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Dresdner neueste Nachrichten : 25.03.1938
- Erscheinungsdatum
- 1938-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193803254
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19380325
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19380325
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1938
- Monat1938-03
- Tag1938-03-25
- Monat1938-03
- Jahr1938
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 25.03.1938
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Dresdner Neueste Nachrichten 46. Jahrgang Freitag, 2S. März 4938 Her,» raApf.Zullellun-tgeb.) Kreuzbanbsenb.: Für die Woche 1,00 RM. Einzelnummer 10 M, auserhalb Sr°b-Dresben< 'iS Rpf. Schriftleltung, Verlag und Hauptgeschäftsstelle: Dresden A, Ferdlnandfiraße 4 Postanschrift: Dresden «1, poftsach * Fernruf: Ortsverkehr Sammelnummer 24601,Fernverkehr 27S81-279SZ «Telegramme: Aeuefle Dresden * Postscheck: Dresden 2060 * Berliner Schrlfileltung: Berlin W ZS, Vlktorlastra-e 4° Aichtverlangt» Einsendungen an die Schrlfileltung ohne Rückporto werben weder rurückgesanbt noch aufbewahrt. - Im Falle höherer Gewalt ober LetrlebsfiSrung haben unsre Lezteher »einen Anspruch auf Nachlieferung oder Erstattung de« enisprechenben Entgelt« Ar. 21 " Bezugspreise: m2"-b 2,VVRM. Anzeigenpreise: im An. Salbmonatl.1,«>RM.Pofibriugm»naN.r/)0RM.rlnschl.4SRpf.pofigebahren UVGGG sv ——— ,eig«ntetl 1«Rpf.,Stellengesucheundprioat» Famillenan,rIgenöRpf.,bl-7Swwbr-iteww.3ellrlmTektt»tl1,1oRM. Nachlaß nach Malfiaffel I odek Ltengenstaffrl b. Lriefgebühr für Ziffer« anzeigen 30 Rpf. auöschl. Porto. Zur Zeii ist Anzelgenprelsliste Nr.« gültig. Der Mm tritt die Seutschlandschrl an Chamberlains große außenpolitische Rede - Zusammenlegung preußischer Provinzen - Francos Truppen rücken weiter vor Schlesien wieder eine Provinz X Berlin, SS. März Zur Bildung leistungsfähiger Provinzen im öst lichen Raum hat das preußische StaatSministerium die Provinzen Oberschlesien und Rieder schlesien wieder zu einer Provinz vereinigt. Die Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen »Ird mit der Provinz Brandenburg vereinigt, je« kch werden der Landkreis Fraustadt und vom Land, kreis Bomst zehn Gemeinden in die Provinz Schle sien eingegliedert. London bindet sich nicht Chamberlains Rede im Unterhaus * London, 25. März Der englische Ministerpräsident Neville ghamberlain hat gestern in einer großen außcn- > Mischen Rede die Ziele der britischen Außenpolitik k nieut abgesteckt und sich vor allen Dingen über Um- st«g und Reichweite der verschiedenen Bündnis» und > -eltvcrpsltchtungen Englands ausgesprochen. Die wichtigsten Punkte seiner Rede sind div-solgenden: 1. England will in jedem Fall selbst entscheiden, ob es in «inen Krieg eintritt oder nicht. k. Der Kriegsfall ist sllr England nur gegeben, wenn lebenswichtige Interessen des Britischen Reiches zesährbct sind. k. Eine Ausnahme bilden die bisher bestehenden «vtomatisch wirksam werdenden Berpslichtungcn Eng lands zur Verteidigung Frankreichs und Belgiens »egen unprovozierte Angrisfe gemük dem am IS. März M6 bestätigten Locarnovcrpslichtungen, serncr die ver traglichen Berpslichtungcn gegen Portugal, den Irak nnd Aegypten. Ein Kriegsfall könne eintreten Im Rah men der Völkerbnndöverpslichtunge^ Englands, doch bestehe in solchen Fällen keine automatische Verpflich tung. l. Infolgedessen wirb «ine automatisch wirksam wer dende Garantie Englands sür die Tschechoslowakei ab gelehnt und ebenso eine automatische Garantie sür Frankreich, falls dieses nicht selbst angegrisscn wird, 'sondern sür die Tschechoslowakei oder im Rahmen sei ner BündniSverpslichtungen mit Lowjetrustland z« den Bassen greift. S. Chamberlain läßt aber die Möglichkeit osseu, daß der Druck der Tatsachen" sich eines TagcS als »stärker erweise» könne als formelle Erklärungen" und bah ei» Staat auch gegen feinen Wille« unter be stimmten Umstände» in einen Krieg hineingezogen »erde« könne. S. England wünscht eine Berbeffernug der Bezie- hange« zwischen der tschechoslowakischen Regierung »nd de« Sudetendentscheiz. 