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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 28.04.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19100428015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1910042801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19100428
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1910042801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1910
- Monat1910-04
- Tag1910-04-28
- Monat1910-04
- Jahr1910
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 28.04.1910
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Nachdruck nur mit« Uchrr Quillenanzaö- l„r>«»d. Nachts» «u- — U»orrlan,t« VlanulkriPl« nxrdrn nicht »ufdrwahr«. Tclegranim-Adresse: Nachrichten Dresden. Fernsprecher: 11 » 20S» « 3««1. kk/klldl I, ,i>«>j>i>,! ihiMM ksumkunsl IMH fsüliiskrrkuren Vrvscisn-^., VielorisslralZs 5/7. : liniö-liniioi't von menlsllzclleii loppiolion. : klsleliiislliizlo »uMlil inIöiMIiei' lopplclik. ^RLNIM»t«s tLnLutoi'ritfls. IirillkM u. Kounknlr., mit Sai'LSpsnill vr-iklLllrt, ^lasr'k^, 5Nr Mt br,-i«, '?a»ro mirii<'l<-k''n<1, 1.20 u. 1,30 >ll: Di'. Ktvnokvs riinnmtitiok' l' vluli siniaungslee. 1 ZIK., 50 Vn. Snünäv» liluin inixun^-PIOon UU<I -PUIVKN, 1 ^III» l^ltipUlTlO' V. UNj." n. <i«»8el»u». Ii. n. >Virkun8 8sIomolli8-^vo1deLe «. I plipl'uiru'pn Ilpivo-ÜI'tileol v°ttxsksnssrs Lus«,sk> in A«>Ftz14 »»s«« »ck! sMmmHMmNl I.VUV> MlU VII. Nvldv «I Mivl. ttsjUlk-«LIvr, 2kk^er8trE2«. ALrr7 ertrgo Lesern. Mutmaßliche Witterung: Milt», veränderlich. Ter Reichstag nahm gestern den Gesetzentwurf betr. die B c t e r a n e n s ü r s o r g e einstimmig an. Tie Beschlußfassung des Vundesrats über die Sch i f f ah r t s a b g a b e n v o r l a g e ist abermals ver schoben worden. Die Heeresverwaltung ist mit der Zeppelin- LustschisfahrtSgesellschast zwecks Erwerbes eines neuen Luftschiffes als Ersatz für „2. II" in Verhandlungen getreten. An der Unfallstelle des „2. II" wurden gestern einem N c a l sch » ld i r e k t o r aus Wiesbaden, der für den Grafen Zeppelin gehalten wurde, stürmische Ova tionen dargebracht.' Zackten; Zwangslage in Her frage <ler ZckMakrk-Ubgaben. So schwer einem das Zugeständnis wird, cs läßt sich nicht mehr die Uebcrzeugnng znrückhalten, daß trotz aller ernstesten Kämpfe, welche die sächsische Regierung mit allen ihr nur zn Gebote stehenden verfassungsmäßigen Mitteln und alle Interessentenkreise der Industrie und der Schiffahrt in Sachsen seit Jahr und Tag gegen die Ein führung non Schiffahrtsabgaben geführt haben, diese doch zur Tatsache werden. Nach Artikel 78 der Reichsversanung gelten Veränderungen der Verfassung als abgelchnt, wenn sie im Bnndesrate 14 Stimmen gegen sich haben. Wie be kannt, sind aber bei einer Anfang Februar vorgenommcuen vorläufigen Abstimmung in einer Sitzung der vereinigte» BunüeSratsausschiisse gegen Einführung der Schifsahrts- abgaben nur 12 Stimmen gewesen, und eS unterliegt keinem Zweifel, daß eine spätere Abstimmung im Plenum des Bundcsrats das gleiche Ergebnis gehabt haben würde. Nach dieser Klarstellung des. Stimmenverhältnisses im Bundesrat stellte Preußen an Lachsen die Forderung, seinen prinzipiell ablehnenden Standvunkt gegen die Einführung von Schiffahrtsabgabc« anfzugebcn. andernfalls könne es unter keinen Umständen irgend welche Konzessionen erwarten. Um im Inter esse der von den Schiffahrtsabgaben schwer bedrohten säch sischen Volkswirtschaft Verbesserungen des Gesetzes nnd Zugeständnisse zu erzielen, insbesondere um die für Sachsen schädlichsten Bestimmungen des Gesetzes zn beseitigen oder wenigstens abzumtldern, blieb — ähnlich wie den Negie rungen von Baden und Hessen — auch der sächsischen Regierung trotz ihrer