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Sächsische Volkszeitung : 23.04.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-04-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190304237
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19030423
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19030423
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1903
- Monat1903-04
- Tag1903-04-23
- Monat1903-04
- Jahr1903
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 23.04.1903
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Erscheint täglich nachm, mit Ausnahme der Sonn- u. Festtage. KtM-preiS r Vierteljahr!. 1 Mk. SO Pf. (ohne Bestellgeld). Post-Bestellnummer 0888. x>ri autzerdeutschen Postanstalten laut ZeitungS-Preisliste. Einzelnummer 10 Pfennige. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit, vucbtlrilclrettl. NrHalrtiot» una SertbSNrrtelltr Dresden, Pilluitzer Straße 43. Inserate werden die 6 gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit IS Pf, berechnet, bei Wiederholung bedeutender Rabatt. Redaktions-Sprechstunde: 11—1 Uhr. Fernsprecher: Amt l. Nr. 136«. Nr. 01. Katholiken: Georg. DoNNerstag, dtN 23. April 1903. Protestanten: Georg. 2. JtthBgMIg. Dev Aartellkrach macht weitere Fortschritte. Sind es in Freiberg die National- liberalen, die entgegen dem Kartellvertrage die Wiederwahl -eo konservativen Abg. Dr. Oertel bekänrpfeu, so lassen in Leipzig Land die Antisemiten die Nationalliberalen dann' düsten, indem sie ihnen dort, dem Kartell znm Trotz, nuen Gegenkandidaten gegeniiberstellen. Tie national- liberalen Blätter sind darüber sehr erbost, obwohl doch qerade ihre Parteifreunde es sind, die durch ihr böses Beispiel in Freiberg die guten Sitten der Kartellgenossen verdorben haben. Allerdings wehren sie sich gegen diesen Berwurf. indem sie behaupten, zwischen der nationalliberalen und der konservativen Parteileitung bestehe ein Sonder nd kommen, dessen Inhalt nach der Erklärung des national- liberalen Reichsvereins in Dresden an: 20. d. Mts. ist. baß. ialls in Freiberg Dr. Oertel wieder ausgestellt würde, den dortigen Nationalliberalen das Recht der Aufstellung einer eigenen Kandidatur znstände, für welche zwar die mnonalliberale Partei als solche und die Mitglieder ihres Ausschusses nicht eintreten dürften, wohl aber die übrigen, auch die organisierten sächsischen Nationalliberalen. Wir stehen da vor einer ganz eigentümlichen Er- i'clieimmg. Parteien treten zu einem Kartell zusammen und zwei davon schliesten insgeheim ein Sonderabkommen gegen einen vertragschliestenden Teil; den Bund der Land- wine wird man doch als solchen anerkennen müssen. Wenn sich die Nachricht bewahrheitet, so liegt darin eine Doppel züngigkeit und ein unehrliches Vorgehen, wie es nicht Minimer gedacht werden kann. Es wäre darin eine Treu losigkeit der konservativen Parteileitung gegenüber dem konservativen Abg. Dr. Oertel zu erblicken, die eigentlich kaum glaublich ist. Man kann nur gespannt darauf sein, ob die Kouser- vaiiven sowohl, wie die nationalliberale Parteileitung diese ungeheuerlichen Beschuldigungen widerspruchslos hinnehmen werde». Wenn diese aber, was wir einstweilen noch nicht glauben »vollen, richtig wären, dann könnte man sich nn- genibr vorstellen, welches Privatissimum der Vorstand des Bundes der Landwirte, dessen Organ von Dr. Oertel redigiert wird, dann der konservativen Parteileitung lesen würde! Wenn wir nach den Gründen fragen, welche die Nmionalliberalen veranlaßt haben, die Forderung zu stellen, daß Or. Lertel «ns dem Wahlkartell ausgeschlossen werde, w müssen wir uns da an die Autorität dieses Herrn selbst balle». Unzweifelhaft wird er am besten wissen, welche schwere Schuld auf seinem Gewissen lastet, das; er nicht l'üiade findet vor den Augen der sächsischen Kartellbrüder. Und was sagt Herr Dr. Oertel in