Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.06.1853
- Erscheinungsdatum
- 1853-06-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185306129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18530612
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18530612
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1853
- Monat1853-06
- Tag1853-06-12
- Monat1853-06
- Jahr1853
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.06.1853
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Tageblatt und Anzeiger. I«S Sonntag den 12. Jnni. 1853. Vie große Gemäldr-ÄusstrUung in der Lentralhallc. D«r Besuch der reichen Aufstellung, welche der Leipziger Künste verein ln dr Centtalhalle veranstaltet hat, wird Jedem, der irgend Sinn besitzt für die Erzeugnisse der bildenden Kunst, reichen Genuß gewähren. Bei der großen Anzahl au-gestellter Werke versteht es sich von selbst, daß ein einmaliger Besuch nur einen Uebcrblick über das Ganze gewähren kann. Da indessen Zeit und Umstände e- nicht Jedem gestatten, die Ausstellung wiederholt zu besuchen, so erlauben wir uns, einige der Gemälde, welche uns vorzüglich angesprochen haben, in Folgendem zu nennen, oder mindesten- die bedeutendsten Meister anzufuhren, von welchen Gemälde ausgestellt sind, um die Aufmerksamkeit auf die Hauptgegenstände der Aus stellung zu lenken. Unter den größeren historischen Gemälden fallen uns beim Ein tritte in den Mlttelraum be< Saale- sogleich vier umfängliche Gemälde in die Auge«. Da- erste ist Galiläi vor dem Jn- qutsition-gerichte, von Reichert in Magdeburg, ein Bild, welches bei viel Verdienstlichem im Einzelnen doch in der Erfindung zu sehr an Lessing's Huß vor dem Conckl inCostnitz erinnert. Da- zweite an det gegruüdFrstehenden Wand zeigt uns eine Scene an der, Achiwch der Fronde ; Anna von Oesterreich duKH bn- Vvlk an ihrer Flucht verhindert, sucht die Absicht der Flucht dadurch zu verbergen, daß sie selbst da- Volk in da- Schlafgemach ihres Sohne-, de- nachmaligen Ludwig XIV., führt — ein effectvolles Rachtstück. Auf dem dritten Gemälde von Gräf erblicken wir Jephtha, Richter in J-raei, wie er, heimkehrend vom Siege über die Kinder Ammon, seiner einzigen Tochter begegnet, die ihm au- dem Hause freudig entgegen eilt, während er gelobt hat, im Falle de- Siege- das . Erste, was ihm au- seiner Hausthür entgegen gehen würde, Jehovah zu opfern! Die Krone aber dürfte dem Werke von St ei nle Gebühren. Die Erweckung von Jairi Töchter- lein (im Besitze Sr. Mas. de-K3nkg- von Preußen). Mag man Im Allgemeinen der künstlerischen Richtung de- Meister- geneigt sein -der nicht, da- werden selbst die Gegner derselben zugestehen müssen, baff namentlich die Darstellung der Mutter und erwachenden Tochter, Überhaupt aber die Gruppe recht- vom Beschauer von ergreifender Wirküng und das Erzeugniß einer vollendeten Meisterschaft ist. Wir nennen ferner unter dm historischen und den größeren Genre bildern: Diez, ein arme- verlassenes Weib vor dem Altäre, von ausgezeichneter Lichtwirkung, Wichmann's Traubenspenderin, eine sehr ansprechende Composttion von prachtvollem Colorit, in det Wesse der alten Denetianer behandelt, Jacob- Engel de- Ge richt- und Engel der Gnade, Bergmann- Kinder Trauben verkaufend, und Volckhardt- Scene au- dem Bauernkriege, die Gräfin von Helfenstein vergeben- um da- Leben ihres Gatten flehend. Von eigentlichen Genrebildern sind vorzüglich allgemein an sprechend: C. Hübner- „Freier-mann" und „die unangenehme Ueberraschung," Meyer- von Bremen „Blindekuhspiet" und „Aufnahme verirrter Kinder," beide in der bekannten lieblichen Weise de-Meister- und von vollendeter Ausführung, Flüggen'- „Testament" u. A. Unter dm Lhierstücken, Landschaften, Architekturbildern u. s. w. findet man a«-gezeich«ettArbeiten