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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.09.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050908028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905090802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905090802
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-09
- Tag1905-09-08
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Fomili-a^Wohna»^«. nud Stelle» Mnanziell» Aazeiarn, »eschäftsauzeige« unter text «der an besonderer Stelle nach Tarif. Für da« Erscheinen an bestimmten Lagen u. Plätze, wird kein« Garantie übernommen. »«zeige« «ad Extrabeilagen n«r in der Morgen-AaSgabe Schluß de, Annahme aachmittag« 4 Uhr. «nz^ge»«lmobmer U»g«stu«pla» 8, Eck» Johann i-gasie. Die ErpedMo» ist wochentags uuontrrbrochen geöffnet non früh 8 bis abend« 7 Uhr. Piltill-ExpedMsnr Beritn. Lützowstr. 10 . . Dresden. Marienstr. 34. Druck «nd Verlag von E- Pol» in Leipzig Vah. Dr. v, R. » v- Kliakhardt). Heran«geberr vr. Viktor Klinkhardt. Freitag. 8. September 1905. SS. Jahrgang. s8 nk, ««»« 'S «er) el und ,d; I. lirderwarf. Die japanische Machtpotitik datiert von , Frieden nickt ratifizieren möge. Al« die Leute den Park Feldzug gegen Thaiwan (Formosa), dessen Haupt-1 verließen, hörten sie, daß sich Graf Katsura und der Polizei- rgea Japaner durch Champazuerspenden aus ihre' präfett Ada Ski in dem Hause de« Minister« de« Innern holten heute icaters ev. ei kllllU entgen, «stände wieder . anzu- tS auf- ivoch Aus ¬ versteht, daß es dem Abendland verbergen wünschte, daß es die zu diesem Zwecke nachgeredet eben die von dem Jnpaner Kisak herauögegebene Zeitschrift „Oft- den Krieg begonnen, um das Eine solche ein seitige Katastropheniheorie wird nach den Barrikadenkämpfen Seite brachten Konflikt mit f" , ihren Teil von Tarakoi (Sachalin) zu verzichten; dafür besetzten sie 1880 die Llukiu-Jnseln, ohne die älteren und größeren Ansprüche Chinas zu beachten. Der Krieg von 1894 wurde dadurch verursacht, daß China vertragsgemäß die Zurück ziehung auch der japanischen Truppen aus Korea von den ihm verhaßten „Wojen", dem „Zwergvoll", begehrten; Japan griff ohne Kriegserklärung an, siegte und eroberte von Libungt'chang die Zugeständnisse von Schimonvseki, deren Revision durch das Emickreiten Deutschlands, Rußland« uno Frankreichs den heimlichen Jingoismus der Japaner in einen offenen, akuten JingoiSmuS unncklagen ließ. Seit dem vorigen Dezennium haben die „Soshi" ras politische Terrain betreten. Sie haben 1889 logar den Grafen Oknma, ter mit Jtagaii eine raditalcre Richtung begründet Hai, wegen seines Antrags aus gemilchte Gerichlö- kommissionen für die Fremden und Anstellung fremder Richter ange'allen; unter ihnen war der Tolle, der 1891 nach dem Zarewitsch stach. Seit dem Beginn dieser Agitationen wiederholte sich überall das, was sich auf militärischem Gebiet bald nach dem Weggang dcö deutschen Majors Meckel zulrug. die Nachahmer waren fertig, sie entledigten sich ihrer Meister vermöge derselben Berfchlagenheit, die Lascadio Hearn, der intimste Kenner Japans, bei ihrem athletischen Spiele „In,intsu" beobachtet bat. Die sanfte Kriegübung der Japaner ist nicht sehr alt; sie wurde erst 1900, bei der chinesischen Expe- diiivn, eingeführi, als man um die Liebe deö gelben Bruders warb. Der Orientalist lllar hat gelehrt, daß seit Jahren in Japan der „Taokobunkai", die mongolische „Kongregation der Völker des Ostens", unter dem Vorsitz des Prinzen Kvnuje, eines Bruders deö Mikado, besteht. Man weiß, daß japanische Agenten deö buddhistischen