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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.01.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940118010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894011801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894011801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-01
- Tag1894-01-18
- Monat1894-01
- Jahr1894
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Tabellarischer und Zifferajatz nach höherem Tarif. Gptra-Beilagen lgetalztl, nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poslbesorderung >X M. mit Poslbesorderung 70.—. Annalimkschlnb für Änzeigen: Abend-Ausgabe: Bormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4Uhr. Sonn- und Festtags srüh ",S Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen z« eine halbe Stunde früher. Aaikigk» sind stets an die Vr-editto» zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. ^?31. Donnerstag den 18. Januar 189-1. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Holzauktion. Arritag, den IS. Januar l894, sollen v«n vormittags Uhr an auf dem Mtttrlwaldschlage iu Adth. 5 und 6 deö Burgaurr Forstrevier» in der Nähe drS früheren altrn Forfthausk» hrt Vödiin-Shrenderg 13 «nur. sichen-Nutzfchrite I. uud II. Cl. und 121 8 3 20 4 13 1 vichen- vuchen- Ahorn- Müftern- Gvrru- Ltnbru- Aspen- vrenufcheite. unter den im Termine aushängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: aus dem oben genannten Schlage. Leipzig, am 8. Januar 1804. TeS R ath« Forst-Deputation. Nuhholz-Auction. Mittwoch, den 24. Januar d. I.. sollen von vormittags 9 Uhr an aus dem Schlage in Abth. 28» des vurgaurr Forst revier» tu der sogenannten Ltndcnauer Gottge an der grünen Linie 72 Gichen-Rutzklötze von 8—102 cm Mittenst. u 76 Buchrn- 28 Eiche«. 1 Ahorn- » 77 Nüstern- » 2 Stutzen- . 2 Ma»tzol»er - 3 Giern- . l Apfelbaum 2—10 m Länge, 2—8 - - 16-30 16—31 ... 4—14 > 23 » - - 6 16—47 . - .4-13 36-58 . - . 2'/,-3 30 . » » 6—8 18-23 . - . 6-10 20» - - 3 . - u. 167 Stück Eichen-, Eschen- und Rüftrrn-Schirrhölrer »ater den im Termine auShängenden Bedingungen »nd der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: auf dem obengenannten Schlage. Leipzig, am 11. Januar 1884. De» Math» Forfttzezmtatio». Holzauktion. Freitag, den 26. Januar 1894» sollen aus dem Schlag« in Abth. 28» de« Vurgancr Forstrevier« in der fogrnanntcn Ltntzenaner Gottge an tzer grünen Linie 1. von vormittags 9 tttzr an: 4 Rmtr. Eichcn-NnNscheite, 108 . Etchrn- 5 . Buchen- Vreanfchrite, 3 » Nüstern- n. ferner: 4 . Stutze«. II. »on vormittag« 6 Utzr an: circa 100 starke Abraum Hause» und « 51 starte Langhausen, unter den im Termine aushängeuden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend vertäust werden. Zusammenkunft: auf dem oben genannten Schlage. Leipzig, am 11. Januar 1884. De» Nath« Forfttzetzutation. Gesucht wird die am 4. Januar 1870 in VolkmarSdors geboren» Fabrik- arbeiterin Marie Jtza led. Hrnuickr, welch« zur Fürsorge für ihre Kinder anzuhalten ist. Leipzig, den 17. Januar 1894. D« Nath ^er Trotzt Leipzig >1. k. IV». 