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Dresdner Journal : 29.09.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188709292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870929
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870929
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1887
- Monat1887-09
- Tag1887-09-29
- Monat1887-09
- Jahr1887
- Titel
- Dresdner Journal : 29.09.1887
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Lrpxtition <1«, Dreeännr lonrnnl», vrexten, 2»in^«r,tr. »0. k'srniprvotl-ltnxiN^n»«: Nr. 1808. Westellungen auf das „Dresdner Journal" für das nächste Vierteljahr werden zum Preise von 4 M. 50 Pf. angenommeii für Dresden bei der unter zeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), fir auswärts bei den betreffenden Poft an st alten. Ankindignnge» aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung, und werden die Gebihre» im Ankündigungs teile mit 20 Pf. für die kleingespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Ankündigungen unter „Eingesandtes" sind die Gebühren auf 50 Pf. für die Zeile festgestellt. Königl. Expedition -es Dresdner Journals. Fernsprech-Anschluß Nr. 1295. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Director der Stadttheater zu Leipzig, Königlich Preußische Kammersänger Max Stägemann, die ihm verliehenen nachbezeichneten ausländischen Ordensdecorationen, nämlich: 1) das Ritterkreuz 1r Classe des Großherzoglich Baden'schen Ordens vom Zähringer Löwen, 2) das Ehrenkreuz des Großherzoglich Mecklenburg- Schwerin'schen Greifenordens und 3) das Comthurkreuz 2r Tlasse des Sachsen- Ernestinischen Hausordens annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der städtische Jnspector der beiden Stadttheater in Leipzig, Georg Hermann Müller, das ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen Coburg-Gotha verliehene dem Herzoglich Sachsen-Ernestinlschen Hausorden affiliirte Verdienst kreuz annehme und trage. Bekanntmachung, eine Anleihe der Stadtgemeinde Annaberg betreffend. Die Ministerien des Innern und der Finanzen haben zu der von dem Stadtrate zu Annaberg unter Zustimmung der Stadtverordneten daselbst beschlossenen Ausgabe von auf den Inhaber lautenden, Seiten des Letzteren unkündbaren Schuldscheinen in 1200 Ab schnitten L 500 Mark zum Zwecke der Aufnahme einer mit 4 H vom Hundert jährlich zu verzinsenden städtischen Anleihe von Sechs Hundert Tausend Mark nach Maßgabe des vorgelegten Anleihe- und Tilgungs- planeS die nach § 1040 des Bürgerlichen Gesetzbuchs erforderliche Genehmigung ertheilt, was hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Dresden, am 22. September 1887. lie Ministerien des Innern und der Finanzen. von Nostitz-Wallwitz von Könneritz. Münckner. Bekanntmachung. Dem Postkafsirer Domizlaff aus Hamburg ist unter Ernennung desselben zum Postinspector vom. 1. October 1887 ab eine Postinspectorstelle im Be zirke der Kaiserlichen Ober-Postdirection in Dresden übertragen worden. Nachdem Se. Majestät der König von Sachsen auf Grund von Art. 50 der Verfassung des Deutschen Reiches zu dieser Anstellung die landesherrliche Be stätigung ertheilt haben, wird Solches hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 24. September 1887. Finanz-Mini st erium. Frhr. von ASuurritz. Nichtamtlicher Teil. KekegraphifcHe WcrcHriHLen. Metz, 29. September. (Tel. d. DreSdn Journ.) Die Strafkammer deü hiesigen Landgerichts ver urteilte Schnebele jnn. zu einer SwSchigen Ge fängnisstrafe und »u 2V M. Geldbuße. Der An geklagte erklärte bei seiner Vernehmung, er be dauere sehr, was er gethan habe. Der Gerichts hof nahm an, daß der iuktndliche Angeklagte daü Bewußtsein von der Strafbarkeit seiner Hand- lung gehabt habe, bewilligte aber mildernde Um stände und beschloß, daß die erlittene Unter suchungshaft auf die Strafe anzurechneu sei. Wien, 29. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Gestern abend wurden die Mitglieder deS hygie nischen Kongresses von Sr. K. K. Hoheit de« Kronprinzen Rudolf im großen Rrdoutensaale der Hofburg im Beisein der Minister Graf v. Kalkeu- Hayn, vr. v. Gautsch, Marquis de Bacquehe«, der Spitzen der Behörden und zahlreicher anderer Würdenträger empfangen. Minister v. Gautsch und Prof. Ludwig stellten dem Kronprinzen die offiziellen Vertreter der einzelnen Regierungen vor, welche Höchstderselbe einzeln durch Auftrracheu auSzeichnete. Bei Virchow erkundigte sich der Kronprinz eingehendst nach dem Befinden deS Deutsche« Kronprinzen. Später faud eine Musik« aufführuvg statt. Linz, 29. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der von etwa 2909 Teilnehmern besuchte Katho likentag ist in Anwesenheit deS Statthalters, mehrerer LandtagSabgeordneten und ReichSratS- Mitglieder von dem Landeshauptmann eröffnet worden. Eine vom Bischof Müller beantragte Resolution, welche die Wiederherstellung der welt lichen Herrschaft deS Papstes betrifft, sowie eine Resolution, den Papst zu seinem bevorstehenden Priesterjubiläum zu beglückwünschen, wurden an genommen. St. Petersburg, 29. September. (Tel. d. Dresdn Journ.) Schakir Pascha ist twn seiner Krimreise hier wieder eingetroffen. St. Petersburg, 29. September. (Tel. d. Dresdn Journ) Wie die „Börsenzeitung" auS- führt, ist daö Finanzministerium in der Lage, daS diesjährige Budgetdefizit durch die letzte vierpro- zrntige innere Anleihe decken zu können; eine neue Anleihe im AuSlande sei durchaus nicht erforder- lich und alle Gerüchte über die Versuche, eine solche in Paris abzuschließen, hätten lediglich die faktische Unterlage, daß dir Reichsbank die in ihrem Portefeuille befindlichen Wertpapiere unter vorteilhaften Bedingungen zu begeben geneigt wäre. Dresden, 29. September. Neues vom Panamakanal. Einen Blick auf die Entwickelung des gewal tigen Werkes in Zentralamerika zu werfen, kann nie mals unzeitgemäß fein, und heute liegt noch ein be sonderer Anlaß dazu vor, weil endlich einmal ein Be richt über den Stand des Unternehmens erschienen ist, dessen Unparteilichkeit kaum von jemandem in Zweifel gezogen werden kann. Die Regierung der Vereinigten Staaten nämlich, welcher begreiflicherweise außerordent lich viel daran liegt, über die Lage der Dinge in Panama gründlich unterrichtet zu sein, beschloß im vorgangenen Frühjahre den Colonel Roger«, einen Marineoffizier, dessen zahlreiche geographische Schriften seinen Namen bekannt gemacht haben, nach der Land enge zu senden, damit er sich durch eigne Anschauung über den Stand der Arbeiten unterrichte. Colonel Rogers hat 4 Monate, vom Februar bis Juni d. I., am Kanäle zugebracht und darauf feiner Regierung einen umfänglichen Bericht erstattet, den die amerika nischen Zeitungen soeben veröffentlichen. Bekanntlich handelt eS sich in Panama darum, die Cordilleren zu durchbrechen, eine Aufgabe, welche viel fach für unlösbar gehalten wurde und noch wird. Die englischen Blätter machen es sich zu einer Art Sport, Hrn. v. Lesfeps allmonatlich einmal klärlich zu be weisen, daß er etwas Unausführbares anstrebe, und zwar sind sie mit ihren Beweisen geradezu kostbar vielseitig. Die eine Zeitung schreibt: ,Der Isthmus wird auS völlig unangreifbaren Felsen gebildet. Alle Menschenkraft, alle Maschinen werden sich vergeblich an diesen unzerstörbaren Basaltmasfen abarbeiten!" Eine andere behauptet: ,DaS Panamagebirge besteht aus einer Art gewaltiger Sanddünen. Unaufhörlich gleitet der Sand herab und füllt den Kanal wieder aus Hr. v.Lessepswälzt den Felfen des Sisyphus." Für eine dritte liegt die Unausführbarkeit in dem Wassermangel begründet, welcher während der trocknen Jahreszeit auf der Land enge herrscht, und eine vierte endlich meint, die rie sigen Wassermengen der Regenzeit müßten den Kanal rettungslos