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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 10.11.1916
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1916-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19161110015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1916111001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1916111001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1916
- Monat1916-11
- Tag1916-11-10
- Monat1916-11
- Jahr1916
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 10.11.1916
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Freitag, 10. November 191S. Nie Kanzlerrede im Hanptausschnß des Reichstages. Her Kavzler und die Frage der Annexion Belgiens.—Ser Bierverband und die UnabhiinMeit Polens.—Französische Kriegsziele. Fivanzsorgea im Bierverband. — Italienische Sssiziersverluste. — Regierung, Unterhaus und Presse in tzngland. SefterreWsch-ungarischer Kriegsbericht. Wie«. Amtlich wird verlauthart de« ü. November: Oestlicher Kriegsschauplatz. H«are»fr»«t de» Generals der Kavallerie Erzherzog Karl Südlich und südöstlich des S z u r d u k - P a s se s bliebe« rumäuische Angriffe abermals erfolglos. Bei Spiui machte« wir weitere Fortschritte. 15» Eie- faugeue ««d zwei Geschütze wurde» cingcbracht. Westlich von Tölgyes und bei Relbor wurden die hier vor- gegaugeue» Russen durch deutsche Truppen wieder ge- »vrfcn. Heeresfront de« Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern Nutzer lebhafter Fcnertätigkeit an der Krönt beiderseits der Bahn Zloczow—Tarnopol keine Ereignisse. Italienischer Kriegsschauplatz. Die Lage ist unverändert. ... Südöstlicher Kriegsschauplatz. A» der 8»t«sa steleuweise mäßiges Artillerieseuer Der Stellvertreter des Chefs de« GcneralstabcS: lW T-B.j v. Höfer, Feldmarschall-Leutuant. Ale vrklSrungen des Reichskanzlers im Hauptausschutz des Reichstags. Es handelt sich bei den Ausführungen, die der Reichs kanzler am gestrigen Donnerstag im Hanptausschutz des Reichstages gemacht hat und die wir zum grotzcn Teil be reits im Vornbenöblatt wiedcrgegeben haben, nicht sowohl um neue Tatsachen und Gesichtspunkte, sondern vielmehr, wie der Reichskanzler selbst erklärt hat. um eine noch malige genaue Feststellung der gesamten Hergänge beim Kriegsausbruch, die im einzelnen bereits früher in ver schiedener Form und bei verschiedene» Gelegenheiten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden sind. Der Kanz ler begründete seine Rede selbst mit dem -Hinweis auf das große Interesse, das wir daran haben, immer wieder d i c wahren Schuldigen am Ausbruch des Welt krieges zu bezeichnen, und er hat daher den durch die letzte Rede Grens gebotenen Anlatz benutzt, um der Not wendigkeit, Licht und Sämtten richtig zwischen uns und unseren Gegner.» zu verteilen, gerecht z« werden. Be sonders nachdrücklich und überzeugend sprechen für den von Deutschland bis zum Aeutzcrsten betätigten Friedens wille» die Verhandlungen, die zwischen Berlin und Wien t» den letzten Augenblicken vor der Katastrophe geführt worden sind. Die Art, wie der Kanzler gesprochen hat, ist so vornehm ruhig und sachlich, das, man seiner Rede eine turmhohe Ueberlcgcnhcit über die leidenschaftlichen Er güsse der feindlichen Staatsminister zuerkennen mutz. Die weiteren Auslassungen des .Kanzlers lauten: habe damals nach Wien telegraphiert: „Kalls die österreichisch-ungarische Regierung jede Vermittlung ab- lchnt, stehen mir vor einer Konflagration, bei der England gegen uns. Italien und Rumänien allen Anzeichen nach nicht mit uns gehen würden, so datz wir mit Oesterreich- Ungarn drei Großmächten gcgcnübcrständen. Deutschland würde infolge der Gegnerschaft Englands das Hauptgewicht des Kampfes zufallen. Das politische Prestige Ocsterreich- Uugarns, dir Waffenehre seiner Armee, sowie seine berech tigten Ansprüche gegen Serbien könnten durch -te Be setzung