Religionsbiindcs, des „Schakosun Schosukwai", von Kioto nach Ceylon und Indien gegangen sind. Der Graf Oknma hat 1896 einem Austräger der „Frankfurter Zeitung" die Philippinen, Sibirien und Australien als spanische Kolonien benannt; der Baron Jngagi, später Gesandter in Bangkok, hat 1887 in einer Schrift einen Bund gegen die Anmaßung der Weißen gepredigt. Seit 1895 sind das „Dar Nippon Banzai!" und das „Asien den Asiaten!" Parole, trotzdem, wie Spiel mann wörtlich schreibt, „dies Nachjagen nach dem Gloire- Phantom dem Sozialistenblatt „Hinohaschira" („Feuer säule") bereits im Juli von 1904 bittere Klagen über die Verelendung des Volkes abprcßte." Zu den tätigsten Jingvö hat der Vicomte Hajaschi gehört, der Gesandte in London, dessen Einfluß wesentlich mithalf, die Sippe Ito, den Rat der Alten, zum Krieg gegen Rußland sortzureißen. Jetzt ist die ^bete noirs" der Menge derselbe Baron Komura, der am 27. Juli 1903 als Minister des Aus wärtigen die den Krieg entscheidende Depesche geschickt bat. Den PeerStitel hat ihm die englische Allianz verschafft; Peking, Soeul, Petersburg und Washington waren seine Stationen. Was er in PortSmouih eingeheimst hat, würde als Objekt der Expansion Wohl hinreichen, wenn nicht Japan durch schlecht befestigte Wirtschaft an innerem Fieber erkrankt wäre. Man riese Katastrophen zu Doktrinen Europas bat; so meinte noch Tamai m Berlin asien", Japan habe russische Volk vom Zarismus zu befreien, s ''I " ", ' ' ' " ' " ' von Tokio nicht mehr zu stützen sein. Den seit heute morgen eingelausenen Depeschen aus Tokio ist zu entnehmen, daß der Belagerungszustand nur über die Hauptstadt verhängt worden ist. Als ein Volksmeeting statkfinden sollte, welches gegen den Friedensvertrag protestieren wollte, sperrte die Polizei die Eingänge zu dem Bersammlungspark mit Barrikaden. Der Pöbel zerstörte diese und drang ein in den Park, woraus die angesetzten Resolutionen mit lautem Zuruf angenommen wurden. Dabei kam es zum Handgemenge mit der Polizei, die viele Personen verwundete, mehrere wurden ge tötet. SechsMänner drangen mit gezückten Schwertern in daS Palais Katsuras ein, wurden aber zurück geschlagen. Zahlreiche Verhaftungen sind erfolgt. Die Ordnung konnte erst wieder hergestellt werden, nachdem Truppen hinzugezogen waren. Ciu Teil der Menge zog vor das kaiserliche Palais und brachte stürmische „BanzaiS" aus den Mikado aus. Die Demonstranten durchzogen mit brennenden Fackeln die Straßen, um die RegrerungSgebäude in Brand zu stecken. Die Menge verhinderte die Feuerwehr, die Brände zu löichen. Nach einer Depesche aus Yokohama wurden in Tokio am 5. September vier Personen getötet und lOO verwundet, sowie alle Polizeiwachihäuser niedergebrannt. Gestern morgen wurde die Fukagawapolizerstation in Brand gesteckt. Um 7 Uhr abends brannten zwei weitere Stationen. — Gegenüber den Gerüchten, daß die japanische Armee, enttäuscht durch den FrikvenSzchluß, meutere, erklärte der japanische LegativnSrat Sato, diese Eventualität sei gänzlich ausgeschlossen, da die Disziplin in der japanischen Armee absolut unantastbar sei. Ferner wird durch da« Wolffbnreau gemeldet; * London, 5. September. Nach einer Meldung des „Daily Telegraph" begannen die Unruhen in Tokio, weil füns Führer der öffentlichen Meinung verhaftet wurden. Am Montag abend fand eine Protestversammlung statt, Dienstag morgen« sammelte sich die Volksmenge zu Hundert tausenden au, die die Nationalflagge mit schwarzen Bändern verhüllt trugen. Außerhalb des Hibiya-ParkeS rissen sie da« Geländer nieder. Von Parlamentsmit gliedern