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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 19.03.1926
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260319026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926031902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19260319
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926031902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1926
- Monat1926-03
- Tag1926-03-19
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73^g«lft,a«s. s» 13» Abenb-Ausgave Freiteg, 1«. März i»r« DradtanIchrM: v«ck»Ickl»>> Lr,,»»». 8»m>»r»ch«s-Samm»laummer: 2S S41. Dur iür NachlgelprLch»: 20 Oll. Anzeigen-Preise: n w«r»«i nach «llldmar» »«r»ch,l»i: di» »tnlpalha, w nun »rette ttir ou»wiirl» ZL Psg. YamtUenanMgen und S«»U»na» uch» ohne ckald 2V Plc>„ dl« A) nun vrett» LeittainaMl» Id^ Pia ftertinaidükr Iv Pia. Au»w Duftriia» n«„»n Daraus»«^ l SchrtAettuyk, and A upIgeichLIiofiell»: M»ri«»Itr« .» Druck u. V-ttaa von 4t»»Ick « »«chard> >n Dre»d«n. PoftIch»«.Aont» I0SS Kreide». Dachdruck nur mtt deuttich«r Vuellrnnnaod» .Dresdner Dackr" ,ulittlia Unnerinnnl» SckrttNNIck« werden nick luwewidkl. Die Wirtschaftslage der Reichspost. Gehemmle Entwicklung durch -ie ungünstige Einwirkung '-er allgemeinen Wirtschaftskrise. Das Fürslenkompromitz vor -em Rechlsausschich. - Amerikas Mißtrauen gegen Europas Willen zur Abrüstung. Die Derhan-lungen im Kauplausschuß. derli». IN. März. Der HaushaltaitSschuß des Reichstages erledigte zunächst die Restberatuiig des Etats des ReichS- ve r k e h r s m i n t st e r i n m s. Für Baggerungen zur wet teren .Vertiefung und 2>erbrcitcrung der Unteriveser wurde ein sechster Teilbetrag von 1102 Oliv Mk. bewilligt. Dan» be gatm die Beratung des Etats des Reichspostministcriums. Metchspvslminisler Dr. Slingt «ab. «inen Gesamtüberblick über die Verkehrs- und Wirt schastSlage der Reichspost. Zur Perkehrslage erklärte tt^datz sich in keinem Zähre bisher die Abhängigkeit der Post- Wirtschaft von der Allgeineinwirtschast inlo starkem Masie gezeigt habe wie 1025. Mit der zunehmiffkocn Krisis der all gemeinen Wirtschaft habe sich auch die Lage der Reichspvst ungünstiger gestaltet. Der Briesvarkehr bat im Dezem ber atmähernd den Vorkriegsstand erreicht. Seitdem ist ein gttviss-r Stillstand eingetreten. Der Drncksachcuocrkehr hat zuyenommen. Der Weihnachlspäckcheiiverkclir war im grosten >ü»d ganzen mäßig und blieb hinter den Erwartungen zurück. Die Gesamtzahl her im Dezember ansgeliescrten Pakete be stes sich auf 27 Millionen Stück. Auch jetzt macht sich im Paket- »erkehr noch ein« rückläufige Bewegung bemerkbar. Der Po stbesürdevurg-bienst aus Sisenüahnen und gewöhnlich«, Strqhen wnrde so weit wie möglich verbessert. Besondere Aufmerksamkeit wurde der Entwicklung des VdftkraftwagenoerkehrS zugewandt. - Gegenwärtig bestehest i« Uebcrlandverkebr mehr als 1200 Linien. Die Zahl der Kraftomnibusse und sonstiger Personenwagen beträgt über 3700. Auf den Stadtpostlinien und bei den Tclegraphen- bürean» lausen über 2500 Kraftwagen. Der Flugnoffdicnst wird weiter ansgebaut, besonders der Rachtflugverkchr ge- sSrdiri. Die Zahl der Postschcckknnde» ist von 121 000 im Führ« 1311 aus 857 000 im Jahre 1S2S geOicgcu, hat sich also verficbcusacht. Das Guthaben der Post scheckkunde« hat sich in derselben Zeit nur ver doppelt. Es betrug 1025 im Jahresdurchschnitt 572 Millionen. Seit Jaguar ist ein stk iickgang