der „Deutschen Tages zeitung"? Au der Ablehnung seiner Kandidatur sei einzig und ollem seine Abstimmung für Aufhebung von F 2 des Jesniteugesehcs schuld. Wenn Herr Dr. Oertel die Geniiitsstimumug der in Angst und Beben befindlichen Kartellbrüder vor den Jesuiten beobachtet hat, so mußte er notgedrungen auf diesen Beweggrund kommen, auch wenn ihm dieser von Freiberg her nicht suggeriert worden wäre. Man denke! Das ganze Königreich Sachsen ist in Gefahr, seine so wohlbegründete Reputation zu verlieren als Wiege der Reformation. Schon der Gedanke müßte jedem evan gelischen Bundesbrnder schlaflose Nächte bereiten, daß es im Kopfe eines Abgeordneten der Kartellpartei im Hellen Sachsen so unendlich finster ist. für die Aufhebung des H 2 des Jesuiteugesetzes zn stimmen. Die bisherigen 12 sozialdemokratischen Abgeordneten Sachsens und noch Dr. Oertel dazu ergeben für die Auf hebung des 2 des Jesuitengesetzes die gesetzliche Mehrheit von 18 Abgeordneten für die Aufhebung, denen nur 10 gegen die Aufhebung entgegenstünden! Wie mag mm erst den Nationalliberaleil in Freiberg zu Mute sein, als ihnen die „Deutsch-Evaug. Korresp." auseinandersetzte, daß sie durch die erfolgte Aufstellung ihres Gegenkandidaten Lusensky vom Regen in die Traufe gerateil seien, denn er als Ministerialrat werde doch nicht gegen die von der preußischen Negierung und dem Reichs kanzler gewünschte Aufhebung des 2 stimmen könnenj! Es wird immer heiterer in Sachsen. Man sucht sich mit aller Kraft die Jesuiten vom Halse zu halten, und überall verfolgt der „breite Jesuitenhut" die armen ge plagten Kulturkämpfer. Der Jesuit ist schuld, daß das Kartell ein Loch bekommen hat, oder ein leibhaftiger Erjesuit. nämlich Graf Hoensbroech. Im Wahlkreise Neichcnbach tauchte er aus der Versenknna aus. Er hat zwar einen breitkrämpigen liberalen Demokratenhnt aufs Ohr gesetzt, aber die Herreil Kouservnliveu traueil diesem Mauue nicht über den Weg, weil er einmal einen anderen Hut getragen hat; wer weist, ob er nicht doch ein verkappter Jesuit ist, der seine literarische Arbeit so einrichtet, daß die Katholikeil ihn auf Schritt und Tritt siegreich widerlegen können, um so eine eklatante Niederlage der Amvürse des Protestantismus gegen die katholische Kirche zu inszenieren. Wenn der Evangelische Bund den Erjesuiten unter seine Fittiche nimmt, so beweist das nichts angesichts der Kurz sichtigkeit, womit mau auch dem Aufschneider Bourrier anf- gesesseu ist. So erblicken wir überall Rebellion der Wähler gegen die Parteileitung — das Kartell kracht in allen Fugen, nicht zuguterletzt wegen der Jesuiten einschließlich eines Erjesuiten. Und das ist der Humor au der Sache! Line Bereicherung der Schmutzliteratur. Durch die Bnchhaudlungen wird eine Broschüre ver kauft. die eiil gewisser Ferd. Heigl über den „Eölibat" geschrieben hat. Die Schrift zerfällt eigentlich in zwei der Seitenzahl nach ungefähr gleiche Teile: Historisches lind Theologisches. In beiden Fällen wird der Eölibat mit dem deil Ignoranten eigenen Gelehrtenstolz einfach „unwider legbar" verurteilt. — Der ganze historische Teil beruht auf der irrigen Ansicht des Autors: Papst Gregor VII. (1078—1085,), „der rücksichtslose, große Pläne in sich tragende Mann, gelte und dürfe in gewissem Sinne als der Begründer des Zwangscölibats in der katholischen Kirche gelten". (S. -10). Es ist aber oft genug nachge wiesen worden, daß die Verordnungen über den Eölibat bereits mehr als 700 Jahre vor Gregor VII. beginnen, und, wie ein Schriftsteller treffend bemerkt, bevor die Ver- Ordnungen und Gesetze ans Papier geschrieben wurden, standen sie geschrieben in den Herzen der Priester, lieber die Geschichte des Eölibats bringt Heigl noch folgendes: Gnostiker und andere Ketzer haben die Lehre voll der Unsittlichkeit der Ehe aufgestellt — daraus also, ans einer durch die Kirche schon in den