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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 28.09.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-09-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19040928028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904092802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19040928
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904092802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-09
- Tag1904-09-28
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Finreigen-caM. «nnabme von «nlüiidiauiisen dis „achmiliaaS s Ul» Eon» unt fteieriaaS nur Marienittatzc »s vov n bis V.t Ubl Die i'valtiaeGiiiiid reile ica. s Eilbciv so Bi» > An klindiounae» aus bei PrivalieUc 3cU, W Lia.: die Lipaltisk Zeile aus lea ieiie b« Pis, als iLinaeiandl Zeile «o Mg, In Nummer« nach Laim- und Ariertage» i wailige GiuMeNe so ilüg. ans Pnvalieiie ao Pig. sivallige Zeile aus Terliciie und all Eingciandl so Mg. AuswiirtiacAm- träne nur gegen Borausbezabluna. Beleablaller werden mit ta Pi», bcrechnci. fternlvrcchanschluß: Amt I Nr. II und Nr. 20!»«. VItzpstzN l.ss«»' lioelisslns«' üsutrel««!' u. silglirelm slsgsntsl' knrug-. Norsn- v. kslstvlrtolls L VLL. ^ sllgl, MollöfNSN ^döll llllÜ l'l'iML-ylMStSll rU dl!Iig8t8N kl'klSLN. ^ Ilvi'mrmn pü?8elivl, 1sW8f IN. «r. S7V. e,it«kl Neueste Drahtberichte. Hvsnachrichten, Wobnunasordnuiig, Evangelilcher Bund. Betiugsassäle v. Wedelt, GerlchtSveihandlungen. Sängersahrt deö Dresdner Lehlcrgclangveiciiis. Mittwoch, 28. Septcmlier 1M4. Neueste Deahtmeldungen vom 27 September Zum russisch-javanischen Krieg London. Prinz Karl Anton von Ho ben zollern wurde in Tokio vom Kaiser und der Kaiserin von stapan empfangen. Ter Prinz nahm sodann mit dem Kaiser in «Gegenwart der Prinzen von Geblüt, der ältesten Staatsmänner und der Minister das Frülfflück ein. Der Kaiser wird den Be such des Prinzen erwidern. — „Taily Telegraph" meldet aus Liaujang: Die Japaner 'eroberten die Bergwerke von Ien- lai. Die Russen leisteten nur geringe» Widerstand. Die Maschi nen waren zerstört. Der Rückzug der Russen nach Tieling wurde nach einer japanischen Meldung eingestellt. Es wird berichtet, daß die Franzosen den Russe» von Tientsin über Hsinmintun Vorräte lieferten. — Dem „Reuterschen Bureau" wird ans dem Hauptquartier General Okus gemeldet, die Japaner hätten keine Lokomotiveerbeutet und mühten die Eisenbahn wagen zieben. Die Umwandlung der Gleise sür japanische Wagen gehe schnell vor sich. Die Eisenbahn zwischen Dalny und kaiping sei bereits fahrbar. P a r iS. Der „Matin" will aus Petersburg erfahren haben, dah der letzte Angriff der Japaner auf Port Arthur zurückgesch lagen wurde. Die Japaner hätten ungeheure Verluste erlitten. Petersburg. Mit bezug ans die Behauptung der Presse, die Mandschureiar m e e bestehe porzugsweise aus Reservetruppen, die im Gefecht fast ausschließlich iapanischcn Feldtruppen gegcnüberständcn, weist der „Rußki Invalid" daraus hin, dah bei Liaujong die japanische Armee 250 MO gezählt habe, darunter nicht über 160 000 bis 170 000 Mann Feldtruppen. Die übrigen Truppen, 32 bis 35 Prozent, hätten der Reserve angehört. In der russischen Mandschureiarmce seien gegen 30 Prozent Truppen der Reserve gewesen. An der Schlacht bei Liaujang hätten unmittelbar ettvos weniger als 24 Prozent teil- genommen. In Zukunft werde die Zahl dieser Truppen im Ver gleich zu den Truvpen der Feldarmee allmählich abnehmcn. Ai» kdcn. Von den deutschen Militärattaches befindet sich Oberstleutnant v. Lauenslcin beim Stabe Knropat- lins und Major v. Tcttau bei dem Korps von Runkel. Mukden. Man beginnt an der Möglichkeit eines W interfeldz»gs zu zweifeln. Tie Chinesen haben nicht cculen können. Es wird für China schwer sein, die nötigen Bor- rate für die Bevölkerung hcrbcizuschafsen. Detmold. Der „Lipp. Landesztg." zufolge hat Gros Leopold zur Lippe-Bicsterfeld, ältester Sohn des verstorbenen Grafrcgentcn, laut einem vom Staatsminister Gevekot gegengezeichncten Crlah die Regentschaft des Fürstentums Lippe übernommen. Berlin. Aus Südwcstafrika wird amtlich ge meldet: Am 25. September sind im Lazarett Watcrbcra gestorben: Ma>or Osterhaus an Herzschwäche und Reiter Job. Hilgers, geboren 20. August 1831 in Eggerschcid bei Düsseldorf, früher Maschinciigcwchravteilung Nr. 3, am Typhus. . H o m b u r g v. d. Höhe. Der italienische Minister- Präsident Gi o li t t i ist heute früh hier eingetroffcn. Er wurde am Bahnhose von dem Gesandten v. Nückcr-Icnilch empfangen. Paris. Die „Aurore" will wissen, daß der Minister präsident keine eigene Vorlage über die Trennung der Kirche vom Staate in der Kammer einbringen, sondern sich damit begniigen werde, verschiedene Abänderungen an dem von dem Ausschuh bereits angenommenen Gesetzentwurf Briand zu be antragen. Durch dieses Vorgehen soll jede Verzögerung der Debatte über den Gesetzentwurf vermieden werden. Paris. Aus Algerien wird berichtet, dah General Liaudey, Kommandeur der Truppen in Siidorän, infolge der in diesen Gebieten eingetrctenen Ereignisse vor kurzem verschiedene Punkte an der noch nicht genau gestimmten Grenze zwischen Algerien und Marokko besetzt kabe. Die Mahnahme habe einen längeren Schriftwechsel zwischen dem Gencralgouver- neur von Algerien und der französischen Regierung veranlaßt, doch habe der Minister des Acuheren, welcher der Ansicht sei, dah die Maßnahme keinerlei diplomatische Verwickelungen hcr- bcisühren könne, bisher keine Anweisung gegeben, die besetzten Punkte zu räumen. General Liaudey habe sich übrigens selbst nach Paris begeben, uni die 'Angelegenheit mit dem Minister Dclcasst'- zu besprechen. In offiziellen Kreisen wird angenom- men, daß die Besetzung endgültig von der französischen Regierung gebilligt werde. Haag. Der Minister des Reicheren hat der Kammer mit- geteilt, daß er mit England über einen Schiedsgerichts vertrag und über Forderungen verhandle, die aus dem s n d - afrikanischen Kriege sich ergeben hätten. Mit Portugal werde über die Regulierung der holländisch-portugiesischen Grenze auf Timor verhandelt und mit Deutschland über die Regelung von Nationalitätsfragen Staatsangehöriger in Bezug aus die Arbeiterunsattoersichcrung und den Militärdienst. Von Rußland sei die Meistbegünstigung für die Einfuhr von Iava-Tcc erlangt worden. Johannesburg. Gestern ist der Dampscr „Swanler" mit 2200 Chinesen von .Hongkong nach Südafrika in Sec ge gangen. Bis setzt sind 9000 Chinese» in den Gold- m i ne» beschäftigt. Aus der Fahrt begriffen sind etlvas über 6000, und bis Ende Oktober sollen vier weitere bereits gecharterte Dampfer mit je 2000 Kulis abgehen, sodah bis Ende November rund 23 000 auf dem Whitwatersrand arbeite» werden. Oertliches und Sächsisches. Dresden. 27. September. —* lieber das Befinden Sr. Majestät des Königs wird heute aus Pillnitz berichtet: ,Se. Majestät der König verbrachte die Nacht vom Sonntag zu Montag verhältnismäßig ruhig; gegen Morgen traten jedoch mehrfach Anfälle vo n Atemnot und Beklemmung ei», die duich starken Hustenreiz vermehrt wurden. Die Körperwärme war dabei nicht erhöht, der Puls beschleunigt, aber regelmäßig. Tie Ursache zu diesen Krankheitserichelnungen ist in der Hanptsache durch eine krankhafte Veränderung der Herz- und grobe» Körperschlagadern bedingt. Im Laufe deS gestrigcn Tages steigerte sich die Atemnot nnd nahm wiederholt einen krainpfartigen Charakter an, der durch dorgercichtc Mittel nur vorübergehende Linderung erfuhr. Die vergangene Nacht war im allgemeinen unruhig, der letzte Teil derselben etwas ruhiger." —* Bei.allen Staatsbehörden ist, soweit es der Dienst zu läßt und es sich mit dem öffentlichen Verkehr vereinbart, Vor zeichen, die durchgehende lenglischej Dienstzeit einzu- ühren. Durch diese Maßnahme werden dem Staate viele Tau- end Mark an Beleuchtungs- und Heizungsunkosten gespart. Die ladtischen Körperschaften sind einer durchgehender» Dienstzeit bis jetzt nicht nähergetreten, es soll aber auch hier, genau wie bei den Staatsbehörden, wo irgend angängig, später eine sog. englische Dienstzeit eingeführt werden. Durch den Wegfall der Abenddiciiststimden kann der Stadt eine Ausgabe an Heizung und Beleuchtung von annähernd 50000 Mark im Jahre erspart werden. Ganz abgesehen von dem geschäftliche» Verkehr, dürfte allein diese große Ersparnis genügen, die Frage in Erwägung zu ziehen. In vielen großen Städten Deutschlands und be sonders Englands hat man mit der durchgehenden Arbeitszeit gute Erfolge erzielt, da sich an den Geschäftsverkehr das Publikum und die Beamten bald gewöhnen. —* Mit Rücksicht auf den statistisch nachgewiesenen aus reichenden Vorrat preis w er ter kleiner Wohnun gen beschloß der Rot, den Abschnitt O der Wohnungsordnung vom 25. Januar 1898, welcher die Vermietung oder Nnter- vermietung von Teilen einer Wohnung behandelt, in seinen for mellen Vorschriften am 1, Januar 1905, im übrigen am 1. Juli 1905 in Kraft zu setzen. Insbesondere soll die wohnungspoiizei- liche Anmeldepilicht sür Teilmieterwohnnngen und die Bestim mung in 8 9c> der Wohnungsordnung, wonach ein Abdruck der 88 6 bis 9 der Wohnungsordnung in jedem von Schlafleuten benutzten Raume an einer in die Augen fallenden Stelle au- ,zuschlagen ist, am l. Januar 1905 in Kraft treten. Am gleichen Tage sollen beim Wohlsohrtspolizeiamt als Wohnungsamt zwei Stellen für Wohnnngsaufsichtsbcamte begründet werden und zwar die eines Wohnungsinipeklors in Gruppe (l Siasscl 4 des Bc- soldungsplancs H2700 Mk. Grundgehalt, 120 Alk. Bekleidung--- geld, Peiisionsberechliguiigl »nd eines Wohnungsobcrausschers in Gruppe <! Staffel 13 ll3M 'Alk. Grundgchall, liiO Alk. Stellen zulage, 9o Alk Beklcidungsgeld, Pciisionsberechtigungs — für die kanzleigeschliite wird dem Wohlfahrtspolizciauile ein weiterer Beamter zugewiescn und sür das Wohnungswesen, vorläufig ohne statniarstche Einsetzung, ein ständiger, gemischler Ausschuß, bestehend aus vier Rotsmilgliedcrn, vier Stadtverordneten, vier Mitgliedern aus der Bürgcrichast, dem Stadtbezirksarzte und dem lediglich mii beratender Stimme zu hörenden Wohnnrgs- inspcktor begründet werden —* Das Ortsslcitut sür das hier zu errichtende Kauf mann sger ich t wurde in der Form des Entwurfs genehmigi. den ein von' Herrn Oberbürgermeister Beutler emberuscner, aus sechs gewählten Vertretern der hiesigen Handelskammer und je eines solchen Vertreters der sechs hier bestehenden Gehilscn- vercuiiguugcn zusammengesetzter