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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.03.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189103208
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910320
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910320
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-03
- Tag1891-03-20
- Monat1891-03
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.03.1891
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Kuh S'/, Uhr. Retaktiin und LrprdUion Johannetgosse 8. -Prechstunten der UedaNwn »«nntttag« 10—1» Uhr. ««chmttta,» »— S Uhr. ^ ^ ** ü>' tt»4 der ftr dt« »Lchfts«lim»d« N««««r »<fti««te» I«sera»e a« V»<e«t«seu »t» 2 Uhr Nachmttta«», «» Tolir- ««» Aefti«,r« früh bi«'/,» Uhr. 2» de» Filialen für Ins.-Änuahme. vttt Rle»»'« E«rli«. (Älfretz Hatz»), U-tversiiät-strab« 1. Vau«» Lisch«. Kathmturnstr. 14, pari, und König-Platz 7, »ur bis ' ,2 Utzr. NMM Anzeiger. Organ för Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. AbormemeittSpret- vierteljäbrlicb 4", Ml. in Alt-Leipzig, inet, Bringeriodn 5 Mk. durch di« Post bezogen «i Mk. Einzelne Nra. 20 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren tür Extrabeilage» iin Tageblatt-Format gesalzt) atzue Postbejörvenuig SO Mk., »tt Postbeförderaug 70 Mk. Inserate ü gespaltene Petit,eile 10 Pf. Größer» Schriften laut uns. Pretsverhetchutß. Tabellarischer u ZIfiernsatz nach hohen» Darts. Neclamen unter dem Redactton-strtch dt« »aelpall. Zeile.»Pf.,vorden Fa int l ten Nachricht«» die 0 gespaltene Zeile 40 Pf. Inserat« sind stet? an die 4ff;pedttt»» scndcn. — Jlabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumenu»!» oder durch Post nachnahme. 7S. Freitag dm 20. März 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. We»m Rriuiauua d«r GeschäftSrän«« der Verwaltung nufere» Wasierwerke» bleiben dieselben rten»ta». de» 81. lsd«. Mo», für den Berkehr mit dem Publicum geschlossen. Leipzig, deu 17. Mürz löSl. Ter Rath tzer Stahl Leipzig. Io. 11SS. vr. Grorgt. LtchoriuS. Wege» Sieiuigung der Local« bleiben die Geschäfte de» Leih- Hause» uud der Sparkasse um Srettag, de« NO. «Lr, 18»1 «setzt. ieipzig, den 12. März 1891. Le» Math» Deputation für Lettztzau« mrtz Spareasse. Vermietung. Im frühereu MathtzluSgrnndstück in Leipjtg-Plagwttz «st der IM Erdgeschoß nach der «tirzen Strafte heraus zwischen der Durchfahrt und dem zweiten Hau-eingange gelegene Raum nebst deu darüber im Zwischenstock befindlichen beiden vscalen, sowie «tue im III. Lderaeschoft nach derselben Straß« zu gelegeue, au» 0 Zimmern und fonstigem Zubehör besteheude Wohnung vom 1. April dsS. Jahre- oder einem späteren Zeitpunct au gegen halb- jähriae Kündigung anderweit zu vermielhen. Miethgesuche werden aus dem hiesigen Rathhause, I. Ldergeschoß, Zimmer Sir. 8, rnlgcgengeuoinmen. Leipzig, deu 1«. März 1891. Der Rath per St«pt Leipzig. »rgt. Krun I». 1128/29. vr. Geor umbiegel. Wohnuugs vermitlhung. Dt« im 2. Lbergrschost de- der Sladigemeiude gehörigen Hausgrundstück« Brühl Nr. 80 gelegene nruuorgertchtrte Woh nung, bestehend au» 8 Stuben, b Kammern, 1 Küche, sowie Boden- raum uud einer KeNerablhrilnng, ist vom l. April diese» Aahre» au gegen cinhalbjährige Kündig»»» anderweit zu vermirthen. Miethgesuche werde» aus dem Ralhhause, 1. Lbergrschost, Zimmer Nr. 8 entgegeiigenomine», woselbst auch sonst etwa gewünscht« Aus kunft erthetli wird. Leipzig, da» 17. März 189 t. Ter «attz »er St«»t Leipzig. vr. ideoegt. Wagner. Vermiethnng. Ein 1a der tzau»flur des der Stadtgemcinde gehörigen Hau», arundstöck; NeichSstratzr Nr. 7 befindlicher vrrkansSstan» ist sosavi oder vom 1. April dss. Jo. an gege» einvierteisährtge Kniidtgnng auderweir zu vermieihe«. Methgeluche werden aus dem Nachhalls», 1. Etage, Zimmer Nr. 8 entaegengcnommen, woselbst auch soust etwa gewünschte Auskunft crcheili wird. Leipzig, deu 18. Mürz 1891. Ter Math der Stadt Leipzig. I». 87K.Vr. Georg«.Wagner. Da« am 81. August 188« unter Nr. 798 vom Unterzeichneten Polizetamt für die ledig, Marte Martha Sedmann, geboren am S. April 1872 zu Schlichen, auSgesertigte Dienstbuch ist er statteter Anzeige zufolge verloren worden, was zur Verhütung von Mißbrauch hiermit bekannt gemacht wird. Leipzig, den 17. März ,891. Tas Polizei««» Per Stadt Leipzig. IV. 1üb4. Bretfchnetdrr. Steckbrief. Gegen dea uateu beschriebene» Kaufmann >«gast Hermann La««ttzsch. geb. zu Riesa am 9. Derember 18S6 und zuletzt in Leipzig-GohltS wohuhast gewesen, welcher sich verborgen hält, soll eine durch vollstreckbares Unheil de» Königlichen Schwurgerichts zu Leipzig vom 22. Rovembtr 1390 erkannte Geiängnlßstrafe von einem Jahre vollstrrckt werden. Es wird ersucht, denselben zu verhaften, in da- nächste LmtSgertchtSgesängniß abzuliefern und Nachricht anher zu gebni. Leipzig, de» IS. März 189l. KSnigltch« Staatsanwaltschaft. vr. Nagel. Beschreibung: Alter: 84 Jahre; Statur: kräftig; Stirn doch; Augenbrauen: braun; Nase: proportionlrt; Zähne: desec»; Gesicht: rund; Sprache: deutsch; Größe: 168'/, cm; Haare: braun; Bart: blonder Bollbart: Augen: grau; Mund: proportionirt; Kinn: rund; Gesichtsfarbe: gesund. Besondere Kennzeichen: Geht mit dem linken Beine lahm. Sonnabend. deu 28. März c., von BornitttagS 10 Uhr an, soll im Geschäftszimmer de» Proviant-Amte» Leipzig, Pleisttnburg, Lhurmhau« 2. Stock 1 Partie Roggenklete, Kehrmedl un» Haferspreu össeutlich an den Meistbietende» gegen sofortige Baarzahlung ver» sieigert werden. Leipzig, de» 17. März 1891. K. Pro»i«nt-A«». Städtische Fortbildungsschule für Mädchen (ThomaSmchhof 24) Zu der am 20. und 21. März Vormittags von 10—13 und Nachmittag» von 2—5 Uhr stattfindenden Ansftrllnna der »eib lichra Handardeiten, der Zeichnungen und der Arbeiten der Ktudergartrnabthetlung ladet hierdurch ergebenst ein. Leipzig, den 17. März ,8Ul. Dir. l. keimer. Bekanntmachung. Am Donnerstag, dea 26. März vr., werden bei der unter zeichneten Fvrtifüatio» meistbietend gegen baarc Vrzahlniig versteigert: Iingcjähr 20 HolzLxie, 10 Veile, 2 Strinwagrn. 24 Karren. SO Traaebander, 1 Prahm. 4 Taue, 2 Hand rammen, 42 Aust- und Zimmrrkiammcr». 20 Nnft- ftränge, 2000 alte Sandsacke. 77 Lpaicn. Vit Schau fel» brzw. Schippen. 120 vorlegcschlössrr, 0 Paar Wasserftirfkln, 2 Trcimalwaagr» mit (slewichtcii. »er ichirdcne Werkzeuge und «crättzr. 1 alter eiserner «Lafsenschrant. «lte Schränke, Tische, Tischplatten, Aetftbretter» Aeiftschienr» «. Außerdem sä 000 Ziegelsteine, Nesernc Vohlen und Bretter, etwa 28 Ltr. alte» Schwicdecisen. 