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Sächsische Dorfzeitung : 23.10.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-10-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188410236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18841023
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18841023
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1884
- Monat1884-10
- Tag1884-10-23
- Monat1884-10
- Jahr1884
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 23.10.1884
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ölt) lisch e DmßnluW. Donnerstag, den 23. Hctoöer 1884 46. Jahrgang Feuilleton alS sie zum Verlöschen waren, die alten Mütterchen mit Enkeln und Urenkeln den Feuerstellen, schlugen mit un berührten grünen Palmen in die Gluth, daß die Funken umhersprühten. Heimkehrend wurden die so geweihten Palmen über der Thür des HauseS und dem Kamin kreuzweis befestigt, in dem Glauben, sich und daS Hauö vor Blitzschlag zu wahren. Inserate werden bis Moring Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dieispalt Zeile 1b Ps. Unter Eingesandt: 30 Pf. Lauschend richtete sich Zika auf dem harten, dornigen Lager empor, als die Nachbarin wieder ihren Geschäften in Haus und Stall oblag und die Schritte der davon eilenden Kinder und der Alten in der Biegung deS WegeS verbaülen. Der Entschluß, welchen Zika gefaßt, als sie daS Gespräch der Nachbarinnen gehört, wurde sogleich von ihr auSgeführt. Sie fühlte ja deS TodeS Fittich um ihr Haupt wehen, darum wollte sie ihr Kind vor deS Lebens Noth bergen, die sie durchkämpft und gelitten hatte. Sie riß das bunte Tuch vom Kopfe, daß die auf gelösten Flechten sich wie ein Trauermantel über ihren halbnackten Körper breiteten, zog in dem Fieberfrost, welcher sie schüttelte, daS dünne, schleierartige Gewebe über ihre Brust dichter zusammen und entnahm der Hülle ihres Kindes einen kleinen, wunderbar geformten Beutel von Leder, den sie dort geborgen hatte. Der heiße Sonnenstrahl und die blitzenden Augen der treuen Elster funkelten auf den Goldstücken, welche sie nun in ihr Kopftuch band, daraus einen Knoten schnürend, wel chen nur die Kinder ihres Volke- zu lösen verstehen, und schleuderte das so verborgene Geld über die Mauer des HofeS, wo es in einem Haufen Steingeröll klirrend zu Boden schlug. Nun erhob sich zitternd, wankend die Zigeunerin, drückte einen heißen Kuß auf die Purpur lippen ihres Sohnes, den sie, aller Hüllen bar, mit ab gewendetem Gesicht in da- Haus Pierre'S trug. Ge räuschlos war sie durch die offenen Thüren geschlüpft — tiefe Stille umgab sie. DaS wie in Wahnsinn glühende Buge auf die ruhig schlummernde Mutter gerichtet, griff sie nach dem Neugeborenen, legte ihren Sohn in die reinen weißen Tücher, welche sich über die Wiege brei- An der Berglehne stand der stattliche Hof deS Wein bauers Pierre unter einer Gruppe schöner Eichen. Mutter Madelaine schaute über die Mauer, die Nachbarin grüßend und ihr verkündend, daß Gott ihres EohneS sehnlichsten Wunsch erfüllt und ihm mit dem ersten Strahl der Morgensonne einen Sohn bescheert habe. „Unter dem Geläut aller Glocken von Nah und Fern begrüßte daS Kind daS Licht der Welt — deutet dies nicht Glück? Noch dazu am hohen Festtage St. Jean s, unseres Schutzpatrons! —Die alten Eichen schaffen Kühlung dem tiefen Schlaf von Mutter und Kind — darum ließ ich di« HauS- und Kammerthür offen, eS nahet ihnen keine Störung in der Feiertagsruhe deS heiligen Feste-." „Gott segne auch Euer HauS!" Louison und Aim6e sprangen der Großmutter voran durch