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Sächsische Dorfzeitung : 18.03.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-189303185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18930318
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18930318
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1893
- Monat1893-03
- Tag1893-03-18
- Monat1893-03
- Jahr1893
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 18.03.1893
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Erp«». ». Netzakti» Brrsden-KenftaVt L Methner Gaff« 4. Dir Zetttmg erscheint Dtenfta-, -»»erst«, und «»naben» früh. UdOnnewents- Preis: »ierltljLhrl. M 1,50. An beziehen durch ber kaiserlichen Post anstalle» und durch »serr Boten. Bei freier Lieferung ins Hau« erhebt die Post noch eine Ge bühr von L5 Pf^ ach fische D och tilunA Anserate werden bi« Montag, Mittwoch u Freitag Mittag angenommen und kosten' dieltpalt.Zeile l5Pfg Unter Eingeiandt: 80 Psg Auseraiea» Bnnabmestellenr Ein unterhaltendes Blatt für den Biirger und Sandmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentiimter Dresden, " ' Tharandt und Moritzburg. ». Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrman« Müller in Dresden. — Ar. 33. Sonnabend, den 18. März 1893. 55. Jahrgang. eignet, die Ansichten über die Grundlage der Militäroorlage vollstündig zu verschieben und den gesunden Menschen verstand sowohl wie das patriotische Gewissen irre zu führen. ES kommt nicht allein auf die „krieg-fertige Ausbildung des einzelmn Mannes" an, sondern auch auf die KriegSbrauchbarkeit dt- Organismus der Truppe als solcher. Wer diesen inneren Zusammenhang im Heere nicht kennt und nur mit RechenexempUn arbeitet, der mag tausendmal das äußere Recht haben, über militärische Dinge mitzureden oder mitzuschreiben, er wird dennoch nicht den Anspruch erheben können, daß man sein Unheil für maaßgebend hält. Die- gilt namentlich von den Bemerkungen über den „zeitrauben- den Drill für die Parade". Damit machen sich die Vertreter der Opposition nur dem AuSlande geqen- über lächerlich. Speciell in Frankreich hat seit 1870/71 der preußiiche Drill Eingang gesunden, weil man darin mit eine Ursache unserer militärischen Ueberlegenheit er kannt hat. Für die ReichSregierung handelt eS sich bei der HeereSreform nicht in erster Linie um die Einfüh rung der zweijährigen Dienstzeit; diese ist vielmehr nur > ein Mittel zu dem Zwecke, eine allgemeine HeereSver- ' stärkung durchzuseyen, welche man auf anderem Wege nicht erreichen zu können glaubt. Die verbündeten Re- gierungen haben denn auch von Hause ouS erklärt, daß eS sich bei der Militärvorlage um sehr ernste, militärisch nothwendige und dabei wuthfchaftluh erreichbare Ziele handele. Der Reichskanzler Graf v. Caprivi hatte am Diens tag Konferenzen mit den Führern verschiedener Par teien. Der leitende Staatsmann betonte bei dieser Ge legenheit, daß die Regierung betreffs d« M'litäroorlage nur in Nebendingen nachzugeben gewillt sei. Er gilt j daher in parlamentarischen Kreisen als völlig feststehend, / daß die zweite Berathung der Militärvorlage ebenso wie die erste Lesung ein völlig negatives Resultat ergeben wird. ' — Am Mittwoch gab der Reichskanzler in der mit der ! Prüfung der Militärvorlage betrauten RerchStagSkom- Mission ferner die Erklärung ab, daß der von dem Abg. v. Bennigsen gemachte VermcktelungSvorschlag — wir i haben denselben seiner Zeit mitgetheilt — für die Regierung unannehmbar sei. Es erscheine für diese geradezu verletzend, wenn man an sie immer und immer wieder die Mahnung richte, die möglichste Sparsamkeit zu üben; dieser Pflicht sei man sich in den maaßgebenden Kreisen so wie so bewußt. UtbrigcnS würden jetzt in industriellen Kreisen bereit- Stimmen lauten, welche da wünschten, die Miltärvorlage so schnell wie möglich angenommen zu sehen, denn die Unsicherheit betreffs deS Schicksals dieses Gesetzentwürfe- laste äußerst schwer auf Handel und Wandel. — In zwischen hat auch da- Centrum einen VermittelungS- antrag eingebracht, demzufolge die FriedenSP äsenzstärke deS H-er^s vom 1 Oktober 1893 dis zum 30 Sep tember 1898 aui 420,031 Mann festgesetzt werven soll, während die Voitage bekanntlich eine Stärke von 492 068 M'nn verlangt. Auch vieler Antrag dürfte kaum bte Billigung der Regierung finden, zumal die Ultramontanen die strikte Durchführung der zweijäh» rigen Dienstzeit bei der Infanterie fordern. Wie man auch über die Aussichten der Militär vorlage denken mag, man muß jedenfalls mit der Mög- lichkeit einer ReichStagSauflösung rechnen. Doß die Lage bei den Neuwahlen — io meint di, „Köln. Ztg." — für alle Parteien, die Erreichbares anstreden und einen gemäßigten Ton anschlagen, nicht gerade gü> stig sein wird, darüber besteht auf keiner Seite ein Zweifel. Die Par teien, die entschlossen sind, an der Förderung der vater ländischen Angelegenheiten mitzuarbeit n, entsprechen dem derben Grschmacke der großen Masse der R ich taqS- wähler recht wenig. Diese hält vielmehr zu gewiss n plebejischen Gestalten, die dem Verständnisse und der Sprachwelse der Menge näher stehen. DrS geistige Niveau deS Reichstages, so gering man es auch schätzen mag, ist immer noch zu hoch für die große Masse. Männer mit roherer Empfindung und enger,m Gesichts kreise beginnen daher auf dem Rücken des ollgem^nen und gleichen Wahlrechte- emporzust-igen; sind dou selbst die Socwldemokraten manchen Leuten noch viel zu zahm. Eine Auflösung de- Reichstage- b-deutet unter dnfen Umständen eine Kraftprobe ersten R mgeS. D e eigent lichen Träger de- nationalen GrdavkenS find nun aber die Mütelparteien und der Erfolg kann sich nur dann an ihre Fahnen heften, wenn sie mit ganzer Seele bei der Sache find und Schulter an Schulter mit den »kon servativen in den Wahlkampf zi h n. Wie stellt sich die Regierung die- nun aber vor? Im preußischen Ab geordnetenhause liebäugeln die Deutichkonseroanven gegenwärtig unter den Auspicien d,S Finanzmirister- mit dem Centrum und üben schnöden Verrath an den Mlttelparteien. Glaubt man wirklich, daß die- ohne Ein fluß auf die etwaigen Neuwahlen zum Reichstage bleiben kann? Werden die Mittelparteien mit Herz und Hand für Leute eintreten, von denen sie sich bei der nächsten Gelegen heit vielleicht eine- Dolchstoßes zu versehen haben? Wir müssen wissen, wie die Regierung und die Konstrvatioea sich den Gefahren gegenüber, mit denen der Ultramon« taniSmus da- deutiche Geistesleben bedroht, zu ver halten gedenken. Wandelt die Regierung in ihren bis herigen klerikal-konservativen Bahnen gemächlich weiter, so hat sie die Wahlschlacht verloren, noch bevor sie eröffnet sein wird. Der deutschfreifinnige Abg. Hinze hat in letzter Zeit wiederholt Gelegenheit genommen, sich zu Gunsten der Militärvorlage auszusprechen, infolge dessen zwischen Politische Weltschau. Deutsches Reich. In den politischen Kreisen der deutschen RnchShauplstudt wird der am Dienstag statt, gefunden Sitzung deS preußischen Staat-ministerium-, tiotzdem derselben der Reichskanzler Glas v. Caprivi nicht beigewohnt hat, eine sehr große Bedeutung bei- gemessen. Bestimmtes darüber, was in jener Sitzung verhandelt worden ist, weiß man jedoch nicht und so sieht man sich lediglich auf Vermuthungen angewiesen. Entschieden m Abrede gestellt wird aber, daß der pro- jektllte deutsch,russische Handelsvertrag den Gegenstand der Berathung gebildet habe. Diese von einigen Blättern gebrachte Meldung klang auch von vornherein ziemlich unwahrscheinlich, da die diesbezüglichen Vorschläge der deutichen Regierung erst vor etwa 10 Tagen dem Pe tersburger Kabinette übermittelt worden sind. Nun hat zunächst die ruffische Regierung das Wort, deren Erwiederung jedoch kaum so bald «folgen dürfte. ES liegt somit für das preußische Staats Ministerium zur Zeit auch keine Veranlassung vor, sich mit fincui Pro- lekte näher zu befassen. Anderseits wird von officiöjer Seite die Hohe Bedeuiung deS letzten MinisterraiheS so g,fl ssentlich betont, daß man fast annehmen möchte, eS stehe unS eine neue große Ueberraschung bevor. Unter diesen Umständen darf man sich nicht wundern, wenn neuerdings wieder das Gerücht von dem angeblich b-vo. stehenden Rücktritte de- Reichskanzler- auftaucht. Doch diese Eventualität dürfte doch wohl erst in'S Auge zu fassen fern, wenn sich da- Schicksal der Militär. Vorlage in einem sür die Regierung ungünstigen Sinne entschieden hat. Graf v. Caprivi müßte nicht der alte bewährte Soldat sein, a"S welcher er überall gilt, wenn er muten in einem so wichtigen und folgenschweren parlamentarischen Kampfe die Flinte in'S Korn werfen und sich zurückziehen wollte. Wie wenig für die nächste Zeit an maaßgebend« Stelle ein Kanzlerwechsel be fürchtet wird, da- beweist hinlänglich die bevorstehende Reise des Kaisers nach Rom, denn dieselbe soll gerade zu der Zeit erfolgen, in welcher voraussichtlich die letzte Entscheidung über die Militärvorlage im Reichs tage fallen wird. Der Kaiser würde gewiß nicht die Reichs Hauptstadt verlassen und eine längere Auslands- reise unternehmen, wenn er befürchtete, daß die Ab lehnung der Militär Vorlage durch den Reichstag un mittelbar eine KanzlerkiisiS im Gefolge haben könnte. Ob freilich Graf v. Caprivi nach einem solchen Mißerfolge sich sür die Dauer auf seinem verantwortungsvollen Posten zu halten vermöchte, das ist eine andere Frage. Tine osficiöse Korrespondenz tritt nochmal» energisch sür die Militärvorlage ein. Die Erörterungen derOppost- tionSpresse — so wird auSgefüdrt — scheinen ganz dazu ge- Feuilleton. Der Gerichtsthurm. Kriminal-Erzählung von L. Gothe. (19. Fortsetzung.) „Zu Befehl, Herr Justitiar! Und wieder ist eine Bohle in der Fensterblendung gelockert , daß man auf der einen Seite fast den Arm durch die Fuge stecken kann! O, diese Arrestantin stürzt uns beide alte Leute in'S Unglück!" „Beruhigen Sie sich, lieber Melzer. Ich bin über, zeugt, daß Sie kein Vorwurf in dieser Sache trifft. Die Untersuchung wird herausstellen, daß diese- Werk zeug einen Weg genommen hat, aus dem Sie eS nicht anhalten konnten. LS ist schon ein großer Gewinn, daß Sie eS diesmal überhaupt aufgefunden haben. Lieferte eS die Gefangene freiwillig aus?" „Der Meißel steckte zwischen der Blendung und dem Fenster, wo ich ihn sogleich entdeckte. Die Arrestantin verweigerte wieder die Auskunft." „Bringen Sie dieselbe sofort, unter Zurücklassung all« ihrer Effekten, in die mit dem SchUesizeuge ver. sehene Zelle Nummer acht, ohne jedoch von dem letzteren Gebrauch zu machen. Sobald d« Aktuar gekommen, werden wir diese Sache vornehmen. — Beruhigen Sie sich jetzt nur, Mann und denken Sie nicht mehr an Ihren Abschied vom Amte, d« Ihnen au- solchen Gründen ohnehin nicht ertherlt werden würde." Melzer verließ mich dann auch in ruhig«« Ver. fassung, al- er gekommen und al- seine Frau mein Frühstück brachte, gelang es mir, auch sie zu beruhigen. Jetzt war es mein fester Entschluß, keine fernere Schonung gegen Elisabeth Werner zu beobachten. Durch die Unterhaltung heimlicher Verbindungen mit der Außen welt und durch die wiederholten Versuche, die Fenster blendung zu lockern, gab sie nur zu deutlich ihr Schuld- bewußtsein hinsichtlich deS ihr zur Last gelegten schweren Verbrechens kund, dessen Begehung sie nichtsdestoweniger hartnäckig leugnete. Ich selbst machte mich einer groben Pflichtverletzung schuldig, wenn ich bei dieser Sachlage noch länger mit der Anwendung der mir gebotenen Sicherung-- und Zwangsmittel säumte. Sie verdiente weder Rücksichtnahme noch Mitleid. Mit dem Aktuare und Melzer begab ich mich in die Zelle Nummer fünf und ließ über die Beschaffen heit der hier vorhandenen Fensterblendung und da- Ausfinden deS Meißel- ein Protokoll aufnehmen. Darauf ließ ich mir die Gefangene im VerHörzimmer vorführen. Sie war bleich und zitterte, wie an dem vorletzten Sonn tag Morgen. Ich hielt mich weder mit HöflichkeitSreden noch mit Vorwürfen auf, sondern legte ihr einfach die entsprechenden Fragen vor. Sie räumte ein, daß der ihr voraelegte Meißel ihr von außen zugekommen und daß derselbe zur LoStrennunaeiner Bohle in der Fenster^ blendung benutzt worden. Auf die Fragen, zu welchem Zwecke die Beschädigung geschehen und auf welche Weife und durch wen ihr da- Werkzeug zugekommen, «klärte sie, wie in den beiden früheren Fällen, keine Antwort geben zu können. Wied« flossen ihre Thränen. „Ich befehle Ihnen, Vie vorliegenden Fragen zu beantworten!" herrschte ich sie an. Sie schwieg. „Nun wohl, so mögen Sie an einem Orte, wo Sie durch nicht- gestört werden, über die Pflicht deS Gehorsams gegen die Justizbehörde nachdenken. — GerichtSdien«, führen Sle die Jnkulpatin in die Be denk-Zelle." „Zu Befehl, Herr Justitiar! ... Folgen Sie mir, Fräulein!" Melz« verließ mit Elisabeth da- Berhörzimmer. Die sogenannte „Bedenk-Zelle" war em mit dem Amt-lokale in Verbindung stehender dunkler Raum, etwa vier Fuß lang Und breit und sechs Fuß doch. D« Aufenthalt in demselben war als Straf, und Zwang-, mittel vorgeschrieben gegen renitente Gefangene über- Haupt, wie aeaen Angeklagte, die im Verhöre entweder offenbar falsche Aussagen machten, oder die Beant wortung einer Frage vnweigerten. Eine nur sechs Zoll üb« dem Fußboden angebrachte schmale Holzleiste diente al- freilich sehr unbequemer Sitz, wenn die Betriffenden nicht da- Stehen vorzogen. Ich wandte diese- vor- schrift-mäßige Straf- und Zwangsmittel heute zum ersten Male an. Nach einer Stunde ließ ich Elisabeth wieder vor- führen und sie, da sie auch jetzt die verlangten Ant- Worten verweigerte, abermals auf eine Stunde in die Bedenk-Zelle bringen. Nach Ablauf dieser zwecken Stunde aber sagte mir das Zittern ihrer Glieder, daß ich mit der Anwendung diese- bezüglich de- beabsichtigten Zwange- ohnehin erfolglosen Mittel- für jetzt inne- halten müfie. Ihrer fortgesetzten Weigerung, jene Frage zu beantworten, ließ ich die Verkündigung der
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