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Dresdner Journal : 05.08.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188108056
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18810805
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18810805
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1881
- Monat1881-08
- Tag1881-08-05
- Monat1881-08
- Jahr1881
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- Dresdner Journal : 05.08.1881
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W17S. Freitag, de» 5, August, 1881. 1» »»»»«> »«1^»: ^kdrlüüt: . . 18 tt»rk jlMrlick: 4 b0kk. Lio»«1o« Hummern: 10 kk LnmilmN» 6«äen1»cken kmoke» tritt?o«t- uncl Slempeirusvlilit^ Kiuru. losvrntenprvlrer kilr 6eo L»uw einer svipulteoeo ?sttt>eils »0 Pf. Vater „kioKvennät" äis 2ml« 80 kk. Lnedel»«», H^Iied mit ^n»nLi»ms der 8ovn- naä keiettnz» ^deaä» kür äen kotxvnäeo DreMerÄmmml. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Inierntennnnnlime LelpilU: vommimiootr <l« vre»ltn«r ^ournnt^ N»»d«U LerU» wt« LMp«l4 «—l- >r—In« ^ruutturt «. Laa«en»t«n L ^o-i«e,- SerUn-Vt«-L»»d«U- kr»A l^tpitss rruaküirt r. N.»n«d«: Lt««,' »erUn:S.Lornict, /nvaliekemlanl:, >r«»«»:L.SelUott«, Lr«,I»o: L. Sta«-«,'« Lürvnu; ^runktart «. H.: L ^»«-«''»oke Ijuokknoälunz; SSrUtr: S. LM«r,' Snnnorsriv Sc^Ä«1«', knrt» SerUn-rruaklurl ». ».- »tutt^nrl: Da»»-« H 60., Lmndnr,: D St«»n«r. N»r»n»x«d»i»r LSnixsl. Lrpeäitioo äe» vreeäuer ^onrnnl^ Vrveüvn, AvioserstrnE Ho. SO. Nichtamtlicher Theil. rele,r«»HIs»« R-chrichte». ' Kiel, DonuerStag, 4. L«g«st. (Lei. d. Dre»dn. Journ.) Der „Kieler Zeit«««" zufolge wurde deu auf der Howald'scheu Werft erbaute» Schiffe» „Diogenes" avd „Sokrates" das Laslaafea vater- fagt. Der „Diogenes" wurde, als er gestern Abend Dampf machte, mit Beschlag belegt »vd Maßregeln zvr Lerhiaderuvg seines Lnslaufeas - getroffen. Gastein, Donnerstag, 4. Anaust, Mittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Kaiser von Oester reich traf heute Mittag k1L Uhr hier ei« und wurde vou der Bevölkerung u»d deu Kurgästen lebhaft begrüßt und von dem Kaiser Wilhelm ans dem Gtraubingerplaü aufs Herzlichste empfangen Der Ort ist reich geschmückt und beflaggt. London, Mittwoch, 3. August, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses erwiderte auf eine bezügliche Anfrage Tylor's der Premier Gladstone, daß dir Couvention mit den Boereu noch nicht unterzeichnet, aber an die Führer der Boerev zur Unterzeichnung unterwegs sei. (Vgl. die „Tagesgeschichte".) Labouchdre theilte hierauf mit, daß, als er sich vor wenige» Minuten in dem Lorsaal befunden habe, Bradlaugh i« den Saal habe treten wollen, aber von den Beamten des Hause- zurückaewiesen uud gewaltsam au» dem Parlameutsgebaude eutferut wordeu sei. Labouchdre beantragt deshalb eine Motto«, in welcher ausgesprochen wird, daß die Beamten des Hauses die ihnen ertheilten Vollmachten überschritten und die Privilegien eines Abgeordneten verletzt haben. — Der Sprecher erklärte, daß die Beamten nach seinen Anordnungen gehandelt hätten. — Gladstone bedauert zwar den Beschluß des Hauses, durch welchen Bradlaugh verboten wird, seinen Sitz im Hause ein zunehmen, billigt aber das Verfahren de» Sprecher- und erklärt sich gegen den Antrag Labouchdre. — Northcote spricht sich ebenfalls zustimmend über da- Brrfahreu des Sprechers auS. — Mehrere andere Redner geben die Erklärung ab, daß sie, obwohl sie das Verhalten de» Sprecher» billigen, doch nicht gegen die beantragte Resolution stimmen können, weil sie nicht indirect das Verhalten de» Hause» billigen wollen. — Holland beantragt, Labouchdre'- Motion durch eine andere zu ersetzen, in welcher da» Verhalten de» Sprecher» und der Beamten de» Hause» gebilligt