von Bossuet, van Deventer, Eberle (3 anziehende Bilder, Herbstmorgen auf der Alpe, würtem- bergischer Hirt mit der Heerde, de- Schäfer- Mittagsmahl), Gurlitt (3 Landschaften), Heknlein (der Köaig-see bei herauf- ziehendem Gewitter, ein Bild von eigenthümlicher großartiger Wirkung), van Hove (Stadtansicht von Utrecht), Graf Kalk reuth, Lotze, Mordt, Morgenstern, Neher (2 Architektur bilder, die zu dem Vollendetsten gehören, was in dieser Gattung geleistet werdenkann), Pulian, Schein-, Schleich, Schulten, Seidel, Voltz und Andern. Blumen und Früchte haben Lauer und Preyer mit ge wohnter Meisterschaft behandelt. Von plastischen Arbeiten finden wir die Statuetten von Mendelösohn-Bartholdy und dem Kur fürsten Moritz, beide von Knaur. Stadtthrater. Am 1V. d. Mt-, erschienen zwei neue Lustspiele auf unserer Bühne: Ein prächtiger alter Knabe, ln einem Act, ari dem Französischen von Hiltl, und: Der Encyklopädist, in zwei Acten von Fröhlich. Da- erstere ist eine wenig bedeutende Kleinigkeit nach französischem Zuschnitt, formell nicht ohne Geschick gemacht und mit der bei unseren überrheinischen Nachbarn belieb ten, etwa- krankhaften Sentimentalität reichlich auSgestattet. Wenn eS glatt und rund gegeben wird und man sich durch den allerding gut -ist versprechende» Titel jedenfalls da- Beste an dem Ganzen — nicht dazu verleiten laßt, etwa- wirklich Komische- zu erwarten, kann man da- Stückchen wohl einmal mit ansehen, ohne sich gerade zu langweilen; der Eindruck wird jedoch immer nur ein sehr flüchtiger sein. Die Aufführung war loben-werth; die drei in dem Stücke vorkommenden Rollen waren durch Frl. Lieb ich, Herrn Ball mann und Herrn Böckel gut besetzt, besonder- ver stand e- Frl. Lieb ich, da- Publicum zu interessiren. Al- Lustspiel höher stehend ist der Encyklopädist von Fröh lich, wenn diese- Stück auch keineswegs allen den Anforderungen entspricht, die man heut zu Tage an ein gute- Lustspiel stellen kann und muß. Die Idee, einen Polyhistor zum Mittelpunkt eine- Lustspiels zu machen, ist nicht neu, denn schon Kotzebue hat einen „Vielwisser" geschrieben. Der Unterschied zwischen de» „Viel wisser" und diesem „Encyklopäbisten" besteht hauptsächlich darin, daß in ersterem das verknöcherte, herzlose Gelehrtenthum lächerlich gemacht werden soll, während letzterer ein etwas sehr überttiebenes Bild jener Halbwisserei giebt, die durch einen falschen Gebrauch der übrigen- sehr nützlichen Encyklopädien erzeugt und durch soge nannte populär-wissenschaftliche Werke, die — laut Buchhändler- Anzeigen — stet- „einem längst fühlbar gewordenen Bedürfnisse abhelfen," gefördert wird. Die Helden beider Lustspiele haben aber die Schwatzhaftigkeit und da- unpraktische Wesm gemeinschaftlich, und hieraus entspringen die Confliete. Die Handlung selbst ist im Grunde wenig bedeutend und scheint nur — eben so wie alle an deren Personen — vorhanden zu sein, um dem Darsteller der Haupt rolle Gelegenheit zu geben, seine Virtuosität als Schauspieler zu zeigen. Das Stuck hat demnach in seiner Art Ähnlichkeit mit den italienischen Opern, die irgend einer Sängerin wegen geschrie ben sind. Od die- aber eine künstlerisch berechtigte Form für ein dramatische- Erzeugniß ist, da- wird sich ein Jeder leicht selbst be antworten können, der die Virtuosität als nothwevdige- Mittel zur Erreichung eine- Zwecke- wohl zu schätzen weiß, nicht aber in ihr den Zweck selbst sieht. — Die Hauoirolle (Karl Weiß) war in Herrn Rudolph'- Händen, welcher seine nicht leichte Aufgabe mit eben viel Feinheit als Gewandtheit löste, obgleich derartige Rollen dem eigentlichen Fache diese- Darsteller- sehr fern liegen und auch seinem für edlere Gestaltungen mehr geeigneten Naturell
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite