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Sächsische Volkszeitung : 22.12.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-12-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190312227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19031222
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19031222
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1903
- Monat1903-12
- Tag1903-12-22
- Monat1903-12
- Jahr1903
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 22.12.1903
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SWühe AolksMng Urscheiut tiiglich «ach«, mit Ausnahme der vom»-». Festtag«. vezugSprets r Merteljährl. 1 Mk. SO Pf. (ohne Bestellgeld). Post-Bestellnummer 8888. Bei außerdeutschen Postanstalten laut ZeitungS-PreiSliste. Einzelnummer 10 Pfennige. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit. vucdilnrclrrrel, lkilalriioli unH kercdättrrteller Dresden, Pillnitzer Straße 43. Inserate werden die «gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit IS Pf. berechnet, bei Wiederholung bedeutender Rabatt. Redaktions-Sprechstunde: 11—1 Uhr. Fernsprecher» Amt I. Nr. 1SK«. 200. Katholiken» Flavia». Protestanten» Bcata. 2. Jahrgang. Der Zweck heiligt die Mittel. Graf Paul v. Hoensüroech will bekanntlich ganz neues Material gefunden haben, welches den Beweis er- bringt, daß alle jesuitischen Moraltheologen den Satz, der Zweck „heiligt" in sich unerlaubte Mittel nicht nur nicht verfochten, sondern auch Praktisch angewandt haben. Der Herr gibt zu, es sei alles, „was bisher von Pascal bis heute als Beweis für das Vorkommen des berüchtigten Grundsatzes in jesuitischen Schriften beigebracht worden ist", für „ungenügend", „absolut unrichtig", „irreführend" und „unbeweiskräftig" zu betrachten und bringt neue Beweise. Graf Hoensbroechs Beweismaterial wird selbstredend auf Seite der Gegner der kath. Kirche als unumstößlich betrachtet. Soeben erscheint eine Broschüre aus der Feder des Univer sitätsprofessors in Freiburg in Br., Herrn Prälaten Or. Franz Heiner mit dem Titel „Des Grasen Paul von Hoensbroech neuer Beweis des „jesuitischen" Grundsatzes „Der Zweck heiligt die Mittel". (Freiburg i. Br., Charitas verband für das katholische Deutschland 1904. Preis 1 M.) Abg. Dasbach hatte diesen Gelehrten ersucht, das Schiedsrichteramt in dem Streite zu übernehmen. Er studierte also das Beweismaterial Hoensbroechs; das Resultat dieser Studien ist in oben erwähnter Schrift niedergelegt. Da uns diese noch nicht vorliegt, so entnehmen wir den Inhalt derselben vorderhand der „Germania". Graf Hoensbroech hatte den Satz ausgestellt: „Zu nächst steht wohl fest, daß es bei der Untersuchung, ob der Grundsatz: Der Zweck heiligt die Mittel, in jesuitischen Schriften sich findet, nicht darauf ankomint, was der be treffende Jesuit von der sittlichen Qualität des Mittels hält; ob er es „schlecht", „gut" oder „indifferent" nennt, sondern daß es einzig und allein darauf ankommt, wie die allgemeine menschliche Auffassung über die Sittlichkeit oder Unsittlichkeit des fraglichen „Mit tels" urteilt." vr. Heiner mußte also diesen total verkehrten Satz zunächst als mit den Prinzipien der Kritik in Widerspruch stehend Nachweisen. Wie die „Germania" mitteilt, zeigt Or. Heiner an einer Reihe von schlagenden Beispielen, daß diese Behauptung eine gänzlich irrige ist, daß es sich nicht darum handelt, was die allgemein menschliche Auffassung über die Güte oder Verwerflichkeit des betreffenden Mittels urteile, oder was der objektive Sinn der Worte besagt, sondern daß es im Gegenteil darauf ankommt, was der be treffende Jesuit von der sittlichen Qualität des fraglichen Mittels subsektiv hält oder urteilt. Denn nie und nimmer darf man von dem, der irriger Weise eine sittlich schlechte Handlung für sittlich indifferent halten