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Dresdner Nachrichten : 10.04.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-04-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187704104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18770410
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18770410
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-04
- Tag1877-04-10
- Monat1877-04
- Jahr1877
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- Dresdner Nachrichten : 10.04.1877
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Rr. ly» WKW «»»»»»,«>, dteitelt!,»». Wh »Mark »0 „«..dun» »»« Va» » Mark .» »lg«. *In»«l.»rummee, WPI^. »ulla» 32000 «l»l. Für dl« Rückgabe etn^» kandier Monulcrlpte »acht sich die Redactio» utcht verbindlich. Jusenkleu-Amiabme au». wdrlS:»a»I«»s>«t» und Vogl«« In Hamburg, «er. II», Wien, iUeiPti». Balel. «re»lau, tzranlsurt a. , — «»». «oft» I» Berlin. Lelpjla, Wien, Hamburg Arnnksurt a. M., Mün chen. — Laub« » ll». In granlsur» a. M. — »r. vola« In llbemnld.- jtara», l-alltto, Itullle« L Vv. in Pari». Ticnstag, 1<». April. Tageblatt für Uolitik, Unterhaltung, Geschäftsverkehr. Uörsenbcricht und Iremdenkiste. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Liepsch ^ Neichardt in DreSdm. Verantw. Nedacteur: Fr. Goedsche in Dresden. XXll. Jahrgang. S»i«r»I« »erden Marie»» ktrabe 13 b.«Ld.» Uh« «ngenriumen. Sonntag» »I» Millog» »» Ul,r. I» veusiodt: große Nidiler- gasje b d>» Nachm. L Uhr. — Der Raum einer ein- IpaUigrn PcMjktl, lallet lö Psge. ülngesandt dl» Zelle 33 Psge. Sille iLarantie iür da» r>» chiltag > ge Ersche-ue» dkl Lllscrate loird nicht gegeben. vlurwäriig« Nniionccn» Nullräge von uns mibe« laimitnssirniln und Per sonen inscrilen wir nur gegen PrU„»iurra»do- Zahlung durch Brici» inorten oder Posteinzah- lung. Acht Gilben tonen >ä Psge. Jilleratc sitr die svlontagl Nummer oder noch einem Jesliag» die Peiilzelic 2ü Psge. MItredacteur: vr Limii Nisrvif. ftür das Feuilleton: I-acki^l^ Hrrrturau». Dresden, 1877. Politisches. Erbleibt, erbleibt. Keine Verabschiedung, sondern nur eine Beurlaubung. Weder Sturz noch Pensionirung, sondern eine Ruhe pause. Auch keine zwölsmonatliche Erholung, sondern nur eine von vier Monaten Dauer. Das scheint die neueste Wendung der Bis marck-Krisis zu sein. Um welchen Preis aber bleibt der Kanzler ? Denn es liegt auf der Hand, daß ein zum Gehen Entschlossener auf sein Dablciben eine Prämie seht. Tie einzige Entschädigung, nach der das Herz eines Politikers steht, heißt Machtzuwachs. Ohne Er weiterung seiner Befugnisse, ohne Verstärkung seiner Machtsülle verbleibt Bismarck nicht, und wer ihn am Gehen hindert, wird ihm den Preis für sein Bleiben zahlen müssen. Es heißt, das; die Wünsche Bismarck's nach zwei Richtungen zielen: er verlange als Präsident des preußischen Staatsministeriums Befreiung seiner Schultern von einer großen, ihn unnöthig drückenden Arbeitslast, daher Einsetzung eines Stellvertreters. Wer wird diesem gerechten Verlangen wider sprechen? Sodann beanspruche er in Betreff des Reichskanzler amtes die uneingeschränkte Ernennung seiner Ncssortchefs. Er trage, heißt cö weiter, sich mit Gedanken über die Reformen der inneren Verwaltung, des Zoll- und Steuersystems, der social- politischen Gesetzgebung und specicll der Eisenbahnsragc. Dazu ver lange und