Belgrads oder anderer Plätze hinreichend gewahrt «erden. Wir müssen daher demWiencrKabinctt dringend und nachdrücklich zur Erwägung geben, die Vermittlung zu den ««gebotenen Bedingungen anzunehmcn. Die Verant wortung für die sonst eintrctcndcn Folgen wäre für Oester- retch-Ungarn und uns eine ungemein schwere." Die österreichisch-ungarische Regierung eutsprach unseren eindringlichen Vorstellungen, indem sie ihrem Botsckwfter in Berlin folgende Weisung gab: „Ich ersuche Eure Exzellenz, dem Staatssekretär v. Iagow für die uns durch Herrn v. Tschirschky gemachten Mitteilungen verbindlichst zu Lanken und ihm zu erklären, datz wir trotz der Aenderung, die in der Situation durch die Mobilisa- tio« Rußlands eingetreten set, gern bereit seien, dem Vorschlag Sir Edward Greys, zwischen uns und Serbien zu vermitteln, nähcrzutretcn. Die Voraus setzungen unserer Annahme seien sedoch natürlich, datz unsere militärische Aktion gegen Serbien einstweilen ihren Fortgang nehme, und datz das englische Kabinett die russische Regierung bewege, die gegen uns gerichtete russische Mobilisierung »um Stillstand zu bringe», in welchem Falle selbstverständlich auch wir die uns durch dieselbe aufge-wuugeueu defensive« militärische« Gegen. maßregeln in Galizien sofort wieder rückgängig machen würden." Dem stelle ich s v l g e » d e n Schritt Lord G r eys gegenüber: Am 27. Juli lüll gab er aus die Bemerkung des russischen Bvtschgsters in London, in deutschen »nd österreichisch-ungarischen Kreise» bestehe der Eindruck, daß England ruhig bleiben werde, die Antwort: „Dieser Ein druck wird durch die Befehle beseitigt, die wir der ersten Flotte gegeben haben." Am 29. Juli gab Grey von seiner vertrauliche» Warnung an unsere» Botschastcr in London, daß Deutschland ans rasche Entschlüsse Englands, das hcitzt aus seine Teilnahme am Kriege gegen uns gcsastt sein müsse, sofort dem französische» Botschafter Kenntnis. Konnte Lord Greu annehmen, daß eine solche Eröff nung an den französischen Botschafter dein Friede» dienen würde'? Mutzte der Franzose diese Eröffnung nicht als Zusage der W a s s e n h i l f e für den Kriegsfall an- sehen? Mutzte Franlreich dadurch nicht ermutigt werden, Rußland die seit Tagen dringend verlangte Zusage der unbedingten Kriegsgcfolgschast zu gebe», und mutzte Ruß land nicht durch die Sicherheit der enalischen und fran zösischen Bundesgcnossenschaft in seiner Kriegs- absfcht aufs äußerste bestärkt werden? -Die russische Antwort äus das Morgcngcspräch des Lord Grcn ließ in der Tat nicht auf sich warten. Am Abend desselben Tages, des 29. Juli, beauftragte Herr Ssasonow den russischen Bot schafter tn Paris, der französischen Regierung die auf richtige Dankbarkeit stir die ihm vom französischen Bot schafter gemachte Erklärung auszusprechen, daß Rußland voll und ganz auf die Nntersttitzung des verbündeten Frankreich rechnen könne. Also Rußland stand in der Nacht vom M. zum »1. Juli vor der Tatsache der durch unsere Einwirkung herbeigcsührtcn Nachgiebigkeit Oester reich-Ungarns. die den Weg zur Erhaltuna des Friedens frei machte. Es stand gleichzeitig vor der durch die Eröff nung Lord Grens an -Herrn Paul Eambvn gewährleisteten Sicherheit der englischen und srnnzösischen Wasfcnhilfe, eine Sicherheit, die ihm überhaupt erst die Möglichkeit des Krieges gab. Es wählte die Mobilmachung und damit den Krieg. Wer ist nun schuld an dieser schicksals schweren Entscheidung? Wir, die wir dem Wiener Kabinett mit Nachdruck die äußerste Nachgiebigkeit und die Annahme eines englischen BermIttlungSvorschlagcs empfahlen, oder das britische Kabinett, das Frankreich und Rußland i» kritischer Stunde seine Wafsenhilsc in Aussicht stellte? Lord Grcn hat von diesen entscheidenden Dingen nicht gesprochen, dafür aber die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer auf Nebensache» abgelenkt. Das -Haager Schiedsgericht, das