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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 11.11.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19041111020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904111102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904111102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-11
- Tag1904-11-11
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Sonn und NeieriaaS nur Mariensirabe M von II bi» '/-I Ubr Die l ipaltiaeBrund «eile >ca 8 Silben» so Vkg . ?>» kliudiaunaen ans der Vrivatieite üeiie 2» Via : die rivaittae Zeile aui Lcrl ieiie so Via . als Einaeiandt Zeile « Via ftn Bummer» »ach S»nn- und kreiertaaen i isaiiiae Grundzeile so Pia . aui Privaiieite «o Pia Sivaliiae Zeile aus Teriieit« und all Emaeiai-di so Big «uewärttac iilui. stüae nur aesen voraurbezablung. Letcabliltier werden mit lv Pi», derechuei. sternivrechanichluk: «int l Nr. ll und Rr. 20VL «r.SI3. S,lkltl Englisch-russischer Raiibmoid all. Neueste Trahtberichtr. Hofnachrichtcn, Unwetter. Art und Unart deS Kindes, in Meißen. Gcilchisvcrhaiidlungen. Ressource. Veiliuer Leben. ^reitaq, N. November 1VV4. Zum englisch-russischen Zwischenfall. Bei dem Lordmayors-Bankett in der Londoner Guildholl führte der Staatssekretär des Auswärtigen Mar- quts of LanSdowne folgendes aus: Das Hauptinteresse der Londoner City in Bezug aus die auswärtigen Beziehungen ist die Erhaltung des Friedens. In diesem Augenblicke gedenken wir nicht des Fortganges des schrecklichen Kampfes zwischen zwei tapferen, ritterlichen Nationen im fernen Osten. Wir können uns keine schrecklichere Strafe denken, als die Ge wissensbisse eines Ministers oder einer Körperschaft von Mini stern, die aus Mangel an Gleichmut oder in dein Verlangen nach Popularität oder aus falscher Ausfassung über den Gegner über ihr Vaterland die Geihel und dos Unheil eines unnötigen Krieges gebracht haben. An diesem glückverheißenden Tage der Geburt des Königs kann ich Ihnen von dieser Stelle aus sagen, dah der Friede unseres Landes nicht allein unverletzt ist, sondern dah auch, soweit sich voraussehen läßt, kein Grund vorhanden ist, weshalb er nicht ungebrochen bleiben sollte. Wir haben nicht allein dos Glück gehabt, den Krieg zu vermeiden, sondern durch strenge Wahrung der Neutralität und weise interna tionale Abmachungen haben wir etwas dazu beigetragen, den Spielraum der Feindseligkeiten dieses Landes einziftchränken. Nichtsdestoweniger sind wir nicht gänzlich den Gefahren eines großen Krieges entronnen. In den letzten Tagen standen wir vor einem Zwischenfall, welcher das Volk dieses Landes in einer Weise erregt hat, wie es wenig andere Zwischen fälle getan hoben. Am 21. Oktober wurde in der Nordsee ein Angriff gemacht auf britische Bürger, ein Schimpf wurde der britischen Flagge zngesügt. Es ist nicht in Frage gekommen, dah dies beabsichtigt gewesen wäre. Wenn es beabsichtigt ge wesen wäre, so wollen wir lieber nicht die Folgen erwägen: es war ein beklagenswerter, unverantwortlicher Mißgriff. Wir müssen hinuzfügen, wir haben jüngst in befriedigender Weise den Beweis erhallen, daß die russische Regierung in gutem Glau ben annahm, die Tatsachen wären ganz anders, als wir sie ver muteten. Jede der beiden Parteien ist von der Gerechtigkeit ihrer eigenen Sache überzeugt. Wir haben den Weg eingeschla- gen, der allein für uns offen ivar, und haben zugestimmt, die An gelegenheit dem unabhängigen, unparteiischen Tribunal der denk würdigen, höchst nützlichen H a ag e r K p n o c ii t i o n zu über weisen. Wir sind