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Dresdner Nachrichten : 10.05.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190405101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19040510
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19040510
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-05
- Tag1904-05-10
- Monat1904-05
- Jahr1904
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- Dresdner Nachrichten : 10.05.1904
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Mutmaßliche Witteinua: 1 . gehitsi »verband, MiUelverriuc. Nuss -japan- Krieg. „Riavlrilo", .Eplbrnuich". ^ennliGlvb 1°.! Wärmer, veränderlich. — »rn^llniz, » v» v»» Bntikan und Etikette. Bannen und Protestieren sind die beiden Hauptbeschäftigungen der vatikanischen Diplomatie. Pius IX. verstand beides aus dem ss. und zwar daS erstere noch mehr als das letztere, während Leo 2llH. mit seiner milderen Gemütsart sich mehr auf das blohe Protestieren verlegte, obwohl auch er gelegentlich mit Bann strahlen gegen das „Ketzertum" nicht sparsam umging. Im Gegen satz hierzu hatte man von Pius X. wegen seiner gänzlich un politischen Vergangenheit und wegen seiner anscheinend rein scelsorgerischen Veranlagung allgemein erwartet, der neue Herr auf dem Stuhle Petri werde das „garstige politische Lied" mög lichst überhaupt aus dem Spiele lassen und sich darauf beschränken, seine Herde zu weiden. Indessen weit gesehlt! Man rieb sich Weit und breit erstaunt die Augen, als man eines schönen Tages erfuhr, der sauste, friedliebende Pius X.. der noch in seiner ersten sympachisch bei Freund und Feind aufgenommenen öffentlichen Kundgebung ausdrücklich den Seelsorgepriester in die erste und den politischen Priester in die zweite Reihe gestellt hatte, habe im Kreise her Kardinale die volle Schale seines Zornes über die Kirchenpolitik des französischen Ministerpräsidenten Herrn Combes, der übrigens als ehemaliger Jesuitenzögling seine Pappenheimer besonders genau kennt, ausgegossen. Und damit nicht genug, benutzte PiuS X. auch noch die Reise des Präsidenten Loubet nach Rom und die damit zusammenhängende Frage des Empfanges katholischer Staatsoberhäupter, um eine geharnischte Protestnote nach Paris zu richten, in welcher der Besuch des Präsidenten im Qüirinal unter Uebergehung des Vatikans als eine „sehr schwere Beleidigung der Würde und der Rechte des heiligen Stuhles" erklärt wurde. Gleichzeitig teilte der Vatikan in ähn lichen Ausdrücken den gedachten Protest den Negierungen der übrigen Staaten mit. DaS Papsttum will also wieder einmal in seinen „heiligsten Rechten" gekränkt sein, obwohl doch weiter nichts geschehen ist, alS dah das Oberhaupt einer katholischen Macht Rom besucht hat, ohne sich dem Papste vorzustellen. Schlimmstenfalls wäre da» doch immerhin nur eine konventionelle Unterlassungssünde, die. lvie man denken sollte, gerade dem „Statthalter Christi" Ge- kogenheit geben mühte, vor aller Welt zu beweisen, das, er die sonst ja den Gläubigen so angelegentlich empfohlene Tugend der „christlichen Demut" auch in höchsteigener Person anszuüben und dadurch der gesamten Christenheit ein Vorbild zu geben versteht. Indessen Demut zu üben, ist augenscheinlich nach vatikanischer Auffassung nur eine Pflicht der groben Masse, während die priestrrlich« Herrschsucht vor allem ans die Wahrung der klerikalen „Vorrechte" bedacht sein muß: so kommt es, daß kein weltlicher Souverän existiert, der auch nur annähernd gleich empfindlich in Fragen der höfischen Etikette wäre wie „Se. Heiligkeit" der Papst selbst. In dem vorliegenden Falle