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Dresdner Journal : 19.02.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187902196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1879
- Monat1879-02
- Tag1879-02-19
- Monat1879-02
- Jahr1879
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- Dresdner Journal : 19.02.1879
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^41 Mittwoch, den I». Februar. 187» lm x»Li«» i iSti.Iiel»: . . 1» Kirk >ndrlick: 4 Kirk LV?f. Linietoet^ummirv: lv?k 1«—rk»Id 6s«6eut»ck«u tritt ?c»t- uuä 3t»n>p«Iru»ckl»^ Kiuru. la»«r»te»prel»er k^lr üen k»um «Q«r ^v,pilt«u«u kstitivil« SO kk. Vater „Lias»«aät" ckie 2ev« Sv kk. Lr»ek»t»«», ^L8Iick mit XaenLkme <i«r 8oaa- uuä keiertr^e Xlxaü» für den sol-xynäen ^»8 Dres-nerIomml. Verantwortlicher Rcdacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. Io-«rit«»»»i»»t>»^ «„«vLrlit, Letpet^: H Lraactsletter, vowwi»»i»aLr <te« vrextaer loumulr; N»Mi»»r» - I«rUi Vi«u >»»«>. »raukf» t ». » ! Laa«n»t«a L ^o-ter, »«ritu Vi«»-S»mdar,- ?r»^-t^p»tss ^r»»k5art ». N. «üoedsu: Lfo««, L«rUu: S. L'»rn,ct, /nra/i , Lr«w«u: L Lc^ott« ,- «r»ii»»: L. StanAtn « lliirvsu; cdruuut, Fr. kriukkurt ». ».: F ^a«A-^»vtle u. v. f/rrrma»^- »cd« öuckk»oäluo8; vorütr t v L/Ä/rr, Sruuorir: <7 §c^ü«»/rr,- r»ri» LerUa -^nmIctart ». N. Stottert: Da«L« L L7v.,' »Edar,: F F/rv<iAen, ^4F 8t«»«r. U«r»«8xeder: NSniel. Lxpeäitiov 6e« I »rexlusr ^ouruit«, I>re«6ea, Lviabemtra«« kko. SO. Amtlicher Theil. Dresden, 11. Februar. Se. Königliche Majestät hat den Assessoren Arnold Engen Küttner beim Be zirksgericht Leipzig und Clemens Oeser beim Bezirks gericht Freiberg den Titel und Rang eine- GerichtS- rathes beizulegen allergnädigst geruht. Bekanntmachung. In Gemäßheit der Verordnungen des Königlichen Ministeriums des Innern, die Prüfungen im Hufbe schlage betreffend, vom 19. Mai 1870 und 24. April 1878- wird -hierdurch bekannt gemacht, daß im Laufe des Jahre- 1878 1) Herr Carl Reinhold Baumann au- Reichenau bei Zittau, 2) Herr Albin Ebert au-Hirschfeld bei Kirchberg, 3) Herr Friedrich Hermann Hahnel au- Cunners dorf bei Königstein, 4) Herr Eduard Richard Mehnert au- Gauernitz, 5) Herr Robert Emil Müller au- Gnandstein, 6) Herr Johann Traugott Pietzsch aus Weidlitz bei Bautzen, 7) Herr Karl August Sommerweiß aus Börln bei Dahlen, 8) Herr Ernst Wilhelm Streller aus Taubenheim bei Meißen, 9) Herr Gerhard Urban aus Rodewisch bei Pommritz, 10) Herr Karl Hermann Bauer aus Schönfeld bei Großenhain, 11) Herr Karl Philipp Christian Wagner aus Mergentheim in Württemberg, 12) Herr Bernhard Arnold au- Planitz bei Zwickau, 13) Herr Karl Otto Döring aus Boxdorf, 14) Herr Friedrich Hermann Epperlein aus Neu kirchen, 15) Herr Johann Heinrich Ludwig Fischer aus Lehre in Braunschweig, 16) Herr Anton Bernhard Fischer au- Einsiedel bei Chemnitz, 17) Herr August Karl Franz aus Wesenitz bei Merseburg, 18) Herr Karl Friedrich Heddicke aus Wenden bei Querfurt, 19) Herr Fritz Christian Kählert aus Rostock, 20) Herr Karl Gustav He> mann Kloß aus Kamenz, 21) Herr Karl Emil Klotz aus Döbra, 22) Herr Christian Emil Möckel aus Stenn bei Zwickau, 23) Herr Hermann Rau aus EberLbach, 