bedürfe er unbedingt ergebener, zuverlässiger Werkzeuge und Gehilfen, sowie einer unzweifelhaften Mehrheit im Reichstage. Man schiebt damit dem Fürsten Bismarck das Verlangen einer volkswirthschaftlichcn Dictatur unter. Ein Schmeichler würde sagen: er will der Colbert Deutschlands werden. Unsere wiederhol ten Hindeutungen, daß der wahre Grund von Bismarck's Rücktritt der eingetretene Rückgang der < volkswirthschaftlichen Zustände Deutschlands, die Verarmung und Verdienstlosigkcit sei, fänden damit eine überraschende Bestätigung. Mit einem steuerkräftigen, erwerbsfleißigen Volke konnte Bismarck große Erfolge erzielen — ein Volk mit geschwächtem Wohlstände und damit verminderter Kraft ist kein zuverlässiges Werkzeug mehr. Es versagt schließlich auch einem Bismarck. Ist das „N. W. T." gut unterrichtet, so be diente sich der Fürst gesprächsweise folgenden Gleichnisses, um sein Verhältniß zu den großen, ihn beschäftigenden wirthschaftlichen und socialpolitischen Problemen und zu seinen Mitarbeitern darzustellen: „Denken Sie sich einen Jäger, der -um Tobe ermattet von tagelangcm ergebnlßiosen Pürscbrn eben -u Boden sinken will, um liegen -n bleiben. Da weisen Ihm bie Jägerburschcn im nahen Dickicht zwei prachtvolle Wildsäne, und mit frischer Kraft, obne lebe Spur von Ermüdung sicht er aut, sie zu er- legen. Ebenso würde ich mit frischer Kraft an die Probleme geben, die meiner harren, wenn eg Wiltsäue gilt und wenn meine College» sich mir verbünden, um sic gemeinschaftlich zn erlegen." Aus dem Jägerlatein in das Gemeinverständliche übersetzt, so wäre Bismarck körperlich gar nicht so kaput, als ihn die „Nat.-Ztg." neulich darstelltc, er fühlt noch genug Kräfte in sich, auf volkswirth schaftlichem Gebiete Mächtiges zu leisten. Was werden wir da Alles noch erleben? Das Vorhaben Bismarcks erscheint um so gigantischer, als er sich selbst als einen „Dilettanten in volkswirth schaftlichen Fragen" wiederholt und öffentlich im Reichstage procla- mirte. Wenn er nun mit einer fast uneingeschränkten Machtfülle ausgestattet, auf einem Gebiete, wo cs zu Neuschöpfungen positiver Kenntnisse, eines reichen Schatzes von Wissen und Erfahrungen, einer stetigen Beobachtung, eines vorsichtigen Anknüpfens an das Bestehende bedarf, riesige Gedanken verwirklichen will, was wird da herauskommen? Eine wirthschaftliche Diktatur ist noch keine wirthschaftliche Wiedergeburt. Mit raschem Zugreifen, mit Verab schieden eigensinniger Nebenbuhler, mit genialen Improvisationen, mit Experimentiren ist auf diesem Felde allein nicht geholfen. Blendende Erfolge sind hier oft nur scheinbar und tragen keine Bürgschaft ihrer Dauer in sich. Wirthschaftliche Conflikte, oft folgenschwerer als Verfassungs-Streitigkeiten, müssen sich cinstellen, wenn der absolute Wille eines Einzelnen hier Alles entscheiden sollte. Der socialdcmokratische „Vorwärts", der eincnArtikcl, übcr- schrieben „Bismarcks Sturz", milden Worten schließt: „Schade um ihn! Er hätte uns noch viel nützen können?" hat darin gewiß Recht, wenn cr behauptet, daß „die absolute Omnipotenz schließlich ihre absolute Impotenz cingestehcn müsse und daß dies das Loos eines Jeden sei, der die Vorsehung in Menschengestalt spielen, die Geschicke der Völker nach seinen Launen lenken wolle." Setzen wir statt „Launen" den Begriff des besten, redlichsten Willens, so