Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.06.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-06-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070605021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907060502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907060502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-06
- Tag1907-06-05
- Monat1907-06
- Jahr1907
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezuns^preiS für Leipzig und Bororlr durch unsere Trümer und Spediteure inS HaoS gebracht: Aus gabe (nur morgens) vierleljadrlich 3 M„ monatlich I M.: Ausgabe II imorgens und abends) vierteliährlich 450 M., monatlich l.50 M. Durch di« Post bezogen (1 mal täglich) innerhalb Dentichlauds und der deutschen Kolonien vierteljäbrlich 3 M., monatlich l M. ansschl. Poslbestellgeld, für Oesterreich-Ungarn vierteljährlich 5 L 45 k. Abounement-Annahwe: AugustuSplatz 8, bet unseren Trägern, Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postämtern und Briefträgern. Die einzelne Nummer kostet IV Pf». Redaktion und Expediliov: Johannisgasse 8. Teleph. Nr. 14692, Nr. 14693, Nr. 146S4 Berliner Nedatttons-Vnremr: Berlin 7, Prinz Louis Ferdinand« Straße 1. Telephon O Str. 9275. Abend-Ausgabe L. KipIM TagMM Hau-elszeituug. Amtsblatt des Rates und des Rattzeiamtes der Ltadt Leipzig. für Inserate aus Leipzig u. Umgebung die 6 gespaltene Petitzeile 25 Pf„ finanzielle An zeigen 30 Pf^ Reklamen 75Pf.; von auswärts 30 Pf., Reklamen 1 M s vom Ausland 50 Pf., finanz Anzeigrn75 Pf, Reklamen 1.50 M. Inserate v.Brbörden im amtlichen Teil 40Pf. Beilagegebühr 5 M. p. Tausend exkl. Post gebühr. Geschästsauzeigen an bevorzugter Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Tarif. Feslerteilte Aufträge können nicht zurück- gezogen werden. Für daS Erscheinen an bestimmten Lagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen«Annahme: AugustuSplatz 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Anuouceu- Expedtttonen des In« und Auslandes. Haupt-Filiale Berlin: CarlD u n cker,Herzgl.Bayr.Hofbuchhaadlg„ Lötzowstraße 10 (Tel. VI, 4603). Nr. 15L Mittwoch 5. Juni 1907. lül. Jahrgang. Vas Neueste vom Tage. eine Forderung von 40 Millionen für Ausbau der Eisen bahnen eingebracht werden. (Die nach Schluß der Redaktion eingegangene» Depeschen stehen ans der 3. Seite Les HauPtblatteS^ Tie Herkomer-Monkurrcnz. Die Fahrt der Krastwagen, die sich an der Herkomer- Konkurrenz beteiligen, begann heute früh 6 Uhr in Dresden in Gegenwart des Königs Friedrich August. Der erste Wagen traf schon vor 10 Uhr in Leipzig ein Die LSeilerfahrt durste erst von 1 Uhr ab erfolgen. Näheres darüber gibt ein besonderer Bericht auf der 3. Seite des Hauptdlattrs. Tas Kaiferpaar in Täncmark. Als Zeitpunkt für den Besuch des deutschen Kaiscrpaares am dänischen Hofe sind, wie die „Neue politische Korrespon- denz* erfährt, neuerdings die Tage vom 3. bis 5. Juli in Aussicht genommen worden. Tie luxemburgische Erbfolge. Ja der luxemburgischen Kammer brachte StaatSminister Eyschen eine« Gesetzentwurf über ein Familienstatut des Großherzogs Wilhelm vom 16. April ein. Das Statut be stimmt, daß dem Großhrrzog in Ermangelung eines männlichen Erden seine erstgeborene Tochter, Prinzessin