7. England lehnt de» sowsetrussische« Vorschlag einer Konserenz ohne die „autoritären" Staate« ab. 8. Die Verhandlungen mit Italien machen nach Chamberlains Ansicht gute Fortschritte. 9. England hält an der Politik der Nichteiu- ' Mischung in Spanten sest. * Der englische Ministerpräsident hat sich im Lause seiner Rede sehr ausführlich mit der internationalen Stellung der Tschechoslowakei beschäftigt. In England steht man offenbar den Anschlust überhaupt weniger als ein Ereignis an sich und von eigenem Gewicht. Man wertet ihn vielmehr in der Form etwaiger Rückwirkungen auf die Tschechoslowakei. Chamberlain hat die englische Auffassung vor allem in zweierlei Hinsicht klar gelegt. Einmal gehört der Be stand der Tschechoslowakei nicht zu den unbedingt lebenswichtigen Interessen Englands, zum andern lehnt England eine ausdrückliche Garantie des Be standes der Tschechoslowakei ab. Diese Feststellungen sind durch eine dritte unterstrichen wondVn, nämlich daß England auch nicht gewillt ist, wegen der Tschecho slowakei sich von andern Mächten das Gesetz des Han- delS auszwtngen zu lassen. Chamberlain hat in dieser Beziehung jedenfalls „automatische Bindungen" ab gewiesen. Der Ministerpräsident hat indes im Zu sammenhang mit der tschechoslowakischen Frage, die Möglichkeit englischen Eingreifens zur „Wieder herstellung des Friedens" und der „Aufrechterhaltung der internationalen Ordnung" behandelt, «Fortsetzung auf Seit« 2) Königsberg in gespannter Erwartung X Königsberg, 2ö. März In Königsberg, der Hauptstadt der Nordost. mark, wird der Führer he»te abend den Ab- stimmungskampf eröffnen. Die Stadt bietet ein festliches Bild. Freudig« Erregung erfüll« die ge- samt« Bevölkerung. Tausende von fleißigen Hän den sind am Werke gewesen, um dem Führer des neuen großen deutschen Reiches in diesen denk- würdigen Tagen einen Smpsang zu bereiten, wie ihn di« Mauern der alten vrdensstadt noch nicht erlebten. Schon seit den frühen Morgenstunden wogt eine festliche Menschenmenge durch die prächtig geschmückten Straßen der alten Ordenöstadt. In der großen Trtumphstraße, durch die der Führer fahren wirb, ist schon in den Mittagsstunden kaum mehr durchzukom- men. Gegen 18 Uhr rücken -ie ersten Kolonnen der ff, SA., des NSKK., der HI. und die ersten Kompanien der Wehrmacht zur Spalierbildung an. Immer dichter wjrd bas Gcwoge der festlich erregten Massen in der Innenstadt, die dem Führer znjubcln wollen, der nach zwei Jahren zum erstenmal wieder in Königsberg weilen wird. Fahntnbänbrr und grüne Girlanden Überspannen die mehrere Kilometer lange Straße, die der Führer bei seinem Einzug auf dem Wege zum Schloß und zur Schlagctcrhalle passieren wird. Ueber Nacht sind große Ehrenpforten erstanden und bei Anbruch -er Dunkelheit werden Lcuchtkcttc» in festlichem Glanz er strahlen. Einen besonders feierlichen Anblick bietet der mit leuchtenden Hoheitszeichen und Fahnen geschmückte Hof des altehrwürdigen Orden öschlosseö, in dessen Thronsaal Gauleiter Erich Koch den Führer im Namen Ostpreußens begrüßen wird. Hier im Schloß hof wird zum ersten Male seit vielen Jahren und ein malig zu Ehren des Führers wieder die Schloßwache unter Gewehr treten, während acht Staffeln der Luft waffe über der Stadt kreisen werden. Bei seiner Ankunst in Königsberg wird der Führer von Ehrenkompanien des HecrcS und der Lust waffe mit sämtlichen Fahnen des Standortes Königs berg empfangen werden. Auch an der Spalicrbildung wird neben der ff die Wehrmacht beteiligt sein. Abends aber werden Schcinwcrferbatterten der Flak über der SchlaZeterhalle, in der der Führer spricht, einen strahlende» Lichtdvm errichten. 