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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 30.04.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-189204309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-18920430
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-18920430
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1892
- Monat1892-04
- Tag1892-04-30
- Monat1892-04
- Jahr1892
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 30.04.1892
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ür ?r. in f. Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich GesWs-AnMcr ffir Hahndorf, Müh, Ktrnsdors, Rüsdorf, Ä. LOirn, Heinrichsstt, Mirit«»». Mülsen. Amtsblatt fiir den Stadtrat zu Lichtenstein. —————— — ——.——— 42» Jahrgang. —————-——— ———— Nr. 99. Sonnabend, den 30. April 1892. Dieses Blatt erscheint täglich jaußer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstallen, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Staatsewkommenstener fällig. Tagesgeschichte. *— Lichtenstein, 29. April. Vom 1. Juli ab werden neue Frachtbriefe eingeführt, die auf allen deutschen Eisenbahnen gleich fein müssen. Die neuen Frachtbriefe sind weiß, für Eilgut sind weiße Fracht briefe mit roten Streifen vorgeschrieben. *— Kommenden Dienstag, den 3. Mai 1892, von vormittags 9 Uhr an sollen in St. Egidien verschiedene Strumpfmaschinen für Kinder- und Frauenlängen, diverse Fuß-, Spul-, Kettel- und Nähmaschinen; ferner eine größere Partie Flore, Garne, halbfertige Waren, Spulen rc., ein Paar Kisten Rohmaterial, einige Schränke, ein Handwagen, eine Brückenwage, sowie eine Waschmaschine; endlich allerlei Kontorutensilien, darunter ein eiserner Geld schrank usw. gegen sofortige Bezahlung zwangsweise versteigert werden. Interessenten wollen sich indem als Versammlungsort bestimmten Gasthof „Zu den drei Schwanen" dort zur angegebenen Zeit einfinden. — Im Anschluß an den Ausspruch des Königs Albert, daß es ein großer Fehler unserer Zeit sei, bei allen möglichen Gelegenheiten die Parole von oben zu erwarten, schreiben die „Bautzner Nachr.": „Der gerügte Fehler unserer politischen Zeit ist, wenn wir das Königswort recht verstehen, eigentlich ein zweifacher: einmal ist es eine gewisse Bequem lichkeit oder Trägheit, ein Mangel an eigener Initiative, da man statt im engeren oder weiteren Kreise selbstthätig für Beseitigung von Volksschäden zu wirken, Alles von der Regierung erwartet. Es ist tief beschämend, sagen zu müssen, daß diese Art oder Unart von vornherein ihre Wurzel in einer gewissen Schwäche des deutschen Nationalcharakters hat, der mehr auf Erwägen und Empfinden als energisches Wollen angelegt ist. Aber wenn dies nun besonders als Fehler unserer Zeit bezeichnet werden kann, so liegt darin der begründete Vorwurf, daß unser Volk, namentlich auch das gebildete Volk, trotz konstitutio neller Verfassung, in Bezug auf Charakterkraft und selbstständige politische Thätigkeit rückwärts gegangen ist. Der eigentliche Grund dafür ist die sittliche Erschlaffung, bei manchen noch verstärkt durch in tellektuelle Ueberbildung. Wir find ein Geschlecht von Epigonen, d. h. schwachen Nachkömmlingen einer größeren Zeit; und auf solche konnte auch — ohne daß ihn deshalb die Schuld trifft — ein Riesengeist wie Bismarck nachteilig wirken. Dieselben Leute, die nach einem bekannten Worte dieses großen Mannes dem deutschen Bedürfnis sröhnen, „beim Biere von der Regierung schlecht zu reden" konnten in der Zeit bis 1890 dann, wenn es irgendwo einmal bedenklich aussah, wiederum beim Biere sich dessen trösten: „daß der Bismarck schon Alles machen werde". Nun Vieles hat er auch gemacht, aber Alles konnte er nicht machen I Jetzt sollte das deutsche Volk, das er in den Sattel gehoben hat, reiten können; aber damit ist es noch schwach bestellt. Zweitens deutet das Wort des Königs wohl auch hier auf die feige, sklavische byzantinische Gesinnung, die sich oft bei Vertretern der staatserhaltenden Parteien findet, auf die Ge sinnung, in