Marie Adel heid, uud nächst ihr ihr Marmesstamm nachzufolgen hat. Wahrend der Minderjährigkeit der Prinzessin soll die Ge mahlin des jetzigen GroßherzogS die Regentschaft und Vor mundschaft führen. Im Falle des Ablebens der erstgeborenen Tochter ohne Hinterlassung einer Nachkommenschaft sind die anderen Töchter des Großherzogs in gleicher Weise nach Primogeniturrrcht zur Erbfolge berufen. Internationale Fahrplan-Konferenz. Am 12. und 13. Juni findet in London unter dem Vorsitz der „South Easteru and Chatham Raitway* die internationale Konferenz zur Festsetzung des Wiuterfahrplaues statt. Tie gemeinsame Organisation der Deutsch-Oesterreicher scheint endgültig zn scheitern. Nach der „N. Fr. Pr.* zählt die unter dem Namen „Deutsch nationaler Verband* gebildete Vereinigung der Deutschen Volkspartei uud der Deutsche« Agrarier 51 Mitglieder :.nd Wild im Zusammenschluß mit den Deulschradrkalen, die eine» selbständigen Verband bilden, arbeiten. Die Deutsche Fortschrittspartei wird nach demselben Blatte einen selbständigen Klub bilden. — Nicht recht mit dieser Mitteilung zusammenreimen läßt sich die anderweitige, daß die Deutsch-Agrarier auch anders- volkliche Agrarier in ihren Klub aufuehmen wollen. Werden alsdann die tschechischen Agrarier in irgend einem Verhält nisse zu dem „Deutsch-nationalen Verbände* stehen? Im übrigen bliebe der Nichreintritt der Fortschrittspartei auf alle Fälle höchst bedauerlich. Die österreichische tiisenbahn-Berstaatlichuug soll fortgesetzt werden. Wie der Sektionschef Weber aus dem Arbeitsministerium mitgeteilt hat, wird eine Verstaat- lichungsvorlage zurzeit ausgearbeitet. Auch soll im Herbst Tänischer Besuch in London. Das dänische KönigSpaar trifft Sonnabend in London ein. Der Aufenthalt ist aus 5 Tage bemessen. Das Pro gramm umfaßt eine Truppenschau, Galavorstellung im Opern haus, sowie Diner beim König und beim Prinzen von Wales. Von England begibt sich der hohe Besuch an Bord der Jacht „Victoria and Albert* nach Cherbourg, wo Freitag Empfang durch den Präsidenten FalliereS ftattfindet. Ter spanisch? Prozess. Im Prozess; wegen des Mordversuches gegen den König und die Königin erklärte der Angeklagte Nackens, am Tage des Attentats sei Morales zu ihm gekommen und habe ihm mitgeteilt, daß er das Attentat verübte und die Bitte aus- gesprochen, ihn bis zum nächsten Tage zu beherbergen. NoraleS sei anderthalb Stunden bei ihm geblieben. Nackens ließ sich dann weiter über seine anti anarchistischen Ansichten und über die in dem Blatte „El Notin" gegen den Anarchismus geführte Fehde aus. Schließlich erklärte Nackens noch, er habe Morales bei sich ausgenommen, um nicht während seines ganzen Lebens Ge wissensbisse zu haben. Der Eigentümer des Hauses, in dem Norales wohnte, sagte aus. Morales habe am Tage des Attentates eine gut gefüllte Geldtasche gehabt; 'er (Morales) sei ihm krank erschienen. Morales habe an dem Tage den Auftrag erteilt, daß Blumen in sein Zimmer gestellt werden. Zeuge gab dann Einzelheiten über die Attentats- szene uud erzählte, er hörte von feiner Wohnung aus Hilfe- rufe und sei nach der Richtung gelaufen, von wo die Rufe zu kommen schienen. Da er aber niemanden fand, sei er wieder umgekehrt und auf der Treppe von einem