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Dresdner Nachrichten : 19.03.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189503193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18950319
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18950319
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1895
- Monat1895-03
- Tag1895-03-19
- Monat1895-03
- Jahr1895
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 19.03.1895
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4Ü. Jahrganq. I^Ul t Ilolllffluff Drenclen-dl. 112 I»'vr>i«nrntII, 2IVV. I?'.»tunfr«»« I^r«»U». x 5Iri! prämiirl. 7L.ttO 8t. in k'uiwlwn P^M Mosel» LöräsW ^Lieke-stpi«» >n. ilol'i' l.>if'oi><!.^vruu^. >.«v»!Ui. kvklia«»» »»od»<Io8. I 1895« 8«»t«,1'!»ok-u.Lr- frl»okunx»sv1^nlr, «»»»«»»»«>»,,»»», »»,»» » sl»»»u»»r»-rd. NküllMI! M71M I» »«»,,»>«>>>.!»»»»>»,»k> d. U»ri4»»« tvri8<i»,> ,-ILI«UI< I»«n -INl k< I»on -Ilttulioln n -8«liuli< lum iteiMiiil I ül'lilll, kUlriM.iö /ile Lee/tnisc/ten IVaaren -^ AflülelMÜnnIleliBege: ekirnru. In-ctrinuonte. <»tl,o>,m>. ttarsotn, Icllnntl. Olic-äer, t1>>rmii>ln>stör, Orm-Ii- diHttl-iM». .»»ttormiiit/eu. I.'uI'IiinllO», slninnii- Voi bima-'totlt! »i>I>i»ritlo in»! niltör, " lk- . ' ,1.,-,, »°«°n ciummisakrilr l-UPvIt. Lspl!jVein!8ell!ieli.UIl'vliipe1ei'8li'S88e 8. ntrüinplc-, Voi bunckictollc! at>-. I--rttqt ktlllu«! äl^ ReichStagSnbg von Schorlenier-Alst f. .Hofnachrlchten. Bisiiiaickdeiikmal. Reichsveriasslliigsändemng, I Vermuthliche Witterung: IO «rrT« »o» NadelarbeitenauSstellung, Tabakarbeiterversaninilung. Pctrikirche» Eoncerl, Ein Bild des Kaisers. j Borwiegend trocken, wärmer.! Kv» VtttTH» Seiten Schorlenier's eine Spaltung drvlitc. ilm als einen alten reiste An die geehrten Leser! Bei der bedeutenden Auslage der „Dresdner Nachrichten" ist es nothwendig, die Aekeltungeu auf das zweite Vierteljahr 18V5 bei dem betreffenden postamte sofort bewirken zu wollen, da andernfalls auf ungestörte Fortlicfcrung bez. rechtzeitige Neulieferung des Blattes nicht gerechnet werde» könnte. Die Bezugsgebühr beträgt bei den Aaiserl. Oostaiistalten veutscben Aeichsgebiet vierteljährlich 2 Mark 75 Af., in» in Oesterreich-Ungarn 2 Al. 53 Kr. und in, Auslande 2 Mark 75 "Zkf. mit entsprechendem Oostzuschlage. Alle Postanstalten im Deutschen Reiche, m Oesterreich- Ungarn und im Auslande nebinen Bestellungen auf unser Blatt an. Für Ztreodt« nimmt die Unterzeichnete Geschäftsstelle während der Dienststunden Bestellungen auf das nächste Nierteljahr zum Preise von 2 Mark 50 Af. (einschließlich Bringerlohn) entgegen. Neu- »nd Abbestellungen, sowie die Anzeigen über erfolgte !tOol»n»igSver«nderungen in Dresden, wolle man entweder persönlich anbringen oder schriftlich — nicht durch Fern» piccher — an die Geschäftsstelle gelangen lassen. Stschäflsllrllt der „vrtsdnrr Ilachrichltn^, Marienstraste 38, Erdgeschoß. Politisches. Wenige Monate vor Bollendung seines siebzigsten LebenS- tchres ist Freiherr Burghard von Schorlcmer-Sllst an den Folgen eines langwierigen Herzleidens verschieden. Er war einer der letzten hervorragenden Veteranen aus der Zeit des Kulturkampfes: sein Name war in den siebziger Jahren im katholischen Volke so populär wie der eines Mallinckrodt, eines Windthorst, eines Reichen- ipcrger, und unter den katholischen Bauen, genoß der „westfälische Bauernkönig" eine Verehrung, die keinen Augenblick erschüttert werden konnte, auch dann nicht, als er zu den neuen Männer» des Zentrums, den demokratisch gesonnenen Nachfolgern der schwarzen Perle von