erscheint aber die Tatsache, dah der Vatikan aus Anlaß der Romrcise Loubcts eine Protest note erlassen hat, in ganz besonders krasser Beleuchtung, weil die vatikanische Diplomatie selbst diejenige gewesen ist, die Herrn Loubet zuerst brüskiert hat. In Wirklichkeit liegt nämlich die Sache so, daß anfänglich in französischen Rcgicrnngs- kreisen die Absicht bestand, trotz aller infolge des Kultur kampfes herbeigesührten Reibungen zwischen Vatikan und Republik eine» Empfang Loubeks durch den Papst in die Wege zu leiten; auch bei der hoben französiichc» Geistlichkeit begegnete dieser Plan vielfachen Sympathien und es ist seinerzeit unwider sprochen behauptet wurden, daß mehrere Bischöse periönlich im Vatikan deswegen vorstellig geworden leie» und versucht hätten, PiuS X. zur Nachgiebigkeit zu bewegen. Eine Zeit lang schwankte offenbar die Wage, dann aber siegte die »nversöbnllche Richtung und PinS X. tat ichrvss und unnahbar durch den Pariser Nuntius der französischen Regierung kund und zu wissen, daß er rS schlecht weg ablehne, unter welchen Bedingungen immer Herrn Loubet zu ciiipfangen. Und gleichwoht soll nun Herr Loubet das .Karnickel" lein, daS angefangen hat! Gleichwohl geniert sich PiuS X. gar nicht, eine .Protestnote' wegen der .schwer belcidigenoen Haltung de? Präsidenten Loubet" zu erlassen, die er doch selbst erst durch eine Beleidigung heranSgefordert hat! DaS ist eine Leistung, wie sie eben nur die vatikanische Diplo matie mit ihrem bis In alle Konsequenzen der Lächerlichkeit und dcö Widersinn- hinein verfolgten Größenwahn fertig zu bringen vermag. Der tiefere Grund dieser mehr als abweisenden, direkt feindseligen Stellungnahme des PapiteS gegenüber dem französischen Präsidenten ist übrigens nicht lediglich In der CombeSichen Kirchen politik zu suchen, die höchstens dazu belgetragen haben mag, die ändere Form des Protestes zu verschärfen er wurzelt vielmehr in der traditionelle» Auflassung, die daS Papsttum seit PiuS IX. über die Besuche katholischer Staatsoberhäupter in Nom bis jetzt .unentwegt" festgeh,ilten bat. Die hierüber aufgcstellke Regel lautet: .Kommt ein katholischer Sonverä» nach Rom, io darf er nur de» Vatikan besuchen; macht er im Qüirinal Besuch, so ver wirkt er unweigerttch jede Aussicht aus Empfang beim Papste." Darnach ist eS auch unzulässig nach vatikanischer Auffassung, daß ein katholischer Fürst und Präsident etwa zuerst im Vatikan und dann erst i», Onirinal empfangen wird; der königliche Hos in Nom soll vielmehr ganz ignoriert werden: so will es die vatikanische Unduldsamkeit. Allo: den Papst besuchen und den König igno rieren, daS ist keine Beleidigung für den König, das muß sich der weltliche Herrscher nach jeiiiiliich-nltramvntnlier Auffassung ruhig gefallen lassen: ober de» König pflichtgemäß ehren und den Papst links liegen lassen, nachdem dieser selbst jeden AnnähernngSveriuch in brüsker Weise zurückgcwiesen hat, das ist einer .schweren Be leidigung" des Papstes gleich z» achten! Und warum das alles? Weil die unersättliche Herrschsucht des PapismuS noch Immer nicht den Verlust der .weltliche» Herrschaft" verschmerzen kann, weil seit jener Zeit, die der entsetzlichen Mißwirtschaft deS sogenannten Kirchenstaates ein Ende machte, der Papst im Vatikan als ein.Gefangener" gilt, dem von der bitterbösen weltlichen Regierung kaum genug Licht und Luft zum Leben ^lassen wird. Die vatikanischen Machthaber fürchten nun, daß ihre Zustim mung zu dem Besuche katholischer Staatsoberhäupter im Qüirinal gleichbedeutend sein würde mit einer Anerkennung des bestehen den Zustandes, mit