11SK/94. Armen-Amt. Atzth. Hentschel. Hr. Kaiser und Reich. Tie Wiederkehr dcS Tage», an dem vor 23 Iabren in Versailles die deutschen Fürsten und die Vertreter de« deutschen Volke« den sieagekröntcn Führer der deutschen Heere als Kaiser begrüßten, lenkt unsere Blicke a»S einer unerfreulichen Gegen wart zurück in eine große »nd berzerbebende Vergangenheit, die uns nicht nur Trost gewähren, sondern auch den reckten Weg zu erfreulicheren Zuständen zeigen muß. Hcrzerhcbcnder ist diese Vergangenheit kaum je geschildert worden, als von HanS Blum in seinem vielbesprochenen Werke „Das Deutsche Reich zur Zeit BiSmarck'S", das aus den ersten Seiten Alle« zusammensaßt, was der erste Monat de« Jahre- 1871 der deutschen Nation brachte — so Gott will als unverlierbares, jedenfalls aber als stets neu zu er werbende« Eigenthum. Ein Blick auf diese Seiten lenkt die Gedanken und Empfindungen, die un« heute bewegen, in die rechte Bahn. .Der Beginn des Jahre« 187t" — heißt es da — .setzt der deutschen Geschichte für alle Zeiten den bedeutsamsten Markstein. Hier stehen wir Deutschen an der Grenze schwerer Ver gangenheit, vor verheißungsvoller Zukunft. Noch stießen freilich in zitternden Linien da« Gestern Heule und Morgen ineinander. Noch kämpfen wir an der Schwelle de« neuen Jahres den allen tausendjährigen Kamp um unser Dasein und BoltSthnm hegen den mächtigsten Nachbar. Noch stehen vor uns beiße Schlachten, neue theure Blutopfer, ehe der letzte Widerstand dcS tapferen Feinde» gebrochen ist «nd die Friedensglocken über das deutsche Land ertönen können. Ja, selbst in den unvergleichlichen Weihe- stuudeu, welche dieser heilige Krieg und der ersehnte Friede unserem Volke bereitet, selbst da regen sich schon jene finsteren Gestalten, welche unsere Zukunft verdüstern wollen, die Tod feinde eines mächtigen einigen Deutschland: die streitbare Schaar de« römischen Dapsttbum« und die unheimliche Gesell schaff der vaterlandslosen Socialdemokratir. Aber dennoch blickt der Drutscht an der Schwelle de« neuen Jahre- mit unerschütterlicher Zuversicht in die dunkle Zukunft. Denn er hat in dem schwersten und ruhmreichsten Kriege für immer abgethan die innere deulsche Zerrissenheit und Zwietracht, welche von jeher unserer Ohnmacht unv Unfreiheit Wurzel war. Da« tbeure Blut, welche« alle deutschen Stämme so reichlich auf Frankreich- Erke ver gvffe» habe», bildet einen Kitt unserer Einbeit und Freiheit den keine Erdenmacht jemals wieder lösen kann. Alle-, was »aß ehedem trennte und widereinander jührte, ist vergeben und vergessen in dieser gemeinsamen Blutsbrüderschaft. Um Jahrhundert schon scheint die Zeit zurückzulicgcn, deutsche Stämme in blutigem Bürgerkriege gegen einander rangen; und doch sind nur erst kurze vier Jabre eithcr verflossen. Freilich hat inzwischen der Norddeutsche Bund und das deutsche Zollparlament in hingebender Arbeit die häßliche» Uebcrreste der deutschen Zerrissenheit und Ohninachl binweggeräumt und in vier Jahren dcS deutschen Bundestages faule UnthLtigkeit während zweier Menschcnalter »ach Kräften gut gemacht. Eine Fülle be- fteiendcr, einigender, für die Zukunst auregcubcr Gesetze ist trgangen. Vor Allem hat das deutsche Webrgesetz die Ge- animtkraft de« deutschen Volke- in Waffen vereinigt. Inso weit giebt eS schon seit den geheimen Schutz und Trutz bündnissen von Ende >866 keine Mainlinic „icdr zwischen Süd- unv Norddeutschland. Mit heißem Verlangen streben cither alle guten Deutschen auch im Süden der deutschen Einheit zu. Aber erst der von Frankreich freventlich berausbeschworcue Krieg hat diese- hohe Ziel plötzlich in greifbare Nähe gerückt. Mit Entsetzen erkennt Frankreich beim Kriegsausbruch seinen Irrwahn, auch diesmal Deutschland uneinig und zwicträchtig ich gegenüber zu finden. Schon bei Weißenburg und Wörth chlagen Nord- und Süddeutsche vereint den Franzosen. Bei Sedan erstreiten alle deutschen Stämme in brüderlicher Eintracht