21 Sonderzüge brachten Tausende von Bolkogcnosscn a»o allen Teilen -er Provinz nach Königobcrg. In ganz Ostpreußen wir ble Rede des Führers in GemctnschastScmpfang ge hört werde». Gauleiter Koch hat einen Ausruf erlassen, in dem cs heißt: „Wir empfinden cs als ein bedeutsames und verpflichtendes Symbol, daß der Führer ge rade bet unS seine Fahrt durch das größere Deutsch land beginnt, so wie er einst am 1. März 1083, dem ,Tag der erwachenden Nation', an dem dann das ganze Volk sich zur nattonalsoztalistischeü Revolution be kannte, in Königsberg den Wahlkampf abschloß. Da mals ging eS noch um die Behauptung der staatlichen Macht, heute, nach fünf Jahren eines beispiellosen Ausstiegs, nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten zn einem Reich, geht cS nm die feierliche Be stätigung der gesamtdeutschen Freiheit und Gröhe durch das deutsche Volk." sSIehe auch die Meldung aus Seite 2) Wels umjubell Hermann Göring XWcIs sOberösterreich), LS. März. sFunkspruchs Pünktlich um S Uhr traf der Sonderzug des Geucralseldmarschalls Hermann Göring, in besten Be gleitung sich der ReichswirtschastSminister Funk, serncr hervorragende Mitarbeiter und Vertreter der Luftwaffe besinden, aus dem von der Bevöl kerung dichtumlagerten Bahnhof von Wels ein. Zur Begrüßung hatten sich u. a. der Landcsleiter der NSDAP, in Oesterreich, Staatsminister Major Klausner, der Gauleiter und Landeshauptmann von Obcrösterreich, EiSgruber, und zahlreiche Ossizicre der Lnstwasse eingesundcn, während der Stellvertreter deS RetchsstatthalterS Dr. Glaise-Horstenau bereits in Pastau den Sonderzug bestiegen hatte, um Generalfelb« marschall Göring im Namen des Reichsstatthalters und der österreichisch»:» Landesregierung M begrüßen. Weiter bemerkte man den Schwager deS Minister präsidenten, Iustizmintster Hueber, mit seiner Familie. Landcsleiter Staatsminister Klausner hieß den Mi nisterpräsidenten im Namen von Gauleiter Bürckel ans deutschöstevreichischem Boden herzlich willkommen. Klausner begrüßte Göring als den treuesten Paladin und ältesten Mitkämpfer des Führers und bat ihn, nach der Rückkehr dem Führer zu melden, daß das Volk in der Ostmark deutsch und treu ist. Als der Gcneralseldmarschall den Bahnhofsvorplatz betrat, präsentierte die Ehrenstassel der Flieger aus Würzburg und Wels. Unter den Klängen des Präsen- ttermarschcs schritt er, umtost von der Begeisterung der Bevölkerung, die Flockt ab. Von üeuem brache» die Menschen in Jubel aus, als die kleine Nichte des GeneralfelbmarschallS, Roswitha Hueber, mit einem großen Nelkenstrauß aus ihn zutrat. Dann suhr der Ministerpräsident durch ein endloses Spalier der Formationen der Bewegung und der Wehrmacht, hinter dem sich die Menschen drängten, im Wagen stehend, in das Stadtinncre zum Hauptplah. Hier herrschte eine geradezu b e ä n g st i g e n d e F tt l l e. Die Schulkinder standen in dichten Scharen an der Straße. A»S den Fenstern -er reich geschmückten Häuser winkten die Menschen mit Tüchern und Fähnchen. Es war eine Begeisterung, die in ihrer Herzlichkeit und in ihrer Tiefe an die ersten Stunde» des befreiten Oesterreichs erinnerte. Vor -em Rat haus wurde dem Generalfelbmarschall von den Be hörden der Stadt ein herzlicher Empfang zuteil. Bürgermeister Dr. Sturm betonte in seiner Be grüßungsansprache, dem ruhmreichen