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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.10.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19051005019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905100501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905100501
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
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Bezugr-Pret- t> der Halptrxpeditw« «d« der« Au-gabn- stell« abgeholt: vierteljährlich ^ss L40, bet täglich zweimaliger Zustellung iss Haas vierteljährlich Durch uuser« aus ¬ wärtige« Ausgabestelle» »ab durch di« Post bezöge» für Deutschlaud und Oesterreich Vierteljährlich 4^0, sttr die übrig« Lä»d«r laut Zeituug-pret-list«. «ebaktio» m» Johauuisgaff« 8. Telephou Nr. ISS» Rr. «r. 117» verltn« »ebakttvn- - vurr« r BerÜ» »V 7, Dorotheeustraß« SS. Tetz 1, «r. »75. vrr-b»er «ebaktion»-Bureau: DreSde»»tz,KSmt«itzstr.2<tz T«t.tzNr.4S8». Morgen-Ausgabe. Mipüger. Tageblatt Handelszeitung. Ämtsklatt des Könige. Land- und des Königs. Amtsgerichtes Leipzig, des Aales «nd des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis di« ü gespaltene prtitzeiüe Lö Pf. Familie»» WohuungS- und Stellen- Anzetgen 20 Pf. Finanzielle Anzeigen, Geschästsanzeigen unter Text oder au besonderer Stelle nach Larij. Für das Erscheinen au bestimmten Tagen u. Plätzen wird kein« Garantie übernommen. Anzetgea-Annahme! Augustu-platz 8, Eck« Johaunisgass«. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geüffuet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Filial-Expedition: verli«, Lützowstr. 10 - - Dresden, Marieostr.S4. Druck «nd Verlag voo E. Polz in Leipzig (Inh. vr. iitz, R. L W. Kltnkhardt). Herausgeben Or. Viktor Kltnkhardt. Nr. SV7. Donnerstag 5. Oktober l90ü. 88. Jahrgang. Var Wchligrlr vom Lage. * Gß»t1tche de» Berliner verbände der Metsll > Andnftrtellen «ngehSrigen Firmen fchltetze« am 14. vttoder ihre Betriebe. Dadurch »erde» 12V90E Arbeiter ausgesperrt. (L. Letzte Dep.) * Der deutsche Botschafter in Pari- Fürst Radolin und der deutsche Gesandte Dr. Rosen waren heute beim französischen Rouvier zum Früh ¬ stück geladen, an dem sämtliche französischen Minister teil- nahmen. (S. Au-tz) * Di« Abreise de- Herr» vonLiadequist aus seinen neuen Gouerneurposten soll auf Wunsch ve- Kaiser- um zwei Wochen verschoben sein. (S. Letzte Nachr.) * Za Deutsch-Ostafrika erfolgten Angriffe auf die MisslouSstatiou Berlin I Jakobi. Die Missionare konnten flüchten. (S. Deutsche« Reich.) * Die Unterredungen de» französischen Botschaster» Jufferaud in Washington mit Roosevelt und Root über vielleicht nötig werdeude Schritte Frankreich- argen Venezuela ergaben vollständige Uebereiustimmung Frank reich- und der Vereinigten Staaten, die überzeugt sind, daß Frankreich im Falle einer militärischen Expedition au keine Gebiet-erwerbuugeu denkt. * Der Frirden-vertrag zwischen Rußland und Japan ist vom Geheime» Rat in Japan, der zusammen mit dem Mikado di« vollziehende Gewalt repräsentiert, ange- nomme» worden. (S. Au-lauv.) ZttomrGikkadNrsdgabeii. Die Frage der Erhebung von Abgaben auf deutschen Strömen, die eine Zeitlang von der polimchea Bildfläche ganz verschwunden zu sein schien, ist in diesen Tagen aus- neue aktuell geworden. Der Verein für Sozialpolitik, der kürzlich