dürste sich am Schlüsse einer volkswirthschaftlichcn Diktatur Herausstellen, daß auch die höchste Inkarnation des Mcnschengcistes zu schwach ist, allein und selbstständig die aus den Fugen gegangene Welt cinzu- renken. Wir können uns daher auch gar nicht denken, daß Bismarck einem solchen Plane nachjagt. Selbst die natianalliberalstcn Nauch- rutscher würden über einen solchen Ausgang der Kanzler-Krisis Ach und Wehe schreien. Was die Orient-Frage anlangt, so halten die kriegerischen Aus sichten noch vor. Um zu einem dauerhaften Frieden zu gelangen, bedürfte es folgender Thaten: FricdenSschluß zwischen der Pforte und Montenegro, Präliminar-Verhandlungcn über Sendung eines türkischen Unterhändlers nach Petersburg, darauf die Sendung selbst und endlich die Unterhandlungen in Petersburg und ihr beide Theile befriedigender Abschluß. An jeder dieser Klippen kann der Friede scheitern. Beide Theile bereiten sich auf diesen Ausgang vor. Die Pforte findet eine Mißachtung ihrer Würde darin, baß man dem Sultan zumuthct, einen Unterhändler zum Zaren zu senden. Der Sultan sei nicht der Vasall des Zaren, ein günstiger Ausgang des Krieges keinesfalls für Rußland sicher. Von Abrüstung will natür lich Niemand, kein Theil Etwas wissen. Wenn die Whigs im englischen Parlamente das Tadels-Votum, welches sic gegen das Tory Cabinet Derby und Disraely beantragen, durchbringen, wür den sich die Aussichten Rußlands allerdings bessern. Neneste Telegramme der „Dresdner Nachrichten". Berlin, den 0. April, Abends. Die hiesigen Abendblätter bringen widersprechende Meldungen betreffs des Urlaubs Bismar cks. Der Natioiralzeitung zufolge wäre die kaiserliche Entschließung er folgt, welche das Demissionsgesuch des Reichskanzlers ablchnt und dann in zweiter Linie denr gestellten Urlaubsgesuche statsgiebt. Auch über die Stellvertretung wäre die Entscheidung ge troffen; denn der heutige Ministerrath beschäftigte sich mit den Modalitäten eines Inter imistikums. Dem Reichstage würden mor gen authentischeMitthcilungen gemacht werden. Die„Nordd.Allg. Ztg." sagt: Der Reichskanzler habe nicht auf sofortige Entschließung betr effs eines Abschiedsgesuchs gedrängt; dieses sei keineswegs als er ledigt zu betrachten. Der Kanzler werde den Urlaub antretcn, sobald scincVer- tretung während der Abwesenheit desselben geregelt sei. Der Kanzler führt einstweilen die Geschäfte bis zum Antritt des Urlaubes fort. Die „Post" äußert sick übereinstimmend mit der „Norddeutschen" mit dem Hinzusügen, daß heute vielleicht die Vertretungs-Frage geregelt werden dürfte. Bremen, 9. April, Abends. Die heutige Börsenversamm- lung nahm auf eine bezügliche Ansprache des Handelskammerpräsi denten unter enthusiastischer Aeclamation einstimmig eine Resolu tion an, worin eine vertrauensvolle, rückhaltslose Unterstützung der Bismarck'schen Politik durch den Reichstag gefordert wird. Es sei berechtigtes Verlangen des deutschen Volkes an seine Vertreter, daß neben dem Streben die Gesetzgebung des Reichs in liberalem Sinne zu fördern, niemals der unschätzbare Werth vergessen sein möge, den ein Verbleiben des großen Staatsmannes an der Spitze der Negierung für Befestigung der politischen Zustände hat. Gegenüber mancherlei Schwierigkeiten der augenblicklichen Lage sei cs geboten, alle untergeordneten Gegensätze zurückzudrängen, um durch engste Fühlung und nachdrücklichste Unterstützung des Reichs kanzlers das AuSharrcn im Amte zn erleichtern, welches kein Zwei ter so wie er auszufüllen befähigt sei. Petersburg, 9. April, Abends. Die Correspondenz der „Agence Russe" sagt, die Antwort der Pforte auf das Protokoll werde ausweichend lauten, die Pforte wahre sich die vollständige Unabhängigkeit in allen inneren Angelegenheiten und spreche die Geneigtheit aus, sofort einen außerordentlichen Gesandten nach Petersburg zu senden, wobei jedoch von einem vorherigen Abschluß des Friedens mit Montenegro keine Rede sei, an solchen vielmehr Bedingungen angeknüpft würden, welche deutlich das Verlangen erkennen ließen, Zeit zu gewinnen, jeder Entscheidung auszuweichen und dann Rußland die Initiative des Bruchs zuzuschrciben. 1'ocale» nnd Sächsisches. — Anfang September finden, wie wir hören, dieErgänznngs- W ahlen zu der 2. Kammer desLandtags statt. Es scheidet verfassungsmäßig ein Drittel der Abgeordneten aus, ferner der zum Minister beförderte Abgeordnete v. Könncritz, der zum Rentamt mann in Pirna ernannte Abgeordnete Starke, in Folge dieser Be förderung und aus anderen Gründen der frühere Bankdirector Fröhner. Im Ganzen sind 27 Neuwahlen vorzunehmcn und zwar sind 7 Plätze der Nationalliberalen, 8 der Fortschrittspartei und 12 der Eonservativen erledigt. Der Zufall hat es gefügt, daß sich die Sitze der drei Parteiführer Haberkorn, 1)r. Schaffrath und Or. Biedermann erledigt haben. In 11 städtischen und 10 länd lichen Wahlkreisen sind Wahlen vorzunchmen. - — Obwohl der Vundesralh in seiner letzten Sitzung c i n- stimmig Leipzig zum Sitze des Reichsgerichts gewählt, Preußen und die anderen Staaten keine einzige Stimme für Berlin abge geben haben, legen sich der Verwirklichung des betreffenden Gesetz entwurfs, wie cs scheint, immer noch neue Hindernisse in den Weg. Die officiöse Berliner Presse läßt dunlle Worte von der Unaus- führbarkcit der Verlegung des Reichsgerichts nach Leipzig fallen, und der Reichskanzler hat noch keinerlei Anstalten getroffen, die Platzsrage zu regeln. Man scheint sich damit begnügen zu wollen, das Reichsgericht in ermicthcten Räumen (Georgcnhalle) unter-1 auch ein Laboratorium besaß und im Laufe der Jahre in seinen Ar- bcitsräumen schon sechsmal kleinere Explosionen erlebte. In seinem Logis siel der zündende Funke, dessen verheerende Wirkung wir leider Gottes heute unseren Lesern zu schildern haben. Wie cs ge kommen— daü kann man nur vcrmuthcn; wir stehen entsetzt vor der Wirkung, aber wie sie veranlaßt ward, das verschwindet in den Schatten der Trümmer. Nach der ersten furchtbaren Detonation folgte alsbald eine zweite und dann hinter einander noch mehrere schwächere Schläge und das Abbrenncn verschiedener Feuerwcrks- lörper. Ein Nachbar, der nach der ersten Detonation sofort auf die Straße stürzte, versichert, das; es ein nie zu vergessender Anblick ge wesen sei, aus den Fenstern der unseligen Wohnung durch die brausenden Flammen hindurch Leuchtkugeln, Raketen und der gleichen ausstcigen, kurzum ein völliges Feuerwerk am lichten Mor gen zu sehen. Die Gewalt des Luftdrucks hat zunächst das Dach vollständig ausgehobcn, das Balkenwerk daran zerrissen und umher geschleudert und die obere Halste des Hauses vollständig zerstört. Hinter dem Steinmüller'schen Logis befindet sich das des Hausbesitzers, des am slärlstcn bedroht gcwesencnHerrnMcißncr, welcher mit seiner Frau und fünf Kindern im Schlafzimmer im ruhigen Schlum mer lag, als die Detonation erfolgte. Seine und seiner Familie Ret tung ist eine wunderbare Fügung. Herr Meißner war im Augenblick wach, und die Situation sofort erkennend, reißt cr Frau und Kinder auf und stürzt mit diesen nach dem Fenster. Die Thür seines Schlafzimmers war vom Luftdruck aus den Angeln gerissen und auf das Bett eines Kindes geworfen worden, ohne indessen dem Kinde Schaden zn lhun. Von dem Fenster des Hinterhauses aus, während des Geprassels dcrPatronen re. und dem Emporlodern der Flammen, vermag cr endlich sich und die Seinen, Alle in der leichtesten Kleidung, dadurch zu retten, das; cr die im Hofe der Supcrintcndur befindlichen Latcrncnwärtcr anruft, die sofort mit Leitern und Stangen hcrbci- cilcn und die zitternden, zum Tode erschreckten und erschöpften Menschen herabholcn. Unterdessen waren vier Menschen die Opfer dev Explosion geworden. Zunächst Derjenige, den man als den freilich unabsichtlichen Veranlasser des Unglücks anzusehen hat, der Sänger Julius Steinmüllcr, 1828 hier geboren. Er ist unverkennbar hoch emporgeschlcudert worden und wieder nieder gestürzt, denn seine Leiche fand man in der ersten Etage, sie lag an einem Fenster, den einen Arm zum Fenster heraushängend. Ganz verkohlt fand man ferner neben noch rauchenden Balken das Dienst mädchen des Herrn Meißner, Sidonie Pauline Kluge, 1857 in Mohlis bei Meißen geboren; der zusammcngeschrumpfte Leichnam ward in einem Wäschkorbe herabgetragen. Endlich mußte noch der erst seit Kurzem im Hause befindliche Hausbursche und Bierausgeber beim Restaurateur Brentner, Clemens Paul An dreas, 1862 in Hohenstein geboren, welcher in der dritten Etage wohnte, sein Leben lassen. Er war weniger verbrannt und ist, wie man annimmt, erschlagen worden. Auch das Brentncr'schc Dienstmädchen,Emilie Selma Uhlemann, 1855 in Klessig geboren. Einige Verwundungen hat noch ein in Astermiethe wohnen der Commis bei Jauch und Leonhardt, Carl Eduard Mazin Hedrich, 1855 in Eltcrlcin geboren, empfangen, der auch auf wunderbare Weise vor größerem Schaden bewahrt worden war, indem cr unter Dachtrümmer geschleudert ward, die ein schützendes Dach über ihn bauten. Er ist gegenwärtig im Stadt-Krankenhause unterge bracht. Die in der 3. Etage wohnende Familie des Tapezircv Wendel rettete sich, wie die Meißner'schc Familie, zu den Fenstern der hintern Giebclwand nach dem Nebenhause dcsApfclivcinhändlcrs Petsch. ' Die Gewalt des Luftdruckes hat aber auch über das HauS Nr. 10 hinausgcwirkt. In den Häusern der Kreuzstraße vis-ä-vi» der Unglücksstätte, Nr. 1,2,3 und 4 ist der größte Theil der Fensterscheiben und der in den Parterren befindlichen Spiegel scheiben zertrümmert; ja, aus deni Meißncr'schcn Hause selbst ward ein Fensterflügel nach dein Hause vis-a-vis und durch ein dortiges Fenster hindurchgeschleudcrt. Im anstoßenden Superintendurgebäude ist die Giebclmauer und eine an derselben gelegene Vorsaalwand i teilweise beschädigt; cigenthümlich ist. daß in dem in diesem Ge bäude im Parterre befindlichen Klcider-Magazin, dessen Thüren und zubringen. Im Hintergründe scheint der Gedanke zu schlummern, sj§ unversehrt und fest verschlossen fanden, mehrere große, daß. wenn ein Reichstag Leipzig mittelst Gesetzes