24) Herr Ernst Symang aus Breitendorf bei Löbau, 25) Herr Karl Ernst Tamm aus Eibenstock, 26) Herr Franz Anton Voigt au- FriedrichSgrün bei Zwickau, freiwillig die Prüfung im Hufbeschlage abgelegt und bestanden haben, und daß den vorstehend laufenden Nr. 1 bis mit 9 Genannten das Diplom al- „geprüf ter Hufbeschlagsmeister" mit dem Befugniß, sich dieses Prädicats in ihren Firmen und sonst zu bedienen, den laufenden Nr. 10 und 11 Aufgeführten das Diplom als „geprüfter Hufschmied mit Auszeichnung*, mit Anwartschaft auf Erlangung des Diploms als geprüf ter Hufbeschlagsmeister, den laufenden Nr. 12 bis mit 26 Aufgeführten dagegen das Diplom als „ge prüfter Hufschmied* ertheilt worden ist. Dresden, am 13. Februar 1879. Commission für das Beterinärwesen. Z«st. , Herzog. Nichtamtlicher Theil. uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Tage-geschichte. (Berlin. Koburg. Prag. Paris.) Zur Orientfrage. Dre-dner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Freiberg. Pirna.) Lermischte-. Statistik und Bolk-wirthschaft. EingesandteS. Feuilleton. Tageskalevder. Inserate. Beilage. Börsrnnachrichten. Telegraphische Witterungsberickte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Magdeburg, Dien-tag, 18. Februar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die „Magdeb. Zeitung" er fährt, daß der Vertrag, betreffend die Uebertragung der Magdeburg Halberstadter Eisenbahn an den Staat, von den Commissarev der Staatsregierung und der Gesellschaft aus der bekannten Grundlage am vorigen Sonnabend abgeschlossen worden ist. Frankfurt a. M., Montag, 17. Februar, Abends. (W. T. B.) Zn dem Processe gegen die 6 Nedacteure der „Frankfurter Zeitung" wegen Beleidigung deS Kürsten Bismarck durch die Col- lectiverklärung vom 1s. Oktober 1878 hat die Strafkammer auf Freisprechung erkannt. (Die Staatsanwaltschaft hatte gegen vr. Stern eine 7 mo natige, gegen die übrigen Redacteure 3- resp. 1 monatige Gesänanißrafe beantragt.) Dagegen wurde Nedacteur vr. Stern wegen Beleidigung des Kürsten Bis marck durch zwei Artikel in anderen Nummern der „Krankfurter Zeitung" zu 7 wöchigem Gr- fängniß verurtheilt. Buda-Pest, Montag, 17. Kebruar, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Abge- ordnetenhauseö stand auf der Tagesordnung der Bericht deS Finanzausschusses über das Budget pro 1879. Der Finanzminister Graf Szapary entwickelte sein Expos« über das Budget. Er schilderte die auf die Herabminderung des DeficitS gerichteten erfolg reichen Bestrebungen der Regierung in den jüngsten Jahren und betonte sodann die dringende Nothwendig- keit, über die Schwierigkeiten des Moments hinwegzu- kvmmen. Die Entwicklung concreter Vorschläge müsse einem spätem Zeitpunkte Vorbehalten bleiben. Der Minister wies auf das günstige Ergebniß deS Finanz jahres 1877 hin. Auch das factische Resultat deS Jahres 1878 entspreche annähernd dem Voranschläge. Bon Beginn dieses Jahres bis zum heutigen Tage seien die Einnahmen 1700000 Fl. höher, als in dem nämlichen Zeitabschnitte des Vorjahres. Der Minister verglich hierauf die finanziellen Ergebnisse der früheren Jahre, wies eine konstante Verminderung des Deficits nach und betonte die drückende Einwir- k»ng der Ereignisse der letzten Jahre, infolge deren die Schulden um 177 Millionen mit 12 Millionen Fl. Zinsen zugenommen hätten; dagegen mache die Summe der gesammten Investitionen zusammen 416 Millionen Fl. aus. Die Zinsenlast sei für das Jahr 1879 mit 92600000 Fl., für das Jahr 1880 mit 96 Millionen Fs. in Ansatz gebracht. Das diesjährige Deficit betrage 24 Millionen FH; das Deficit der späteren Jahre würde sich demnach auf 28 Millionen Fl. und, abzüglich der Amortisationen und Investitio nen, auf 12 Millionen belaufen. Der Minister bettachtet als seine Aufgabe: die Convertirung der schwebenden Schuld des Staates, zu gleicher Zeit den Verbindlich keiten des StaateS nachzukommen und die Regelung der Finanzlage vorzubereiten. Die allgemeinen GesichtS- punkte seien: die Beschränkung der bosnischen Occu- pattonskosten auf ein Minimum und die Enthaltung von einem jeden, mit einer neuen Belastung verbundenen Schritte. Der Minister berührte schließlich auch die Heeressrage, welche zwar nicht vom blosen finanziellen Gesichtspunkte aus beurtheilt werden könne, die jedoch bei der Berathung der Veränderung des Wehrgesetzes zur Sprache kommen werde. Einzelne Einnahmezweige seien steigerungsfähig; überdies trete eine Erhöhung der indirecten Steuern, sowie die Einführung neuer Steuern und für den Rest des Deficits ein rationeller Verkauf der Staatsdomänen hinzu. Versailles, Montag, 17. Februar, AbendS. (W. T. B.) Zn der heutigen Sitzung der Depu- tirtenkammer wurden zwei Interpellationen an die Regierung gerichtet und von derselben sofort be antwortet. Provost-Delaunay (Bonapariist) richtete wegen des Beschlusses des Pariser Mumcipalraths auf Be willigung eines Credits von 100000 Frcs. zu Gunsten der heimkehrenden Amnestirten eine Anfrage an die Regierung. — Der Minister des Innern, de Mar tere, erklärte, die Absicht des Municipalraths sei eine vortreffliche; die Regierung werde demnächst eine Vor lage auf Bewilligung eines Credits zu demselben Zwecke einbringen. Der Municipalrath habe jedoch bei seinem Beschlusse nicht die gesetzliche Form beobachtet. Infolge dessen sei dem Municipalrathe in einem Schreiben die Achtung vor dem Gesetze ins Gedächtniß zurückgerufen worden. Der Minister forderte die Kammer auf, Vertrauen zu haben, damit die Besorg nisse und Beunruhigungen verschwänden, die mit der ersten Periode der republikanischen Entwickelung ver knüpft wären. (Proteste seiten der Linken.) — Pro vost-Delaunay dankte dem Minister, daß er in seinem Sinne gesprochen habe. (Ironischer Beifall der Linken.) Blach« re (Rechte) befragte den Minister des In nern wegen der Unsicherheit m Paris und der daselbst neuerdings vorgekommenen nächtlichen Angriffe. — Der Minister, de Marcere, erklärte die bezüglichen Mittheilungen der Zeitungen für übertrieben; indessen seien alle zur Sicherung der öffentlichen Sicherheit er forderlichen Maßregeln angeordnet. Zm Fortgänge der Sitzung erstattete Andrieur namens der Amnestiecommisfion über dir Amnestie vorlage der Regierung Bericht. Danach ist zwischen der Commission und dem Ministerium über alle Punkte, mit Ausnahme eine- einzige«, rin Einvrrständniß