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Frankenberger Nachrichtsblatt und Bezirksanzeiger : 10.12.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-12-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786996049-186912106
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786996049-18691210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786996049-18691210
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Nachrichtsblatt und Bezirksanzeiger
- Jahr1869
- Monat1869-12
- Tag1869-12-10
- Monat1869-12
- Jahr1869
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H46. Freitast, den Iv. Decemver. 1869. Frankenberger Nachrlchtsblatt * und Bezirksanzeiger. Amtsblatt des König!. Gerichtsamtes und des Stadtrathes zu Frankenberg. l---" 1 > . »— . ——> —-.1 . «-» -stME . Erscheint wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich 10 Ngr. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Post-Expeditionen. O e r 1 l i ch e S. Frankenberg, 8. Decbr. In der dritten öffentlichen Versammlung des hiesigen Gewerbe vereins am letzten Montag sprach Hr. Lehrer v. Dos kn aus Grumbach bei Hainichen über die altdeutschen Heldensagen, nachdem die Sitzung mit dem Vortrage des Jahresberichtes der Preus- ker-Stiftung und Empfehlung derselben eröffnet worden. Hr. v. Dosky leitete seinen einstündi gen freien Vortrag mit der Schilderung der 6 altdeutschen Sagenkreise ein, den durch sie be handelten Stoff mittheilend und in blühender Sprache dann das erste deutsche Heldengedicht (Nibelungen) erzählend, wobei er geschickt die Dichtung verwob und zum Schluß die großen Schönheiten der altvaterländischen Dichtungen und deren Werth in historischer Beziehung her vorhob. — Den Schluß des Abends bildeten kleinere Mittheilungen über die Kosten der Fahrt eines Schiffes durch den Suezkanal, über groß artige Leistungen auf dem Felde des Eisenbahn- material-Baues, sowie die Vorzeigung eines gro ßen Kirchenschlosses, im Jahre 1483 gefertigt, und eines alten Vorlegeschlosses, die durch ihre schöne und theilweise originelle Arbeit Interesse erweckten. — Die letzte Versammlung in diesem Jahre wird nächsten Montag abgehalten werden. —— Die Randschrift eines Königs Historische Novelle von M. Ant. Niendorf. (Fortsetzung.) Die Königin war auf einen Stuhl gesunken, st« hörte bald auf baS angststammelnde Mädchen, bald auf ihre eigenen Gedanken und Empfin dungen. „Constanze," hob sie an, „die Furcht und Beklemmung dieser Stunden bat sie tief in das Wirrniß der Muthmaßungen getrieben, und weil Sie so Unerhörtes gethan, Königliches Blut zu vergießen, so fürchten Sie ein gleich Uner hörtes, das daraus folgen soll." „Ach, ich muß es wohl, und ich sehe keinen Ausweg!" „Rein, nein, Constanze — Sie sind jünger als ich, Sie sind bevorzugt vor vielen Sterb kichen, denn Sie sind schön wie ein Engel. Da finde ich eS verzeihlich, wenn ein Mann im Anblick Ihrer Reize momentane Wünsche em pfindet. Ich muß gestehen, daß ich meinen Ge. mahl für die einzige Ausnahme in der gesamm- teil Männerwelt hi-lt. ES scheint solche Auö- nahmen nicht zu geben. — Allein wie ich ihn kenne, so mögen mich selbst die vielen letzten schrecklichen Differenzen, die in letzter Zeit un sere Ehe erleben mußte, doch nicht davon ab- bringry: Der König rächt sich auf diese SPeise nicht, wie Sie fürchten. Ich begreife nun erst, warum er Sie immer die kleine Teu felin im Gespräch nennt; das aber befestigt mich zugleich, daß er Ihnen nicht den geringste<Haß nachträgt. Ihre Erzählung weckt bei mir nur den stärkeren Verdacht, daß hier in dem Fall mit unserm Rädel ein unglückseliges Mißver- ständniß obwalten muß, baS der Himmel uns lösen helfen möge, ehe eS zu spät wird. — Al lein was thun?" Sie sann. „O Majestät, Sie sind mein Engel mit Ih ren Worten. Helfen Sie, retten Sie meinen unglücklichen Geliebten I" „Wenn ich nur könnte!" entgegnete die Kö nigin. „Ich will den General noch einmal sprechen." Und sie ging zur Thür und öffnete sie. Der Commanbant trat an sie heran und sie begann: „Sie müssen die Erecution ststiren, General, die Sache ist durchaus nicht klar . . ." Der General zuckte mit den Epauletten. „Der Befehl ist für mich zu klar, und Se. Majestät verlangt prompten Gehorsam." „Ich befehle eS Ihnen; eS geschieht auf meine Verantwortung!" erwiderte die Königin streng und hoheitSvoll. Allein hier zeigte sich erst recht daS Dämo nische der Folgen beS häuslichen StreitS in der KönigSfamilie und der Niederlage der Partei der Königin. Der General sagte kalt und höflich: „Ew. Majestät Verantwortung würde mir nur die sichere Ungnade des Königs bringen; ich weiß und kenne, waS Befehl ist meines obersten Kriegsherrn und zugleich daS, waS In subordination wäre, die ich mir nie dienstlich zu Schulden kommen ließ." Die edle Frau fuhr sich mit der Hand über die Stirne und seufzte: „Mein Gott, bin ich'ö noch? . . ." Dann sagte sie einlenkend zum Commandanten: „General! Sie können sich ir- ren; Sie und wir alle können die Worte im Bericht falsch lesen; des Königs Handschrift war immer undeutlich." „Das wäre ein Versehen, daS außerhalb mei ner Verantwortung liegt; aber ein nicht befolg ter Befehl liegt innerhalb derselben und fällt mir zur Last." „Aber einem möglichen Versehen wissentlich Vorschub leisten, wäre unmenschlich!" „Das ist Dienstsache, — sie fragt nicht nach Menschlichkeit," replicirte der Soldat. „Nun, da geben Sie wenigstens eine Stunde Aufschub, eS ist erst sechs Uhr. — Wo ist Rä del?" — Und sie blickte zum Vorzimmer hinein, daS ganz leer war. „Ich habe ihn abführen lassen, weil ich ihn von dem Fräulein trennen wollte!" „Wohin, Grausamer?" fuhr Constanze her ein, „doch nicht schon zum Richtplatz?" Diese heftige Aeußerung der Tochter seines Untergebenen verletzte den alten Militär und ec sagte barsch: „Allerdings, in die Wache auf dem neuen Markt, dicht neben dem Galgen, er wird ihn besteigen, wenn der Priester mit ihm fertig ist." „General," rief die Königin im klagenden Ton des Vorwurfs, „muß die Königin vor ei nem Diener des Königs erfolglos stehn, wenA sie zwei Stunden Aufschub dieses Befehls ver- langt? Ich warne Sie, noch bin ich Königs» von Preußen, demüthigen Sie eine solche nicht zu sehr, die Zukunft zählt viele Tage!" Dieser Vorwurf traf, das drohende Wort machte Eindruck; wenn die Königin wieder zur Einigkeit mit ihrem Gemahl gelangte, so war, sie allerdings eine Macht, die man sich nicht umsonst verfeindet. Aufschub von einigen Stua- den widersprach auch nicht seiner Dienstpflicht^ „Aber wozu dieser Aufschub, Majestät?'5. fragte er. „Weil ich eiligst zu allen Ministern und Ea- binetSräthen, namentlich zu Marschall und Thule» meyer schicken will. Sie können die Handzei chen Se. Majestät besser als wir aus langer.. Erfahrung. Wir müssen uns irren, denn ich' sage Ihnen noch einmal, ich halte den Befehl der in dem Bericht enthalten sein soll, für un möglich." „Ich will Boten rufen, thun Sie was Ih nen beliebt, Majestät, aber der Aufschub muO kurz sein. Ich habe die Stafette verhört, auf deren Rücken der König schrieb', diese hat de» Monarchen deutliche Worte gehört, welche als» lauteten: Frisch auf der That muß die ErecutioM vollstreckt werden!" „Frisch auf der That!" — wiederholte schau- derno Constanze; „befördern Sie Rädel.nach- hier zurück, General, entfernen Sie ihn von der Nähe deS Hochgerichts!" Der General sah auf die Königin, die Könk«» gin nickte. „Auch daS will ich thun, wenn Sie bieS be ruhigt!" Und er ertheilte die Befehle, um di» CabinetSräthe aufzutreiben und Rädel zurück- bringen zu lassen. Der alte Pannewitz brachte zuerst den Mini ster von Marschall an, welchen er bei Rädel'» Abführung, den er begleitet hatte, auf dem Weg» getroffen. Marschall war befreundet mit des Obersten Familie, wußte von der Liaison der schönen Constanze mit dem Rädel und galt al» Haupt der polnisch-sächsischen Partei, die eine vermittelnde Roll« einnahm. Dabei war er wohi zwanzig Jahre lang CabinetSsecretär und Raths! deS Königs gewesen und berühmt durch sein» Erzählungen über die seltsamen Mißverständ nisse, die die Undeutlichkeit der königlichen Hand schrift hervorgerufen. Er galt also als unfehk-^ barer Entzifferer der königlichen Hieroglyphen» Die Königin und Constanze flogen ihm ent^ gegen, wie ihrem Retter; allein statt ihm schwel» zend die königliche Marginalresolution zur Pri^ ung hinzugeben, fragte die Angst von vorn herein und die Noth klagte: „Man will de» Rädel hängen, weil'S hier geschrieben stehn soll» Helfen Siel Retten Sie!" Er nahm daS Schriftstück, setzte sich an'» Fenster und las. Der General stand vor ihm^
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