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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.02.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188802146
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-02
- Tag1888-02-14
- Monat1888-02
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.02.1888
- Autor
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Erscheint täglich früh 6', Uhr. Krdaclion und Lrpröition Johannesqass« 8. Sprräillunörn drr Urdattion: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5 6 Uhr. Hin »0 N»<!»ade em,ei»«tler Man, icrüite mach« sich die »iedacuo» n,a>> derb» blich. >,natz»r »kr sür »1« nä»k»k«l»eo»« Nummer tzrstimmte» Inserate an W»chr»«agen bis :t Uhr Nachmittage, a»L«»n- »ntz Festtage« srüh bis'/,« Udr. 3n vrn /ilialrn snr Ins.-^nnahmr: ktt« tttrmm. llnlvkesttStsstrabt 1. LoniS Lüsche. Katharinenstr. 23 park. u. KöaigSplatz 7, «ur bis '/,2 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik. Localgeschichte, Kandels- und Geschäftsverkehr. Abonnement-pret» vierteljährlich 4», Mk ine!. Lirngerlobn 5 Ml., durch die Po» bezogen 6 Ml. Hede einzelne Hummer 20 P' Belegczeniplar 10 Pj. Bebüvren lur Extrabeilagen ff» Tageblatt Format gefaljti ohne Postbesörderung 00 Ml. uiu Postbeförderung 70 Mk. Znleratr Lqripaltene Peffkzeile ro Ps. Grogere Schnsien lam u»i. Preisverzeichniß. Tadellarstcher n. stisternlatz »och bSderm Tan«. Arciame» nuler dem Rrdac ti vnsftrich die Sgespali. Zeile bOPf.-vor den Fa Milien Nachrichten die Sqeipallene Zeile 40 Psi Jnieralc >»id siel a» die (tzpeilltian js senden. — Rabatt ivird nicht gegeben. Zahlung prn< namor cn-io oder durch Bvsi Nachnahme. 45. Dienötag den 14. Februar 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher Thcil. Vtkanntmllchnim, die Anmeldung taubstummer, sowie bltuder Äinder betreffend. Gesetzlicher Bestimoiuncz gemäß sind taubstumme. sowie blinde Kinder bei dem Eintritt in da« schulpflichtige Alter in bierzu besliininlcn öffentlichen oder Privatanstalten unlerzu- bringen, sofern nicht durch die dazu Verpflichteten anderweit sür ihre Erziehung binreichend gesorgt ist. Wir fordern daher die hier wohnhaften Eltern solcher Kinder, beziehentlich die Stellvertreter der Eltern, hierdurch aus, alle bis jetzt noch nicht angemelkelen, im volkelchul' pflichtigen Alter stehenden taubslummen, sowie blinden Kinder behufs deren Aufnabme in eins Anstalt spätestens bis zum 2k». dirsrö Monats schriftlich bei uns anzumclden. Leipzig, am 13. Februar 1888. Der LcbulauöseBust der Ttadt Leipzig. Leun Städtische Realschule. Die Aufnahmeprüfung finde« Mittwoch, den 1b. Februar, > früh « Uvr statt. Papier und Feder sind mitzubringen. Or. F. Pfalz. Ttsomastchule. Die Anknahmrprüsnng der für Sexta angemeldeten Schüler find,» Montag, bei, 20 Februar, Vormittags « Uhr statt. Leipzig, den 13. Februar 1888. 7>r. Tungmaou. Walter. l'ehnert. Lekaiintmachung. Die Lcuchlkrast des sladti'chc» L-nckigaseS betrug in der Zeit vom «. biS m«t 12. dsS. MtS. im Araand- brenner bei 2.5 Niilliineler Druck und 140 Litern stüudlicbeni Consum das >6.4 sacke der Leuckl kraft der deutschen Normalkerze ^ Von 50 Millimeior Flamnicnhöhe. DaS specistsche G wicht stellt sich im Mittel aus 0.411. Leipzig, am 13. Februar 1888. DoS Raths Deputation zu den (Gasanstalten ^Llädülche ÄpaÄssc beleiht Werthpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den l4. Januar 1888. Die Lpareaffen-Deputatton. Slrbdahis-VeliannimalUung. Gestohlen wurde» laut kier ernatteter Anreige: 1) ein weißleinrnes Handtuch, . 