wurden Reden gehalten, daß anOyama tele graphiert werden sollte, daß er den Kampf fortsehrn und nicht den Frieden, der eine Schande für die Nation sei, annebmen solle. Ebenso beschlossen sie, den Geheimen Rat mit einer Petition an den Kaiser anzugehen, daß er den Var Aickligrie vsm Lage. * Die zum Angriff gegen Hendrik Witboi ver sandte« Truppen haben am 25. August ihren Vormarsch angetretea. (Siehe Deutsche« Reich.) * Nach der „Tribuna" wird der italienische Ministerpräsident Fortis demnächst eine Reise durch Sizilien unternehmen, um Daten für eine Reform der Gesetzgebung für die Insel zu sammeln. * Präsident Lo « bet wird am 27. Oktober in 8 issa- b on zu einem Besuch bei dem König Karl eintreffen. * Im Grubenterraia von Balachany bei Baku sollen bei einem Zusammenstoß der Massen 1000 Arbeiter getütet worden fein. (S. Ausland.) * Die bulgarische Regierung hat die Einführung de« autonome» Zolltarif« bi« zum 1. Januar 1906 hinau«geschoben. * Die Postillone des GeschästSviertels vonNewDork sind in den Ausstand getreten. * Präsident Castro hat den Leiter der französischen Kabelgesellschast, Brun, au-gewiesen, weil dieser gegen den Erlaß, daß daS Kabel geschlossen werden sollte, Protest erhoben hat. Deutsches Keich. Leipzig, 8. September. * von pea Kämpfe» 1« Teutsch-Ostafrtka wird au« Dar-eS-Salaam gemeldet: Sergeant Thiele, der von Liwali zum Entsatz von Sonaea mit zwölf schwarzen Soldaten aus gesandt war, ist mit seinem schwarzen Feldwebel im Kampfe gegen die Aufständischen am 28. August gefalle». Die Die Verteidigung der afghanischen Grenze. . Man schreibt uns: Aus Afghanistan kommen Ge rüchte, daß der Sardar Hayabullah Khan, Halbbruder de« Emir von Afghanistan und Gouverneur der Provinz Ba- dakshan, sehr tätig ist und die Verteidiungslinie dieser Provinz, die im Nordosten von Afghanistan liegt und an die Grenze des russisch en Pamirgebietes stößt, stark befestigt. So werden neue Straßen nach den verschiedenen Außenstationen am Amudaya, dem Orus des Altertums, der Afghanistan von Buchara und dem russischen Pamirgebiet trennt, cebaut und die Garnisonen in diesen Stationen sollen allmonatlich gewechselt werden. Der Grund für diese monatlichen Ablösungen ist der, zu verhindern, daß die afghanischen Detachements an diesen Plätzen sich mit den aus dem Nordufer des Orus befindlichen russischen Mili- tärposten zu sehr befreunden. Im Kokaha-Tal sollen neue Kasernen gebaut werden, die wohl andeuten, daß die Garnisonen der Provinz Badakshan verstärkt werden sollen. Aus englischer Seitesoll rm kommenden Herbst die erste Strecke der strategischen Eisenbahn von Peshawar nach der asahaniscken Grenze begonnen und bis in die Nähe des Grenzsorts „Michui" geführt werden. Man spricht sogar davon, die Eisenbahn dann allmählich auf afghanisches Gebiet überzusübren und dieselbe, dem Laufe des Kabul-Flusses folgend, bis nach Loi, Sbekman, Klnila, und noch weiter auszudehnen. Wenn die Aus führung des letzteren Projekts auch sehr den Absichten der Engländer entsprechen würde, so dürften dieselben hierbei doch auf den Widerspruch der Afghanen stoßen, denn der Aus bau der Eisenbahnen in Afghanistan ist in dem letzten Ab kommen mit dem Emir sehr zum Aerger der Engländer, nicht ausgenommen worden. Als besonders bedeutsam betrachtet man die schon seit längerer Zeit geplante Verbindung der einzelnen, direkt auf die Grenzen zulaufenden und dort enden den Eisenbahnlinien untereinander, so daß bei nuSbrechenden Feindseligkeiten die Truppen ohne Zeitverlust von einer Grenzstation zur anderen gesandt werden können. ES hat