22 8tr. «lte» «ustetse» re. Beginn früh 0 Uhr aus dem Aeftungt-Schizi'bssr. Torga«, den 16. März 1891. Königliche Kortisication. Italien unter Nudini. Da» neue Ministerium in Italien scheint sich bester ein lunchten, als man allgemein erwartet batte. Durch die a:> gekündigten irrsparnisse ist der HaupIangrisiSvunct der Lpvc sitiou bi» auf Weitere» beseitigt, und abgesehen davon sind di« Schreier durch die Erklärungen Rudini's über Äatalirn» Berhältniß zu Frankreich entwaffnet. Eri-pi bat schon wieder holt Gelegenheit gehabt, die neue Regierung im Kampfe gegen ihre Widersacher zu unterstützen, und besonder» war e» sein Eintreten für die Vorrechte der Krone, der Anfrage Bonahi » gegenüber auf Au-legung de» Artikel» 5, betreffend Ver wendungen de« StaatSgerirte«, welche« zur Befestigung der Regierung nicht unwesentlich brigetragen hat. Italien hat aber auch alle Ursache, seine Regierung zu stützen zu einer Zeit, in welcher so unangenehme Angelegenheiten zur öffent lichen Kenntniß gelangen, wie die Thatc» der Maffia in New- Orleans und die Morde, deren sich Livraghi in Maffauah schuldig gemacht hat. Die Regierung hat in beiden Fällen da», wa» ihr oblag, gethao, sie hat gegen die Ermordung der frrigrsprochenen Italiener in New-Orlean» Verwahrung ein gelegt und Schutz für die bedrohten italienischen Staats angehörigen nachgesucht, und anderrrseit» hat sie eine Com mission zur Untersuchung der dem Polizeipräfecten Livragbi Schuld gegebenen Unikaten eingesetzt. Da» Weitere muß der Zukunft anheim gestellt bleiben Natürlich kann die italienische Regierung nicht für die Unthaten der Maffia in Ncw-OrleanS verantwortlich gemacht werden, sie hat sie weder verschuldet noch in Schutz genommen, aber sie kann c» nickn hindern, daß der Ruf der italienischen Nation darunter leitet. Es ist ni<bt da« erste Mal, daß New - Orleans unter dem unheimlichen Einfluß einer italienische» Verschwörergesellschast siebt, schon im Jahre 1860 haben ähnliche Vorgänge statlgefunden, deren Folgen sch bi» in die Gegenwart erstreiken. Auch damal» machte lcb dir allgemeine Entrüstung in einem Acte der BolkSiust'Z ?uft. Der Mord an dem Polizeipräfecten von New- Orlean», Herneffy, ist durch den erneuten Act der Volks justiz, der vor einigen Tagen geschah, theilweise gesühnt, cS ist vor allen Dingen den Mitgliedern der Maffia zum Bewußtsein gebracht worden, daß sie ihre Schandthatrn nicht straflos ausführen kann, wenn eS auch höchst beklagens wert^ ist, baß die Bevölkerung zu solchen Gewaltthaten gedrängt wird, um sich Siecht zu verschaffen. Der Schritt de» italienischen Gesandten in Washington zum Schutze der italienischen Staatsangehörigen in New- Orlean» wird voraussichtlich, soweit e» sich auf da» Blutbad der freigesprochrnen Angeklagten bezieht, erfolglos bleiben, weil die Opfer desselben naturaustrte Amerikaner mit Stimmrecht waren. Dadurch wird die Ermordung derselben eine häusliche Angelegenheit der Vereinigten Staaten. Aber cS giebt unter den 25 000 Bewohnern Ncw-OrleanS, welche der italienischen Nationalität angeboren, auch eine große Anzahl, welche nicht naturalisirt sind, und mit ten Unthaten der Maffia nichts zu tbun haben. Wie steht eS mit diesen? Wird die Regierung der ameri kanischen Union auch ihnen gegenüber in Unthätigkeit verharren? Die Beantwortung dieser Frage ist nicht so lcickt, wie eS scheinen könnte. Tie untereinander rusamiiieiibaltcnde» Italiener in Ncw-OrleanS sind ein fremdes Element in der Stadt, das sich der Sympathie der übrigen Bewohner nicht empfohlen bat, der Gedanke liegt deshalb nahe, daß die Italiener von New-OrlcanS selbst Schritte thun mögen, »m die unheilvolle Macht der Maffia ru brechen. Daß diese in der Minderzahl ist, unterliegt keinem Zweifel, und geschloffene- Vorgehen aller wohlgesinnten Italiener gegen diese Berschwörerbanke wäre nur eine Hand lung des Selbsterhaltungstriebes. Die Erfahrungen der »eucsicn Zeit haben gezeigt, daß die übrige Bevölkerung der Stadt entschlossen ist, sich dem verderblichen Einfluß der Mörderbandc mit Gewalt zu widersetzcn, und cS ist anzu- nehmen, daß sie damit nicht eher einhalten wird, als bis sie den Zweck, die Sicherbrit der Stadt gegen die aewaltthätigen Angriffe einer zugereisten Genoffenschaft von Verbrechern zu gewährleisten, erreicht hat. Mögen doch die Italiener in New-OrleanS Alles daransetzen, um die Schuldigen den Ge richten zu überliefern, statt sich ihrer Macht zu beugen und sie durm falsches Zeugniß vor Strafe zu schützen. Die Morde von Maffauah sind gleichfalls eine fast un begreifliche Erscheinung. Die Frage ist berechtigt: Wie war eS möglich, daß unter den Augen der italienischen Militair- und Eivilbebörden eine ganze Reihe der grauenvollsten Schandlhatcn unter dem Schilde der amtlichen Autorität verübt werden konnte? Die Untersuchung muß darüber Licht verbreiten. Bis dahin aber bat die öffentliche Meinung Zeit, sich ihr Urtbeil über diese Vorgänge zu bilden, und da» fällt nicht zu Gunsten der italienischen Behörde» auS. Man erinnert sich dabei der Tbatsack'c, daß auch in Italien selbst der Herd gleichartiger Vorgänge ist, daß in der Romagna und auf Sicilien Zustände bestehen, welche man in einem civilifnten Staate für unmöglich halten sollte. Mord und Raub kommt auch anderswo vor, daß aber die Bevölkerung eines ganzen OrtcS, die nach Tausenden zählt, eine große Räuberbande bildet und daß auf Sicilien auch Geistliche und Advocaten mit Mördern uud Räubern gemeinschaftliche Sache machen, daß ist denn dock sonst unerhört in Europa Die italienische Regierung bat solchen öffentlichen Schäden gegenüber einen schweren Stand, und sie kann fick nickt wundern, wenn da» Ausland darüber ein vernichtendes Unheil fällt. ES finden sich im italienischen Volkscharakter merkwürdige Gegensätze. Bei größter Harmlosigkeit, Gutmütbigkeit und Ehrlichkeit der Masse des Volkes, welche in vielen Gegenden Italic»» angclrcffc» wird, treten plötzlick i»i andern Theile des Landes niedrige Triebe in schlimmster Gestalt hervor. Habsucht und Rachsucht, welche Menschenleben für »ichlS achten, besonder» aber die Neigung zur Organisation geheimer Gesellschaften, welche bestimmte Zwecke politischer und nicht politischer Natur mit unheimlicher Energie ver folgen und die Bevölkerung ausgedehnter Landstriche in Schrecken setzen, gehören zu den Eigenthümlichkeiten der italienischen Nationalität» gegen welche nur ein systematischer conseguent durchgeführtrr Kamps Erfolge zu erzielen vermag. Der Sturz EriSpi'S war besonders deshalb so scbr z» beklagen, weil er gegen die schädlichen Neigungen eine- TbeileS seiner Landsleute mit bi-ber nickt angrwciidcter Festigkeit zu Felde gezogen war. Er hatte eS fertig gebracht, den söge- nannten Friedensfreunden urd Len Irredrntistcn mit einen, ganz ungewohnten Muthr zu Leibe zu geben. Da» tras nationale Eigenschaften, welche dadurch in ihrer ganzen Blöße der öffentlichen Meinung pieiSgegel-en wurde». Natürlich empfanden da» dic davon letroffcncu Kreise als einen schwere» unerträglichen Druck, aber nur aus diesem Wege war den Schäden und Unvollkommenheiten bcizukommen, unter welchen die Gesammtentwickelung Italien« biSber so unverhältniß- mäßig gelitten hat. Seitdem sich CriSpi für Rudini erklärt bat, wird auch die neue Reaieruna in dieser Beziehung die von CriSpi eingeschlagene Bahn weiter wandeln. * Leipzig, 20. März. * Am Montag traten die vereinigten Ausschüsse de» BnndeSrathS für Handel und Verkehr und für Eisen bahnen, Post und Tclegrapben, die vereinigten Ausschüsse für Zoll- »nd Steuerwesen und für Handel »nid Berkcbr und bie vereinigte» Ausschüsse für das Landheer und die Festungen und für Handel und Verkehr zu Sitzungen zusammen. * Der urue Präsident des preußischen Ev. Ober- KircheurathS Wirklicher Geheime Natb III. Barkhausen wird, dem Vernehmen nach, nächsten Sonnabend, den 2l. d. in sein neues Amt eingeführt werden. Daneben wird er aber dann noch die Geschäfte de» UnterstaatS-SrcretairS im CultuS- ministerimn weiter versehen. Man nimmt an, daß die letztere Stelle erst im Laufe de» nächsten Monat« wieder besetzt wer den wird, da eine bestimmte Persönlichkeit dafür »och nicht in- Auge gefaßt ist. Der neue EultuSniinistcr will wahr scheinlich sich erst selbst in dir Geschäfte einarbeilc». Wenn Herr v. Holwede für den Posten te» UnterstaatS-SecrctairS genannt wurde, so kam da» daher, daß er einige Zeit als Obrrpräsidialratb in Pose» mit dem Grasen v. Zetzlitz- Trühschler zusamniciigearbeitet bat, und außerdem war er vorige Woche zufällig in Berlin, um sich in seiner Eigen schaft al< Regierungs-Präsident (ernannt Anfang Deccmber 1890) vorzustrllrn. — In der Stellung des Obcrlnchenrath»- Präsidrnten dürste gegen früher eine nicht mttvesenUichc Aeiiderung eintreten. Schon da» ist bemcrlcuSwcrtb, daß der neue Präsident sofort bei seiner Ernennung zum Wirklichen Geheimen Rath mit dem Prädicatc Epccllenz ernannt wurcc. Derselbe wird, wie verlautet, den »»mittelbaren Vortrag bei dem Kaiser erhalten, wie ihn ja auch der Cultnominister als oberste Kirchen«,stanz der neuen Provinzen besitzt. Hieraus dürsten sich manche bemerkenswcrtbc Folgen ciitwickcln, welche für den Ober-Kirchenrath und die Kirche selbst von Be deutung sein werben. * Der »Hamburger Correspondent", dem unter dem l8. d. au» Berlin telegrapbirt wurde, in RegierimgS- kreisen seien bisher uncontrolnbare Gerüchte über den Rück tritt de» StaatssecrelairS VSn Boetticher verbreitet, bringt unter de selben Zeichen folgendes Telegramm vom 17. d: Di» > ächte Uber den Rücktritt des StaatSsecretair« von Boetü.i» nt» unbegründet. Dem Vernehmen nach wird nach der Lu.'.>7-^.. d!.sr Datsche Mr'duug »stammt, geiorscht werde». Gleichzeitig veröffentlicht der .Hamburger Corre- spondriit" einen dem Anscheine nach einer ankeren OueÜe entstammenden Berliner Brief, der sich gleichfalls mit jenen Gerüchten beschäftigt. Er knüpft an die Meldung der .Magdeburgischcii Zeitung" an. daß der Herr Reichskanzler am Soiinabrnd dem Kaiser in einer per seitlichen Angelegenheit von besonderer Bedeutung Bonrag gehalten habe »nd bestätigt, daß eö sich dabei »in die An frage des Abg. Trami» in der Sitzung deS Abgeordnete» hausrS vom Freitag gehandelt babe: Durch de» Sitziliigsverlcht erhielt der tta isec Üemiiniß von der bösartigen Ausstreuung gegen einen Staats minist er, welche zuerst in einem Wiener Klatschblatte eilchien.n war, »nd der zusolge scilher Mittel de- WeltensondS i» Anspruch genoniinen worden seien, um die Bürgschaft eine- Minister- nnd Sianissecre- talr« zu Gunsten seine- in BerinögenSverlust geratene» Schwieger- Vaters zu decke». Der Recnrs ans de» WelseiiwndS war damit motivirt, daß das zunächst uni die erforderlichen Gelder angegangene bekannte Bankhaus seine Hilfe versagk habe. Die- gerade ist, wie wir zu wifien glauben, falsch, »nd damit erscheint die geheime svoiidk- aeschichte lediglich als gehässige Skandalmacherri, durch die eine durchau« unanfechtbare, rein persönliche Angeiegenbeit verdächügt und vor daS Forum der Lessenllichkeit gezogen wurde, die sie gar nicht» angiiia. Dein Bortrage de- Reichskanzler» beim Kaiser durste eine acteninaßlge Feststellung deS wahren Sachverhalt« zu Grunde gelegen haben. Ob ein weiterer Aufschluß nach außen gegeben wird, bleibt abzuwarten. Die Sach« ist schon deutlich klar, wenn, wie wir »«nehmen, der Minister, der persönlich natürlich schwer unter der Verdächtigung seiner Handlungsweise zu leiden har. im Amte bleibt. Die Münchener „Allgemeine Zeitung", der dieser Brief gleichfalls zngegangcn ist, begleitete ihn mit dem Zusatze Nach anderer Versio» habe ein Bankhaus intervenirend ringe griffen, später set indeß nothwendtg geworden, anderweiiig vorzn sorgen, »nd daraufhin rin derartiger Vorschuß in beträchtlicher Hohe gewahrt worden. Der „Kölnischen Zeitung" wird zur Sache aus Berlin geschrieben: Der nationalliberalc Abgeordnete Tramm brachte dieser Tage im Abgeordnetenhaus« das Zeitungsgerücht zur Sprache, vor einigen Jahren sei der WelfenfondS zu Gunsten eines Stnatsinanne-, der durch Bürgschaft-Übernahme im Betrage von 600000 in Bedränaniß gerathen war, in Anspruch genommen worden, nachdem die Veriuche, die Angelegenheit aus privatem Wege zu ordnen, keinen endgiltigen Erfolg gehabt. Wir beilritlen die Richtigkeit des Gerücht- durch einige Benierlungcn, welche iniwijchcii auch die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung' übernommen bat: neuere Nachrichten veranlaßen »nS sedoch zu der Erklärung, daß die Angelegenheit allerdings einen ernster» Hintergrund ha'. Im Zusammenhang mit dieser Angelegenheit stehen a»ch die Zeitung», ongaben über eine angebliche Erichütterung der Stellung des Staals- srcretair» vr. v. Bötticher, die indeß bisher keine Bestätigung erhalten haben und sogar von anderer Seite widerrufen werden. Bei der bewährten amtlichen und vaUamentarüche» Tüchtigkeit »nd allgemeinen Beliebtheit des Müiisleis würde es olterdtng'' erklärlich sein, wenn ein Rücklritksgesuch nicht ohne die zwingendgen Gründe angenommen worden wäre. Wie wir bereits andeutelen, hat der Reichskanzler v. Laprivt dem Kaiser über den thatsächlichen Hergang und Sachverhalt Bortrag gehalten. Die „Post" schreibt: „Wie wir an- zuverlässigster Quelle erfahre», entbehrt da- in der Presse hier und da verbreitete Gerücht, als ob die Stellung des StaalSiiiinisterS und SlaatsteceetairS ii» Reichs» int de« Inner n Herrn v Boetticher erschüttert, jrcstic1>er Begründung. Herrn v. Boetticher'S Stellung ist im Gegentbeil so fest, wie »nr >e vorher, und niemals erschüttert gewesen. Man wird in der Annahme nicht setügehen. daß dieie Lage der Tinge zur icbluistei! Befriedigung der Mitglieder altrr Parteien dienen wird. Herr v. Boetticher e>iie»t sich nicht nur der persönliche» Svmpaihie aller parlamentarischen Kreise, jondern eS werden auch die Verdienst« rückhaltSloS anerkannt, welche er sich I» der Zeit seiner Thätigkeit an der Spitze des ReichS- amle» de« Innern »nd al« Stellvertreter deS Reichskanzler» sowohl um die Anuelegrnheit de» Reiche» im Allgemeinen, wie insbesondere auch um dl» parlamentarisch, -ertretnng deS Slaiidpuucte» der ReichSreqlcrnng erworben bat. Man wird, okne auf da-1 Einzelne näbrr eiinttgebe». schon an? der Tbatsache, daß in diese mehr ats rehiihchrige Periode amtüche» Wirkens an der jetzigen Stelle die Durchs,ihr»ng der ganzen Socialgrsetzgebung aus der Grundlage der kaiserliche» Votjchait vom 17. November 1881 fällt, und daß Herrn v. Boetticher, welcher »oiiientlich in den nicht seltene« Zelten längerer Abwciendeit des Reichskanzlers die ganze Lost und Ver antwortung für die inner« Politik de« Reiche- zu tragen hatte, aus die Große der Aufgabe »nd das Verdienst ibrer befriedigenden Lösung unliebe» können. Wir glauben datier auch, daß inan über die parlnineiilarische» Kreise hinaus in allen Schichten der Bevölke rung mit Befriedigung von der vorstehenden Miltheilung Kemttuiß nehmen wird." * In der „Nativnal-Zcitung" wird Folgende» veröffent licht: „In einigen Blättern findet sich die Nachricht, daß im >9. bannoverschen RcichStagS-WablkreiS ein vr. Waltciualb aiS gciiicinsainer Candirat einer Anzabl nalionalliberaler »nd deutschsreisiuniger Wähler aufgestellt werden solle. Wie wir crsabren, wird da» national» liberale Central-WahlcomiG irgend welche Candidatur gegen die von dem Local-WaklcomiG ausgestellte Can didatur de» Fürsten Bismarck in keiner Weise unter stützen." * Anläßlich der Jahrestage deS MärzaufftandcS und de» PariserCommuneausstandrS haben dir socialdcmokratischen Blätter ibre ganze Pbrasevlogie vorgrsuckt und ergehen sich nun in dithyrambischen Worten über jene Zeilen Damit man cS nicht lesen kann, ist die „VolkSIribüne" auf rothcS Papier gedruckt Worten, und Genosse Liebknecht bat ii» Auf träge der Fraction ein Schreiben an die französischen Socialistcn, in welchem viel von Freiheit, aber nickt der „philharmonischen", die Rede ist. gerichtet. Das ist so ziemlich Alles, was vv» der „Diclaiur des Proletariats" iu die Ocsfent- lichkeit gedrungen ist. * Der Posensche Provinziallandtag erklärte sich einverstanden i»it der Wahl bürgerlicher Mitglieder und deren Stellvertreter für die Ober-Ersatzcoinniissio» im Bezirke der siebenten Iiisaiilcricbrigate. welche ten Provmziallandtagen von Pommern, Posen und Westpreußen geincinsck'asliich ziistebt» derart, daß sie i» der ersten Wahlperiode von Pommern, in der zweite» von Posen, in der dritten von Wcstprcußcn wabr- genoinmcn werde. Die infolge Allerhöchster Proposilion den Provittzialständen vorgclcgtc Frage, ob die Provinz den Erlaß eines Gesetze-, betreffend die Entschädigung für an Milzbrand gefallene Thiere. als Bedürfniß erachte, wurde verneint. Der Erlaß eine- ProvinzialstatuS, nack welchem dem Landes hauptmann ein weiterer oberer Beamter — ein LandeS- rath — für dic Bearbeitung der Geschäfte der InvalikitätS- und Altersversorgung ziigetbcilt werde» soll, w»rde beschlossen. * AuS Weimar wird uns vom l8. März geschrieben: Ter weiniariscke Landtag bat in seiner bciitigc» Sitzung die Vorlage der Staalsrcgiernng über die anläßlich der durch das Hochwasser im November v. I. verursachic» Schäden verlangten Summen zur Unter tnv»ng vo» Privaten und Gemeinte», sowie zur Vornahme von Baute» re. unverändert und definitiv einstimmig angcnoniiiicn. SeileuS veS Aus schusses war cS als eine« modernen Staate» würdig bezeich net werden, diese» Wcg der direclen StaatsbUse anläßlich der Größe des Unglücks cinzns,I>Iagc» Der Referent, Ab geordneter vv» Wurmt, bczeichneie bei dieser Gelegenheit den weimarischen Landtag als eine Oase in der Wüste deS deutschen Parlamentarismus. I» andere» Staaten werde die Rechthaberei und daS cinscil,-c parteipolitische Interesse über das Wohl der Gcfammlbcit gestellt, während bier die Abgeordneten, obwohl allen bestehende» polilischcn Parteien angehörend, nur das Grsammtinleresse im Auge hätte» und ein- miitbig mit der Regierung für dasselbe einträten. Dies sei ein Glanzpunkt im Lebcn unseres.GeinstaateS! — Der Abgeordnete stoch (Berka a. d Werra) richtete an die StaatSrcgirrung dic Anfrage, ob dieselbe liuiimehr, wie schon vielfach begehrt, geneigt sei, den Gemeiiitevvrstcbern für die denselben anserlegle» berenienden Arbeiten für Staat und Reich eine Vergütung aus Staatsmittel» zu gewähre». — Die Vorlage wegen Erbauung einer feste» Werra brücke bei Spichra wurde angenommen. — Alle beule zur Bc- ratbung gestellten Petitionen einzelner Privatpersonen — in Weimar, Berga, Wenigenjena und Tiefurt — sowie der Ge meinde Großmölsen bei Vieselbach wurden durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt. * AuS Gera wird uuS imlcri» 18. März geschrieben: Heule Morgen Ist der Landtaa für unser Fürstenthnm z»saniinciig>lre:e» und hat unter dem Vorsitz des Präsidenten Fur- hrüiger jeine Veihandluntze» wieder ausaenvmine». Am Minisier- inckie waren StaM-smininer i'r. von Beulwitz, Gch. SlaatSrath Vr. Voller! und Siaalsrath Enge Hardt crickiieiic» Die Vorlage über de» Verlaus einer Pareelle eines si-catilchen Grundstücke» an den Ziegeteih.Ptzer Gerhardt nnd die Vorlage über die Bewilligung eine» Stauisznichnlic- zu de» »osten eines KirchenreparaturbaueS an die Gemeinde» Heinersdvrs »nd Helmsgrüii werden dem Finanz- ausichussc überwiesen. De» wichtigste» Punct der Tagesordnung bildet der Ankauf des Geraer B»»kgriindstückeS sür 390000 Mark. Nach der Begründung der Regierung wird die vollständig freie Verfügung über das Griindslück er» vom Anfang Juli >893 ab möglich sein: wenn nicht wegen früherer Ränninng eine Vereinbaning mil dem helresseiide» Ahniielher zu Stande kommt, so liegt eS doch ii» Interesse des Staates, die dargebolene Gelegenheit zur Erwerbung de:- Besitzlhums nicht von der Hand z» weilen, weil iadann die Füglichleit gegeben ist. nicht btoS der Svarrasse, der BezirkSsteucr- emnabme »nd andere» zur Zeit »ne:I»veise nmergebrachlen Bebördcn eine von dem Fortbestände der Mieihpertrage imabbängige Unter bringung zu sichern, sonder» auch sür die hiesige» Gerichtsbehörden geeignete Geschäitsraume mit einem geringere» als dem durch Er- bannng eine« nene» Jnstizgebändes bedingten Kostenaufwand« zu bcichasien Alle Redner spracht» sich kur den Ankauf a»S und sind sür Verweiiiing der Vorlage an de» Finanmusschuß. AIS wünscheiiswerib wnrde im Lause der Debatte der Versuch bezeichnet, eine» billigere» Preis zu erlangen, doch tan» der Siaalsrath Engelhardt eine» Erfolg nicht in Aussicht stelle». Tie mit dem Anilins des fraglichen Grunrsinckes eng znlainmeiihäiigende Vorlage über die Bewilligung der Mittel kür die Vorarbeiten z» den im jetzigen Jnsliz- und Banlgeln »de eveiitnrll vorziinebmende» baulichen Aenvernngkn getaugt ebcn<all< an den Finanzausschuß zur weiteren Berathnng. Der Antrag des A> geoidiieten Fi'iihn n»v Genossen ; „Der Landtag wolle beschließen, süritliche- Ministerium »,» Vorlegung eines Gesetzentwurfs z» ersuche», durch weiche» eine Abaiidernng deS Landtag-Wahlgesetzes I» der Richtung herheigeiüdrt wird, daß da ' SonLcrwahlreä l der Höchst'ejleiieile» sortsallt und der Glunvaz. de- allgemeine» gleichen Wahlrechts zur bollen Durch führung gelaugt", ries eine lungere Debatte für und wider bervor. Ter Antrag wird mit 9 gegen 6 Stimmen dem Iustizausjchusse überwiesen. * » » * An? Dien wird der „National-Zeitung" geschrieben: Tie Schwierigkeiten, welche sich den zum Zwecke der Bildung einer Majorität gepsleaene» Berbaii-Iungen >w,scheu dem Grasen Taass« nnd den Vertretern der wichtigste» Parteien enlqcgeiistellte», haben sich vorläufig al» unnbersteigück, erwiesen. Ein« Verbindung der Polen mit den Deutschliberalen wurde durch
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