daS Hofthor, welches die alte Frau leise nur anlebnte, damit der schwere Riegel von Eisen nicht klirre. Die Kinder hatten daS Brüderchen noch nicht gesehen — nach deS Landes Sitte mußte zuerst der Vater mit einem Blick der Liebe und einem SegenSspruch den lang ersehnten Erben und Sohn begrüßen — und Pierre war nicht daheim, in Geschäften abwesend. aufnehmen wird, ist eine gewölbte Pfeilerbasilika, deren Bau von Heinrich dem Löwen im Jahre 1172, nach seiner Rückkehr aus dem gelobten Lande, begonnen und 22 Jahre später vollendet wurde. Dort ruhen seit Jahrhunderten die Fürsten des Welfenhauses, unter diesen neun, die auf Schlachtfeldern fielen. Cs ist nur noch der Mittelplatz frei und diesen wird der Sarkophag des letzten regierenden Wolfenbütteler Welsen einnehmen. Ein großes Stück deutscher Geschichte, das hier begraben liegt! Während Braunschweig in tieser Trauer sich dazu rüstet, seinen dahingeschiedenen Herzog zur letzten Ruhe stätte zu geleiten, herrscht in einer anderen deutschen Stadt eitel Lust und Freude. Wir meinen Sigmaringen, wo am Dienstag der Fürst Carl Anton von Hohen- zollern die Feier seiner goldenen Hochzeit festlich beging, eine Feier, welche sich insofern besonders glanzend ge staltete, als dieselbe der deutsche Kaiser, der König und die Königin von Sachsen, sowie mehrere andere Fürstlichkeiten mit ihrer Gegenwart beehrten. Der Jubilar, Fürst Karl Anton, hat sich bekanntlich dadurch ein besonderes Verdienst erworben, daß er am 6. April 1850 auf sein Fürstenthum Hohenzollern-Sigmaringen zu Gunsten Preußens verzichtete, wodurch eS dem letzteren Staate ermöglicht ward, im Südwesten Deutsch lands, woselbst seine Stellung durch den Verlust AnspachS erschüttert worden war, wieder festen Fuß zu fassen. Von der hochherzigen Gesinnung diese- Fürsten geben folgende Worte, welche derselbe gelegentlich der Uebergabe seines Landes an Preußen sprach, den besten BeweiS: „Auch nicht der leiseste Anflug emeß bitteren Gefühles ist eS, der mich beim Sckeiden von meinem Volke befallen könnte. Ich bin stolz, meine Pflicht er füllt zu haben, so lange ich die Regierung meines Landes führte und meine Pflicht zu erfüllen, indem ich die Regierung niederlege. Soll der heißeste Wunsch meines HerzenS, soll daS Verlangen aller wahren Vaterlandöfreunde er füllt werden, soll die Einheit Deutschlands aus dem Reiche der Träume in Wirklichkeit treten, so darf kein Opfer zu groß sein; ich lege hiermit das größte, welches ich bringen kann, aus dem Altäre deö Vaterlandes nieder. Möge mein Volk glücklich sein unter dem neuen mäch tigen Herrscher, möge es Wohlstand und ungetrübtes Glück finden in dem engeren Verbände mit jenem großen deutschen Lande, dessen ruhmgekröntes Regentengeschlecht mit dem schwäbischen Hohenzoller zugleich den Ursitz seiner glorreichen Wiege wiederfindet und welches schützend und schirmend in die ihm freiwillig dargebotene Erb schaft großmülhig eintritt; keinen anderen Wunsch kennt mein Herz in der Stunde des Scheidens." Die „Neue Reichskorrespondenz" macht darauf auf merksam, daß in 102 Werken der deutschen Eisenindustrie von 1879—1883 die Ueberschüsse um 18 Millionen, die Inseraten- Annahmcftellenr Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidendank, Ha Lenstem LBogler, Rudolf Mosse, . B L. Daube L Lo. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a M. u. f. w. Die Elster des kleinen Etienne. Bon I. »on Jaminiet. (1. Fortsetzung.) Die Stationsaltäre, auf allen Kreuzwegen errichtet, brachen fast unter der Last von Blumengewinden und grünen Reisern, Hunderte von Kerzen flammten in der stillen, regungslosen Luft. DaS Kind, welches in seiner Reine und Unschuld den Johannes darstellte, war nackend, nur in ein Fließ gehüllt, in der Hand hielt eS eine geweihte weiße Fahne, ebenso weiß war dqS Lamm, welches zu seinen Füßen unter Blumen auf dem Altäre rubte; strahlend vor Glück und Freude glich das Knäblein einem Cherubim. Da nahten all' die jungen Mütter, welche ihre Erstgeborenen auf den Stufen deS AltareS niederlegten, auf daß dieselben deS heiligen TageS Weihwasser auS der Hand des Priesters empfingen. Wie beneidet wurde der kleine St. Jean! Wie sehnte sich jede- Mutterherz danach, daß ihren Sohn bei Wieder kehr deS Festes die Wahl treffen möge, der Vorbote Christi zu werden, zum Heil und Segen seines ganzen LebenS. Die Reiser und Stechpalmen-Zweige, welche von den zahllosen Gläubigen in der Procession getragen wurden, legte die Volk-menge zum JohanniSfeuer in die Ecken der Steinmauern nieder, welche im Zickzack die Berge hinaufgingen. Beim Beginn der Dämmerung leuchteten die Flammen auf, so weit daS Auge reichte, veu der Jugend unterhalten und geschürt. Dann nahten, anerkannte. Eine etwaige Nachholung dieser Aner kennung könnte indessen keineswegs genügen, um ihm oder seinem vierjährigen Sohne jetzt den Weg zu dem Herzogsstuhle zu ebenen; es ist unmöglich, in Braun schweig, vor den Thoren der preußischen Provinz Hannover, eine welfische Herrschaft zuzulassen, so lange in dieser Provinz eine die Wiederherstellung des KönigS- reichö Hannover erstrebende welfische Partei besteht; die letztere würde in der erfolgten Zulassung des Welfenhauses zur Regierung in Braunschweig daS wirksamste Mittel besitzen, den Glauben eines Theils der hannöverschen Bevölkerung on die Wiederkehr der Welfen als Regenten nach Hannover wach zu halten. Noch bis in die letzten Tage hat das Organ dieser Partei in Hannover, die „Deutsche VolkSztg.", allerlei Schreiben deö Herzogs von Cumber land veröffentlicht, in welchen dieser für ihm zugegangene Glückwünsche im Tone des rechtmäßigen Souverän- dankt. Somit ist schon aus politischen Rücksichten kaum anzunehmen, daß das deutsche Reich die Erbfolge des Herzogs von Cumberland auf dem braunschweigischen Throne zugeben wird und im Falle sich auch die An sprüche der Hohenzollern nicht als derartige erweisen sollten, um eine Annektion Braunschweig- zu recht fertigen, scheint unö die schwebende Frage keine ein fachere und zweckmäßigere Lösung finden zu können, als wenn man das Herzogthum nach dem Beispiele Elsaß Lothringen- in ein Reichsland verwandelt. — Wie die „Breslauer Ztg." zu berichten weiß, hat der verstorbene Herzog bereits vor fünf Jahren vor einer Gerichtskommission in Breslau eine letztwillige Verfü gung über sein Privatvermögen getroffen, welches nach einer zuverlässigen Schätzung über 100 Millionen Thaler betragen soll. Am Sonnabend traf der Oberprasident der Provinz Schlesien, v. Seydewitz, mit zwei Beamten in Sibyllenort ein und erklärte den dortigen herzoglichen Beamten, daß er von dem preußischen Minister des Innern den Auftrag erhalten habe, im Namen deS Königs und des Kronprinzen vom Fürstenthume Oels Besitz zu ergreifen. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird dasselbe zunächst seitens des preußischen StaateS als erledigtes Kronlehen eingezogen werden und eS denen, welche Ansprüche daran zu haben glauben, überlassen bleiben, dieselben geltend zu machen. Nachdem die Leiche des Herzogs am Sonntage vom Professor Hasse ein- balsamirt worden war, fand am folgenden Tage die Einsargung und Aufstellung des SargeS im Vestibüle deö Schlosses zu Sibyllenort statt. Am Mittwoch er folgte die Ueberführung der Leiche mittelst ErtrazugeS nach Braunschweig, woselbst die Ankunft gegen Mitter nacht erfolgte. Die feierliche Beisetzung im Dome ist auf Sonnabend in der zehnten Abendstunde anberaumt. Die Krypta, welche die irdischen Ueberreste deS Herzogs ped. u. Redaktion retten »Ueuftadt Meißner Basse 4. e Zeitung erscheint Dienstag, ßannerftag und Gsnnadeud Ut»nne»e«tS- VretC: erteljührl. M. 1,50. Zn beziehen durch e kaiserlichen Poft- istalten und durch unsere Boten. ei freier Lieferung L Haus erhebt die M noch eine Ge- Uhr von 2b Pfg. Lm unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentümter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Herrmann Müller in Dresden. Politische Weltfchau. Deutsches Reich. Mit dem Tode des Herzogs Vilhelm ist, da derselbe keine direkten DeScendenten hinterläßt, das Haus Braunschweig erloschen und die schon oftmals erörterte braunschweigische Erbfolgefrage tritt wieder in den Vordergrund, zumal die Verhält nisse eine baldige, befriedigende Lösung derselben dringend »heischen. Der Verstorbene gehörte bekanntlich der Welfischen Linie an und hatte, als er im Jahre 1831 den Thron bestieg, mit dem damaligen hannöverschen Honigshause einen Vertrag abgeschlossen, demzufolge er keine standesgemäße Ehe eingehen und seinen Stamm erlöschen lassen sollte, damit nach seinem Tode einer Erbfolge der in Hannover herrschenden welfischen Linie auf dem Braunschweiger Throne keine anderweitigen An sprüche entgegenständen. Inzwischen ist nun, wie be kannt, das hannöversche Königshaus depossedirt worden und es entsteht somit die Frage, ob der Sohn deö ver storbenen Königs Georg, der Herzog von Cumberland, trotzdem noch zu Ansprüchen auf den Thron von Braun schweig berechtigt ist. Zunächst bleibt die Stellung nahme deS preußischen Königshauses abzuwarten, zumal vor mehreren Jahrzehnten zu seinen Gunsten ebenfalls Erbansprüche auf das Herzogthum, resp. auf Theile desselben in der juristischen Literatur geltend gemacht worden sind. Stellt man sich auf den privatrechtlichen Standpunkt, indem man ein Land wie ein Vermögensobjekl betrachtet, über dessen Vererbung die nähere oder ent ferntere Verwandtschaft mit dem Erblasser entscheidet, dann verdienen die hohenzollernschen Ansprüche, falls sie von Neuem erhoben werden, natürlich die nemliche Prüfung, wie die welfischen. Dem heutigen politischen Bewußtsein der Menschen widerspricht aber eine der artige Behandlung der Frage nach der künftigen Regie rung über 350,000 Deutsche ohne Zweifel in hohem Grade. Das Princip der erblichen Monarchie ist zwar eine der wichtigsten Grundlagen unseres Staatslebens; aber ditses Princip, dessen Wesen in der innigen Verbindung deS Landes mit dem Herrscherhause liegt, kann nicht angerufen werden, wenn etwas ganz Anderes in Frage steht: nemlich die Einsetzung einer Herrscherfamilie, mit welcher daS Land, wie Braunschweig mit dem Herzog von Cumberland, gar nichts zu schaffen hat, die den Staat vielmehr in Schwierigkeiten und Konflikte zu verwickeln droht. Dazu kommt noch ein anderer Umstand. Wie verlautet, hat der Herzog von Cumber land, als vor sechs Jahren der König Georg gestorben war, hiervon dem Kaiser Anzeige in einem Schreiben gnnacht, welches „an deS Königs von Preußen Ma jestät" adressirt war; dadurch wurde angedeutet, daß der Herzog von Cumberland da- deutsche Reich nicht
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