ersten Jahrhunderten ver- urteilten Irrlehre, gingen die Einsiedler und Anachoreten hervor! — Von diesen wurde der Eölibat verteidigt und schein bar geübt, tatsächlich bestand er aber nicht oder doch nur ganz sporadisch bis zum 11. Jahrhundert, lind die Geist lichen waren bis datziii einfach verheiratet. Mit Gregor VII. wurde aber der Eölibat bindend eingeführt durch ein Gesetz, welches zum Resultat hatte, das; nunmehr die früher ver- heirateten Kleriker im Konkubinat lebten. — Erst bei der letzten Etappe, nämlich in der Neuzeit, ist dieses durch Gregor VII. indirekt veraulastte Konkubinat endlich abge schafft worden: die katholischen Geistlichen schliesten nämlich mit ihren Köchinnen sogenannte „Gewissensehen", die, abgesehen von der mit ihnen verbundenen Heuchelei, weiter nichts übles an sich haben, sondern schlechterdings Ehen sind. Mithin täte mail gut, das strenge Eölibatgesetz Gregors VII. diesen heuchlerischen, weil nicht »lehr maß gebenden Paragrapheil des Kirchenrechts, der doch nur ans dein Papier steht, einfach abzuschaffen. — Es ist das eine der infamsten Unterstellungen seitens eines Menschen, der sich's nicht denken kann, das; jandere k e lisch und sitteurein leben! Und was dieser Dilettant über die Geschichte des Eölibats schreibt, ist hundert mal widerlegt worden! Im zweiten, sagen wir „theologisch-psychologischen" Teil der Broschüre ist es auch ein Kardinal-Irrtum, der alle Ausführungen und „Beweise" des Verfassers von vorn herein hinfällig macht: Heigl kennt nicht den tiefsten, eigent lichsten Grund des Eölibats, der in dem idealen Zweck und in dem idealen Wesen des Priestertums nach katho lischer Auffassung liegt. Er operiert vielmehr gegen ver schiedene Schein- und eben grün de. besonders gegen den nach seiner Meinung hauptsächlich hierarchischen Zweck des Eölibats. Er hätte doch von vornberein annehmen können, das; die Kirche, der die menschliche Natur doch auch einigermaßen bekannt ist, iiiunöglich imstande gewesen wäre, ein in die menschliche Natur und die menschlichen Verbällnisse so tief eingreifendes Gesetz einznznführen ans hierarchischen Gründen. Der a»rstralische Erbe. Neman von Edgar Pickering. Deutsch von Franz Paul. Forlsktzmig.) (Nachdruck derbvtra.i Einmal allein, saß Sylvester in Gedanken versunken vor dem Feuer, und sein Geist irrte zu dieser späten Stunde durch die Ereignisse der vergangenen Wochen. Tann stand er auf und nahm aus einer Lade seines Schreibtisches ein Päckchen, so klein, daß er es leicht in der Hand verbergen konnte, und er zog aus der Hülle das schwarze Stück Stoff, das einst an der Mauer vor dem Zimmer in Whyteleas Manor geflattert hatte. Er breitete ein Stück Papier auf den Tisch, legte darauf das Stückchen Luch und setzte sich davor, den Kopf in die Hand gestützt, nochgrübelnd den Fetzen betrachtend. „Tuch — feines Gewebe!" murmelte er. „Es ist mit Gewalt abgerissen worden, das geht ans dem aus- gestanzten Rande hervor!" „Hat es der Gärtner dort an den Nagel gehängt, mn irgend eine Schlingpflanze damit festzubinden? Dazu iß es nicht geeignet. Der würde einen solchen Lumpen nicht verwendet haben. Es ist ein Stück ans dem Rock eines Mannes, der Stoff ist nicht einer, wie ihn Frauen lrogen. ES hat noch nicht seine Farbe verloren, somit ist ouzuuchmen, daß es noch nicht lange an der Mauer ge- Iiougen hat. Lnft und Sonne hätten ihm ein ganz anderes Aussehen gegeben — der Nagel war drei Fuß über dem Erdboden. Der Mann, dem der Rock gehört hat. kann also beim Vorübergehen nicht an ihm hängen geblieben sein. Die offenbare Gewalt, mit der das Stück heraus- gerissen wurde, beweist die Eile und Hast, die der Träger des Rockes hatte, die Eile und Hast eines Menschen, der eben ein Verbrechen begangen hat und nun forteilt, könnte man annehmen." „Nun aber entsteht die Frage, ob der zn diesem Fetzen gehörige Rock noch existiert. Ich