ohne Schwierigkeit zur Regelung der pri». -ipiellen Frage sowie zu der Ansicht gekommen, daß die Rcdingun- aen der Ueberweisung der Sache an die Kommijsion solche seien, die wir onnekmcn können. Eine Kommission wird den unglück lichen Vorfall nach allen Richtungen hin untersuchen, einschließ lich der Verantwortlichkeit und des Grades vou Tadel, der die jenigen trifft, welche als die Verantwortlichen befunden wer den. Eine Anzahl russischer Offiziere ist in Vigo znrückbe- halten worden. Man hat seine Ueberraschung über die geringe Zahl dieser Offiziere ausgcdrückt. Es war nicht unsere Sache, die Verantwortung zu übernehmen für die Auswahl der Ossi ziere, auch wäre eS ein großer Fehler, Rußland von dieser Verantwortung zu befreien. Wir haben in den allerletzten Tagen eine bestimmte Versicherung erhalten, daß die znrück- behaltenen Offiziere diejenigen sind, welche zweifellos bei dem Vorfall in Betracht kommen, und daß. wenn die Untersuchung ergeben sollte, daß andere Offiziere schuldig sind, diese eben falls angemessen bestraft werden sollen. Wenn ich alles dieses zusainmenfaffe, so frage ich, ivar es der Regierung Seiner Majestät möglich, mehr zu erreichen, als sie erreicht hat? Keine streitende Partei hat jemals mehr Vertrauen in die Gerechtigkeit ihrer Sache gesetzt, als wir cs tun. Es handelt sich um einen ganz unerwarteten und ungerechtfertigte!' Zwischenfall. Was andere störende und erregende Zwischenfälle des Krieges betrifft, so haben Ivährend eines Krieges die Krieg, führenden Rechte. Wir alle geben zu, es wäre unglücklich, wenn wir jetzt der Vorrechte Kriegführender verlustig gehen sollten, die wir selbst ouszuüben wünschen dürften, wenn wir selbst im Kriege sind. Es gibt kein internationales Gesetzbuch, das die Streitigkeiten bei einem im Gange befindlichen Kriege be- handelte. Selbst de Regeln, die zugegebenermaßen bindend für die Neutralen sind, sind äußerst dunkel und sind entstanden aus der Praxis, die sich- ergab, als der Welthandel unter Bedin gungen betrieben wurde, die ganz verschieden von denen der Gegenwart waren. Wir können diplomatische Mittel be nutzen, um die Kriegführenden zu veranlassen, ihre Rechte in Mäßigung zu gebrauchen. Soweit als möglich haben wir unser Bestes in diesem Sinne getan. Unsere Bemühungen sind nicht ganz vergeblich gewesen. Wir haben den Erfolg gehabt, es diirchziisetzcii, daß Nahrungsmittel und andere Artikel nicht ohne weiteres als Kriegskonterbande gerechnet werden, und von Rußland die Versicherung erlangt, daß seine Marinebehörden in weniger vexatoriscber Weise ihre Rechte ausüben werden. Ob wohl verschiedene Fälle, in denen britische Schiffe anaehalten wurden, große Erregung in England heroorgcrus.cn haben, jo ist es doch seit dem Juli nicht ein einziges Mal vorgekommen, daß ein britisches Schiff von einem russischen Kreuzer aufge bracht wurde, wo hierzu das Recht nicht den Kriegführenden zugestanden wurde und wo wir nicht gezögert hätten, >n der- lelben Weise zu verfahre». Ich bin sanguinisch genug, zu sagen, daß wahrscheinlich etwas Gutes aus dem Kampfe entstehen wird. Es ist meine Hoffnung und mein Glaube, datz dieser lchrcckliche Krieg dem vorhandenen Verlangen nach einer iven-.ger pumpen und brutalen Methode der Regelung internationaler Streit- fragen einen weiteren Antrieb geben wird. Ich glaube, daß das Verlangen nach schiedsgerichtlicher Regelung von Streit fragen weit verbreitet ist: denn es ist in Mode. Großbritannien hat in den letzten drei Jahren acht oder neun Schwierigkeiten bereitende Fälle der schiedsgerichtlichen Regelung