der Zar anbvt, klingt ja äußerlich sehr bedeutungsvoll. Aber cs wurdc angcboten, als bereits die russischen Truppen gegen uns in Bewegung gesetzt waren. Seinen eigene» Kon- ferenzvorschlag — ich habe das wiederholt im Reichstage auögcführt — hatte Lord Grey selbst zugunsten unserer Ver mittlung zurückgcstcllt. lieber Belgien, che auch nur ein einziger deutscher Soldat seinen Fuß auf belgischen Boden gesetzt hatte, hat Lord Grcn dem französischen Botschastcr nach besten Bericht an seine Regierung wörtlich erklärt: „Falls die deutsche Flotte in Len Kanal einfahren oder die Nordsee passieren sollte in der Absicht, die französische Küste oder die französische Kriegsflotte anzugrcifcn und die fran zösische Handelsflotte zu beunruhigen," — zu beunruhigen, meine Herren! — „würde die britische Flotte cingrcifcn, um der französischen Marine ihren Schutz zu gewähren, in der Art. daß von diesem Augenblicke an England und Deutsch land sich im Kriegszustände befinden würben." Kann derjenige, der das Auslaufen unserer Flotte als «asus belli erklärte, wirklich noch Im Ernst behaupten, einzig und allein die Verletzung der belgischen Neutralität habe England gegen seinen Willen in den Krieg getrieben? Und schließlich die Behauptung, wir hätten, um Eng land vom Kriege fern zu halten, der britischen Regie rung das unwürdige Angebot gemacht, sic möge zur Verletzung der belgischen Neutra lität die Augen zu drücken und uns freie Hand lassen, die französischen Kolonien weg- zunehmen. Ich fordere Lord Grey auf. in seinem Blaubuchc und in seinen Akten den Sachverhalt nachzuprüfen. Ich habe in dem ernsten Bestrebe», den Krieg zu lokalisieren, dem britischen Botschafter in Berlin schon am 2». Juli zugesichcrt, daß wir unter Boraussctznng der Neutralität Englands die territoriale Integrität Frank reichs gewährleisten. Am 1. August hat Fürst Lichnowskn den Lord Grey gefragt, ob im Falle einer Verpflichtung Deutschlands, die Neutralität Belgiens zu achten. England sich seinerseits zur Neutralität verpflichten könne: er stellte ferner in Aussicht, daß im Kalle der englischen Neutralität die Integrität nicht nur des französischen Mutterlandes, sondern auch der französischen Kolonien garantiert werden könne. Er gab in meinem Aufträge die Zu sicherung, daß wir bereit seien, auf einen Angriff auf Frankreich zu verzichten, falls England die Neutralität Frankreichs ver bürgen wolle. In letzter Stunde noch machte ich die Zusage, daß. so lange England sich neutral verhalte, unsere Flotte die fran zösische Nordküste nicht angretse« und unter Voraussetzung der Gegenseitigkeit keine feindliche Operation gegen fran zösische Handelsschiffe vornehme« werde. Lord Grey hatte a»f all Lks u«r di« Lutwort: Er müsse «-gültig jedes Nentralitatsversprechen ablchuen und könne nur sagen, daß England sich die Hände frei zu halten wünsche. Hätte Eng land diese Neutralitätserklärung abgegeben, so wäre es nicht, wie Lord Grey meint, der Verachtung der ganzen Welt prcisgcgeben worden, sondern es hätte sich damit das Verdienst erworben, den Ansbruch des Krieges zn ver hindern. Auch hier srgge ich: Wer hat den Krieg geioollt? W i r, die wir England jede erdenltiche Sicherheit nicht nur für »nmittetbare englische Interessen, sondern auch für Frankreich und Belgien zu geben bereit waren, oder Eng land, das jeden unserer Vorschläge avlehnte und sich weigerte, seinerseits irgendeinen Weg zur Erhaltung des Friedens zwischen unseren beiden Ländern auch nur an zudeuten? Meine Herren! Ich wiederhole, alle diese Dinge sind non der deutschen Regierung teils in meinen Reden, teils in amtlichen Publikationen so oft dargenellt worden, daß es mir, nachdem der Krieg nun über zwei Jahre wütet, im Grunde widerstrebt, diese retrospektiven Betrachtungen zu erneuern. Aber cs handelt sich nicht um Polemik. W i r alle haben das größte Interesse daran, den immer wieder künstlich genährten Glauben, als sei Deutschland der Angreifer gewesen, so gründlich wie möglich zu zerstören. Und trifft vollends Lord Greys Ansicht zu, daß die Erkenntnis über die wahren Ursachen des Krieges stir seine Beendigung und für die Fri e ö e n s bed i n g u n g en von großer Be deutung ist, so weisen meine Wort doch auch auf die Zu kunft hin. Lord Grcn hat sich endlich ausführlich mit der Zell »ach dem Frieden, mit der Gründung eines internationalen Bundes zur Bewahrung des Friedens beschäftigt. Auch dazu will ich einige Worte sagen. Wir haben niemals ein Hehl ans unseren Zweifeln gemach:, ob der Friede durch internationale Organisationen, wic Schiedsgerichte, dauerhaft gesichert werden könne. Die theoretische Seite des Problems will ich hier nicht erörtern. Aber praktisch werden wir jetzt und km Friede» zn der Frage Stellung nehmen müssen. Wenn bei und nach Be endigung des Krieges seine entsetzlichen Verwüstungen an Gut »nd Blut der Welt erst zum vollkommenen Bewußt sein kommen werden, dann wird durch die g a n z e Menschheit ein S ch r e i nach friedlich e n A b - m achnngen und Ve r st ä n d i g n n g c n g e h e n , die, solvent cs irgend in Menschenmacht liegt, die Wieder kehr einer so ungeheuerliche» Kalastrv p h e verhüten. Dieser Schrei wird so stark und so berechtigt sein, daß er zu einem Ergebnis führen muß. Denti ch - land wird jeden Versuch, eine praltjsckre Lonnig z» linden, ehrlich mit prüfen und an seiner möglichen Verwirklichung Mitarbeiten. Dies um so mehr, wen» der .Krieg, wie w.r zuversichtlich erwarten, pvliliiche Znstünde hervorb:ingl. die der freien Entwicklung aller Nationen, kleiner wie großer, ge reckt t werden. Dabei wird das Pri » zipde s R e ch ! s und der freien Entwicklung nicht bloß ans dem Festkande, sondern auch aus dem Meere zur Geltung zn bringen sein. D a v v n h a t L o r d G > e n allerdings nicht gesprochen. Die internationale Frtedensbürgschaft, die ihm vorschwebt, scheint mir über Haupt einen eigenartigen, aus die speziellen englischen Wünsche zngeschiiittcncii Eharaiter zn habe». Während des Krieges haben nach seinem Willen die Neutralen zu schweigen und jeden Zwang der englische» Weltherrsrhalt auf dem Meere geduldig hinznnehmen. Nach dem Kriege, wenn England, wie eS meint, uns aufs Haupt geschlagen und über die Welt nach seinem Willen neu disponiert haben wird, dann sollen sich die Ne» traten zu Garanten der neuen englischen Weltordinni» zusanimcnschließen. Z» dieser Wcltordniing wird auch so! gcndcS gehören: Aus zuverlässiger Quelle wissen wir, daß England und Frankreich bereits im Jahre 1915 Rußland die territoriale Herrschaft über K o n st a n t i n v p c l. den Bosporus und das Westufer der Dardanellen mii Hinterland zugesichert und Klei na sie» unter den En tentemächten aufgeteilt haben. Die englische Regierung ist Anfragen, die hierüber im Parlament gestellt worden sind, ausgewichen. Aber diese Pläne der Entente sind doch wahrscheinlich auch für den Völkerfrieücns- bund, der sie später garantieren soll, von Interesse. So sehen dicAnncxivnsabsichten unserer Geg ner aus. wozu auch »och Elsaß-Lothringen kommt, wäl, rend ich bei der Besprechung unserer Kriegsziele die Annexion Belgiens niemals als unsere Ab sicht bezeichnet habe. Eine solche Gewaltpolitik kann nicht dic Grundlage zu einem wirksamen i n tc r n a t i v na l e n F r i cde n s b u n d e adgeben. Eine solche Gewaltpolitik steht im krasse» Widerspruche mit dem von Lord Grey und Herrn Asquith angcstrcbtc» Ideal zustande, in dem das Recht über die Macht herrscht und alle Staate», die die Familie der zivili siertcn Menschheit bilden, ob groß oder klein, sich unter den gleichen Bedingungen »nd in Ucbercinslimmulig mit ihren natürlichen Anlagen frei entwickeln können. Will sich die Entente ernstlich auf diesen Boden stellen.
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