3. k." gez., ei» bunter groß earnrter kopslistennberzng und 2 bunte kleincarrirte kopfkistr»- übcrzüge „ll.cki." gev. au» einer Wohnung in Nr. 4 der Kramer slraße, je» cn. 7 Woche»; 2) ein Wintrriibcrzieher von dunkelblauwvllenem Stoff mit braunem, gelb- und blaucarrirtem wollenen Futter, schwarz- und weihgestreisicin Arrniclsuiter, srvwarzem Sainiueikragen, HornknSvsen mit verdeckter Batterie, Billettäschchen und Stofflienkel, ein Paar neue dopp-'llohlige Hcrreii-Sticseletten, ein biaiiseidenrS gclbgcstreiite- HnlStnch. eine vernickelte Ubrkettr mit Denkmünie vom VIII. deuisien Bundesschiesie» uiid ein schwarzlcdernes Portemonnaie mit gcli'em Bugcl. eiuhaltend 20 Mark in 10 Tbalern, au« einer Wodnuna ui Nr. N8 der Kronprinzstraße, vom 4. biS b. dss. Mts. mittelst stiiistcigcii»: 3) ei» Wiutcrnuerzieher von braunem geriesten Stoff, mit schwarzem Saiimiclkragc», einer Rkihr Perlmutlerknöpsc obne Batterie, mit braunem, weiß- und rothgestreistem Fuiier, Bille! taichche» und Ketichenbenkei, sowie ein kleiner schwarzer steifer Filz- but, auS einer Wohnung in Nr. 39 der Blücherstraßc, vom 5. biS 6. dsS. MtS.; 4) zwei lebende graue Hammel aus einer Stallung in Nr. 9 de- Ranstädter Slcinwegs, vom 0. bis 7. dis. MtS.; 5s ein W»iterüber;icher, soft neu. von olivensarbigem glatten Stoff, mit Laiiimeikragen. dunkelgrünem, rotb- und geibcarrirtem Futter, 2 Reihen Sieinuußknövsen. Bordeneinsaffung, Billettäschchen und kkeilch nheuke!. sowie e,i. Paar übwarze Otlaköhandschuhr, aus einem Gastlocalc in Nr. 28 der Gr. Flrischergosse, am 7. dss. Mts Abend-; 6) eine Holzkistr, ziemlich neu. mit Schiebedeckel, signirt lStern mit Kreis oben- Nr. 296 mit dem Ortsnamen „Edle Krone versehen, ca. 60 om lang und 40 cm hoch und breit, darin ein langer Lommrrübcrzieftrr. ziemlich neu, von baumwollenem Stoff, eine Reihe Knöpfe m-t verdeckter Batterie, schwarzem Futter und kettchenhenkel, kill Teckbrtlüberzng. rotd- und wkißcarrirt, ein Betttuch, weißleinen, ei» Oberhemd. ziemlich ne», und 10 Paar verlchiedensarbige wollene Strumpfe, ca. 10 Stück weißleincnc Taschentücher und >0 Paar Manschette», sammilich „3. II." ge,., ca. 15 Stück Umlege- ,,»v Stehkragen. 2 Handtücher. 2 Paar alte tKlacöhandschuhe und eine Partie getragene ShltPse, vo» einem Rollwagen aus der Fahr! von der Ritterstrabe bis zum Dresdner Balmhos. am 7. dsS. Mis. Abends; 7) ein kleines dunkelbraun gestrichenes Holzkäitche». mit Weiß blech beschlagen, enthaltend 20 .< in Thalern. Zwei- und Einmark stücken, ous einer Wobnuug in Nr. 9 der Klostergassc, vom 7. biS S. dis. MiS.; 8) ei» ungestricheneS Buttersasf und eine ebensolche Butter- wannr mit verschiedenen Bnttrrtüchrr», auS der Hausflur im Dunnel-Reslaurant deS Dresdner Bahnhofs, von, 9. biS 10 dsS. MtS.; 9) eine ichniiedceisirne alterthümliche (kaffctte, ca. 40 cm lang und 20 cm breit, mit Ausichrist ..Kravlicnlcir««« Vorsicht, cro^riinckel 1793", darin ein Depositenschein der Leipziger Bank Nr. 8211 über 0200 -4l. 50- 60 .4! vaar und einige Aktenstücke der Cossc, au« einem Geschäsislocale i " Nr. 7 der Inselstraße, vom 9. bis 10. dsS. MtS. NachiS, mittelst (siiibrnchS; 10) ein 3rädr g-r KiuSer-Sitzwagk» Mit gelbbroncirtem Korb und braunem Plüsch-'Ausschlag, aus einem Keller in Nr. 9 der Gotikchedstraße, vom 7. bis 10. d'S. MtS.; 11) ein großes Fevrrbktt mit Fnleit von dunkel- und hellrotst geblümtem Damast und eine alle StrppScckc. vom 1. Oktober bis 16. November v. I . auS einer Wohnung in Nr. 2 der Leplauslraße; 12) 2 Packele, adressirt „6u»tsv Liotr, 1>eiprie" und mit den Poslnuaiiueru ,,11" und ,.42" versehen, je 10 üistchen Mit je 50 Stück Üigarreil enihaliend, mit der Eiiqueite ..