alljährlich aufs neue verschlammen. Die letztere Ansicht ist heute die verbreitetste und, wie auS dem Berichte Colonel Rogers hervorgeht, liegt ihr auch wirklich ein Körnchen Wahrheit zu Grund«. Nur sind die zu überwältigenden Hindernisse durchaus nicht derart, daß die moderne Technik ihnen machtlos gegenüberstehe. Der Kanal verläuft in seinem Hauptteile fast gradlinig von Norden nach Süden und folgt dabei einer Einsenkung der Cordilleren, welche den eigent lichen Gebirgszug rechtwinklig schneidet. Dieser von Ost nach West verlaufende Gebirgszug besteht aus mehreren parallelen Ketten, zwischen denen drei größere Ströme fließen, die allesamt ihre Quelle im Osten, der Seite Südamerikas, haben. Wo diese drei Ströme auf das Querthal treffen, welchem der Kanal folgt, biegen sie rechtwinklig um, und zwar wenden sich zwei von ihnen, der Rio Chagres und sein Nebenfluß, der Rio del Opisbo, nach Norden, dem atlantischen Ozean zu, während sich der dritte, der Rio Grande, nach Süden in das stille Weltmeer ergießt. Von dem Knie deS Rio Chagres aus, das heißt dem Punkte, wo er rechtwinklig umbiegend der Einsenkung des Kanals folgt, bis an den atlantischen Ozean, sind 45 Km. Das Knie deS Rio del Opisbo, seines Nebenflusses, liegt noch um 9 Km weiter von der Küste entfernt. Von diesem letzteren Punkte aus bis zum entsprechenden des Rio Grande beträgt die Entfernung ltz Km. Die Wasser scheide wird von der Sierra de la Culebra gebildet, welche sich an dem zu durchbrechenden Punkte 109 m über den Meeresspiegel erhebt. Von der Sierra de la Culebra das Rio-Grandethal entlang, bis an den Stillen Ozean find noch 24 km. Der Kanal ist also im ganzen 80 km lang, um ein wenig kürzer als der Elbelaus in Sachsen. Die Breite beider Wasser straßen wird ungefähr die gleiche fein, gewaltig aber unterscheiden sie sich hinsichtlich der Tiefe. Um nur auf das Meeresniveau zu gelangen, muß zunächst ein Thal durch die Sierra de la Culebra gebrochen wer den, dessen Wände noch um 8 m höher sind, als der Dresdner Schloßturm, und dann erst kommen die 14 m eigentliche Kanaltiefei Es ist sehr dienlich, der artige Vergleiche anzustellen, sobald man sich ein an schauliches Bild von dem ungeheuren Unternehmen machen will. Der Lauf der Opisbo und Chagres ist ein sehr gewundener; er schnitt ursprünglich 29 Mal das Bett des Kanals. Aus Gründen, die wir sogleich darlegen werden, machte es sich unumgänglich nötig, Kanal und Flußbett völlig auseinander zu halten, die sämt lichen 29 Kreuzungen mußten durch eine gewaltige Regulierung des Stromlaufes beseitigt werden, und dieses schwierige Werk, um es im voraus zu sagen, ist jetzt vollendet. Am nächsten hätte es entschieden gelegen, Fluß und Kanal zu verschmelzen, aber gerade das war unmöglich. Der Wasserstand des Rio Cha gres ändert sich unglaublich schnell, zuweilen wächst der Strom binnen einer Stunde um 12 m und führt dann eine folche Masse von Geröll und Schutt mit sich, daß der Kanal in kürzester Frist, unfehlbar mährend jeder Regenszeit, ausgefüllt worden wäre. Es blieb daher nichts übrig, als dem Strome, parallel dem Kanal, ein neues Bett auszugraben, und nach Möglichkeit durch Deiche und Dämme dafür zu sor gen, daß beide Wasserläufe von einander getrennt bleiben. Um dies zu erreichen, mußten ganz neue Mittel erdacht und angewandt werden; mit Erdwällen und Mauerwerk allein war hier nichts gethan, kein Damm könnte den Baumstämmen und Felsstücken, welche der wütende Strom zur Zeit des Hochwasser- mit sich reißt, widerstehen, besonders an dem Knie nicht, wo er, vom Gebirge niederstürmend, rechtwinklich gegen das Mauerwerk anprallen mußte. Was vom Rio Chagres gilt, gilt von den übrigen Flüssen ebenfalls, wenn auch in minderem Grade; man gräbt daher diesen Strömen an jenen gefährdetsten Stellen gewal tige Klärungs- und Beruhigungsbecken aus. Diese sollen die Wassermasfen