Flieger des Weltkrieges, -em Begrttndtr der deutschen Luftwaffe, dem treuen Mitarbeiter des Führers gelte der erste Grub der Stadt Wels, die überglücklich sei, ihn in ihren Manern begrüßen zu dürfen. „Wir Ocsterreicher", so suhr der Bürger meister fort, „sind stolz, nun in einer geschlossene» Ge meinschaft mit allen Menschen des Deutschen Reiches marschieren zu dürfen. Wir sind stolz und glücklich, daß nun auch unS in Oesterreich alle die Mitarbeiter und Mitstreiter des Führers gehören und daß Sie, Herr Ministerpräsident, nun auch unser Her mann sind." Bei diesen Worten brach ein Be geisterungssturm los. Die Menschen drohten die Ab sperrketten zu durchbreche», und erst nach Minuten gelang cS dem Bürgermeister, seine Ansprache ab- zuschlteßc». Zur freudigen Ucbcrraschnng der Be völkerung trat dann der Generalfelbmarschall selbst an bas Mikrophon, nm eine kurze Ansprache an die Menge zu richten: „Ihr, meine deutschen Volks genossen", so erklärte er, immer wieder von Begeiste rungsstürmen unterbrochen, „werdet kaum ermessen können, welche Gefühle mich in diesem Augenblick er füllen, in dem ich zum ersten Male in das bc- freite Oe st erreich einztche. Als sich die Rückkehr inS große deutsche Vaterland vollzog, war es wahrlich schwer sür mich, nicht an der Seite des geliebten Führers mitkommen zu können. Ihr selbst habt ja dieses unvergleichliche Wunder über Nacht erlebt, jene Stunde, als Oesterreich erwachte. Ein unsagbares Glücksgesühl dnrchtobte uns alle. Ein Wunder war ge schehen. Wir haben immer die Gewißheit und das bc- stimmte Bewußtsein gehabt, daß der Führer uns von Gott gesandt ist. Aber daß in einem so elementaren Ansturm die Fesseln sielen, das haben wohl wir alle nicht sür möglich gehalten. Unser Glaube an die Standhaftigkoit der Bewegung in Oesterreich ist immer unerschütterlich gewesen. Die Menschen hier haben es oft bewiesen, daß sie nichts andres sein wollten, als Deutsche in einem großen ge einten Reich. Heute ist cS nun so, daß die Welt uns dieses große Erlebnis neidet. In dieser Stunde des Glücks über allen Jubel hinaus hat jeder Deutsche die Pflicht zu beweisen, daß er mit ganzem Herzen einstehen will für die Heimkehr ins Reich. Die Welt soll sehen, daß die Ostmark des Reiches hundertprozen tig abzustimmcn weiß. Es ist sür mich ein glückhaftes Erlebnis, diese befreite Ostmark sehen zu dürfen. Wenn in den nächsten Tagen das Schicksal die bedeutsame Frage an das deutsche Volk stellen wird, ivenn es heißt: Willst du zum Reich,,willst du zum Führer, dann gibt es für uns alle nur ein einziges Ja. Wir wollen -erÄSelt zeigen, daß die Deutschen allezeit bereit sind, ihr Wort dem Führer etnzulüsen," Reisen, ach Reisen! Wenn der Frühling kommt und die Sonne jeden Tag ein bißchen freundlicher scheint und der Himmel allgemach seine bleierne graue Wintcrsarbe verliert und sich in immer schönerem und reinerem Blau zeigt — dann sängt der Mensch wieder an, unruhig zu wer den. Alle Anzeichen einer allbekannten Krankheit werden sichtbar: sic heißt Wanderlust und ist eine ger manische „Erbkrankheit", denn nur die Deutsche», die Skandinavier und die Angelsachsen reise» in größerem Maßstab. Gewisse äußere Reizmittel steigern diese Krank heit noch. Da kommen immer buntere und farbigere Prospekte der NeiscbitroS und Kurverwaltungen. Sie zeigen weiße Schisse aus dem grünen Meer nordischer Fjorde oder ans den unwahrscheinlich blauen Wellen unter dem noch nnwahrschcinlicher blauci» Himmel Madeiras oder.Capris. Oder Gondeln ans den Ka nälen von Venedig und kleine Boote auf dem Garda see. Den Dom zu Florenz und das Forum Rvmanum. Schneebedeckte Berge mit grünen Matten im Vorder grund und einladenden