den entscheidenden Sieg. Und je mehr Opfer allen, je sicherer die Ilederlebendcn Vordringen auf ihrer Siegesbahn, um so lauter erhebt fick in ganz Deutschland da- Verlangen nach dem einzigen Siegespreise, der so un geheurer Wagnisse und Erfolge werth ist: »ach der Sicherung unserer Westgrcnzc durch die Wiedervereinigung der alt deutschen RcichSlande Elsaß-Lothringen mit Deutschland, da- Verlangen »ack Kaiser und Reich! Endlich wieder ein deutscher Kaiser! Und welch ein Kaiser! Am 1. August 1806 hatte Kaiser Napoleon vcr- lündel, er erkenne da- Deutsche Reich nicht mekr an. Am 6. August schon legte Kaiser Kranz II. die deutsche Kaiser krone nieder und erklärte da- Deutsche Reich für aufgelöst. An demselben Tage, 6 t Jahre später, donnerten die Kanonen von World und Saarbrücken und begannen damit das Grad- geläute für ein anderes Kaiserreich, das zweite Kaiserreich der Franken. Wenige Deutsche konnten zu Beginn de« Jahres 1871 au» eigener Erfahrung künden, waS unser Volk in dieser langen Frist erlebt und erstritten, geträumt, erhofft und erduldet hatte. Zwei Geschlechter waren seitdem in- Grad gesunken, und die Besten unter ihnen konnten den Nachfahren nur verheißen, daß diese, so Gott beschließe, den Tag der deutschen Einheit erleben würden, der den Scheidende» in ihrem Leben nicht vergönnt war. Aber Ein Deutscher batte schon im Jabre 1806 die Schmach unsere- Vaterlandes bewußt empfunden und dann im Jahre 1870 die Erhebung de- deutschen Namen- und Volkes so ruhmreich hinaus geführt: der königliche BundeSfcldherr der Deutschen, König Wilhelm von Preußen, welchen! nun die Liede, Dankbarkeit und Ehrfurcht dcS Volke« und der Regierungen die Kaiser kröne auf das greise Haupt drückte. Kein deutscher Fürst bat jemals da- herrliche, strahlende Symbol der Einigung und Kraft unsere« Vaterlandes in so harter Arbeit, Entbehrung und Ausdauer, in so selbst vergessenem Streben reicher verdient, als König Wilhelm Wenn wir sie alle an unS vorüberwandcln lassen die Heiden kaiser der allen Tage, die Slädteerbaner und die Hunnen desieger, die Kreuzfahrer und die Führer der Römerzüge, die Ordner de« GolteSsrirdenS und die Förderer eigener Haus macht: wo hat ein Einziger da« vollendet, was vor unseren Augen da- deutsche Schwert unter Führung dcS königlichen Feldherr» erreichte, waS unter dem milden Einfluß seines Namens und RathcS die Gegenwart künftigen Jahrhunderten an fester Staatsordnung überliefert? Dasselbe Jahr, welche» die altbeiligr Würde de« deutschen KaiserlhumS begrub, daS Jahr 1806, brachte auch daS letzte Bollwerk Deutschland«, Preußen, an den Abgrund des Ver derbens. Der Rheinbund von Napoleon'- Gnaden und der Staat Friedrich'« de- Großen vertrugen sich nicht ans Einem Boden, in Einer Zeit. DiS zum äußersten Osten der preußischen Monarchie floh nach der Schlacht von Jena das Königshaus vor der Racke des siegreichen französischen Kaisers. Damals, in ihre« Lande« und Volke« größter Drangsal, hat die unvergeßliche Königin Lollise jene» stille Selbstvertrauen in die Seele ihrer zarten Söhne gelegt, jene unwandelbare Zuversicht in Preußen- Wicdererhebung, welche schon neu» Jahre später die jungen Prinzen siegreich in die französische Hauptstadt führte. Die Königin freilich hat diese Erfüllung ihrer heldenrnüthigen Hoffnungen nickt erlebt. Ihr ist das Her; gebrochen über dem Jammer ihre« Volkes. Aber ihr Sohn, der König Wilbrlm von Preußen, bat von der Schwelle der Kindheit an der tbeurcn Mutter Vernrächtniß kühn und gottvcrtrauend angetrrten. Am