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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 10.06.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19140610021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1914061002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19140610
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1914061002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1914
- Monat1914-06
- Tag1914-06-10
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Hdr»a-Ilttg-br «7 tn^ün« »,s«M»ü,p»d«'"«tza«^ Mittwoch, 1V. Juni 1V14. Telegramm-Adresse: Nachrichten Lres-eu. 1888 Druck und Verlag von Liepsch äc Reichardt in Dresden. HauptgeschLftssteller rNarienstrafte 28/V). Sammelnummer für sämtliche Telephonanschlüsse: 25 241. Nachtanschluß: Sstvll. >«set,e«-Tarts. Nnnahm« »on »nlü«. dwunzen dt» nachm »Uhr. Sanato», mir Marirnftrah« »« »an »I dt» >/.» Uhr. Dir rtnlpallige Aettr <«twa « Stldrn» «, Pt., dir »«rtlpalttge Zktle aus lutsrtlr 70 Pt. die zwetspatt. ReNanievtle I.5N M.. gamtlien. Nachrichten au» !pr«»- den die «tnlpall.^ei»« 2t Pt. — In Nu«, mern nach «»«n-und Yeiertagan rrhihler uarts. — Au»a>Lrlide NuslrLge nur gegen Vorau»de>ahlung - Jede, Bete,dla,iw HU. chmucknn« vaerinatiotzae s»mlni»»an. k«.. Vaestmck unck SalaitzunU von Akaetpaptaean. KintüaunU von Line-, VIvIckanckanavßalnan unct auaUaioaian ekkaittan. chchttniMU i»us»nckae Aaoßnunuan u. Sokootcvorkokr. kn- unck Vaeicauk keamckae Salckaoetan. Vre8äner Hanclel8bank ^Lt1sn-OvssH8dLLk1) 08tra-^llee 9. !^,Lusm.u'.p'«,u.'u": - 8cklsck1kof>in8 7. KinriotiunL unck oiaicontiaeunL von Vikaotiaain. Vortvallunu von l^setpapiaran, sowia kuidawatzcunL Lssotilososnor vspot». —— Vormiotunk von tsuor- unct «inbrucksicNsron Sstss untsr VssscNIuk ckss Mistors unct dlitvsesobluk clsi- Sank. ALrv oi5ige Lsfsv a« Dienstag abend. Der König tritt am IN. Juli eine längere Erholungs reif« nach Gand bet Täufers in Tirol an. Zur Ausbildung im Pionierwesen sind bei dem Ptrnaer Pionier-Bataillon 100 Unteroffiziere von allen Truppenteile« LeS 12. Armeekorps eingetroffcn. Die vudgetkommission ücS preußischen Abgeordneten hauses nahm die Besold» ngsnovelle im ganzen an. Im Frankfurter Galvarsan-Prozcß wurde der Angeklagte Waßmann zu einem Jahr Gefängnis ver urteilt. Ribot hat PoincarS mitgetetlt, daß er die Bildung de- Kabinett- offiziell übernehme: Viviani hat die Ucber- nahme deS Unterrichtsministeriums abgelchnt. Die gegen die antimilitartstische Propaganda gerichteten Aeutzerungen des italienischen Ministerpräsi denten führten zu neuen Ausschreitungen. Die Schließung der griechischen Kirchen und Schulen in der Türkei hat auf die Pforte einen tiefen Eindruck gemacht: die Blätter dürfen darüber nicht berichten. Der japanische Gesandte in Mexiko und et» AttachS werden vermißt: sie sind vermutlich in die Hände der Aufständischen gefallen. Gute Amsichte« skr ein Muiftnium Mot. Ribot hat Poincar^ mitgeteilt, daß er dte Bildung ve- Kabinetts offiziell übernehme. Trotz der Bitte Rtbots weigert« sich Bivtani endgültig, das Unter richtsministerium zu übernehmen. Ribot sicherte sich die Mit hilfe von Deleaffe, NoulcnS, Clemcntel, Jean Dupun und L^on Bourgeois, der, wie es heißt, das Ministerium LeS Aeußeren übernehmen wird. Ribot erklärte einem Berichterstatter: Die Unter stützung, die ich gefunden habe, bietet mir gute Hoffnung, meine Aufgabe zu Ende zu führen. Irgendwelche An gaben über die Zusammensetzung meines Ministeriums kann ich noch nicht machen. Das einzige, was ich sagen .kau«, ist das, -aß das von