würde, behaupten, er lehre mit Wissen und Willen den Grundsatz: der Zweck heiligt die Mittel. Ferner hatte Hoensbroech zur Grundlage seiner Dar legungen die Sätze gemacht: „Jedes absichtliche und be wußte Anraten, Anreizen, Gelegenheitbieten zu einer Sünde ist für den Anrater, Anreizer, Ge legenheitbieter eine in sich sittlich schlechte Hand lung, d. h. eine Sünde." Diese sittlich schlechte Handlung aber wird von den Jesuiten-Moralisten zu einem guten Zweck für erlaubt erklärt. Dieser irreführenden Darstellung stellt Or. Heiner die wahre und eigentliche Lehre der „jesuitisch-ultramontanen Moral" gegenüber unter Beantwortung der beiden Fragen: t. Ist es erlaubt, dem Nächsten aus einem guten Zweck Ge legenheit zur Sünde zu bieten? 2. Ist es erlaubt, dem Nächsten eine kleinere Sünde anzuraten, um eine größere zu verhindern? Or. Heiner bringt wiederum zur Illustration seiner Ausführungen und zum Beweise, daß die Moralmissenschaft mit ihren Lehren durchaus in Uebereinstiinmung steht mit der Praxis, die auf allen anderen wissenschaftlichen Gebieten üblich ist, treffende und unwiderlegliche Beispiele, ins besondere auch aus dem GLG. Schließlich wird das Hoensbroech'sche neue „Beweismaterial" nebst seinen „Er läuterungen" gründlich unter die Lupe genommen. Zunächst wird die bei dem Herrn Grafen von Hoensbroech nicht mehr befremdliche Tatsache konstatiert, daß er auch hier wieder trotz scheinbar wörtlicher Zitation das neue „Be weismaterial" eigenmächtig zugestntzt hat, indem er alle Namen der Nichtjesuiten, die als Vertreter derselben Ansicht anfgeführt werden, einfach gestrichen hat und dies nicht einmal durch Punk tation bemerkbar macht. Auch fügt er jedem noch stehengebliebenen Namen gewissenhaft ein 8. .1. bei. Ferner wendet er eigenmächtig in den Zitationen überall Sperr druck an, was für den Leser sehr irreleitend sein kann. Zum Beispiel: ich rate nicht zu dem geringeren Bösen, um dadurch das größere Böse zu verhindern, sondern zu dein geringeren Bösen, um dadurch das größere Böse zu vereiteln. Die ganze Broschüre des Herrn Universitätsprofessors Heiner ist so klar und überzeugend geschrieben, daß in der Tat nach Prüfung des von ihm beigebrachteu Materials jeder nicht in Vorurteil befangene Leser in sein Schlußwort einstinnnen muß: „Ich bin dem Grasen auf Schritt und Tritt gefolgt und habe die Unhaltbarkeit seiner Beweis führung gezeigt. Alles, was er als Argumente für das Vorkommen des berüchtigten Grundsatzes in jesuitischen Schriften vorgebracht hat, hält der Kritik nicht stand, da es sich 'in allen denjenigen Stellen, die er zum Beweise vorführt, nicht nin „Mittel" handelt, die in sich sittlich unerlaubt sind. Alles, was er über „Gelegenheitbieteu" und „Anraten" zur Sünde schreibt, ist, weil auf falschen Voraussetzungen beruhend, „absolut unrichtig"; alle seine angeführten Stellen sind „nnbeweiskräftig". Alles dies gesteht Herr Graf v. Hoensbroech ein von den bisher beigebrachten Beweisen; aber genau dasselbe gilt von den Hshes Ziel. Original-Erzählung von W. Dora. flS. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Am Nachmittag fuhr der Graf selbst mit Neinhold zur Stadt. Er hatte all' seine Überredungskunst angewandt, um ihn von seinem Vorhaben abznbringen oder wenigstens zu bewegen, dessen Ausführung zu verschieben. Aber seine Bemühungen waren an Reinholds unumstößlicher Festigkeit gescheitert, mit der er darauf bestanden, am selben Tag noch abzureisen. Als der Graf am Abend zurückkam, war er ganz weich gesinnt. Er hatte den jungen Mann in der kurzen Zeit des Zusammenlebens mit ihm lieb gewonnen, und der Abschied war ihm schwer geworden. „Er ist ein Mann von seltenen Gaben des Geistes und des Herzens," sagte er, als er mit den beiden Mädchen am Teetisch saß, „es ist schade, daß er sich von seinen Ideen nicht abbringen läßt." „Schade?" rief