cingetreteii. Aus einem Konto wurden durchschnittlich 1014 rund 307V Mk. gehalten, heute nur WO Mk. Der llcberiveisuiigsverkehr ist entsprechend dem eigentlichen Wesen des Pvstscheckverkehrs seit der Vorkriegs zeit erheblich gestiegen, und zwar auf das zwölffachc. Aller dings ist der Durchschnittsbetraq einer Ucberivcisung auf etwa ein Drittel der Vorkriegszeit gesunken. Im Januar wurden 7,3 Milliarde» oder 70 Prozent bargeldlos beglichen. Der Telegrammvcrkchr entwickelte sich auch im ab- gelaufenen Wirtschaftsjahre nur sehr langsam. Im November und Dezember 1025 wurden je 2,0 Millionen, im Januar 1020 dagegen nnr 2,4 Millionen Telegramme aufgeliesert. Eine besondere Nolle spielt hierbei die zunehmende Konkurrenz des Kernsprechens. Zurzeit beschäftigt sich die Neichspost mit einer durchgreifenden Umgestaltung des ganzen Telegraphcn- betriebeS. um die neuesten technischen Errungenschaften nutz bar zu machen und die Wirtschastichkcit z» beben. Die Tele graphie arbeitet setzt mit ll n t e t b i l o n z. Es ist inzwischen gelungen, den Tclcgrammbetrieb mit dem Rheinland durch Mitbenützung der Fernkabel zu verbessern. Der Brief telegramm verkehr halt sich dauernd auf mäßiger Höhe. Er betrug bet rund 11 OM Brieftelegrammen im Monat nur rund 0„5 Proz. des gesamten Tclegrammverkelirs. — Das Fernsprechwcsru befindet sich auch setzt noch in einer Aufwärts entwicklung. Ter Zugang an Hauptanschlüssen ist fortdauernd sehr stark. Zurzeit sind trotz umfassender Anstrengungen noch rund 29M Anträge aus Einrichtung von Neuaiischlüi'sen rück ständig. Ende Januar belief sich die Gesamtzahl der Sprcchstcllcn. Haupt- und Ncben- auschltissc aus über 2,5 Millionen. Das bedeutet eine Zunahme gegen das Vorjahr um etwa 11,2 Proz. Bemerkenswert ist. daß die Intensität des Fernsprechverkehrs. gemessen an der der Anschlüsse in den letzten Jahren, wesentlich gesunken ist. 1022 entfielen aus einen Anschluß durchschnittlich monatlich 120 Ortsgcsvräche 1028 dagegen nur 101. und 1024 nur 04. 1025 ist dieser Durch schnitt ettvas gestiegen. Der Minister besprach dann die vom Deutschen Industrie- und Handelstag geforderte Um gestaltung des Fernspreckitarifs. Tic Krage einer Taris- ändernna wirb ->,rzcit i i Ministerium acvrüst. DaS Kunkwcsen entwickelt sich rasch in aiissteiaciider Linie. Die Zahl der Rnndsunkteiliielimer bat bereits im Dezember die e r st c M I l l > o n überschritten. Es sind zurzeit 10 Sender in Betrieb. In Baden soll demnächst ein weiterer Sender ausgestellt werden. Die im besetzten Gebiet noch lmOebenben Schwierigkeiten werden nach Möglichkeit beseitigt. Im übrigen ist daS ganze Rnndfunkwcscn inzwischen organi satorisch aus eine neue Grundlage gestellt worden durch die Gründung der R e i ch s r » n d f u n k g e s e 1 l s ch a s i. Der weitere Ausbau der Zngtelcphonic ist im Gange. Deutsch land ist das erste Land, das eine derartige Nackirichtcnver- mittttina eingerichtet bat. Mtt dem vor wenigen Tagen eröffnet«:» Fernsprechverkehr »«isch«» Berlin und London ist der Ausbau dcS internatio nale« F«>lNsprechvcrkehrs ein gutes Stück vorwärts gebracht worden. Btshsir konnte nur ein Nachtvcrkehr mtt fünf deutsche» Städte» zugelassen werden. Es ist aber zu hoffen. daß im Mai nach Inbetriebnahme eines weiteren nieder- ländtsch-englischen Kabels ein unbeschränkter Tag- und Nacht verkehr eröffnet werden kann. Auf der letzten internationalen Telegraphenkonferenz im Dezember 1025 in Paris war Deutschland