mir gebildete Kabinett eine ««-gesprochene Richtung nach links haben wird. Geplant ist folgende Besetzung des Ministeriums: Präsidium und Justiz: Ribot. Aeußeres: Bourgeois, Krieg: Noulens, Marine: Delcasse, Finanzen: Elemente!, Inneres: Paul Straub. Unterricht: Desto»,e. außerdem werden noch genannt: Dupuy, Chautemps, Pcr,- tral, LeSnard und David. Dte Beurteilung des geplanten neuen Ministeriums 1« der französischen Presse ist eine sehr verschiedene. Der »Figaro" begrüßt bas kommende Ministerium Ribot mit lebhafter Freude, indem er schreibt: An der Spitze -eS Kabinetts wird einer unserer glänzendsten Staats- mtntfter stehen» dessen bloßer Name eine Bürgschaft für «ine vernünftige praktische Lösung der beiden groben Fragen des Tages bildet, die Aufrcchterhaltung des DrotsahrSgesetzeS und die Anleihe. Ribot muß sich auf die ZotneSauSbrüche und die rücksichtslosesten Angriffe des Blocks gefaßt machen. Aber man weiß, daß die Mehrheit, derrn sich die Radikale» und Sozialisten erfreuen, ein Bluff ist. Wenn Ribot sich nicht etnschüchtern läßt, dann wird er in der Kammer eine feste und beständige Mehrheit finden. Die bonapartistische „Auto rite" meint: Selbst wenn eS Ribot zuwege bringt, ein Ministerium zu bilden, so glauben wir. Lab dessen Tage gezählt sind. Der „Rabtcal", das Blatt der geeinigten Radikalen, schreiSt: So paradox cs klingen mag. so können wir sagen, daß die Versuche Rtbots, ein Ministerium zu bilden, uns keineswegs mißfallen. Seine Politik ist klar. Niemand ist imstande, besser unserer Partei die Disziplin und dadurch den Sieg zu sichern. Denn »vir haben die Mehr heit. JaureS schreibt in der „Humanite": Es hängt von Ribot allein ab. ein Ministerium zusammenzubringcn Wenn man will, findet man immer zwölf Männer und guten Willen. Aber Ribot könnte nur von dein VerrateöerNadikalcn leben. Ich hoffe im Inter esse der radikalen Partei und Frankreichs, sowie Ribots selbst, Las, dieser Verrat nicht Vorkommen wird. Die Re publik ivürde diesen sehr zu büßen haben. Neueste Drahtmelduage« vom 9. Juni. Die verworrene Lage in Mexiko. Newyork. Nach einer Depesche aus Veracruz geht infolge der Aufhebung der Blockade In Tampico von neuern das Gerücht, daß Huerta.in allernächster Zelt, vielleicht schon vor Mittwoch abend, abdanken werde. In der Hauptstadt wird sogar erklärt, seine Abdankungscrklärung sei bereits vorbereitet und in der englischen Gesandtschaft niedcrgelcgt. Es wird ein Flugblatt verbreitet, das die Bevölkerung ausfordcrt, Huerta an der Flucht zu verüinderir, und seine Verbrechen aufzählt mit der Erklärung, daß der Gerechtigkeit nur durch seine Hinrichtung Genüge ge schehen könne. Washington. Admiral Badger meldet, daß die Kanonenboote der mexikanischen Bundesregierung gestern nachmittag Tampico verlassen hätten und nach Puerto-Mexiko zurückgekehrt seien. London. „Daily Telegraph" meldet aus Mexiko von gestern, daß der japanische Gesandte in Mexiko und ein Attachs vermißt werden. Sie hatten sich nach Manzanillo zum Besuch des japanischen Kreuzers „Jzumo^ begeben und fanden auf dein Rückwege in der Nachbarschaft von Sayula die Etsenbahnverb'ndung zerstört. Seitdem fehlt jede Nachricht von ihnen. Die Bewohner von Sayula haben sich gegen die Regierung erhoben und sind zu den Rebellen übergcgangen. Die Regierung hat von Guadalajara Truppen abgeschickt und sic durch eine flie gende Kolonne aus der Hauptstadt verstärkt, da man bc- fürchtet, daß die beiden Diplomaten in die Hände der Auf ständischen gefallen sind. Seine Reise des Kaisers nach Marienbad. Berlin. sPriv.