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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.09.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050909022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905090902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905090902
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-09
- Tag1905-09-09
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Bezugs-Preis Abend-Ausgabe KiMM LaMlck 08500 88. ZabMnq Ar. M Sonnabend 9. September 1905. »a« »03 rache. strich. 6N. mittel» lbetem »ds zu iale d. Sb7 k7«1, fein, san. lg. ptz. Kv. * Wie aus Konstantinopel gemeldet wird, wurden die Eisenbahngesellschaften durch kaiserlichen Beseht aufgrsordert, alle im VerkehrSbienst angestellten Armenier zu ent lassen. »er llc. 17147 »4« t »er * Nach einer Meldung aus Montülimar ist Präsident Loubet nach der Champagne abgereist, um den dortigen Ma növer» deizuwohnen. * Die Avmirale de» englischen Geschwaders wurden gestern nachmittag vom dänischen König in Schloß Bera- Ilorfl empfangen. Abends gab der englische Ge'anvte ein Festmahl, an dem auch Prinz Waldemar und Prinz unv Prinzessin Carl, denen Eduard VII. die norwegische Krone verschaffen will, teilnahmen. Älljergeo und Extrabeilagen nur in der Morgen Ausgabe Tchluh der Annahme nachmittag« « Uhr Nedakttoa und Expedition: JohanotSgasse 8. Fernspr. Nr. ISS, Nr. L2T Nr. 1178. Berliner NedakttonS-vureaur Berlin 7, Dorotheen straß« SS. Del. I, Nr. W7S. Dresdner NedaktionS. Bureau: Dresden^., Käuuerrtzstr. Sü, Tel. 1, Nr. SÜSS. Var AichNgrre vom Lage. * Die »Hamburger Nachrichten" melden au- Kamerun: Die Mitglieder der parlamentarischen Studienreise sind gestern wohlbehalten iu der Milttärstation Ioabassi am Wuri eiugetroffeu. * Roosevelt lehnte in einem Schreiben an den deut schen Botschafter den Vorschlag auf Abschluß eine- Handelsvertrag« mit Deutschland ab, fordert jedoch zu einem weiteren Meinungsaustausch auf. (S. Dtsch. Reich.) Dta tizprdition «st wochentags ununterbrochen geäsjnel von früh 8 bl« abends 7 Uhl Filmt-Erpedittou: Berlin, Lützowftr. 10 . . Dresden, Manrnftl S4. Drnrt »nd «erlag von G Pol» in L'elpziq Q°t>. Dr- R L W. «liakhardts. Herausgeber: t)r Blklo» Klmkhardt. Handelszeitung. Amtsblatt des Hönigl. Land- «nd -es Äänigl. Amtsgerichtes Leipzig, -es Nates «nd des Nolizeiamtes -er Stadt Leipzig. durch ihren Wahlaufruf klar lt, worauf eS ihr an- lommt. Hätte die konservative Partei das Gleiche sie- tan, so wäre es sicherlich gelungen, alles Nebensächliche mehr zurülkzudrängen und dem ganzen Kampf einen starken politischen Zug zu verleihen. Sie hat auf eine Rechtfertigung ihrer Politik verzichtet — wie Herr Geh. Hofrat Opitz in Netzschkau sagte, weil sie so etwas nicht nötig hat! In der Tat — eine köstliche AuSredel Nun gut! Weichen die Konservativen einer Auseinandersetzung über große prinzipielle, politisckfe Kragen aus, so fei ihre Stellung zu den wirtschaftspoli- tischen Kragen das Entscheidende. Und wie steht eS da? Kür die Landwirtschaft hätte die konservative Partei gern noch höhere Getreide- und Viehzölle durchgesetzt, als sie im sog. Minimaltarif fcstgelegt wur den. Natürlich hüten sich die konservativen Landtags- kandidaten dort, wo sie vor industriellen Wäh lern sprechen, auf diese „weitergchcnden Wünsche" ihrer Partei aufmerksam zu machen. Ja Herr Opitz wollte sich neulich in Netzschkau, als Generalsekretär Dr. Westen berger an die konservative Interpellation vom 26. No- vember 1901 erinnerte, die bekanntlich bestimmt