grundsätzlichen Bedenken in dieser Zwangslage nur übrig, ihre Znstimmnng im Bundesrat in Aussicht zu nehmen. In langwierigen, schwierigen Verhandlungen in Berlin hat die sächsische Regierung, man kann wohl sagen, eine völlige Umgestaltung der Vorlage, Staffelung der Abgaben, niedrige Tarifie rung gewisser für Sachsen wichtiger Güter, Aufnahme des Ausbaues der oberen Saale in die ersten Aufgaben des Elbstrombauvcrbandes usw. angebahnt, und cs ist doch nun wenigstens zu hoffen, daß auf dieser für Sachsens Volks wirtschaft wesentlich günstigeren Grundlage eine endgültige Einigung im Bntzdesrat zustande kommt. Die Auffassung, daß Sachsen im Hinblick auf den Wide>- stand Oesterreichs nnd der Niederlande bei seiner Ablehnung des Gesetzentwurfs hätte beharren sollen, scheint nicht berech tigt. Wenn auch die Hoffnung besteht, daß Oesterreich und die Niederlande bei ihrem ablehnenden Standpunkt stehen blei be», so mußte man doch auch mit der entgegengesetzten Möglichkeit rechnen. Preußen drangt jetzt aus die Verab schiedung des Gesetzes vorbehaltlich der späteren Zu stimmung Oesterreichs nnd der Niederlande, nnd wenn einmal das Gesetz gegen die Stimmen Sachsens in der nr- sprttnglichcn Fassung znstandcgekvmmen wäre, würbe Sachsen bei einer etwaigen, immerhin nicht ganz auSge- fchloslcnen Einigung mit Oesterreich und den Niederlanden später die in seinem Interesse notwendigen und jetzt in Aussicht stehenden Verbesserungen des Gesetzes und die' sonstigen Zugeständnisse nicht erreicht haben. Bemerkt sei schließlich, daß weder auf seiten Preußens noch Sachsens bisher eine gegenseitige Bindung cingetreten ist, sondern daß vielmehr nur auf obiger Grundlage Verhandlungen schweben, die voranssichtlich aber zn einem Abschluß kommen werden. Mag es auch sein, daß von seiten Sachsens ge rettet worden ist, was nur zn retten war, die Einführung der Schiffahrtoabgabcn wird in unserem Bolksbcwußtsein jederzeit die Empfindung zurücklassen, daß wir wohl erworbene Rechte der zwingenden Gewalt des Ganzen haben zum Opfer bringen müssen. ver HuMana in Manien. Nach den neuesten Nachrichten ist die »Lage im alba- »csischen Anfstandsgebict in den letzten Tagen derartig schwierig geworden, daß die türkische Negierung sogar einen Teil ihrer Reserven einbernfcn hat, nm der unbot mäßigen Albanesen Herr zu werden. Diese Tatsache steht in schroffem Gegensatz zu den bisherigen amtlichen türki schen Meldungen, nach denen bereits vor acht Tagen die voll ständige Unterdrückung der Unruhen mitgetcklt wnrde, zu gleich mit dem Bemerken, daß der Aufstand durchaus keine politische Bedeutung habe und lediglich ans die Unzufrieden heit der Bevölkerung mit den neuen Steuern znrttck- zuführen sei. Die jüngsten Ereignisse haben diese amt lichen Erklärungen Lügen gestraft, und allem Anschein nach wird die türkische Regierung große Opfer an Blut und Geld bringen müssen, um das Aufstandsgebiet dauernd zu beruhigen. Denn darüber werden sich die Iungtürken im Klaren sein, daß der jetzige Feldzug nur dann irgend welchen Zweck haben kann, wenn er mit der völligen Unterwerfung der Albanesen endigt und nicht, wie im Vorjahre, nach anfänglichen Erfolgen vom grünen Tische in Stambul aus plötzlich abgebrochen wird. Man scheint aber diesmal in der Tat Ernst machen zu wollen, denn der Großwesir hat die Forderungen der albanesischrn Ab geordneten, eine Abordnung von Deputierten in das Anf- staiu>sgebiet zu schicken, nm die Rebellen zn beruhigen, und die militärischen Unternehmungen einzustellen, glatt ab gelehnt. Daraufhin haben die Abgeordneten mit ihrer Maildatsniedcrlegnng gedroht, so daß zu dem Aufstand noch ein parlamentarischer Konflikt treten wird, der den Iungtürken in dem jetzigen Zeitpunkt allerdings