Cäcilie, „warum schade, Onkel? was könnte denn Größeres, Herrlicheres ans ihm werden, als ein Priester Gottes!" Jsabella sagte nichts. Sie war den ganzen Abend ernst und schweigsam, aber Cäcilie war so munter und sprach so lebhaft, daß ihre Schweigsamkeit gar nicht auf siel. Und als Jsabella sich früher als gewöhnlich znrückzog, las sie dem Grafen aus seinein Lieblingsdichter vor und wußte ihn so gilt zu unterhalten, daß er gar nicht darüber nachdachte, warum Jsabella heute den ganzen Tag so seltsam gewesen. VI. In der Geduld liegt eine tief energische Tat; sie ist die im Mark der Seele vor sich gehende Einigung des Willens mit dem Willen Gottes. Alban Stolz. Zwei Jahre waren vorübergegangen und wieder ging es dem Herbste zu. Der Wind wehte über die Stoppeln, und die Sonne ward kaum mehr Meister über die Nebel, die tagelang über dem See lagen. Im Schloß Hetmbach waren viele Hände geschäftig. Es ward gelüftet und gescheuert, alle Zimmer in Stand gesetzt und die Vorhalle zu festlichem Empfang mit Eichen laub geschmückt. Graf Heimbach hatte mit seiner Tochter den Winter in Italien, den Sommer auf Reisen verlebt und kehrte nun nach einer Abwesenheit von beinahe einem Jahr in die Heimat zurück. Sie wollten noch einige Wochen in .Heim bach bleiben, wo Frau v. Lastorf mit ihren Kindern den Sommer zugebracht hatte und dann gemeinsam mit diesen nach der Residenz übersiedeln. Cäcilie war schon seit einiger Zeit leidend. Sie magerte sichtlich ab, hüstelte und fühlte sich matt und müde. Der Arzt hatte sie, der guten Landluft wegen, nach Heim bach geschickt, aber die Kur wollte nicht anschlagen. Im Gegenteil. Cäciliens Zustand ward von Tag zn Tag schlimmer. Der Husten gnälte sie Tag und Nacht. Am Abend stellte sich oft Fieber ein und häufig fühlte sie sich so schwach, daß sic den ganzen Tag nicht aufstehen konnte. So saß sie denn auch heute, während alles im Schloß geschäftig war. in einem Lehnstuhl am offenen Fenster ihres Zimmers. Sie hatte den Kopf müde ans die Lehne des Stuhls zurückgelcgt und ließ die Perlen eines Rosenkranzes durch die kleinen durchsichtigen Hände gleiten, die gefaltet in ihrem Schoß ruhten, während ihre Lippen leise die GebetS- worte sprachen. Da trat Frau v. Lastorf ins Zimmer und ihr Blick verfinsterte sich, als er auf die Tochter fiel, die so sichtlich matt in ihrem Lehnstuhl lag. „Ich hatte gehofft. Du könntest zum Empfang in die Halle hinunter kommen. Cäcilie." sagte sie, „es wird seltsam auffallen, wenn Du nicht da bist." „Ich hatte es auch gehofft. Maina, aber meine Füße sind heute so schmerzhaft müde, daß ich nicht weiß, ob sie mich tragen würden." „Ich weiß wirklich nicht, was der Doktor gedacht hat. uns hierher zu schicken, statt besser, wird es ja täglich schlimmer mit Dir. ein Seebad, wie ich vorgeschlagen hatte, wäre gewiß bester gewesen." seinigeu. Auch ein Irrweg." der Weg, Politische Rundschau. Deutschland. — Der Kaiser wohnte am 19. d. M. in der Garnison kirche zn Hannover dem Festgottesdicnste bei, der zn Ehren der ihr 100 jähriges Jubiläum feiernden Regimenter, näm lich des Königs-Ulanenregiments, des Füsilierregiments Prinz Albrecht von Preußen Nr. 73 und des Artillerie- regimeuts Scharnhorst Nr. 10. begangen wurde. Auf dem Wege bildeten die nicht feiernden Truppenteile der Garnison mit ihren Regimentskapellen Spalier. Vor der Kirche präsentierte die Ehreukompagnie. Die lorbeergeschmückten Feldzeichen der Jubelregimenter wurden in die Kirche ge bracht und fanden zn beiden Seiten des Altars Aufstellung. Um 10 Uhr 35 Minuten begann der Festgottesdienst, an dem die alten Hannoverschen Mannschaften, die ehemaligen und die jetzigen Mannschaften der Regimenter, ferner die Generalität, die direkten Vorgesetzten und die Herren der Umgebung des Kaisers teiluahmeu. Für die katholischen Maniischaften fand gleichzeitig