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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.07.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190407104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19040710
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19040710
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-07
- Tag1904-07-10
- Monat1904-07
- Jahr1904
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.07.1904
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vezugS-VreiS 1» b« Haupterpedition oder deren Ausgabe« stelle» ab geholt: vierteljährlich ^tz 3.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Hau» -sl 3.75. Durch die Post bezogen für Deutsch» land u. Oesterreich vierteljährlich >tl 4.50, für die übrigen Länder laut ZeitvnyspreiSliste. Uedaktta»: JohanniSgasse 8. Sprechstunde: 5—6 Uhr Nachm. Fernsprecher: 153. GLtzeHttta«: JohanniSgasse S. Fernsprecher: 222. Ailialtrpeditiane«: A l fr e d Ha h n, Buchhandlg., Universität»str.S (Fernspr. Nr. 4046), L. Lösche, -atharinen- straße 14 (Fernsprecher Nr. 2935) u. LvnigS- Platz 7 (Fernsprecher Nr. 7505). Haupt-Filiale Dresden: Marienstraße 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: CarlDunck e r, Herzgl.Bayr.Hcsbuchbandla., Lützowstratze lOlFernsprecherAmtVI Nr.4603.) MpMer, T agMaü Anzeiger. Amtsblatt -es Hönigkichen Land- «nd -es Hönigkichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Aales ««- -es Nolizeiamtes -er Lta-t Leipzig. Anzeigen-VretS die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem RedaktlonSstrich (»gespalten) 75 nach den Familiennach- richten (6 gespalten) 50 Labellarischrr und Zissrrnsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Ossertenannahme 25 Extra-Betlagen (gefalzt), nur mit der Morgen »Ausgabe, ohne Postbrsdrderung 60.—, mit Postbeförderung 70.—. Anuatzmeschlutz für Suzeigeu: Abend-Au-gab«: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittag» 4 Uh«. Anzeigen sind stet» an dir Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abends 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Pal) in Leipzig (Inh. vr. B, R. L W. Sltukhardt). Nr. 347. Sonntag dm 10. Juli 1904. 98. Jahrgang. Var Mcdtigrte vom Lage. * Das ErsteDeutscheGeschwaderist gestern früh vor Dover emgetroffen. Es wechselte Salut schüsse mit der Festung. * Die Nomination des Präsidentschaftskan didaten Parker durch die demokratische Konvention erfolgte gestern in St. Louis schließlich einstimmig. (Siehe Ausland.) * Der Dampfer „Smolensk" der russischen Freiwilligen Flotte ist mit 228 Mann Be satzung in Port Said eingetroffen. Ter Dampfer nahm Kohlen sogar in Säcken auf Deck. lvocdenrcdau. Die Zeit der sommerlichen Stille nach den großen sportlichen Glanzmeetings, nach Homburg und Kiel, denen man beinahe den goldenen Rahmen hochpolitischer Wichtigkeit verliehen hätte, ist eingctretcn: die Kaiser- <acht hat Kopenhagen bereits passiert und den Salut der dänischen Strandbatterien cntgcgengenommen; immer- hin trotz aller höfischen Konvention ein Beweis für die völlig geänderte Konstellation seit dem Tode der Dänen königin. Der dänische Kronprinz in Berlin, der Kaiser in Kopenhagen — zu Lebzeiten der Schwiegermutter Europas zwei Unmöglichkeiten. Vor großen politischen Ueberraschungen sind wir anscheinend geschützt — die Karthäuserangelcgcnheit, welche Combes mit seiner Flucht an die Oeffentlichkeit nach berühmten Mustern zu einer vielversprechenden Aktion auszubauschcn versuchte, ist im Sande verlaufen, wie ein Wässerlcin aus den Wildalpen im sterilen Sande. Der Hochsommer dörrt Land und Hirn aus und der Nachrichtcnsabrikant von Beruf beginnt bereits, seiner Phantasie die Zügel zu lockern: König Alfons soll an unseren Kaiser ein Hand schreiben betreffs Marokkos gerichtet, aber einen sehr ablehnenden Bescheid erhalten haben. Die „Agence Havas" und der New Aorkcr „Hcrald", unsere alten lieben Bekannten, werden den Stoff schön auffrisieren! Doch die sommerliche Hitze hat das heiße Blut der Irredenta zum Sieden gebracht, in Innsbruck, der uralten deutschen Feste a» der Heerstraße nach Welsch- land, das der Ucbermut und Unverstand schwarzlockigec und glutäugigcr Römerjungen heute als „Eniponte" in Anspruch nimmt, nachdem Triest und Fiume selbstver ständlich vor Gott längst zu Italien gehören, ist die Zett der Krawalle wieder ausgelebt. Als die österreichischen Unterhändler in Rom weilten, um die Vorbesprechungen für die Handelsverträge zu führen, hatten sie bereits Ge- legenheit, den Takt und Patriotismus der Römer von heute zu bewundern, die allen Ernstes sich in die Idee verrannt haben, wirklich in der Welt eine große, eine maßgebende Note zu haben. Alles Elend nationaler und wirtschaftlicher Natur aus den seligen Zeiten des Rö Bomba, deS Kirchenstaates, der unterschiedlichen Poten taten, die man Duca und Granduca hieß, ist angeblich mit dem Einmarsch durch die Porta Pia ins Meer der Ver gangenheit versenkt. Italia, il bc-IIo pgk-80, steht angeblich test geeint im Innern, in moderner Rüstung mit scharfem Schwert und gefülltem Säckel da, bereit, ihr gebietendes Wort im Rate der Völker zu sprechen, und Deutschland sowohl als Oesterreich, das verrottete Oesterreich voller Hader und Not, sollen froh sein, wenn Italien seine Treibundverpflichtung noch hält, wenn cs den alten Wechsel auf Sicht immer wieder indossiert — denn nach dem Zuge des Herzens gehört es an die Seite der Schwester, Frankreichs. Tas ist — man muß das offen sagen — die Stimmung des italienischen Durchschnitts, und diese Stimmung hat sich den Durchbruch bis zu den höchsten Stellen zu sichern gewußt. Die Leute vom Schlage der Prinetti, die ganze Demokratie Italiens — sic sind franzosenfreundlich bis auf die Knochen, und selbst den: König Vittorio Emanuclc ist dieses Gefühl nicht so fremd, als man nach seiner Berliner Reise annehmen mochte. Der Gang nach Paris ist ihm entschieden leichter geworden. Leider muß die leidige Rücksicht auf Handel und Wandel noch immer dieses Herzensgefühl zurück dämmen: Herr Giolitti weiß sehr wohl, daß Italien seinen wirtschaftlichen Aufschwung lediglich dem Rückhalt zu verdanken hat, den cs im Dreibund auch kommerziell besitzt. Ein Bruch mit Deutschland und Oesterreich — und Italien würde hülfloö im Schlepptau Frankreichs treiben, und von der französischen Liebe in Handelssachen hat Italien doch recht reichliche und häßliche Proben in den Jahren zu kosten bekommen, ehe sein Königspaar in ncugelcimter Freundschaft an die Seine fuhr. Daß die italienischen Hetzereien auf Oesterreichs Boden bei uns lediglich Gefühle erzeugen müssen, die nicht zum Vorteile unseres Alliierten jenseits der Alpen gereichen, könnte sich die Irrcdenta sagen. Soviel ist sicher — Triest in italienische Hände geraten zu lassen, wird kein deutscher Staatsmann dulden können, geschweige denn wird ein österreichischer Tiplomat hier nachgcben dürfen. Tabei vergißt Italien seine völlige Impotenz au ' item Felde der Auslandspolitik. Einige verlotterte üdamerikanische Operettenregierungen unter erheblichem Aufwande an Schlachtschiffen und Demonstrationen um einige Millionen zu erleichtern, ist just keine heroische Argonautentat. In Afrika ist der Lor beer schnell verdorrt in Äthiopiens Gluthitze und in China hat man noch immer trotz redlicher Mühe die grün-weiß-rote Flagge nicht zu hissen vermocht. In der Handelspolitik aber kann jeden Tag eine solche fatale Katastrophe, ein Adua für die Weinproduzentcn und Seidenspinner, eintreten und die Hetzer von heute würden ein sehr klägliches Gesicht machen, wenn das große Defizit im Staatssäckel wiederkchrte, weil man es für gut und weise hielt, sich mit zwei sehr guten Kunden im Export geschäft zu verfeinden. Eino Lektion in diesem Sinne würde die Hetze der Irrcdenta schnell verebben lassen. Handelsverträge, diese rein geschäftlichen Trans aktionen, sind eben heute die gewaltigsten und wichtigsten Motive für die gesamte Politik der Völker, und selbst Rußland, das so turmhoch, so erhaben über der ganzen europäischen Welt steht — will man den Prospekten wenigstens glauben, die jeder Anleihe voraus gehen —, hat sein gutes Herz gegen uns entdeckt und sendet in diesen Tagen keinen Geringeren als Herrn Witte, den vielgcwandten Finanzkünstler, der so manches Potcmkindorf gebaut, — weit, draußen in Ost- asien, wo die Millionen und Abcrmillioncn in der Tundra versanken, ehe der Schienenweg und die neuen Städte Wittcschcr Crcsccnz ihre glänzenden Monumentalbauten in der Sonne prahlen und prunken ließen. Eine Ent scheidung auf dem ost asiatisch en Kriegs schauplätze steht natürlich nach wie vor aus und ist in absehbarer Zeit nicht zu erwarten. Ge rüchte von belanglosen Plänkeleien, der Verlust eines japanischen Kreuzers sind kaum wichtig genug, sie in der Chronik der Woche zu verzeichnen. Wie sehr die gesamte Politik in der Welt in dem Zeichen der Handelsverträge, der Zolltarife steht be weist das Wahlprogramm, das nach dem Konvent der Republikaner zu Chicago nun von den De niok raten in Saint Louis, der Stadt, über deren Ausstellung die Augnre den Pleitegeier bereits seine Schwingen breiten sehen, ausgestellt ist. Freilich — es ist kaum mehr als ein akademisches Schriftstück, aus Not und Opposition geboren, das natürlich den Freihändlern Konzessionen macht, schon weil in Chicago die Trust- und Schutzzoll politik zur tknsora boöpltittiu gemacht wurde. Aussichten, den ehemaligen Rauhrciter Roosevelt aus dem Sattel zu heben, ibn, der den gesamten Imperialismus der Ver einigten Staaten so geschickt verkörpert, der im Vergleich zu manchem Botschafter und Gesandten sogar etwa? Im ponierendes hat, haben die Demokraten und Silberlcute wenig Aussicht — aber die Wahlkampagne wird darum mit Brausen und Zischen, Rattern und Fauchen der ge samten Maschinerie von New Bork und New Orleans an bis zum entlegensten County einsehen und dafür sorgen, daß kein guter Bürger zur Ruhe kommt, bis der letzte Zettel in die Urne gewandert. Man zahlt doch seine Steuern nicht umsonst, man kann seine Sensation ver langen! Uns würde Roosevelt als Präsident allerdings auch ferner eine sympathische politische Person sein, ob schon eiil Wechsel der Person nichts bedeuten würde für das System, das heute in den Vereinigten Staaten all- mächtig ist, und dieses System heißt Schutzzoll und Trust — zwei Tinge, die nur auf Kosten guter inter nationaler Handelsbeziehungen gedeihen können. Die Nomination in Chicago mit ihrem schutzzöüncrischen Programm, dem Einschwenken Roosevelts, dec in der Securities-Angclegenhcit eigene Wege gehen zu wollen schien, sollte gerade uns zu denken geben, die wir mit so vieler Liebe und Treue um Amerikas Huld werben. Nach einem Ja sieht die Chicagoer Nomination trotz ihm nicht aus. Aber Geduld ist ein feines Kräutlein, und wir können cs recht oft gebrauchen — nicht zuletzt in Süd westafrika, wo, nach den letzten Forderungen des Generalissimus von Trotha, cs noch gute, sehr gute Weile zu haben scheint, ehe der letzte Herero die letzte Flinte ausgeliefcrt hat. Auch in Peru, in des Waldes tiefsten Gründen am Acre, wo der Kautschuk in Hülle und Fülle wächst und daher die Begehrlichkeit »ordainerikanifchcr Syndikate, sowie die von ibnen ge setzten Regierungen nicht zur Ruhe kommen läßt, kriselt cs wieder trotz Protokoll und Friedenskonferenzen, nnd Brasilien scheint wieder tief in den Säckel zu fassen, denn dort ist bei der Geschäftskunde der Herren Militärs der Krieg ein ganz besonders teures Vergnügen — aber auf ein paar Millionen kommt es auf einem Kontinente, wo alles einen Schwung ins Geniale nimmt, nicht an l Man geht