ßeovolckioe" ein Kistchcn. odrcssirt ..»ci^tor L 8cl>irmer", mit der Poilnummc; ..133", 20 Stück Zniiihülscn mit verschiedenen Lelfarbrn entr hallend, darauf die iLtiqnette „IVinnor L Kevton's, 1loi«t, t'olour ßon-lon", loivie ei» Packet ni l der?Idresse ,,ll. (V. Xuvio, ßeiprig", 1'/, Kilo schwer, mit 2 Kupskl'-lslichcS..Maschine» darstellend. auS der Zoll-Ervedilion des Postamts 10, Hospiialstraße 4, vom 9. bis 10. diS. MtS. ; 13) ein kurzer Winterüberzieher von olivensarbigem glatten Stoff, mit einer Reihe übersponncner Knöpfe, braunem Sammet kragen, braunwollenem rothgestreisten Futter, grauen Waschtaschen und dem Namen .4. 8tnrles, I-ei,i/ig" im Henkel; in den laschrn ein Paar gekü'iertr Stlakohauvschuhe, ein Militatr-Pas; aus .ZVilkelm Lcnukcrt" lautend und ein Buch» betstelt „Der Trompeter von Sükkingen", auS dem Gastlocale deS Eldorado, Psafiendorser Straße 4. am II. dsS MtS. Nacht»; 14) ca. 15 baar in kleiner Münze, eine P-krI-SchwetnS» kenlr von ca. 12 P!d und ca. 20 Pf» Nanchffetsch. au« einem Gastlocale in Nr. 1 der Dhalstraße mittelst stinbrnchö, vom lO. bis 11. dss. MIS. NachtS Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände »der den Ihäler sind ungesäumt bet uuierer Lriminal ilbtdetluug zur Anzeige zu brinaen Leipzig, am 13. Februar 1888. D,» Voltzet-A», »er Es«»« Lei»»ta Bretichneider. Ör. D. Nichtamtlicher Thett. vie Aocialdcmokraten und -ie Geheimpolttei. Eine der bervorsteckendslen Eigenschaslen der Social- demokralie ist ihr eingefleischter Hatz gegen >rkwede Autorität Die Anhänger dieser Partei verwerfen nicht allein die Auto rität des Arbeitgebers, sondern sie wollen auch nichts wissen von einer geistigen, einer kirchlichen, einer wistenscbaslliche» Autorität, unv sie verwerfen und lehnen sich in Folge Vesten in letzter Linie auch gegen die staatliche Autorität aus. Es kann ja auch nicht anders sein, denn Derjenige, welcher be hauptet und fordert, alle Menschen müßten in ihre» LebenS- veibältnisten ganz gleich sein und ganz dieselben Rechte ge- nießen. obne dabei auch nur im Hieringstc» aus die gewaltige Beischiekenbei» der pbusiichen, geistigen und sittlichen Veran lagung der Menschen Rücksicht zu nehmen, muß eben zu voll ständiger Feindschaft in der angedeutelen Richtung gelangen, und so sehen wir denn die sociolvemokraliscbe Partei in einem fortwährenden Kampse gegen tikfemgen Einrichtungen in der menschlichen Gesellschaft besangen, welche daraus beruhen, daß wir eben »ichl Alle gleich sein können, sondern daß sich Einer dem Anderen unterordnen muß Zu denjenigen Einrichtungen des Staate», welche sich am schärfsten de» Haß der Socialvemokraten zugezoqen haben, gehört begreiflicherweise die Polizei, die ihrerseits durch da« Auftauchcn und die Agitation dieser Partei zu Grein sehr ausgedehnten Wirkungskreis eine sehr dornenvolle Ausgabe bekommen hat. Die SocialvemokraNc macht lein Hehl daran», waS sie anstrebt: die Bermchlung des monarchischen Staat« welenS und der bestehenden Gesellschaftsordnung Zunächst soll daS, so argumenliren die sociatvemokratlschen Führer, aus friedlichem Wege versucht und angebahnt werden — wenn daS aber zu keinem Ziele sübrt, dann mit Gewalt. Daraus folgt ganz einfach, daß die Polizei, welche den Arm der Staats- ewalt darstellt, und die socialdemokratische Partei geschworene Feinde sein wüsten. Wenn nun diese Partei trotz alles Ent gegenkommens der staatlichen Autorität in Bezug aus die Bec bcsterung der materiellen Lage der arbeitenden Elasten durch svcialrcsormatorische Gesetze vo» ihrem Kampfe nicht glaubt absteben zu können, so ist eS ans der anderen Seite erst recht die Pflicht und die Ausgabe der