vorberatcuder Ausschuß ange- nommn hat. Die Zahl der Beisitzer soll 80 betragen, die Aus stellung der Wählerlisten und die Prüfling der Wahlberechtigung der Wähler soll den aus Kauslentcn und Gehilfen bestehenden Wahlausschüssen übertragen werden. Tie Beisitzer-Wahlen satten nach den Grundsätzen der gesetzlich vorgeschnebencn Ber- hältnistvahl und unter Annahme des Systems der gebundenen Listen erfolgen. Für 'Abgabe von Gutachten und Feststellung von Anträgen ioll ein aus acht Kauflcuten und acht Gehilfen, sowie dem Vorsitzenden des Kanstnannsgerichtes gebildeter ständiger Ausschuß medergeietzt iverdcn. —* Dcr Landesverein des Evangelischen Bundes in Sachsen wurde im Jahre 1889 unter dem vor läufige» Vorsitz von Kirchenrat Schmaltz in Dresden gegründet. Obwohl den Bestrebungen des Bundes in Sachstn anfangs von mehreren Seiten Gegner erstanden, so vermochten doch alle widrigen Einflüsse die Entfaltung desselben in Sachsen nicht aus- zuhalten, zumal als schon am Schlüsse des ersten Jahres Superintendent O. Meyer in Zwickau an die Spitze trat. Unter seiner kraftvollen und zielbewußten Leitung ist der Sächsische Hauptverein stetig in die Höhe gegangen, sodaß er jetzt mit seinen 40 000 Mitgliedern an der Spitze dcr sämtlichen Hauptvereine des Bundes steht und im Gesamtvorstand mit 12 Stimmen, dcr höchsten Zist'cr, vertreten ist. Die Tätigkeit des Vereins er streckte sich einerseits auf den Kamps gegen den Ultramontanismus und Materialismus, andererseits auf die Pflege und Stärkung des evangelischen Bewußtseins im sächsischen Volke. In letzterer Beziehung verdient besonders das Anschrciben an den evange- lischcn Adel Sachsens, die Förderung der evangelischen Kranken pflege und seine Bemühung um den Zusammenschluß der deutsch- coangelischcn Landeskirchen erwähnt zu werden. In neuer Zeit hat namciitlich die evangelische Bewegung in Oesterreich leb haftes Interesse in Sachsen hervorgeriiicn, sodaß im letzten Jahre über 40 OM Mk. für diese große Sache an die Kasse des Aus schusses obgeliescrt werden konnten, weit mehr als irgend ein anderer Hauplverein aufgebracht hat. Schon einmal hat die Generalversammlung des Bundes in den Grenzen unseres enge- ren Vaterlandes getagt. 1895 in Zwickau. Nun rüstet sich der Dresdner Zweigverein, den Evangelischen Bund in den ersten Oktobcrtagcn in Sachsens Hauptstadt ausziinchmcn. Mit Freuden ficht er den Tagen entgegen, wo die vielen Hundert Abgeordnete aus allen Teilen des deutschen Vaterlandes in Dresdens Mauern zu ernster Beratung einzichcn werden. Tic Dresdner evangelische Einwohnersckiast wird sie begeistert ani- nehmen, und sie werden es fühlen und erfahren, daß protestanti scher und evangelischer Geist noch ebenso gewaltig in unserem Sachsenlandc weht, als in Luthers Tagen. -- Die io plötzlich eingetretene kalte Witterung hat eine Frage aus dem Mietrecht praktisch werde» lassen, die bisher merk würdigerweise nicht einmal theoretisch erörtert worden ist. nämlich die Frage, wann die Besitzer von Häusern mit Ze»trol- heizung mitdem Heizen zu beginnen haben. Die Tängerfahrt des Dresdner Lehrergesangvereins. l. Berlin, 26. September, 11 Uhr abends. „Das Wandern ist des Müllers Lust!", so hcißt's im Liede. Lebte der Dichter dieser Verszeilc heute, er würde jedenfalls bei den Sonacsbcflisscnen unserer Tage weit mehr Anklana fin den mit dcr Variante: „Das Wandern ist des Sängers Lust!" Denn Singen und Wandern gehört jedenfalls noch viel inniger zusammen, als das rechtschaffene Gewerbe des Vermahlens und das Ziehen in die Ferne. Wer wollte cs auch einem Sänggr verdenken, dcr's vielleicht schon hundertmal in vollen Tönen hmausgeschmettert hat: „Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt!" — wenn ihn die Hcrzens- sehnsucht Packt, auch einmal zum Wanderstabe zu greisen und hinauszuscyweifen in die schöne, weite Gottcswelt'? Auch unser Dresdner Lehrergesangvcrein dachte also, und nachdem seit Monaten die umsichtigen und fleißigen Reisemarschälle des Vereins mit einer geradezu erstaunlichen provi-lontia Kpoaia- Ussima ihres vorbereitenden Amtes gewaltet, nahm am heutigen Montaamorgcn die von allen Teilnehmern langcrscbnte Sängcr- reise ihren planmäßigen Anfang. Berlin, Hamburg, Kiel — so lautete das dreiteilige Reiseziel, das in sechs Reise tagen absolviert werden sollte. Von der Eisenbabnfahrt nach Berlin durch das nordsächsische Heideland und die märkische wo eine große Zabl derjenigen, die daheim bleiben mußten, — Amtskolleaen und Familienangehörige — den Scheidenden ihre letzten Abschicdsgrüße znminklcn. Die Sorge uni ein mög- lichst bequemes Plätzchen im Zuge iibcrwog noch die Freude über das nunmehr zur Wirklichkeit gewordene „Hinaus in die Ferne". Ganz ohne Sang und Klang, wic's eigentlich eines deutschen Sängerbundes nicht ganz würdig war, ging's von dannen: nicht einmal ei» fröhlicher Juchzer wurde laut. Man wollte offenbar die Kehlen schonen für's abendliche Konzert in Berlin. Aus gleichem Grunde besagte auch 8 4 dcr Reise- weiterer untersagt sei, und so wurde denn auf den beide» einzigen Aufenthaltsstationcn des Sonderzuges. Möderau und Jüterbog, dem edlen Gersten- jaite wacker -ugesvrochen. Hier gab's auch zum ersten Male etwas zu spüren von frohgemuter Feststimmung: durch trübe Wolken halte sich siegreich die Sonne gerungen, und sonniger halb 2 Uhr fuhr dcr Z ^ „ . Hofs in Berlin vor, auf welchem trotz dcr ungünstigen Stunde nnd trotz hindcrnisbcreitcnder amtlicher, Verpflichtungen — die Berliner Lehrer haben ihre Michaclisferien erst acht T«ge später — eine überaus stattliche Schar von Berliner Lehrern Mitglieder des Berliner Lehrer- und des Berliner Lehrcrgesang- vereinss Aufstellung genommen hatte, und die Dresdner Kollegen mit einem vollstiinmigen Sangesgruße willkommen hieß, der in der weiten Bahnhofshalle machtvoll wiederklang. Nach begrüßenden Worten des ersten Vorsitzenden des Berliner Lehrcrgcsangvereins, Herrn Scholz, dankte das Dresdner Oberhaupt der Lehrersänger, Herr Direktor Geiß ler, für die ehrenvolle Bewillkommnungsovalion, worauf sei lens der Dresdner Sänger der neue, von Friedrich Brandes gedichtete und komponierte Sängerspruch: „Die Kehle frisch, das Herz gesund, gibt deutschen Sanges Art sich kund!" harmonisch den Raum durchbrauste. Für die aktiven Sänger, 209 an dcr Zahl, gab's nun sogleich ernste Verpflichtungen: im Kcmzcrtsaale zur „Philharmonie^' wurde eine Ausstellungs- und Akustikprobe abgclxilten, und an Curtis „Frühlingsstürmcn" wurde die Frische und Zuverlässigkeit dcr Kehlen zum letzten Male vor dem öffent lichen Auftreten aus dem heißen Berliner Boden geprüft. Nun aber verlangte auch der Magen sein Recht; in den Festsälcn des Hotels Imperial, die ihren stolzen Namen mit Fug und Recht tragen, wurde gemeinsam — auch die passiven „Schlachten bummler" aus Dresden und zahlreiche Berliner Kollegen hatten sich mit eingestellt — ein recht gutes nnd von echter Sängcr- sröhlichkeit belebtes Mittagsmahl eingenommen. Wiederum