Meppen, wiederholt in schroffen Gegensatz trat und von den Lieber und Genossen wegen seiner nationalen und konservativ-agrarischen Anschauungen heftig angegriffen wurde. Freiherr v. Schorlemcr-Alst gehört zu den wenigen Ecntrums- männern, die sich aufrichtiger Sumpathien in den Reihk» der nationale» Parteien z» erfreuen hatten, nicht blos seiner vornehme», ritterlichen Natur wegen, die er niemals verleugnet hat, selbst nicht in den heißesten Tagen des Kiilturkampses. wenn er den illtramontanen in seiner schneidigen und schlagfertigen Weise die Sturmiahne vorantrug; sein edler Patriotismus war es vor Allem, der ieinen politischen Gegnern jederzeit Achtung und Anerkennung eingeffößl hat. Er bewies stets ein unbeugsames Rückgrat: nie hat er sich den reichsseindlichen Demokraten und Partikularisten 'einer Partei untergeordnet und in seiner Liebe zu seinem deutschen Vaterlande durch die internationalen »nd anti nationalen Strömungen des ultramontanen Klerikalismns beirren lassen. In hohem Maße, wie kein anderer Eentrumsführer, besaß er das Vertraue» des Kaisers und der Regierung: noch vor wenigen Wochen wurde ihm die Ehre zu Theil, von Kaiser Wilhelm in Privataudienz, wie man annehmen durste, zur Be sprechung der schwebenden wirthschaftSpolitischen Tagesfragen, empsangen zu werden, und nur seine Krankheit verhinderte ihn, an den Berathnngen des preußischen Staatsraths, dem er seit 1885 augehörte, theilznnrhmen. In allen kirchenpolitischen'Fragen hat Freiherr v. Schorlemer bis an sein Lebensende treu z» dem Eentrum gehalten. Noch ans der vorjährigen allgemeine» Katboliken-Bersnmmlung in Köln er schien er trotz Alter und Kränklichkeit, um unter dem stürmischen Jubel seiner Parteigenossen Zeugnis; abznlegen, daß er in diesem Sinne zur alten Fahne stehe. In den eigentlich politischen Fragen aber war er von jeher der angesehenste Vertreter der arislokratisch- konservativen Richtung Mehrfach drohte unter seiner Führung eine Secession der nationalgesinnten Elemente, die sich nicht durch die Eentrumsdemokratie bei der Entscheidung über wichtige wirth- ichastliche und militärische Fragen in eine unfruchtbare Oppo sitionsstellung drängen lassen wollte». Freiherr v. Schorlenirr ist einer der wenigen Centnimssührer gewesen, die ultrnmontane und deutsche Gesinnung miteinander zn vereinige» wußten: kam es zu Kvnsliklen, so trug bei ihm sein warmes Empfinden für Vaterland und Nation den Sieg davon. Bemcrkcnswerth war die Be grüßungsrede. die er im Jahre 1891 aus dem Tanziger Katholiken tage hielt. Mit starkem und ungewöhnliche», Nachdrucke wies er damals aus das „doppelte" Band hi», welches die Katholiken ver einige: der Liebe und Verehrung zum Papste stellte er mit besonderer Betonung die Liebe zum Vaterlande und die Ehrfurcht gegen den LandeSherrn, der unverbrüchlichen Treue gegen Rom dieselbe Ge sinnung gegen Fürst und Vaterland, für Kaiser und Reich zur Seite. Wenn jemals, so hob er heivor, ein Feind einen frevel haften Einbruch in das Vaterland unternehmen wollte, so würden die Katholiken mit den anderen Bürgern in erster Linie stehen, »m Thron und Monarchie, nm die Größe des Vaterlandes zu ver- theidigen. Der Geist Windthorst's sprach sicherlich nicht aus dieser Versicherung der unerschütterlichen Treue zu Fürst und Vaterland, zu Kaiser und Reich. Nicht Unrecht mögen daher die demokratisch- klerikalen CentrumSblütter gehabt haben, wenn sie. sobald von Gegner Windihvrst's zu verdächtigen suchten, der diesem das Lebe» oft verbittert habe. Blättern vom Schlage der „Germania" galt