der man nichts mehr fürchtet, als oben anzustoßen oder ein Stirnrunzeln hervorzurufen ...." — Aus Chemnitz. Auf dem auf der Höhe der Stollberger Straße gelegenen Restaurant „zum Wind" soll ein Aussichtsturm erbaut werden, der alsdann eine prächtige Rundsicht bieten wird. Auf Ansuchen ist dem Besitzer des Etablissements von Sr. Königl. Hoheit Prinz Friedrich August die Er laubnis erteilt worden, den Aussichtsturm „Friedrich- August-Turm" zu nennen. — Hammerbrücke. Unter orkanartigem Sturm zog von Südwest kommend in der Nacht vom 25. zum 26. April ein Gewitter hier vorüber. Alle Gebäude krachten in den Fugen. Statt Regen gab es jedoch in hiesiger Gegend Graupeln. Mannich- fache Beschädigung an Dächern ist zu verzeichnen, doch sind Unglücksfälle glücklicherweise nicht geschehen. — Meißen. Der Verbandötag der sächsischen Fleischcnnnungen ist auf einen früheren Termin ver- legt worden und wird nun nicht, wie bereits bericht« t, am 17. und folgende Tage, sondern bereits am 10. und 11. Mai in unserer Stadt abgehalten werden. 8 B e r l i n, 28. April. Das Abgeordnetenhaus trat heute vor dicht besetzten Tribünen in die erste Beratung des Nachtragsetats (Gehalt für den Ministerpräsidenten Graf Eulenburg) ein. — Abg. Rickert (freis.): Der Volksschulgesetzentwurf habe das Gute gehabt, neues politisches Leben zu erwecken und verwandte Parteien wieder zusammenzuführen, die nur durch die Bismarck-Politik auseinandergeriffen worden scien. Die schroffe Haltung der Konser vativen, die den früheren Kultusminister noch über trumpfthatten, trage die Schuld am Nichtzustande kommen des Gesetzes. Im Grafen Zedlitz erkenne er übrigens gern einen bedeutenden Staatsmann an. Zweifelhaft sei, ob ein Ministerpräsident ohne be sonderes Ressort eine haltbare Position haben werde, lieber die Kompetenz des Ministerpräsidenten zu den Reichsangeleqenheiten bezw. über sein Verhältnis zum Reichskanzler müsse nähere Auskunft gegeben werden. — Abg. v. Rauchhaupt (kons.) befürchtet, daß sich die Trennung der obersten Gewalten nicht bewähren werde. Seine Partei bedaure, daß das Schulgesetz zurückgezogen und ihr nicht Zeit gelassen worden sei, die vorhandenen Gegensätze auszugleichen. — Frhr. v. Huene (Zentr.) bedauert gleichfalls die Zurückziehung des Schulgesetzes, das jedenfalls ein Bollwerk zum Schutze der christlichen Anschauung geworden wäre. Die Erklärung des Ministerpräsi denten über die Zurückziehung des Schulgesetzes sei unzutreffend. Ein Aufgeben der innersten Ueber- zeugung zu Gunsten des Zusammengehens mit den Mittelparteien könne keine Regierung und keine Majorität verlangen. Eine Verständigung zwischen Zentrum und Konservativen sei jedenfalls möglich gewesen. — Ministerpräsident Graf Eulenburg er widerte, daß nach dem Rücktritte des Grafen von Zedlitz keinem Kultusminister und wenn er noch so sehr mit dem Grafen Zedlitz übereinstimmte, zuzu- muten gewesen wäre, ohne Weiteres in die Fortsetz ung der Beratungen einzutreten. Eine Verständig ung, mit der auch der unterlegene Teil sich vor läufig hätte zufrieden geben können, sei ausgeschlossen gewesen. Das maßgebende Staatsinteresse erfordere aber eine solche Verständigung. Ueber die prinzi pielle Stellungnahme der Regierung zum Schulgesetz sei durch dessen Zurückziehung nicht entschieden. Die Lösung der Frage werde ohne Hast und Rast be trieben. Die Schaffung eines besonderen Minister präsidenten sei kein Provisorium. Graf Eulenburg habe den Posten nur übernommen, um das Ver bleiben des Reichskanzlers in seinem Amte zu er möglichen. Das Zusammenwirken der preußischen Staatsregierung mit dem Reichskanzler sei gesichert. —KultusministerBosse sagt zu, daß dieSchulgesetzvor- lage nicht werde außer Augen gelassen werden. In kon fessioneller Beziehung werde man die Kontinuität innerhalb der Unterrichtsverwoltung nicht vermissen. Gewissenszwang aber verwerfe er auf religiösem Ge biete durchaus. — Abg. Hobrecht (nat.-lib.) dankt der Krone für ihr Einschreiten und hofft, daß das bei der Beratung des Volksschulgesetzes zwischen Nationalliberalen, Freikonservativen und Freisinnigen herbeigeführte Verständnis von Dauer sein werde. — Abg. v. Kardorff (freikons.): Eine Verständigung über das Schulgesetz sei ausgeschlossen gewesen, in dem man sich einem festen Bündnisse zwischen Zen trum und Konservativen, in welcher letzteren Partei jetzt die Richtung Stöcker-Hammerstein Oberwasser habe, gegenüber befunden. — Abg. Stöcker (kons.) meint, der Sturm gegen das Volksschulgesetz sei nur der Rücksicht für die nächsten Wahlen entsprungen. Der moderne Liberalismus hat die Sozialdemokratie, den Materialismus erzeugt, gegen welche das Volks schulgesetz ein kräftiger Damm gewesen wäre. Gegen die Umsturzbeweguv g müßten starke Kirchen errichtet werden. Graf Zedlitz habe dazu den Mut gehabt. Prinzipiell könne das Christentum von seinen Forderungen nicht ablassen. — Abg. Richter (freis.): Das Schulgesetz sollte nur ein Bollwerk für kirchliche Herrschlustige und Mittel zur konfessionellen Zer klüftung der Bevölkerung sein. Wenn es den Atheis mus bekämpfen sollte und die Liberalen als Atheisten hingestellt würden, so sei nicht einzusehen, wie eine Verständigung möglich sein solle. Graf Zedlitz habe mit seinem Rücktritt richtig gehandelt; eigent lich hätte das ganze Ministerium demissionieren sollen. Nachdem noch Graf Eulenburg die Richter'sche Aufstellung zurückgewiesen, daß dieRegierungwährend der Konfliktszeit unter Eidbruch regiert habe, wird die Weiterberatung auf morgen vertagt. 8 Dieser Tage ist der zweite Dirigent des Kgl. Domchors zu Berlin, Professor Gustav Janke, nach längerem Leiben im Alter von 54 Jahren ge- stoiben. In Berlin im Jahre 1838 geboren, erhielt er seine musikalische Ausbildung auf dem Stern'schen Konservatorium und trat Anfang der sechziger Jahre in dessen Lehrkörper ein. Als Professor Julius Stern später nach Karl Liebig Dirigent der Berliner Symphoniekapelle winde, trat Janke als deren Kon zertmeister ein und arrangierte für die Kapelle u. a. das bekannte Schubert'sche Nomant musmai und Beethoven's Streich-Trio op. 8 für Orchester. An fang der siebziger Jahre wurde Stern der Symphonie kapelle müde und Janke wurde Leiter des Orchesters, das er dann bis 1874 geführt hat. Ende der sieb ziger Jahre wurde er als Stütze für den kränkeln den Rudolf von Hertzberg zum zweiten Dirigenten des Königlichen Domchores, dann später auch zum Leiter des Gesangsunterrichts am Lessinggymnasium ernannt. 8 Der Reichsanzeiger veröffentlicht einen kaiser lichen Erlaß, der den Reichskanzler zur Aufnahme der durch die Gesetze vom 16. Febr. 1882,16. März 1886, 22. Februar, 30. März und 10. April 1892 bewilligten Anleihen im Gesamtbeträge von 148 706 995 Mk. ermächtigt. In dem Erlasse wird ausdrücklich bestimmt, daß die Verzinsung drei prozentig sein soll. Die Reichsregierung scheint mithin entschlossen, bei der dreiprozentigen Zinsform auf absehbare Zeit zu beharren. 8 Anläßlich seines 26jährigen Ministerjubiläums erhielt der württembergische Ministerpräsident v. Mittnacht vom Kaiser eine warme Gratulation, ebenso vom Reichskanzler Grafen Caprivi. Die Minister, der geheime Rat, sämtliche Gesandte in Stuttgart und die Generalität, sowie König Wilhelm, der persönliche Glückwünsche brachte und dem Jubilar einen prachtvollen silbernen Tafelaufsatz überreichen ließ, erschienen bei Herrn von Mittnacht. § Die „Natlib. Korr." schreibt: „Eine große Militärvorlage ist, wie uns zuverlässig bestätigt wird, für die nächste Reichstagssession in Vorbereitung. Ueber den Inhalt läßt sich augenblicklich bei den noch schwebenden Erwägungen Näheres noch nicht sagen. Im Zusammenhang damit scheinen auch die Gerüchte über den bevorstehenden Rücktritt des KriegßministerS von Kaltenborn zu stehen. Die offiziösen Zurück weisungen dieser Gerüchte mögen für den Augenblick ihre Richtigkeit haben, nach unseren Informationen aber schwerlich für lange Dauer." In ganz demselben Sinne äußert sich die freikonservative „Post".
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