wird. — Gladstone und Northcote stimmen dem Holland'schen Amendement zu. Die Motion Labouchdre wird hiernach mit 191 gegen 7 Stimmen abgelehnt. Viele radicale Deputirte enthalten sich der Abstimmung und verlassen da» Hau». Da» Amendement Holland wird ohne Abstimmung angenommen. Die Zugänge zu dem Parlameutsgebäude wer den bewacht. Der Zutritt wird nur »erufeueu gestattet. Die Gitterthore des Platzes vor dem Parlameutsgebäude find geschloffen, außerhalb der- selben haben sich starke Bolkshaufen angesammelt, welche Bradlangh bei seiner Ankunft, wie bei seinem Fortgänge lebhaft Beifall znrirfeu. Ueber da» Verhalten Bradlavgh's verlautet folgendes Weiter«: Bradlaugh kam heute Mittag in den Borsaal de» Sitzungssaales der Gemeinen und wollte eben den Sitzungssaal selbst betreten, als er von dem Adjuncten des Lorgsant »t arm» angehalten und bedeutet wurde, daß er nicht eintreten dürfe Bradlaugh bestand auf seinem Vorhaben, worauf er von HuissierS und Polizei agenten ergriffen wurde. Er leistete lebhaften Wider- Feuilleton. Redigirt von Ott» Banck. Literatur. »Da» Vordringen in» vermeint liche offene Polarmeer." (Fortsetzung u. Schluß.) Mit der Motton'schen Schlittenfahrt gelangten die geographischen Resultate der Expedition zu ihrem Ab schlusse; nach ihr sind keine Entdeckungen von irgend welcher Tragweite zu verzeichnen, wohl aber eia neuer Abschnitt Leidensgeschichte, reich an Beispielen herber Schicksalsschläge und kühner Thaten. Am 10. Juli kehrten nämlich die beiden Wanderer zur „Advance" zurück. Dott hatten indessen die Dinge eine schlimme Wendung genommen. Der Sommer 1854 versprach nicht günstiger werden zu wollen, alt der vorjährige. Da» Rordwasser war zwar offen, allein e» wollte auch nicht mehr zum Smithsunde vorrücken. Das Schiff war aber uur auf anderthalb Jahre vcrprovlantitt; mehr al» ein Jahr war bereit» verflossen seit man in die See gestochen, der Juni ging seinem Ende zu und noch immer lag die Brigg, von undurchdringlichem Eise umringt, im Rensselaer Hafen. Da fiel Kane auf den Gedanken, eine Reise nach der Beechehinsel in der Barrowstraße zu unternehmen, wo er die Franklin- sucher unter Sir Edward Belcher vermuthete, um sie um Beistand zu bitten. In einem offenen Boote, mit einer kleinen au»erlesenell Mannschaft trat Kane am 12. Juli die Fahrt dahiu an, die unter den günstig- ften Verhältnissen und auf dem kürzesten Wege mehr al» 750 bm betrug. Nach einer an Entbehrungen reichen Fahrt traf er am 6. August, unverrichteter stand, wurde aber schließlich mit Gewalt hinau-ge- bracht. Nachdem da» Votum über die Motion La- bouchere'- abgegeben war, machte Bradlaugh einen neuen Versuch, in den Lorsaal einzudringen, wurde aber von dem Polizeicommiffar Denning zurückge drängt. Darauf begab sich Bradlaugh zum Polizei- genchl und beantragte bei dem Richter einen Bor- ladung-befehl gegen den Polizeicommiffar Denning. Dieser Anttag soll nächsten Freitag erörtert werden. Ein Londoner Privattelegramm der „Reuen freien Presse" berichtet über die bezüglichen Vor gänge Nachstehendes: Große Aufregung herrschte heute Vormittag» vor dem Parlament und in der Nähe von Westminster. Bradlaugh wollte den Einlaß erzwingen. Ungefähr 500 seiner Wähler langten mit Extrazug von Nort hampton an und stellten sich in der Nähe von Westminster auf, wo sich eine große Volks menge ansammelte. Die Polizei, 200 Mann stark, schloß die hohen eisernen Gitterthore vom Palast Kard, und nur die Mitglieder erhielten Einlaß, oder Personen, welche Petitionen brachten. Um H12 Uhr kam Bradlaugh in offenem Wagen, mit Applaus vom Volk empfangen. Er schritt durch die West minsterhalle, begleitet vom Polizeiinspector und La- bouchdre. Kein Fremder durfte den