zugeführi. Ich selbst habe fünf Schicosveiträge unterzeichnet, und über zwei weitere wird jetzt verhandelt. Erst gestern hat auch der amerika nische Botschafter Choate gefragt, ob wir nicht zur Unterzeich nung eines derartigen Vertrages mit Amerika geneigt seien. Wir haben .auch nicht das Ersuchen des Präsidenten Rvoesevelt »m Teilnahme an einer zweiten Haager Konferenz abgelchift. Ist es nicht noch besser, die Dinge so zu regeln, daß überhaupt kein Streit entsteht? Ich verweise in dieser Beziehung auf das Abkommen mit der uns befreundeten französischen Republik, welches, Wie ich glaube, zwischen England und Frankreich Be ziehungen von vertraulichstem und herzlichstem Charakter schassen, eine bessere politische Atmosphäre erzeugen und die beiden Länder in den Stand setzen wird, einen mnlsamen, friedlichen Einfluß auf andere Mächte auszuüben. Wir haben etwas davon in der Unterstützung gesehen, die Kvir in den letzten Tagen von der französischen Regierung erhalten haben behufs Herbeiführung einer freundschaftlichen Auseinandersetzung zwischen England und Rußland. Die Londoner Blätter bezeichnen im allgemeinen die Rede Lansdownes als eine Friedens rede. „Daily Tele graph" sagt, der Vorschlag über die Friedenskonferenz und den schiedsgerichtsvertrag mit Amerika werde vom Lande mit Be geisterung ausgenommen werden, obgleich zwischen Amerika und England eine solche Maßregel überflüssig sei. Nur die „Morning Post" ist mit der Rede nicht zufrieden und meint, Lansdowne habe so gesprochen, als habe er die russische Regierung zu ver teidigen. Das Blatt weist daraus bin, daß England die größte Flotte der Welt unterhalte, um gegebenenfalls die englische Flagge zu verteidigen. Die Regierung müsse noch den Gebrauch von Feuerwaffen zur Erhaltung des Friedens mit Ehren lernen. Neueste Dralitmeldnriqen vom 10 November Aum russisch-javanischen Krieg Petersburg. Ein T a g e s b e s e h l des Kommandanten des 2. pacifischen Geschwaders, das sich auf der Reede von Vigo befand, an das Geschwader lautet: Der Kaiser hat uns huldvoll mit folgendem Telegramm beehrt: „Ich bin im Geiste und mit ganzer Seele bei Ihnen und meinem teuren Ge schwader. Ich bin dessen versichert, daß das Mißverständnis bald erledigt sein wird. Ganz Rußland blickt auf Euch mit Zuversicht und fester Hoffnung. Nikolaus." Ach habe dem Kaiser geant wortet. „Das Geschwader steht einmütig zum Throne Eurer Ma jestät. Nicht wahr, Kameraden, was der Kaiser bcsiehlt, werden wir tun. Hurra!" London. „Daily Telegraph" wird aus Tschisu vom 9. d. M. gemeldet: Die Insassen einer Dschunke, die am 6. Novem ber von Liauteschan lP o r t Arthurj absuhr, wurden von den Japanern untersucht, vermochte» aber vorher die Depeschen ins Wasser zu Wersen. Als die Dschunke absuhr, wurde die Festung heftig beschossen. Die neuen Docks brannten mehrere Tage. Die Kriegsschiffe befinden sich am Tage am Goldenen Hügel. Tie Japaner halten sich hauvstächlich in ihren Stellungen an? halber Höhe der Forts. Ein vor fünf Tagen von Tungtan abgereister russischer Offizier gelangle mil Depeschen nach Port Arthur. Die Hauptlinie der runischen Forts ist noch intakt. Aus der Tiger- Halbinsel sollen nach glauvwnrdigeu Nachrichten zwei Forts be schädigt sein. Das Vorgebirge Lianteichan ist stark befestigt und ans dem Hanptsort mit 12zolligen, aus den vier Nebcnsorts mir Kzölligcn Geschützen besetzt. Die Garnison wird jetzt ans 9000 Mann angegeben. London. Der „Standard" erführt aus Kurokis Haupt quartier vom 8. d. M.: Die Russen unterhalten ein mmnter- brochcnes A r t i l l c r i e f e u c