-Tcl.s Das Königliche Obcrhvfmar- schallamt teilt mit. daß hier von einer Absicht des Kaisers, nach Martenbad zu gehen, um seinen Sohn, den Prin zen Adalbert, zu besuchen, nichts bekannt ist. Die Erkrankung des Großherzogs von Mecklenbnrg-Strelitz. Berlin. Nach her Meldung eines hiesigen Blattes ist beim Großherzig von Mecklenbnrg-Strelitz in der letzten Nacht eine Entzündung der Ohrspeicheldrüsen fcstgestellt worden. Temperatur und PulS sind ni* mal. Doch ist der Zustand des Kranken andauernd ernst. Die Ausbildung türkischer Prinzen in Deutschland. Berlin. (Priv.-Tel.j Am Freitag treffen dte zu ihrer militärischen Ausbildung nach Deutschland entsandten tür kischen Prinzen, Osman Fuad Effendi, Djemal Eddin Effenüi und Abdul Halim Esscn-i, denen drei türkische Offi ziere als persönliche Adjutanten beigegeben sind, in Be gleitung ihres Milttürgouverneurs, des früheren Attaches an der Botschaft in Konstantinopel Oberst v. Strcmpel in Berlin ein. Sic werden jedoch hier nur einige Tage vcr- weilen, und sich nach ihrer Vorstellung beim Kaiser nach Wiesbaden begeben, um sich dort erst in der deutschen Sprache zu vervollkommnen. Aktiven Dienst bei deutschen Truppen teilen sollen die drei Prinzen aus Wunsch des Sultans erst nach einjährigen» Aufenthalt in Deutschland und nach Poll« endung ihrer Studien unter deutschen Lehrern tun. Internationale Luftfahrzeug-Ausstellung in Berlin. Berlin. Der Verein Deutscher Motorfahrzeug-Indu strieller hat zusammen mii dem Kaiserlichen Automobilklub und dem Kaiserlichen Aeroklub beschlossen, in der großen >ur Bau besindlichcn Halle an» Kaiscrdamme eine internatio nale Luftfahrzeug-Ausstellung zu veranstalten» Die Erössnung soll Anfang November erfolgen. Das Programm des Fürste» Wilhelm. Berlin. Die „Politische Korrespondenz" »neidet auS> Durazzo: Die Meldungen von angeblichen Ucbcr- sicdclungöpläiicn des fürstlichen Hofes riefen an den unterrichteten Stellen in Durazzo Erstaunen hervor. Der Gedanke einer Ncsidcnzvcrlcgung hat bctin Fürsten Wilhelm aus politischen und persönlichen Gründen nie mals Raum gewonnen. Er hat der gegenwärtigen Er» Hebung gegenüber nur das Prograinm: Anwendung aller verfügbaren Mittel zur friedlichen Beilegung der Streitig keiten, für den Fall ihrer erfolglosen Erschöpfung Nieder- ringung der von der großen Mehrheit der Albaner ver urteilten Erhebung mit Gewalt. Tödlicher Unfall des Oberste» Schöler. Danzig. In der letzten Nacht ist der Kommandeur der Trains deS l., 17. und 29. Armeekorps Oberst Schöler von einem Eisenbahnzuge überfahren und ge tötet »vorden. Schöler kam mit seinem Pferde von Adlershorst und wollte noch Langsuhr. Das Tier kam rciterlos um 12 Uhr nachts auf dein Kasernenhosc an. Da man ein Unglück vermutete, begab man sich auf die Suche nach dem Obersten und fand ihn in der Nähe des Renn platzes tot auf. Mühlhausen—Budapest im Flugzeug. Budapest. Der deutsche Flieger Linnekogcl ist mit einem preußischen Offizier und einer Dame als Fluggästen heute früh aus Mühlhausen hier cin- getroffen und vom hiesigen Aeroklub empfangen worden. Die Griechenversolgungcu in der Türkei. Athen. Alle hiesigen Zeitungen geben dem Gefühle lebhaften Unwillens in» Lande Ausdruck »vcgcn der Verschärfung der Verfolgung der Griechen in Thrazien und .Kleinasien und fordern die Regierung auf, wirk same und endgültige Maßnahmen gegen die geplante Aus rottung deS griechischen Elements in jenen Gegenden zu treffen. Die neu ankommender» Tausende von Flüchtlingen bildeten eine schwere wirtschaftliche Gefahr für Griechen land. Die Schließung der griechischen