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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.12.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19051209011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905120901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905120901
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-12
- Tag1905-12-09
- Monat1905-12
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Bkzug-.Prel- u, d« HanptezpedMo» oder deren ÄnSgabo» stell« »-geholt: vlrrtetjöhrllch 9.40, bet tügltch zweimaliger Zustellung tut Haus vierteljährlich S.—. Durch auser« aus ¬ wärtigen Ausgabestelle» und durch di« Post bezöge» für Deutschland u»d Oesterreich vierteljährlich 4.50, für die übrige» Länder laut Zeitung-Preislist«. stiedakttou und Sxpedtttonr JohauuiSgass« 8. Telephon Nr. 154 Nr. Nr. 117S verltner NedakttonS-vureaur Berliu «V 1, Dorotheenstraß« SS. Tel. I, «r. 9975, vre-dner dtedakttouS-vurea« DrrSdea-L^Läuueritzftr. 24 Del. t, Nr. SÜSS, Nr. 626. Morgen-Ausgabe. ripMcr. Tageölaü Handelszeitung. Amtsblatt -es Äönigl. Land- und -es Königl. Amtsgerichtes Leipzig, -es Nates und des Nolizeiamtes -er Lta-t Leipzig. Sonnabend 9. Dezember 1905. Anzeiflen-Prett St» «gefpatt«» PeMzetl« kV Vf. KanülK», Wohnung»- «tz Stell«» Auzeig« AO Pf. Finanziell« «»zeig«», GeschöftSauzeigen mrter Text oder au deso»derer Stell« »ach Dartf. Für da» Erschein«» a» bestimmt« Lag« u. Plätzen wird kein« Garautt« übernommen. Anzetgen-Auuahm« LlngrrstuSplatz tt, Eck, JohameMgass«. Li« Expedition ist Wochentag» mnmterbrvche» geöffnet von srüh S bi» «deud» 7 Uhr. FUiaUExpedtttonr lverlt», Lützmostr. 10. « » Lrr-deu, MarEnfir.84. Druck und vertag von E. Polz tu Leipzig Kuh. De. «, ». ch HL Ittt-khardt-. HonmSgebe« Vr. Viktor Klinkhardt. 99. Jahrgang. Var lvicdligrlr vom cagr. * Nach Meldungen de» Gouverneur- Graf Götze» ist die Lage in Sougea wieder ernster, im übrigen aber schreitet die Beruhigung in Deutsch-Ostafrika fort. (S. Deutsche» Reich.) * Der Verband sächsischer Industrieller, der gestern in Dresden seine Generalversammlung abhielt, nahm außer zu der Wahlrechtsreform der Ersten Kammer auch eine Nesolutiou zu Gunsten der Klotteuvorlage an. (S. Artikel.) * Wie da- Reich-taaSpräsidium, so werden auch die Präsidien de« preußischen Landtags am Sonntag mittag im Neuen Palais be» Potsdam vom Kaiser in Audienz empfangen werden. * Die Interpellation Goldstein wird wahrscheinlich am nächsten Donnerstag in der Zweite» sächsischen Kammer zur Beratung kommen. * Der amerikanische Kreuzer „Minneapolis* wird einer Reuter-Meldung zusolge auf den Azoren bereit gehalten, um nach russn chen Häsen gesandt zu werden zum Schutze der amerikanischen Staatsangehörigen. den übergroßen Einfluß de« AgrariertumS sei« der Industrie schwere Wunden geschlagen, sie sei zum Aschenbrödel ge worden, der man zu ihrem Rechte verhelfen müsse. Redner kritisiert alSkann den von der Regierung an gekündigten Gesetzentwurf betreffend Reform der Ersten Kammer in demselben Sinne, wie eS im „Leipz. Tagebl." in der letzten Zeit geschehen ist, und bezeichnet ihn als em Danaergeschenk, da- man von vornherein al« unan nehmbar abweiten müsse. (Lebhaftes Bravol) 27 Vertreter der Landwirtschaft und 5 der Industrie in der Ersten Kammer, das sei eine Mißachtung, wie sie schärfer nicht gedacht werden lönne. Von der Regierung ernannte