will voranssetzen, dast der betreffende Mann nicht sofort den Schaden be merk! hat, den sein Kleidungsstück erlitten hat, weil er andere und wichtigere Momente ins Auge zn fassen Halle, um in der Eile unbemerkt zu entkommen. Er entdeckte also den Schaden erst in einem späteren Augenblicke, nach dem er entkommen ist und nicht entdeckt wurde. Er denkt nicht weiter darüber nach, woher der Rist stammt, sondern legt den Rock als nicht mehr brauchbar beiseite, oder schickt ihn zum Schneider. Da dies aber einen häßlichen Fleck geben und den Rock verunstalten würde, der Manu über zweifelsohne einer von denen ist. die gewohnt sind, nur gute Kleider zu tragen, wie mau nach dem Tuche dieses Fetzens urteilen darf, so wird er zweifelsohne darauf ver zichtet haben, den Rock weiter zu beimtzeu. Jinmerhin be sitzt das Kleidungsstück noch einen gewissen Wert, und Dinge von Wert vernichtet man nicht. Es mag also ver kauft worden sein und existiert somit »och irgendwo. Es ist ein glänzend schwarzer Rock aus Kammgarn, glaube ich, nennt mau es, ein Tuch, wie es ein Geistlicher oder sonst ein Manu von höherem Berufe tragen würde. So! Da hätten wir denn schon irgend einen Anhaltspunkt. Es würde sich also vorerst darum handeln, den Nock ausfindig zn machen, wenn er überhaupt irgend wie. ausfindig zu machen ist!" » * So verliest Dr. Mortimer England, um seinen neuen Pflichten in Bastia unchzukouuuen. Die Welt ging ihren gewohnten gleichmäßigen Weg. sich wenig darum kümmernd, was mit ihm und denen, die er zurückgelasscn hatte, geschah. Madge hatte ihren Eltern nur mit ganz kurzen Worten mitgeteilt, dast sie das Verlöbnis mit Dr. Mortimer auf gelöst habe, und Frau Selby hatte in ihrer gewohnten gleichmütigen Weise es unterlassen, sie mit Fragen zu be drängen. „Es tut mir herzlich leid um den armen Doktor Mortimer, gewiß!" murmelte sie gutmütig. „Wenn aber einer mit seinen Hoffnungen Schissbruch gelitten hat, so tut er wahrlich am besten, keine neue Verantwortung auf sich zn laden. Wenn der arme Onkel noch am Leben wäre " „Wir wollen darüber am besten nicht sprechen," hatte Madge ruhig erwidert, „last uns alles vergessen." „Gewiß," erwiderte ihre Mutter, „übrigens glaube ich. das; Dein Vater gerade jetzt damit sehr zufrieden ist. Dich nicht heiraten zu sehen. Nicht, als ob er Dir im Wege stehen würde, wenn Tn irgendwie daran dächtest. ! Ich bin nicht blind, meine Liebe, und bilde mir nicht ein, ! daß Mr. Dorinann so oft ins Hans kommt, um Deinen Vater und mich zu besuchen, obwohl er ja wirklich ein sehr netter Mensch ist." „Bitte, sprich nicht von ihm zn mir" — erwiderte Madge errötend — „er hat meine Antwort schon cr- > halten. Er hat um mich angehalten. Gewiß, er war sehr freundlich gegen den Vater und bin ich ihm dafür dankbar, wenn ihm etwas daran liegt, denn undankbar bin ich nicht." „Gewiß, das bist Tn nicht", erwiderte Mrs. Selby seufzend. In der Zwischenzeit wurden die imangenelmien Geld sorgen für Madge immer drückender. Ihres Vaters Ein nahmen waren auf mehr als die Hälfte reduziert, und sie zitterte bei den, Gedanken, dast er sich in Schulden stürzen könne, von denen sie nichts wisse, denn es siel ihr sehr wohl ans, dast der Haushalt in nichts verringert wurde. Madge dachte oft über diese Frage nach, ohne imstande zu sein, sie zu lösen, und sah mit Angst und Sorge in die Zukunft, die vielleicht schon sehr bald eine Krisis in ihres Vaters Angelegenheiten bringen konnte. Sie entwarf Pläne für den Fall des Zusammenbruches und bereitete sich auf alles vor. was nur eintresfeu könnte, bis denn auch eines Tages die Frage für sie gelöst wurde, woher ihr Vater Geld nahm. Eines Morgens war Mr. Dormanu dageiresen, der bereits vom Kontinent zurück war. und als er fortgiug, liest Mr. Selby zusällig einige Papiere fallen. (Fortsetzung folgt.)
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