Landhäusern, die Ruhe und Erholung und schöne Aussicht zu mäßigen Preisen verheißen. Alpensccn und verschwiegene Waldwinkcl deutscher Mittelgebirge. Romantische Burgen und stolze Ströme. Und was alles noch. Ter Schönheit und deS Wunder» ist kein Ende. Und man möchte am liebsten so rasch wie möglich sein Krämchen packen und loSrcisen. Wohin, wäre einerlei. Tenn überall ist eS schön in den ersten Sommcrtagcn des Jahres. » Wenn man nur Zeit hätte und genügend Gelds Aber man hat nur wenig Geld nnd wenig Zeit. Son dern nur Urlaub. Einmal im Jahre Ferien von der Arbeit des Alltags. Und eS ist schon wundervoll, daß alle arbeitenden Menschen hcnte diesen Urlaub haben. Und zwar Urlaub ohne Lohnabzug. TaS scheint manchem hcnte schon ganz selbstverständlich. Wir Menschen neigen dazu, allzulcicht zu vergessen und als natürliche Tatsache hinzunchmen, was gestern noch ein unerfüllbarer Wnnschtraum schien. Erst seit der Machtübernahme durch Adolf Hitler ist der bezahlte Urlaub ein gesetzlicher Anspruch aller schassenden Menschen. Heute hat jeder nicht nur die kärglichen fünf Tage Urlaub, die früher vielerorts nach längerer Wartezeit gewährt wurden, sondern einen nach BctriebSzugchörigkcit, BcrusSaltcr und Arbcitsschwere gestaffelte» Mtndcstnrlanb nach nur sehr kurzer Wartezeit. WaS früher angeblich auS tausendundeinem Grunde nicht möglich war, ist heute möglich geworden. Wie so vieles andre auch, was früher einfach „nicht ging". * Aber wie gesagt, zum Reisen gehört nicht nur Urlaub. Nicht nur Zeit. Sondern auch Geld. Und an dieser leidigen Geldfrage scheiterte ja auch die Lösung der Reiscsrage sür viele, die schon früher viel leicht die Zeit aufgebracht hätten. Reisen war einst mals eine Angelegenheit der reichen Leute. In früheren Jahrhunderten reiste zum Vergnügen eigent lich nur der Adel. Jeder junge Edelmann mußte im 17. und 18. Jahrhundert seine sogenannte „Kavaliers tour" machen. Dazu kamen noch die Reisen von ein paar Studenten. Aber auch siir die blieb cS für ge wöhnlich bei der einen Fahrt zur nächsten Universität. Was darüber hinaus reiste, war schon von einem ge wissen Tust des Abenteuers umgeben. Nur eine große Reise war allen, auch den kleinen Leuten möglich. Aber von der gab cs keine Wieder kehr: die Auswanderung. Biel gutes Blut ging damals dem dcuischcn Volkskörpcr verloren. ES hat draußen mitschasscn müssen an der Begründung frem den Reichtums nnd fremder Größe. Sie waren sehr begehrt, diese Tcutschcn. Uebcrall in der Welt. Sie waren intelligent, sic waren arbeitSfrcudig und voller Energie und Initiative. Nur im eigenen Lande war siir sie kein Ranm. Obwohl Boden genug da war, um Millionen zu siedel». Tas große S i e d l u n g S w e r k, daö der Nationalsozialismus nach der Machtergreifung unter unendlich schwierigen Verhältnissen begann, be weist es ja. * Gegen Ende des Ist. Jahrhunderts begann im neuen Reich auch das Bürgertum in größerem Aus maß zu reisen. ES entstanden überall in Deutschland und in der übrigen Welt, wo cS einigermaßen schön war, Kurorte, und für gewisse Kreise war die jähr liche „Badereise" eine Selbstverständlichkeit. Aber der größte Teil deF deutschen Volkes konnte trotzdem noch längst nicht an eine Vergntigungs- oder Erholungs- reise denken. Der Arbeiter fuhr vielleicht einmal aufs Dorf zn den Eltern oder Großeltern oder zu Ver wandten der Fran. Aber auch das mußte schon müh selig errechnet werden. Jeder Tag war kostbar, denn der Lohnausfall kam zu den Reisekosten. So blieb cS denn meistens bei der Wohnlaube ober dem Schreber garten der Vorstadt, und man mußte schon froh sein, wenn die Schrebergärtenkolonj« nicht nur den Ausblick
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