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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 22.04.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030422024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903042202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19030422
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903042202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1903
- Monat1903-04
- Tag1903-04-22
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Grie»dir»ar»«»n tr>«« diedNIli«' tteltidii-«. »»Md»' «liiulir dir»»-, lim«»-«. kelMM, Uvnmann kürsekei, » ««-»»»» vaa. ^ ,li„ mml«k»«l> sstds» 3»il HI dllllpl«« ktiltie. ^ E' «-Itt-art-tr»,»« I«. Mw 111 Neueste Drahlberichte. Svstiachrichren, »Is K l L« VItriri Ein AMIm, »I den Neueste Drahtmeldunqen vom 21. April. Unwetter-Nachrichten. Frankfurt (Oder). Der »Franks. Oderrtg.' znfolge bat der Schneesturm tm Regierungsbezirk Franksiut gewaltige Ver wüstungen angerichtet. Die Züge auf allen Bahnlinie» Nesse» i» giankkttt auch heute noch nur teilweise und mit bedeuienden Ver spätungen ein, doch düifte der Verkehr bis heute abend wieder etwa» regelmäßiger werden. InLnndsverg lWarthe) wurden sämt lich« Zelte de» dort zur Zeit Vorstellungen gebenden Zirkus Blumenfrld durch den Schneesturm vernichtet. Der Zirkus wurde in einen Trümmerhaufen verwandelt. Unter den Pst.oen entstand eine furchtbare Panik; sie tonnten erst nach mehreren Stunden wich« eingrfange» werden. Ologa«. Ter gestern abend 6.15 Uhr von HI« nach Sagan adgelasfene Zua blieb bei WoiterSdori liegen. Heute früh wurde von hier ein Zua mit 2 Mwchinen »ach Sagan adgelaiien. von denen di« erste bei Nilbau entgleiste und sich über beide Gleise legte, so daß die Strecke Glogau—Sagan wieder vollständig gesperrt ist. Pose». Der Sturm hat an Heftigkeit nachgelassen. Die Eisenbahn- und Postvecbindungen sind sämtlich wieder hcrgestellt, die telephonischen Verbindungen dagegen sind fast überall noch ge stört. Da» Wetter klärt sich auf. Wolgast. Bei dem gestrigen Nordwcststurur strandete o« der Küste der von Schweden kommende mit Steinen befrach tete Schoner „Schwalbe" aus Barth. Von der Besatzung konnte nur ein Mann gerettet werden, während drei andere den Tod in den Wellen fanden. Bremen. Die Rettungsstation Kolbergermünde der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger telegravbiert: Am 20. Avril von dem bei Gribow gestrandeten schwedischen Schwer „Wilhelmine", Kapitän Pettcrkon, mit Steinen von KarlShaven nach Stettin, bestimmt, zwei Personen durch Raketen- apparat der Station gerettet. — Die Rettungsstation Sueder- hoeft der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger tele graphiert: Am 20. April von der auf der Lünenplate gestrandeten Galiot „Wilhelm", Schiffer SieverS, mit Steinkohlen von Schott- land nach Friedrichstadt bestimmt, drei Personen durch Rettungs- er Station gerettet. Stürmisch -- --- " boot der Stürmischer Nordost mit Hagelböen. Chemnitz, lellu ... , Das-«Chemnitzer Tageblatt" schreibt: Bezüg- lich d« Feststellung d«S von der vormaligen Frau Kronprinzessin Luise von LoSka^a zu führenden Namens sind mit all- seitiger einer e gewinnt« , , . . ... um den Titel einer Gräfin