erzielt, indem da- Ministerium eS ablehnt, die Amnestie auf die Betheiligten an dem am 21. Oktober 1870 in Pari- stattgehabte« ZusurrectionSversuche au-zudehaen, wa- von der Commission befürwortet wird. Die Berathung der Amnestievorlage wurde auf nächsten Donner-- tag, die Ernennung der Budgetcommisfiou auf nächsten Sonnabend festgesetzt. (Vgl. unsere Pariser Correspondenz unter „Tagesgeschichte*) London, Montag, 17. Februar, Abend-. (W. T. B) Der österreichische, russische und deutsche Botschafter, sowie der rumänische Gesandte hatte« heute eine Besprechung mit dem Staat-seeretär deS Aeußern, Marquis v. Sali-bury. London, DienStag, 18. Februar. (Tel. d. DreSdn. Journ) Der Premier Earl Beaconsfield ist «n- päßlich. Wie verlautet, wäre der Gouverneur von Gibraltar, Lord Napier of Magdala, zum Ober commandanten der Truppen am Cap defignirt. St. Petersburg, Dienstag, 18. Kebruar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Ein Telegramm de- Gene rals LoriS - Melikow vom gestrigen Tage meldet, daß in den von der Epidemie heimgesuchteu Oert- lichkeiten keine neuen Erkrankungen und Todes fälle vorgekommen find. Zm Kreise Zevotajew-k gab eS Tag- vorher 2 Grad Kälte. Die Com- munication auf der Wolga war wiederhergestellt, indeß noch schwierig. Bei Astrachan dauerte der Eisgang fort: die Communication mit dem gegenüberliegenden Wolgaufer war gänzlich abge brochen. Tagesgeschichte. * Berlin, 17. Februar. Se. Majestät der Kaiser nahm heute Vormittag den Vortrag des Vicepräsidenten des Staatsministeriums, Grafen Stolberg, entgegen und hatte Nachmittags eine Conferenz mit dem Reichskanzler Fürsten v. Bismarck. — Nach der „N. Pr. Ztg.* waren bei dem parlamentarischen Diner, das der Reichskanzler und Ministerpräsident Fürst v. Bi-marck am Sonnabend Mitgliedern des Abgeordnetenhauses gab, etwa 30 Gäste erschienen; man bemerkte unter ihnen unter Andern aus den Fraktionen der Rechten die Abgg. vr. Friedenthal, vr. Achenbach, v. Bismarck, v. Rauchhaupt, v. Wilamowitz-Möllendorff, v. Colmar, Frhr. v. Minnigerode, Graf Bethusy-Huc, vr. Nasse, Frhr. v. Zedlitz-Neukirch, Stengel. Das Diner wurde in dem großen Eßsaale an einer breiten, überaus statt lichen und mit allerlei Silbergeschirr geschmackvoll auS- gestatteten Tafel eingenommen. Nach Tische verblieben die Gäste noch längere Zeit in zwanglosem Gespräche um den fürstlichen Hausherrn versammelt, dessen körper liches Wohlbefinden in dem gewohnten Humor seinen untrüglichen Ausdruck fand. — Der französische Bot schafter, Graf St. Vallier, trifft heute Abend 1t8 Uhr aus Parts hier wieder ein. — Von der kaiserl. Marine sind folgende Meldungen hier eingegangen: Die Glattdeckscorvctte „Freya", 8 Geschütze, Comman- dant Corvettencapitän v. Nostitz, ist am 7. Januar e. von Amoy nach Takao (Formosa) in See gegangen und wollte, nach kurzem Aufenthalt daselbst, nach Foochow gehen. Das Kanonenboot „Komet* 4 Ge schütze, Commandant Lapitänlieutenant Frhr. v. Senden Feuilleton. Redigirt von Otto Banek. Montag, 17. Februar, fand im Saale des „Hotel de Saxe* der dritte Productiou-abend des Ton- künftlerverein» Statt, den auch Sc. Majestät der König durch Seine Anwesenheit