Polizei, dieser Partei ent- gegenzutreten und ihre» geheimen Schlichen und Ränken nach- zugehcn, um die gesetzliche Ordnung der Tinge ausrecht zu erhalten. Eine Polizei, die daS nicht thäle, würde eine pflicht vergessene sein. Da nu» aber die Socialtemokiatie bebauplct, sie könne unter der Herrschaft deS SocialislengesetzeS ihre Agitation nicht mehr össenttich betreibe», sondern sie müsse daS im Geheimen thun unv sie habe sich in Folge besten eine geheime Organi sation geschaffen, so liegt eS aus der Hank, daß auch die Polizei ihre Taktik dieser Lage der Dinge hat anpaffen müssen und daß die Geheimpolizei mit ihrer Art der Erforschung von Tbatsachen in Tbäliakeit getreten ist. s Am heutigen Tage zMoniag) besaßt sich der Reichstag mit der dritten Lesung deS Gesetzes über die Verschärfung unv Fortdauer deS SocialistengesrtzeS. Bei dieser Gelegen heit wird wahrscheinlich von socialvemokralischer Seite wieder daS tinch die letzten großen Ereignisse etwas in de» Hinter grund getretene Thema von dem deutschen „Polizeispitzcllhiim" an die große Glocke gehängt werden, trotzdem Laß die Ver hältnisse doch wahrlich so einfach liegen, daß eben nur grund sätzliche Gegner der Negierungsgewalt daraus Capital geaen dieselbe zu schlage» vermögen. DaS ist geschehen? Die deutsche Regierung bat eS sür nötlng befunden, >n ein Land, welche« gar kein Bedenken daraus macht, zum Schlupf winkel der Anarchisten unv Socialistrn zu dienen und welches ei» Fahrzelmt lang nicht daS Geringste getban bat, »in die Anfertigung und die Einschmuggelung einer zu Mord und Brand anreizenden Massen-Sckandlitcratur »ach Deutschland und anderen Ländern zu verhindern, Geheimagenten zu entsenden, die beauslragt sind, daS Treiben und die verbrecherische bätigkeit der Anarchisten und Sccialislen daselbst zu beobachten unv ihren Anschlägen auf die Spur zu komme». Ein Land, taS so wenig seinen internationalen moralischen Verpflichtungen nachgekommen ist, wie die Schweiz, muß sich eben emsach der PrariS auSs tzen, daß Geheimpolizisten anderer Staaten in seinen Grenzen sich niederlassen und diejenige Wirksamkeit entfalten, die von Rcchlswegen die Polizeiorgane der Schweiz übernehmen müßten. Wen» nu» die belrestencen Geheim Polizisten, um ihrer überaus schwierigen Ausgabe gerecht zu werben, in ihrem Pflichteifer soweit gehe», daß sie zum Schein selbst die Rolle von Anarchisten und Socialisten svielen, also, um den Sprachgebrauch der Herren Bebel imv Singer anzuwenden, die MaSke eines ,..4>xent provocatrmr" anlegen, so ist daS vom streng moralischen Stand pilnck auS gewiß nicht zu rechtfertigen, indcssc» daS Eine kann dock' auch nicht außer den Augen gelassen werden, daß die Polizewrgane, wenn sie in tcm bclrestciidcn Falle Erfolge erreichen wollen, oft nickt ander« handeln können Die Wege zur Ermittelung ungesetzlicher Handlungen find vielfach so verschlungener und gebeimnißvoller Ratnr. daß die Polizei ihre Künste schlechterdings dcnienigcn anpasie» niuß, welche sie verfolge» uuv an das Tageslicht bringen soll. Wie häufig kommt es vor. daß der Polizei, wenn es ibr nicht gleich gelingt, die Urheber eine« Verbrechen» zu ermitteln, Vorwürfe gemacht werden. Diezenigcn. die das thun, sind aber nur z» leicht auch geneigt, aus die Polizei, wenn sie nach ihrer Meinung etwas über ihre Befugnisse hinausgebt, einen Stein zu wrrsen Bei den beiden ersten Lesungen des Socialistengesehes iw. Reichstag haben die svcialdemckratischen Redner die volle Scbaale ihre» Zornes aus bas Haupt der Berliner geheimen politische» Polizei ergossen und leider haben kiese Besch» digungen in der dentsckffreisinnigen und