handeln. Eine definitive Fest sctzi'.ng de» Namen» ist noch nicht zur Entscheidung gekommen. Hinsichtlich der Blättermeldung von milderer Auffassung des Fehltritt» der früheren Kronprinzessin kann das Blatt bestätigen, baß. soweit da» Haus Toskana in Betracht kommt, allerdings «ine mildere Auffassung platz zu greifen beginnt. Bezüglich des zu «wartenden KindeS ist. soweit der sächsische Los m Frage kommt, noch keinerlei Beschluß gefaßt worden. Das genannte Blatt ist in der Lage, alle anders lautenden Meldungen als gänz lich au» der Luft gegriffen zu bezeichnen. Berlin. Zur gestrigen Abeiiblafel beim Kaiserpaar war der Reichskanzler geladen. Der Kaiser besuchte bente vor mittag den Reichskanzler und nahm sodann anläßlich des 50. Stif» tu«a»taae»-des Garde-Train-Bataillons an dem Frühstück beim OssulerkoM deS'elben teil. . . ... Berlin. Reichstagspräsident Graf Ballestrem ,st heute früh SfH Uhr hier einaetroffen. Nachdem er 33 Stunden auf der Eisenbahn zugebrackt batte. . ... Berlin. sPriv.-Tel.) In unterrichteten Reichstagskreisen wird angenommen, daß die Novelle zur Krankenversicherung keine großen Verhandlungen mehr Hervorrufen werde. Beschließen die Fraktionen w den heutigen Sitzungen ein gleiches für die Per- ordnung zur größeren Sicherung des Wahlgeheimnisses, so durste di« Tagung des Reichstages bereit« in dreier Woche chr End« «reichen. Man befürchtet freilich noch immer, daß diese Verordnung nicht glatt erledigt wird. Prozeß Bernhardt. Verkehrsstörungen, eztrksichmiedeläg. Parst« Plauoerei. Berlin. sPriv.-Tel.) Abgeordnetenhaus. Mittwoch, 22. April 1903. mit Ge daß er schon der Einnahmen Der durch ird an hierbei n >m Februar über eine günstigere Mitteilung habe machen können, sich Berlin. iPrw.-Lel.) Abgeordnetenhaus. Der di die Eisenbahnverstaatlichung vercmlaßte Nachtrags-Etat wird die Budgetkommission verwiesen. Minister Budde teilt hie nachdem nähme pro 1902 um nur noch 18 Millionen zurück, während man bet der. Etataufstellungvon 1903 im vorigen Herbst den Ausfall von 1902 auf 49 Millionen habe annehmen muffen. Gegen vorigen Herbst habe sich also die Situation um 30 Millionen gebessert. Dazu komme eine M.nderausaabe von 15 Millionen, die zurückzufüyren sei auf bessere Abschtußvreise bei der Mate- rialienbefchasfung, auf Verbesserungen im Güterverkehr und aus den sehr milden Winter. Durch vermehrten Kohlenbedarf redu ziere sich die Mindcrausgabe allerdings auf 10 Millionen, so daß der Reinertrag der Staatsbahncn gegenüber dem Etatvoranschlag pro 1902 sich hiernach auf rund 8 Millionen belaufen werde. Auch das Jahr 1903 werde hoffentlich günstiger abschiießen, als bei Aufstellung des Etats für 1903 habe angenommen werden können. Daß aber bei der Verwaltung der Bahnen vorsichtiges Wirtschaften geboten sei und bleibe, verstehe sich von selbst, zumal angesichts der Witterungsverhältniffe des laufenden Monats, wie der Schneeverwehungen und der dadurch bewirkten Beeinträch- tigung des Güterverkehrs, Schmälerung der Einnahmen und Er- Höhung der Unkosten. Jedenfalls geschehe alles, um die Verkehrs störungen zu beseitigen. Wenn das Jahr nicht noch weitere unangenehme Ueberraschungen bringe, hoffe er, daß die Staats bahnen günstiger für 1903 abschiießen