seine diesjährige Generalversammlung in Mannheim hielt, hat sich eingehend mit der Frage beschäftigt, wobei die Geister hart aufeinander platzte», und noch wichtiger ist jedenfalls die Konferenz gewesen, die iu den letzten Tagen de- abgelaufenen MooatS im preußischen Ministerium für öffentliche Arbeiten stattgesunden hat, und an der außer dem Minister v. Budde auch der Kinanzmiuister v. Rheindaben, sowie Vertreter der übrige» beteiligten deutschen Bundesstaaten, in erster Linie also auch Sachsen-, teilgenommen haben. Ueber da- Er gebnis dieser Konferenz verlautet bisher nichts, aber bei der bekannten Haltung, die Herr v. Budde bis jetzt in dieser Frage beobachtet hat, ist es geraten, sehr auf der Hut zu sein und. nicht nachzulassen in den schärfsten Protesten gegen eine Maßregel, deren Verwirklichung für die gesamte Volkswirtschaft Sachsen- die unheilvollsten Folge» Haden würde. Demgemäß haben denn auch die sämtlichen gewerblichen Vertretungen Sachsens sich sofort nach Annahme der reduzierten Kanalvorlage im preu ßischen Abgeordnrtenhanse (Februar d. I.) mit au-sührlichen Eingaben au die beteiligten Industrien gewandt und ihre schweren Bedenken geßen eine Erhebung solcher Abgaben geltend gemacht, und e- schemt jetzt sehr angemessen, diele Bedenken, di« völlig durchschlagend sind, von neuem hervorzuheben, denn der Verlaus der Dinge hat gezeigt, daß der Artikel 54 der deutschen ReichSverfafsung, den d»e Gegner der SchiffahrtS- abgabea für eia feste- Bollwerk gegen solche VerkebrSbestene- ruageu hielten und halten durften, von den Freunden der Abgaben durch eine gekünstelte Auslegung unterminiert zu werden droht. Nach Art. 54 Abs. 4 der ReichSverfafsung dürfen auf alle» natürlichen Wasserstraßen Abgaben nur für die Benutzung besonderer Anstalten, die zur Erleichterung de« Verkehr» bestimmt sind, erhoben werden und dürfen die zur Unterhaltung und gewöhnlichen Herstellung der Anstalten und Anlagen erforderlichen Kosten nicht übersteiaeu. Nach Sinn und Wortlaut diese- Artikel», wie nach seiner Entstehungsgeschichte und nach seiner bisher unbestrittenen Au-legung sind unter „be sonderen Anstalten^zur Erleichterung ve» Verkehr»' nur Hafen anlagen, Krähne, Schleusen und ähnliche Anlagen zu verstehen. Der tz 9 der preußischen Kanalvorlage sagt aber: Auf den im Jaterrfse der Schiffahrt regulierten Flüssen sind SchiffahrtS- adgaben »u erheben. Die preußische Staal-regieruag hat dem zugestimmt «ad erklärt, sie werd« die Beseitigung der eutgeaeusteheadea Bestimmungen de- öffentlichen Recht- anstrebea. Preußen will also wieder einen Zustand herdeisühren, wie wir ihn 1871 durch dre Reich-versassung glücklich lo-gewordeu sind, und e» fehlt im Schoße der preußischen Regierung selbst nicht an Ver treter», die behaupten, auch ohne Aenderuug der ReichS- versaffu»« sei die Erhrbuug von Schiffahrt-abgabrn zuläistg. Diese Ansicht wurde allerdings sogar von dem die Gebühren vor allem vrrfechte»dea Berichterstatter der KanalkomMission de- preußischen Abgeordnetenhauses bekämpft. Preuße» kau» allo sei» Ziel nur erreiche», wenn e- im Buude-rat eine Aenderuug de» Artikel- 54 der Ver- fafsung und de» Staat-vertrag- mit Oesterreich- durch drückt. Die- ist aber nach Artikel 78 der Verfassung nur möglich, wenn die Opposition im Bunve-rat« weniger al- 14 Stimmen beträgt und wenn ferner sämtliche Ver- trag-staat« zusttmmrn. (Minister Dr. Rüger i» de. Ersten Kammer der sächsischen Ständeversammluug am 12. April 1-04.) Baden uuv Hefseu-Darmstadt mit zusammen sech- Stimureu hab« sich bereit» entschieden gegen eine solche Aenderuag auSaesprochra, und von Bayern, da» allein sech» Stimme» i« Buadr-rat hat, liegt ebenfalls eine solche Er klärung vor, »«, auch nicht in so präziser Form. Werde» dann »och di« vier sächsischen Stimmen gegen die Aenderuug abgegeben, so ist damit oi« Einsührung von Schiffahrt-abgab« glücklich verhindert. Stimmen außer- dem noch Württemberg und einzelne der kleineren Staaten, wie z, B. die Hansestädte, dagegen, um so beffer. JedrosallS ift e- ad«r sür ua- i» Sachsen geraten, erst nnmal mit aller Kraft dahia zu arbeiten, daß auch die sächsischen Stimmen »« Bundr-rate gegen di« von Preußen augesrreble Aenderuag ubD-ebe» werde». Die Frage wird sehr bald wieder akut sein, denn in etwa drei Wochen tritt der sächsische Landtag zusammen, und man wird sich sehr Wohl noch erinnern, raß bei der letzten Etats- beratuug von lonservaiiver Seite (Abgg. Geh. Oekonomie- räte Schubert und Hähnel) direkt die Einführung von Schiff- fahrtSabgabeu gefordert wurde. Von den Nationalliberalen opponierten Kommerzienrat Schieck und Handclökammersyn- dilus Schulze scharf, und auch der konservative Abgeordnete für Pirna-Königstein, Dr. Spieß, trat gegen die Abgaben- eihebung auf. ES wird gut sein, sich dessen zu erinnern, wenn bei der bevorstehenden EtalSberalung die Sache auf neue zur Sprache kommt. Alle Erwerbszweige würden durch SchiffahrtSabgaben direkt oder indirekt schwer getroffen werden, nicht zum wenigsten die von reu Konservative» stets al» Schoßkind be handelte Landwirtschask, denn manche Fabriken gebrauchen jährlich allein zum Eiopacken ihrer Ware sür mehr al bt) VOO -4 Stroh, sodaß dieies im Industriegebiet Sachsen einen um 20—30 Prozent höheren Preis hat als in manchen anderen Gebieten. Verringert sich aber durch SchiffahrtS abgaben der Export dieser Fabriken, so wird auch die Land wirtschaft den Ausfall merken. Weit mehr noch wird dies natür lich bei der Industrie der Fall sein, beträgt doch bei einer Ver teuerung der Fracht von Hamburg nach Riesa um 0,07^ dieMehr- fracht bei einer einzigen Kahnladung schon ca. 350 Die sächsische Elbsanvsteinindustrie würde, io weit nicht hoch wertige Ware in Betracht kommt, außerhalb Sachsens über haupt nicht mehr konkurrieren können, also das Absatzgebiet an der Unterelbe und Havel völlig verlieren und einen großen Teil ihrer 2300 Arbeiter entlassen müssen. Ostsachsen besieht im Umschlagsverkehr auf der Elbe über Dresden große Mengen von Spinnstoffen, namentliche rohe Baumwolle, Leinen und Wolle, auch Maschinen und Farbhölzer für die Lausitzer Textilindustrie, sowie die Artikel für den dortigen Kolonialwareuhandel nehmen diesen Weg. Für die Leipziger Industrie macht der Bezug auf dem Wasserwege ebenfalls sehr viel au»; die Umschlagsziffer der sämtlichen für sie in Betracht kommenden Güter beträgt gegenwärtig mindesten- 200 000 Tonnen, Ulld dabei handelt es sich hauptsächlich um Massengüter, bei denen jede Frachterhöhuug ganz be sonder» in- Gewicht fällt und die Fabrikation unrentabel macht. Im Plauener Bezirk ist namentlich di« W»ü- Wäscherei, Kämmerei und Spinnerei, die Kammgaltz- weberei und die Vigognespinaerei, sowie die Papierindustrie an einem möglichst billigen Elbumschlag interessiert. Aus-erdem ist, wie auch eine Eingabe des Verbandes säch- siicher Industrieller beroorhebt, die geiamte sächsische Industrie durch die Tarisresorm deS Rhein-Wesertanals schwer geichä- digt, hat also gar keine Veranlassung, „Kompensationen" an die westlichen Teile der preußischen Monarchie zu zahlen, sondern würde eher solche sür sich fordern können, weil der Kanalsorisatz bis zur Elbe weggesallen ist. Endlich, und das ist einer der schwerstwiegenden Gründe gegen die SchiffahrtSabgaben, würde durch sie eine wesentliche Verteuerung ver Lebensmittel hrrbeigesührt werden, Ipezieü veS Brotgetreides. Und das erklärt auch die zustimmende Haltung der preußischen Regierung. Diese würde durch Schiff- sahrlSabgaben ein Instrument in die Hand bekommen, das zur Regulierung der Einfuhr ausländischer Produkte, namentlich des aus unfern Haupnvasserstraßen elngesührlen GeireldeS dienen kann, um diele» neben dem hohen Geireivezoll noch mit einem unverhältnismäßig hohen Frachizuichlag zu belegen, den die konsumierende Bevölkerung in Gestalt Höherer Brotpreise zu tragen haben würde. Da die Koniervativen begreiflicherweise diesen Gesichtspunkt nicht hervorheben, ist eS um so not wendiger, daß er von anderer Seite einmal in die richtige Beleuchtung gesetzt wird, denn er bildet in der Tat deS Pudels Kern. Vie kinanriellen lviflrungrn äer ffrirger Wt ffiuzlana unä Zapan. In dem soeben erschienenen Hefte der „Marine- Rundschau' veröffentlicht Geheimrat Professor Dr. Helfferich einen längeren Artikel über die finanzielle Seite de» russisch-japanischen Krieges. Beide Staaten haben nach deS Verfasser- Auffassung den Krieg recht gut überstanden. Den Unterschied zwischen beiden tönnte man viel leicht dahin auSdrücken, daß Rußland während veS Kriege«, also in der jüngsten Vergangenheit besser dagestanden hat, Japan aber die günstigeren finanziellen Aussichten sür die Zukunft besitzt. Wieviel fester Rußland in der ersten Zen deS Krieges finanziell dastand al» Japan, geht au« einem Vergleiche des Kursrückgänge» der beiderseitigen Papiere in den ersten Monaten ve» KriegeS hervor. Die 4prozenligc russische Anleihe von 1880 hatte im Januar 1904 einen Durschnitlskurö von 97,13, zwei Monate darauf von 93,60; der Rückgang betrug mithin nur S»/, Proz. Die 4proz. japanische Anleihe von l899 hatte im Januar 1901 einen Kur- von 76,40, im März von 64,58: der Rückgang betrug hier also nahezu 12 Proz. Dieser Unterschied ist um so beachtenswerter, al» di« Japaner bekanntlich den Krieg mit einem Eriolge eröffnet hatten. Aber selbst noch späterhin, al- die Militär,schr lieber» legeoheit Japan- unbedingt festgrstellt war, konnten di« Ja paner ihre Anleihen nur unter ungünstigeren Bedingungen unlerbringru, al- di« Russen. Interessant ist «S, daß die größten KurSsteigerungru ver japanischen Papier« nicht so wohl durch di« eiaeuea Siege, al- durch di« inneren Unruhen in Rußland (Ermordung de- Großfürsten Sergiu», Meuterei de- „Poremkia") heroorgerusen wurden. Dieser unbefriedigenden inneren Lage in Rußland mißt denn auch Helfferich eine viel größere Bedeutung für eine mögliche ungünstig« Zukunft der russischen Finanzen bei, al ben Wirkungen de- Kriege-. Der Krieg Hal seiaer Meinung nach eine» bemerkenswerte» Einfluß auf di« wirtschaft lichen Verhältnisse Rußland» nicht au-geubt. Hat er auch für einige Industrien schwere Störungen um sich ge- vrachi, so sind ander« Industrien, di« für den Kriegsbedarf arbeiteten, vnrch ,hn gefördert. Di« günstige Ernte dr- Jahre» 1904 har ein Uebrige» dazu getan, um da- russische Volk die Belastung durch den Krieg nicht zu schwer empfinden zu lasten. Die Unruhe», vor alle» Dingen diejeaiaen im Kaukasus, aber haben dem russischen Nationalwohlstaude schwere Wunden geschlagen; dazu kommt, daß die Nach richten über die Ernte dieses Jahre- teilweise sehr un günstig lauten. Helfferich resümiert sich demgemäß über die finanziellen Aussichten Rußland- dahin: „Für das künftige Schicksal der russischen Slaatsfinanzen wird es vor allem darauf ankommeu, ob es gelingt, den Frieden im Innern auf einer Grundlage wiederherzustellen, die ein ge deihliches wirtschaftliches Arbeiten und eine fortschreitende Nutzbarmachung der unbestreitbar großen natürlichen Hilfs quellen ermöglicht; ob eS gelingt, die nolwendigen ökono mischen Reformen namentlich aus agrarischen! Gebiete zu einem guten Ende zu führen, und schließlich, ob es gelingt, dem ruistschen Reiche für einen hinreichend großen Zeiiraum neue Opfer für seine auswärtige Politik zu ersparen.' Günstiger siebt die Zukunft für Japan au». Trotzdem die japanischen Finanzen durch den Krieg verhältnis mäßig viel stärker belastet worden sind, als die russischen, Hal Japan den Krieg wirtschaftlich recht gut überstanden. Der auswärtige Handel deS Landes hat sich trotz des Krieges im vergangenen Jahr,wie daS japanische Finanzjahrbuch heroor- hebt, „beispiellos' eniwickelt und, was auch bezeichnend sür den allgemeinen Wohlstand ist, die Einlagen bei den Banken und den Postsparkassen haben eine Zunahme erfahren. Dazu kommt, daß sich Japan in Korea und der südlichen Mantschurei wertvolle Territorien sür seine wirtschaftliche Betätigung gesichert hat. Freilich wird sich Japan, um diese Gebiete wirtschaftlich auSbeuten zu können, groß« Kapi talien verschaffen müssen und da e» sich diese ,m eigenen Lande nicht oder wenigsten- nur zum Teil verschaffen kann, so wird e- von neuem an da- Ausland herantreten müssen. Den nötigen Kredit dürfte es wohl finden, aber es wird, wie Helfferich mit Recht hervorhebt, alle- darauf aukommen, ob e- die damit verbundene neue finanzielle Belastung wird ertragen können. Denn zunächst handelt e» sich nur um eine Belastung^, da der Gewinn erst nach Jahren wirb realisiert werden können. Deutsches Keich. Leipzig, 4. Oktober. * Nochmal«: Bülow über Marokko. Die von uns in der gestrigen Abendausgabe nur mit Vorbehalt wiedergegebenen Auszüge auS einem Interview, das ein Vertreter des „Petit Pansien' mit dem deutschen Reichskanzler gehabt hat, werden durch daS „W. T. B.' ergänzt, und damit wird dem ganzen Interview zugleich der Stempel der Wahrheit ausgebrückt. Aus diesen Ergänzungen sei hervorgehoben, was Bülow über Frankreichs Pläne iu Marokko gejagt und über Frankreichs Mißtrauen gegen die deutsche Politik. Er führte aus: Frankreich zeigte die Absicht, sich eine Sonderstellung in Marokko zu schaffen. DieS war unvereinbar mit der Unabhängigkeit Marokko-, die durch internationale Verträge bekräftigt war, und auch mit der wirtschaftlichen und handelspolitischen Freiheit, kurz eine ernste Lage war das Ergebnis und eS schien schwer, au; dieser Lage herauS- zukommen, ohne daß die Würde eines der beiden Länder darunter litt. Man hat absichtlich vergessen, daß die Politik Deutsch land s seit langem den Wunsch hegt, die Beziehungen mit Frankreich zu verbessern. Nicht daß wir uns darauf beschränkt haben, in Marokko daS Regime der offenen Tür zu sichern. Wir haben uns beeilt, die besondere Situation Frankreichs auzuerkennen und im Vertrauen auf seine Loyalität haben wir zu- gegeben daß dir Konferenz sich nicht mit dec Polizeisrage an der algerisch-marokkanischen Grenze zu beschäftigen hab«. Frankreich wiederum hat den Abschluß nebensächlicher Geschäfte, die zwischen dem Magbzen und deutschen Bankier- und Unternehmern vereinbart wurden, anerkannt. Bezüglich der Maroklofrage selbst haben wir es gleichfalls und mit Rücksicht auf alle irgendwie beteiligten Nationen der Konferenz überlassen, diese Frage zu studieren und Abhilfe zu finden. Und ferner sei der Schluß der Unterredung noch ergänzt, in der Bülow über die Pflicht der Presse in beiden Ländern sich äußerte und die Annäherung an Rußland her- vorhob. Der Presse der beiden Lauder liege eö ob, zwischen beiden Völkern ein Gefühl de- Vertrauen- zu schaffen. „Die beiden Regierungen wünschen die- auf richtig.' Mit Beruhigung und mit Vertrauen würde man die künftige Zeit erwarten können, wen» gewisse Franzosen und gewisse Deutsche sich nicht mehr als notgedrungene produklionelle Feinde betrachten würden. Wir werden in Algeciras dieselbe Aufrichtigkeit zeigen, wie in Paris. — Aus die Frage, was geschehen würde, wenn der Maghzen den Beschlüssen der Konserenz nicht Rechnung tragen würde, antwortete der Reichskanzler: Die Ausrechterhaltung und Bejestigung der offenen Politik zwischen Frankreich und Deutschland. Auf die Frage, wie er über die russisch-deutsche Annäherung denke, antwortete der Reichskanzler: „Alles mögliche Gute. Die russisch deutsche Annäherung besteht und ich glaube, daß e- Frankreich nur angenehm sein kann, Rußland mit uu- iu amen Beziehungen zu sehen. Die Franzosen haben eia Interesse daran, daß ihr Verbündeter einen Freund mehr hat. Wir beglückwünschen uns ebenfalls zu der französisch italienischen Freundschaft.' * Angriffe der Aufständischen auf Mtsfiousstationen in vft- afrik«. Nach telegraphischer Meldung ist die MisstonSstatlon von Berlin l Jacobi m der Nähe des Sultansitzes Uteugula, Bezirk Ssongea, in Deutsch-Ostafrika von den Aufständischen angegriffen worden. Die Familie deS Missionar» Groeschel hat sich nach der MisstonSstation Lupembe, Bezirk Jrmga, zurückziehea müssen, wo sich nunmehr die drei Missionare Schumann, Gröschel und Hess« mit ihren Angehörigen aushalten. — Di« in Morogoro ansässigen Deutschen sprachen bei Eintreffen de- dorthin entsandten Detachement» Marine- Infanterie dem Kaiser telegraphisch ihren Dank au». * Di« Vermehrung der Ntchterfte-en. Lu» juristischen Kreisen schreibt mau ua«: Die im „8. T.' in Nr. 505 ver öffentlichte Statistik über die Vermehrung der Richterstellea in den letzten 22 Jahren tut dar, daß di« Mehraastelluag in de» letzte» Jahren erfreulicherweise «in raschere» Tempo e,«geschlagen hat. Während in den 20 Jahren von 1883 bi» 