Vorplatz betteten. Sobald der Sprecher seinen Sitz eingenommen hatte, ging Bradlaugh sofort vom Vorplatz gegen die Thür de» Saale», wo sich ihm jedoch der Bicesprecher Er» kine, umgeben von Polizei, Constablern und Dienern de» Parlaments, in den Weg stellte. ErSkine erklärte, er sei vom Sprecher beauftragt, Bradlaugh'» Eintritt in den Saal zu verhindern. Bradlaugh erwiderte, er sei bereit, jeden gesetzlichen Befehl de» Unterhause» zu befolgen, allein er verlange den Eintritt Kast seine» Mandat» und werde nicht weichen. ErSkine entgegnete, seine Instruction sei ausdrücklich, er müsse den Eintritt Bradlaugh'» verhindern. Hierauf versuchte ihn Brad laugh zur Seite zu schieben Doch ErSkme streckte die Hand au», die Parlament-diener faßten Bradlaugh, dieser packte Einen beim Genick und schüttelte ihn, rufend: „Wage e» Einer, mich zu hindernI" Doch in demselben Augenblick packten ihn mehrere Eon stabler, zerrten den um sich Schlagenden über den Vorplatz und die Treppe durch die lange Westminsterhalle vom Thor derselben hinau». Dieser lange Kampf war sehr peinlich. Bradlaugh langte draußen bleich vor Wuth an und war einen Augen blick lang wie ohnmächtig, worauf ihm ein Polizeimann ein Gla» Wasser reichte. Das Volk vor den Gitter thoren brachte laute HurraHS. London, Donnerstag, 4. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Prinz v. WaleS eröffnete gestern in Gegenwart deS deutschen Kronprinzen deu iuternationalen Aerztecongreß. Der Congreß ist von circa 3000 Aerzten, darunter 300 auS Deutschland, besucht. Sir James Paget wurde zum Präsidenten gewählt und hielt die Eröffnungs- rede. Courtney ist zum UuterstaatSsecretär der Colonien ernannt worden. Den „TimeS" zufolge wurde Oberst Valentin Baker zum Commandeur der türkischen Truppen in Tripolis ernannt. St. Petersburg, DouuerStag, 4. Juli. ^Tel. d. DreSdn. Journ^) Der „RegierungSanzeiger" meldet auS Putschecd uud KoStroma: Der Kaiser wurde au viele« Orte« vo« der Bevölkerung auf daS Herzlichste uud Freudigste begrüßt und mit nicht enden wollenden HurraHS empfangen. Gestern betete die kaiserliche Familie an der Stelle, wo der Begründer deS russischen Kaiserhauses, Michael Romauow einst die Abgesandten Rußlands empfing, Dinge, bei der „Advance" wieder ein. Dichte Pack- eiSmassen hatten ihm nicht gestattet, weiter südlich als Cap Parry vorzudringen; eine scheinbar feste Barriere hemmte jeden weiteren Schritt. Da keine Aussicht vorhanden war, da» Schiff während de» Jahre» 1854 von seinen Feffeln zu befreien, begann man sich zu einer zweiten Ueberwinlerung zu rüsten. Damit er reichte auch Kane'» BefehlShaberschast ihr gesetzliche- Ende, denn e» ist Gewohnheitsrecht bei den Walfisch fängern, daß, wenn ein Schiff hoffnungslos einge- jchlossen liegt, der pflichtschuldige Gehorsam der Mann schaft gegen den Capitän erlischt und die Seeleute sich ein neues Oberhaupt wählen. Am 23. August erklärte Kane daher der versammelten Mannschaft, er werde auf der Brigg zurückbleiben, wer aber glaube, den Süden erreichen zu können, möge e» sagen. Nur 8 von den 17 Ueberlebenden blieben bei Kane. Die übrigen S, darunter der deutsche Astronom Sonntag, verliehen die Brigg am 28. August. Die Wegziehen den empfingen den ihnen zukommenden Antheil der noch vorhandenen Borräthe, mußten aber allen w.i- teren Ansprüchen entsagen; indeß erhielten sie die schriftliche Zusicherung brüderlichen Empfange», fall» sie durch die Verhältnisse zur Umkehr gezwungen wür den. Schon nach wenigen Tagen kam Einer von ihnen, Piley, zurück; am 7. December brachten Eskimo» Peterson und Amo» Bonhall in furchtbarem Zustande zum Schiffe, die Uebrigen waren von Mangel und Roth gebrochen, 100 Stunden weit entfernt, langten aber in der