den Anschein, als ob man sich in Indien fetzt wieder mehr mit der afghanischen Frage beschäftigen will, denn Lord Kitchen er hat die bisher einnetroffenen 60 000 neuen Short Rikkes sknrzkälisiae Militärgewesire), über deren Brauchbarkeit in den letzten Monaten hier sowohl wie in England so viel diskutiert wurde und die »um Teil Militär sachverständige als minderwertig bezeichneten, unter die an der afghanischen Grenze stationierten Truppen, die für den Ernstfall ja zuerst in Frage kämen, verteilen lassen. * Die Prsteftversammlungen in Tokio beschlossen, ein Memoraudu« an -e» Mikado v«d das Parlament zu richten» die ersucht werden, den Friedensvertrag nicht zu ratifiziere». Tie Unruhen und Einäscherungen von Häusern dauern noch fort; Patrouillen durchziehen ständig die Etadt, die Presse bringt noch immer aufhetzende Artikel. (S. den Leitartikel.) * Auf einem Neubau auf der Jnselstraße 24 in Leipzig verunglückten heute mittag zwei Maurer. Der eine wae fosort tot; der andere wurde schwer verletzt ins Krankenhau- geschafft, wo er ebenfalls verstarb. (Siehe Leipziger Angel.) vir ZtrarreMmpke In Lokis. * Ja der heutigen Ausgabe des „Tages" hat Dr. Albrecht Wirth, der weltpolitische Spezialist, bemerkt, daß die Japaner im Grunde auS ihren Kriegen nie viel heimgebracht hätten: „Vor drei Jahrhunderten verwüsteten sie in langem, blutigem Ringen ganz Korea, und wolllen selbst China niederwerfen, und was brachien sie nach Hause? Säcke voll abgeschnittener Ohren. Noch jetzt gibt der wimi-^uüa (Ohrenberg) bei Kioto davon Zeugnis. Die Expedition nach Formosa 1874 erbrachte eine ganz geringe Kriegsentschädigung von China, die diefem aber nachträglich erlassen wurde. Durch den Feldzug von 1894 auf 95 erhielt ser Mikado Liaotung, aber nur, um es unter dem Druck der Mächte wieder herauSzugeben, und Formosa, aber nur, um unter großen Opfern von Blut und Geld sechs Ausstände niederwersen zu müssen. Auch was jetzt die Japaner erstritten haben, ,st kein Dreimonal- wechsel, zahlbar auf Sicht. Die Gebiete, die ibnen zu gefallen sind, müssen erst entwickelt werden. Und das meiste Geld, da« für sie angelegt werden soll, wird für militärische, also unproduktive Zwecke, verausgabt werden. Kaum ist der Friede geschlossen, da bestellt Japan schon für 45 Millionen Mark Panzerplatten." Aehnlich hat die Diagnose gelautet, die lunvige englische Depelckenagenten gaben; Baiff«, die aus eine unsinnige Spekulation folgt, Belastungen mit Summen, wie den Millionen von Den, die der Rücktransport der Armee losten soll, schlechte Ernt«, der oppositionelle Haß der „Soshi", der „Schüler", der politischen Klopffechter, gegen daS Ministe rium Katjura, alles wirtt zusammen. Plötzlich ist aus diese Weise der Vorhang zerrissen, di« Sentimentalität, womit der Zeitung-leser Nippon betrachtete, wird durch Talsachen widerlegt. DaS Zauberland erweist sich rascher, als der Historiker denken konnte, als die von Parteiungen zerrüttete Heimat des unheilvollsten Jingoismus, neben dem die Amerikaner der Tammanyhall und der erweiterten Monroe doktrin harm!)se Kinder sind, und um eines abgebrochenen Krieges willen rast der Tokioter Mob gegen christliche Kirchen und Missionsschulen, bedroht die Gesandtschaften deö ihn bewundernden Europas, nach dem Beispiel des chinesischen „Jhotslbwan", deS BoxerbnndeS, der vom 13. Juni 1900 ab da« Gesandtschaftsviertel von Peking mit MordgelUsten um zingelte. Der Bürgerkrieg flackert wieder auf, dem der noch letzt regierende Mikoto Mulzihito feine Erhebung zum Tenno, zum „himmlischen Fürsten", verdankt. Das