sechzigsten Jahrc-lage ihres Tode-, am 18. Juli 1870, nahm er die von Frankreich frech liingeschlcuderte Kriegserklärung aus mit der schneidigen Spitze seines deutschen Schwertes. Daß Dcutschlanv nun einmütbig und kraftvoll wie nie zuvor seinem Heerruf folgen konnte, daß dieser Ruf rin freudiges Echo erweckte, von den schwäbischen Höhen, wo seine Stammburg ragt, di» zu den Dünen der deutschen Meere, daß alle Deutschen gleich gerüstet und krieg-fertig sich gegen den Erbfeind stürzten, das war wiederum vornehmlich sein eigene- Werk. DaS Werk halte er gewollt und vollendet, unbekümmert um die Gunst oder Ilnannst der TagcSmeinung, soviel ihm auch sonst an der Liebe seines Volke« gelegen war. Mit ungebeugter Kraft hatte der Treiundsirbzigjährige bei AuSbruch de« Kriege« sich selbst an die Spitze der deut schen Heere gestellt, sie von Sieg zu Sieg vor die mit eisernen Armen umklammerte französische Hauptstadt geführt, alle Mühsal und Entbehrung de» harten und ruhelosen Feld- und Kriegslcden» ertragen mit unermüdlicher Ausdauer, in hridenmütbigem Pflichtgefühl. Und hier, in Versailles, in der französischen KönigSstadt, in der »inst die üppige Selbst vergötterung Ludwig « XlV. sich blähte, in dem Schlosse, da durch di« riesengroße goldene Inschrift tonte-, le, glalvc, eis la k-ranco" allen Rubme-thalen Frankreich» geweiht war, hier, wo die „große Revolution" in der Nacht vom 6. Oktober 1789 ihren könig-mörderischen Lauf beaann, hier ward dem König Wilhelm von der einmülhigen Liebe und Dankbarkeit der deutschen Stämme und Negierungen die Krone angebote», welche die höchste einheitliche Macht im wiedererstandenen Deutschen Reicke bedeutet. Kein Partcihaker und lei» Bürgerdlut, kein gebrochener Eid und kein Fluch ver gewaltigter Herrschergeschlechter oder freiheit-beraubter Völker bestet fick a» dieses funkelnde Gold. Vielmehr ward eS zu Tage gefördert au- de», tiefen Schachte unserer Volks seele. welche da- edle Gut treu behütete, der großen Tage eingedenk, da diese- Gold einst über die Welt glänzte. Gehärtet ward rö in dem Schlachtenscuer unsere- jüngsten Volkskriege«. Und leuchten soll eS wie ehedem über die Welt di« zn den fernsten Geschleckter», als ein ^...cken, daß hier im Kern von Europa ein Volk wodnt, dessen Stärke die Eintracht, dessen Ehrgeiz die friedliche Arbeit, die Förderung der Völkerwohlsahrt, schöner Menschen- 'ilte »nd jeder Freiheit ist. In diesem Geiste ward die deutsche Kaiserwürde erneuert. Auck der erlauchte HeldengreiS bekundete eS, als er am preußische» KrönungStage, am 18. Januar 1871, im Tbeater- saale zu Versailles, umgeben von den Prinzen seines Hause«, von deutschen Fürsten, von Staatsmännern und Heerführern, die Kaiserkrone entgezennahni. Denn in seiner Botschaft a» daS deutsche Volk fagte er: „Wir übernehmen die Kaiserliche Würde in dem Bewußtsein der Pflicht, in deutscher Treue die Rechte de» Reiche« und seiner Glieder zu schütze», den Frieden zn wahren, die Unabhängigkeit Deutschland-, gestützt ans die geeinte Kraft seines Volke», zn vcrtbeidigen. Wir nehmen fie an in der Hoffnung, daß dem deutschen Volke vergönnt sein wird, den Lobn seiner beißen und opsermulhigen Kämpfe in dauerndem Frieden und innerhalb der Grenzen zu genießen, welche dem Vatcrlandc die seit Jahrhunderten entbehrte Sicherung gegen erucntc Angriffe Franlrcichö gewähren. UnS aber und Unseren Nachfolgern an der Kaiserkrone wolle Gott verleibe», allezeit Mehrer deS Deutschen Reiches zu sein, nicht an Iricgcrischen Eroberungen, sondern an den Güter» und Gaben de« Frieden» aus dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung."" So da» Blnm'sche Werk, dessen Darstellung heute mehr alS je den beißen 'Wunsch erregt, daß das deutsche Volk wieder werden möge rin Volk, dessen Stärke die Eintracht, dessen Ehrgeiz die friedliche Arbeit, die Förderung der Völker Wohlfahrt, schöner Menschensitte und Freiheit ist: mehr als je den heißen Wunsch, dag e« dem Enkel Kaiser Wilhelms I vergönnt sein möge, allezeit ein Mcbrcr de« Reiches z» sein, nicht an kriegerische» Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben de« Friedens auf dem Gebiete nationaler Freiheit und Gesittung! Deutsches Reich. LZ. Berlin, 17. Januar. Die erste Session der 18. Legi« laturperiode des preußischen Landtags, die der Kaiser und König vorgestern eröffnet Kat, wird anscheinend gcsetz gcbcrisch noch nicht stark belastet werden. Tie Thronrede kündigt außer einer Vorlage über Ruhegehälter der Lehrkräfte an den öffentlichen nicklstaatlichen Mittelschulen, dem her kömmlichen Secundairbahngesctz und einem die Kleinbahnen betreffenden Entwurf nur noch eine Vorlage über die Errick tung von LandwirthschastSkammern an. Die Umacstal »nng der Rechtsverhältnisse dcS ländlichen Besitzes wird zunächst nur als künftige Aufgabe erwähnt. Selbst die Namhaftmachung der, wie e« beißt, seriiggestellten Vorlage über Bekämpfung de« GrnndsrückSwnchcrS ist vermieten. Nickt- destoweniger wird die Landwirtbsckast mit dem ankern Gegenstand, bei dem sich die Thronrede länger auskält, dem Finanzwesen, die Session voraussichtlich beherrschen. Bride haben gemeinsam, daß sie auf da« Reichsgebiet hiuübers^ielen, die landwirthschastlichen Fragen materiell, die der Finanzen, wie sogar die Thronrede drrvorbeh«, auch formell. In dieser Session kann nickt nur, sondern eS muh ReickSpolilik in der preußischen Landstube getrieben werden. Kein Zweifel, daß die verstärkt in da« Haus zurückgckehrte confervativc Partei über das Erforder liche hinau-geben und die ReichSregierung z»m Gegen stand der Erörterung machen wird. Durch den Ilnistauk, daß der Reichskanzler nicht zugleich preußischer Minister präsident ist, wird ihr da« Beginnen keineswegs er schwert werde». Es sind überwiegend politische Verhand lungen, denen wir enlgegensehe»; ob sie »ach dem Wunsche der Thronrede die Unzufriedenheit verringern und den Kampf der Meinungen und Interessen milder» werden, steht dahin. Jedeusallö bedarf eS zur Erreichung dieses Erfolges der Er- kcnntniß, daß die Unzufriedenheit durchaus nicht nur geschürt, d. h.von unten künstlich erzeugt ist, daß vielmehr so manche Ursache des UnwutdS unk der Bcfrenidung der Beseitigung an leitender Stelle harrt. Vor Allem aber liegt die Ausgabe, an der Wiederherstellung des inner» Friedens entgegenzuwirken, der stärksten Partei dcS Abgeordnetenhauses, den Eonser- valiven, ob. Ihre Parteigenossen im Herrenhaus« haben bekanntlich unmiUelbar, nachdem sic aus dem Munde de- Monarchen die Verheißung fortgesetzter Förderung der Landwirthschaft und die Kennzeichnung der Mittel uno Wege vernommen, eine Interpellation cingedracht, „welche Schritte die Regierung angesichts der stetig wachsenden Noth der Landwirtbschasl zn thun gedenkt". Diese demonstrative Hast muß die Hoffnung ans eine objcciive Behandlung der landwirthschastlichen Fragen berab- stimmcn, sic verkündet die Fortsetzung der agitatorischen DiS- cussion in der vorigen Tagung und insbesondere da» Hercin- zcrrcn der WährungSsragc, die erfahrungsgemäß nicht einmal im Reichstag fruchtbringend erörtert werte» iann, in die Debatte de« Landtag». Vielleicht aber erwägen die Eonservativen dock noch, daß eS nicht für ein beschränktes Wahlrecht, wie das preußische, spricht, wenn da« ans Grund desselben gewählte Parlament sich in Tonart und Unsach- lichkcik in nicht- vom Reichstag mit seinem demokratischen Ursprung unlerscheibet. * Vrrlt«, 17. Januar. Ter Vorstand de» bramden- bnrgischen Hauptvereins de» evangelischen Bundes hat an die ReichStagSabgcordnckcn der Provinz Brandenburg eine Petition gerichtet, die sich mit der Jrfuitendebalte in der ReichslagSsitznng vom l Deccnibcr befasst. Zunächst werken darin die eonservativen, sreiconservatiren und ncuionalliberalen Abgeordneten getakelt, weil sie den Antrag de» EentriimS mit einer „mehr formalen und opportunistischen Begründung" ab gelehnt haben. Dan» beißt es: „Aber ganz unbcgrcifllch ist uns, wie zur evangelischen Kirche gehörige Männer an einem für daS Wobl und Webe unseres Volke« so vcrhängnißvollcn Tage, bei einer so bedcutungSvollc» Abstimmung fehlen, wie anke,-. hauptsächlich dock nur, um ihr Mandat nickt gefährdet zn eben, sich der Stimmabgabc enthalten, ja sogar Vertreter Berliner Kreise für die Wieterzulassung dcS Jesuitenordens limiiien konnten. Es läßt das in den ersten beiden Fällen aus eine beklagenSwcrtbe Lauheit uud Gleichgiltigkeit, im letzteren Falle aus eine» völligen Mangel an Ver ständniß für die Bedeutung evangelischer Weltanschauung schließen. Solche Männer scheinen unS aber nicht die be ruscnc» Vertreter einer Provinz zu sein, von welcher König Friedrich Wilbclm I. sagte: „Wir sind hier protestantisch bis auf die Knochen!"" 88 Berlin, 17. Januar. Wie schon telegraphisch gemeldet, ist dem BiliideSratbc der Entwurf cmeS Gesetze«, be treffend Acilder uiigcn und Ergänzungen dcS Ge richtöversctssilngSgcsetzcS »nd der Strasproceß vrdnung, zugegangcn, der in 1 Artikeln eine große Zabl von Abänderungen de« gellenden Reckt-, bczw. VersabrcnS i» Vorschlag bringt. Ter Vorlage ist eine sehr anSsiibrliei'c, 7" O.uartseiten umsasseiibe Begründung beigcgeben, in der als die hervorragendsten und wichtigsten AbändcrungS Vorschläge bezeichnet Werren: N Die Einführung der Berufung gegen die Urtbeile der Strafkammern in erster Instanz; 2) die Entschädigung unschuldig Verurtheilter und in Verbindung damit die Ein schränknng de« Wiederaufnahmeverfahrens; 3) die Aufhebung einiger der zum Ersatz für die mangelnde Bc nisung cingcfiihrlcii sogenannten Garantien dcS Verfahrens . 4) dir Ausdehnung de« EontumazialverfahrciiS. 5> veränderte Vorschriften über die Beeidigung der Zeugen; 6) die Einführung eines abgekürzten, summa rischen Verfahrens für gewisse, eine schleunige Behänd lnng erheischende Strasldaten ^lölik.-i Ila^i'unt-i; ") gewisse Veränderungen in der sachlichen Zuständigkeit der Gerichte und 8) die anderweitige Regelung der Gc schäftSvrrtheilung und GeschästSdehanblniig bei den Eollcgialgcrichtcn. — Dem BundcSrath iü ferner der Entwurf einer Gcmeindeorduung für Elsaß-Loth ringen zugegangcn. — Beide Vorlage» stehen bereit« für morgen aus der Tagesordnung der Plenarsitzung des Bundes- rathS, außerdem Anträge und Berichte des Ausschusses über ibncu zugewiesene Vorlage», eine Miltbeiluiig, betreffend die Kündigung dcS zwischen Deutschland und Italic» einerseits und der Schweiz andererseits zur Ausführung deS deutsch italienischen Anü liefe rnngSver trage« getroffenen Ab lominenS vom 25. Juli >873, und eine Reibe von Eingabe». — Wie wir