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Dresdner Nachrichten : 21.08.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187108214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18710821
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18710821
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1871
- Monat1871-08
- Tag1871-08-21
- Monat1871-08
- Jahr1871
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 21.08.1871
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^Lrsckeink: Täglich früh 7 Uhr. Anserale werden angenommen: bis Abends «r, Sonntagü: bid Mittags >2 Ul,r Maricustrasttl.»; in Neustadt: B u ch d r u ck c r c i von Iol>. PL stier, „r. Klosternasse s. Anzeigen in dies. Blatte finden eine erfolgreiche Verbreitung. Auflager Exemplart. Fko»uD, Vierteljährlich SdHgrü bei unentgeldlicherL'»^ serung iu'S HouS. Durch di« Sönigl. Post vierteljährl. LÄ'/uLgr. Einzelne Nummer» 1 Ngr. Tageblatt sür ttaterhaltimg und Geschäftsverkehr. t' Druck und Eigenthum der Herausgeber: L'itpsch L Ntichardt?— Verantwortlicher Redarteur: JulillS Reich« Znseratenpreise7 Für den Raum eim» gespaltenen Zettel - 1 Ngr. Unter „Eingesandt'? die Zeile 2 Ngr. Auswärtige Ämionkeu-Änftriige M.232. SechszehuterJahrgang. Pen uns undekanntcn Firmen und Perionen nehme» uir nur gegen Planumeiando - Iaoiiing durch Beicnnarken oeir 'o'i iicmzahlung auf. U> Silbe» kosten I Ngr. Auswärtige können die Wallung auch auf eine Dresdner Firma anwcisen. «I. Mitredacteur: Theodor Dro'visch. Montag, 21. August 1871. «WM» Dresden. 2l. August. — Mit diesem Herbst wird die Rekrutirung für die Marine zum ersten Male auf sännntlicdc in ccm neuen deutschen Bunde cittbaltenen Staaten ausgcdcbnt werden. — Dem Fr. Jour». schreibt man aus Dresden, 1t>. Aug.: In der Volksversammlung zum Setgussc des iocialdemokratiselen PartcicongrcsseS war nur nvcl, eine geringe Zahl von Abgeord neten gegenwärtig. Beiuebt war die Versammlung etwa wie dcrum von 7-800 Personen, davon zu einem Drittweil Locial- Dcmpkraten. Den Vorsitz sübrtc Walltcr und als Hauptredner trat Most am, der in zweistündiger sticiicndcr Rede die politische Klage Europas schilderte. War daS Bild dersciben auch niebt sehr zutreffend, so war cs doch reebt untcrbaitend und taö Drei den der Herren Socialdcinokratc» kennzeichnend. Hatte Bracke am ilt. d. in seinem Vortrag über das Haitpflickstgcsctz sich da rüber gefreut, das; cö den Arbeiter bedrücke, da cs itnn die Au gen über seine Lage öffnen bellen werde. so freute sich Most der Unwisscubeit der österreichischen Arbeiter, die sic unbefange ner und den socialdemokratischcn Leinen bei Weitem zugäng licher mache. alö cö die deutschen Arbeiter seien, welche sieb wegen ibrer Kenntnis! dcö Lesens. Schreibens und Rechnens schon für gebildet und urtbeilsfäbig dielte». Auffallend war eS, Last derselbe Redner, welcher am l:i. d. über die politische Stel lung der Partei sprechen sollte und von der Polizei verwarnt worden war. sich nicht in Lobeserhebungen über die Pariser Commune zu ergeben, gestern ganz ungehindert seiner Phantasie über die von den Versaillern verübten Gräucithatcn und über die mittelbare Unterflüpung, welche ibnen die Prcusten vor Paris dadurch haben angcdcibcn lassen, dast sic ihnen den Ein marsch in die Stadt erleichtert, freien Lauf lassen konnte. ES ist wobl anzunchmen, dast die vorherige polizeiliche Bevormun dung von irgendwelcher mastgcbcnten Stelle ihre Mistbilligung erfahren. Der Beschluss, welcher unter den gegebenen Verhält nissen einstimmig erfolge» musste, da Niemand Widerspruch zu erheben Lust hatte, lautet: „In Erwägung, dast die gcsammte IKcaction dadurch, dast sie sich gegen die Sociaidcmotratic inter national verbindet, der Arbeiterpartei den Fehdehandschuh hin «eworstn hat. erklärt die Versammlung: sic erwartet I) dast Lie revolutionäre Arbeiterpartei dadurch, dast sie sich ebenfalls »evolutionär verbindet, den ihr hingewoncncn Fehdehandschuh mumimmt; 2> dieselbe verpflichtet sich, in dicic» heiligen Kampf Lurch cinmütbigen Eintritt in die Neiden der jocialtcmotrati leben Arbeiter cinzutreten und erkennt sie cs ebenfalls iür jeden idenkenden Arbeiter alö ihre Pflicht, durch Eintritt in die revo lutionäre Propaganda die Bestrebungen derselben zu unterstützen. iHur weiteren Illustration dieses Beschlusses mag folgendes, im Manien aller Sectionen der Internationalen von Webermann And Becker in Genf dem Eongrcst zugcsantte Telegramm dienen: Brudergruß, mutbig und beharrlich vorwärts!" Zum Abschlüsse /unseres Bcriclstcö über den Verlaus dcö sozialdemokratischen Congresses möchten wir noch bervorbebc», dast. wenn auch die meisten Theilnchiner aus Sachsen gewesen, die bedeutenderen Persönlichkeiten doch allen andern Lheilcn Deutschlands ange- tzören. Bebel, Liebknecht, Mobl. Bracke, Motcllcr, Rcicbclt, liehen, Decker, Bork, Helmer, Hirsch:c., Alle sind Nickstsaehscn. und nur der ehemalige Rcdacteur des „Bulletin international", 1>e. Otto Sstalster, ist ein Sachse. — Vorgestern brachten wir die Notiz, dast gegen Abuid eine Probefahrt mit dem auf der Industrie- unk Gewcrocauo stcllung von der Gummiwaarenfabrik von F. E.Bäumcher aus- Scstellten Gummiboote stattfintcn würde. Dieselbe bat statt- acsundcn, und war wohl in Folge unserer Mittvcilung eine überaus zahlreiche Menschenmenge versammelt, um dem eigen tbümlicben Schauspiel der Fahrt mit bcizuwobncn. — Zwei Schiffer bestiegen beim Landungspiatze der Dampfschiffe das circa 8 Fuß lange und circa 4 Fust breite Fahrzeug, welches aus riesigen starken Gummiplattcn zusammengesetzt ist und mit Luit, welche hinein gepumpt wird, gefüllt war. Eine kräftige Schraube verhindert das Entweichen derselben. 2 Brettchen find die Sitze unk haben die Füstc nur eben Naum im Innern. Die Tragfähigkeit dieses winzigen Kahnes ist der Eriche nach erstaunlich, da es unbedingt »och weitere 2 Menschen ohne "Gefahr des Vcrsinkenö aumehmen könnte. Durch die breiten Wandungen ist auch ein ctivaigcö Umwerstn nickstz» befürchten. Höchst interessant war daS sckmcllc Hingieitcn dieser kleinen «ccgattc auf der Elve und die beiten kleinen, zarten Nuder des einen Insassen macksten eö dem Boote deS hier eristircndcn, als Schncllfahrcr rühm!lebst bekannten, internationalen OckelvercinS, lvclcheö unter Führung seines Präsidenten versuchte mitzukon'.- men, ganz unmöglich, gleiche» Sclstitt zu halten. Das Boot Et. lvic wir hören, nach Holland verkauft und sollen schon wer lere Bestellungen gemacht worden sein, da cö iür Privatleute eine allerliebste Zugabe aufBcsitzungen mit Teichen und kleinen See» genannt werden must. Sei dem nun wie ihm wolle, der Herr Bäuincher bat durch Vorführung dieses Erzeugnisses seiner Branche etwas Neues gezeigt, wofür ihm der Dank vom Schrei ber' Dieses hiermit abgestattet sei. — Ein trauriges Geschick traf die Familie cincS hiesigen Gewerbetreibenden. Letzterer musste vor Kurzem wegen Gei stesstörung nach der LantcSanstalt Sonncnstcin geschafft wer ben. Sein geistiger Zustand besserte sich indest so, dast er vor etwa 8 Tagen wieder zu den Scinlgcn nach Dresden entlassen werden konnte. Leider dauerte diese Rcconvalcöccnz nur vier Tage. Da brach dir Störung deS Geistes wieder in so vollem Maastc auö, dast der Unglückliche als unheilbar nach Eolditz gebracht werten musste. — Bürger-Verein. In der Sitzung vom 17. d. ver los der Vorstand ein Schreiben dcö Vorsitzenden, worin tcr- ffclbe erklärte, dast er durch Familienverbältnisse gezwungen sei. Len ihm seiner Zeit übertragenen Vorsitz niedcrzulcgen. An Stelle deS Herrn Herscvel wurde Herr Hehn zum Vorsitzenden erwählt. Dann wurde MItthcilung über eine Zuschrift dcö hie sigen StadtratbS gemacht, mit welcher derselbe einen Entscheid de- Ministerium- des Innern über eine seiner Zeit an das Meichökanzleramt gerichtete und von diesem an da- sächsische Mlntstettum abgegebene Anfrage übermittelte. Eö handelte sich um authentische Erklärung der ktz. 6 und 8 des norddeutschen Gewerbegesetzr», welche von Beschränkung de- Marktverkehrs handeln und ln welchen der Bürger-Verein ein Verbot der hier noch bei Einbringung in die Stadt erhobenen indircctcn Avga bcn aus ländliche Erzeugnisse zu finden geglaubt hatte. Das Ministerin»! bat sich, aui ei» Gutachten der KreiStirection ge stützt, mit der Ansicht dcö Bürgcr-VcreinS nicht einverstanden erklärt, am Schlüsse dcö Schreibens aber mitgctbcilt, dast aui Anfrage der Stadtrath erklärt habe, in nächster Zeit einen dcii gcäntciten Verhältnisse» Rechnung tragenden Steuermodus, dessen Grui'.dziige schon icstgcsicllt seien, den zuständigen Kör perschaften zur Bcialhung und Beickstustfassung porzuicgcn. — Die anwesenden Vorstandsmitglieder des Dresdner Bau-Ver eins nahmen Gelegenheit, nachdem sic vom Vorsitzenden be griffst worden waren, über ibr Unternehmen zu sprechen, und wird eine der näckstien Versammlungen Gelegenheit geben, näher am diesen Gegenstand cinzugebc». Nach lebhafter Fragekasten- zcttcl-Debatte wurde die Sitzung geschlossen. — Unter dem Namen „Petroleum-Fond" haben, wie die „V.-Z." meldet, einige Mitglieder dcö social-demokratischen Eon- grcsses in Dresden I Tblr. 22 Sgr. gesammelt und zur Deckung der Eongrestkostcu abgelictert. — Mit vielem Behagen erzählt taö Leipziger Tageblatt, dast sich in einem Dorfe in der Nähe Leipzigs ein HauSbcsitzcr- vcrcin gebildet hat, der die schlimmen Folgen deS Unterstütz- uiigvwobnsitzgesctzkS abzuwcndcn sucht. Da nach diesem Gesetz der zweijährige Aufenthalt an einem Orte dem Betreffenden einen Untcrstützungswohnsitz erwirbt, so haben sich die Haus besitzer jenes Dorfes solidarisch verbunden, einem Nickstortsan- gchörigcn, der nur einmal sich in der pünctlichcn Abführung des Mietbzinses versäumt, nickst wieder O.uarticr zu geben, so dast er keinen Anspruch aus spatere Unterstützung im Fast der Verarmung erlangt, sondern ohne Weiteres dann nach einem anderen Dorie „geschoben" wird. Hiermit tritt die Folge ein, welche seiner Zeit im Reichstag der Abg. v. Zehmen von dem verderblichen Untcrstützungswobnsitzgesetz prophezcllste: cs wird eine grosse Elassc von Hcimatlstoscn geschaffen, denen eö die Gemeinten durch Privatverabredungen ganz unmöglich machen, einen zweijährigen Ausenthalt an einem Orte und damit einen Untcrfiiltzilngöwohnsitz zu gewinnen. In anderen Dörscrn ha ben sich, wie wir hinzusügcn, die Bauern verbunden, ibr Ge sinde nur so zu mictlen, dast eö ganz unmöglich ist, dast Knecht oder Magd zwei Jahre in einem Dorie dienen, damit sic ja nickst im ErkrantungsfaUc der Gemeinde zur Last lallen. Statt öder diese Verabredungen sich zu freuen, wie taö Amtsblatt des Leipziger StadtratbS thut, sollte cs lieber sich gegen seinen Bürgermeister Stephani wenden, durch dessen Einflust »n Reichs tag seiner Zeit vorzugsweise daS alte sächsische.vcimatbreckst be graben und das unheilvolle UntcrstützmigSwohnsitzgesetz geschaf fen wurde. Vian kann eö sckstitsstieh den Landbewohnern nickst übel nehmen, wenn sic sich aus ihre Weise gegen die Folgen dieses Gesetzes »'ehren: aber löst man kein Mitleid mit den Armen haben, die durch das Gesetz heimathioö gemacht und von Dorf zu Dort geschoben werden? Nach altem sächsiscistn Hci- mathrccht konnte cs gar keine Hcimatistosen geben. Durch daS neue Gesetz wird so recht einmal unseren Land und Stadtgc- mcintcn zu Gcmüthe geführt, wohin cö kommt, wenn sie natio- nallibcralc Abgeordnete wählen, die obnc Rücksicht am DaS. was bei »ns befielst, die Geseke, die für die dünn bevölkerten ackerbautreibenden östlichen Provinzen Preustcns ganz gut sein mögen, aus lauter Gleichinack'ercisuckst bei uns einumren. Denn auch der jetzige Vertreter des erwähnten Dorfes bei Leipzig ist ein Nalionallibcralcr: lw. Birnbaum. — Nickst alle Franzosen sind von dem unsinnigen Dcutschtn- hast beseelt, von dem so viele ihrer Landsleute so traurige Be weise abgelegt haben. Mitunter bewahren Einzelne von ihnen eine Menschenfreundlichkeit, die nickst nach de» Unterschieden der Nation fragt. In dem Dottc Mittweika im Erzgebirge leben die vier nachgelassenen Kinder eines sächsischen Arbeiters, der vor einigen I.', Jahren nach Paris auSgcwandcrt war und in einem dortigen Geschält gegen 10 Jahre treu und ehrlich sein Brod verdient hatte. Erlichte eine Französin geheiratbet, Vater und Mutter starben jedoch mit die vier kleinen Kinder wurden nack' Sacksten geschafft. Seit jener Zeit zahlt der Pariser Ge schäftsinhaber jährlich zur Erziehung der vier Waisenkinder sei nes ehemaligen Arbeiters unaufgefordert und ohne die geringste geietziick'e Notbwcnkigkcit NM) Francs, und auch der Krieg hat nickst vermocht, ihn abzubalten, hierin fortzusahrcn. Vor Kurzem langte abermals ein Erzichungsbcitrag von NM» Francs im Dorie Mittweika an. — Am Sonnabc.id Abend entstand in einem Hause am der ZabnSgassc ein kleines Scktzidciiicucr in einer Wcrgnicdcr läge, das jedoch sofort »steter gedämpft wurde. — Gestern Morgen brach eine Are am OmnihuS vom Böhmischen Bahnhof am' der Prager Strastc und Kleine Ober seergasscn-Ecke. Die Passagiere mnsttc» ihren Weg zu Fust an treten. -- Scifsen. Am Ni. August besuchte Sc. Exe. Herr StaatSministcr von Nostitz Wallwitz aui seiner Rundreise auch unser» Ort, Herr Amtsbauptmann von Einsiedel aus Annabcrg hatte ihm das Geleite hierher gegeben. Sc. Ere. besuchte unter Führung der beiden Gcwcrbcvercins Vorstände und Verstände der Faehgewerbeschnle, der Herren l>r. Helnlckc und Pastor Memel, die Dampssplclwviarentabrik, eine Drcchslerwobnung. den Zeichnen- und Motellir Unterricht und schiicstlich daö Ein Horn«che Spiel,vaarcngcschäit. Der Herr StaatSininister unter hielt sich in eingehender Weise »fit den Arbeitern über ihre Verhältnisse und widmete sich mit sichtlichem Interesse der Fachgcwcrbcschlllc und auch dem Einborn'schcn Geschäfte und den daselbst mannigfach vertretenen Artikeln unserer Industrie. — Chemnitz. Bei der am 17. d. M. cröffncten Blumen und PflanzcnauSstellung des Erzgebirgischcn Gartcnbauvcreincs zu Ebcmnitz in, käsigen botanischen Gatten hatte sich die Garten bau-Gesellschaft „Fcronia" nickst allein durch zahlreiche Besuche derselben persönlich, sondern auch von verschiedene» Mitgliedern derselben durch bedeutende Zusendungen von Pflanzen bctheiliat. Prämien erhielten die Herren: OScar Llebmann sür eine blüheiirr Gruppe und tür gefüllte und einfache Scarlett-Pelargonien; Earl Petzold für dito Pelargonien und für ein Sortiment bunt- blätterige desgleichen; G. Adolph Petzold für blühende Pelar gzmtqlr außerdem Herr Krüger, Vorsteher der Gattenbauschule, einen Preis für Gemüse und sür Dimsttm? sowie Herr Kaurmami Mieiffch für ein Sortiment Theerofen in Töpsea. Die Ausstellung bot viel dcö Gute» und Schönen und zeugte von regem Eifer sür die Wissenschaft und den Gartenbau. Ocssc >itlick' c Gerichtssitzung am 18. August. „Wohlauf, noch gekünsten den funkelnden Wein! Ade nun, ihr Lieben! geschieden must sein," — so mochte alltäglich der Wein- Dieb Eduard Oskar Fleischer, vormals Schreiber, jetzt Hand arbeiter von hier, stillvergnügt sür sich im Weinkeller gcsungm und dann sprechend binzugcfügt haben: ja, „ihr lieben" (Fla schen», ich habe ja sonst keine „Lieben", die Eitern nehmen mich ja seit meiner Entlassung aus dem Arbeitshaus nickst wieder aui. Der entlassene Sträfling, obnc Wohnung, auartierte sich imangcmeltct in dem Bodenraum eines Schuppens im Gatten grundstück des Restaurateurs Franke hier, Tharandter Str. 15, ein und begann auf's Neue das Dicbcehandwcrk, waö ihn schon zweimal aui'o 'Arbeitshaus gebracht hatte. Fleischer bestahl sei nen Hauswirth. indem er vom 5. bis l<>. Mai d. I. minde stens fünf Mal turck' das geöffnete Kcllenenstcr in den Keller An stieg, oder richtiger — cinkroch und sich turchwürgte, sodann durch den Vicrkeller in den Weinkeller sich verfügte und daselbst sich gütlich that bei Rheinwein und Ebampagner, nebst Butter. Brot und Käse. Doch nicht genug, daß er fast scdes Mai eine Flasche ihres Leben spendenden Inhalts an Ort und Stelle entleerte, sondern er nahm sich auch seinen Bedarf sür Frikhstücks- und Mittagsmahl an Wein und Schinken mit und hat zusammen, nach eigenen Geständnissen, von den beiden ge nannten Lorten Weines je acht Flaschen und einen zwölfvmn- tigcn Schinken vertilgt, während ein zweiter von gleicher Größe noch in seinem 'Aufenthaltsversteck vorgcsunden ward; (nach An gabe dcö Verletzten, Zeugen Franke, soll Icdoch der Verlust an Wein ein größerer sein). Beim dritten Maie warb der nächt liche Gast, nachdem er eine Flasche edlen Rebensaftes im Keller getrunken, in der Gaststube, wo er sich die Gasflamme ange zündet und dabei stehend, im „MasiuS"gemütsstich lesend, vom Wirtbe, wclckwr in der Stahe schlief und schon mehrere Nächte dem Diebe ausgclauert batte, betroffen, eS gelang ihm jedoch, zu entkommen. Trotzdem ließ er sich nicht abhatten, seine nächt lichen Besuche zu wiederholen, wobei er außer dem schon er wähnten auch noch auö der Hausflur 1 Paar neue Stiefel und auö dem Hose einen Tragkorb nebst 20 leeren Weinflaschen, sowie einen Handwagen und einen Sack entwendete. Beim sechsten Wiederkommen biicb cs nur beim „Diebstahlk- vcrsuck'". Der Dieb, mit dem früher entwendeten Trag korbe versehen, hatte sich hiittcr einer Dornenhecke in der Stäbe dcö dort befindlichen Kellerloches iin Grase inzwischen, da im Haufe noch zu viel Leben war, gelagert, allein der wach samc Hund spürte den Eindringling auf, wornach seine Jnhaft- yahme endlich erfolgte. Nachdem die Staatsanwaltschaft lAsscssor