in der katholischen St. Gode- Hardi-Kirche eine Feier statt. Nach dem Gottesdienste wurden die Fahnen nach dem Waterlooplatze gebracht. Ans dem Paradefelde hatten im offenen Viereck die drei ihr Jubiläum feiernden Regimenter, sowie mehrere Tausend ehemalige Angehörige derselben und Angehörige der alten hannoverschen Armee Aufstellung genommen. Die Parade kommandierte Generalmajor Höckner, der Kommandeur der 30. Feldartillerie-Brigade. Auf dem Wege zum Parade- platz bildeten Truppen Spalier. Kurz nach 13 Uhr erschien der Kaiser auf den: Platze. Der Kaiser ritt die Fronten ab und zeichnete hierbei viele der alten Krieger, von denen eine Anzahl in alten hannoverschen Uniformen erschienen waren, durch Ansprachen aus. Hiernach verlas der Chef des Militärkabinetts, Generaladjutant General v. Hülsen- Häseler, eine Kabiuettsordre des Kaisers, »vorauf der kom mandierende General v. Stünzuer den Dank der Truppen aussprach und ein dreifaches Hurra ans den Kaiser aus brachte. Nach Beendigung der Parade ritt der Kaiser mit dein Prinzen Albrecht au der Spitze der Ehreukompagnie, von Hochrufen des Publikums begleitet, zum Schlosse. Nachmittags fand im „Tivoli" Festtafel statt. Auch der Kriegsmiuister v. Einem und Geueralfeldmarschall Graf Waldersee waren anwesend. Der Kaiser war in heiterster Laune, plauderte lebhaft und trank vielen der in der Um- bung sitzenden alten Herren der ehemaligen hannoverschen Armee zu. Abends wurde im König!. Theater das Fest spiel „Waterloo" von Frhr. v. Qmpteda gegeben. Als der Kaiser die große Hofloge betrat, ertönten Fanfareuklänge. Das Publikum brachte ein dreifaches Hurra aus. Seine Majestät dankte frenndlichst und nahm Platz zwischen dem Prinzen Albrecht und dem Grasen Waldersee. Sonntag „Du weißt, der Doktor meinte, ich würde im Seebad nicht die nötige Ruhe finden," erwiderte Cäcilie. „Ruhe, ja, die haben »vir zur Genüge gesunden, es war ja oft zmn Sterben langweilig in diesem einsamen Schloß und ich bin recht froh, daß Heinrich und Jsabella endlich kommen, so wird es doch »nieder etwas mehr Ge selligkeit geben. Diese lange Krankheit stellt meine Geduld wirklich auf eine Harle Probe." Daß die Geduld ihrer Tochter auf eine noch viel härtere Probe gestellt wird, daran dachte Frau von Lastorf nicht. Nach der Art selbstsüchtiger Leute faßte sie stets nur das ins Auge, was sie selbst zu leiden hatte. Eine Stunde später hielt der Reiseivageu vor dem Portal des Schlosses und der Graf und Jsabella stiegen ans. Graf Heinrich hatte sichtlich gealtert in den zwei Jahren und auch an Jsabella war die Zeit nicht spurlos vorübergegangen. Ihr schönes Antlitz war marniorbleich, ihre dunklen, früher so lachenden Augen, blickten ernst und ein leiser Zug von Schmerz lag um den feinen Mund. In der Halle waren alle Bewohner des Schlosses, die Beamten des Guts und die Dienerschaft versammelt, nur die Aukoimnendeii zu begrüßen, und es tat dem Grafen wohl, die Freude zu sehen, mit der ihn die Seinen in der Heimat empfingen. Auch Jsabella. die sich nicht minder nach der Heimat gesehnt hatte, begrüßte voll Herzlichkeit die Anwesenden und hatte für jeden ein freundliches Wort. Dann aber streifte ihr Blick suchend durch die Halle. „Wo ist Cili?" fragte sie. „Sie fühlte sich so müde, daß sie nicht Herabkommen konnte." erwiderte Frau von Lastorf. Jsabella erblaßte. Sie hatte wohl davon gehört, daß Cäcilie leidend sei, aber Frau von Lastorf hatte stets nur von einen» vorübergehenden Unwohlsein geschrieben und Cäcilie selbst in ihren Briefen so wenig davon erwähnt, daß Jsabella nie an eine ernst- liche Krankheit gedacht hatte. Jetzt erst stieg plötzlich diese Angst in ihr ans und alles andere vergessend, flog sie die Treppe hinauf, über den Korridor, nach Cäciliens Zimmer (Forisctzimg folgt.)
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