Vertreter tönntea keinen Anspruch auf das Vertrauen der Industrie haben. (Sehr gut!) Infolge de« Verhalten« der Regierung habe sich eine Erbitterung des Lande« bemächtigt, dre sich die Regierung bei Ausarbeitung des Entwurfs gar nicht vergegenwärtigt habe! Nach Annahme der Vorlage würde die Regierung niemals der Industrie «ine weitere Konzession machen, denn sie könnte ruhig behaupten, die Vertreter der Industrie hätten ja selbst der Vorlage zugestimmt. Er lönne deshalb auch nicht glauben, daß in der Zweiten Kammer nationalliberale Ab geordnete im Wiveripruch mit vorher abgegebenen Erklärungen zur Annahme der Vorlage geneigt seien. DaS würde Verrat an den eigenen Inieressen sein. Daß die Industrie so schlecht von der Regierung behandelt werde, sei zum Teil die eigene Schuld der Industrie. Ein konzi ¬ liantes Wesen, da- der Kaufmann leicht annehme, sei ihr zum Verderb geworden, und mit ihr der nationalliberalen Partei, die jetzt noch Gelegenheit habe, Eharalter zu zeigen und ihn hoffentlich zeigen werde! Redner geißelt weiter das Strebenum, die «such«, Ritter güter, Titel und Orden zu erlangen, und verlangt von der Industrie vor allem Selbstachtung, dann werde sich die Re- gieiUiig schon hüten, solche Geietzeutwürfe, wie den geplanten, zur Reform der Ersten Kammer einzubringen. (Minuten langer, stürmischer Beifall und Händellatschen.) ES wird hierauf einstimmig folgende Resolution an genommen: Die heutige Hauptversammlung des Verbände« sächsischer Ja- duslrirllrr kann in der angrkündigtrn Regier ungOvorlagr drtr. die Vertrelung der Industrie in der Erste» Stünbrkaminer «ine Er füllung der daraus brzngltchrn berechtigten Wünsche bei sächsischen lInsufi-Iellen »tcht erblicken In einer Zubilligung von! fünf Ver tretern von Handel, Industrie und Gewerbe wird eine auch nur einigermaßen angemessene Vertretung dieser für da» fachst,che Er werbsleben wichtigen vrrufsgruppen nicht erblickt werden können. Angesichts der Tatsache, da« die sächsischen Rittergutsbesitzer 22 Vertreter und mit den Besitzern der Stanoeshrrr- lchastrn 27 Vertreter in der Ersten Stäudekammer besitzen. ES muß zudem al» ein kränkende» Migtrauen gegenüber der sächssichrn Industrie angesehen werden, daß den Rittergutsbesitzern La» Recht zuilrht, 18 Vertreter ihre» Stande» nach eigner Wahl in die l. Ständekammer zu ernennen, während die 5 Vertreter vo» Handel, Gewerbe und Industrie nicht von ihren BerusSgenossen gewählt, sondern vom König ernannt werden sollen. Da unter diesen Um ständen die beabsichtigte Verfassungsänderung keine Gewähr dafür bietet, daß die Industrie durch Männer ihre» Vertrauens tu der I. Ständekammer in angemessener Weise vertreten j«ia wird, kann in der Vorlage in dieser Gepalt «ine Verbesserung gegenüber dem bisherigen Zustande mcht erblickt werden. Der Verband hofft da her, daß die Zweite Ständekammer dir Wahl der industriellen Ber- tretrr durch di« Industrie selbst al» unbedingte Voraussetzung für jede Vertretung ber Industrie in der Ersten Ständekammer angesehen und jede Vorlage, welche diese freie Wahl nicht gewährleistet, ab- gelebnt wird. Sodann erhielt da« Wort der Syndikus de« Verbände«, Dr. Gustav Stresemanu zu einem Vortrage über das Interesse der sächsischen Volkswirtschaft an der Verstärkung der deutschen Flotte. Wir werden auf dl« Gedanken dieses trefflichen Vortrags noch zurückkommen. Der Redner erörtert« in ihm vor allem di« volkswirt schaftlichen Gründe, die für eine Verstärkung der Flotte sprechen. Gr gedachte dabet der Wand lung Deutschlands zu einem Industriestaat, der Zunahme der Bevölkerung, des Schiffsverkehr«, der Kapitalsanlage im Ausland, der Exportinvustrie, an der vor allem Sachsen mit interessiert ist. Eine Blolade der deutschen Nordsee würde unS von unseren wichiigsten Zufuhren abschneiden, würde unseren gesamten Ueberseehandel an einem Tage lahmlegen können, und die Wunden, die unserer Welthandelsflotte ge schlagen werden konnten, lassen sich gar nicht auSdenken. Hiergegen Deutschlands Industrie zu schützen, ist Aufgabe der Reichsregierung; sie io diesem Bestreben zu unterstützen, ist Ausgabe aller, welche Deutschlands Weltmarkt- und Welt- machlSstellung aufrecht erhalten wollen und als berechtigt ansehen. BiSher lag die Verlangsamung des deutschen FlottenauS- baues an der Haltung der hauptsächlich maßgebenden Parteien im Reichstag. Neben dem Zentrum, das ja zu ost nationale Fragen lediglich als KompeniationSobjelte für Handelsgeschäfte auf geistigem Gebiete angesehen har, waren eS dl« Sozial demokraten, der Freisinn und die Agrarier, welche sich dem Flottenausbau feindlich gegenüberstellten. Der Redner zeigte dann, wie aber auch diese Parteien als Vertreter der Ar beiter, der Handelskreise und der Landwirtschaft Interesse an der Flotte Haden müssen. Man hofft in den Kreisen der Gegner der Flotte vielleicht, daß die Vorschläge zur DeckungSfrage die Zustimmung der interessierten Kreise etwas abslauen wird. Diese Hoffnung wird sich al« eine trügerische erweisen. E« steht Wohl zu erwarten, daß angesichts de« Ernste« der Lage diejenige kleinliche Phili- strosität verschwinden wird, welch« uns schon so oft dazu ge führt hat, das Notwendige hinau-zuschiebeu. Eine Deckung für di« Ausgaben wirb uuv muß gesunden werden. Daß da gegen der Reichstag und die Industrie, welch« man wirv«r haupttächlich h«ranz,rben will, sich da« Recht der Kritik Vor behalten, »st selbstverständlich und gerade die Industriellen können die« umsomehr, al« wohl heute von allen Seiten an erkannt wird, daß sie bei den abgeschlossenen Handelsverträgen große Opser für die Landwirttchast gebracht hat, welche ein Vielfaches von dem auSmachen, waS durch di« neue Steuer vorlage gefordert wird. E« sprechen aber nicht nur volkswirtschaftliche Gründe, e« sprechen, um die« auch in diesem Kreist kurz zu berühren, die wichtigsten nationalen Interessen für «ine Ausdehnung der Weltmachtstellung Deutschland« und für eine Flotte, welche un« diel« gewährt. Kein Land Europa« ist neben dem insulares England so zur LuSoehuuag über da« Meer Verba«- säcbrftcher Incluttrieller. k. Dresden, 8. Dezember. Die 4. Generalversammlung des Verbandes sächsischer Industrieller trat heute mittag hier im Hotel Bristol zu sammen. Anwesend waren etwa 200 Herren auS allen Teilen SachsenS. Sie begrüßte im Namen de« Vorstandes der Vorsitzende, Herr Komm.-Rat Franz Hoffmann- Dresden mit einer längeren Ansprache, worin er u. a. sagte: Al» wir unS vor 3'/, Jahren versammelten, um durch Ver schmelzung der beiden damals bestehenden Bezirksvereine in Leipzig und Dresden den Grund zu einem Verbände sächsischer Industrieller zu legen, vertraten wir l80 Firmen mit 15000 Arbeitern. Heute sind über 2000 Fabrikbetriebe mit einer Btrrtel Million Arbeitern in unserem Verbände vereinigt. Diese erfreuliche Entwicklung zeigt unS, daß wir un- auf dem rechten Wege befinden und unsere Be strebungen in der lächsijchrn Industrie lebhaften Widerhall finden. Lassen Sie un» hoffen, daß die» auch in Zukunft so bleibt und der Verband zum Besten der sächsischen Industrie erstarken möge. Ehe wir in die Verhandlungen unserer allgemeinen Veriamm- lung eintreten, gestatte ich mir noch, die Herren, die als Gäste in unserer Mitte weilen, herrlich willkommen zu heißen. ES gereicht mir zur besonderen Ehre, alS Vertreter de» Ministeriums des In nern Herrn Geh. RegirrungSrat Steglich bei uns begrüßen zu können, und ich darf wohl ber Hoffnung Ausdruck geben, daß er als Vertreter dieser Behörde mit sich den Eindruck sortnimmt, daß die Bestrebungen de» Verbandes nicht nur im Interesse der von ihm vertretenen Industrie, sondern im Interesse der sächsischen Volkswirtschaft liegen. Ich begrüße ferner an dieser Stelle den Herrn Kommerzienrat Collenbusch als Vertreter ber Dresdner Handelskammer, ebenso Herrn Kommerzienrat Opitz al» Vertreter der Dresdner Kaufmannschaft. Die Ver treter der unS abgeschlossenen Verbände und des Bundes der In dustriellen in Berlin brauche ich an dieser Stelle nicht besonder- zu bewillkommnen, da sie durch gemeinsame Arbeit mit uns schon längst verbunden sind. l.ast dut not least darf ich ferner wohl die Herren Vertreter be» Deutschen Flottenvrrein» und de» sächsischen Landesverbandes de- Deutschen Flottenvereins die Herren General major Krim und Präsident von der Planitz bei uns begrüßen... Von hoher Stelle ist einst da» Wort gefallen, un» sei eine deutsche Flotte bitter not. Manche» ist seitdem geschehen, und wir rerdanken es dem Weitblick unsere- Kaiier», wenn Deutschland nicht mehr an letzter Stelle unter den europäifchen Seemächten steht sondern in seiner Rüstung weiter fortgeschritten ist, ohne damit aber, wie wir hoffen, den letzten Schritt getan zu haben. Daß wir in einer ernsten Zeil leben, daß haben un» verschiebrne Zeichen der letzten Wochen und Monate so deutlich vor Augen geführt, daß es eine Vogelstraußvolitik wäre, sich ihnen zu entziehen. Wa rin» in vieler ernsten Zeit Beruhigung zu geben vermag, da» ist vor allen Dingen die Urberzeugung, daß an der Spitze de» RrichrS ttnd unseres engeren Vaterlandes Monarchen stehen, von denen wir überzeugt sind, daß sie alle» einleyen zum Besten der VolkS- wirtlckiaft in ihren Ländern, und bas es ihnen möglich fein wird, so wie un» bisher durch Jahrzehnte hindurch der Friede erhalten geblieben ist, dielen auch in Zukunft un- zu erhalten, wodurch unS eine gesund» Entwickelung unseres engeren und weiteren Vater lankes gesichert wirb. Die deutsche Industrie nimmt nicht für sich in Anfvruch, ihre Vaterlandsliebe oder Königslreue bei irder Ge- legenheit zu betonen, sie darf aber für sich wohl behaupten, daß sie von keiner anderen Berufsgruvpe an Liebe zur Heimat und An hänglichkeit zur Monarchie übertroffen wirb. Ich bitte Sie, meine Herren, dies zum Ausdruck zu bringen, indem Sie sich von Ihren Plätzen erheben und mit mir in den Ruf einstimmen: „Se. Mairstät Kaiser Wilhelm II. und Se. Majestät König Friedrich August von Sachien Sie leben hoch! Geh.-Reg. Steglich: Die Bedeutung der sächsischen Industrie wie der Inhalt der Tagesordnung rechtfertigt das lebhafte Interesse, das die Regierung an Ihren Bestrebungen nimmt. Wenn die Staatsregierung hier nur durch einen Beamten vertreten fei, so finde das seine Erklärung in ber gegenwärtigen Ueberiaslung durch die parlamentarischen Arbeiten. Jedenfalls aber wünsche die Regie rung den Benrebungen des Verbandes besten Erfolg. Kommerzienrat CoUmdtlsch feiert in längeren Ausführungen das Husammengeben von Handel und Industrie und fordert zu festem Zusammenhalten ans. Komm.-Rat Opitz-Dresden dankt im Namen der Dresdner Kauf- Mannschaft für die Einladung. Nach einigen Bewertungen des Vorsitzenden, die dahin gehen, daß die Industrie ein Recht aus aktive Anteilnahme an der Gesetzgebung habe, erhält da« Wort Hosrat Dr. Kolbe zu einem Referat über die Vertre tung der Industrie in ber Ersten Kammer. Er führt auS, daß diese Frage nicht allein in der TageSpresse einen breiten Raum eingenommen habe, sondern auch vom Verband fäcksischer Industrieller in Generalversamm lungen, Rundschreiben sowie einer auSlübrlich begrün deten Eingabe an die Zweite Kammer behandelt worden sei. Redner geht sodann auf die heutige Zusammensetzung der Ersten Kammer ein, der verfassungsmäßig 27 Vertreter der Landwirttchast angehörien, während Handel und Industrie ganz ohne Vertretung feien. Früher habe der Parlamen tarismus feinen Stolz darin gesucht, der Allgemeinheit zu dienen, während heute die Interessenvertretung übermächtig geworden sei. Durch die Auswüchse der Schutzzollpolitik uuv berufen, wie da« deutsch« Reich, und Ost- und Nordsee sind deutsche Meere, schon durch die jahrhundertlange Geschichte, welche uns auf ihnen die wichtigste» Fragen haben feden lassen. Wir wollen auch nicht vergessen, daß die Ausbreitung unserer Kolonien, die Erweiterung deS deutschen An sehens im Auslande und der Zusammenhang zwischen den in fernen Erdteilen weilenden Deutichcu und ihrem Mutterland« durch die Flotte erst recht wach er kalten, und daß jeder Same deutscher Kultur, der inS Aus land gebracht wird, mittelbar oder unmittelbar der deutschen Volkswirtschaft zugute kommt. Die deutsche Industrie weiß sich deshalb eins mit den besten Traditionen deS deutschen NatioualgefühlS, wenn sie zum Ausdruck bringt, daß sie der von der Regierung gewünschten Verstärkung ver Flotte zu stimmt und ihn dadurch »och erweitert, daß sie den Wunsch ausspricht, den Ausbau der von der Regierung geforderten Ktottenvermehrung in dem Maße zu beschleunigen, wie eS der deutschen Technik möglich ist. Dies zu bekunden^ soll auch die heutige Versammlung unsere« Verbandes sächsischer Industrieller dienen. Hierauf wurde folgende Resolution einstimmig ange nommen: Die heute vom Berband sächsischer Industrieller einberufrn« und au- allen Teilen de« Königreichs Sachsen 'lark besuch!« Veriamm- lung der iächsischen Jnouuriellen stimmt ber Flotttnvorlage der StaalSregierung zu, da sie eine Verstärkung der deutschen Flotte bei dem Umfange de» deut chen Welthandels als vvlkswirlschaslllche Notwendigkeit und al« sichere Gewähr für die Erhaltung be» Welt- frieden» ansieht. Sie erachtet es au» diesem Grunde als dringend erwünscht, baß der Ausbau der Ersaydauten und der durch die Regierungsvorlage neu verlangten AuSlandSkreuzrr «ine Be schleunigung erfährt, zumat dl« Leistungsfähigkeit der deutschen Werste» dir» zuläßt. Generalmajor Keim dankt auch im Name» de« Herrn v. d. Planitz für die Aufforderung, hier zu erscheinen. Es sei auch von praktischem Nutzen, heute hier den Verband Stellung nehmen zu sehen zur Flotteufrage, da der Flotten verein am Sonnabend eme Resolution angenommen habe, deS Inhalts, der ReichStaa möge über die Regierungsvorlage hinauSgeheu. Redner begründet kur) die Stellung des Vor stände« de« Flottenvereins und Werst darauf hin, daß die t'tzige Floltenvorlag« nicht« neiz-s, Indern eine einfache Wiederholung der 1900 abgelebnten Forderungen sei. Neu sei lediglich Vie Erhöhung veS Deplacement» und die Ver stärkung der Kaliber, die durch vie Erfahrung der letzten Jahre begründet fei. Vou ven iu der Anlage ü zum Flottengesetz aufgeführten Linienschiffen seien 17 vollkommen veraltet und müßten rascher ersetzt werden, al» im Gesetz von lSOO vorgesehen sei. Die Werften seien da;u voll kommen im stände, und auch die Personalbeschaffung sei möglich. Innerpolitische Gründe könnten in ver Verstärkung der Wehrkraft nicht maßgebend sein. Generalsekretär Dr. Wend land-Berlin gibt seiner Freude über die Resolution Ausdruck, die sich inhaltlich mit einer vom Bunde der Industriellen bereit« angenommenen decke. Herr Augustin-Meißen dankt dem Vorsitzenden, Herrn Hoffmann, wie Herrn Dr. Straßmann für alle sorgsame Mühewaltung und bringt ein freudig aufgenommenes Hoch aus sie aus. Auf den Jahresbericht de« Bundes werde« wir noch zurückkommeu. Ja den Vorstand wurden wiedergewählt die Herren Edgar R i e tz - DreSven, Syndikus S ch u l z e-Dresven, Arnold o. Schwarze-Plaueu, Langhammer-Eheinmtz und Ernst Stephan Elary, S. Augustin - Leipzig. Neu gewählt wurden die Herren Stadtrat Merkel-Mylau, Kommerzien rat Kirchner (i. F. Kirchner L Eo.)-Leipzlg, Dr. Victor Klinkharvt-Leipzig, Bankdirekter Keller (Allgemeine Deutsche Äreditanstalt)-Leipzia, Dr. Albert SteHe (i. F- Heine <r Eo.)-Letpzig, Alwin Bnuer-Plrna und Siegfried Wolle in Aue. Der Vorsitzende Her« Hoffmann schließt hierauf die Ver sammlung mit einem Hoch auf die sächsische Industrie. Im Laufe der Versammlung waren folgende Huldigungs telegramme abgcsanvt wordenr Sr. Majestät Kaiser Wilhelm. Ew. Kaiserlichen Majestät bittet der heute i» Dresden zu seiner vierten Hauptversammlung zusammengetretene Verband Sächsischer Industrieller den Ausdruck ehrsurchlvollsler Begrüßung übermitteln zu dürien. Insbesondere begrüßt der Berband, welcher sich in seiner heutigen Versammlung ipit dem freudig aufgenommenen Aus bau der deutschen Flott« beschäftigt, in Ew. Maieslät den erhabenen Förderer und Schützer de« deutichen Welthandels und hofft, daß eS Ew. Majestät «nd de» Regierungen der deutschen Bundesstaaten gelingen werd«, wie bisher, jo auch in Zukunft unserem Vaterland« den Frieden zu bewahren, unter dessen Herrschaft sich di« deulsche BallSwirtschaft zu ungeahnter Blüte entfalten kannte. Sr. Majestät König Friedrich August. Die heute in Sachsen- Hauptstadt versammelten Mitglieder des Verbandes Sächsischer Industrieller, welchem bereit- jetzt in seinen zweiiaujendrinhundert sächsischen Fabrikbetrieben mit zweihundert- sünizigtausend Arbeitern mehr al« die Hälfte der sächsischen In- vustrie angehört, bittet Ew. Majestät^ den AuSbruck ehrfurchtsvoller Begrüßung übermitteln und der Hoffnung AuSdruck geben zu dürfen, daß die sächsische Industrie sich jederzeit de« Wohlwollens Ew. Malrfiät versichert halten darf. Deutsches Keich. Leitztt«, 9. Dezember. * Bülow« Rede und das Ausland. Auch die gestrigen Morgenblätter kritisieren in lebhafter Weise die Rede des Reichskanzler« Fürsten v. Bülow. Die „Petit Re- publique" meint, Fürst Bulow habe in die Alarm trompete gestoßen; er erkläre dem deutschen Volke, daß die Stunde ernst und daß es von Gefahren bedroht sei. Die Deutschen seien jedoch im Unrecht, zu glauben, daß diese Gefahr von Frankreich oder von auswärts herein breche; nur ihr Geld fei bedroht. Der „Gaulois" sagt, e« sei schwer festzustellen, ob in der Rede de« Reichs kanzlers der pessimistische oder der optimistische Ton vor herrsche. Wenn Fürst Viilow die öffentliche Meinung nicht zu alarmieren versucht habe, so habe er auch nichts getan, ft« -u beruhige». — Der elajx" memt: V^e aus der Rede de« Reichskanzler« hervorgeht, ist das wich tigste Argument der deutschen Politik in der Marokko frage der Hinweis darauf, daß der Gesandte in Marokko, Talllander, im Auftrage DelcassS- sich dem Sultan gegenüber als der Mandatar Europas aufgespielt habe. Wenn dem so sei, habe Delcass6 einen unverzeihlichen Fehler begangen. Denn Europa hatte mit diesen Ver- ligndlungen nichts zu tun. Durch die Schuld Delcass^s sei Frankreich in die dringliche Notwendigkeit versetzt worden, seine Vorrechte in Marokko mühselig erörtern zu müssen. Die Delcass6 geneigten Blätter, wie die „Re- publique Franxaise" und das „Echo de Paris" erklären, das im Laufe der nächsten Woche er scheinende Gelbbuch werde beweisen, daß sich Taillander beim Sultan von Marokko auf keinerlei europäisches Mandat berufen habe. * Die Lage in Deutsch-Ostafrika. Gouverneur Graf Götzen telegraphiert aus Dar-es-Galaam: Nach einer Meldung der Bezirkschefs von Muansa, Tabora und Kilimatinde erscheint die Ruhe in ihren Bezirken ge sichert. Der englische MissionSbischof Peel in Mpapua er bat wegen der zahlreichen Frauen Schutz gegen etwaige Flüchtlinge aus Kilossa. Da das Hochland dort gesund ist, wurden 25 Mann Marineinfanterie unter Leutnant v. Engelbrecht aus Morogoro abaesandt. Die fünfte Kompagnie unter Oberleutnant Wendland (150 Mann, ein 5-Zentimetergeschütz und ein Maschinengewehr) er reichte am 4. Dezember Morogoro und wird am 12. De zember von Dar-es-Salaam nach Morogoro, vorge schoben werden. Das Bezirksamt in Songea meldet über Kapstadt, daß die Loge wieder ernster sei, da di« Sta tion unter Mangel an Lebensmitteln leide. ES ist an zunehmen, daß inzwischen Major Johanne- mit der 13. Kompagme und Leutnant Schlüter mit 30 Askaris und der Proviantkolonne von Langenburg in Songea einge troffen ist. In den Küstenbezirken tritt eine merkbare Beruhigung ein. * Zur Zurückziehung her benSfche» vefatzunaSbriga-e au» Petjchtlt. Di« deutschen Truppen, die i« Pachtgediet Kiautschou (50 Kilometerzone) stehen, haben Befehl erhalte«, ihre Standorte Kaumi und Kiautschou zu räumen »ud »ach Tsingtau abzumarfchieren. Die deutscheu Truppen in der Provinz Petjchili werden voraussichtlich, e« kommt hier aller- dingö aus den langsamen oder schnelle» Fortgang der diplo- matischen Vorbereitungen an, im alten Rechnungsjahre (bis l. April 1906) ihre Standorte auch noch räumen, da diese Räumung über den 1. April hiuauSdaueru kann, so bat man für das Rechnungsjahr 1906 »och einmal die vollen Kosten für diese Brigade im Etat aogesetzt. Der Reichstag vürftr, da die Räumung von Petschili bei de» Machten beschlossene Sache ist, den vollen Betrag für 1906 kaum bewilligen, sondern höchsten« eine« Teilbetrag, der Haupt- sächlich die Kosten für den Rücktransport enthält. Kür die deutsche Gesandtschaft in Peking soll jedoch, wie bei den übrigen Gelandtschaften, eine dauernde Wach« znrückbleiben und zwar in der Stärke einer frieden-starke» Kompagnie. Da« Nähere werden die Gesandten in Peking noch verein baren. Diese Wache, die au« Mannschaften de« Lsingtauer (S.) Seebataillon» vesteht, wird dann im Etat für Kiautschou mit aujgejührt werden. * Der «lat -e» «eich-tag- pro 1--4 ist jetzt auch aus gegeben worden. Die Ausgabe beträgt 764 500 ^e, mithin 4080 mehr als im Vorjahr«. Die Mehrausgabe beruht auf der Regelung der Beamtengehälter nach DienstalterSstusen und der festen Anstellung von zwei Maschinisten. Der bis herige Leiter der ReichStagSdibliolhek Prof. Dr. Müller soll fortan wegen der Bedeutung und dem Umfang« der Reichs- tagsbibliothek di« Amtsbezeichnung „Direltor der Reichstags- bibliothek" führen, den gleichen Titel allo wie die Abteilungs vorstände der königl. Bibliothek und der erste Beamte der hiesigen Universitätsbibliothek. Der älteste der vier Biblio thekare erhält ven Titel Oberbibliothekar, deu bisher Pros. Dr. Müller führte. * Wildnis Krtedensbedtngungen. Der Tod hat den alten gefährliche» Gegner Deutschland« eher abgerusen, als dieser gezwungen werven konnte, ven Kriegspsav zu verlassen. Immerhin war Witbois Lage eia« verart bevrangte, daß er ven Frieden in« Auge faßte. Allervings tat er vas auf seine Weise und ganz gewiß in dem Glauben, daß er al« kriegführende Macht anzusehen sei. Dieser Wahn,staube mag durch das Verhalten der Englanver über dre Durch- lassung von deuttchem Material vurch ihr Gebier urchr wenig gestärkt worven sein. Wie die „Köln. Volksztg." au« zuverlässiger Quelle erfährt, formulierte Wilboi, als er am Hudup stanv, und zwar wenige Tage vor seinem Tode, folgende Krievensbevinguiigen: l) Ich fordere süc meine waffenfähige Manner se ein Gewehr mit monatlich löo Patronen; 2) ich sorvere mein Land unv mein Vieh zurück; 3) ich verlange für die Folge doppeltes Kapitängehalt. Selb,»- verständlich würde auch nicht eine dieser Forderungen erfüllt worben sein, vie nichts als eine lächerliche Anmaßung dar- stcllen, bei Witbol aber eine Auffassung der Lage verraten, Vie zu einer wahrhaft niederschmetternden Enttäuschung geführt haben würde. ' Die sozialdemokratische Parteileitung Sachsens und der Massenstreik. Die „Dresdner Nachrichten" hatten ,n diesen Tagen der Besorgnis Ausdruck gegeben, daß d,e Drohung mit dem allgemeinen Massenstreik in die Tat umgesetzt werden würde. Die liberale „Dresdner Zei tung" wollte auS gut unterrichteter Quelle erfahren haben, daß die Drohung mit dem Massenstreik nicht bloß leeres Gerede sei und daß man tatsächlich damit rechnen müsse, daß es zu diesem letzten und äußersten Schritte kommen werde. Auf diese Preßäußerungen hin erteilt gestern die sozialdemokratische Partei in ihrem Dresdner Organ die Antwort, indem sie erklärt: „Es sind keinerlei Vorbereitungen für den politischen Massenstreik nn Gange. Da- kann schon de-wegen nicht der Fall sein, weil die Partei erst nach der Verhandlung der Goldstein- schen Wahlrechtsinterpellation im Landtag Beschlüsse über ihr Verhalten fassen wird. Daß bei einer Erörte rung der Mittel, die dem Proletariat zur Verfügung Men. auch de- Maü-M-tt- S«-aM joüt, UA
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