sehr un angenehm sein dürfte. Gute Kenner des Albauescnvolkes habe» schon vor langer Zeit davor gewarnt, die Unbotinäßigkcit dieser Stämme auf die leichte Achsel zn nehmen und die immer wicderkehrendcn Unruhen auf lokale Ursachen znrtick- znstthren. Mögen anch mißliebige Steuer» ost die Ver anlassung zn Verwicklungen gegeben haben, »amentltch in früheren Jahren, so ist doch nicht z» verkennen, daß in den letzten 60 Jahren eine anSgcsprvchcn nationale Be wegung unter den Albanesen bemerkbar geworden ist. Dabei muß man die albanesischen Stammverhältnissc in Betracht ziehen. Was wir unter Albanesen verstehen, ist durchaus keine geschlossene, einheitliche Maste, wie etwa die Griechen, Serben, Bulgaren und Rumänen, die Sprache, Religion und historische Vergangenheit einen, sondern es sind Volksstämme, die im großen und ganzen zwar einer Abstammung sind, sich aber voneinander unter scheiden, wie etwa die Skandinavier von den Deutschen. Dazu kommt die religiöse Spaltung» die die Stämme in drei sich mehr oder minder feindlich gcgenübcrstehcndc Völkerschaften teilt. Im Süden Albaniens wohnen die griechisch-orthodoxen Tosken, die in ihrer politischen Ge sinnung nach Griechenland hinncigcn. Die Neugriechen entfalten dort eine äußerst lebhafte Propaganda durch Er richtung von Schulen, Kirche» »sw-, so daß sic die Tosken heute bereits als Bestandteile des griechischen Volkes be trachte». Die Nordalbancsen, die Gegen, sind über wiegend römisch-katholisch »nd leben in bitterster Feind schaft mit den TvSkcn. Da der römische Katholizismus von Italien a»S verbreitet worden ist, so herrschen in Nordalbanien lebhafte Sympathien für Italien, die durch eine energische Propaganda wach gehalten werden. Darauf stützen sich auch bekanntlich Italiens Hoffnungen auf eine Erwerbung des alten Illyricns, Hoffnungen, die jetzt allerdings mehr und mehr illusorisch geworden sind. Unter vereinzelten Stämmen soll anch eine starke Vorliebe für Oesterreich-Ungarn bestehen. Der dritte Volksteil ist mohammedanisch, und diese Albanesen sind zwar fanatische Anhänger des Islam, das hindert sic aber nicht, erbitterte Gegner der Türken zu sein. Trotz ihrer Zerrissenheit sind also die Albanesen in einem Punkte einig, in dem Haß gegen die OSmanen, und so lange Albanien unter der türkischen Herrschaft steht, haben die Machthaber in Stam bul nie versucht, eine ähnliche Zwingherrschast über daS waldige GebtrgSlanb auszuüben wie etwa über Maze donien. Durch allerband diplomatische Kniffe nnd dnrch das geschickte AnSsptelcn der religiösen Gegensätze bat man Albanien zwar nominell unter die Herrschaft der Türken gebracht, ohne aber diese Herrschaft in der Tat auSauüben. Sobald irgendein Pascha sein Regiment bemerkbar machte, nnd das geschah meistens i» einem etwas kräftigeren An ziehen der Steuerschraube, brach die »»gebändigte Wildheit der Arnanten von neuem los, inid i„ Kvnslantinopcl ver säumte man nicht, die Sonderrechte der Stämme schleunigst wiederum zu bestätigen. Das war besonders unter Abdul Hamid der Fall, der es, allerdings ans Kosten der Einheit lichkcit des Osmanenreiches, meisterhaft verstanden hat, die islamitischen Albanesen an seine Person zn fesseln, so daß diese Stämme unter dem alte» Re,Hme in der Tat zu den loyalsten Untertanen des Großherrn gehörten. Die jun'Ttürktsche Bewegung hat nun unter anderen anch die nicht beabsichtigte Folge gehabt, daß die natio nalcn Bestrebungen der Albanesen von neuem in Fluß kamen. So wurde vor zwei Jahren in Elbaßan ein großer Alba u csen k o n g r e ß abgel,alten, in dem über eine ein heitliche nlbancsische N a t i v n a l s v r a ch e und Schrift beraten wurde. Diesen Benrebungen trat nnii die iung- tttrkische Regierung energisch