einer Sanktionierung des dauernden Ver- lusies der weltlichen Herrschaft für den Papst. Deshalb schleu dern sie ihr? Bannblitze auf jeden katholischen Staatslenker, der es etwa wagen sollte, römischen Boden zu berühren und im Qüirinal zu Gaste zu sein. Sogar auf die Herrscher nicht- katholischer Staaten wollte der Vatikan anfänglich dasselbe unduldsame Prinzip anwenden, doch hat er sich hier schließlich zu verschiedenen Abschwächungen verstanden, bei denen wiederum kleinliche Etikettefragen die Hauptrolle spielen; so wird im all- gemeinen verlangt, daß ein nichtkatholischer Herrscher den Besuch im Vatikan von seiner römischen Gesandtschaft aus, also nicht direkt vom Qüirinal aus bewerkstelligt. Während bisher das „ewige Rom" seit der Aushebung des Kirchenstaates von den katholischen Souveränen sorgfältig gemieden wurde, ist Präsident Loubet das erste Oberhaupt eines katholischen Staates, das den ganzen Unfug durch einfache Ignorierung der päpstlichen An- sprüche und Drohungen aä absurclum geführt und damit un zweifelhaft ein nachahmenswertes Beispiel aufgestellt hat. Die öffentliche Meinung des republikanisch gesinnten Frank- reich und die Auffassung seiner amtlichen Kreise über die dem Vatikan gegenüber zu beobachtende Haltung läßt zwei Richtungen erkennen. Die eine, an deren Spitze der Minister des Aus- wärtigen, Herr DelcassS, steht, will den Konflikt nicht auf die Spitze treiben und hat vorläufig den Sieg davongetragen, in sofern der französische Botschafter beim Heiligen Stuhl, Nisard, beauftragt worden ist, dem vatikanischen Staatssekretär Merry del Val bekannt zu geben, daß die Regierung der französischen Republik den päpstlichen Protest gegen die Reise des Präsidenten Loubet nach Nom als „nichtig und nicht erfolgt" ansieht. Dem- gegenüber steht aber eine andere Richtung, die eine schärfere Tonart angeschlagen wissen will und dem Abbruche der diploma tischen Beziehungen zwischen Republik und Vatikan das Wort redet. Ob es zu der Anwendung dieses äußersten Mittels, das ohne Frage die beste und wirksamste Antwort auf die ungewöhn lich grobe vatikanische Herausforderung wäre, kommen wird, läßt sich heute noch nicht übersehen. Unverkennbar hat aber die ziel-, bewußtere Strömung neuerdings die Oberhand gewonnen, wie aus einem soeben veröffentlichten halbamtlichen Artikel des „Temps" erhellt, der dem Vatikan scharf zu Leibe geht. Das Blatt erklärt, Pius X. besitze keine derjenigen Eigenschaften, die gegenwärtig zur Regierung der Kirche nötig seien. Diese Kund gebung soll von dem bisher zum kirchlichen Opportunismus ge neigten Herrn Delcass« selbst herrühren, ein Umstand, der ihr besondere Tragweite verleiht. Neueste Drahtttieldiirigen vom 9. Mar. Zum Herero-Aufstand. Berlin. (Priv.-Tel.) Aus Windhuk wird dem „Lok.-Anz."' gemeldet, daß Gouverneur Leut wein beschlossen hat, gleich nach Uebcrgaoe der Geschäfte an Generalleutnant v. Trotha, der am 7. Juni in Swakopmund landen wird, nach Deutschland gehen. Die Elite aller Afrikaner erblicke hierin eine eminente Gefahr für ganz Deutsch-Südwestafrika, da sein Fortgehen oder sein Rück tritt unbedingt den sofortigen Abfall oller bisher treu gebliebenen Stämme, einschließlich derjenigen im Süden, bedeute. Die Truppen verlieren damit zugleich ihr unentbehrliches Treiber- und Wächterpersonal, das von uns trefflich bewaffnet ist. Es würde außerdem zu den schlimmsten Mordtaten bereit sein. Die Situa tion ist demgemäß sehr ernst. Trier. In der hiesigen Garnison deS Generalleutnants v. Trotha meldeten sich4MFreiwilligenachDeutschsüd- westafrika. 