zunächst anfüllen, dort ihren Schlamm und ihre Felstrümmer ablagern und dann erst, beruhigt und geklärt, in das eigentliche Flußbett eintreten. Wenn die Teiche wirklichen Nutzen schassen sollen, so müssen sie gewaltigen Umfang haben, denn der Rio ChagreS allein, noch nicht verstärkt durch seine Nebenflüsse, liesert zur Zeit seines höchsten Standes 400 cbm Wasser pro Sekunde. In der That hat daS bereits vollendete Klärungsbecken dieses Flusses, in der Nähe von Gamboa gelegen, 26 Mil lionen cbw Erdwälle und Mauerwerk nötig gemacht, aber der erhoffte Erfolg ist auch völlig eingetreten. Vielfach hat man es Hrn. v. Lesfeps zum Vor wurfe angerechnet, daß er nicht mit Hilfe der mehr erwähnten Flüsse einen Schleusenkanal konstruieren wolle. Ohne Zweifel hätte dies eine bedeutende Er- fparnis an Geld, Arbeit und Menschenleben ermög licht, da dann die einzige große Schwierigkeit im Durchbrechen der Sierra de la Culebra gelegen hätte. Aber Colonel Rogers stimmt dem heldenmütigen Ent schluß des Hrn. v. Lesseps, den Kanal von einem Ende bis zum andern im Niveau des Meeres auszu graben, vollkommen bei und hütet sich wohl, ihn für unausführbar zu erklären, wie dies oft von unbe rufenster Seite behauptet worden ist. Ein Schleusen kanal würde während der trockenen Jahreszeit unbe fahrbar werden, weü dann die Wasserläufe völlig ver- siechen, er würde es nicht weniger in der Regenzeit sein, weil kein Schiss gegen die Gewalt der abwärts. Feuilleton. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 28. Sep tember: „Ein Tropfen Gift." Schauspiel in 4 Akten von Oskar Blumenthal. DaS Stück erfreute sich durch das Zusammenspiel und die Besetzung verschiedener Rollen, wie z. B. Lo thar, Graf Albert Wahlberg, Fabricius, Lieutenant Bruno, Baron Brendel, Liddy, welche von den Herren v. d. Osten, Porth, Jaffä, Richelsen, Bauer und Frl. Diacono mit sehr treffenden Farben und mit dem Aufwand sichtlichen Fleißes vorgesührt wur den, einer wirksamen Darstellung. Es ist ganz dazu geeignet, im Unterhaltungsrepertoire noch längere Zeit ein nützliches Hilfsmittel zu bilden. Diese Sachlage gestaltet sich noch viel vorteil hafter, da eS einer jungen, überaus strebsamen Schau spielerin unserer Bühne, Frl. Bastö, gelungen ist, die bedeutsame und sympathische Gestalt der Hertha mit überraschendem Gelingen scenisch lebendig zu machen. DaS unverkennbare und erfolgreiche Fort- schreiten der Genannten ließ uns in ihr eine Kraft gewinnen, mit der sich in vielen entscheidenden Fällen rechnen läßt und die der vollen Anteilnahme des Publikums wert ist. ES ereignet sich nur höchst selten der anregende erfreuliche Vorgang, eine so frucht bringende Weiterentwickelung eines Talente- oeobachten zu können, wie sie sich aus Frl. Bastäs kleinen sou brettenhaften Anfängen mit wenig bedeutenden Rollen entfaltet hat und ferner zu entfalten verspricht Die durch liebenswürdige Anmut und ein seltene- Bühnengesicht allerdings besonder« begünstigte Dar stellerin ist sich in ihrer wackeren Bemühung, die sehr schwierige Hertharolle zu lösen, ohne Nachahmung Anderer ganz felbstgetreu geblieben. Sie zeigte nicht nur Bühnentemperament, sondern was mehr ist, eine überraschende Gefühlserregung, blieb auch in den Augenblicken sittlicher Entrüstung und Leidenschaftlich keit immer in den Grenzen der weiblichen Takte« und wußte ihr nicht starkes Organ durch richtige Ton färbung fehr ausgiebig zu verwenden. Verschiedene feinere Schattierungen können nicht Ergebnis der ersten Leistung in einer Rolle sein, eS genügt da die Tüchtigkeit der Gesamteindrucks und vor allem der befriedigende Einblick, welcher uns in der Begabung selbst gewährt worden ist. O. B. Krau Malwine. Novelle von I. Werner. (Schluß.) Doch horch, schon nahten Schritte, schon pochte eS an der Thür — doch nein, eS war nicht ganz an der Zeit. Eine letzte Anordnung konnte noch dem Mäd chen gegeben werden, denn die Herren, welche im näch sten Zimmer zu warten hatten, bis die Klingel er tönte, sollten die Hausfrau keiner Versäumnis beschul digen. Malwine hatte in der Wahl ihre» Anzug» an Herzog gedacht. Seine Lieblingsfarbe, ein ruhige» Dunkelrot, belebten den sanften Reiz ihrer Weiblich keit mit jenem pikanten Etwa», da» ihre braunen Augen so anziehend machte. Eine Rose von derselben Farbe wie da» Kleid schmückte da» Haar. Der Oberst war e«, der zuerst kam. Sie hatte ihn mehrere Tage nicht gesehen, ihm nicht» von der bewegten Stunde in seinem Hause erzählt, noch ihn zum Mitwisser ihres Planes gemacht. Sie wäre ihm gern entgegen geeilt, aber die Furcht, sich zu vergessen, die Ruhe zu verlieren, deren sie zur Beobachtung deS Freundes bedurfte, hielt sie in dem weihnachtlichen Gemache zurück. Der arme Onkel, welch' schweres Leben hatte ihm das Schick sal bestimmt, wie geduldig trug er sein Kreuz wie müde klang der Lauschenden der Schritt, mit welchem er nebenan auf und ab ging! Ihm — wenn seine Frau auSgelitten, war nicht mehr sehr lange währen konnte — einmal den Lebensabend zu erheitern, zu weilen war ihrs durch den Sinn geflogen, zuweilen auch ihm, sie wußte eS wohl, warum nur hatte er sie selber von sich gedrängt? Arme Malve! Weiß, lilienweiß wie damals, al- er ihr gesagt, daß nur ein neuer Liebesbund ihr Herz ausfüllen könne, wurde ihr Antlitz, als ein anderer, rascher Schritt neben dem seinen erklang. Wie nun, wenn Herzog ihren Plan verwarf? Wenn das ge- chmückte Bild ihm ein Spiel schien, daS ihn verletzte, ein rasche» Wort ein jähes Ende herbeiführte und ie allem mit ihren Erinnerungen blieb? Wie Gott «S wollte! „Geduld, Geduld!" fast fröhlich klang ihre Stimme den ungeduldig Wartenden. Musik dünkte ihnen da» leise Geräusch ihrer weihnachtlichen Ge schäftigkeit, das ru ihnen drang. Der Geruch frischen Tannenarün», der Dust angezündeter Wachskerzen stahl sich durch die Ritzen der Thüre, dann klingelte e», und neben dem strahlenden Christbaum erblickten die Eintretenden da» geschmückte, lebensfrohe Bild eine» Manne-, ihm zur Seite eine bräutliche Gestalt, keine Witwe, nein ein liebendes Weib, da» sie ruhig und anmutig grüßte. überrascht blieb der Oberst an der Thür zurück. „Malwine", rief er, „bestes Kind, was ist Dir ge schehen, verstehe ich es, wie Du's meinst?" Herzog war schnell vorgegangen. Auch er war überrascht, und mit einem Blick, der Malwine durch - schauerte, erkannte er ihren Plan. Nicht das Bild sah er an, nur sie wie sie dastand, ihn weder er mutigend, noch verwerfend, des Rätsels ihres Sein» sich einzig bewußt. Vergangene und gegenwärtige Liebe — die braunen Augen kannten nur eine — zu beglücken und glücklich zu sein — ohne Furcht und Zagen — treu dem eignen Herz! Sinnend wandte sich Herzog dem Bilde zu und betrachtete eS aufmerksam. „Du Glücklicher", sagte er, „Du stummer Mann, den ich fürchtete von dem ersten Moment, da ich sie gesehen. Qualen der Eifersucht habe ich Deinetwegen ertragen! Mit dem guten Recht der Lebenden hoffte ich Dich, den Geschiedenen, zu überwinden und stehe beschämt, besiegt vor Deinem Blick. Besiegt? Ha! Erregt griff Herzog an seine Seite. Der Degen, den er nicht abgelegt, klirrte in der Scheide, er stieß ihn unsanft zurück. Aber sein Auge glänzte, und um den energischen, geiswollen Mund spielte ein Lächeln. Erleichtert atmete die junge Frau auf und legte den Kopf an des Onkel- Schulter, da sie sich kaum noch aufrecht erhalten konnte. „Da.ich nicht mit Dir um Malwinens Herz kämpfen kann", fuhr Herzog heiter fort, „wa- bleibt mir übrig, al- Dich mit ihr zu lieben? Dank sei Gott — eS ist gesagtI Ohne Eifersucht sei Albert in meinem Haufe willkommen, denn ich sehe e» ihm an, daß er im gleichen Falle auch al« guter Kamerad an mir gehandelt haben würde."
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