Nacht de» 12. December mehr todt al» lebendig gleichfall» bei der „Advance" ein, so daß man jetzt wie der vollzählig beisammen war. — Langsam verstrich der Winter und man näherte sich bereits dem März 1855. welche ihm die Botschaft überbrachten, daß er zum Herrscher erwählt worbe« sei. DreSdn», 4. August. Das Verbrechen Guiteau'S erhält noch fort dauernd die Bevölkerung der Bereinigten Staaten von Nordamerika in Aufregung. Der DistcictSanwalt Corkhill hat am 19. vor. MtS. verschärfte Maßregeln gegen den Verbrecher angeordnet, da e» unmöglich sei, „die schließlichen Resultate de» Angriff» de- Meuch ler- Charle- Guiteau auf den Präsidenten zu ermit- teln." Den amerikanischen Zeitungen bietet da- Ver brechen noch täglich Veranlassung zu RaisonnementS und zu belehrenden Betrachtungen über die politische« Zustände der Bereinigten Staaten. Der „New-Korker StaatS-Zeitung" entnehmen wir Folgende-: „Der Bundetdisttict-anwalt Corkhill hat der Presse genaue Mitteilungen über da- Verhalten Guiteau'S während seine- Aufenthaltes in Washington gemacht, welche sich, da sie von der detaillirtesten Genauigkeit sind, wohl auf die schriftlichen und mündlichen Erklärungen Gui teau'S basiren, die jenem Beamten gemacht wurden. Der Attentäter hat sehr viel Werth darauf gelegt, ein umfassendes und genaues Geständniß zu machen, und seine Au-sagungen haben sich, soweit sie äußere Um stände betrefftü, al- durchaus correct erwiesen. Es unterliegt keinem Zweifel mehr, daß der öffentliche An kläger dem Attentäter al- einem zurechnungsfähigen Menschen den Proceß machen wird, und eS wird an gesichts der eigenen Aussagen Guiteau'S sehr schwer sein, den Beweis deS GegentheilS zu liefern. Selbst die Theorie des „vorübergehenden Wahnsinn-" ist schwer aufrecht zu halten, denn wenn auch die ganze Vergangenheit Guiteau'- eine Kette von Excentricitäten war, gingen dieselben doch aus offenbar bewußten Mo tiven hervor, au- einem in seinen Mitteln durchaus nicht wählerischen Streben, sein Leben zu machen und seine gemeinen Triebe zu befriedigen. Eine grenzenlose Eitelkeit und Sucht, sich Hervorzuthun, erklärt manchen seiner sonderbaren Sprünge, und diese Eigenschaft soll ihn, nach der Theorie Vieler, zu einem modernen Hero- stratuS gemacht haben. Diese Theorie wird indeß von den die Affaire begleitenden Umständen nicht aufrecht erhalten. Guiteau war e» in seiner Patteiergreifung für die StalwattS um kein Princip, sondern um ein Amt zu thuu. Er brachte mit der größten Unver schämtheit und Uebertteibung seine, der Partei gelei steten Dienste und sich darauf stützenden Ansprüche zur Geltung; er haßte den Präsidenten wegen Nichtaner kennung dieser Ansprüche und arbeitete sich dabei in die Ideale hinein, daß die Hinwegräumung deS Prä sidenten und die sich daran knüpfende Reconstruction der Administration seiner Anstellung förderlich sein möchten. Dies beweist allerdings, daß eine Schraube bei ihm los war; denn er mußte sich andernfalls sagen, daß der Nachfolger Garfield'S unmöglich dessen Mör der anstellen könne. Doch er mochte hoffen, der Ab- fangung zu entgehen und nicht als Mörder erkannt zu werden. Diese Annahme wird durch die bei ihm Vor gefundenen und vor dem Attentat von ihm deponitten Papiere widerlegt; er rechnete zum Vorau- auf seine Verhaftung und fürchtete dieselbe nicht. Sein Be ttagen im Gesängniß verräth keine Furcht vor seinem Schicksal und entschieden keine Reue. Er beschäftigt sich fortwährend mit seinem Plan zur Reconstruction der Administration, und wenn auch seine Eitelkeit immer wieder zum Vorschein kommt, so zeigt er ander seits, daß er die That nicht um ihrer selbst willen, also um dadurch sich Hervorzuthun, sondern um de- ihm vorschwebenden Einflüsse» der That auf die Re gierung beging. Dabei aber hat er nicht den Einfluß de» Regierungswechsel- auf die Entwickelung de- Lande», sondern nur auf seine eigene Person im Sinne und läßt dabei nur den Umstand au» dem Spiele, daß kein Regierungswechsel Demjenigen, wel cher ihn so veranlaßt, eine andere Wahl lassen könnte, al» zwischen dem Schafsot und dem Irrenhaus. Die Nichterkennung diese» Umstande» mag, al» Beweis seiner wenigstens temporären Unzurechnungsfähigkeit in diesem einen Punkte, alle Beweise aufwiegen für seine sonstige vollkommene Zurechnungsfähigkeit, für welche namentlich die sorgfältige Ueberlegung und die grauenhafte Sicherheit der Ausführung deS Mord- planeS zeugen. Wir wollen die- nicht bestreiten und sind daher darauf gefaßt, Guiteau — statt auf da» Schafsot, wenn der Präsident sterben sollte, oder in» Zuchthaus, wenn der Präsident am Leben bleibt — ins Irrenhaus wandern zu sehen. Mag aber Guiteau zurechnungsfähig gewesen sein oder nicht, gewiß ist, daß seine Monomanie oder seine furchtbare Erbitte rung betreffs Nichterfüllung seiner Ansprüche auf Be lohnung für Patteidienste auf das System zurückzu führen ist, unter welchem nach jeder Wahl die Aemter Denjenigen preisgegeben werden, die sich an derWahlagita- tion betheiligt, die Zutreiber für die Parteien gemacht haben. ES ist neuerdings versucht worden, Guiteau selbst als einen Parteifanatiker darzustellcn und den Beweis auS seinen Wahlreden abzuleiten; doch der Versuch, seine Zuhörer oder Leser zu fanatistren, beweist nicht, daß der Redner selbst ein Fanatiker ist. Die Partei organisationen, wie sie sind, müssen ihre An hänger um so mehr fanatisiren, je principloser sie sind. Die Uebertreibungen der Partei agitatoren werden um so plumper, je weniger hinter den Parteien selbst steckt. Für die Partei politiker ist der Parteikampf nuc noch ein Kampf um die Aemter, und sie müssen um so dicker auftragen, je mehr sie fürchten müssen, daß daS Volk durchschauen werde, um was eS ihnen eigentlich zu thun »st. Man hat eine Rede gefunden, die Guiteau im vorigen Jahre hielt, in der er erklärte, daß wenn Hancock erwählt würde, wir einen neuen Bürgerkrieg bekämen, die Nattonalschuld repudiirt würde, den Rebellen Milliarden von Entschädigungsgeldern bezahlt werden müßten und dergl. mehr. Da soll der Anfang von Guiteau'S Wahnsinn zu suchen sein, meinen einige Blätter. Nun, wenn die- der Fall ist, waren im vorigen Jahre Millionen von Republikanern temporär wahnsinnig. Diejenigen, welche Guiteau geglaubt haben, sind sicher lich weniger zurechnungsfähig gewesen, haben mehr an einer fixen Idee gelitten, al» er selbst; denn er selbst hat sicherlich das dumme Zeug nicht geglaubt, sondern nur losgelassen, um dadurch zum Siege der Partei beizutragen und darauf seine vermeintlichen Ansprüche auf Be lohnung stützen zu können. Diejenigen, welche sich von Guiteau und von den Tausenden von Guiteau'S, die so geschwatzt haben, in den PattelsanatiSmuS hin einhetzen ließen, mögen sich allerdings an die Stirne greifen und fragen, wie sie sich von solchen Kerlen an der Nase herumführen lassen konnten. Es kann nichts schaden, sie daran zu erinnern, daß die Leute, welche derart die Bürger mißbrauchen, schließlich, ob zurechnungsfähig oder nicht, zu den ärgsten Schandthaten bereit sind, um ihre Aemtersucht zu befriedigen. Vielleicht kann die Erinnerung an Guiteau manchen Bürger davor be wahren, daß er in künftigen Wahlkämpfen wieder den Kopf verliert und sich durch Uebertreibungen betreff» Dessen, was bei dem Siege dieser oder jener Pattei auf dem Spiel steht, von der Erkenntniß adhalten läßt, daß bei den Kämpfen der Parteien, wie sie sind, kaum noch etwas Andere» auf dem Spiele steht, al- eben die Aemter. Die Republik mag allerdings bei den Kämpfen dieser Parteien auch aus dem Spiele stehen, aber nur wegen ver Tendenz, die sie gemeinschaft lich haben, nämlich einer rücksichtslosen Acmterjägerei, statt principlellen Bestrebungen und praktischen Regie- Dieser und der Februar waren die schlimmsten Mo nate. Der Scharbock ergriff Einen nach dem Andern, und da- Schicksal der Abenteurer beruhte jetzt nur auf dem Jagdglück de» ESkimoS HanS, denn man be saß kein andere- Gegenmittel gegen die arktische Seuche als frische- Fleisch. Die Borräthe von Holz waren längst zur Neige gegangen und man mußte endlich vom Capital« zehren, v. h. man verbrannte die Brigg selbst. Der Verbrauch wurde systematisch geregelt, indem der Reihe nach nur solche Theile de- Schiffe» in den Ofen wanderten, welche man entbehren tonnte, ohne da- Fahrzeug seeuntüchtig zu machen. Endlich aber mußte man dasselbe doch verlaffen, denn er wäre mehr als Tollkühnheit gewesen, den Launen deS Eise» zu vertrauen und eine günstige Gelegenheit abzuwar ten, um daS Schiff von seinen Feffeln zu befreien. Am 17. Mai 1855 verließen Kane und seine Gefähr ten, mit Schlitten und Booten versehen, ihren Winter hafen. Infolge der Anstrengungen blieb der 30 jährige treue Christian Ohlsen am 12. Juni todt auf dem Platze; man begrub ihn am Faße eine- Vorgebirges, da» man mit seinem Ramen benannte, die höchste Ehre, die man dem Wackern Seemann erweisen konnte. Beinahe ausschließlich von dem Ertrage der Jagd lebend, erreichten die Uebrigen da« offene Fahrwasser, in welche» sie am 17. Juni ihre Boote schieben tonn ten, und 83 Tage, nachdem sie ihre abenteuerliche Fahrt angetrtten, die dänische Colonie Upernivik, wo sie eine dänische Brigg sanden, deren Befehl-Haber sich bereit erklärte, die Schiffbrüchigen aufzunehmen. Mitt lerweile war man aber in den Bereinigte« Staaten um da» Schicksal der Expedition besorgt geworden; zu ihrer Auffuchung entsandte daher die Regierung 2 Kriegsschiffe, den Dampfer „Arctic" und die Barke „Release" unter dem Commanvo des Lieutenants Härt st e ne. Die Eskimo» in der Nähedes Cap Alexander gaben diesem Offizier indeß die bestimmte Nachricht, daß Kane mit seinen Begleitern sich nach Süden ge wandt habe. Also kehrte daS AufsuchungSgeschwader um und fand die berühmten Reisenden gerade im Be griffe, nach den Shetland- Inseln abzusegeln. Trotz der vielen Schwierigkeiten und Strapazen, welche diese Expedition auszuhalten hatte, sind die wissenschaftlichen Resultate keineswegs unbedeutend; doch hätte Kane sich begnügen müssen, den nüchternen Bericht Morton'» über deffen Zug nach dem offenen Polarmeere vorurtheilsfrei zu veröffentlichen. Allein, so urtheilt Bessel», „Kane mit einem außerordentlichen ng zum Abenteuerlichen, der sich beinahe auf jeder ite seiner Relsebeschreibung zu erkennen giedt, kleidete die Beobachtungen Morton'», mit der Begeisterung eine» Dichter», in ein farbenreiche», phantastische» Ge wand, welcher minder kritische Naturen bestimmte, ein Bild al» Wirklichkeit hinzunehmen Wollte man seine Verdienste zu schmälern versuchen, so würde man sich einer schreienden Ungerechtigkeit schuldig machen; allein e» war sicherlich kein Gewinn für die Erdkunde, daß er nach seiner Rückkehr die Existenz eines offenen Polarmeere» verkündete, welches durch die warmen Wasser de» Golfstrome» offen gehalten, die Nordküste Grönland» bespülen sollte." Der treffliche Kenner Grönland», vr. H. Rink, führte aber bald sehr ge wichtige Gründe für die Ansicht an, daß da» offene Polarwaffer im Kennedycanal nicht» sei al» ein große» Wosserloch, wie es sich zu Zeiten und örtlich in den arktischen Räumen bilde. Da Kane im Smithsunde
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