Kirche« in der Türkei. Soustantinopcl. Die Schließung der griechisch cch Kirchen und Schulen, die das Patriarchat der Pforte gestern nachmittag in einer offiziellen Note mitteilte, hat hier einen tiefen Eindruck gemacht. Den hiesigen Blättern- ist verboten worden, Meldungen darüber zu bringen. Ossenbach. Unter Hiuterlassung beträchtlicher Schulde» ist der Gemeindearzt Dr. Karl Roth verschwunden. Newyork. Der Arzt Dr. Dunna, Bürgermeister der Stadt Duquoin in Illinois, ist von einem Farmer namens Joplin erschossen »vorden, angeblich weil sich der Arzt weigerte, Joplins schwer erkranktes Kind zu behandeln, bc. vor die alten Schulden bezahlt worden seien. -M« i« der Valerie «raold. Hobler bleibt «in Umstrittener, einer, der auch heute noch nicht ohne weiteres «inzuordnen ist — Las macht ihn natltr- lich viele« recht unbequem. Im Lager der Kunst selbst sind ihm und seinem persönlichen Stil die leidenschastlichsten Gegner erwachsen. Hodler hat sich den Angriffen gegenüber, denen er namentlich seit seiner höheren Bewertung auf dem Kunftmarkt auSgesetzl war, immer einer vornehmen Zurück- Haltung befleißigt, velmmtltch aus der Ueberzeugung heraus, daß es für «inen Künstler Wichtigeres zu tun gäbe, als mit Lorten zu streiten. Biel und starke Gegnerschaft bedingt immer daS Vorhandensein intensiv bewegender Ursachen. Dies« sind denn auch in hohem Maße in Ferdinand Hoblers Kunst vorhanden. Wer sich einigermaßen «knen Ueberblick über den Entwicklungsgang des Schweizer Meisters ver schaffen kann, muß zu der Ueberzeugung gelangen, daß man in Hodker «in« Persönlichkeit mit erstaunlicher Konsequenz t« der Verfolg»«» für richtig erkannter Ziele zu sehen hat. Hodler war schon «in Ganzer, als er sich zu der Wandlung seiner gesamte« künstlerischen Anschauungen entschloß. Ge- rade dk Kollektion in der Galerie Arnold gibt Gelegenheit, den Künstler von einst und jetzt in wichtigen Erscheinungen seiner Produktion kenne» zu lernen. In seiner früheren Epoche lst der Einfluß der französischen Schul« -eS 1V. Jahrhundert» deutlich nachweisbar. Gin junger Stier auf der Weide lst durchaus Schule Manet, so wohl tu der Feinheit der Bestimmung deS Gesamttons, wie 1« der Sicherheit LeS malerischen Ausdruck-. Eine ganze Reihe von Landschaften, darunter eine mit köstlicher Behand lung von Licht- und Schattenpartien, zeigt da» Walten einer ungewöhnlichen, sehr fein organisierten Künstlerpersönlich. k«it. Gerade diese „alten" Stücke, die so erstaunlich modern wirken, sind ein Beweis für die starken Werte Hobler». Ein äußerer, zwingender Grund für eine radikale Wandlung lag gewiß nicht vor, denn in der Richtung der ersten Entwick lung lagen bequem« Erfolg«, Ruhm, Auszeichnungen er hätte ohne viel Mühe der Früchte teilhaftig werden können, deren Reife durch Len Kampf von fünf Jahrzehnten in der französischen Schule vorbereitet war. Aber die innere Stimme triumphierte laut und vernehmlich übet die glatte Bahn. Hodler zählt zu denen, die ihrer Kunst nur mit der äußersten Verfolgung ihrer einmal gewonnenen Ueberzeugung voll dienen können. Bon der französischen Schule, deren Quali tät seine früheren Arbeiten bekunden, trennte ihn, den Sohn der imposanten Bergwelt, die unabweisbare Neigung zum Monumentalen, wie er sie bet seinen, auf reinen Koloris- mus gestellten Vorbildern nicht finde» konnte. Vielleicht hat man in Zukunft auch von dem Bildhauer Hodler, der eben die erst« Porträtbüste einer leidenden Frau vollendet hat, interessante Aufschlüsse über seine Gesamtpersönlichkeit zu erwarten. Dte Wandlung seiner malerischen