Feldgeschrri „Joi!" „Fort mit den Fremden!" wird wiederum vernehmbar, das die Empörer von 1867 durch ein »Fort mit dem Schogun!" ersetzt hatten; daS jingoistisch« Japan lchreitet um Jahrzehnte zurück. Man versteht diese krampfhaften Wandlungen, wenn man berücksichtigt, daß, wie Dr. Spielmann in seinem trefflichen Buche „Arier und Mongolen" verfolgt, die im November 1868 eingerichtete Periode der „Meiji", der „Aufklärung", gar nicht mit den Begriffen der europäischen Konstitutionen zu messen ist, daß vielmehr der von den Radikale» angefochtene Feudalismus biS heute andauert, und die Clane von Tschoschiu und Salsuma bis heute regieren. Führer der vorigen Generation ist der Marquis Ito gewesen, der an der Spitze de« ersten Ministeriums, de« von 1885, stand, der mit Europa Fühlung suchte, von 1871 bi« 1873 die berühmte Gesandtenreise uuteinahm, 1895 den Frieden von Schimonofrki, 1S02 da« englisch-japanisch« Bündnis ab schloß und gegenwärtig al« StacttSordner im „verbündeten" Kaiserreich Korea fungirt hat. Mit ihm ist Ja mag« la, der Besieger China«, zu nennen, der 1877 den feudalistischen Aufstand des Saigo uiederwarf. Die japanische Machlpolitik datiert von 1874, vom F ' lmg« die kluge» politische cagerschail. Leipzig, 8. September. Tentschjeindliche AnSnühnng eines Preßaugriffs gegen Mr. Lower. Von unterrichteter Seite wird uns geschrieben: Von der „Preußischen Korrespondenz" ist die Nachricht verbreitet worden, daß der amerikanische Botschafter in Berlin, Eharlemagne Tower, ein Gegner eines Reziprozitatsver träges zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten sei und sich deshalb geweigert habe, heim Abschieoessen für Generalkonsul Mason den Vorsitz zu übernehmen, wenn die Frage der Reziprozität bei dieser Feier besprochen werde. In Wirklichkeit ist Botschafter Lower kein Gegner eines Rcziprozitätsvertraaes, wndern hat vielmehr die Einsetzung einer Kommifsiuu befür wortet, die alle einschlägigen Verhältnisse prüfen und auf diese Weise einem Gegenseirigkeitsvertrage die Wege ebnen soll. Der Ausschluß politischer Reden bei der Abschledsfeier für Generalkonsul Mason ist vom Botschafter alleichingS ge wünscht worden. Anders aber hätte in einem Falle, wie der vorliegende, kein Diplomat verfahren können. Welche Wir kung jedoch der grundlose Preßangrifs gegen den amerika- nischen Botschafter in der deutschfeindlichen Presse New Llorks heroorgerufen hat, lehrt der „New Aork Herald" vom 6. d. M. Da wird in größten Buchstaben mitgeteilt: „Wir. Tower angegriffen in der Berliner Presse"; „die Presse macht heftige Angriffe"; woran der Hinweis geknüpft ist, daß der verstorbene Staatssekretär John Hav er klärt habe: die Frage eines NeziprozitätSvertrages könne nicht geprüft werden, bis die Bedingungen vorhanden seien, die seine Annahme möglich machten. Man sieht, wie rasch die deutschfeindliche Presse in den Vereinigten Staaten bei der Hand ist, auf Grund eines haltlosen Preßangriffs gegen den amerikanischen Botschafter Stimmung zu ungunsten der deutsch-amerikanischen Beziehungen zu machen. lMitgist, ,-1O./i) »0S2«» rel.7654^ »I2S2 ten. Im Jahre 1875 hatten sie den ersten r befänden, und griffen das Haus an. Nachdem schoflen sie Rußland, das sie zwang, gegen die Kurilen aus z aus die aufrührerische Menge, vie hauptsächlich au» SoSki- fanatikern, die von Agitatoren aufgebeyt waren, bestand und gebrauchten gegen die Polizei Messer und Stöcke, Tausende von Studenten hatten sich den Aufständischen angeschlossen. Der Mittwoch verlief außergewöhnlich ruhig. In der Nacht zum Mittwoch sand eine Versamm lung von Vertretern aus allen Teilen Japan- statt. Es wurde beschlossen, eine Bittschrift an den Tbron, den Gebeimen Rat und an das Parlament zu richten, mit dem Ersuchen, den Friedensvertrag nicht zu ratifizieren. Wüste Szenen spielten sich am Mitt woch abend ab. Auf die Gebäude an der Straßenbahn cnilang wurde gesckossen, die Wagen in Brand gesteckt und auf die Polizeistation geschossen. Berittene Truppen griffen die Menge an. Am Mittwoch sand im Palast eine Konferenz statt, zu der die Minister unter dem Schutze der Kavallerie geleitet wurden. * Tokio, 8. September. Ter Stadtkommandant General Saluma erließ eine Bekanntmachung an die Gar nison, in der er das Volk auffordert, sich von den Aufrübrern sernzuhalten. In Tokio ist der heutige Tag ruhig verkamen, aber auS Chiba Wird gemeldet, daß das Präfektur- und GerichtSgedäuve nieder gebraunt sein sollen. Die Zeitung „Niroku" ist sus pendiert worden. nd für Klützer 7W I. 1» Zeit rzadlen . »NÜt« lan. mau«. übrigen 11 Soldaten erreichten Songer in guter Ordnung- Die Telegraphenleitung Kilwa-Luidi rst zerstört. (B. L.-A.) * Ersatzwahl zum Reichstag. Bei der gestrigen Reichs- tagöersatzwahl >m Kreise Thorn-Kulm-Briefen wurden bis jetzt gezählt für ReichSbankvirektor Ortel-Thorn (nationalliberaler Kandidat aller Deutschen) 8115 Stimmen; Redakteur Brejski-Thorn (Pole) 8375 Stimmen und Arbeiter Svemski-Posen (Soz.) 654 Stimmen. Die Ergebnisse auS 85 Landbezirken stehen noch auS. * Zur Landlagswahl iu Schwarzturg-Ruhslftatzt wird unS gemeldet, daß am gestrigen Tage nicht 7, sondern 8 sozialdemokratische Kandidaten siegten. Damit verfügt die Sozialdemokratie über die Hälfte der Mandate de- Land tag«. Sonst wurde» gewählt 2 Liberale, 2 Landwirts- bündler, 1 Konservativer. Um die 3 weiteren Mandate wird in Stichwahlen gekämpft werden, bei denen in zwei Wahlkreisen die Sozialvrmolratie ebenfalls beteiligt ist, wäbrend bei dem dritten Wahlkreis, in dem sich für die Stichwahl zwei bürgerlich« Kaodidaten geaenüberstehen, wahricheinlich eine UngiltigkeitSerktärung deS gestrigen Wahl aktes erfolgen wird. * Zur LandtagSwahlbeweguu- im 6. städtischen Wahlkreise (Freiberg-Tharan vt-W ilSvruff) wird uu« au« Frei berg . lchriebrn: In einer in Tharandt von der nationallibe ralen P «ei veranstalteten Wählerversammlung, worin der bis herige LandlagsabgeordneteHerr Schneidermeister und Stadtrat M. Braun sprach, waren auch die beiden Gegenkandidaten erschienen, der Kandidat der Reformer, Konservativen, MittelnandSbündler und Parteilosen Herr Ahlhelm-DreSden und dec sozialdemokratische Reich-taaSabgeordnete Herr Schulze-Coflebäude. Beide Gegner griffen m die Debatte rin. Herr Ahlhelm erklärte, daß er nicht erschienen sei, um sein Programm z« entwickel», soudern er wolle beobachten, berichtige» und beschwichtigen. Eine von ihm vorzebrachte Berichtigung brachte denn auch gleich eine große Ueber- rafchung. Al« er sich nochmals dagegen verwahrte, daß er vom Bund« der Landwirte vorgeschoben worden sei, stellte er -- der Kandidat der Konservative», wenigsten- nach dem Wahlaufruf — fest, daß »um „mit den hochkonser vativen Anschauungen keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervorzulockeu vermöge." Was werdra di« Konservativen nun zu dieser Aeußeruog de« reformerischen Kandidaten sagen? Ein großer Teil der Konservative» dürfte auf diese« Beke«»1«i- hi» sich jedenfalls von der Wahl fern halte» oder für den mit de» Verhältnissen im Wahlkreise auf genaueste vertraute» Herrn Stadtrat Brann eintreten. » . * Verlin, 8. September. * Ter Vormarsch i« kützwestafrtka. Es wird amtlich gemeldet: Die zum Angriff gegen Hendrik Witboi versam melten Truppen haben am 25. August den Vormarsch ange- treteu. Die Abteilungen Estör ff »nd Lengerke erreichten nach der Säuberung de- Nananib- und Harnonn-Pla- teau- die Linie Kleinsontciu - EhamiS. Der Marsch über die mit Fel-geröll bedeckte «nd vvn tiefein- geschuittenen Schluchten durchzogenen Hochfläche war außer ordentlich schwierig. Die Truppen fanden tagelang kein Wasser und mußte» daher teilweise die Pferde zum Tränken nach dem Leberflnß zurücktreibeo. Bon der Front wichen mehrere kleinere Hottrntottenbanden zurück. Eine stärkere, auf etwa 150 Reiter und 200 Fuß gänger geschätzte Bande mit zahlreichem Vieh überschritt die Linie Gorad-Duwisib in nordwestlicher Richtung und wandle sich in der Höhe von Nam nach Westen. Sie wird vom untern Gorab aus durch die Abteilungen Märcker und Meister unter dem Befehl de« Majors von Meister verfolgt. Die Abteilung Koppy, verstärkt durch die siebente Batterie der Abteilung LampertS, marschiert von Numi« über Namtob auf die Sinclair-Mine zur Säuberung de- TiraSgebirge« und der Äruabberge. DaS Haupiquartier befindet sich unter Bedeckung der Kom pagnie Ritter und der zweiten Kompagnie dr« Regiments Nr. 1 in ChamiS. * Tic Flcifchiiot hat eine bemerkenswerte Nebenwirkung gehabt: Den MittelstanvSpolitikern geht nämlich langsam ein Licht auf, wie intensiv eigentlich die heftig proklamierte Mittelstandsliebe des Bundes der Landwirte »st. Und die doch auch gewissermaßen zum Mittelstände ge hörenden Fleischer haben den Bundlern erst reckt Un- bequemlickkeiten bereitet, indem sie dirett von „Agrariennacbe" in Beziehung auf die Fleilcknot sprechen. Es ist nicht unw.ckng, hieraus besonder« binzuweisen, da ja gerade ,n Lacksen immer wiever Versuche unternommen werden, um eine Jnier- essengemeiiischajt mit dem städtischen Mittelstände als vor handen hinzustellen und dadurch Stimmen an« Handwerker kreisen für agrar-konservative Zwecke zu gewinnen. Ein einfacher Budgctüberschlag der HauSbattungevorstände wird in diesen bösen Tagen darüber Auskunft geben, was unter einer solchen Jnleressengemen,schäft zu verstehen ist. — Der Kaiser begab sich vormittag- 8' , Mu im Anio- mobil über Ganzenbrim—Obereschbach von Homburg nach dem Paradrs»ld« bei Niedrrffchbach. Die Kaiserin fuhr mit brr Mronvkiazcffin ebendahin per Wagen, r«kortiert von einer Eskadron de« bayerischen Ulanenregimente» „Kaiser Wilhelm ll.'' Auch der Kronprinz, sowie di« übrigen hier wei lenden und an der Parade teilnehmenden Fürstlichkeiten und Prinzen b»gab«n sich dorthin. La« Wetter ist trübe; r« regnet leicht. — Prinz Heinrich der Rirderlaudr. der Gemahl der Kvnigiu Wilbelmina von Holland, wird vm 14. d. M. i» Aachen Eintreffen, um in Begleitung de« diesigen nieberlündtschen Konsul«, Baron« von Pelser-Beren-berg. eine Automobiliahrt Lurch die Eifel za tutternrhmen. Bet dieser Gelegrnhetl soll auch die Urfttalsperr« besucht werde». — Ter Minister be« Innern, v. Beth mann-Hoklweg. ge- beakt in der uükhsten Woche den NegterunaSbezirk Polen za besuchen. Der Besuch aiU i« wesentttch»» der Brsichtigaag der deutschen BnsteLlungSgüter. — L«r Provst Joseph S1agr»e»ya«ki aa« Schablowitz ist am 6. d. Mts. in Gneiru geüoiben. Er war et« bttaanter pol- aischer BolttschriftsteUer, feiner Zeit Redakteur periobifcher religiös«! Zritfchriftra, tzerau«g»bn »oa Prediger- «nd volwfchriitea. — D»r Brr»,n dr«tfch»r Straßeabaha- and Kl,t,- baha-Brrwattuagea hat sich auf itznurd »i»«S Nrfnat« sttm«
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