würden, als der Etat- Voranschlag es vorsebe. FrankfurtsMain). In der Preisbewerbung um den großen Preischor für den Frankfurter Gesangswettstreit ist von der Kommission unter 18 Bewerbungen der „Siegesgesang nach der Varusschlacht" von Felix Dahn, komponiert von Georg Meßner, angenommen worden. Der Komponist ist aktiver Artillerieossizier in Breslau. Budapest. Das Amtsblatt veröffentlicht eine Verordnung des Landesverteidigungsministers, nach der dte betreffenden Be hörde» angewiesen Werden, Vokvrreitnkgen zw ttrffen. daß me iesjährigen Rekrütena'ushebungen zwisch«, dem 2.'Juni und dem 25. Juli durchgeführt werden können. Paris. Nach einer Meldung der „Agence Havas" aus Santo Domingo haben die Truppen deS Generals Vasquez . . ... dem König von England an Bord, ist heute von hier nach Neapel in See gegangen. Konstantinopel. In den letzten Tagen sind mehrere Albanesen hier verhaftet worden. Einige verdächtige Ele mente wurden verbannt. Die in Jpek versammelten Aloanesen- chefs und Notabeln sind auseinanderaegangen. Auch sonst liegen keine Meldungen über neue Demonstrationen und Angriffe vor. Die Pforte hat sich jedoch, um das trotzdem nötige Vorgehen gegen die oppositionellen Albanesen des Vilaiets Uesküb zu sichern, entschlossen die bei Mitrowitza, Prizrenb und Vcriffovttz konzentrierten 35 Bataillon« zu verstärken. Es wurde eine Mobil machung von 24 Redifbataillonen angeordnet. Die diplomatischen Kreise sind üb« die MahreKl keineswegs beunruhigt. In Kreisen der Pforte verlautet, der gestrige Ministerrat habe ein militärisches Vorgehen argen die oppositionellen Albanesen des Vilajets Uesküb beschlossen: die betreffenden Befehl« leie" bereits ergangen. SaIonichi. Gestern hat eine Bande von 500 Mann, die zum Teil bulgarische Uniforme» trugen, in der Nähe von Rado- witsch die Grenze Makedoniens überichritten und einen Trupp von 30 Soldaten umzingelt. Da» Gefecht dauerte den ganzen Tag. bis die Türke» Verstärkungen aus Radowitsch und Strumiiza eihic tcn. Die Bande wurde geschlagen. 9 Türken und 30 Mann der Bande sind gefallen. Tie Bande wird energisch verfolgt. OertlicheS und Sächsisches. Dresden. 21. Avril. —* Se. Majestät der König hat dem Offizierskorps des Großenhain« Husaren-Ncgiments das von Boddren gemalte Oel- bild des verewigten Königs Albert in der Uniform des Regiments geschenkt. Se. König!. Hoheit der Kronprinz trifft zur lieber- reichung dieses königlichen Geschenks Donnerstag, den 23. April, als dem Geburtstage des verewigten Königs, abends 6 Uhr auf dem Berliner Bahnhöfe in Großenhain ein und wird sich von dort nach dem Osfizierskasino begeben, wo die Offiziere des Regiments mit den Vertretern der Spitzen der königlichen und städtischen Be hörden seiner harren. —* Ihre Majestät die Königin-Witwe ist heu'e vor mittag 9 Uhr 26 Minuten, von Inan les Pins kommend, hier wieder cingetrosfen. In ihrem Gefolge befanden sich: Hofdame Frl. v. Nauendorfs und Kammerherr v. Metzsch-Reichenbach. Zur Begrüßung Ihrer Majestät hatten sich aus dem Houptbahnyose eingefunden: Ihre König!. Hoheiten der Kronprinz und Prinz Johann Georg, sowie Frau Oberkiofmeisterin v. Pstugk und Oberhofmeister Wirkt. Geh. Rat v. Maloriie. —* Prinz Waldemar von Preußen ist die Kur in Dr. Lahmanns Sanatorium so gut bekommen, daß er wiederholt an den Tanzübungen des Kinderzirkcls, welchen Herr Tanz lehrer Büchsenschuß gegenwärtig auf dem Weißen Hirsch leitet, teilnehmen konnte. —* Herr Oberbürgermeister Geh. Finanzrat Beutler ist vom Urlaub zurückgekehrt und hat die Leitung der Ratsgeschäfte wieder übernommen. —* Herr Senatspräsident Dr. Loew enstein am Reichs gericht in Leipzig feiert heute sein 50jähriges Dienstjubiläum. —*>Mit der Einigkeit der sächsischen Kartellparteien, von der man io viel erwartete, scheint es diesmal arg bestellt zu sein, wie dies in den.Sonderkandidaturen zu tage tritt, die in einzelnen ReichstagSwahlkreiscn auf grund von Sondcr- abmachungen aufgestellt werden, welche das allgemeine Kartell- abkommen durchkreuzen. In wenig erbaulicher Weise werden diese Verhältnisse durch nachstehenden Bericht beleuchtet: In der am gestrigen Abend abgehaltenen Sitzung des Vorstandes des Dresdner nationalliberolen Reichsvereins kam auch die Kandidatur des Gehcimrats Lukensky, der m Freiberg von den dortigen Nationalliberalen und Liberalen als Kandidat aufgestellt worden ist, zur Sprache. Auf eine An- frage aus dem Vorstande über die für den Wahlkreis Freibcrg im Kartellvertrage getroffenen Abmachungen wurde gegenüber der von der „Nationallib. Korresp." zu dieser Angelegenheit ab gegebenen Erklärung seitens der anwesenden Mitglieder des Landesausschusses der nationalliberalen Partei kür das Königreich Sachsen, Herren Landrichter Dr. Heinze, Amtsrichter Hettncr und Justizrat Taubert. folgendes ausdrücklich festgestellt: Ucber den Wahlkreis Freibcrg besteht neben dem allgemeinen Kartell- Abkommen zw.schen den sächsischen Ordnungspartcien ein Separat.Abkommen zwischen der nationalliberolen und der konservativen Partei, welches nach Erklärung des Partei-Vor- sitzenden der nationalliberalen Partei in Sachsen dahin geht, daß, falls in Freiberg Dr. Oertel wieder ausgestellt würde, den dortigen Nationalliberolen das Recht der Aufstellung einer cigc- nen Kandidatur zustände, für welche zwar die nationolliberale Partei als solche und die Mitglieder ihres Ausschusses nicht ein- treten dürften, wohl aber die übrigen, auch die organisierten säch- fischen Nationalliberalen. — Bei dieser Gelegenheit wurde gleich zeitig betont, daß die „Sächsische Nationalliberale Korrespondenz" lediglich ein Privatunternehmen des Herrn Dr. Gehrke in Leipzig darstellt. Kamöd Gunst uud Wissenschaft. -önigl. Hofschauspiel geht heute abend ankuna deS Herrn Gebiibr für das Lustspiel „Der gen Zähmung" von Shakespeare Beaumarchais' „Figaros Hochzeit" in Szene. >»e MittagS-Vorstellnng der Literarischen Gesell- am nächsten Sonntag i», Königlichen Schau- spielhans« statt. Dargestellt werden Wildes „Salome" und Äedekinds „Kammersänger" durch die Künstler deS am Ende dies« Woche hier gastierenden Ensembles deS Kleinen Theater» au« Berlin. In „Salome" spielt Emanuel Reicher den HerodeS, Frl. Waldegg die Hcrodias, Frau Eysoldt die Salome und den Jokanaan Eduard v. Winterftein. Ein Teil dieser Künstler tritt auch im ^Kammersänger" auf. Die Vor stellung beginnt bereit» halb 12 Uhr, nicht, wie früher, um 12 Uhr Da« Ende ,st aufbalb 2 Uhr festgesetzt. — Eine Reihe