hören, sollte heute Nachmittag 3 Uhr in der Wohnung de« Herrn Reichskanzlers eine Sitzung des StaalSministcriumS statlsinte». In parlamentarischen Kreise» wird angenommen, daß die im Herrenhause gestellte agrarische Interpellation zur Berathung stehe. V. vrrlt», 17. Januar. (Tel eg ramm.) Der „RcichS- anzeiger" erklärt, daß die Pariser Nachricht der „Frau! surter Zeitung" von dem Rücktritt dcS Botschafters Grafen Münster und dessen Ersetzung durch den Brüsseler Gesandten von AlvcnSlebcn jeder Begründung entbehre. ^ Berlin, >7. Januar, l, Tclcgra m m.) DaS Herren HanS erledigte heute geschäftliche Angelegenheiten. Minister v. Hrvde» erklärte, die Regierung sei bereit, die Inter pellalion von Manlenssel, betreffend die Landwirth sckaft, in der nächsten HcrrenhanSsitzung zn beantworten. Nächste Sitzung morgen !>/» Uhr. Aus der TaieSordnnng steht der Antrag AdicteS, betreffend die Stadterweilcrnng und die Interpellation von Mantcusscl. <« Berlin, 17. Januar. (Telegramm.) Einer lieber sicht der von der S taatSregierunq gefaßten Ein schließung ans dir Anträge »nd Resolution des Hcrrcnb anse« ist zu enlncdmen, daß die Negierung durS> den Beschluß dcS HauseS, ikr die Petitionen ans staatliche Prüft«»» Ver angebliche» jüdische» Gchei»>»csrt;c zur Prüfling und Berücksichtigung :n überweisen, zu einer Prüfung fick nicht veranlaßt gesehen bat, weil der Antrag nach der Auffassung der Staalsrcgicrung undurchführbar erschein: — Nack der im Bureau dcS Abgeordnetenhauses ge machten Zusammenstellung beträgt die Mitgliederzabl der einzelnen Parteien: IN für die Eonservativen^ !U für daS Eentrum, !>1 für die Nationalliberale», 62 für die Freiconservativen, 17 für die Polen, lt für die freisinnige VolkSparlci »nd 6 für die freisinnige Vereinigung. 8 Abgeordnete sind keiner Partei beigelreten, 1 Mandat ist erledigt. — Ein Berichterstatter, der seil vier Jahrrchnlcn die parlamentarischen Ereignisse verfolgt bat, schreibt zur Er Lsfnung des Landtage»: „Bei der Erössnuiiq der Parlamente tm Weißen Saale de- königlichen Schlosse« wahrend der letzten vier Jahrzehnte war kam» eine so zahlreiche Versammlung um Le» Thron versammelt. Weder bei der ersten Thronrede des Prinzregenten, noch hei jener des König» Wilhelm oder bei dem ersten Ziisammcntrcte» de« Reichs tage« de« Rorddeulscheii Bundes, des Zollparlament- oder dcS deutschen Reichstages oder endlich bei der ersten Thronrede Kaiser Wilhelm'« II. hat der Weiße Saal de» allen KöingSjchlosjeS eine so zahlreiche Veriammlung gesehen. Kaum jemals zuvor, ,a vielleicht niemals, hat eine Thronrede eine so lautlose Ausnahme gesunde». ES war ein sehr beredte« Schweigen." — In Sachen de« Verdun-Preises wird den „M N. N." geschrieben: „Mitglieder der Eommission sind n. A. folgende Träger berühmter Namen: Ist-. )»>'. A. Stölzel, Präsident der Jnstiz-PrüfungS-Eommission, Mommsc». Heinrich v. Trkitsckke, der „Historiograph de« preußischen Staates", Professor Schm 0 ller, „Historiograph der branden- bnrgischen Geschichte", Professor Leb man» 1» Götiingeii, bekannt durch sein Werk über Scharnhorst, Schrsscr- Boickorst, berühmt durch seine O.uellrnforschungc» über dir Geschichte dcS Mittelalters. Sie baden, wie c« ihr Aus trag war, drei Werke vorgeschlagen, an erster Stelle das genannte Heinrich v. Evhel's Niemals nt seiten« der Krone in den verflossenen 50 Iabren der Vorschlag der Jury über gangen werde»; stets ist die Verleihung de« Preise- darnach erfolgt. Diesmal nicht."
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