Polizei beamten festgehallen worden, der ihm sagte, daß einer seiner Mieter fehle. Darauf wurde dir Weiterverhandlung vertagt. Tie Agitation gegen die Tuwa wird von den russischen Reaktionären mit Hochdruck betrieben, und nach wie vor wird durch das beliebte, Gretchens Blumen-Orakel entlehnte „ja — nein* - Getändel der nichtamtlichen Telegramme die öffentliche Meinung allmählich mürbe gemacht und eingelullt. Wie die Ma schine in Rußland arbeitet, zeigt nachfolgende Stichprobe: Der reaktionäre Ärbeiteroerband in Kiew beschloß, an den Zaren telegraphisch die Bitte zn richten, die revolutionäre Duma aufzulösen. Gleichzeitig fordert der Verband die Dumamitglieder der Rechten auf, den Sitzungen nicht mehr bcizuwohnen. Ein Zwischenfall in Lodz. Die lange Reibe herzlich uninteressanter Mordnachrichten aus der polnischen Fabrikstadt wird jetzt durch einen Zwischenfall von internationaler Bedeutung unter brochen. Es wird berichtet: Nach einer Bomben explosion in der Constantinstraße wurde der Haus besitzer Nader verhaftet; Naber, der preußischer Staatsangehöriger ist, wurde von den Soldaten mit Gewehrkolbenstößen mißhandelt und die ganze Nacht gefangen gehalten. Eine ärztliche Besichtigung stellte zahlreiche Wunden fest. Naver nahm zur Stellung von Entschädigungsan sprüchen die Hilfe des deutschen Konsuls in Warschau in Anspruch. Sollte es sich nm die willkürliche Ver haftung eines völlig Unbeteiligten handeln, so wird hoffent lich endlich einmal ein ernstes Wort gesprochen. Rumänische Wahlen. Bei den Senatswahlen aus dem zweiten Kollegium wur den 47 Liberale und ein Konservativer gewählt; zwei Stich wahlen sind erforderlich. Rooscvett. Eine New Aorker Meldung der Londoner „Tribüne* besagt: Roosevelt habe seiner Gemahlin das Versprechen gegeben, er werde, wenn seine Präsidentschaftszeit abgelaufen sei, sich nach Europa begeben, um sich längere Zeit der Ruhe zu widmen. politisches. Der Skandal in der Hofgesellschaft. So wenig Neigung wir haben, uns eingehend mit dem Skandal zu befassen, der eventuell zu einem Prozeß Moltke- Harden führen wird, so wenig können wir schließlich umhin, einige nähere Andeutungen über die Affäre zu machen, um unserer publizistischen Pflicht zu genügen, nachdem ein mal so viel an die Oeffentlichkeit gelangt ist. Es handelt sich politisch darum, daß der Kreis der Liebenverger Tafelrunde, in dem der Kaiser gelegentlich seiner Besuche beim Fügten Philipp Eulenburg gern verkehrte, beschuldigt wird, einen starken unverantwortlichen Einfluß auf den Monarchen aus geübt zu haben. Zugleich aber wird angenommen, daß Harden den einen oder andern Herrn dieser Tafelrunde ver steckt, aber für Eingeweihte deutlich genug, beschuldigt, nicht näher zu bezeichnender sexueller Handlungen schuldig gemacht zu haben. Deswegen hat Graf Kuno von Moltke Harden ge fordert, der ablehnte und nun von Moltke verklagt werden soll. Genau so wie um ähnlicher Anklagen willen Exzellenz von Hülsen gegen den früheren Hofopernsänger Willy Frank Strafantrag gestellt hat. Bei der Liebenberger Tafelrunde richten sich die Beschuldigungen gegen verschiedene Herren, so gegen den Grafen Lynar, gegen den sein Bursche so Belastendes ausgesagt haben soll, daß er als Offizier feinen Dienst quittieren