gewählt hat, cm nächster Reichstag dieses Gesetz auch wieder aufhcben könne. Dies ist aber höchst unwahrscheinlich, sobald der Bauplatz für das Reichs gericht erworben und mit dem Bau der Gcrichtsgebäudc factiich be gonnen ist. So lange diese Dinge noch nicht definitiv geordnet sind, wird Leipzig, wie wir besorgen, gut thnn, sich aus Uebcrraschungen vorzubcreitcn. Es ist in hohem Grade bedauerlich, immer wieder aus diese Angelegenheit zurückkommen zu müssen. Wenn der RcichStags- abgeordnete für Leipzig seiner Aufgabe gewachsen sein will, mühte es ihm nicht schwer fallen, bange Sorgen zu bannen. Der Vertreter Leipzigs heißt — .... Or. Stephani. --- — Die Pulvcrcxplosion in der Kreuzstraßc. Kurz nach 4 Uhr gestern Morgen schreckte eine gewaltige Detonation die Schläfer in der Kreuzstraßc und deren Umgebung auf. eine Detona tion, die so stark war, daß sic in der Windrichtung sehr weit, nach bezüglichen Mitthcilungen sogar bis Radebcrg gehört wurde, deren Luftdruck so mächtig war, daß derKrcuzthürmer, der gerade hcraus- trat, um die Wache abzugehen, an die Mauer des ThurmcS ange drückt wurde, und daß die meisten der Umwohnenden zunächst den Eindruck bekamen, als bräche ein Erdbeben aus. Der Herd dieses entsetzlichen Ereignisses war das Haus Nr. 19 der Kreuzstraßc, > 2 Centimetcr starke Spiegelscheiben zersprungen sind. Dagegen sind die unteren Räume des Meißncr'schcn Hauses, insofern sie nicht durch nicdcrgestürztcs Gestein und Gebälk beschädigt wurden, nicht ^ zerstört; in den bekannten NcstaurationS-Nüumcn sind nicht einmal ^ die Decken durchgeschlagen. Schwer betroffen wird noch der Psand- i leihcr Herr Z i m m erman n, welcher in dem Unglückshause in der I. Etage wohnt; seine sämmtlicben Pfandgcgcnständc und sonstigen Utensilien, soviel deren überhaupt noch da sind, mußten alle auf die Straße geworfen werden, wo sie bunt durcheinander lagen. . Er giebt seinen Schaden auf ca. 60.000 Mark an. — Wie wir schon sagten, kann man über die Veranlassung zu dem erschütternden Unglück nur Vermutlnmgcn anstcllcn; der Einzige, der das Gewisse verkünden könnte, ist — eine Leiche. Da es hinlänglich bekannt war, das; S t c i n in ü l > e r Fcucr- werksgcgcnstäiibe7 sabricirte, so batte Herr SR eißncr mit ibm einen SRictbcoiitract abgeschlossen, nach welchem i» sein HauS weder Materialien zn den FeiicrwerkSlölpcni gebracht, noch gar solche dort tabricirt werbe» bunten nnb man bat auch, wie unö versichert wirb, nie bemerkt, baß Steinmüllcr gegen bicie seine eingcgangene Verbindlichkeit gebandelt batte. IM muß cr bon ibr abgewichcn sein und diese Eontraetverlepimg bat sich nicht nur an ibm, dem Schuldigen, leider auck'an Unschuldigen grauen voll gerächt. Steinmüller wollte, so viel war bis gestern con- welches dem Inhaber eines Bieraeichäkte^ Herrn Bruno Meist-en» Morgen des gestrigen LageS nach Leipzig sabren, u "7 "ncs^ um der dessen Parterre sich das Restaurant „zum zu haben, bat cr sic —und sie müssen allerdings nach ihrer ner, gehört und m .... ^ .... . Fuchsbau" befindet. In diesem Hause bewohnte die Halste der' Wicinng berechnet.' One öedcuic^dc OmaiM zweiten Etage der Hofthcater-Chorsänaer Steinmüller, welcher — vorder in seineWohnung schaßen laßen. Jedenfalls ist ei eben mit dem Lickst aß cr eben erst ltnbetlcidct war.
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