l)r. Hartmann» Stramntrag gestellt und der Verthei- digcr, Herr Adv. Fränzel, in bekannter sorgfältiger Welse sich seiner Aufgabe entledigt bat. wird berAngeklagte vom Schöffen- gerietst unter Vorsitz des Herrn Geriet,törath Gross zu 2 Jah ren Zuchthaus und zu Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte am Jahre vcrurtheilt und Zulässigkeit von Polizeiaufsicht über ihn ausgesprochen. lieber daS Eisenbahnunglück aus der Strecke EottbuS Ber lin am 17. d. wirb von einem Augenzeugen Folgendes ver öffentlicht; Wir waren kaum 20 Minuten gefahren, als in der Gegend von Kunersdorf, ziemlich in der Mitte zwischen Cott bus und Vetschau, heftige Stöße und ein Hin und Herschwan kcn deS Wagens ein Verunglücken des Zuges bezeugten. Bald — eS dauerte kaum eine Inlbe Minute — stand der Zug. Je der. der cö vermochte, eilte aus dem Wagen heraus. Welch' ein Anblick bot sich uns dar! Locomotivc und Tender lagen, vom Zuge loögcrisscn und umgewonen, im Graben, der Wagen für Eillrackstgut war zertrümmert, das Frachtgut zum grössten Tbci! in den Graben geschleudert, der Gepäckwagen, der Postwagen und drei Pcrsoiicnwagcu lagen umgcstürzt tbcilS am, tbeilS nc bcn dem Fabrdainm. Ein schauerlicher Anblick! Ist Jemand ge töttct oder schwer verwundet? ging's von Mund zu Munde. Blutende Köpfe, cingcschiagene Zälme, verstauchte Gliedmaßen sab man viele, dock', Gott sei Dank! keinen Gctödteten. keinen schwer Verwundeten. Der Maschinist, wie durch ein Wunder gerettet, klagte über Schmerzen in den Beinen, hatte aber dock' außer dem heftigen Schlage am' die Beine keine weitere Ver lepung, ja er »rar im Stande, den Heizer, weicher zwischen Ten der und Loeomotive im Graben zu liegen gekommen und dura die Vertiefung des Grabens vor dem Zermalmtwcrdcn geschützt worden war, fick' selbst aber nickst hellen konnte, bervonnzicben. und eine alte Frau, die vom Bade MuSkau »irückkebrend und an den Füßen so krank, daß sie sich nickst selbst zu bewegen ver mochte, vci diesem Unglück aber in dem mnacstürzten Wa ge» so zu liegen gekommen war, daß der Unterkörper im Wagen war, der Oberkörper aber, durch daö Fenster ge drängt, im Wasser lag, auö dieser Sck'rcckcnSlagc zu befreien. Olnie die Hille dcö Maschinisten wäre diese Frau sicher umgr- kommen, da sic so nach der Seite dcö Zugeö lag, wohin zu nächst kein anderer anszusicigcn vermochte. — Daö Beamten- perwnal that, waö cö konnte, für die Passagiere, doch dauerte cö sehr lange, che von den nächsten Bahnhöfen Hilst kam. Am Gepäckwagen wurde» die Passagiere nach Vetschau gefahren. Das Unglück ist, darin war unter den Reisenden nur eine Stimme, durch die schlechten, verfaulten Schwellen, welche die Schienen nickst mehr fcstzuhaltcn vermochten, entstanden. KicS bedeckt wie ein Sanddcckcl die Schwelle» aus der Bahn und verhindert ein leicksteS Erkennen der schadhaften Schwellen. Die Beschaffenheit der Schwellen, die uns bei diesem Unglücks- sallc zu Gesichte kanicn, schreit nach der strengsten Untersuchung der ganzen Bahnstrecke. Hamburg, 18. August. Die größere Gefahr, mit welche, die bet E. F. Denker auögebrockrene FcuerSbrunst die Stadt be drohte, ist nunmehr beseitigt. Mehrere Mitglieder der Lösch mannschaft sind leider alö schwer verwundet zu beklagen. Ver sichert war daS HauS bei der Bremen-Hamburger Fcuervcrslcher- ungSgestllschaft. Paris, IS. August. Ein Eonsortium höchst angesehene, Firmen, an deren Spitze die Banaue de Pari- und s ,'lst
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