r. besonders gegen de» linken japanischen Flügel. Der Erfolg jedoch ist sehr gering. Tie all- gemeine Lage ist unverändert. London. „DaÜn Mail" meldet aus Tschisu vom 9. d. M.: Den Japanern ist es unter großen Berlustcn gelungen, eine Stellung zu gewinnen, durch die die E r o b e r u u g aller Ber te» oigungs werke nördlich der Tiger schwänz« Halbinsel gesichert ist. London. Das „Ncutersche Bureau" erfährt, daß die Subskription aus die hprozentige japanische Anleihe von 80 Millionen Mn, die am 7. d. Nt. geschlossen wurde, eine Zeich nung von nicht weniger als 242 Millionen ergeben hat. Berlin. Gestern nachmittag empfing das Kaiservaar im Könlgl. Schlosse zum Tee de» Bestich der Königin-Witwe von Sachsen. Berlin. Der Kaiser nahm heute, vormittag die Mel- düng des kommandierenden Generals des 12. Armeekorps von Broizem entgegen. Berlin. Ter Ministerialdirektor im Reichspostamt Wittko ist gestern abend am Herzschlag gestorben. Berlin. In der heutigen Sitzung des Bundesrats wurden die Mitteilungen der Regierungen von Schaumburg- Lippe und Lippe über den von ihnen abgeschlossenen Schieds- vertrag wegen schiedsrichterlicher Erledigung des Thron streites den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Berlin. sPriv.-Tel.) Tic K a n a l k o m m i s s i on des A g « o r d n c t e n h a u s e s verhandelte heute über den Zentrums- antrag aus Ausbau auch der Lippe-Linie, und zwar ein Jahr nach der Jiibctricbictzung der Einser Linie. Zn diesem Zwecke sollen 44,6 Mill. Mk. mehr in d>e Vorlage eingestellt werden. Der Antragsteller fordert dann noch 6 Millionen im Interesse der Landeskultur. Der Finanzminister erklärte sich mit der Steige- rung der Summe für Gninderwerb von 2 Millionen auf 6 Mil lionen, welche der Referent beantragt hatte, einverstanden. Ju- bczng auf den Bau der Lippe-Linie war er dagegen der Ansicht, daß dazu jetzt noch keine Veranlassung sei, da der Kohlenbergbau dort noch nicht in genüaendem Maße entwickelt sei, »m für den nötigen Verkehr zu sorgen. Königsberg i. Pr. Der kommandierende General des 1. Aiineckvips und der Obeipräsident von Ostpreußen haben sich gestern »ach Snwalkl begeben, um im Austrage des Kaisers den Kaiser von Rußland z» begrüßen. Aachen. (Priv.-Tel.) Meldungen aus Ensival zufolge hat dort ein Einwohner, namens Monat, seine Frau, sowie seune Schwägerin mit Vitriol begossen »nd dann anzuzünden versucht. Während beide Damen aus beiden Augen erblindeten, setzte der Mörder durch einen Schuß in den Kops seinem Leben ein Ziel. — Die hiesige Strafkammer verurteilte eine Einwohnerin ans Gevenich, die in die Zeitung eine fingierte Ver- lobungsaazeige cingerückt hatte, wegen öffentlicher Be leidigung zu 1 Monat GwänoniS. M ünck, en Der heftige Sturm, der seit gestern wütet, richtete auch hier mancherlei Schaden an. Gestern wurde in der Nähe des Nvmvlicnlmrger Kanal? ein einspänniges Fuhrwerk von Kunst und Wissenschaft. 's* Mitteilung aus dem Bureau der Koni gl. Hof- tbeater. Für vaS 2. Sinfonie-Konzert der Serie L (am 15. November) ist der Vlolin-Birtuose Mischa El man als Solist gewonnen worden. — Im Opecnhaiise wird Sonnabend, den 12. November, Richard Wagners große romantische Oper „Tann Häuser" mit Hem» v. Barv in der Titelpartie. Fron Wittich als Elisabeth. Frau Burk-Berger als Venns ausgesübrt. k* Die Ressourre der Dresdner Kaufmannschaft eröfsnete ihre gesellschaftlichen Veranstaltungen mit einem großen Kon zert in den Sälen des Neustädter Kasinos. Als in Dresden noch unbekannt, stellte sich eine junge Sängerin, Miß Gertrud« Calv « rt aus London, vor, die vor allem