tauschten die Berliner mit den Dresdner Amtsgcnossen in bc- ungcn und Sympathiekundgebungen aus. rcdtcn Worten „ . . Von Berliner Seite sprachen die stellvertretenden Vorsitzenden des Lehrergesangvcreins sLchrer Trenschl und des Lehrer- Vereins lRektor Blauerts, und namcnS dcr Dresdner ant wortete wiederum Herr Direktor Geißler. Ta sich das Mittagsmahl bis gegen 5 Uhr hinzog, war cs für die Aktiven hohe Zeit geworden, ihre Hotels aiifznsuchen, um sich für das große Ereignis: das Abcndkonzert in dcr „Philharmonie", in Gala zu werfen. Wie würden die Dresdner in dcr Rcichshaupt- stadt mit ihren wohlvorbcrcitctcn Gcsangsprodiiktionen abschnci- dcn ? Welches Interesse würde wohl den Lebrersänaern aus dcr sächsischen Residenz entgegengebracht werden? Diese Fragen be wegten aller Herzen, während in den unterschiedlicben Hotel zimmern dcr edle Oorpus mit Frack und Elaque und Lack ge- schmückt wurde. Schon lange vor 7 Uhr ioarcn alle Sänger pflichtgemäß in den imposanten, wohl 4000 Personen fassenden Räumen der „Philliarmonic" erschienen, während sich allmählich der große Konzertsaal mit Hörlustigen füllte. Pünktlichkeit scheint nicht gerade die vornehmste Tugend dcr Berliner kunzcrtbesuchcr zu sein; zu dcr für den Beginn festgesetzten Stunde lVuk Uhrs war der Saal noch nicht zum vierten Teile gefüllt, die übrigen drei Viertel der Besucher kamen z» spät Wie bereits telcgraplnsch gemeldet, war das Haus beinahe ausverkaust — mit vielen her vorragenden Persönlichkeiten war auch Unterrichtsministcr Dr. Studt erschienen — sodaß dem wohltätigen Zwecke dcr Veranstal tung — das Konzert fand zum Besten dcr Witwen und Waisen der Berliner Lehrerlchast statt — gewiß eine stattliche Summe zugeflosscn ist. Das bedeutet schon einen Erfolg für sich. Ungleich Höher aber ist der künstlerische und ideelle Erfolg zu veranschlagen, den dcr Dresdner Lehrergcsangverein mit seinem Berliner Kon zert sich in des Reiches Metropole errungen und ersunqcn hat. Vom einleitende» Wermann-Dahnschen Sängerspruch bis zum kernigen Cchlnßchor: „Ein schön tciitsch reiterlied" sRictschs wur den alle Vorträge dcr Dresdner Sänger mit lautem und warmem Beifall ausgenonimcn, und wenn bei dieser ehrenvollen Beurteilung auch vielleicht ein wenig der Faktor mitgesprochen haben mag, daß die Berliner Amtsgenosscn der Dresdner Lehrer ein starkes Kontingent dcr Zuhörer bildeten, so mußten doch auch dem objektivsten Kritiker die Leistungen der Dresdner Sänger, welch' letztere offenbar ihren besonders guten Tag hatte», in hohem Grade befriedigen. Es waren durchweg schon anderwärts er- probte und uns Dresdnern wohlbekannte Chorvorlräae, die dies mal der Verein unter seinem Dirigenten Friedrich Brandes den Berlinern bot, u. a. zwei Chöre von Orlandus Lassus Miserere und Ooec- eiiiml, „Morgcnlied" von Rietz, „Hoch empor" und „Frnhlingsstnrmc" von Curti, „Nebeltag" und „Das Märchen vom Mummclsec" von Hcgar ujw., aber — war es der besondere Aufwand von Studicnfleiß, oder war es die vorzügliche Akustik des „Philharmoiiie"-Saalcs — es wollte uns dünken, als hätten die Dresdner Lehrer noch nie so vollkommen gesungen wie bei dieser Gelegenheit. Noch ist der mitwirkende» Sängerin, Frau Sauna van Rh y n, mit einigen anerkennen den Worten zu gedenken, die drei Schubertschc, fünf Richard Wagcrschc und ein Volkinannsches Lied unter lebhafter Aus- Zeichnung kt.: Hörer sang, obwohl — streng kritisch gemessen —
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