ehrte. Die Herren H. Scholtz und Böckmann eröffneten denselben mit einem durchaus schönen Vortrag der Sonate op. 39 für Pianoforte und Violoncell von Rubinstein, welche zum ersten Male — wenn ich nicht irre — von bei den Spielern in einer Triosoirse vorgeführt wurde. DaS Werk giebt, besonder» in den beiden äußern Sätzen, nicht die Befriedigung deS vollkommen Fertigen, ist aber eine sehr interessante, durch geistreiche Behand lung fesselnde Compofition. Hervorragend durch poe tischen Gehalt und warm empfundene Melodik ist das Andante, durch reizvolle Originalität und abgerundete künstlerische Gestaltung der zweite Satz (Allegretto). Die zwei folgenden Jnstrumentalwerke von Beethoven und Mozart sind Erzeugnisse früher LntwickelungSzeit oder schwächerer Stunden, mit denen tröstlicher Weise auch da- Genie heimgesucht w»rd. Da» Sextett Lu-ckur von Beethoven, ein schwierige- Loncertstück für zwei Waldhörner mit Streichquartettbegleitung, ist zwar als op. 81b bezeichnet, gehört aber mit seinem einfachen, dem Mozart'schen Stile sich anschließenden Charakter Beethoven'» erster Compofittontpenod« an und wurde in späterer 'Zeit, vielleicht für irgend eine Gelegenheit überarbeitet, edirt; da» Adagio enthält manche Beeiho ven'sche Züge. Bei der trefflichen Ausführung (die Streichinstrumente doppelt besetzt und mit Lontrabaß) zeichneten sich die Herren Hübler und Ehrlich durch virtuose Technik und geschmackvollen Vortrag aus. Mozart's kintonia vooesrtLllt« für Violine, Viola und Violoncell (gespielt von den Herren Wolfermann, Mehlhose und Hüüweck juo.) mit Orchester unter Di- rection des Herrn MusikdirectorS RicciuS findet sich unvollendet (Autograph von 14 Seiten) im Mozarteum zu Salzburg vor, und Herr O. Bach führte das Werk m geschickter Weise fertig auS; aber Mozart's Absicht, dasselbe unvollendet zu lassen, war wohl richtiger. Das Manuskript enthält 134 Tacte. Das Ritornell von 51 Tacten ist von Mozart ganz vollendet, zu den Solo stimmen der übrigen 83 Tacte ist von ihm die Be gleitung slizzirt. Darüber geht Mozart's Antheil an dem Werke nicht hinaus. Ganz ausnahmsweise erfreute in diesem Produc- tionSabend Herr Bulß durch Liedervorträge, die mit wärmstem Beifall ausgenommen wurden. Er sang drei Lieder von R. Becker, von denen sich namentlich das erste („Ich denke Dein*) und das dritte („Durch den Wald*) durch poetische Conception und inspirirte Empfindung, letzteres auch durch liebevolle Erinnerung an R. Wag ner auSzeichneten, und sodann vier Lieder von F. RieS, die durch ihren zarten innigen GefühlSauSdruck wohl sympathische Theilnahme erregten, aber (etwa mit Aus nahme deS „Abschied*) auf entschiedene Wirkung im Loncert verzichten. C. Banck. Lenksäulen im Gebiete der Kultur und Lite- ratur. Von August Silberstein. (Wien, bei Wil helm Braumüller.) (Fortsetzung zu Nr. 38.) Pater Abraham a Sancta Clara, im Allgemeinen, muß einer der beredtsamsten und wortgewaltigsten Men schen aller Zeiten genannt werden; und wenn je eine äußere Persönlichkeit, wenn je leibliche Gaben die Wirkung eines Redners zu unterstützen vermochten, so waren sie bei ihm vorhanden. Er wird geschildert als schlank, von kräftigem Kör perbau, mit einer sonoren Stimme begabt, und was seinen Kopf, seine Gesichtszüge betrifft, die uns in mehreren Bildern bewahrt sind, so stimmen sie alle über ein in der Wiedergabe der schönsten männlichen Formen, durchgeistigter, bedeutender Linien, ja man hat mit gro ßem Rechte eine nicht zu leugnende Aehnlichkeit zwi schen den Zügen des Jupiterkopfes in der deutschen classischen Literatur, Goethe s, und den seinen gefunden. Ulrich Magerle, der erst im Kloster den Namen Abraham a Sancta Clara annahm, hat leider über sein eigenes Leben keine Aufzeichnungen hinterlassen. Allen Nachrichten zufolge war er eine persönlich durchaus an genehme, gewinnende, allem Burlesken und Theatrali schen fernstehende Erscheinung, natürlich in seinem Auftreten und gesund an Leib und Seele. Wie sein Werth als Schriftsteller, den wir später berühren, ein überaus großer durch geistige Mannichfaltigkeit und überraschendste formelle Gestaltungskraft war, so nutzte ihm diese Macht der Feder schon früh, denn er ver dankte ihr seine Stellung al- Hosprcdiger, die er sehr rasch nach Ueberreichung einer Willkommpredigt an Leo pold I. erhielt. Dies war ein rem geistiger Sieg, denn man versuchte eS auf alle Weise, den unbemittelten muthi- gen Mann vom Hofe zurückzudrängen. Und sein Streben fiel nicht in sonnige Tage. Abraham hat eine Art Chronik: „Merck'» Wienn* ausgezeichnet, welche ein Bild de» Zeitlebens in knappen Daten giebt. Wir ersehen daraus, daß damals Wien ungefähr 80000 Einwohner zählte. Es sind sturm bewegte Jahre, gewaltige Schicksale und Kämpfe, die in das Land hineinbrechen und hin- und herschwauken. Aus dem von Krieg und Aufstand, Leichen und orientalisch-türkischem Schmutz erfüllten Ungarn zieht die Pest heran; sie ergreift zuerst die noch in den sumpfigen Donauniederungen steckende Leopoldstadt, m welcher allmählich wieder eine Zahl von Juden wohnen durste, und verbreitet sich dann mit furchtbarer Berheerungs- kraft weiter, so daß Wim, in welche- sich wieder Landleute flüchten, so viele Todten opfer liefert, al- e» zuvor Einwohner zählte. Nach der Pest wüthet, mit tels Hilfe des aufständischen siebcnbürger Fürsten Tököli, der Krieg und das Türkenheer im Lande. Die Umgebung Wiens, fast ganz Niederösterreich, wird mit Mord und Brand verheert. Bier Kloster brüder Abraham'S aus dem Mariabrunner Kloster werden auf der Flucht von den Türken niedcrgehauen und 1683 ziehen diese wieder hart vor Wiens Stadt mauern zu einer Belagerung heran. Die Vorstädte müssen auf des kaiserlichen Fcldherrn Befehl nieder- gebrannt werden, damit die Türken keine Unterkunft finden. Diese werfen Brände in die Stadt und der Leopoldinische Tract brennt nieder. Die sieghaften Helden dieser Zeit, Starhemberg, SobieSky, Karl von Lothringen, Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden u '. w. sind zur Genüge bekannt. Die Vorstadtbürger können zurückkehren, aber hatten die Türkenleichen aus den Trümmern „und auS dem Weine zu schaffen, in dem sie schwammen, sammt den eingestoßenen Fässern*. Die Pestsäule auf dem Graben wird erst 1687 errichtet und Abraham a Sancta Clara hält die Weihe-
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