entgegen in dem richtigen Empfinde», daß ein Zusammenschluß der Albanesen zu einem einheitlichen Volke eine große Gefahr für -as. vsma- nischc Reich in sich berge. Ihr Widerstand kommt aber einen Postkag zn spät. Jetzt rächt sich die arge Vernach lässigung, die die Albanesen von den Türken vor allem in kultureller Hinsicht erfahren haben. Nicht eine türkische Schule ist in ganz Albanien bisher gegründet worden, und die Schule», die sich dort befinden, sind von de» Gegnern der Türke,, ins Lebe» gerufen ivarden, so daß die schwachen Anfänge der Kultur tiirkenseiiidNchen Ursprungs sind. Die Osuianen haben es versäumt, ihre Sprache »nd Schrift unter de» Albanese» zu verbreite», und jetzt plane.» die Führer der nationalen Bewegung die lateinische Schrift cinzuführen. Bereits im Vorjahre brache» deswegen in Albanien ernße Unruhen a»s, da die tu,tische Regierung der Einführung der lateinischen SchrEi Widerstand ent gegensetzte. Damals gelang es D i ch a w id Pasch a, durch eine starte Machteiitsaltnng die Rebellen z» überraschen, und vielleicht wäre dem energischen General damals die endgültige Unterwerfung der Albanesen gelungen, wenn man cs nicht in Konstantinopel sin gut befunden hätte, die militärischen Unternehmungen abznbreclw», nm die kriegerischen Stämme nicht weiter zn reifen. Diese unan gebrachte Milde lvmmt jetzt de» Türke» teuer zu stehen. Daß cs sich bei den jetzigen Kämpfen i» der Tat um einen ungewöhnlich starken Ausbruch der nationalen albanesischen Bewegung bandelt, beweist die große Zahl der albanesischen Strciikräste, die vv» gut unterrichteter Seite auf 60MIO Mann geschützt werden. Die Bestrebungen des Albancsen-Kongresscs zu Elbassan scheinen setzt Früchte z» tragen. ES ist darum ganz unverständlich, wie die tür kische Regierung diesem gefährlichen Ansitand anfangs mit nnr 26 000 Mann entgcgentrctc» konnte. Jedenfalls hat man die ganze Bewegung sehr unterschätzt, denn der türki sche Befehlshaber Schcwket Torgnt Pascha hat eS sogar versäumt, wichtige strategische Punkte zn besetzen. Jetzt haben sich die Albanesen dcS wichtigen Passes von Kacank bemächtigt, der von den Ausläufern des Kara- Dagh- und des Sar Plnnina gebildet wird und dnrch den die Bahnlinie Uesküb—Mitrovicg. geführt wird. Schcwket Torgnt Pascha kämpft etwa üv Kilometer westlich Kacank in der Nähe von Prizeu und Pristina, ist also von jeder rückwärtigen Bahnverbindung abgeschnitten. Zurzeit tobt nm den Besitz des Passes, der den Türken leicht verhängnis voll werden kann, ein erbitterter Kampf. Tcrs; den Türken die Rückeroberung des Passes gelinge» wird, ist wohl kaum zweifelhaft, aber diese Kampfe werden ihnen schwere Ver luste beibringcn. Die energische Offensive der Albanesen, während die türkischen Strcitkräftc noch in der Sammlung begriffen waren, beweist jedenfalls, daß die Rebellen nach einem einheitlichen, wohlüberlegten Plane handeln, der im Falle des Gelingens ganz unberechenbare Folgen nach sich ziehen würde. Das neue Regime ist durchaus noch nicht so gcsestigt, daß es eventuellen Niederlagen in Albanien ruhig cntgegensehcn könnte. Jeder Erfolg der Albanesen wird eine Anfmunternng der den Inngtürken feindlichen Elemente mit sich bringen, und in Mazedonien wie in Kleinasien ist Zündstoff genug angesammelt, der nur auf die Explosion wartet. Gelingt es den Türken, die Albanesen endgültig zu unterwerfen, und das ist im Inter esse des Friedens und der stetigen Entwicklung des oSmanischen Reiches dringend zu wünschen, so wird die Regierung in Stambul allerdings nicht versäumen dürfen, dnrch dauernde Stationierung bedeutender Streitkräftc eine Wiederholung des jetzigen Aufstandes unmöglich zu machen.
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