mußte. Tann der Prinz Friedrich Heinrich, Sohn des Prinzen Albrecht, der nicht Ritter des Johannitcrordens werden konnte, weil er Neigungen haben sollte, die ihn einmal infolge einer im Berliner Tiergarten gemachten Bekanntschaft in eine höchst peinliche Erpressungs sache verwickelten. Ferner wurde in diesem Zusammenhang der von uns schon erwähnte Graf von Hohenau genannt. Endlich wird in diesem Sinne das Freundschaftsverhältnis des Fürsten Philipp Eulenburg zu dem früheren französi schen Botschatfsattach« Lecomte kommentiert. Lecomte nannte den Minnesänger von Liebenberg und Verfasser des „Sanges an Aegir" „Harfner", während der Kosename des Monsieur Lecomte „Mein Süßer" ist. Als der Kaiser vor einiger Zeit Jagdgast des Fürsten Philipp Eulenburg in Liebenberg war, nahm mit Genehmigung des Monarchen auch der nette Botschafts-Attachec an der Jagd teil. Den Ausgangspunkt der peinlichen Affäre bildete die Burschen- Afföre des Potsdamer Rittmeisters. Dies Vorkommnis hat eigentlich den Stein ins Rollen gebracht und seine Zirkel bis nach Liebenberg gezogen. So berichtet wenigstens Fried länders Korrespondenz. Maximilian Harden hat schließlich in seiner „Zukunft" über diese Vorgänge Andeutungen gemacht. Er schreibt nämlich u. a.: „November 1906. Nacht. Offenes Feld im Ukeraebiet. Der Harfner: „Hast du's gelesen?" Der Süße: „Schon Freitag." Der Harfner: „Meinst du, daß noch »ehr kommt?" Der Süße: „Wir müssen mit der Möglichkeit rechnen; er scheint orientiert, und wenn er Briefe kämt, in denen vom Liebchen die Rede ist . . . ." Der Harfner: „Undenkbar! Aber sie lassen s überall abdrucken. Sie wollen uns mit Gewalt an den Hals." Der Süße: „Eine Hexenzunft. Vorbei! Vorbei!" Der Harfner: .Wenn nur Er nichts davon erfährt!" Von diesen Dingen machte der Kronprinz dem Kaiser An zeige. Die Folge war, daß all' die genannten Herren, di« bei Hofe eine große Rolle spielten, ja gewissermaßen zur so- genannten Hofkamarilla gehörten, in Ungnade fielen und, soweit sie in Amt und Würden waren, den Abschied nehmen mußten. Graf von Moltke will jedoch den Beweis führen, daß ihm Unrecht geschehen und an der gegen ihn erhobenen Anschuldigung kein wahres Wort ist. Wie weit die anderen Herren diesem Beispiel folgen wollen, steht noch dahin. Einstweilen schweigt Maximilian Harden. Er liegt an einer Rippenfellentzündung, weswegen er ja auch im Prozeß Poeplan nicht als Zeuge vernommen werden konnte. * Die Kaiserin traf gestern nachmittag zur Teilnahme an der Hohenfriedbergseier des Kurassierregiments „Königin" um 3 Uhr nachmittags in Pasewalk ein und wurde am Bahnhof von dem Kommandeur des Regiments, Oberst v. Heydebreck, empfangen. Unter begeisterter Be- grüßung durch das Publikum fuhr die Kaiserin zum Ko- jmo, wo sie unter den Klängen des Hohenfriedbcrger Morsches zu Pferde stieg. Nach einer kurzen Ansprache des Kvmmaudmrrs an die Kaiserin begann die Feier mit der Verlesung der von Friedrich dem Großen vollzogenen Stis- tungsurkunde des Regiments. In einer weiteren An sprache an die Kürassiere dankte der Kommandeur für die hohe Auszeichnung, die dem Regiment durch den vorjährigen Besuch des Kronprinzen und ;etzt durch die Kaiserin er- wiesen werde, und schloß mit einem Hoch auf den obersten