Anschau ungen war durch sein Streben nach Monumentalität auf große Flächen bedingt. Ihm genügte die Farbe als reines Ausdrucksmittel seiner künstlerischen Ideen nicht mehr, er suchte, die Bedeutung der Linie in Verbindung mit dem KoloriSmuS zu höchster Vollendung zu bringen. Auf diesem Wege mutzte er zum Expressionismus gelangen, besten her- vorragendster Vertreter er in durchaus maßvoller Weise ge worden lst. Di« Schul«, die sich auf sein Lebenswerk — so weit es setzt vorliegt — aufbaut, hat ihn leider oft bedenk- ltcherweise „überhodlert" und dadurch in manchen Kunst kreisen den Meister selbst nicht unerheblich geschädigt. Er hat sich «ine ganz gewaltige Aufgabe gestellt, nämlich die beseelt« Ausdruckskunst mit außerordentlicher Vereinfachung -er Linien aus Wandslächen zu bieten. Eine robuste Natur könnte solchen Zielen mit starkem Willensaufwand rascher näher kommen, als «in« sensitive, die von Hysterie nicht völlig frei ist. Dieser Künstler hat mit beträchtlichen inneren Hem mungen zu kämpfen. Er ist bei dem Streben nach Einfach heit nicht selbst einfach geblieben, seine Ideenwelt treibt ihn zu Komplikationen im Stofflichen, die dann in der Wieder gabe nicht immer eine» freien, leicht verständlichen Ausdruck finden. Hier ist dann wirklich «ine Handhabe für absprechende tzeurteilnng, obgleich das rein Künstlerische davon nicht ge troffen werden sollte. Man sieht von Werken der allerletzten Schaffenszcit nicht viel, aber wesentlichen Schwankungen ist er wohl nicht mehr unterworsen. Seinem Ziel, die große Bewegung scstzuhaltcn und in ihrem vollen Schwung wieder- zugeben, kommt er in dem „Mäher" und dem „Holzfäller" nahe, Stücken von bedeutender Aktivität und innerem Leben. Es gibt unter den Lebenden wenige, die ihm das nachmachen können — von den Dresdnern hat manchnial Sterl einen Zug davon. Sorgfältiges Studium und liebevolles Eingehen verlangen die Werke, in dem Monumentalität und Symbol- vereinigt sind. Mit flüchtigem Betrachten kann nur brr äußere Eindruck festgehalten werden, nicht der tiefere Sinn. Die „Entrückte", eins -er stärksten Schöpfungen in dieser Sammlung, zeigt eine Frau, deren gespreizte Haltung der Hände (von der Hodler einmal nicht loszukönnen scheinet befremdet, aber als Ausdruck eines Zustandes lst das Werk von einer ganz merkwürdig suggestiven Kraft. Die zwei Blaugeklcidetcn -er „Heiligen Stunde", überzeugen immer mehr, je lebhafter man sich mit ihnen beschäftigt — ein er greifender. farbiger Zusammenklang, Stille und Weihe sind> hier eng verbünde»». Auch der prachtvolle, blühende Akt gegen freie Lust zählt zu den Kostbarkeiten der Kollektion. Schwächer sind einige Landsknechttypcn — die.»»gerahmte' große Skizze ist inhaltlich leer und sollte lieber im Atelier- zurückgchalten werden. Die kleinere Studie ist nach der charakteristischen Seite hin vertieft, aber hier fehlt auffällig, »vtc so häufig bei Hodler, die Wucht, die innige Verbindung »ntt dein Boden. Man wird die Empfindung nicht los, als könne man diese mit der Erde so wenig verwachsenen Lands-- knechte einfach umstoßen. — In Porträts sieht man viel: Treffliches mit echt Hodlcrischek Note, namentlich in Fraueu- köpfen. In der Landschaft ist er ungleich — eine Studie „Bach und Fels" wirkt bunt und schwach, aber einige Im pressionen vom Genfer See gehören »vieder z» dem Besten, was vorn Künstler zu sehen ist. Wer ihm ganz nahe kommen will, versäume die Betrachtung der Kohlestudien im ersten Stock nicht, von seiner Handschrift verraten stc viel. ds<
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