der steisnnckige westfälische Banernbaron von jeher als der „Nörgler im Eentrum". Je mehr seine Partei nach Windthorst's Tode, unter der Führung des Mußpreuße» Lieber. Neigung zeigte, Hand in Hand mit Eugen Richter die Bahn der gemeinsamen Opposition iiinrzuhalteii, nm so nachdrücklicher belkenerte und bethütigtc er seine streng ronaiistiichc und konservative Anschauung. Fast demon strativ rief er im Jahre 1892 in Dortmund aus: „In der Treue für Kaiier und Reich, für König und Vaterland lassen wir u»S von Keinem übertresfen." Entschieden nnl»» er damals zugleich gegen die Forderung der römischen Kurie Stellung, daß die Katho liken auch auf dem Gebiete der Politik die Unfehlbarkeit des Papstes anzneikennen hätten. Nicht minder energisch trat er für die Mililärvorlage ein. Rach der ReichStngsauüöjuna ließ er neben dem offiziellen Eentrunisaufruf einen bcwnderen Wahlauf ruf erscheinen, in welchem die Sicherstellung des Friedens durch die Erhaltung einer für die Bertheidignng unserer Grenzen und den Schutz unseres Vaterlandes hinreichend starken Armee verlangt »nd die Erwartung ausgesprochen wurde, daß die EentrnniS nbgcordneten sich die freie E»tsche!dnug darüber Vorbehalte» sollte», was sie im Interesse des wahre» Wohles des Vaterlandes für gnt und zutreffend erachten. Zugleich nahm der westfälische Banernkönig kräftig Stellung gegen die Eaprivi'sche Manchester- Politik. „Wir wollen", so hieß es in dem Schorlcmer'schen Ausruf, „als freie deutsche Staatsbürger frei »iisercn tatholischen Glauben ansübe» können, wir wollen aber auch als Bauen, wie unsere Vorfahren im Besitze nnserer ererbten Höfe bleiben und unser be drohtes Eigenthum nicht ohne den erbittertsten Kampf uns nehmen lassen." Freiherr v. Schorlemer war einer der verdienstvollste» Agrarier des Westens. Der westfälische Panernvercin, der z» den ersprießlichsten agrarischen Schöpsnngen gehört, ist sei» Werk. Er hat sich aber nicht blos als ein uiierniüdlichcr Vorkämpfer der In teressen dcS Bauernstandes bewährt, er ist auch jederzeit mit seiner lebhaften Wärme und Schneidigkcit für die Bestrebungen der Handwerker und kleinen Gewerbetreibenden, mit denen er sich solidarisch fühlte, cingetrcten. Tie zahlreichen sozial-politffchen An träge. mit denen das Centruni in den letzten Jahre» die Lage des Mittelstandes in Stadt und Land z» bessern und zn fördern suchte, sind z. Th. der Initiative Schorlemer's ;» verdanken. Von der parlamentarischen Thätigkeit hat sich der Verstorbene in dem letzte» Jahrzehnt mehr und mehr zurückgezogen. Seit 1876 war er Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses. 1875 wurde er auch in den Reichstag gewählt. Zeh» Jahre später legte er sei» Reichstagsmandat nieder, angeblich aus Gesundheitsrücksichten, in Wahrheit wohl mehr wegen der tiefgehenden Meinungs verschiedenheit. die zwischen ihm und Windthorst in wirthichast- lichen Fragen eingetreten war. Infolgedessen verzichtete er auch im Oktober 1889 auf sein Mandat als preußischer Abgeordneter. 18!