uttromontanen Piene ein lautes Echo gesunden Man bat insonderheit «nick an dem Ehes der votitiscken Nblheilung der Berliner Gehrnn- pelizei, Herrn Polizeirath Krüger, sich zu reiben und ihn sür die Vorgänge >u der Schwei; verantwortlich zu machen versucht. Run ist schon von einer Stelle au», welche die Tbätigkeil diese» Mannes iin Interesse TenlschlaiikS ain besten zu beurtheilen im Stande ist. dessen Verdienst in ge bührender Weise gegen die erhobenen Angriffe in Schutz ge nommen worden, aber wir haben bi» jetzt vermißt, daß in der Presse oder sonst irgendwo aus die großartigen Erfolge deS genannten Beamten und seiner Organe in Bezug aus die Unschädlichmachung der gegen die Sicherbeil des deutschen Reiche« conspirirenden Feinde bingewiesen worbe» ist. E« ist nun bald ein Jahrzehnt verstellen, seitdem da» keuliche Reichs gericht besteht, eine kerhälliiißmäßig recht kurze Spanne Zeit, aber es haben in diesem Zeitraum doch schon recht viele Lande»- und HochverralbSprocefle vor dem obersten Gerichtshof stattgesunde», die ein sehr charakteristisches und betenktiches Bilk von den gegen unser Vaterland gencbletc» Bestrebungen entrollten Bei der Mehrzahl dieser Hoch und Landes- verrathsprocesse ist es nun die Berliner politische Geheim polizei, ist eS vor Allein ihr tüchligcr Letter, Herr Krüger, gewesen, welcke durch ihre rastlose und erstaunlich geschickte Thäligkeit da« Material zu de» Processen beschaffte». welche die Verbrecher und Feinde Deutschlands entlarvten und sich ihrer Personen dergestalt versicherte», daß sie unschädlich gemacht werken kennten. Wir erinnern nur an die Prvcessc gegen KraSzewcki, Sarauw, Proht und Ianstens, gegen Reinsdorfs, Dave, Rede, Breudcr und Genollen. Wer. wie wir, Gelegenheit gehabt, sich über die überaus mühevolle und an strengende, vor persönliche» Gefahren nicht zurückschreckcnde Thätigkeit der Berliner Geheimpolizei zur Aufspürung der betreffenden Landes- unv Hochvcrrälhrr 0ci Gelegenheit jener Proecsse zu lusormiren, der wird gewiß die Ueberzeugung en.psangen haben, daß Herr Krüger und kessen Organe sich um da« Wobt de» deutschen Reiches verdient gemacht haben unv daß selbst, weiin deutsche Polizciagenlen in der Schweiz sich eines Mißbrauches ihrer Stellung schuldig gemacht baben sollten, davon kein Iota geraubl worden ist Das ist VaS, was w»r unter den gegenwärtige» Zeitver- bältiiiffen zu dem Capttel der Sccialbkinvkralie unv der Geheimpolizei zu sagen uns gedrungen fühlte». Es ist schon von anderer Seile betont worden, daß die socialiftischc» Redner im Reichstag dadurch Erfolg zu ernten suchen, in dem sie den Spieß »mdrehen, fick in de» Mantel der ver folgten Unschuld hüllen »nv der Polizei Schand und Brand andichtrn Es ist VaS allerdings ei» Manöver, Mit dein nur bei Denienigen aus Beifall zu rechne» ist, die enliveder selbst Socialdemokraten sind oder sür diese Partei Sympathien hegen. Wir aber rufen den socialdemokralischen Agitatoren zvi „Tbut nichts Böses, sv wizzb Euch Böse» nicht wikersatzren." ver Dreibund. Der Veröffentlichung des tculsch-österreichischen Bündnisses ind Millheiluiige» über die Verpflichtungen gefolgt, welche sich aus dem Bündniß Deutschlands unk Oesterreichs mit Italien für die bclhciliglei. Machte ergeben. Diese Mitthei lung ist nickt durch die Regierung erfolgt, sondern stammt auS privater Quelle, ist deshalb mit Vorsicht auszunehmen So lange kein Dementi geschieht, beanspructtt die Miltheilung deS römischen Eorrespvndeitten der „Reuen Freien Presse" Beachtung, weil sie nickt niiwabrschcinlich klingt und den internationalen Bedürfnissen der drei Reiche culsprichl Ein sraiHvsffcher Angriff gegen Italien ruit den deutsche» BmideSgenosscn zur ihätiaen Abwehr deS Angriffs an Italiens Seile, während Oesterreich einein solchen Angriff gegenüber »ur zu einer wohlwollenden Rcittraliiät verpflichtet ist. Ebenso bleibt Italien neutral, wenn Oesterreich und Rußland nitt einander in Kamps gcrcttben Die Renlralttäl Oesterreichs unk Italiens in den genannten beide» Fällen bleibl auch in Kraft, wenn der Angriff von Oesterreich oder Italien aiisgebe» sollte. Dagegen ist das zwischen Tcntschland und Italien bestehende Bündniß nur aus die gemeinsame Abwehr eines sranzösischcn Angriffs gerichtet, ei» Angrissskrieg gegen Frankreich wirk von vornherein auSgeschloffcn. Die Haupt besiiminung deS Dreibünde« gilt einem gemeinsame» Angriff Rußland« und Frankreichs gegen Deutschland oder gegen Tenlschland und Oesterreich, in welchem Falle die gesamntte Knegsmachl der drei verbündeten Mächte i» Thätig keil tritt. In diesen Rahmen pastt daS deutsch österreichische Bündniß genau hinein, und eS lrcffn nur noch Vereinbarungen zwischen Italien, Oesterreich »nd England wegen de« öster reickischen und italienische» Küstenschutzes hinzu, die auch große Wahrscheinlichkeit sür sich haben, obwohl Herr Ferguston in oer Iliilerbauc-sitziiNg Vvni 10. Februar jede Abmachung Englands mit einer anderen Macht in Abrede gestellt hat. welche England zu einer materiellen Action verpflichtet. Es wäre ja allerdings denkbar, daß England daS Erscheinen einer englische» Flotte >m Miltelmeer sür ausreichend hält um jeden seiiidlichcn Angriff gegen die östcrkcichischcn und ttaliciiischc» Küsten zu verhindern. Wenn er nu» aber doch erfolgte, so würde koch die englische Flotte nicht cinsack ReißauS nehme» lönne«. da sonst die ganze Vereinbarung überhaupt kcine» Sinn hätte Tie Erklärungen Fergusson'S waren der Art. daß sie daS Vorhandensein eines Vertrag« zwischen England, Oesterreich und Italien nickt al« unmöglich erscheinen lasten; in di-sem Sinne haben wir nnS bereits an dieser Stelle ausgesvroche» Der eigentliche Kern de» Dreibünde« ist »,,v bleibt, auch abgesehen von der Veröffentlichung der . Rene» Freien Prelle" die gemeinsame Abwehr eine? genieinsamen französisch-russischen Angriffes, denn ein solcher würde immer cintreien, wenn Ruß land zur gewaltsame» Lösung der orientalischen Frage schritte Fürst Bismarck bat in seiner bernbmle» Rede vom 6. Februar die Hoffnung geäußert, daß ein Angriff Frankreichs gegen Denlschland nock nicht einen solche» Rußlands zur Folge baden würde, wohl aber nmaekebrl ei» russischer Angriff einen französischen. Dadurch ist Frankreich zu erkennen gegeben worden, daß man ihm die Kulmben eine« Angriffs obne Bundesgenossen nicht zutraut, wcbl aber die Beiintzung der ungünstigen Lage, in welche Deutschland durch einen Angrif von zwei Seilen versetzt werden würde. Da- ist eigentlich eine reckt bemitleidenSwerthe Politik, da sie zugleich eine Politik der Schwäche nnd der H nterlist darstellt, aber die gelammte Haltung Frankreich» seil langer Zeit laßt erkenne» daß die Meinung deS Fürste» Bismarck mit den Tbalsachen übereinstimmt Der Fall eine« Einzelangriff« Frankreich« gegen Italien ist ebenso unwahrscheinlich wie der eine« ruffffch?,, Eiiizelan griff» gegen Oesterreich, abgesehen davon, daß Heide sosorl die Mitwirkung der deutschen Kriegsmacht nach sich ziehen wurden Die Abmachullgen zwischen Oeiierrcich ziuv Italien unv zwi cke» Deutschland und Oesterreich sur diese Fälle sind de» halb nur theoretischer Natur, ein Angriff Frankreichs erfolgt nicht obne einen gleichzeitigen russische» Angriff, und ei» olcbcr bleibt nicht ohne die Nachfolge Frankreichs, also ban delt eS sich bei jede», Streitfall, welcher die drei mittcleurc päischen Machte betrifft, »inner ui» eine Angelegenheit, welche die gesammle Kriegsmachl der drei Mächte unler die Fahnen rust AuS dieseni Grunkc kommt auch wenig daraus an, ob di. tbatsächlichen Abmachungen m diesem oder jenem Puncte von der Mittheilnng der „Neuen Freien Prelle" abweicben, in der Hauptsache sind sie sicher zutreffend, unk eme amtliche Ver öffentlichung der Verträge, welche Italien ,nil Tenlschland und Oesterreich geschloffen hat, wiirdc kanin elwaS Neues bieten. Der einzige dunkle Pnnct sind die angeblichen Vcr- kinbakiiiigei, Italiens und Oesterreichs init England wegen deS KustenschntzeS im Millelmeere. und da» darüber schwe bende Dunkel ivirv auch vermutblich so bald nickt gelichkel werden England liebt eS. solche Duige mit dem Schleier dev ticsste» Geheimnisses zu umgebe», wie die Abmachung wegen Massauah und wegen der ilalieliischen Diversion nack Kassala gelehrt hat. Tw englischen SlaalSmäniier haben eine große Fertigkeit in der Ertkettnng orakelhafter Antworten aus iinbcaueiue Fragen, dafür hat die Antwort Frrgullon's vom 1<> Februar ei» neues Beispiel binzugesügt. ES ist kaum anzuuekmeu. daß der Veröffentlichung des deutsch - österreichischen Bnndimses noch die des deiitsch-ilalic Nischen und des c'sterrclchisch->»alien:>chen Bündnisse-, sowie der gemeinsamen Abmachungen folge» wird, e» würde dadurch ein neues Moment der Beunruhigung eintreten, das m dem gegenwärtigen Stadium nur störend wirken könnte. Mag auch die Eombinatic'iiSgabe des Eorrespondenlen der „Neuen Freien Presse" den Löivcnanlbeil an der neuesten Meldung über den Dreibund haben, so ist doch da- Wesentliche daran, daß llr nicht au» amtlicher Quelle herrubrl Sie källi also unter den von» Fürsten BlSmarck geschaffene» Begriff der Druckerschwärze. und als solche lann man sich das Mttgrlbeille wohl gefallen lasse». Die Bismarck'schc Rede vom 6. Februar bat alle die Dinge, aus welche es in der gegenwärtigen Krisis ankommk, so cniSsndrlich und so narkant behandelt, daß weitere amlliche Veröffentlichungen ebr gut cnlbebrt werde» können. Es genügt vollkommen, z» willen, daß Italien bei einem Kriege, welcher Deutschland und Oesterreich, Rußland und Frankreich zum Kampse aus rust, nicht lheil»ab»ttoser Zuschauer bleiben, sonder» mit seiner ganzen Kriegsmacht in die Entwicklung der Tinge ein- greisen ivird. Durch kiese Tbalsache wird der Au-bruch eine« großen Krieges gewiß nicht befördert, sondern sie kann nur dazu beitragen, kriegerische Absichten ,n der Anssührung zu hemmen »nv die kneaSbereileii Friedensstörer zur Be sinnung über die voraussichtlichen schweren Folgen ikrrS srcvelbasten Beginnen« zn bringen Augenblicklich bat daS Gefühl der Bestürzung unv Ralh losigkeil »n Lager der Kriegsparlei die Oberhand, sie hat Klarheit darüber gewonnen, daß die Gegenwart der Ver wirklichung ihrer Pläne »ngiinstig ist, und sie sucht nach einen, Vorwände, m» ihrem llnlehagc» einen aiinchmbarcn Rückzug zu ermöglichen Vorläufig bkgitttgt sie sich mit allgemeinen RedenSarle» über die Aufrichtigkeit der friedlichen Absichten der Gegner, sie ivird aber erst kann endgillig in daS friedliche Fabrwasser einlcnkcn, wenn sie die Formel gesunden hat. um ihre» Rückzug al» einen freiwilligen erscheinen zu laste». Das Schweigen, welche« daS „Journal de St PölerShonrg" über die bulgmische Frage beobachtet, ist ein Kennzeichen dafür, daß die russische Regierung noch nickt die Grenze ermittelt hat, biS zn welcher sie ihre Forderungen an-dehnen darf, ohne einer sickeren Ablehnung zn begegnen Das ist gewiß kein bedenkliche«, sonder» ein Hoffnung erweckendes Zeichen. Leipzig. 14. Februar 1888. * Die Rebe deS Reichskanzlers vom 6. Februar findet nuiiniehr auch eine» osficiösen Eommentar in eine, anscheinend inspinrlc» Berliner Eorrespondenz der Wienei ..Politischen Eoncspcndenz". Es wird in dem Berichte Folgendes aiiSgesübrt: Der eiiropallckie Friede ist krank, sehr krank; er kann, so hcskt der Fürst, noch lange Jahre erhalten werden und eS liegt die MSgüchkeii vor, daß er während dieser Frist gesunde; aber von dieser.Hoffnung und dieser Möglichkeit bi« zur Thatsache der Erlösung vo» der Krankheit, ist leider ein weiter Weg, den nur blinder Ovtiiiusin». so verkürzen konnte, wie die« während der lepten Tage geschehe» ist Die Krankheilsftvssc. welche sich in dem großen politische» «laaie- kärper Europas angcsanimelt habe» und deren Haupiherdc im Ollen und Weste» Deutschlands, in Rußland und Frankreich, gelegen sind, diese Slostc befinden sich noch immer, nach wie vor der Rede des Fürsten Bismarck, im bedenklichsten Mährungszustande und bis heute ist absi-lui noch nicht« geschehen, woraus man aus eine Sanirung derselbe» schließe» könnte. Die Liunmung in hiesige» politischen Kreisen ist und bleibt demeniiprechend eine sehr ernste. Tie Äugen sind ans Rußland ge richtet, nicht so sehr, uni zn sehen, wie die dortige Prrffe die Rede deS Fürste» ausiielmie» ivird da- ist „Druckerschwärze", die an der Sache selbst nur wenig andern kan» — sonder» »»> ei» Symptom dasiir zu erspähen, ob rlissiichersciis irgend ElwaS geschehen iverde. was vo» dem Willen der russischen Regierung Zeugniß ablege» könnte, daß sie sich ihrerseits »»»mehr bemüht zeigt, in der vom Fürsten Bismarck angedeulel-n Weise Hand zu legen an das Werk der Conlolidirunq de» europäischen Friedens. Aus Frankreich nchttl sich die Ansmrrkiamkeit erst in zweiter Linie, da man hier, ob mii Recht oder Nnrecki, lasse ich dahingestellt sein, der Ansicht zuneigt, daß man daselbst dem von Rußlond gegebenen Beispiele folgen würde, und daß irdensalls vo» französiichcr Seite allein eine Slörnnag des Friedens ernstlich nicht z» besurchte» sei. Dieser Gesichlspimct, daß man der ganzen Well habe zeige» wollen, die Wiederherstellung der Ruhe in Europa liege in erster Hand bei Rußland, dürste da« wahre Motiv der Beiössentlichunq des deutsch österreichische» Berlrages »nd des Eoinmentars zu dieser Beröffknttichuiiq, der Rede des Fürsten Bismarck, gewesen sein. Die jenigen. welche in jener Beröffenllichuiiq und der sie begleitenden Rede eine gegen Rußland qerichicte Drohung erblicken wolle», hoben sich sicherlich geirrt. eb-»io wie jen» Anderen die Tragweite der Ver üsscnlüchung und der Rede unterschätzt haben, die in beiden Kund- gediinqen nicht« weiter als beruhigende Mittel erkennen wollten. Der drulscheReichskanzler und sicheilich auch die österreichische Regierung, die mit der deutschen vorder über die verössenllichuiig des Bündnisses üdereingekoniineii war. baben weder drohen noch beläniligen wollen; ihre Absick I Innn nur gewesen sein, ei»'» sür »UeZ. iien d i twurdigen Beitrag zur Geschichte der letzte» Jahre des neunzedntcn Jahrhundert» zn liefern, einen Beitrag, ans dem klar »nd denilich hervorgeht, daß zwei mächtige, zum Kampfe gerüstete Reiche, stark genug, um ledein An griff zu Notzk», stark genug, wenn sie e« »in wollten, »m. vielleicht ungestrafi. den Bettuch machen ,u durken, Gewalt vor Reck- gehen zu lasten daß dieic beiden Staaten. Deutichland und Oester reich. seit Jahren innig vereint gewesen sind, und >o lange e<
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