Kriegsherrn. Die Kaiserin ritt daraus die Fronten ab, worauf ein Vorbeimarsch erfolgte. Nach kurzem Aufenthalt in der Wohnung des Regimentskommandeurs fuhr die Kaiserin zum Omzierskasino, wo sie den Tee einnahm. Um 5sH Uhr erfolgte die Rückreise nach Potsdam. nie. Zu den bayerischen Landtagswahlen. Der tief be- dauerliche liberale Verlust des Landtagsmandats von Er langen, wo der nationalliberalc Führer Pros. Dr. Geiger mit nur etwa 80 Stimmen hinter seinem sozialdemo- kratischen Gegner zurückblicb, ist nicht etwa einzig und allein dem Vordringen der Sozialdemokratie, sondern der Zer splitterung der bürgerlichen Parteien dadurch zu danken, daß der agrarische Führer Bcckh-Ratsbcrg mit einer Sonder kandidatur anftrat. So leisteten hier die Agrarier, wie das Zentrum in Kaiserslautern, der Sozialdemokratie Vorspann dienste! Feuilleton. co OS Dies ist der Fortschritt der Kultur: Wir verfallen der Monotonie und bald wird cianz Europa wie Paris aussehen: die Reiselust wird anfhören. denn es gibt nichts mehr dabei zu lernen, nichts mehr zu sehen: Alles wird sich ähnlich sein. An den beiden Enden des grossen Festlandes werden aus der einen Seite die Chinesen, auf der anderen Seite die Europäer wohnen, als zwei Rationen, die einander ungefähr gleich sind. Sie werden dieselben Verhältnisse haben: ein absolutes Regiment, gemildert durch Formen. lang wierigen Geschäftsgang, sanfte Sitten. Es wird viele Soldaten und wenig Tapferkeit geben, viel Industrie und wenig Genie, viel Polk und wenig glükklicke Leute. Wir werden also in spätestens hundert Jahren Chinesen sein. Ich vergnüge mich schon damit, meine Rase breitzudrücken und meine Ohren nach unten zu verlängern, und es gelingt mir nickn schlecht. AbbS Galiani. tlie „Briete de» Abbe GcUiant" erschienen bei Georg Müller in München in deutscher Ausgabe mit Einleitung von Wilhelm Weigand». K Line rMlitärttation ins Innern Afrika». Von Dr. A. Funke (Berlin). 1k. sschluss. In Afrika bestehen nebeneinander der Tauschhandel in feiner urwüchsigen Form, die indische Rupiewährunq und ein auszrebildeter Scheckverkehr. Es finden große Märkte statt, wo die verschiedensten Händler ihre guten Sachen seilbietcn. Da sitzt ein Monn, der Schnupftabak verkauft, er hät die Prisen vor sich aus einem Blatt einzeln hingel-ämt, jede Prise kostet an Kupferdraht „einmal um den kleinen Finger herum". Dort sitzt ein Mann mit einem Topf^voll Honig. Wer seine Banane in den Homatopf bis an die Fingerspitzen eintaucbcn will, muß Kiipfcrdraht, „einmal um den Daumen" bezahlen usw. Früher lsatte eine Münze für den Neger nur den Wert eines Schmuckstückes. Bekam ein Mann für einen Botengang oder dergleichen eine halbe Rupie in 32 Pcsästücken, so machte er ffch eine Halskette daraus, oder er durchbohrte 'amtliche Stücke und beding sich den ganzen kraushaarigen Kops damit, indem er die Münze mit den schwarzen Locken sestknotete. In Muanza wird täglich Markt abgehalten, wo nur gegen Bargeld verkauft wird. Da sitzen die Leute aus den Doickern unb verkanten «Kennst«, Frücht«, Kartoffeln, Mais, Reis, Salz, Bananen, Tabak, Seife, frisches Fleisch, frische und getrocknete Fische. Die Leute, welche ihre Ware verkaufen, liefern vom Erlös jeden zehnten Pesa als Markt steuer