>6 wurde er von Neuem in den Reichstag gewählt, ans dein er ein Jahr darauf freiwillig wieder ausschied, «seit einigen Jahren war er in das preußische Herrenhaus berufe» worden. Wegen seiner Verdienste nm die Interessen der katholischen Kirche war er früher von Pins IX. znm päpstlichen Keheimkämmerer emnnut worden. Ein Sohn des Verstorbenen ist der konservative Kan didat in, ff. sächsischen städtischen Landtagswahlkreise (Bischofs werda-Großenhains. -ernschrcib- und ^rrnsprech-Briichte vom 18. März. Berlin. Reichstag. Aus der Tagesordnung steht der Kolonial-Etat. — Ter Reserent Prinz Arenberg bemerkt unter Anderem über die in der Kommission gestellte Frage, ob Biircau- kratismus oder Militarismus, eS sei der Wunsch ausgesprochen worden, daß in Ost Afrika der Gouverneur oder mindestens doch sein Stellvertreter dort sein und dem Eivilstand angchören müsse. Angesichts der nothwendig gewordene» Expeditionen scheine aber doch festzustehcn, daß der Gouverneur selbst ein Militär sein müsse. Aus de» eigenartigen Verhältnissen Ost-Afrikas habe die Kommission folgende zwei Schlußfolgerungen gezogen: 11 Die Schutztrnppe müsse sich unter Verzicht auf Kricgsrnhm streng innerhalb der Grenzen ihrer polizeilichen Aufgaben bewegen und nur mr Ord nung und Sicherheit sorgen und 2> müsse das Auswärtige Amt nicht nur die formelle, sonder» auch die materielle Verantwort lichkeit für die Schutztruppe in vollem Umfange übernehmen. Von Wlßmann stehe jetzt fest, daß er keineswegs unwirthschastlich ver fahren ist. Referent berichtet dann ausführlich über das Verhalten deS Gouverneurs v. Scheie, weshalb derselbe seinen Abschied habe nehmen müssen. Einmütbigcr Wunsch der Kommission sei, daß eine Hinanskommandirlmg von Offizieren zur Schntztruppc nur erfolge im Einvernehmen mit der Kolonial-Abtheilung im Aus wärtigen Amt und nach Maßgabe ihrer zn diesem Zwecke vor erworbenen Kenntnisse, und femcr wünsche die Kommission, daß die Auswahl der Gouverneure nur erfolge, unter Verantwortlichkeit der Kolonial-Abtheilung, nach ihrer Tüchtigkeit und Brauchbarkeit. Uebrigens hat sich die Kommission, da sich der Vertreter der Kolonial- Abtheilung auf die bekannte Kabinetsoihrc berief, aus den Stand punkt gestellt, daß nunmehr der frühere Zustand wieder hergcstellt werden soll. — Abg. Richter (freis. VolksP.): Unsere Erfolge in Ost-Afrika entspreche» keinesfalls de» anfgewandten Mittel». Alles zuiammen gerechnet hat uns Ost-Afrika ichon -16 bis 56 Millionen Mark gekostet, davon dem Reiche unmittelbar ff6 Millionen Mark. Dabei beträgt unsere ganze Ausfuhr nach Lst-Asrika kaum 2 Mill. Mark, noch nicht den -16. Theil unserer Ausfuhr nach Argentinien. Wir Haber, überhaupt nur ein paar Ausfuhrartikel nach Ost Afrika. Das Erfreulichste ist die Ausfuhr von 169.666 Mark Flaschenbier. (Heiterkeit). Noch viel geringer ist unsere Einfuhr aus Ost-Afrika, nur -1.329,666 Mark, darunter hauptsächlich Kautschuk- und Erd nüsse. Das Gesetz von 1891. das man jetzt auch auf West-Afrika ausdchnen will, hat erst den jetzigen Dualismus von Militär- und Civilverwaltung geschaffen. Bei uns kann wenigstens der Landrath den Gendarmen einen Verweis ertheilen, in Ostafrika haben die Civilbeamten einem Militär gegenüber gar keine Gewalt, infolge dessen bleibt auch der kenntnißreichste Afrikaner als Militär einem Anderen unterstellt, der von hier aus ohne Kenntnisse, aber mit einem höheren militärischen Grade dorthin geschickt wird: wie diese Rangabstusungen ihren Einfluß ausübcn, zeigen in Tar-es-Salac»» die marmornen Waschtoilcttc» der Hauptleute im Gegensatz z» den hölzernen der Leutnants i Heiterkeit), ferner das Reglement bei der dortigen Zollverwaltung, wonach die Europäer einzetheilt werden in bessere, gewöhnliche und Gouvernements-Treiber (.Heiterkeit) Die vielen Expeditionen haben nur die Ordnung und Sicherheit gestört. Als noch die Araber das Heft dort in der Hand hatten, man in Ost-Asrika viel sicherer. Wie Herr v. Scheie zu dem Zug gegen die Wahehes gekommen ist. ist nicht recht klar. Er scheint sich aber direkt an den obersten Kriegsherrn gewendet zu ^ ^ , v- ^ enehmigung erhalten zu habe», ohne daß der Chef der Kolomal-Abtheilung und der Chef des Aus- üö haben und da scheint er die Genehmigung erhalten daß der Chef der Kolonial-Abtheilung und de wärtiaen Amtes auch nur gefragt worden wären. Dieser Lug hat eine Etatüberschreitung von 566,660 Mark zur Folge gehaK, ohne daß die Expedition einen dauernden Erfolg gehabt hätte. Kein Wunder, daß sich bei solchen Verhältnissen ein Größenbewußtsein bei Herrn v. Schele entwickelte, so daß er sich nur dem Kaiser, ich meine natürlich nicht den von der Kolonial-Abtheilung (Heiter keit» nnterslellc» wollte. Herr v. Scheie hat ja gehe» müssen, aber eS bleiben noch immer der Dualismus und die Schablone. Helsen kann da nur eine mehr kaufmännische Verwaltung. Man will Eisenbahnen, aber was nützen die. wo kein Güterverkehr ist Jetzt taucht auch das Projekt einer afrikanischen Eentrnlbahn an» wahischcinlicl, wohl nur, nm den Herrn Schatzsekretär zu ironisiren, der von Verminderung der Schulden durch Verzicht auf Anleihen sprach. Das frühere Argument. Unterdrückung des Sklavenhandels, scheint jetzt ganz in den Hintergrund zu treten. Die Verguickung von mirthschaftlichen und religiösen Interessen kann ,a auch nur nachtheilig sein. Hier sollen wir Millionen aus geben nnd dabei fehlen »ns die 100- bis 200,006 Mk.. die wir manche», um das Gehalt der Landbriefträger im ganzen Deut schen Reiche im Maximum aus 1060 Mk. zu erhöhen. Je weniger Attika, desto besser. — Direktor der Kolonialabtheilung Kayser: Herr Richter bat uns die Kosten unserer Kolonialpolitik vorgerechnet »nd dabei auch die Ausgaben für die Postdampser und die Sta tionäre an der ostafriknnischen Küste mit in Rechnung gestellt. Aber die Stationäre würden wir an der ostasrikanische» Küste schon »in deswillen ballen müsse», weil dort auch letzt noch erhebliche deutsche Interessen in Betracht kommen und ferner ist cs sicher, daß uiisere Kolonien für die Dampfer nicht gleich in den ersten Jahren den Nutzen habe» können, den man für später von ihnen erwartet. Auch die Rechnung des Abg. Richter über den Waaren- vcrkebr unserer Kolonien mit Deutschland ist eine falsche. Rechnet' man den Verkehr aller Kolonien zusammen. io kommen doch schon immer 18 Millionen heraus Speziell in Bezug aus Oftafnka herrscht in England kein Zweifel daran, daß wir unsere Nachbar- kolonie weit überflügelt haben. Ob BureankratismuS oder Mili tarismus. darauf kommt es überhaupt nicht an. sondern daraus, daß der richtige Mann an der Spitze steht imd den za finden, ist allerdings schwer. Kein Zweifel ist ferner daran, daß wir eine gutdiscipiinirte Truppe dort haben müssen, eine solche Truppe ist doch auch ei» Kulturelement und die gute Organisation dieser Truppe beruht gerade aus dem Gesetz von 1891. DaS von Herrn Richter erwähnte Reglement existirt nicht. Hoffentlich kommt nun Herr Richter nicht noch mit den Waschschüsseln (Heiterkeit). Die Wahehe - Expedition hat jedenfalls das Ansehen des deutschen Namens, wenn cs 189) durch den Untergang der Expedition Zclewsli gelitten hatte, wiederhergestcllt. Am icde» Fall war die Cmvcditioii, Tank dem früheren Reichskanzler nicht ohne andere Reichs-Ressorts zu hören, genehmigt worden und zwar innerhalb der Grenze ieiiicr Zuständigkeit. Wenn der jetzige Reichskanzler die bekannte Kabinetsordrc extrahirt hat. so ist das eine Selbst- beschränkiiiig, von der ich allerdings nur glauben kann, daß sie heillain ist. Was die Verquickung von Religion und Wirthschafis- politik bei den Kolonie» anlangt, io