den Besitz einer ge sunden, sonoren Altstimme nachwies. So angenehm, wie sie in diesem Vorzug auffiel, so deutlich lies sie noch verschiedene Unzu länglichkeiten der technischen Ausbildung erkennen. Wohl sang sie die Hauptstücke ihres Programms, die Händelschen Arien „Ombra ININ kui" und „Grüne Matten" („Alcina") in gefälligem, fließendem Bortrag, intelligent in der Auffassung, vorläufig aber noch etwas zaghaft und -unfertig in der künstlerischen AuSgestal- tung. Hierin Vollkommeneres darzubieten, hindert sie fühlbar die Unsicherheit der Intonation, die noch nicht völlig geklärte Reinheit des TimbreS, der, namentlich in einigen Tönen des hohen Register», nicht ganz einwandfrei, nicht rem von kehligem Beiklang ist. Gelingt es Miß Calvert, sich in guter Schule von diesen Mängeln frei zu singen, sich Strl und beseelteren Vortrag anzueignen, so steht ibr für eine höhere künstlerische Zukunft looyl kaum ein Hindernis entgegen. — Eine andere neue Erschei nung im Dresdner Konzertsaal war Herr Hosopernsänger Rudolf Berger von Berlin. Er debütierte mit dem Prolog ans LeoncavalloS „Bajazzo", den er mit ausreichenden, klangvollen Mitteln, in wirkungsvollem Bortrag, wenn auch mit einigen willkürlichen Abänderungen sang. Jedenfalls gcrierte er sich mit dem Prologe und mit Liedern am Klavier als Künstler von Distinktion und geklärtem Geschmack. — Den bedeutendsten Er folg des Abends erzielte nach Verdienst Herr R. Burmeister mit Chopinschcn und Lisztschen Soli und Webers herrlichem Konzertstück smit Orchester). Seine oft gerühmte technische Meisterschaft, die siegreich alle Schwierigkeiten beherrscht, der virtuose Anschlag, die ganz aparte Souplesse des Handgelenks, der immer von künstleriich vornehmen Intentionen geleitete Vor- trag fesselten wieder allgemein und erhoben rkllmentlich das Webersche Werk zum Glanzstücke des Programms. Weniger ein verstanden konnte man sich mit der Reuinsl-rumentierung des Konzertstückes erklären. Zweifellos beweist Herr Burmcistcr mit dieser Arbeit, daß er sich trefflich auf instrumenlale Wirkungen versteht, daß er den Orchesterapparal genau kennt, aber E. M. v. Weber auf diese Art verbessern und modernisieren wollen, heißt ihm die Physiognomie nehmen, den Zauber seiner Persönlichkeit schmälern. Wie ihn Burmeister in der neuen Instrumentierung behandelt, wird er gerade dort ausgesprochen dramatisch und tragisch, wo er rein lyrisch und romantisch, im ganzen Dust und Zauber seiner Eigenart erscheinen will. — Das Konzert wurde von der Gewerbehauskapelle unter Herr» Kapell- meister O l s e n mit der vortrefflich ausgefi'ihrten „Tannhäuser"- Ouvertüre eröffnet. Nicht weniger zeichnete sich das Orchester und ihr Führer in der Begleitung aus. Die Klavierbegleitung vertrat tadellos Herr Karl Pr e h > ch. Ii. Kt. Berliner Leben. O. Berlin, 9. November. „Nun können die Berliner wieder ihre Witze machen!" soll Kaiser Wilhelm nach der Enthüllung der Iagdgruppen am Großen Stern im Tiergarten lachend ausaerufen haben. Ein eifriger Reporter ließ sich dies nicht zweimal sagen, setzte sich hin und erfand im Schweiße seines Angesichts etliche Originalralaiier, die er als neueste Berliner Dcnrmalswitze ausgab. Darnach sollen die Berliner den Großen Stern in „Kleinen Zoologischen Garten" umgetautt haben, oder auch in „Aboniientenplatz , mit Anspielung aus die Spenderin, die Grotze Berliner Straßen- bahn-Gesellschast, die zur 'Deckung der Kosten kürzlich die Preise der Straßenbahn-Abonnements erhöht habe. Diese angeblichen Witze riechen >chon von weitem nach der Petroleumlampe, bei deren trübem