nach London zu Rothschild und spricht: Schreibe flugs! und treibt weiter moderne Politik, wie alle die Völker auf dem Erdenrund —- auf daß jede Woche ihre eigene Plage habe. Der Humana Oer Herero. Oberleutnant Han» Lechen» und Leutnannt v. wnrmb Der Oberleutnant der kaiserlichen Schutztruppe in Teutsch-Südwestafrika und Adjutant des Gouverneurs Obersten Leutwcin, Hans Techow,der Verteidiger von Windhuk, ist am 6. Juli zu Windhuk an den Folgen schwerer, durch einen Unglücksfall erlittener Ver letzungen gestorben. Hans Techow war ein Sohn des Senatspräsidenten des Obcrverwaltungsgerichts. Für Tapferkeit war er bereits vom Kaiser und vom badi- scheu Großherzog mit Orden ausgezeichnet worden. Einen weiteren Verlust meldet Hauptmann a. D. Dannhauer aus Okahandja. Leutnant von Wurmb, ein Jugendfreund des Kronprinzen, ist am Typhus gestorben. Der Kronprinz hatte sich öfters nach dem Befinden v. Wurmbs erkundigt-, jetzt hat er telegraphisch die Todes- Nachricht erhalten und den Eltern seine innige Teilnahme übermittelt. Leutnant v. Wnrmb war der älteste Sohn des Staatsministers von Sachsen-Weimar. Der rurrirch-japanstche Krieg. Line Niederlage de» General Aeller». Londoner Morgenblätter vom Sonnabend veröffentlichen eine Drahtung aus Liaujang, der zufolge ein heißes Treffen bei Loang stattgefunven hat. General Keller hatte mit 4000 Mann eine stark befestigte Stellung inne, deren Mittelpunkt 3 Pagoden bildeten. Er wurde um Mitternacht von den Japanern angegriffen, worauf sich ein blutiger Kampf entspann. Die Russen flüchteten schließlich in Unordnung und ließen 350 Tote auf dem Schlachtfeld zurück. Die Meldung klingt unwahrscheinlich, da die russische Zensur sic nicht durchgelassen haben wurde. Meldung General Shllinrkls an den Ariegsininifter. Wie General Shilinski dem Kriegsminister unter dem 7. Juli meldete, versuchten, Nachrichten aus Port Arthur zufolge, vier japanische Torpedo boote ani 2. Juli um 9 Uhr abends in den Hafen einzu dringen. TaS eine von ihnen sank unter dem Feuer einer Batterie beim Goldenen Berge, das zweite vor der Batterie, das dritte Torpedoboot verlor den Schornstein nnd das vierte entkam nnversehrt. Die Stimmung der Garnison ist vortrefflich. Täglich finden Scharmützel statt. Am 1. Juli nahmen die Russen 50 japanische Kundschafter gefangen. In Port Arthur sind reichliche Vorräte vorhanden. Das Torpedoboot „Leutnant Bu- karow" ist nach Port Arthur zurückgekehrt. Wie die Grenzwache berichtet, überfielen am Abend des t. Juli Chunch usen eine Streifwache bei der Station Si- pingai, 120 Werst nördlich von Tekin, und beschossen einen Militärzug. Der Angriff wurde znrückgeschlagen. Die Russen hatten keine Verluste. Ain 5. Juli wurde nördlich von der Station Mundansian, 20 Werst von Ningnta, ein Signalfeuer bemerkt. Eine in der Rich tung dorthin ausgesandte Streiswache entdeckte eine Chunchusenbandc von 15 Mann und zerstreute sic. Ein Cchnnchuse wurde getötet. Vsr Port Arthur. Eine Tschifuer Drahtung des „Daily Erpreß" vom 8. Juli besagt: Die japanische Armee unter Oku ist nun mehr noch fünf englische Meilen von Port Arthur entfernt. Heftige Kämpfe sink im Gange nnd die Japaner haben bereits zwei wichtige Außenforts eingenommen, halten auch mehrere Anhöbcn besetzt, ans denen Belagerungs geschütze aufgestellt worden sind. Alles ist bereit für den letzten Sturmangriff, der jeden Augenblick erfolgen kann. Togos Flotte ist' beständig tätig und hatte ganz neuerdings ein Treffen mit dem russischen Port Arthur-Geschwader. Anroki über -io Absichten Japan». Der Petersburger Korrespondent des „B.T." meldet: Einem aus japanischer Gefangenschaft entkommenen russischen Offizier sagte, wie Petersburger Blätter melden, General Kur oti: Die Absichten Japans erstrecken sich bisher auf die Besitzergreifung von der südlichen Mantschurei, die Einnahme von Port Arthur nnd Inka ns (Hafenstadt von Niutfchwang) nnd die Befestigung dieser Punkte. Rußland solle dann ver suchen, sie zunickzuerobcrn. Dazu wären, meint Kuroki, ge wattige Lpfer au Geld und Menschen, nämlich eine neue Armee von dOOOOO (?) Mann aus Rußland erforderlich. Tolstoi» Aufruf. Ein Telegramm der „Agcnce Havas" aus Petersburg meldet, daß dem „Nowvfti" der Straßcuverkauf entzogen wurde, weil das Blatt einen Brief feines Londoner Kon e spondenten veröffentlichte, in dem Graf Tolstoi anläßlich feines bekannten Aufsatzes über den Krieg beglückwünscht war. Japan» Aulturaufgabe. Daß Japan in der Durchführung des Krieges die Er füllung einer der Civilisation dienenden Mission erblickt, geht aus einer Auslassung des Ministerpräsidenten Katsura hervor, der den etnmS fernliegendcn Vergleich des Infelrciches mit dem Lande der Griechen zur Zeit der Perserkricgc macht. Diese bemerkenswerten Aeußerungen werden dem „Hamb. Korr." in folgender Meldung aus Paris übermittelt: „Die japanische Gcsandtsctxrft gibt in einer Note ein Gespräch des Ministerpräsidenten Katsura mit einen» amerikanischen Missionar wieder. Katsura erklärt auf das nachdrücklichste, Japan vertrete im gegenwärtigen .Kriege die Interessen der Gerechtigkeit, der Menschlichkeit, der Civilisation und des Handels. Die Lage Japans sei ähnlich wie diejenige Griechenlands zur Zeit der Perserkriege, als die Griechen für die Sicherheit des Landes und den Frieden Europas eintraten. Daß Japan sich seiner Pflichten als civilisierte Nation bewußt sei, erhellt daraus, daß cs ein B ü n d n i s m i t C h i n a entschieden zurückwics, weil es den sonst unvermeid- licken Ausbruch des FremdenhasfeS in China verhindern wollte." Deutsches steicv. * verlt«, S. Juli. * Junge und Alte über den preußischen Schulantrag. Zu dem ani 13. Mai d. I. im preußischen Abgeordneten haus gestellten Antrag, der auch außerhalb der schwarz weißen Grenzpfähle berechtigtes Interesse erweckt hat, schreibt die „nationalliberale Jugend" in ihrem Julihefte, daß in zwei wesentlichen Punkten ihre Befürchtungen nicht eingetroffen wären. Vom Zentralvorstande der Partei Hütten die Vertreter der nationalliberalen Jugend die Versicherung bekommen, daß die Vereinbarung der Landtagsfraktion mit den beiden konservativen Frak tionen ohne irgend eine weitergehende Verpflichtung für andere Fälle getroffen fei. Tic Neugestaltung des natio nalen Liberalismus, die das Ziel der Jungnational liberalen sei, lasse sich nur dann durchführen, wenn nian die Kartellvolitik fallen lasse. Durch die Erklärung des Zcntralvorstandes, daß die Landtagsfraktion bestrebt sein werde, der Simultanschule eine grundsätzliche Gleich berechtigung zu verschaffen, sei auch der zweite Vorwurf hinfällig geworden. Die Landtagsfraktion müsse auf Grund dieser Erklärung Gegnerin einer Gesetzesvorlage sein, die die Konfessions schule zur Regel erhebe. Wäre diese Ansicht, welche die Iunguationalliberalcn immer geteilt hätten, früher schon deutlicher hervorgehoben worden, dann wären die An griffe unterblieben. Tic Iungnationalliberaken fassen die Erklärung direkt als Korrektur an Wortlaut und Sinn des Schulantragcs auf, ob dieser Optimismus be rechtigt ist, muß sich ja zeigen. Wir fürchten freilich, daß nur ein Vcrkleisterungsversuch vorliegt. Zum Schlüsse betonen die Iungnationalliberalen, daß sie Einigkeit in der Partei haben wollten, wenn sie auch verlangen müßten, daß man ihrer Ansicht Beachtung schenke. Der ordentliche Vertretcrtag des Reichsverbandes werde sich mit den Grundlagen liberaler Schulpolitik zu beschäf tigen haben und dabei zum Heile des liberalen Gedankens die Ansck-auungen der Jugendbewegung berücksichtigen müssen. * Minister Budde über die Veamtenkonsumveretne. Der preußische Eisenbahnminister hat nach der „Saale-Ztg." unter dem 2t). Juni an sämtliche Eisenbahndirektionen eine Ver fügung gerichtet, in welcher er von neuem seine Stellung nahme zu den Konsumvereinen präzisiert. Er spricht eS dabei direkt als seinen Wunsch aus, daß der Warenbezug möglichst überall durch Vermittelung des Klein- und Zwischen handels vor sich gehe, und weist die Bediensteten der Staats eiseubahn zur Erreichung wirtschaftlicher Vorteile auf die Benutzung der Nabatt-Spar-Vereine hin. Die Ueber- nahme von Aemtern im Vorstand und AufsichtSrat eines Konsumvereins durch Beamte der Staatseisen- babnvcrwaltung soll nur noch in Frage kommen können, wenn für die Schaffung bczw. das Vorhandensein der Konsumvereine ein unabweisbare» Bedürfnis besteht. Solches Bedürfnis erkennt der Minister nur in drei Fällen an, erstens, wenn den Be diensteten in größerer Anzahl wegen weiter Entfernung ihrer Wohnstätten von den geschäftlichen Mittelpunkten (entlegene Kolonien bei RanHierbahnhöfen. Werkstätten usw.) die Gelegenheit zum Einkauf von Lebensmitteln und sonstigen Bedürfnissen des täglichen Lebens sehr erschwert ist; zweiten», wenn an den betreffenden Orten unverhältnismäßige Teuerungsverhältnisse nicht nur vorübcrgeher Art herrschen, und drittens, wenn zu befürchten ist, daß die Bediensteten anderenfalls Konsumvereinen beitreten, die tatsächlich nicht auf privatwirtschaftliche Zwecke allein gerichtet sind. In den beiden letzten Fällen aber wird ge wünscht, daß vor der Entscheidung die Kommunalbebörden befragt werden und auch dem zuständigen Regierungspräsi denten Gelegenheit zur Aeußerung gegeben werde. — Das klingt ein wenig anders, als uns erst vor wenigen Tagen eine „ofsiciöse" Korrespondenz die Stellung der Berliner Central-Behörde zu den Beamtenkonsumvereinen darzustellen versuchte. Danach sollte nämlich gar keine innere Berechtigung bestehen, uni bezüglich der Beamtenkonsumvercine irgendwie cinzugreifcn. Nun wissen wir nicht: war jene Auslassung wirklich offiziös, dann hätten wir die schönsten „Unstimmigkeiten" im preußischen Ministerium — oder war sie eS nicht, dann hätten sich die „Bert. Pol. Nacbr." ein Mäntelchen umgehängt, da» ihre Blöße nicht decken konnte. Das letztere wäre entschieden wieder tragisch zu nehmen — aber wir fürchten, eS wird mit den „Unstimmigkeiten" schon seine Richtigkeit haben * Bon Ser hmidcsrätlichc» bleheimmittelltstc. Die Per- ordnuug des Bundesrats über den Verkehr mit Geheimmitteln, die am 1. Mannar lOOl veröffentlicht wurde, ist nach Ansicht von beteiligten Fachleuten mangelhaft. Man behauptet, es seien beliebte Hausmittel in die Liste ausgenommen worden, während schädliche, der ^durpsnscherei dienende Mittel nicht berücksichtigt worden seien. Feste Grundsätze für die Beurteilung hätten anscheinend nicht bestanden, da sie weder bekannt gegeben noch aus der Lifte zu erkennen seien. Außerdem wird ver Vorwurf erhoben, daß vor der Aufstellung der Liste von den Fachleuten keine Gutachten verlangt worden .seien, man habe den Beteiligten ferner nicht die Beurteilung» gründe mitgeteilt und rechtzeitige Einwendungen dadurch unmöglich gemacht. Beschwerden seien nicht berücksichtigt worden. * Ans die Mirbachangelegenhett blickt der konservative „Reichsbote" mit Betrübnis: „Woran man im deutschen Volke überwiegend nach eine reine Freude gehabt hatte, schreibt das Blatt, das war an dem tal kräftigen, gefunden evangelischen stielst, der bisher in einer sicil, wo so viele unerfreuliche Erscheinungen das evangelische Bolt ver wirren und entmutigen, an dem Hos der Kaiserin geberricht bat und diesen nicht nur zu einem Borbild eines innigen deutschen Familienlebens, zu einer Stätte landesmütterlicher Fürsorge, soudern auch zu einem Hort des glaubenstrcurn Evangelium», zu einer Oase in dürrer Wüste gemacht bat. Nun haben die letzten Bor gänge aus dieses Helle Bild einen dunklen Fleck geworfen, wenn man auch — zur Ehre der Presse sei eS gesagt — so verständig
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