kann ich nur sagen, daß wir dankbar sind für jeden Missionar, der dort thätig ist. Tic Missio nare sind eins der ersten Kulturelv»«»1e unseres Koloniewcscns, welches erhalte» bleiben muß. Wir lernen in unserer Kolonial Politik auch gern von anderen Ländern, aber wir werden auch da noch ei» Land der allgemeinen Wehrpflicht sein, das der Mitwick u»g von Marine und Armee in der Kolonialpolitik nicht entbehren kan». Wir haben Alles getlian, um dein Sklavenhandel und den, Sklavenrauh zu wehren, auch bereits mit Erfolg, wir werden auch nach wie vor das Missivnnrwesen dort fördern und auch der Spott des .Herrn Richter wird »ns davon nicht abhaltcn. — Abg. Graf Arnim (Reichsp.) vcrtheidigt die Kvlonialpoliük gegen den Abg. Richter: Ueber die großen Bah» Ban-Projekte denke auch er skeptisch. Er würde es für richtiger halten, wenn nur etwa eine kleine Bahn von 156 bis 200 Kilometer von Dar - es - Salaam aus vom Reiche erbaut werde. Er wünsche, daß der Reichskanzler fortan dir Kolonial-Pvlitik mit derjenigen Energie betreibe, die wir in den letzten Jaliren, wo Avatdic geherrscht habe, vermißten. Tire! tor Kapier bemerkte aus Anlaß einer Aeußerung des Vorredners, er erwarte nicht, daß England einseitig mit einer Einverleibung Witus in Sansibar Vorgehen werde, ohne sich der Zustimmung Deutschlands zu vergewissern. Eine Verfügung des Gram» Eaprivi. daß v. Schele nur von ihm, dem Reichskanzler, Weisungen c»i gcgenzunclnnen brauchc, sei »ich! erlassen worden. Andernfalls wurde er, Redner, selbst haben erklären müssen, daß er den ihm ob liegenden Ausgaben nicht würde genügen können. - Abg. v. Voll mar (Soz): Es sind bei uns noch so viel Knltlirniifaaben zn lösen, deshalb nnd weil bei uns der Militarismus die Finanzen so sehr zerrüttet hat, glauben wir nicht, daß die ictzigc Zeit ffir uns die geeignete ist zu überseeischen Abenteuern. Bei der Be Handlung der Eingeborenen scheint der Grundsatz maßgebend :n sein: Der Neger ist ein Thier. 'Nach dem Berichte des Hanp! manns Herold scheine die Peitsche als Hohcits Attribut angesehcii zn werden. Redner führt eine Anzahl von Mißhandlungen Ein geborener an und behauptet, daß der Sklavenhandel namentlich i» Pangani und Togo fortbestehe. — Direktor Kanicr bcsttcitcl^dies und meint, daß auch die übrigen von Vollmar anigciülntc» Fälle offenbar Ränbergeichichteu seien. Tie Kolonial Gerichte sprächen in durchaus sachlicher Weise Nechi. An' die Anzeige» »ich! ganz zweifelfreier Personen, reisender Engländer oder Franzosen, kann man nur mit Vorsicht eingchen. In Bezug an, die Sicherheit der Handelsstraßen haben wir bereits Bedeutendes «rreichl nnd nnd iinabläjsig bcnuiht. diese Verhältnisse weiter zu.bessern. - Abg. v. Salisch (koiis.) rechtfertigt de» Zug gegen die Wal,che. Tic Kolonien jetzt ansziigebcn, wäre eine Schmach für den deutschen Namen. — Wetterderatlning morgen. Berlin. Wie verhüttet, Hai der Kaiser betreffs der Ehrung des Fürsten Bismarck auch die Prägung von Münzen in Aussicht genommen. * Berlin. Tic „Berliner Korrespondenz meldet Nach Bestimmung des Kaisers weiden »in 1. Avril zur Feier deS 8> Geburtstages des Fürsten Bismarck die Reichs und Staatsgcbändc beflaggt. Berlin. Ter deutsche Botschafter am russischen Kaisechvic General v. Werder, ist von scineni Posten abbernsen worden. Tns Gerücht. daß Graf Herbert Bismarck zn», Nachfolger ernannt wer den würde, tritt in Petersburg von Neuem und verstärkt auf. Man nimmt an. daß seine Ernennung am 1 April erfolgen werde;
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