vertreten und hatte in der wichtigen Taris- kommission den Vorsitz. Die deutsche Neichspost wurde be auftragt. eine Zusammenkunft der Telegraphen-Tcch- ntker der ganzen Welt ciiiznberuseii. Dieser Kongreß wird im Herbst in Berlin tagen. — Der Minister ging dann auf das Personalwcsen der Dcntschcn Neichspost ein. Nachdem Stande vam 31. Januar 1023 waren beschäftigt 251307 Beamte im Hauptamt sowie 41 820 außerhalb des Beamtcnverhältnisses stehende, in dauernd erforderlichen Dienstposten tätige Personen, darunter 8l 187 Arbeiter im Telegraphenbau und sonstigen Tclegraphenbetrieben. — Auf dem Gebiete der soziale« Fürsorge wurde alles getan, was nach Maßgabe der vorhandenen Mittel möglich war. 1025 wurde« von der ReichSpoft 2700 neue Wohnungen für das Personal gebaut. Auf Grund der BeamtensiedlungSverord- nung wurden bis jetzt mehr als 600 Beamte angesiedelt. Neu eingerichtet wurde die Fürsorge für erholungsbedürftige Kirr- der des Postpersonals. Im letzten Jahre konnten rund 1000 Kinder untergebracht werden. Am 1. April tritt euch mit dem Sitz,, in G reSde.« .bi«. Bars»rgnngsanstatt Ser Denis»«« Neichspost in» Lebe». — Der Minister behandelt weiter die Finanz» und Wirtschaftspolitik her Neichspost. Die Entwicklung der P o st e i n n a h m e n im letzten Jahre, besonders in den letzten Monaten ist nicht befriedigend. Zurzeit ist die Finanzlage der Neichspost recht gespannt. Ob es möglich sein wird, das Jahr 1025 ohne Fehlbetrag abznschlicße«, bleibt abzuwarten. Di« Aufstellung des Etats für 1026 erfolgt mit größter Vorsicht und Zurückhaltung. Des weiteren besprach der Minister ausführlich die persönliche Politik der Neichspost. Die Befördern ngSverhältnissc der höheren Beamten sind geradezu trostlos. Die Zahl der höheren Beamten vermindert sich fortlaufend. Im Beharrungs zustand wird die Reichspost mit einer Zahl anskommen, die nicht einmal die Hälfte des gegenwärtigen Bestandes aus macht. Beträge für die Zahlung von Abfindungssummen an Bayern und Württemberg sind infolge der Finanzlage im neuen Jahre nicht eingesetzt worden., Auch für die Bildung eines Betriebsmittelfonds ist diesmal lein Betrag ausgebracht worden. Der Ucberschuß für 1025 beläuft sich unter Anrechnung der eigenen Zinsen der Rücklage auf 70 Millionen Mk. Hiervon fließt die eine Hälfte zur Rücklage, die andere Hälfte soll an die Reichskassc abgelicsert werden. Da.z Reichspost- finanzgesctz hat auch im zweiten Jahre seines Bestehens Len Erwartungen entsprochen. Eine Aushebung des Gesetzes würde einen Rückschlag bedeuten, der letzten Endes auch für die allgemeine Wirtschaft nachteilig sein müsse. Der Bcrwal- tungsrat hat gestern mit überwältigender Mehrheit eine Ent schließung angenommen, die sich gegen die Aushebung aus- spricht. Der Abschluß -er Arbeilskonserenz. London, 10. Mürz. Die Teilnehmer der Arbeitszeitkon- screnz, die gestern zu Ende ging, gaben allgemein ihrer Be friedigung über den Erfolg der Tagung Ausdruck. Rcichs- arbcitsmtiiister Brauns erklärte, Dcuiichland werde durch das Maß der Gleichartigkeit, das erzielt worden sei, eine beträcht liche Unterstützung erfahre». Gestern abend kam es noch zu einer Meinungsverschieden heit: In nichtöffentlicher Sitzung war die Beratung des Washingtoner Abkommens gestern abend bis 8 14 gediehen. Zn diesem Paragraphen, der die Abweichungen vom Achtstun dentag regelt, war deutscherseits ein Vorbehalt gemacht wor den, wonach der Achtstundentag bei der Ausführung non Sach leistungen auf Grund des D a w s s - P l a n e s nicht unter allen Bedingungen mtt voller Strenge zur Durchführung ge langen könnte. Die französische Delegation verschloß sich der Berechtigung des deutschen Standpunktes nicht. Sic verein barte mit der deutschen Delegation eine gemeinsame deutsch- französische K o m p r o m i ß s o r m c l für diesen Vor behalt. Der englische Arbeitsminister erklärte, daß die dcutsch- französischc Kompromißformcl sür England unannehmbar sei. Die Genfer Debatte am Moniag. lD urch F » nkspr » ch.> Berlin, 10. März. Der A e l 1 c st e n r a t des Rcichtags verständigte sich in seiner heutigen Sitzung über die Ge schäft Sd i s p o s i t i o n c n bis zur Osterpanse in folgender Weise: Nach der Erledigung des Etats des Reichswirtsthasls- ministeriums heute und morgen, werden morgen noch die Etats des Reichspräsidenten nutz des Reichstags auf die Tages ordnung gestellt werden. Am Montag um 11 Uhr soll die zu- sammengefastte Beratung der Etats des Reichskanzlers und des Auswärtige» Amtes vor sich gehen, mtt der die Debatte über die vlenser Konferenz verbunden sein wird. Im übrigen soll «»ersucht we-ben, die Etatberatungen vollständig bis Sonn» abend, den 27. März, abzuschließen. Sollte das nicht gelinge», so wird auch in der übernächsten Woche noch bis zum 31. März getagt rverden. Aus jeden Fall soll die Etatberatnng vor Lein 1. April beendigt werden. Die neue Marine-Aanglisle. Vor uns liegen zwei Ranglisten, die letzte Rangliste der Kaiserlich Deutschen Marin« für das Jahr 1014, beinahe vier, hundert Setten stark, und die dünne, nnr neunundsiebzig Seiten zahlende Rangliste der deutschen Neichsmartue nach dem Stande vom 1. November 1025. Die alte Rangliste. Zeug nis einer damals für unvergänglich gehaltenen Organisation zur Förderung deutscher Weltmacht und Seegeltung, die neue ein bescheidener Meilenstein aus dem schweren Wege deutschen Wiederaufbaues. Zmctundvterzig Flaggoffiziere, nämlich zwei Großadmi rale lPrinz Heinrich und Herr von Tirpttz) sechs Admirale, zwölf Vizeadmirale und zweiundzwanzig Kontrcadmtrale zählte die deutsche Marine nach dem Stande vom Mai 1014. Heute hat sie nur noch zehn Flaggoffiziere, einen Admiral, den Chef der Marinelcitung. Zenker, drei Vizeadmirale, und zwar den Flottenchef Mommsen, einen Sohn des berühmten Histo rikers, und die Ehcfs der beiden Marinestattonen der Ost- bzw. Nordsee. Bauer und Raeder, endlich sechs ttontreabmi- rale. Bon ihnen sind zwei in der Marineleitung tätig, einer kommandiert die Streitkräfte in der. Ostsee, drei andere find Inspekteure der Marineartillerie, des MaxtnebildungSwesens tzuLder Marinedepotinspektion. So Ist ben« Sie deutsch« Marine wieder aus den Stand zurückgeworfen, den sie beim Rcgie- rungSäiitrttt Wilhelms ls. hatte. ? ^ Die weütgen der jetzigen Reichsmarinc angehörigen Flaggoffiziere haben infolge der zahlreichen Verabschiedungen älterer Kamerädcn eine vecchLltniSmäßig schnelle Karriere gemacht. So war der Ehef der Marinelettung, Admiral Zey- ker, bei Kriegsausbruch ein jüngerer Kapitän zur See. Er hat es in noch nicht zwölf Jahren vom Fregattenkapitän zum Admiral gebracht und zählt heute sünfundsünfzig Jahre. Vön den anderen Flaggoffizieren sind ein Vizeadmiral und fünf Kontrcadmtrale noch unter fünfzig, während es in der alten Armee eine Seltenheit »var, daß Offiziere, die noch in den Vierzigern standen, Gelieralmajore wurden. Nur Flügel- adjntantcn und wenige Generalstäbler, die besondere Sprünge gemacht hatten, konnten sich die roten Generalstreifen so jung an ihre Hosen heften. Traurig berührt auch die Verminderung der einst so stolzen Flotte. Statt der siebennnddreißtg Linienschiffe, von denen elf ein Deplacement von über 20 000 Tonnen hatten, besitzen wir heute nur noch sechs Linienschiffe. Sic sind samt- lich vor 1006 gebaut und haben ein Deplacement von nur 13 200 Tonnen. Dazu kommen zwei Reservelinienschiffe von gleicher Größe. Statt der achtundsttnfztq großen und kleinen Kreuzer der alten Marine, von denen acht über lOOOO Tonnen verdrängten, haben wir heute nur noch vier Kreuzer und zwei Reservckrcuzer. Zwei davon, die Kreuzer Hamburg und Berlin, lmbcn ein Deplacement von 3650 Tonnen, die übrigen von 2000 Tonnen. Dazu kommt der noch im Bau befindliche Kreuzer Emden von 6000 Tonnen. Mtt einer Maschine von 30 000 Pferdestärken wird er das schnellste Schiff der deutschen Neichsmartue sein. Auch die Zahl der Ossizicranwärter der deutschen Reichs- marine, die zurzeit 143 beträgt, ist naturgemäß weit kleiner als die der kaiserlichen Marine, deren Rangliste 1914 665 Fähnriche zur See und 288 Seckadettcn verzeichncten. Interessant ist. daß die Beteiligung der alten preußische« Londsamilicn, bei denen cs teilweise noch heute zur Tradition gehört, ihre Söhne in den Dienst der Vaterlandsvertetdigung zu stellen, am Ossiziersersatz der Marine von lO v. H. 1014 auf 5 v. H. 1025 gesunken ist. Das Interesse dieser Familien an der Marine ist freilich nie besonders groß gewesen. Das war unter den Regierungszeit Wilhelms l. erklärlich. Ein mal stand die Marine seinem landeSvätcrlichen Herzen weit ferner als die Armee, dann aber hat zweifellos der 1861 an der holländischen Küste mit Mann und Maus erfolgte Unter gang dcS KadcltcnschulschifseS „Amazone", bei dem ein ganzer Jahrgang Scekadcttcn ertrank — es waren znm überwiegen den Teil Angehörige alter preußischer Adclsgeschlechtcr — ans diese Kreise abschreckend gewirkt. Wilhelm II. hat indessen die Marine ln erheblichem Maße verwöhnt und bevorzugt. So ist das verhältnismäßig geringe Interesse des preußischen Adels sowohl an der alten kaiserlichen wie an der neuen deutschen NetchSmarinc nur dadurch zu erklären, daß die auf dem Lande geborenen und ausgewachsenen Mitglieder des preußischen Landadels den Rücken des Pferdes der schrvan- kenden Schiffsplanke vorzogcn und noch vorzicbcn. Was ist nun aus dcnscnigcn Männern geworden, die vor dem Kriege und in ibin führend in der Marine waren? wird mancher fragen. Großadmiral von Tirpth. der achtzehn Jahre Staatssekretär des Rctchsmarincamts war. ist bekanntlich Rcichstagsabgeordneter und lebt in Berlin, Seinen lang, jährigen Sommcrsitz in St. Blasien im Schwarzwald stellt er setzt zum Verkauf. Dicht dabei in Baden-Baden wohnt sein Nachfolger .Admiral von Eapelle, während der letzte Staats sekretär des NcichsmarincaintS Ritter von Mann Edler von Ttcchlcr, der nur einige Wochen tm Kabinett des Prinzen Max amtierte, sich in seine Heimat Bauern, und zwar nach Rcichcnhall, zurückgezogen hat. Flottenchef bei AnSbruch dcS Krieges war Admiral von Jngcnohl. der zurzett in Berlin lebt. Ihm folgte der damalige Chef de- Admiralstavs Herr von Pohl, der indessen bald darauf krank wurde und 1m Februar 1016 starb. Sein Nachfolger war Admiral Scheec, der ruhmreiche Sieger vom Hkagerrak. Er «oh«4 in Weimar «nd
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