ab, die Station garantiert dagegen durch ihre Polizei aufsicht und Gerichtsbarkeit für die Sicherheit des Handels. Die Eingeborenen haben dafür dankbares Verständnis. Durch den Marklvcrkchr dringt die Einsicht in immer größere Volksschichten, daß man für Geld etwas verkaufen und kaufen kann. Die Hüttcnsteuer wird in Zuiunft die Einfüh rung des Geldocrkehrs unterstützen. Die SÜberrnpic spielt eine Rolle nur auf der Station, wo jeder Angestellte am letz ten des Monats seine schönen Silberstücke ausbezahlt be kommt und sic in kürzester Zeit beim Händler totschlägt. Wenn am 31. des Monats Löhnuugstag war, so kamen be reits am 3. dc^ nächsten Monats die Händler und lieferten fast die volle Summe, die in Umlauf gcjctzt wurde, wieder a» die Stationskasse ab, um sich Dagegen einen Scheck aus stellen zu lassen. Der Scheckverkehr ist unumgänglich not- wendig bei den großen Entfernungen und bei dem schweren Silbergeld. Jede Last Silber enthält A>00 Rupies, die Last Kupfer 60 Rupies, der Transport von Dar es Salami nach Muanza kostet lO Rupies. Wenn viel Geld hin- und her transportiert werden müßte, so würde sich an der Kara wanenstraße bald Räuchergesindel ansammeln. Wir Deutschen sind zuerst erstaunt darüber, daß man in Afrika kein Geld — kein Portemonnaie bei sich trägt, sondern mit Zetteln be zahlt, auf die man nur schreibt: „Gut für 00 Rps., einzu losen bei der Firma N. N. — Unterschrift und Datum." Die Arader hoben von uralten Zeiten her Verständnis dafür, daß man Schuldscheine an Zahlungsstatt anncbmcn kann und ihre hoch entwickel le arithmetische Wissenschaft bat ihnen Anleitung gegeben, daß sic bei ihrem angeborenen Handelssinn die Schcckwirtsctwst beherrschen. Ein Araber, der nach dem Löbnungstag seinen Laden icht ausvcrkauit haU kommt am 4. des Monats mit einem Sack voll Geld zur Stationskassc, er zählt das Geld aus und bekommt dafür einen Scheck, der besagt, daß irgend eine Gouoernementskassc au der Küste dem Geschäftsfreund des Ein.zablcrs dieselbe Summe aus^ablen möge, welche dieser in Muan.za eingczablt kiat. Diesen Schein nimmt der Araber nicht einmal an sich, sondern er bittet, daß man den Schein in einen Briefumschlag steckt, dieses an den Geschäftsfreund adressiert und den Bries mit einer ll) Pfen nigmarke frankiert. Der Mann legt 6 Pesa für die Freimarke aus den Ti'ch und geht mit leeren Händen von dannen. Die Fahrt auf iwm See geht noch wie zur Zeit des edlen Dulders Odvssous vor sich, als K'üstensahrt. Des Abends wird an Land gegangen und das Zelt ausgcschlagen; am an deren Morgen wird alles wieder an Bord geschafft und die Fahrt geht weiter, — wenn der Wind gut ist. Oner ülber den See ist noch kein Mensch gefahren. Aus dem See schwimmen eckst seit neuester Zeit Mei ansehnliche Dampfer. Sic ge hören den Engländern und sind zu dem Ziveck gebaut, die mit der Bahn von Port Ogotve beförderten Waren nach Uganda zu transportieren In Muanza sind drei größere Fahrzeuge stationiert: Ein Segelboot, eine Dbau nach Araherart und die neue Aluminiumdampüplnassc, die wir zum besten Teil dem Fürsten zu Wied verdanken, ein zierliches Fahr zeug, das es «üblich ermöglicht, «ine annähernd berechenbare Fahrt auf dem See pu unternchmcn. Eine dunkle Macht arbeitet dem