war, die sächsische Regierung für diese „wcitergebenden Wünsche" scharf zu machen, des Zusammenhangs der Dinge nicht recht entsinnen. Ta ist es denn sehr ange bracht, den zur Belehrung der konservativen Wähler be stimmten Ratgeber heranzuziehen. In diesem Handbuch, das laut T'telvermerk „unter Mitwirkung der Leitung der konservativen Partei" verfaßt ist, also durchaus offi- zielten Charakter hat, findet sich auf Seite 93 als Grund- sab der konservativen Partei folgende Behauptung: „Wir treten ein für einen Zollschub der Landwirtschaft in den Handelsverträgen auf Grund des 1903 angenom- menen Zolltarif?, obwohl uns grundsätzlich ein stär kerer Schutz der Landwirtschaft angezeigt erscheint." In einer Bemerkung zu diesem Grundsätze beißt es weiter: „W rrverstehen und teilen die Erbitterung der Landwirte über die N-cht- berücksichtigung ihrer weitergehendenIvün- sche und Forderungen." Die konservative Partei, die jetzt versucht, im Königreich Sachsen die Industrie für sich zu gewinnen, ist also der Meinung, daß die Zollsätze auf die landwirt schaftlichen Produkte, deren Höhe Len Abschluß günstiger Handelsverträge benachteiligte und dadurch namentlich die sächsische Industrie schwer schädigte, noch gar nicht weitgehend genug seien, und sie teilt die Er bitterung der Landwirtschaft über die Nichtberücksich tigung ihrer weitgehenden Korderungen. Es i st v o n Wert, dies angesichts der sächsischen Landtagswahlen festzustellen. Dort auf der konservativen Seite möchte man den Bogen der Sckuvvol'tik also noch straffer spannen zum Schaden der Industrie, zur einseitigen Hülfe für die Landwirtschaft. Hier auf nationalliberaler Seite aber hat man genug von diesen Danaergeschenken. — Im Interesse der sächsischen Industrie, im Interesse von Sachsens Handel und Gewerbe gilt es der konservativ agrarischen Politik bei den kommenden Wahlen ein ener- qisches Halt, ein kräftiges Zurück zuzurufen! in der Haupterpeditio» oder derru AnSgnb». stellen abgeholt: vierteljährlich S.—, bei täglich zweimaliger Zustellung in« Hau« vierteljährlich S.75. Durch unsere auS- wärtigen Ausgabestellen und durch di» Post bezogen für Deutschland und Oesterreich vierteljährlich 4.50, für die übrigen Länder laut ZestungSpreiSlist«. ver frieile. Der Aufruhr in Japan. In Petersburg haben die japanischen Kundgebungen aegen den Frieden eine gewisse Unruhe veranlaßt. Die rujsiiche Regierung jedoch ist, wie gemeldet wird, der Ansicht, daß nach der Unterzeichnung des Friedens Japan nicht mehr zurück könne. Der „Swjet" drückt Zweifel über die Sicherheit de- Frieden- an- unv schreibt, c« sei zu wünschen, vaß die Japaner mit dem Erreichten sich begnügten, da sie durch den von ihnen entzündeten Krieg zwar viel verloren, aber auch ebenwviel gewonnen hätten, sovaß sie darauf ver achten könnten, noch mehr zu verlangen. Japan sei augenblick- sich ,m Zustande Her Revolution, auch wenn der Mikado einen dauernden Frieden wünsche, so würde doch der Friede, wenn das japanische und da- russilchc Volk anderer Ansicht seien, unmöglich von langer Dauer sein können. Die heutigen Nachrichten aus Tokio sind spärlicher. Es wird behauptet, daß daS Volk und die Soldaten BerbrüdrrungSseste feiern. In der Nacht zum Freitag kam e« in Kobe zu Ruhestörungen; daS »Vandbild des Marquis Ito wurde vom Sockel gerissen unv durch die Straßen geschleift. Nach dem Bureau Reuter wurden bei den Unruhen in den Be zirken Hotzio und Fakagweta eine Person getötet und eine schwer verwundet; KO wurden verhaftet. Die Zeitung „Asahi" macht die Regierung wegen dcS Starr sinns, den sie gezeigt habe, für die Angriffe auf die christlichen Kirchen verantwortlich. »Hätte die Regie rung", schreibt das Blatt, „der VolkSitimm« ihr Odr gel'eken und da- Bolt nicht durch Berstocktbeit ausgebracht, so wäre Tokio die Schande und Demütigung eines Pöbelauf- standtS erspart geblieben, der zur Zerstörung von MstsionS- eigentum führte. Dadurch ist da- Ausland an empfindlicher Stelle getroffen worben. Wir be dauern da« Vorkommnis in bobem Grade". „Asahi" tadelt sodann beionder» den Minister de- Innern und den Polizeiches und erklärt, beide sollten zurücktreten. „Ii>l Schimpo" spricht sich über die Erniedrigung aus, die in der Verhängung de« Standrecht- liege, und fordert den Rück tritt des Kabinett«. Wie Londoner Meldungen zu entnehmen ist, lehnte die britische Gesandtschaft, die vom Pöbel an gegriffen worben sein soll, ein« Wache ab, da die Demo»- stration nur gegen die Regierung sei. Auf der Ak«>a- Brücke hatte da« Volk Draht« gezogen, und di» verfolgende Polizei fiel darüber. Dann kehrte di« Menge zurück und trampelt« auf di« Polizisten. Bei dem Auswärtigen Amt« und den Wohnung«» von Ministern wurden wieder- bolt EHbelangriff« gnnachr. Da« Haus de« Sekretär« beim Ministerium de« Innern wurd« durch in P«trol«um ge» Wird doch hier vollkommen ignoriert, daß der Verband sächsischer Industrieller seine Wahlparole für die einzelne» Wahlkreise politisch völlig unparteilich begründet hat, je nach dem die einzelnen Kandidaten sich für oder gegen das von ihm entworfene wirtschairliche Programm erklärt halten. Fielen dabei eine Reihe konservativer Kandidaten als geeignete Landtags vertreter für den Verband aus, so war dies nicht aus den Einfluß „unerfahrener lmk-liberaler Jugend" zurückzuiührcn, sondeln auf die Unerfahrenheit bitter rechiskouservaliven Herren in den Lebenöiuiereflen der sächsiichcn Industrie, von der bas Wohl und Wehe deS überwiegenden Teils des sächsischen Volkes abhär'g ist. Die genannten konservativen Organe täten darum wohl daran, wollten sie sich den Vorzug der Jugend ancignrn, von der Gegenwart zu lerne», was für die Zuiunst der sächsischen Industrie und Sachsens überhaupt von Nöteu ist, nämlich eine nickt von emfeitig agrarischen Gesichtspunkten au« geleitete Politik. Lli Sen LaMsgrmdlen. Mehr Klarheit! Zu diesem Wunsche kommt man, wenn man die diesmalige Landtagsbewegung be obachtet. Es dauerte lange bis überhaupt so etwas wie eine „Bewegung" zustande kam, nun sie ober wirklich im Gange ist, gebt es wie nach einem plötzlichen Regen guß: die Gewässer trüben sich. Was spielt nicht alles in diese Bewegung hinein? Vor allem sehr viel Interessen politik, Landwirte, Industrielle, Hausbesitzer, Mieter, Handwerker, Gastwirte, auch konfessionelle Gruppen — alle kcmmen mit ihren „Kollerungen". Aas wunder, wenn manche Kandidaten schon der Einfachheit halber auf sorgsames Prüfen und Erwägen verzichten und es mit dem wackeren Wallensteiner Isolani halten: „Unterschreiben, soviel Ihr wollt! Verschont mich nur mit Lesen!" Em klassisches Beispiel Allerwelts^Oienstbarkeit. ist die konservative Kandidatur im Wahlkreise Leipzig. Land. Man sollte doch denken, daß sich die konservative Partei ruhig auf die Werbekraft ihrer alten Kahne ver lassen könnte. Aber nein, ans dem Wahlaufruf für dgesen Kreis verschwindet das Wort „konservativ" gänzlich: da- für wird die Mittelstandsflagge gehißt. Doch auch diese Flagge, die gewiß breit und vielfarbig genua ist, genügt nicht. Der Kandidat wird in Wahlreden als Mann von „freikonservativer" Richtung empfohlen, obwohl die „Freikonservativen", die übrigens in Sachsen auch nicht die kleinste Filiale besitzen, sich am allerwenigsten um Mittelstandspolitik gekümmert haben. Doch das Menu ist noch nicht zu Ende. In einem Bericht über eine Hausbesitzerversammlung in Großzschochcr wird derselbe konservativ-freikonservative MittelstandSmann als HauS- besitzerkandidat „mit liberalen Anschauungen" em- pfohlen. Der Liberalismus erscheint also wie die Käse platte zum Nachtisch für die Leute, die noch nicht satt sind. — Im Wahlkreise Leipzig-West-Plag Witz, wie in Leipzig-Süd wird ähnlich operiert. Auch hier wird die konservative Fahne wie bei verregnetem Schützenfest nur gerollt im Zuge geführt, beileibe nicht offen entfaltet. Auch hier versteckt sich die konservative Führung hinter dem Schild der HauSbesitzcrinteressen. Daß der großstädtische Hausbcsitz gar nicht schlechter fahren kann, als wenn er sich zum Vorspann derjenigen Partei macht, deren ganze Struktur wesent lich aus agrarischem Fundament ruht, — dieser Einsicht scheint man die Hausbesitzer nickt fähig zu halten. Im 6. städtischen Wahlkreise (Freiberg-Tharandt) kämpfen die Konservativen im Namen deS Mittelstandes gegen den nationalliberalen Abgeordneten Braun. Er ist einer der wenigen Handwerker, die sich in der zweiten Kammer befinden. Grade darum werden die Hand- Werker gegen ihn gufgeruken; sie sollen einen Dresdener Kaufmann wählen. Dieser Dresdener Kaufmann, Herr Ahlhelni erfreut sich obendrein der Unterstützung des Bundes der Landwirte. Frhr. v. Wangen- heim hält Wahlreden für ihn — a uch im Namen des Mittelstandes. Wie der Bund der Landwirte Mittel standspolitik treibt, weiß man. Er gründet Verkauf?- stellen, Einkauf?- und Verkanfsaenossenschoften, und schaltet auf diese Weise den Zwischenhandel au?. Ter Dresdener Kandidat verlangt auf Grund des Mittel- standsvrogramms Schutz für den Kleinhandel; der Bund der Landwirte tut den Kleinhandel nach Kräften ab. Dennoch ist man einig und wandert -Hand in Gand durch Dick und Dünn. Noch manche Blume wäre für diesen „Wahlblütcn- strauß" zu brechen. Doch da? Wenige genügt, um zu zeigen, in wie bedauerlichem Maße der politische Sinn gesunken ist. Wenn scmal? bei einer Landtagswahl in Sachsen sich die Richtlinien von vornherein klar erkennen ließen, so war eS diesmal der Fall. ES bandelt sich im wesentlichen um die W a b l r e ch t s f r a a c und um d:e Stellungnahme zu der seitherigen konservativen Mehrheitspolitik. Di» konservative Partei hat die Ge fahr wohl erkannt und eben deshalb eine klare Ausein- andcrsetzung vermieden. Mit einer Verblendung sondergleichen besorgten dann die in den Wahlkampf eintretenden oder bineinaczogcnen Interessengruppen die Verwischung der politischen Grundlinien. Ander» ist o» allsrdiugS mit dem verband der säch sischen Industriell««. Er hat selbst durch sein zeitig er- schienen-» Programm aus größere Klarheit binzuwirken ich». g.Vel. 1711» Beloh- »issr Der Inwtbun». AuS Petersburg wird uns geschrieben: Artikel der .Nowoje Wiemja", die sich in schroffer Form gegen die Fortführung teS russisch - srrrnzösischen Bündnisses aus- spricht, lönnren leichk in Deutschland eine falsche Vor stellung von der wahren Stimmung der maßgeben den politischen Kreise Rußlands Hervorrufen. Die große Mehrheit der Großfürsten und einflußreichen Militär personen denkt bereits heute an neue auswärtige, wenn nötig kriegerische Unternehmungen, und den Diplomaten Ruß land« wird schon jetzt die Ausgabe gestellt, eine möglichst vorteilhafte diplomatttche Kombination zu schaffen. Dabei denlt im Grunde Niemand an den Verzicht auf da- Bündnis mit Frankreich; nur würde eS sehr peinlich sein, wenn Frankreich heule nicht mehr in der Rolle deS gehorsamen Diener« bleiben möchte, die er bisher dem russischen Ver bündeten gegenüber inne hatte. Tatsächlich stellt man heute in Paris höhere Anforderungen. Auch der sehr vorsichtige Artüel de« Herrn Hanotaux läßt deutlich erkennen, daß Frankreich künftig wissen möchte, was ihm das Bündnis mit Rußland an greifbaren politischen Vorteilen bietet. In Wahrheit besteht also auf beiden Seile« der starke Wunsch, das russisch-sraozösische Bündnis nicht nnr bestehen zu lassen, sondern es dahin zu erweitern, daß beiden Teilnehmern ein bestimmter politischer Gewinn daraus erwachse. Für Ruß land kann eS sich naturgemäß nur darum handeln, die volle Unterstützung Frankreichs und des hinter diesem stehenden England- für eine aktiv« Politik im europäilchen Orient zu erlangen, während Frankreich die bedingungslose Unterstützung Rüglands in der Marokko frage erwartet. Dies ist da« beiderseitige Endziel, und Eng land wird jedenfalls die Vermittlung übernehmen und die Verständigung herbeiführen. Demnach dürften die srankreich- feindlichen Artitel der „Nowoje Wremja" auch nur taktische Zwecke verfolgen. Diese Nummer kostet ans Db » allen Bahnhöse« «nd bei I11 I den ZeitungS-Berkäusern f politische lagerzchau. Lci-jtg, 9. September. Acntrum und Kolnnial-nlittk. Wir gaben kürzlich eine Darstellung der „Köln. VolkSztg." wieder, rn der das Zentrumsorgan Mitteilungen über die bevorstehende Reform der Kolonialverwaltung macht. Viel fach hat man in der Presse vermutet, dieser Artikel rühre von dem Prinzen Arenberg her, eine Anschaung, der wir nicht Ausdruck verliehen, weil dieser katholische Kolonial politiker denn doch seine Kolonialfreunblichkeit zu oft be kundet hat, al« daß er mit Viesen Anschauungen identifiziert werden dürtte. Die „Köln. VolkSttg." muß denn jetzt auch erklären, daß der Artikel nicht von dem Prinzen Arenberg stamme. Aber sie benutzt diese Gelegenheit, um ihre Ab neigung gegen Kolonialroliiik aufs Neue zu bekunden. Ein mal wiederholt sie den Vorwurf, daß in der deutschen Koloniaipvlittk keine Einheitlichkeit bestehe, ein Vorwurf, zu dem gerade ein Zentrumsorgan, wie wir nackwiesen, durch aus kein Recht hat. Und dann jährt das Kölnische Blatt mit folgender mysteriösen Andeutung fort: „ES gewinnt vielfach den Anschein, als sehe man in maßgebenden Kreisen die gelamte Kolonialabteilung al« ein notwendiges Uebel an. In sehr hohen Kreisen herrscht eine Kolonialmüdigkeit, von der man nur gewünscht hätte, sie wäre schon einige Jahrzehnte früher eingetreten." Diese Aeußerung ähnelt sehr einer deS konservativen Reich.'boten, der vor kurzem darauf hinwieS, der Kaiser habe das Interesse an der Kolonialpolitik verloren. Man bat es hier augenscheinlich mit einer antikolonialpolitischen Stim mungsmacke zu tun, der von kolonialfreundlicher Seite auf daS schärfste entgegen getreten werden muß. Und das gerade jetzt, wo wir in Südwestasrika noch keineswegs im Reinen sind, wo unsere tapferen Truppen unter giößten Anstrengungen und Entbehrungen weiter zu kämpfen haben und wo wir in Deuischostasrika vor Schwierigkeiten stehen, die sich noch gar nicht völlig übersehen lassen. In solchen Zeiten hat wohl die Kritik an vorhandenen Mißständen ihr gutes Recht, aber daS nationale Ehrgefühl sollte davor bewahren, aus eine Kolonialmüvigkeit Loblieder zu singen, die in Tagen des Kampfe« gleichbedeutend ist mit schwächlicher Aufgabe einer nationalen Position. Aonservattve Fantasten. Nichts ist den sächsischen Konservativen in dem gegen wärtigen Wahlkampf unbequemer, als daß der Verband säch- siicker Industrieller seinen Mit liedern und Freundin in einer Reihe von Wahlkreisen die Wihl nationailibrraler Kandidaten empfiehlt. Um diesen Beschluß deS Verbände« zu diskredi tieren, wird deshalb in einem aus den „Sachs. Polit. Nachr." übernommenen Leitartikel deS offiziellen konservativen Organ- „das Vaterland" kurzer Hand behauptet, dieser Vorgang sei daraus zurück,usübren, daß die „besonnenen Elemente" von „dem, mit selbstgefälliger Sicherheit und Redegewanvheit vor getragenen Wort unerfahrener linksliberaler Jugend" ein- geschüchtert worden seien und so dabe „leider" der lobens werte Vorsatz de» BerbandeS, auf politischem Gebiete strikte Neutralität zu beobachten, nicht in di« Wirtlichkeit versetzt werden können. Angesicht« tiefe« sonderbaren »Arrangement«" der Tatsache» dmch dl« offiziell« konservative Pr^se, kann msn nur da« greisenhafte Gedächtnis der »Gächs. Polit. Nach-." als Entschuldigung hrranziehea. Deutsches Keich. Leipzig, 9. September. * Deutsch-amerikanischer Handelsvertrag. Welche große Schwierigkeiten sich unter der Herrschaft der Hochschutz,ollne- rischen Neigungen dem Abschluß eine- deutsch-amerikanttchen Handelsvertrag« entgegenstellen, beweist folgende Nachricht, die der New Aorker Korrespondent des „8.-A* kabelt: Präsident Roosevelt hat de« Botschafter« Speck von Sternburg Vorschlag für einen neuen Handels vertrag mit Deutschland in einem Schreiben be antwortet, daS etwa Folgendes auSführt: Deutsch land fordert einen Handelsvertrag, der ihm größere Vorteile gewährt, als der Präsident nach dem Dingley-Alt zu bewilligen ermächtigt ist. Während Deutschland Kon zessionen wünscht, welche die Vereinigten Staaten keiner anderen Nation gewähren, muß sein Botschafter gleichzeitig erwähnen, daß e» der Union keineswegs alle nach seinem Konventionaliarif vorgesehenen Vorteile gewähren könne, da der Reichstag nicht dasür gewonnen werden könne. Der Präsident fahrt fort, daß unter solchen Umständen für Amerika kaum ein Anlaß vorläge, einen Vertrag zu schließen, unter dem eS von Deutschland weniger empfangen würde als die meistbegünstigten Nationen. Amerika dabe zwar stets daS Prinzip befolgt, andere Nationen in Handelssachen so zu behandeln, wie e« selbst von ihnen behandelt zu werden wünsche, indessen könne sich trotzdem der Kongreß gezwungen sehen, anderen Staaten gegenüber da« gleiche Verfahren ein- zuscklagen, welches sie gegenüber Amerika walten lasse». Das Schreiben schließt mit der Aufforderung an den deutschen Botschafter, er möchte die einzelnen Argumente Roosevelts beantworten. * tzdrofztzerzog -rtedrich von Va»e« ist heute in sem 80. Lebensjahr eingetreten. In den 53 Jahren, die ver gangen sind, seitdem er unter schwierigen Verhältnissen die Regierung Badens antrat, bat eS ihm nicht an barten Kämpfen und vielen Sorgen gefehlt, aber der Wunsch, daß der Lebens abend de« weit über Baden« Grenzen hinaus beliebten liberalen unv terndeulschgesinnten Fürste lickt sein möge, ist auch in Erfüllung gegangen. Möge es so bleiben, so lang sick Baden seiner Regierung noch erfreuen darf. * Au« »e« roteu Lager. Alles bat einmal ein Ende auch die Artilelserie der „Leipziger Volkszeitung" gegen den »Vorwärts"! „Rümmer IX <Schluß *! Da« Ende taust in „fiiedfertige", fast elegisch-sentimentale Ver- sicherungen deS Herrn Mebring gegen den „Vorwärts*- Redakteur Kurt Eisner fX. X.) au«, dem einmal um da« andere versichert wirk, seiner persönlichen und politischen Ehre wolle man durchaus nicht zu nabe treten, auck den Vorwurf von wegen der »Lileraturmätzchen* und de« „großen General« in Sieglitz' nehme man nickt tragisch. Eisner glaubt sicher, da« Interesse der Parte, wahrzunehmen. Aber: Er paßt eben nicht an seinen Platz, weil sein schöngeistiger Sozialismus eine lange überholte Phase der sozialistischen Bewegung vertritt, dir deut« im Zeichen der ökonomisch-materialistischen Denkweise stehl. So deukt Herr Mehring. Wie man aber innerhalb der Sozialdemokratie «irdrr Mehriag und di« »Leip-. Volks- Platz V c. 32). Kauf, > sosrs» i-IN8t^ >sp.lr. r««rr l.7654. »rrsr ll Lt. tu« mg. lltv kV. .v. gesucht. Die nationallibcrale Partei hat ihrerseits I tauchte Lumpen «„gezündet. Eine Dame erschien am -1 Fenster um Hülse rufend und entkam mit Mühe. Ja dem . I „Imperial Hoiel" machte die Polizei besondere Anstrengungen, die Ausländer zu schützen. Vie Herren Aonrnra «nd Mstono Ein Korrespondent de» „Daily Telegraph" hat die japa nischen Delegierten in New Jork Wege» der Aus- schreitungen in Tokio beiragt. Baron Komura sagte, daß die Situation allerdings überaus ernst sei. Er selbst sei aus« höchste überrascht gewesen, als er die Nachricht von den Demonstrationen erhalten habe. Der Korrespondent fragte hieraus Komura, ob er sich nicht fürchte, nach Tokio zu geben. Darauf antwortete Komura: „Wrr habe» auf dem Schlachtfeld« 200 000 Mann verloren, und wenn jetzt einige wenige Menschenleben für die Sache deS Frieden« geopfert werden müßen, fo wäre das auch nicht zu viel." — In P a r r e äußerte der japaniiche Getanvle Molono in einem Gespräch, welches er Mit einem Mitarbeiter de« „TempS" halte, daß die Nach richten leinen Grund zu ernsthaften Besorgnissen darböien. Die Unruhen würden von der politischen Opposition genährt, um die patriotische Erregung des Volles zum Sturz deS gegenwärtigen Kabinels auszunutzeo. „Diese Erregung ist bei eitlem Volke, da« so viele Opjer gebracht, so viele Ersolge erzielt bat", meinte Motono, „wohl begreiflich, aber die öffentliche Meinung Japan« ist ausgeklärt und wirb bald einsehen, daß die Regierung klug gehandelt hat, indem sie durch ihre Mäßigung Japan einen Platz im Rate der Großmächte sicherte." Last und Frärrlein Aossevelt. Aus New Dort wird dem „B. T." gemeldet: Washing toner ReglerungSkreise besorgen feindliche Demonstrationen gegen den Kriegsminister Tast, welcher aus der Rückreise mit Alice Roosevelt einen japanischen Hafen berührt. Die wütenden Aüiirten. Zn ihrem Freitagblatt haben die „Times" geschrieben: „Die Japaner sind in einigen Beziehungen noch politisch unrrrf. Vor der Meijr Aera griffen sie zum Schwerte, wenn sie oie Politik ihrer Herrscher mißbilligten. Der Kaiser Mutsuhito hat bobe Ratgeber, die in ihrer Jugend die Waffen gegen ibn sühnen. Japans zahllose Feinde werden nun überall erklären, der wahre innere Eharakter der Japaner sei nun endlich enthüllt. Japan ist trium phierend in die Reihe der Nationen eingezogen, der Grund unter ihm ist aber schlüpserig und eS muß sich in acht nehmen, wie es geht." Anzeigen- Preis dl« «gespaltene PekitzeUe LS Pf. Aawtllen-, Wohnung«- and Stell ra- An-etgen rtt Dk. Ylnantiellr «nzeiaen, »etchaflsantetgea unter Text oder an besoadrrer Stell» nach Tarif. Für da« Erscheinen an bestimmten Tagen u. Plätzen wird kerne Varantrr übernommen.
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