vorzüglicher : Aufnahmen der Mitglieder des „Kleinen Theaters" rollen sind in den Schaufenstern der Wohlrab- tunsthandlung auf der Prager Straße ausgestellt. Die Firma Ernst Kaps. Königl. Sachs. Hofklavier, hat auf der Australischen Äundesansstcllnng in Mel» ivurne die Goldene Medaille für ihre Pianoforte er halten. s* Für das Frankfurter Wettsinaen um den Kaiser- Wanderprei» gelangt nunmehr der größere Preischor, der sogen. Sechswochenchor, zur Ausgabe an die wettsingenden Ver eine. Infolge- der Aufforderung der Kommission ginget, ihr 18 Kompositionen hierfür zu. Die Einsendung erfolgte anonym imter Beifügung,«me» Mottos. Nach der Prüfung «gab br!h itndlich Musik war -. van studieren: kyken. sem Lehrer in der Pariser Plauderei. „Stürme brausen für und für, Kartäuser-Mönche, macht mir auf die Tür," man mit m« leichten Abänderung der Piakenicyen 0« Mann, d« da oben ans dem JelSplateau bei> te uNd eisigem Sturme vor den finsteren Mauern' nde-Chartreule bis an die Knie im Schnee tri» «LievulaSmüder Kaiser, sondern nur «in Po kommiffar der dritten Republik unter dem Ministerium Combes. Zitternd vor Frost, die Schultern hoch «mporgezocen, hat er sich mit der dreifarbigen Schärpe umgürtet, um den Mönchen anzu- kiindigeil, daß die Frist verstrichen ist. die ihnen zur Räumung des Klosters gewährt wurde. Es geht ihm wle Heinrich IV» vor Kanossa: Das Tor bleibt verschlossen und der „kör« proourvur", der ihm antwortet, unsichtbar. „Wollen Sie öffnen? — „Nein. — „Wieviel Mönche sind noch im Kloster?" — „Ich habe darauf nicht zu antworten." — „Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß Ihre We gerung ein Akt der Rebellion ist." — „Wir leben in Frankreich nicht mehr unter den Gesetzen." — „Noch einmal, Sie weiaer» sich, zu öffnen?" — «Ich wc.gcre mich durchaus." — „Ich werde das Protokoll verlesen, das Ihre Weigerung fest stellt." — „Lesen Sie!" Und der arme, zähneklappernd« Polizei- tommiffar, der seit vier Stunden im Schnee watet, verliest mit erhobener St muie ein im voraus aufgesetztes Schriftstück. Aber nur wenig« Worte dringen durch die Lncsenuiauer ins Innere des Klosters: Stürme brausen für und für und entführen drei Viertel davon in die vom Schneegestöber verdunkelte Luft. Der Arme träumt vielleicht, wie die Tanne in Heines berühmtem Gedicht, von dem sonnigen, allzu sonn gen Süden, wo jetzt der Pra- 'ideNt der Republik, vielleicht mit keinem größeren Erfolge, als sein Pol'zeikommissar im eisigen Norden, Rede auf Rede hält. ES ist wahr, die algerischen Eingeborenen sind zur Zeit nicht in der Rebellion begriffen, — die leisten sie sich nur ab und zu, — aber, ich glaube, sie haben für Herrn Loubets Ideal, „die Identifizierung der Interessen Frankreichs und Algeriens", genau so wenig Verständnis, w e die knttcnbekieideten Hersteller eines weltberühmten Likörs für die Prosa des Pol'zeikommiffarS. Wieder ein ander Bild, ein Zukunftsbild, — König Eduard in Pari», das sich zu seinem Empfange zu rüsten beginnt! Die VolkSgnnst ist wandelbar in der neuen wie in der asten Zeit. Nach dem Zaren wird sie seinen Antipoden, den Be-! Herrscher Großbritanniens und Indiens, des vielbegehrten, feiern, wie sie einst Sulla nach Marius, Marc Anton nach Brutus bis! in die Wolken erhob. Herr DelcessS ist noch ein bischen ver stimmt über einen von der Rewa gekommenen Rüssel, den ihm seine Orientpolitik zugezogen hatte. B'ellricht erle chtert das unse rem ausgezeichneten königlichen Staatsmann« die Lösung seiner! überan» delikaten Aufgabe, da» um Rußland gravitierende Frank- reick durch einen leichten Truck in enplandsreundlichere Bahnen zn lenken: vielleicht findet er in der Politik jenen Punkt, den ArchimedeS vergeblich suchte. Di« be den Gala-Borstellungen in der OomSci'v und in der Große« O' er, sowie da» große Rennen, da» thu «chr «l» je« ialemkiere» dürste, werden ja nicht seine ganze Zeit in Anspruch nehmen und ihm Muße zur Ausübung der diplomatischen Künste einer Circe lassen. Unwillkürlich kommt einem Shakespeares „König Heinrich IV." und die Wandlung in den Sinn, die sich mit dem zum König gewordenen „Prinzen Heinz", dem Freunde Jalstasss, vollzog: ,Der Himmel weiß, und merken soll's die Welt. Daß ich mein vor ges Selbst hinweagetan, ' Wie nun auch die, so mir Gesellschaft hielten." Der ehemalige Prinz von Wales, für den Paris kein Geheim- niS hatte, wird nicht mehr die tküätros L aöto, sondern die offiziellen besuchen, nicht mehr auf den Boulevards flanieren, sondern die dornigen Pfade der Politik wandeln, nicht mehr bei Voisin, sondern im Elysöe speisen, er wird das für ihn gewiß allerschwicrigste Kunststück fertig bringen, unter Verleugnung oller seiner aristokratischen Neigungen mit dem biederen, gutbürgerlichen Südfranzoscn Loubet vertraulich zn plaudern. Und auch dieser wird bemüht sein, seinem königlichen Gaste zu gefallen. Die Frage liegt nahe, ob dies einem seiner Vorgänger wohl besser ge lungen wäre? Schwerlich. Sein schlichibürgerliches, anspruchs loses, an das des „pero OrLc^" erinnerndes Wesen, seine ihm natürlich stehende, liebenswürdige Bonhommie mit dem pfiffigen Lächeln, dürfte Englands König viel angenehmer berühren, als das Pfauen- und stutzerhafte Parvcnütum des vom Volksmundc etwas spöttisch „lÄisgue" getauften Herrn Faure, oder selbst als das anspruchsvollere Auftreten der Repräsentanten der beiden seiend ums Leben ollte, weitaus der sympathischere, war durch und durch ein Lvntloman. auf dessen Antlitz die Herzensgute geschrieben stand. Sollte Eduard V II. den Salon besuchen, so wird ihn Gertrauds Riesenbild „Das Leichen begängnis des Präsidenten Carnot" an die Zeit erinnern, da er diesem als Prinz von Males «inen Besuch abstattete. Trotz feines „dokumentarischen" Charakters und der Porträtähnlichkeii des Präsidenten Casimir-Pericr, zahlreicher Diplomaten und Paralamentaricr fehlt es in dem Gemälde doch nicht an wohl un vermeidlichen Verstößen gegen die Wahrheit. Die Säulenhalle des Pantheon ist darauf verlängert, um Raum zu gewinnen, der Katafalk ist an falscher Stelle errichtet und — lwrribile ckiotu — der Präsident, der den Vertretern der auswärtigen Mächte für ihre Eliruna Carnots dankt, trägt statt weißer Handschuhe schwarze. Es scheint, daß das ein unverzeihlicher Verstoß argen die Etikette, gegen das famose „Protokoll" ist. König Eduard, der in solchen Streitfragen lehr kompetent ist, sollte das Schied». rWeramt übersch««» ^ E. >». L
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