kulturbringenden Euro päer entgegen: das ist der tiefsitzende Aberglaube, die einzige Religion, die der Neger im vollen Umfange kennt und anerkennt. Sic verkörpert sich in den Zauberern. Der Zauberer sicht mit Recht im Europäer seinen größten Feind. Der Zauberer — oder Arzt — ist geachtet und gefürchtet. Er wird für feine Tätigkeit reich belohnt, wenn er in Krank heitsfällen die unsinnigsten Zaubereien vollführt, wenn er gegen Tod und böse Geister Fetische und Amuletts in Ge stalt von kleinen Antilopcnhörnern oder Holzklötzen verkauft, wenn er die Kornfelder bespricht und das Viehsterbcn bannt. Er kann durch Zauberei Löwen, Schlangen und Krokodile anstisten, daß sic Menschen umdringcn, daher fürchtet jeder die Feindschaft des Zauberers und erkauft sich seine Freund schaft. Wenn ein Neger seinen Feind umbringen will, so wendet er sich an einen Zauberer: wird dieser gut bezahlt, so findet er schon Mittel und Wege, wie der betreffende Feind zu beseitigen ist. Wenn eine Schurkerei im Gange ist, bei Ausständen z. B, steck: immer ein Zauberer hinter der Sache. Kein Stamm wird in den Krieg ziehen, wenn der Zauberer nicht vorher kriegszaubcr gemacht und dafür gesorgt bat, daß die Gewehre der Europäer nicht Feuer und Blei ausspeien, sondern ganz gewöhnliches Wasser. Ursprüng lich beabsichtigte er wohl, nur in Jriedenszeiten sein ein trägliches Gewerbe zu betreiben und weiß nur zu wohl, daß ihm der Kriegszauber, wenn er nichts hilft, schlecht bekom men kann. Wollte er sich aber weigern, Kriegszauber zu machen, so wäre sein Ansehen dahin. Die Europäer benutzen natürlich jede Gelegenheit, um den Leuten die Unsinnigkeit ihres Aberglaubens zu demon strieren. Ein Zauberer, der an einem blutigen Ausstand schuld Ivar, wurde im Gefecht gefangen und an Ort und Stelle standrechtlich zum Tode verurteilt. Als abschrecken des Beispiel wurde er im Feindesland an einem Baum auf geknüpft. Ein sehr anschauliches Bild von der Feuerdisziplin unserer Askari gibt Dr. Hildebrandt: Um darüber Klarheit zu bekommen, wie weit wir den Einfluß der deutschen Machtsphärc ausdehncn können und müssen, wollte der damalige Ebes des Offizierpostens, Ober leutnant von Wulfsen, eine Expedition unternehmen in das Flußgebiet des Gori, wo aller Wahrscheinlichkeit nach die künftige Grenze gegen englisches Gebiet verlaufen wird. Es sollte durchaus keine kriegerische Expedition sein. Er nahm kein Geschütz mit und nur 25 Askari. v. Wulfsen war leidend, ich begleitete ibn als Arzt. Der Gori verzweigt sich in viele Wasserläufe, er ändert seinen Laus, indem er sich ein neues Bett gräbt, er ist also als Grenzfluß nicht sehr ge eignet. Wir überschritten ihn an einer Biegung kurz nach einander zweimal, indem wir kurze Zeit auf dem rechten Ufer marschierten und dann auf das linke zurückkchrten. An der linken Uebcrgangsstellc führte über den Fluß eine Art von Brücke, welche die Neger aus krummen Zweigen zusammen gebaut batten, es war eher rin Wcbr als eine Brücke zu nennen. Die vielfach gekrümmten Bäume waren so durch- «inandergesteckt, daß sie das Wasser durchlaufen ließen, aber rmterrinander »usammeuhielten. Mil einiger Vorsicht üb«. schritten wir diese „Brücke". Es dauerte eine halbe Stunde, und unsere Karawane trennte sich während