1902 di« Zahl »er Richterstrllen um 21.5 Proz. zuzenommr» Hatz also durchschnittlich jährlich um nicht aauz 1,1 Prozent, hat st« iu de« letzten beiden Jahren 8,6 Prozent betragen, mithin jährlich 1,8 Prozent. Trotz der Fortichrnte der letzten Jahr« aber hat die Zunahme der Richterstellea, wenn man den ganzen Zeitraum überblicktz »och bei weite« nicht mit der BevölkeruugSzunahme Schritt gehalten. Denn in demselben Zeitraum, in dem die Bevölkerung sich um nahezu ein Drittel vermehrt hat, ,st die Zahl der Richterstellen um nur ein Viertel gewachsen. Dabei muß man aber noch bedenken, daß die Gesamtarbeitslait der Gerichte in einem stärkeren Verhältnisse zugenommen hat, als die Bevölkerung gewachsen ist. Bor allen Dingen haben die Zivilprozesse in unvergleichlich höherem Maßc zugenommen, als es dem Anwachsen der Bevölkerungs- ,iffer entsprochen hätte. Ganz besonders sind dadurch die Landgerichte in Mitleidenschaft gezogen worden und so ist es denn sehr verständig, daß bei der Ver mehrung der Richterstellen die Landgerichte besonders bevorzugt worden sind; bei ihnen sind, während sonst, wie erwähnt, die Richtervermehrung nicht unerheblich hinter der Bevölkerungsvermehrung zurückgeblieben ist, um 2,3 Proz. mehr Richter eingestellt worden, als der Bcvölkerungs,unabme entsprochen hätte. Die Amtsgerichte sind am stiefmütterlichste» bedacht worden, nicht mit Unrecht, denn wenn auch die Amts richter iu den großen Städten vielfach sehr überlastet sind — besonders die Prozeßnchter —, so ist die Arbeitslast dec Amtsrichter an den mittleren und an den lleinen Amts gerichten im allgemeinen eher zu bewältigen. * Der Wechsel tm Präfidiu« per sächsischen Ersten Kammer. Wie schon gemeldet wurde, hat der König den Obersthofmarschall Grafen Vitzthum von Eckstädt auf Lichten- walde zum Präsidenten der Ersten Ständckammer berufen. Der bisherige langjährige Präsident Wirkt. Geh. Rat Dr. von Könneritz hat infolge seines hohen Alters — er steht im 77. Lebensjahre — die abermalige Ueberoahme deS Präsidentenamte» ablehnen müssen. Der neue Prästkeul Graf Vitzthum von Eckstädt hat Jahrzehnte lang da« Vertrauen seiner Monarchen genossen. In ver Ersten Kammer, der er bisher neben dem Kammerherrn HanS Freiherrn von Köuneritz - ErdmannSdorf al» gewählter Abgeord neter der Besitzer von Ritter- «nd anderen größeren länd lichen Gütern im erzgebirgischen Kreise angehört hat, ist er in politischer Beziehung iu der Oeffentlichkeit noch nicht in besonderer Weise hervorgetreten. — Er wurde am 14. Oktober 1855 iu Dresden geboren und widmete sich der diplomatischen Laufbahn. AlS kaiserlich deutscher LeaatwaSrat war er an verschiedenen Höfen, unter anderem iu Paris und Petersburg. Er genügte seiner militärischen Pflicht im sächsischen Garde reiterregiment und schied als Major 4 1» »uito der Armee aus dem akiiven Dienste aus. 1882 eruauute ihn König Albert zum Kammerherrn und 1891 zum Oberhofmarschaü. Diese Stellung behielt er bis zum Tode des KöuigS Georg, und König Friedrich August erwies ihm eine besondere Aus zeichnung, indem er ihn zum Oberstmarschall eruauute. * Berit», 4. Oktober. * PobbielSkyS Stellung al» Minister, die vor kurzer Zeit recht erschüttert schien, als er seine taktlosen Aussprüche über die Fleischteuerung zum Besten gab, erscheint jetzt wieder durchaus gesichert. Er hat in Rominten, wo er mehrere Tage beim Kaiser verweilte und ihm auch Vortrag über dix Frage der Fleischteuerung gehalten haben soll, sich augenschein lich deSEinverständnisses seine-LandeSberrn versichert. Erk ehrte gestern nach Berlin zurück, hat die Vorträge deS UnterstaatS- jekretärS, sowie der AbteilungSdirektoreu entgegengenommen und ist nachmittags wieder nach seinem Gute Dallmin ab- gereist. Die vom Minister verlangten Gutachten für die Fleischteuerung seitens der Landwirtschaflskammern sollen noch nicht dem Ministerium zugegaugen sein, werden aber für die nächste Zeit erwartet. * Professor Delbrück anb NegierungSrat Marti». I» den Preußischen Jahrbüchern tritt der bekannte Berliner Ge- schichtSprofessor überaus energisch für RegieruagSrat Marti» ein. Er spricht von einem großen Verdienst, daß sich dieser durch sein Buch über die ruffuchen Finanzen erworben habe, „trotz aller Fehler ist daS Martiniche Buch, das glänzend geschrieben ist und manchmal zu wahrhaft lapidarer Formu lierung seiner Thesen gelangt, eine gar nicht hoch genug zu wertende politische Tal'. * Parteipolitische-. Nach der Barmer Zeitung sollen die Abgg. Brömel, Dr. Pachuicke und Erust aus dem Vorstande des Wahlvereins der Liberalen ausgeschieden sein, weil sie mit Nationalsorialen nicht zusammen arbeiten können. Dazu bemerkt aber die freisinnige -Weser-Zeitung', daß Ernst dem Vorstande gar nicht angehört hat. Richtig sei, daß Brömel uod Pachuicke schon vor mehreren Monaten auS dem Vorstand« ausgetreten sind. Die Gründe seien unbekannt. Bei Brömel könnten auch Gesundheitsrücksichten in Betracht kommen. * Der ArbettSkampf in Per Elektrtjitätstnbustrie. Die Lage iu dem Arbeilskampf ist heute ziemlich unverändert. Die Hoffnungen auf eine baldige friedliche Einigung sind in den Kreisen der Arbeiter euvgültig begraben. Man ist zwar sehr enttäuscht über den geringen Erfolg des Maschinisten- uud Heizerstreik» und gibt seiner Erbitterung über Polizei «nd Feuerwehr in den Koatrollversammlungeu Ausdruck, aber die Kampfeslust der Arbeiter soll deshalb nicht ab genommen haben. Orffeutliche Sammlungen für die Streiken den und Ausgesperrte» sind mit dem heutigen Tage von der Berliner Gcwertschaft-kommisston und dem Gewerkschafts kartell eiageleilet worden. Die Lohnbewegung tritt äußerlich für da» große Publikum kaum noch iu die Erscheinung. Die elektrische Beleuchtung der Straßen und Gebäude funknouiertz wie schon Hervorgehoden, wiederum ungestört, uuv der Betrieb der Straßenbahnen wickelt sich iu dem bereit- mitgeteilteu Umfang« ohne Unterbrechung ab. — Der Kaiser trifft, wte nunmehr frststehtz am Sonnabend, de« 7. b. gegen 12',, Uhr mittag», von Rominten kommend, tu KvntgSberg t. Pr. eia, wo er sich sofort nach der Ankunft znr Kasern« fetne« GreaadierreyimentS Kbnta Friedrich Wtlbelm I. begibt. Dort wird der Monarch im Kren« de» Offizterkorp» da» Frühsiilck «tnarymea. Die Abreise von K-otg-b«rg wird gepeu 4 Uhr nachmittag» erfolgen. — Di« Kronprinzessin Lectli« ist Henle in Baden-Baden ein getroffen. — Prinz Max von Babe» ist znm Besuch« de- Reichs kanzler- au- Koltsruhe in Baden-Baden rlngetroffen. — Prinz Friedrich Leopold von Preußen ist in ZrüetSk E» j getroffen »nd »leb morgen bi« tzedureij« fortsetz«»
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