150. die angenommen wurden, reisen noch diese Woche dahin ab. Zum russisch.javaniscken Krieg. Tokio. Die offizielle Verlustliste der Japaner in der Schlacht am Jalu beträgt von der Garde tot 1 Ossczier, 20 Mann, verwundet 7 Offiziere 122 Mann; von der 2. Division tot 1 Offizier, 84 Mann, verwundet 13 Offiziere, 305 Mann: von der 12. Division tot 3 Offiziere, 76 Mann, verwundet 5 Offi- z»ere und 263 Mann. ., P«ter-v »rg. Dir Russische Telearavhrn-Agentnr erklärt die Londoner ZeitungSmeldung für vollkommen unbegründet, wonach der «Statthalter Alcxejesk aus gemciniamrS EUuchei, des Generals Kuropatkin und dcS Generals Skrydlow zurück berufen und GrvMrst Nikolajewitsch zu seinem Nachfolger er nannt worden sei Petersburg. Ucberzengt, daß- Japan im Kriege mit Rußland auf China rechne, mit welchem es zweifellos einen Geheimvertrag abgeschlossen habe, rufen die ..Nowosti" die europäische Divlomatic zur einmütigen Abwehr der allen in China interessierten Staaten drohenden Gefahr und zu soli darischen Maßnahmen behufs Lokalisierung des Krieges auf. Eine solche Maßnahme habe in der an die chinesische Regierung gerichteten Erklärung zu bestehen, daß die vereinigten Streitkräfte ver europäischen Mächte nicht etwa mit Abteilungen, sondern mit einer ganzen Koalitionsarmee die chinesischen Territoiren be setzen würden, falls die chinesische Regierung irgend eine kriegerische Aktion zulasse, möge dieselbe von ihr direkt, ihren ungehorsamen Generalen oder ihren Untertanen ausgehen. Es handle sich um die Integrität eines europäischen Besitzes rm fernen Osten. Gleich mutssei in diesem Falle geradezu ein Verbrechen Berlin. Vom Kriegsschauplatz in Oslasien wird gemeldet: Admiral Togo berichtet über die Sperrung des Hasen- einganges von Port Arthur noch, daß acht Schiffe versenkt warden sind durch Auslaufe» auf russische und auch aus lapanische Minen. Zahlreiche Verluste an Offizieren und Mann schaften sind entstanden. drei Torpedoboote beschädigt. Die Schisse des japanischen Geichwaders suchten nach der Aktinn in alle» Richtungen nach den Ueberlebenden von den Sperrschiffen, vermochten ober des dichten Nebels wegen nichts zu finden. Admiral Togo sagte, daß von acht Schiffen fünf beim Einlaufen in die Hafenenge gesunken sind und schließt daraus, daß die Einfahrt für Linienschiffe und Kreuzer voll kommen unpassierbar geworden ist. Diese letzte Expedition, fährt Togo fährt, bat sich zu einem großen, von Heroismus getragenen Drama gestaltet. Die Verluste sind viel größer, als bei den beiden früheren Sperrversuchen. Das stürmische Wetter erwies sich als ein wertvoller Bundesgenosse der Russen. Mit tiefem Bedauern ist zu berichten, daß von den Besatzungen von oier Schiffen kerne einzige Perlon gerettet werden konnte. Berlin. <Priv.-Tel> Vom Kriegsschauplatz in Ost asien liegen folgende Meldungen hier vor: General Kuroki meldet, daß am vergangenen Freitag die erste japanische Armee Fönohwangtscheng besetzte. Die Russen zogen sich kämpfend zuruck unter Preisgabe eines bedeutenden Vorrats von Sanitäts-Ausrüstunasstücken. Die japanischen Aerzte be- handeln die verwundeten Russen. Ans ihrem Rückzuge vom Jalu sind von den Russen große Munitionsvorräte zerstört worden. Jeden Tag ergeben sich weitere russilche Flüchtlinge. Nach einem weiteren amtlichen Telegramm besetzte die zweite japanische Armee Furantun bei Kintschan, nördlich von Port Arthur. Die Eisen- bahn ist zerstört unv die telegraphische Verbindung der Festung mit der Außenwelt abgcschnitten. London. «Puv.-Tel.» Wie aus Tokio gemeldet wird, habe» die Japaner am Sonnabend Dalny betetzi. In Mukdcn benscht Mangel an Lebensmitteln. Niiiischwang ist von den Russen geräumt. Unter de» Fremden in Tsingtau benscht eine Panik, da man eine Metzelei der Chinesen vor Ankunft der Japaner befürchtet. Paris. lPriv.-Tek.) Wie die heutige Ausgabe deS »Ncw- york Heralb" aus Newpork meldet, ist die neue japanische Anleihe dort ungünstig ausgenommen worden. Berlin. <Priv.-Tel) Reichstag. Auf der Tagesord nung si-ht zunächst die Dritte Beratung des Gesetzentwurfs be treffend Aenderirngen im Fi» anzwesen des Reiches. — Staatssekretär Freiherr v. Stengel erklärt, die Verbündeten Negierungen stunden den Vctchlüssen der zweiten Lesung nicht ohne Bedenken gegenüber, namentlich bedauerte» sie die Ableh nung des 8 3. aiiderersctts verleime» sie aber nicht, daß das Gesetz auch in der neuen Fassung ein dankenSwerler Fortschritt und eine wertvolle Grnndlage stir eine weitere Verbesserung im Rcichs- bansbalt und für die Bestehungen zu den Einzelstaaten sei. Daher würden sic dem Gesetz in der vorliegenden Fassung ihre Zustimmung erteilen. — Aog. Pachnicke ssreis. Ver.s findet cs bezeichnend, daß der Bundesrat in dem Entwürfe nur eine Grundlage für die weitere Reform lebe. Der Bundesrat sollte sich doch gesagt sein lassen, daß der Reichstag die Matrikular- beiträge beibeyalten wolle, da ihre Aushebung unbedingt zu neuen Stenern führen würde. — Abg. v. Karborff lReichsp.j wendet sich gegen diese Auffassung. Seine Partei trete durch aus für die Beseitigung der Matriknlarbciträge ein. Das Reich müsse sinanziell selbständig und dürfe nicht ein lästiger Kost gänger der Einzelstaaten iein. — Abg. D-r. Sattler /nat.-lib.) meint, daß der jetzige Zeitpunkt schlecht gewählt sei, um Zukunsts pläne zu machen. — Abg. Müll er-Meiningen sfreis. Volksp.j spricht gegen die Vorlage, die nur einen Schritt auf einem ab schüssigen Wege bedeute. Man dürfe der Regierung auch nicht den kleinen Fiimcr geben. — Die Vorlage wird gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und der freisinnigen Volks- Partei angenommen. — Es folgt die dritte Lesung des Reichshaushalts-Etats. — Abg. Bebel sSoz.s ent nimmt aus der Rede des Kaisers in Karlsruhe eine Bestätigung seiner Auffassung, daß Deutschland isoliert sei. In Italien seien die Sympathien der Bevölkerung, wie der begeisterte Empfang, der dem Präsidenten Loubet zu teil geworden sei, beweise, offen bar für Frankreich. Neberall sehe man ein Wettrennen um große Rüstungen, und an der Asitze dieser Wettrennen habe von den sechziger Jahren an Preußen-Deutschland gestanden. Die Völker hätten die Rüstungen allmählich satt. Das Telegramm, das der Kaiser nach Petersburg gerichtet habe, und in dem es oietz: „Rußlands Trauer sei Deutschlands Trauer!" entspreche der Bolksstimmung in Deutschland nicht. Er selbst wünsche die Niederlage Rußlands gegen Japan, weil das dem russischen Volke zum Vorteil gereichen würde. Ganz Europa habe ein lebhaftes Interesse daran, daß endlich einmal in diesem Lande die Sonne der Kultur aufgehe. Auch in Preußen seien erst aus den Nieder lagen 1806/07 die modernen Reformen hervorgegangen, ähnlich 1866 in Oesterreich. Je schlechter wirtschaftlich und sinanziell Rußland aus dem ostastatischen Kriege hervorgeye, desto sicherer seien wir gegen Einmischunaen Rußlands in mitteleuropäische Dinge. Ohne Rußland werde Frankreich niemals einen Krieg gegen »ns wagen. Redner wendet sich dann zum Etat und äußert seine Befriedigung über Beseitigung^der ^uschußanleihe durch Er höhung ver Matrikularbeiträge. Die allerdings üble Lage der
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