Schein sie ausgeheckt sind. Die Berliner haben sich bisher noch keinen ihrer saftigen Scherze über den neue sten Tiergartenschmuck geleistet, sei es, weil es ihnen keinen Spaß macht, mit hober, obrigkeitlicher Genehmigung Witze zu fabrizieren, sei es, weil die große Harmlosigkeit dieser Jago- pruppen ihre Satire entwaffnet hat. Hunde aus blank gescheuer ter Bronze mit — bunten Glasaugen, wie sie beispielsweise auf der Gruppe „Eine Hasenhetze" zu schauen sind, bilde» wirklich einen Gipfel unfreiwilliger Komik, die jedes weitere Witzwort überflüssig macht. Im übrigen hat man sich ja auch in der deutschen Rerchshauptstodt nachgerade an derartige Maffcnerzcriq- nisse der modernen Denkmalindustrie so gewöhnt, daß man gegen ihre Wirkunaen einiaermaken abgestumpft ist. Sind doch allein im Tiergarten seit dem denkwürdigen 22. März 1898 nicht weniger als 48 Denkmäler in Einzelsiguren und Gruppen ausgestellt worden, wozu noch 8 Einzelnguren von Tieren .und zwei monumentale Brunnenanlagen kommen. Das ist, wie man zu eben muß, ein bischen sehr reichlich, und wäre selbst des Guten einahe zu viel, geschweige denn des Mittelmäßigen und Minder wertigen. wie es leider weit übcrwiegt. Enstchieden neu und eigenartig war wenigstens das jagdliche Gepräge, das man der Eiithülliingsfcier' der Jagdgrnppcn bis zu der Festvvrstellung im Opernhausc hcrabgegeven hatte. Man führte die romantische Weidmannsopcr „Der Freischütz" vor einem zum Teil geladenen Publikum aus, das aus höheren Forstbeamteu in ihren Gala uniformen, aus Jägeroffizicren und Offizieren der Gardcschützen, bestand. Der gewissenhafte Generalintendant hatte dafür gesorgt, daß der Zuschauerraum lieblich nach frischen Tannen duftete, und daß die Vorräume mit Gewinden aus Tannenzweigen geschmückt waren. Kurzum, es war ungeheuer stilvoll. Wenn demnächst das Moltkc-Denkmal enthüllt werden wird, dann muß als Festvorstel- l»»g im Schauspielhause Shaws „Der Schlachtenlenkcr" gegeben werden. Pulvcrdamps muß den Zuschauerraum erfüllen, im Foyer müssen einiac im französischen Krieg« eroberte Kanonen aus- gestellt werden und Ordonnanzen mit Seitengewehr und Helm an den Eingängen Spalier bilden. Der schöne Gedanke ist so fruchtbar, datz er zu unbegrenzten Möglichkeiten auSgestaltet wer den kann. Die Enthüllungs-Galavorstellung hat noch etwas anderes «ist- hüllt, nämlich, daß sich das Berliner Publikum noch immer nicht ganz von den Eicrsclmlen besteit hat. die rbm ans seinem frühe- ren Kleinstadt-Dasein anhaftcn. Wenn in einer anderen Groß- stadt eine Fcstvorstcllung im vornel,nisten Theater stattsindet — hier nennt man sie nach altem Zopf noch immer furchtbar ge schmacklos „Vlik-ntro paro" — dann rst es wohl ohne weiteres selbstverständlich, daß auch die zahlenden Zuschauer, wenigsten« auf den besseren Plänen, in festlicher Kleidung erscheinen. Hier muß ausdrücklich aus den Zetteln mit fetter Schrift ver kündet werden, daß die Billette für den 1. Rang, das Parkett und den 2 . Rang nur unter der Bedingung verkauft werden, daß die Bemchcr.nn Gesellichastsanzufl erscheinen. Nnd damit niemand über dielen Begriff im Zweifel bleibe, wird in Sperr schrist hiuzugesügt: „Damen in ausgeschnittenen Kleidern, Herren in kleiner Uniform bezw. Frack und weißer Binde." Man sollte meinen, dies l.ei de»stich genug. Dennoch fanden sich zahlreiche Damen ln geichlosteiien, oft mehr als eiin'achen Kleidern ein. ^ruyer drücklen die Schließer Herde Augen zu und ließen solche Sitnderurue» «aeu die Etikette durchscÄüvien. Herr v. LMe»
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