des Uebergangs, so daß wir bei einem Angriff in übler Lage gewesen wären. Die Größe der Gefahr kam uns erst nachher zum Bewußt sein; denn wir ahnten damals nicht, daß wir tatsächlich gleich daraus angegriffen werden würden, und daß wir im Begriff waren, in einen Hinterhalt hineinzumarschieren. Als die ganze Karawane übergesetzt war, ordnete der Zug sich wie gewöhnlich, einer marschierte hinter dem anderen, ich war an der Spitze der Karawane. Wir gingen auf einen klippenbc- setzten Berg zu. Als wir in halber .Höhe desselben angelanqt waren, bemerkten wir, daß hinter den Klippen Speere aus ragten. v. Wulfsen ließ durch einen Dolmetscher hinaus- rusen, daß die Leute ihre Speere niederlegen sollten. Die Antwort lautete, daß sie es nicht tun wollten. Die Kara wane hielt, ich ging noch einige Schritte vor. da erscholl vor uns ein wüster Kriegsgesang: „Wir haben Speer und Schwert und Schild." Von allen Seiten sprangen Leute mit Kricgsputz und hohen Kopfbedeckungen von langhaarigem Pelz, riesig lange Speere schwingend und sich mit Schilden aus Holz und Büffellcdcr deckend, hinter den Felsblöckcn her vor. Hinter mir hörte ich von Wulfsens Kommando „Ab teilung soll chargieren. Geladen. — Links marschiert auf Marsch!" Da waren die Gegner schon dicht an uns heran v. Wulfsen schrie mir zu: „Gehen Sie zurück, Sie sind ver loren!" Ich sah einige Gegner direkt au mich beranstirmcn In weiten Sätzen kamen sie, den Kriegsgesang heulend, vom Berg herunter, ich stand ganz allein, etwas rechts und vor der Front, v. Wulfsen kommandierte weiter: „Schwärmen!" Er monierte in diesem kritischen Moment immer wie auf dem Exerzierplatz: „Richtung. Abstand! Rechter Flügel kurz treten! Linker Flügel Richtung, Augen rechts!" „Ägt an, Feuer! Geladen!" „Schnellfeuer!" Die Salve krachte »nd dann nahm jeder den zunächst anstürmenden Gegner auss Korn. Meine Gegner waren aus 10 Meter heran, ich mußt« zur Büchse greifen. Der erste deckte sich mit einem großen weißen Holzschild. Wie er vom Berg bcruntcrsprang, ge brauchte er noch zwei Sprünge, um mich mit seinem langen Speer zu erreichen. Ich zielte mitten auf den Schild. Als der Schuß fiel, brach der Mensch zusammen. Neben ihm lief ein anderer. Ebe ich neu geladen batte, pfiff mir eine Kugel von hinten her dicht am Ohr vorbei, sie kam aus der Büchse des wackeren Ombascha Barutti Manjema, sie streckte den zweiten Gegner nieder, gleich darauf fielen noch einige. Tie Askari hatten inzwischen mit Schnellfeuer jeder seinen einzelnen Gegner beschossen und zwar so ruhig und sicher, daß in zwei Minuten 30 Tote auf dem Platz lagen. Der ^cind stutzte und wendete sich zur Flucht. Ein fröhliches Hurra löste die Spannung, in der unsere Leute den gefähr lichen Moment überstanden hatten, linier dem Verfolgungs feuer sprangen die Feinde den Berg hinan und verschwanden hinter den Felsttippcn. Die Front unserer Truppe batte eine Schwenkung nach rechts ausgcführt, so daß ich mit der kleineren Truppe, die neben mir kocht, zur Seit« schwenken mußte. Dabei warf ich einen Blick in den Talkessel, aus dem wir vor einer Viertelstunde hcrausgestiegen waren und sah mit Staunen. daß au» den Feldern und dem iNebösch überall
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite