtenenffchädigung betreffend; 'Nr. 74) Ver ordnung vom 2ö. Juni d. I., die Expropriation von Gruudeigenthum für Erweiterung des Staatseisenbahn- hofes zu Leipzig betreffend; Nr. 75) Verordnung vom 26. Juni d. I., die Einführung des Kirchengesetzes wegen Abänderung brr Bestimmungen im Z 25 der Kirchen vorstands- und Synodalordnung vom 15. April 1873 in der Oderlausitz betreffend; Nr. 7d) Bekanntmachung vom 28. Juni d. I., die Genehmigung einer Anleihe von 180,600 Thlr. des Lugauer Steinkohlenbauvereins betreffend; Nr. 77) Bekanntmachung vom 1. Juli d.J., die Annahme von Zöglingen anderer höher« UnlerrichlS- anstalten in die Schullehrerseminare des Landes be treffend (abgedruckt in Nr. 154 des „Dresdn. Journ."-; Nr. 78) Bekanntmachung vom 2. Juli d. I., die Be willigung einer in dem Regulative der allgemeinen Krankenunterslützungs- und Begrabnißkasse in Ellefeld enthaltene Ausnahme von bestehenden Gesetzen betreffend. * Berlin, 16. Juli. Se. Majestät der Kaiser ist gestern Abend um 8 Uhr von Ischl wieder in Salz burg eingetroffen und heute Morgen um 8 Uhr mit Extrapost nach Gastein abgereist. Eine officielle Verab schiedung hat nicht stattgefunden. In Gastein ist AUer- höchstderselbe heute Abend um Vi Uhr glücklich ange- kommen und von den Behörden empfangen worden. Vor dem Badeorte war eine reich geschmückte Ehren pforte errichtet, die Badekapelle spielte die preußische Vollshymne, die in großer Anzahl versammelten Kur gäste begrüßten den Kaffer mit enthusiastischen Hochs, und von allen «Seiten wurden Sr. Majestät Blumensträuße zum Willkommen geboten. Der Kaiser sah sehr wohl aus und war von dem ihm bereiteten herzlichen Empfange sicht lich erfreut. — Ihre königl. Hoheit die Frau Prin zessin Albrecht von Preußen, Tochter des regieren den Herzogs Ernst von Sachsen-Altenburg, ist gestern Nachmittag Ä2 Uhr in Hannover glücklich von einem Prinzen entbunden worden. Die hohe Wöchnerin und der nrugcborne Prinz befinden sich im besten Wohlsein. — Prinz Friedrich von Hohenzollern, Major im Gardedragonerregiment, hat sich mit Urlaub nach Oester reich begeben. — Aus Kissingen melden Privatnachrich ten, daß das Befinden des Reichskanzlers Fürsten Bis marck ein befriedigendes sei und die Heilung seiner Wunde einen ganz normalen Verlauf nehme; auch das Wundfieber, welches sich in der ersten 'Nacht nach dem Attentate einstellte, hatte einen gelinden Charakter. Die dem Fürsten in Anlaß des so glücklich vereitelten Mord versuchs dargebrachten Glückwünsche und Kundgebun gen allgemeiner freudiger Theilnahme häufen sich noch von Tag zu Lag. Auch von Seiten hoher und allerhöchster Personen Uesen zahlreiche Gratulations- telegramme ein, so vom Kaiser voll Oesterreich und vom Könige von Italien. Von Seiten der deutschen Kaiser- famiUe soll der Kanzler durch freundliche Handschreiben geehrt worden iein. In den verschiedensten Städten sind von den Gemeindecollegien, BürgerauSschüssen und Ver einen Glückwunschadresjen beschlossen worden. Und end lich thun sich in den Aeußcrungen der gejammten Presse Europas die Gefühle des Abscheus gegen den Urheber der ruchlosen That wie der Befriedigung über deren Mißlingen in übereinstimmender sympathischer Weise kund. Allen voran stehen hier die hervorragenden Organe der österreichischen Presse, englische, italienische und russische Blätter reihen sich denselben an. Nur die französische Presse vermag sich in der Biehrzahl ihrer Organe bei diesem Anlasse nicht zu einer angemessenen Würbe zu erheben. — Die „D. R.-K." bestätigt, daß die hier jetzt täglich stattfindenden Sitzungen des Staats Ministe riums mit den durch das ruchlose Attentat angeregten Fragen in Verbindung stehen und daß die Regierung sich mit der Prüfung beschäftige, welche Maßnahmen den katholischen Gesellen- und ähnlichen Ver einen gegenüber etwa zu organisiren seien. Bian werde, memt die „D. R.-C.", dem Wesen dieser ohne Zweifel einer einheitlichen Leitung unterlegenden Vereine (hierbei erwähnt dasselbe die Thätigkeit des bekannten geistlichen Raths Müller) näher zu treten suchen, doch sei eS bei der großen Klugheit und Feinheit der ultramontancn Partei erst abzuwarten, ob und m wie weit es gelingen werde, das Getriebe der Maschine in ihrem Zusammenhänge darzulegen. — Ler evangelische Oderkirchenrath hat das Eidesformular festgestellt, wel ches fortan bei der Vereidigung der weltlichen Kir chenbeamten, welche weder zugleich Staatsbeamte sind, noch ein Lehramt zu bekleiden haben, in Anwendung zu bringen ist. Hatte der Berufene in einem srüheren Dienstverhältnisse schon den Staatsbeamteneid geleistet, oder war er schon früher als Mehrer eidlich verpflichtet worden, jo genügt es, wenn chm unter Hinweis auf den bereits geleisteten Diensteid nach Vorhaltung seiner Dienstobliegenheiten nn Kirchenamte bas feierliche, ourch Handschlag zu bekräftigende Versprechen treuer Pflicht erfüllung abgenommen und protokollarisch fixirt wird. — Vom 1. Juli d. I. ab' ist ein Theil des Kieler Hafens als jpecielleS Gebiet der Kriegsmarine abge trennt worden. Sr. Majestät Brigg „Undine" ist am 14. von Kiel nach Plymouth abgegangen. — Der bts- herige amerikanische Gesandte in St. Petersburg, Mr. Jewell, welcher, wie gemeldet, zum Generalpostmeister- amt der Vereinigten Staaten berufen ist, beabsichtigt aus seiner Durchreise durch Berlin die hiesigen Poflein- richtungen zu besichtigen und Besprechungen mit dem Generalpostdirector D>. Stephan zu halten. Der Letz tere begiebt sich demnächst in Angelegenheiten der Seepostverbindungen mit Schweden und 'Norwegen nach Stockholm. Königsberg i. Pr., 15. Juli. Das zur Ausrecht- erhaltung der Ordnung und Vorbeugung jeglicher Ruhe störung am Sonntag Morgen durch» RoßgäNer Thor von hier ausgerückte Militär hat bis jetzt noch nicht die Ordre zur Rückkehr in die hiesige Garnison erhallen. Die Kürassiere eantonniren in Bledau, dicht vor dem Badeorte Kranz, die Infanterie in Nesselbeck, Trutenau, Orte, welche an der Kranzer Chaussve 1—2 Mellen weit von hier belegen sind. Wie die „Ostpr.Ztg." von Fahr gästen der Sonntag am späten Abend aus Kranz zu- rückkehrenden Journal^ren erfahren hat, ist es am Sonn tag zu wirklichen Excessen mcht gekommen; doch sind von den Kürassieren 4 Hauptanführer der zusammen gerotteten, von Kranz bis Schugsten gezogenen Knechte und Arbeiter gefangen gesetzt worben. Längs der Chaussee streifen fortwährend starke Patrouillen voll Kürassieren und Infanterie. — Zur Verhandlung des Quednauer Tumults wird, wie die „K-H. Z." meldet, in Königs berg eine außerordentliche Schwurgenchtsjitzung anbe raumt werden; die Voruntersuchung führt das hiesige Stadtgericht. Von den 105 Verhafteten ist der größte Theil vorläufig entlassen worden; dagegen haben noch einige weitere Verhaftungen ftatlgefunden. Köln, 16. Juli. (K. Vlksztg.) Gestern Morgen von '/p8 Uhr bis 2 Uhr Nachmittags wurden durch eilten Polizeiinjpector und einen Polizeicommissar die Wohnungen des Präses und Vicepräses des hiesigen katholischen Ges eilen Vereines einer Durchsuchung unterworfen. Die Letztgenannten stellten jämmtllche auf deir Verein bezügliche« Schriftstücke und Bücher bereit- willigst^zur Verfügung, und es wurden die Correspon- dcnzen des Generalpräjes mit den Vereinen, sowie die Vereinsbücher mit Beschlag belegt. Rendsburg, 14. Juli. tz>eute sollte, wie der „Kieler Ztg." geschrieben wird, die Einweihung der hier er bauten katholischen Kirche slattfinden; die Einwei hung ist aber unerwartet von der Regierung inhidirt worden. Als Grund dazu wird angegeben, daß es ver säumt worden sei, um die erforderliche höhere Bau- erlaubniß nachzusuchen. Der neulich mitgetheilte Erlaß Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater — Neustadt. — Am 16. d. wurde zum ersten Male: Penelope, Drama in 1 Act von Gottfried Böhm, gegeben. Es ist ein geschickt gearbei tetes Bühnenfabrikat. Tas Stück spielt 1784 in Paris; es handelt sich darin nm die Rettung eines zum Tode ver- urthrilten Girondisten (Camille — Hr. Dettmer). Seine Geliebte, eine Schauspielerin (Olympia;— Fräulein Ulrich), ist dafür gegenüber zweien Mitgliedern des Revolutions tribunals (Herren Koberstein und Marcks), welche ihr die Cour machen, mit aller List der Jntrigue thätig, tritt dafür mit den größten Opfern ein, welche Liebe bringen kann ; der eine, der charakterfeste dieser Bluthelden wird indessen endlich nur durch plötzlichen Umschlag der Volks stimmung besiegt. Tie Komposition, dir Situationen sind mit praktischer Routine, aber sehr fühlbarer Berechnung zusammengefügt, und der Liebenden gegenseitige Hand lungsweise und deren Motivirung erscheint aufs Aeußerste zugespitzt unv gejucht. Schon der höchst gesuchte unpassende Titel charakterisirt diese Richtung. Nur Rücksicht auf theatralischen Effect hat dirAusführung geleitet, und eine wohlgewählte, ost schwungvolle, aber phrasenreiche Sprache unterstützt sehr gewandt diese absichtsvolle Mache, bei welcher die psychologische und dramatische Wahrheit, dir übrrzeugrndr Einfachheit drs Ausdrucks sehr außrr Augen gelassen find. Dramatischen und literarischen Werth hat das kleine Drama nicht, aber es ist rin vor- übrrgehrnd brauchbarrs Rrprrtoirestück, das schon wrgrn seiner dankbaren beiden Hauptrollen die Fürsprache der Schauspieler finden wird. Diese wurden mit glänzender Wirkung ausgeführt; nur verhielt sich Frl. Ulrich in Declamation und Ausdruck zu sympathisch zu den auf schauspielerisch brillanten Esjcct ausgehenden Intentionen Hern, Böhm's, statt dieselben durch 'Natürlichkeit und Wahrheit weniger fühlbar zu machen. Herr Marcks sprach den Krancv zu emphatisch. Es folgte neu einstudirt Töpfer's Lustspiel „Die Einfalt vom Lande", das in seiner behaglichen Breite sehr ergötzliche Ccenen voll gesunder, natürlich motivir- ter Komik enthält, aber mit der Wirklichkeit unsers ge genwärtigen Lebens so wenig mehr in Verbindung steht, daß uns jene Scenen veraltet und leicht possenhaft er scheinen. Nur die Darstellung kann das einigermaßen vergessen machen. Fräul. Both gab als letzte Gastrolle die Sabine, und zwar mit besonders günstigem Eindruck ihres sehr beacktenswcrthen und entwickelten Talekrts. Allerdings überrajchfe sie in der Darstellung von Sa- binen's unschuldvoller, dupirender Einfalt, die weiblich instinctiv in Schlauheit und Verstellung umschlägt, nicht durch jene eigenartigen, einfach ursprünglichen Züge, durch jenes absichtlvse Spiel und unbefangene Geplau der, so wahr und beseelt in allen augenblicklichen Regun gen des Vortrags, in allen lauten und stummen Aus- druüsnuancen, daß uns damit eine eigenthümliche Per sönlichkeit in allen Aeußrr ringen von innen heraus le bensvoll und natürlich gestaltet erscheint. Liese Einfalt vom Lande darf unmöglich so viel schauspielerische, be wußte Routine und pikante Bianirren zeigen, als Frl. Both. Aber belebender Esprit und;Humor, intelligenter, präcis und treffend pointirter, ost fein und graziös nuancirter Vortrag in sehr fettiger Einigung mit ge wandtem, beweglichem Spiele: das sind höchst gewin nende und nicht gewöhnliche Eigenschaften, welche ihrer Leistung entschiedene Wirkung sicherten. Tie Grsammt- darstellung des Stückes war befriedigend. k. B. Der wirkliche Don Carlos. Eine Geschichte aus der Geschichte. (Nach den Forschungen von Adolph Schmidt.) Oie historische Gestalt des Jnjanten Do« Carlos wird stets bei alle« gebildete« Me«sche« Theilnahme erwecke«, besorrdrrs auch bei de« Frauen, die den Helden des Dramas so innig in ihr Herz geschlossen. Die allgemeinen Idee«, welche sich, veranlaßt von der idealen Auffassung und Durchführung der Lchiller- schen Dichtung, das deutsche Publicum voll dem Jn- fanten von Spanien, von dessen jugendlichen, Helden- lhum, von dessen Liebe und tragischem Untergänge ge macht hat, wurden durch die Enthüllungen der Geschichte in den gebildeten Kreisen längst erschüttert. Aber es hat sich dabei jener eigenthümliche Verlauf wiederholt, der in der Regel einzutreten pflegt, wenn es sich um ent schieden gefärbte Ansichten und Vorstellungen handelt, die sich der Forschung gegenüber als nicht stichhaltig erweisen. Ter Rückschlag springt dann in das extreme Gegentheil über. Die neue Zeit hat sich vielfach mit Rettungen historischer Schurken oder solcher Persönlich keiten der alten, mittleren und neueren Geschichte abge geben, die man für Schurken zu halten alle mögliche Veranlassung zu haben glaubte. Diese sind nun durch jene Rettungen nicht etwa in eine mildere Beleuchtung moralischer Kritik zurückgefühtt, sondern der Teufel hat sich in der Regel in einen Engel verwandelt, so daß es dem Leser unbehaglich umS Herz und weh in der Brust wird, berühmte alte Menjchenschlächtrr, Bluttyrannen und fanatische Mörder nicht mehr unter den Lebenden zu finden, um mit ihnen rin gemüthlichrs Stündchen verleben zu können. Es wird eine andere Zeit kommen, die erweist, daß so wie immer auch hier das Richtige in der Mitte liegt und daß nur wenige historische Hel den so böse oder so vollkommen und humanistisch waren, wie die Nachwelt eS von ihnen geglaubt hat. Auch Don Carlos hat e,n solches Extrem historischer Auf fassung erfahren. Es geschah unter erschwerenden Um ständen, daß sich nach und nach Gelehrte verschiedener Länder, auch Spaniens, der verborgenen und unbequem versteckten, ja sogar gehüteten und verstümmelten Acten und Documentc bemächtigten, die über Leben und Tod, über die angeblichen Verbrechen und Eigenthümlichkeilen dieses Prinzen Aufschluß zu geben im Stande sind. Aber man ging zunächst, als man der Oefsentlichkeit die Kehrseite der begeisternden Schaumünze Schiller's zei gen wollte, jedenfalls zu weit, indem man den Lon Karlos der Wirklichkeit zu einer Caricatur gegenüber dem Don Carlos der Dichtung machte. Der unglück liche, vom Schicksal verfolgte Sohn Philipp » wurde hingestellt als ein an Leib und Seele verkommener Jüng ling von arg verwachsener Statur. Ein unangenehmes Antlitz, schlechte Entwickelung seiner Geistesgaben, krank hafte, unsittliche Reizungen fliner Physis, Trägheit, Vil- lerei, Extravaganzen aller Art kennzeichneten jenes neue literarische Geschichtsportrait des Jnfanten zu einer Ge stalt, die zwar nicht des Einkerkerns oder gar des lang samen Hinmordens würdig war, deren Ende aber nicht eben beklagt zu werden braucht und deren unliebens- wetthe, ja bedenkliche Persönlichkeit seinem Verderber, dem grausamen Vater, die Schuld bis zu einem gewissen Grade erleichtert hat. Diesem schroffen Gegenbilde zum Schillrr'schen Don Carlos sind nach und nach vielseitige andere Forschungs- resultatc gefolgt, uno die letzten, um die sich Professor Adolph Schmidt in Jena durch die fleißigsten Aus arbeitungen und Prüfungen des Materials hoch ver dient gemacht hat, zeigen uns nun einen ganz anderen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite