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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.02.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020215022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902021502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902021502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
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- Tag1902-02-15
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Mindestsatz des Vertragszolls für Roggen und Hafer auf 5 ./i, für Gerste aus 3 für den Doppelcentner festsetzt. Abgeordneter v. Wangenheim soll dem Compromißvorschlage nicht zugestimmt haben. Das Organ der Bündier hatte dieser Tage erklärt, daß seine Freunde sich nicht an Vermittlungsvorschlägen betheiligen könnten. Auch die „Tägl. Rdsch." bat von einem solchen Compromiß erfahren. Es soll nach der gestrigen stürmischen Sitzung der Zolltarifcommission vereinbart worden sein, und zwar zwischen deren conservativen, sreiconservaliven und klerikalen Mitgliedern, sowie dem nationalliberalen Abgeordneten Hehl v HernSheim. Der Vertreter der agrarischen Gruppe, Frbr. v. Wangenbein!, „dürfte dieses glücklich erreichte Ein vernehmen dadurch fördern, daß er keinen weitergebenden An trag stellt". Auffallenderweise weiß die „Kreuzzeitung" von diesem Einvernehmen noch nichts, denn sie weist in einem Artikel über die Zolllarisvorlage darauf hin, daß zur Zeit Alles aus eine Verständigung der schutzzöllnerischen Parteien an komme, wenn nichl die Socialdemokratie im Kampfe siegen solle. Nur eine geschlossene Schlachtordnung auf dem Boden der Tarif vorlage, wie der Reichskanzler im Landwirthschaslsratbe betont habe, könne die Gefahr abwenden, daß durch unannehmbare Forderungen die nolhwendige Einigung vereitelt werde und der jetzige haltlose Zustand eihalten bleibe. Die „Kreuzzeitung" appellirt schließlich an die Zoll tarif-Commission, in der bevorstehenden Beratbung der Getreidezölle ein festes Fundament des neuen Zolltarifs zu schaffen. Das klingt nicht einmal so, als ob das konservative Blatt, dessen Freunde doch verhältnißmäßig zahlreich in der Commission vertreten sind, baldigst das Zustandekommen eines „festen Fundamentes" erwartete. Da aber die Bericht erstattung der „Kreuzztg." nicht selten den Ereignissen nachhinkt, so ist eS nicht unmöglich, daß gestern zu Stande gekommen ist, woran seit Wochen gearbeitet worden. In diesem Falle dürfte die Lesart der „Tägl. Rundsch." die richtige sein. Jedenfalls wird sich bald Heraus stellen, wie die Dinge liegen. Länger dürfte es dauern, bis man erfährt, wie die verbündeten Regierungen zu einer MehrbeitSvereinbarung sich stellen, die im Puncle der Getreide zölle über die Vorlage binausgebt, und ob das „Ultimatum" des Reichskanzlers wirklich ein solches hat sein sollen. Die Enthüllungen deS deutschen „RcichSanzeigcrS" über das Verhalten Englands während des spanisch-amerikanischen Krieges im Jahre 1898 sind außer dem englisch-japanitchen Bündnißschluß die Sensation des Tages, aber in ihren Wirkungen werden sie, ebenso wie diese Coalilivn weit über die Grenzen deö Tages hinaus reichen. Veranlaßt waren bekanntlich die deutschen Enthüllungen durch den von London aus gemachten Versuch, die politische Bedeutung der Reise des Prinzen Heinrich nach den Vereinigten Staaten dadurch abzuschwächen oder gar zu neutralisiren, daß man Amerika sehr deutlich und gefl ssentlich zu verstehen gab, England sei der einzig aufrichtige und wahre Freund der Vereinigten Staaten, denn beim Ausbruch des spanischen Krieges sei England cs gewesen, welches eine Amerika böchst unerwünschte Intervention der Mächte zu verhüten gewußt habe. Dieser Denunciation gegenüber hat nun außer Rußland, das ossiciell in Washington erklärte, es habe stricte Neutralität gewahrt, auch Deutschland Stellung genommen. Nack den im „Reichsanzeiger" veröffentlichten Schriftstücken war es gerade der englische Botschafter Pauncefote in Washington, welcher die übrigen Botschafter zu sich bat, um ihnen eine Inter ¬ vention der Großmächte warm ans Herz zu legen. Unser Vertreter, Herr v. Holleben, telegrapbirte den englischen Vorschlag sofort nach Berlin mit dem Bemerken, daß er dieser Action sehr kühl gegenüberstebe. Berlin winkte schleunigst ab, da vor Allem der Kaiser in einem Einschreiten der Mächte zu Gunsten Spaniens einen schweren Fehler erblickte und das auch durch eine im „Neichsanzeiger" mitveröffentlichte Rand bemerkung auf dem betreffenden Schriftstück unzweideutig bekundete. In den Vereinigten Staaten, wo man noch eben das englisch-japanische Bündniß, als im vitalsten Interesse auch Nordamerikas gelegen, m>t größter Sympathie begrüßt batte, hat die deutsche Enthüllung eingeschlagen wie eine Bombe. Heute berichtet man uns darüber: New Aork, 14. Februar. Die hiesige Presse beschäftigt sich lebhaft mit der Angelegenheit betreffs des Verhaltens des britischen Botschafters Paunecsote vor Ausbruch des spanisch-amerikanischen Kriegs. Blätter wie „Sun", „Times", „Tribüne" und „Evening Post", die bisher die englische Legende, wonach England die Vereinigten Staaten vor einer Intervention bewahrt hätte, geglaubt haben, ver suchen jetzt, den Zwiespalt zwischen den Mittheilungen Lord Cran- borne's und des „Reichsanzeigers" durch die Annahme zu lösen, daß Oesterreich die Initiative zu der Note vom 14. April 1898 gegeben, und Lord Pauncefote sie lediglich in seiner Eigen- ichast als Doyen dem diplomatischen CorpS unterbreitet habe. Andere Blätter, wie „Journal", „World", „Mail and Expreß", sprechen sich scharf gegen England aus, das der Doppel- züngigkeit und des Verraths gegen die Bereinigten Staaten überführt dastehe. Heute aus Washington hier eingegangene Berichte heben die Thatsache hervor, daß Lord Pauncefote die Note im englischen und französischen Text unterbreitet habe; dies spreche entschieden gegen ihn; denn wenn die Note von irgend einer anderen Seite ausgegangen wäre, so würde sie in französischer Sprache vorgelegt worden sein. Eine Thatsache wird von der ganzen amerikanischen Presse jetzt an erkannt, nämlich die, daß die englische Legende völlijg zer stört ist, uns daß niemals irgend welche Gefahr einer Initiative der europäischen Mächte bestanden hat, und daß Deutsch lands Haltung zu jederZeit freundlich gewesen ist. Der ganze von Lord Cranborne aufs Tapet gebrachte Streit hat in ausgezeichneter Weise klärend gewirkt und die Veröffentlichungen des „Reichsanzeigers" haben Len gewünschten Zweck erreicht. „Sun" schließt einen langen Artikel, in dem versucht wird, Pauncefote's Position nach Möglichkeit zu retten, folgendermaßen: „Indessen ist es außerordentlich erfreulich für LaS amerikanische Volk zu sehen, wie prompt und nachdrücklich Kaiser Wilhelm sein schwere» Fuß auf die zweite Collectivnote gesetzt hat." Auch in dem Repräsentantenhaus« ist die Sache zur Sprache gekommen. Hier rief, wie uns berichtet wird, der Vertreter Kentuckys, Wheeler, durch eine Rede Sensation bervvr, in der er schwere Vorwürfe gegen die Administration des Staatsdepartements in Ver bindung mit, wie er cs nannte, der jüngsten Enthüllung über die Haltung Großbritanniens gegenüber den Vereinigten Staaten erhob. Er nannte das Ver halten der gegenwäitigen amerikanischen Verwaltung wiederholt bedientenhaft. Er sagte, er empfinde Widerwillen bei dem Gedanken, daß Amerikaner nach England reisen, um dem König Eduard die Hand zu küssen, und daß sich insbesondere ein Mitglied der Familie des Präsidenten nach London zur Krönung begebe. Wbeeler tadelte dann, daß soviel Aufhebens wegen des Prinzen Heinrich von Preußen gemacht würde. Die Rednerverschiedener Parteien protestirten gegen Wbeeler's Aus führungen. Growenor wandte sich in scharfen Worten gegen Wbeeler, dessen Worte er als höchst inoportun bezeichnete; er protestire dagegen, damit sie nicht etwa in Kiel bei der Ab fahrt des Prinzen als Gruß des amerikanischen Volkes gelesen würden. Der cholerische Herr Wbeeler mit seiner radical-demokra- tischen Pose dem Besuch des Prinzen Heinrich gegenüber wird gerade jetzt kein Glück bei seinen Landsleuten haben, wo diese voll hochachtungsvollen Lobes über Deutschlands offene und ehrliche Haltung im Jahre 1898 sind. Was er in Bezug auf England sagt, hat dagegen unfern ganzen Beifall. Es ist selbstverständlich, daß man in London, der Doppelzüngig keit, der Heuchelei und der Jntrigue überführt, das lebhafte Bedürfnis; verspürt, sick reinzuwaschen. Zunächst berief ma» sich darauf, daß die Situation zu dem Schrill Pauncefote's nicht von diesem selbst, sondern von dem österreichischen Botschafter, Di. Hengenmüller, ausgegangen sei, der auch die Ausforderungsschreiben ausgeschickr (?) habe. Allein man vergaß dabei, daß der englische Botschafter sich zum Anwalt der Wünsche Oesterreichs gemacht batte, was doch der springende Punct ist. Nun hat die englische Regierung selbst im Unter hause das Wort ergriffen. Man meldet unS: * London, 14. Februar. (Unterhaus.) Norman bittet um Information bezüglich der Versammlung der Botschafter dec euro päischen Großmächte in der englischen Botschaft in Washington im April 1898. Unterstaatssekrctär ViScout Cranborne erklärt: Die Versammlung fand am 14. April 1898 statt und war zusammen berufe» von Lord Pauncefote als Doyen der Botschafter auf mündlich vorgebrachte Anregung einiger (?) seiner Collegen. (Also sind Loch die Aufforderungsschreiben von ihm und nicht von Hengen- müller hinausgegebcn worden. D. Red.) Welche Meinungen auch immer Pauncefote während der Besprechung, die nichtformellen Charakters war, zum Ausdruck gebracht haben mag, sie waren seine persönlichen Meinungen und wurden nicht in Befolgung irgendwelcher Instructionen der englischen Regierung ausgesprochen. Die Besprechung endete mit der Ver einbarung der Botschafter, identische Telegramme an ihre Regierungen zu senden, in welchen eine weitere Mittheilung an die amerika nische Regierung in Vorschlag gebracht wird. Nach Empfang des Telegramms Pauncefote's erwiderte die englische Negie rung sofort und sprach sich gegen die Fassung der vor- geschlagenen Mitt Heilung an die amerikanische Regie rung, die sie als unüberlegt betrachtete, aus. Zwei Tage später wurde Pauncefote mitgetheilt, daß die englische Negierung sich entschlossen habe, keine Action vor zunehmen. „Wir hatten", schließt Cranborne, „zu der Zeit keine Information über die Haltung der deutschen Regierung." (Beifall.) Dillon fragt Cranborne, ob seine Aufmerksamkeit aus den osficiellen deutschen Bericht über die Angelegenheit gelenkt sei und ob dieser Bericht zutreffend sei. Cranborne erwidert, er habe der von ihm soeben gegebenen Antwort nichts hinzuzusetzen. (Ausführl. wiederh.) Viscount Cranborne drückt sich hier recht vorsichtig aus, aber zwischen den Zeilen liest man, daß England damals doch mit dem Gedanken umgegangen ist, den Vereinigten Staaten in die Arme zu fallen. Sagt er doch, man habe nur die Fassung der betreffenden Mittbcilung Pauncefote's an dessen Collegen in Washington als unüberlegt getadelt, nicht ihre ruhige, stolze Sicherheit im Verkehre mit Anderen, hatten ihn stets wunderbar angemuthet und mit Bewunde rung erfüllt. Er war ihr mit der wahren Herzlichkeit zu- gcthan, mit der gute Männer ihre Schwestern lieben. Er wünschte nicht, sie sein zu nennen, aber ihr Schicksal be wegte ihn, erfüllte ihn jetzt mit aufrichtiger Sorge und Trauer. Es galt, rasch und energisch zu handeln, darüber war kein Zweifel. Er trank seinen Kaffee aus, dann zog er noch einmal Eva's Brief hervor. Sic verurthciltc ihn. Das las er aus jeder Zeile. Für sie war er abgcthan — natürlich! Sie schwärmte ja wie ein echter Bachfisch für diese gcmüthlose, egoistische Schwester. Gewaltsam entriß er sich den unbequemen Gedanken und eilte nach dem Telegraphenamt. Auf diesem Wege verständigte er sich mit Paul Weber. Dann trat der Fernsprecher in Action. Es wurde fol gendes Gespräch zwischen Paul Weber und Eckhoff ge wechselt: „Theilcn Sic mir, bitte, möglichst kurz und bündig die Sachlage mit", begann Bernhard. „Auf die Bürgschaft meines Freundes Albert Dvskoiv hin erhielt ich von einem Kapitalisten drcißigtauscnd Mark zum Ankauf eines technischen Bureaus in L. Ich hatte das Baargcld in Händen, obwohl der Ankauf erst in einigen Wochen stattfinden sollte!" berichtete Paul. „In zwischen bat mich ein anderer Freund, der Name thut nichts zur Sache —" „Ihr Schwiegervater! Ich bin genau unterrichtet!" „Gut. Er brauchte das Geld und konnte cs mir in den allernächsten Tagen zurückgcbcu. Es muß aber Je mand gegen mich intrigui'rcn, denn man hat in Erfahrung gebracht, daß ich das Geld aus der Hand gab. Gestern Abend erschien der Kapitalist bei mir und verlangte Aus kunft über den Verbleib der Summe. Ich mußte nun Farbe bekennen, mußte eingesteheu, daß ich wortbrüchig geworden, das Kapital für andere, als die vereinbarten Zwecke verwendet hatte. Die Folge war eine umgehende Kündigung deS Kapitals. Kann ich es bis morgen Mittag nicht zur Stelle schaffen, so strengt mau Klage wegen Be truges gegen mich an. All' meine Bitten, von einer gerichtlichen Verfolgung der Angelegenheit abzuschcn, blieben erfolglos. Mein Hinweis auf die bevorstehende Erbschaft wurde mit einem Hohnlachen beantwortet. Um das Maß des Unheils zum Ucbcrlaufcn zu bringen, sind in dem Bureau Verhältnisse eingctrctcn, welche die Be schleunigung des Verkaufes als geboten erscheinen lassen. Die Ucbcrnahmc des Geschäftes hätte jetzt unter den denk bar günstigsten Bedingungen stattfinden können. Ich hatte wir allerdings das Vorkaufsrecht gesichert, doch ist diese Vereinbarung ja hinfällig geworden, da ich keine. Baarmittel besitze." „Und Ihr Freund, welcher für Sic bürgte?" ,,— Verliert Hab' und Gut, meinetwegen! Er ist es auch, welcher exemplarische Bestrafung für mich verlangt! Aber dahin kommt es nicht —" „Bitte, theilcn Sic mir die Adresse Ihres Kapitalisten mit. Ich werde umgehend mit ihm verhandeln. Wenn cs in meiner Macht liegt, soll Ihnen geholfen werden!" „Wie kommen Sie zu dieser Großmuth? Soviel ich durch Eva weiß, haben Sie gar keine Ursache —" „Für Privatgespräche ist jetzt wohl keine Zeit, Ver ehrter, die Adresse Ihres Gcldmanncs, bitte!" „kommerzienrath Hcnsc, er weilt hier besuchsweise beim Bankier Schöttler." „Aha", dachte Eckhoff, „also ein richtiges Complot!" Und laut setzte er hinzu: „Bleiben Sic dort auf dcnr Amt, wir werden binnen Kurzem unser Gespräch fortsetzcn!" „Gut. Ich danke Ihnen!" „Schluß!" Jetzt begann die Verhandlung mit dem kommerzicn- rath Hcnsc. Zu diesen! Zweck begab Eckhoff sich zu dem Bankier, bei welchem ein beträchtlicher Thcil der Malchow'schcu Hinterlassenschaft dcvonirt war, und welchen er auch per sönlich kannte. Hier hatte er direkten Telephouanschluß zum Bankier Schöttler. Der kommerzienrath war glücklicherweise im Hause anwesend, und auch bereit, Rede und Antwort zu stehen. Er mochte ein recht wohlbeleibter Herr sein, denn seine Stimme klang fettig und leise gurgelnd. „Ich stelle Ihnen achtzchntausend Mark baar zur Ver fügung", sagte Eckhoff, nachdem die ersten orkentirendcn Fragen und Gegenfragen erledigt waren. „Und der fehlende Thcil der Summe?" klang cs er wartungsvoll zurück. „Ich hoffe, daß Ihnen ein Schuldschein genügt. Unser Familieugut ist im Besitze meiner Mutter, ich habe noch kein freies Vcrfügungsrecht darüber —" „Sehr wohl! Daun bitte, schaffen Sie uns ein Do kument, in dem Ihre Frau Mutter sich zur Zahlung der Restsummc von zwölftauscnd Mark bereit erklärt." „Das ist ausgeschlossen. Meine Mutter würde sich dazu nicht entschließen." „Aber verehrter Herr — wozu dann dieses Gespräch?" „Ich bin der alleinige Erbe —" sagte Eckhoff stockend, „das muß Ihnen doch genügen —" „Es ist uns um Erlangung der Baarsumme zu thun, das haben wir wohl deutlich genug gezeigt! Daran ist nichts zu ändern!" „Ich bitte, weisen Tic mich nicht so kurz zurück — be willigen Sie für den Zahlungstermin eine längere Frist!" „Gestatten Sie unr einen Moment, Herr Rittmeister, bitte —" klang es überaus geschmeidig zurück. Eckhoss's Langmuth wurde auf eine recht empfindliche Probe gestellt. Endlich klingelte er heftig au. Die Verbindung wurde wieder hcrgcstellt. Eine fremde Stimme tönte ihm entgegen. „Der Herr Kommerzienrath bittet nur um wenige Minuten Geduld noch. Sogleich wird er seine Entschei dung getroffen haben." Mit diesem Bescheide mußte der Rittmeister sich zu frieden geben. Er ahnte aber, daß diese Verzögerung für seinen Schützling nichts Gutes bedeute. Diese unbestimmte Furcht sollte ihn nicht getäuscht haben. Nach einer guten halben Stunde, Eckhoff schienen sich die Minuten zur Ewigkeit auszudehncn, ertönte endlich wieder das erlösende Klingelzeichen. Gleich darauf klang die geschmeidige, fette Stimme an sein Ohr: „Ihnen zur Nachricht, hochverehrter Herr, daß der Ankauf des technischen Bureaus soeben perfect geworden ist. Ich habe die drcißigtauscnd Mark noch einmal ver ausgabt, und zwar zu Gunsteu meines Neffen, eines jungen, vielversprechenden Ingenieurs ... So leid cs mir nun thut, Ihnen nicht dienen zu können, muß ich doch auf meiner Forderung bestehen nnd Ihren frcnndlicheu Einigungovvrschlag entschieden ablchnen. Indessen bin ich bereit, den Zahlungstermin um vierundzwanzig Stunden hinauszuschicbcn. Morgen haben wir Don- Abend-Ausgabe SS,40 Druck und B-rlag von E. Polz in Leipzig. Jahrgang Nr. 84 Sonnabend den 15. Februar 1902. Feuilleton 24) 102,60 174,2b Ertra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. 108.75 18,50 156,— 48,60 127,50 134.75 140,7b 124 — 127,75 74,KO 16,26'. Xoräont iso,— 7S,3ö 133,25 165 — 328,— 122.75 147.50 154.50 135,— 82,50 168,— 203,22 ll-!VlSll «»lllviti >r icksr »tillll rcUvll '»»mit i soicstk. , itrsvrd , >,40. driiedt.) Io <t»r »riit verksdrl» illckirts Lvmsiil vesipi-neslltir- »eti NM Von iksuts. Orosss ai»' ili-' 0.0t). 1). a-*. pistr: Nsm s, Liedilrä Ueber ein angeblich hinter den parlamentarischen Couliffen in der Getret-ezollfrage geschlossenes Compromiß berichtet heute die „Voss. Zt g." Folgendes: In parlamentarischen Kreisen verlautet, daß unter den schutz zöllnerischen Gruppen des Reichstags in der Getreidezollfrage das lange angestrebte Compromiß endlich vereinbart sei. Danach würde von den conservativen, den nationalliberalen und den. Centrums mitgliedern der Zolltarifcommission als Mindestsatz für Weizen 6.^l (nach der Vorlage 5,50.^), für Roggen, Hafer und Gerste je S,50 in Vorschlag gebracht werden, während die Vorlage den 85,40 216.25 Still. 174.50 81,60 201.60 56.80 210.25 311.— 173.61 170.50 167.60 175,30 114,40 112.60 211.25 a 0r»a>-i>, > 1>«>p»i«, in von öuevo» > äii-«, 5 Kev rorl Politische Tagesschau. * Leipzig, 15. Februar. Die Specialberathung deS Postetats hätte gestern im Reichstage zu Ende geführt werden können, wenn nicht die freisinnige Volkspartei auf den Gedanken verfallen wäre, statt in einer Resolution die Regierung zur Einstellung der erforderlichen Mittel für weitere 1000 etatsmäßige Post assistentenstellen in einem Nachtragsetat für 1902 zu ersuchen, einen Antrag auf Einstellung dieser Mittel in Len Etat cinzubringen. Darüber, daß die Zahl jener Stellen nicht ausreiche, waren so ziemlich alle Parteien einig und vor gestern hatte sich besonders der Abg. vr. Haffe in diesem Sinne ausgesprochen. Eine Resolution, welche die Regierung um Ver- mebrung der Stellen ersucht, hätte also voraussichtlich im Hause wenig oder keinen Widerspruch erfahren und auch die Negie rung, die ohnehin für nächstes Jahr eine solche Vermehrung beabsichtigt, würde schwerlich Einspruch gegen eine i» die Form einer Resolution gekleidete Anregung des Hauses erhoben haben. Gegen die Annahme eines Antrags aber erklärte sich der Staatssekretär des Reichsschatz amts v. Tbielmann sehr entschieden. Er wollte die aus der Finanzlage herzuleitenden Bedenken nicht in den Vordergrund stellen, legte vielmehr das Hauptgewicht darauf, daß nach der in allen Parlamenten hergebrachten Anschauung eine Erhöhung der Ausgaben aus der Initiative des Parlaments unzulässig sei, wie bereits der Vorgänger des jetzigen Schatzsekretärs im Jahre 1895 festgestellt habe. Obwohl die Antragsteller dieser Auffassung widerlprachen, zogen sie doch ihren Antrag zurück und beschränkten sich auf eine Resolution, über die freilich erst am dritten Tage nach ihrer Drucklegung abgestimmt werden kann. Außer dem Aufenthalte, den der staatsrechiliche Streit über Antrag und Resolution veruisachte, wurde ein solcher durch eine zwecklose Auseinandersetzung über die Stellung Bayerns zur Einheitsmarke hervorgerufen. Der klerikale bayerische Abg. von Hertling erbielt dadurch willlommene Gelegen heit zu der Versicherung, seine Landsleute seien in ihrer großen Mehrheit entschlossen, das Postrrservat- recht in vollem Umfange beizubehalten; die bayerische Volksseele würde durch die Beseitigung der bayerischen Brief marken in eine Erregung versetzt werden, gegen die der Nutzen der Einheitsmarke nicht in Betracht kommen könnte. Tas wußte man seit dem letzten verunglückten Versuche, in Bayern zu erreichen, was in Württemberg erreicht worden ist, auch ohne Herrn v. Hertling. Man wird sich daher büten, einen solchen Versuch zu erneuern. Lernt die „bayerische Volksseele" erst die Nacktheile würdigen, die ihr aus ihrem Widerstreben erwachsen, so wird dieses Widerstreben sich all mählich in das Gegentheil umwandeln, trotz aller Hertlinge. a o, »8,rolli»" 42) ia Voko Veut»ctil»n«i' idure, ok kvilioe" Huesllrrovn »Pretoria" bieapoi nacii Kail», »U-r «vüreutel^ 3/2>6idr»Ii»i :d Uawdur^ Rittmeister Eckhoff. Roman von A. von Trystcdt. Nachdruck verboten. Schon im Voraus hatte er den Triumph über diese eklatante Rache sich in allen Variationen ausgcmalt. Daß sein Sieg aber ein so unbedingter war, übertraf seine kühnsten Erwartungen. Fast klang cs wie ein Märchen! Sic, deren Huld so Viele geradezu berauscht hatte, war zurückgewiescn worden! Er brauchte nur die Hand auszustrecken, um dieses kostbare Kleinod für sich zu gewinnen, und that es nicht! Im Gegentheil, er war bereit, Geld und Gut zu opfern, um sein Gewissen zu beruhigen, um sich dafür das Recht zu erkaufen, nach eigenem Ermessen zu handeln, um jener Bielbegehrten nicht angehören zu müsse». Wie tief sie sich gcdemüthigt fühlen mochte! Wie diese Niederlage wohl ihren Stolz verwundete, an ihr zehrte! Wie durchgreifend die Rache war, und so vollständig ge lungen! Und dennoch vermochte er sich nicht zu freuen! Viel mehr lag es schwer lastend auf ihm, und seitdem er Eva's Brief gelesen, verstärkte sein Unbehagen sich noch be deutend. Woher kam dieser Zwiespalt? Er konnte nicht Klarheit darüber erlangen. V Daß man ihm dort die Freiheit wiedcrgab, wo er sich, vollständig übereilt, vom Augenblick total beeinflußt, ge fesselt hatte, wußte er Jenen Dank. Arme, kleine Margot! Sie gehörte nicht zu den Frauen, die ihn zu interessiren vermochten, sie war so schüchtern, so unbedeutend und unselbstständig, daß sic ihm geistig wohl immer fremd geblieben wäre. Dann dachte er an Eva. Er liebte sic nicht im bräutlichen Sinne, aber er em pfand sehr warm, ja innig für sic. Die ursprüngliche Begeisterung für die schöne, stets bevorzugte Schwester, die absolute Bescheidenheit, mit der das junge, liebreizende Mädchen sich in den Schatten stellte, neidlos alle Bewunderung der älteren Schwester gönnend, ihre zärtliche Fügsamkeit der Mntter gegenüber, Bezug-.Preis kr der Hauptexpeditton oder den im Stadt- bezirk und den Vororten errichteten Aus- gabestellen abgeholt: vierteljährlich »ZL 4.50, — zweimaliger täglicher Zustellung ins HanS 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland u. Oesterreich: vierteljährl. 6. Man abonnirt ferner mit entsprechendem Postauffchlag bei den PostanstaUen in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem- bürg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Donaustaaten, der Europäischen Türkei, Egypten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug nur unter Kreuzband durch die Expedition dieses Blattes möglich. Nedartion und Expedition: Iohannisgasse 8. Fernsprecher 153 und 222. Fitiatrvprditi»«»» r Alfred Hahn, Buchhandlg., Universitätsstr. 3, L. Lösche, Katharinenstr. 14, u. Königspl. 7. Havpt-Filiale in Serlin: Königgrätzerstraße 116. Fernsprecher Amt VI Nr. 3393. saul.L.'I'.l 86,75 r. — V. 100,40 i». ttval« 80,25 l)r«<Uu!v! »8,80 llä. ; i-lllv rbr, o. 2 u. i. . Liasnb, »e. I'.Ioo. oll» .lllsMo 10S.30 ilbllllic llvll.soo. >LllK Uallic cd.ti»llv UW.Licv. ar. llll.k:»»ell/Llldl rlldr". "llvir v»i-dat»ll > 6«I<1 ' 8ri«r I 103,40 > 88,30 86,60 81,!0 Anzeigen-Preis die Ogespaltene Petitzeile 25 H. Reklamen unter dem Redactionsstrich (4 gespalten) 75 vor den Familiennach- richten (6 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Zisfernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Annalimeschlub für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. WpMr TiWblM Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, des Rathes und Notizei-Äintes der Ltadt Leipzig. 32,25 27,40 Mov-i - 112,75 Voilir. ----- Lj,b.8«ä Ilsr-Ul. ^64,'w 143,80 -.Vsltvr! 104,75 oräll 188,— js-llüx» 137,10 LIllt.-!V. 207,80 »rLUllU. 174.— -L-Kkdv. 122,lO t. vöUl. " — le. v.-7k, -Lrli.-L. 'od-tklk, r l-rud. .itLiktr «llllix»p 2ill^-L» UillSll 'ill»»M>. x.Tklkllli 175.— Irsidr. 117,50 I'»r. 82,30 llollLt« Ire 8 17 Lloll»!« m 8 Tx. vllllLll. 0 Ull. I Mll. oll-L.-8. —— »coatod islli^ 1.8. 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