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Dresdner Journal : 05.11.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185911058
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18591105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18591105
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1859
- Monat1859-11
- Tag1859-11-05
- Monat1859-11
- Jahr1859
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- Dresdner Journal : 05.11.1859
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256 Somiabcnd, den ü. Novellier. 185». .Xo-ni,e»i»t»»rrtsr: Oitl»eiwu> k> 10 Kgr. la >a«L»«». 1 lm L«1«äa ' 1 ,, 10 „ „ „ stritt ko»t- u»<1 »IvuTtlick ia 0r—<t«a: 1b Kxr. ( 8t«wp«liu- Liorilv« biummora: 1 kl^r. 1 «ebl»^ Ni»»«. »,str»ti»»r,tfr: t'llr <Ion Raum einer »««paiteae» Xeil«: 1 tixr. l'nter „tiiu<r«»»nät" 6i« Heil»! 2 K^r. «rsltzrüu«' T'Lgliok, mit Xll»a»tua« äer 8ooo- uuck Relerta^e, ^deuä>» Nir <ien N-Ixeaöeu DrrsdnrrZliurnal. Verantwortlicher Redactenr: I. G. Hartrnann. Luseratrimunahme auswärts: Leipul^ b«. La»ui>»> r»rri»a, Oomwieeiaaiir Oes Or«»äu«r.louiuai«; obkiuln-ielb.'»: 71. Iliii,!««»; Nlttm»: N^x«u«,r»ia -e >'avs.ru; 8«rlia: kinoi'il'n'xck«-ttuokk., tiaruaaraa'» linrt-au; Sremea: I!. Lonrorra; kraaLtart ». N-: ,1»»-ot-u sebu Unei>il»n«ilu»is; INUa: i^ooi.» Laaaaaai k»ri«: v. (28, ru< <!«» bau» «a/»a»)i kraß: Rn Riinririi's Naebtiuuälan^. iqerau-grber: Rtmljsl. Ripeckitiou «lei l)r«»<la«r Oouraat», l1re>>ä«», »larleaetr»,«« Rr. 7. Nichtamtlicher Lheil. Neberslcbt. Telegraphische Nachrichten. Aeitungschsa«. (Morning Post. — Journal de» Dö balS. — La Nazione.) Tagrtge schichte Wien: Tagesbericht. Paßkarteuan- schluß. Beschleunigung des behördlichen Geschäfts ganges. Bergbaueisenbahnen. Verwendung der pa triotischen Gaben. Keine Abdankung des Herzogs »on Modena. — Venedig: Rückkehrbewilligungrn. Vag- lienauSgabe. — Berlin: Vom Hof«. Entschuldigung der toScanischen Deputation. Marinevorlagen. Schil- lerfrier. Realschulrrffort. — Kassel: Herrlein's An trag im Ausschüsse. — Kvburg: Schulordnung. Schillerfest. — Paris: Der Brief des Kaisers an Victor Emanuel. Die Verwarnung deS korrespon dant. — Turin: Protestantisch« Aussichten. Etel lung der Neapolitaner. Mißstimmung über die Vrr legung des Kassationshof«-. — Madrid: Zum Held zuge. — London: Canalstotte zurück. — Kopen hagen: Berling'S Erklärung. Reichsrathssitzung. — Konstantinopel: Der neue Wesir. --- New Bork: kalifornischer Wahlkampf. Flibustier«. Dresdner Nachrichten. tprvvivzialvachrichtru. (Zittau. Koldiv. Pirna. Lö bau. Johanngeorgenstadt.) Wissenschaft, Luvst uvd Literatur. Vermischte» Statistik uvd Lolktwirthschaft. Börsennachrichte«. Inserate. Tagetkalender. Telegraphische Nachrichten. Frankfurt a. M., Donnerstag, 3. November, Nachmitt. In der so eben stattgehabten Sitzung deS Bundestages beantraate Baden die Eousti- tuiruug eiueS aus neun Mitgliedern bestehenden permanenten Bundesgerichts. Der Antrag wurde de« Ausschüsse zuaewiesen. Demnächst referirte der Militärausschuß beistimmend über den Antrag der Mtttelstaaten bezüglich der BundrSkriegSver fassung. Die Abstimmung wird am 17. d. M. -ättfrude». Florenz, Mittwach, 2. November. Die Ge «eiudewahlen sind hier und an andern Orten des SroßhrrzogthmaS ohne Ergebniß geblieben, da fick die Wahlberechtigten allgemein der TheUnahme enthielten. Die Nationalversammlung ist auf den 7. November einberufen. Algier, Dienstag, 1. November. Die Beni- Snaffen haben sich unterworfen und die ihnen ge stellten harten Bedingungen angenommen. Die Expedition beschäftigt sich nunmehr mit der Ber folguvg anderer Stämme. Dresden, 4. November. DaS Schreiben deS Kaisers der Franzosen an den König von Sardinien, über dessen Echtheit, nach dem es von Pariser ministeriellen Blättern gleichfall» nach der „Times" mitgetheilt wird, kein Zweifel mehr obwalten kann (vgl. unter Paris), wird von den mei sten englischen Blättern sehr abfällig besprochen. „TimrS", „Daily News" und „Morning Advertiser" — also liberale Blätter — nehmen bei Besprechung des Schreibens noch einmal Veranlassung zu der Erklärung, England könne an einem Kongresse, welchen ein solches Schreiben einleite, nicht Theil nehmen. Hand in Hand mit diesem Ausspruche der liberalen Presse geht, wie jetzt häufig, das Toryblatt, der „Herald". Das vertraute mi nisterielle Blatt hingegen, die „Morning Post" zeigt deutlich, daß England sich für Beschickung deS Kongresse» «unmehr entschieden, denn es sagt u. A.: „Unsre Vor stellung von einem Kongreß ist, daß er gehalten werden soll, um Veränderungen zu ratificiren, gleichviel durch Rach dem Orient. Von Konstantin Aischendors. (Fortsetzung aus «r.rs».) Doch gehen wir von dem freudlosen Bilde zu einem freundlichen» über. Am Nachmittage der 10. Mai er spähten wir am Horizonte die Masten zweier Fregatten, dir von Griechenland her auf Jaffa zusteuerten. Da ihr Erscheinen sogleich von der russischen und allen andern EonsulatSflaggen zu Jaffa begrüßt wurde, so blieb kein Zweifel darüber, daß sie einen lange erwarteten hoben Gast, den Großfürsten Konstantin, ans Gestade deS heiligen Lande- führten. Gegen Sonnenuntergang setzte derselbe nebst seiner Gemahlin und dem in ihrem Geleite befindlichen ältesten Prinzen den Fuß an- Land, um am darauf folgenden Morgen mit feiner großen stattlichen Begleitung die Wanderung nach Jerusalem anzutreten. Ich hatte dem Großfürsten von Alerandrien au» de» Fund der Sinai-Bibel und meiner eigaen Reise nach Jerusalem gemeldet, infolge davon erschien der russische Konsul am H. Mai früh um ft Uhr in der Quarantäne im Auftrage de» Großfürsten. Und eine Stunde später, eben al» die großfürstliche Karawane die Stadt, verlassen hatte, erhielten wir di« Freiheit. Ei« Armenier, der die Geschäfte de» preußischen Konsulat» versah, ei« vortreff licher Mann, hatte freundlichst Pferde für mich und drei welche Mittel sic herdeigeführt wurden, wenn diese Vc» änderungcn mit dem Wohlsein der Nachbarnationen ver träglich sind; aber daß der Kongreß in keiner Weise su chen sollte, jene Veränderungen aufzuerlezen. So mag zmn Beispiel die föderative Gestaltung Italiens die Zu stimmung eines Rache» von Nationen empfangen, wenn Italien selber die Föderation wünscht, allein wir erken nen keinem Kongreß daS Recht zu, Neapel oder Piemont oder einen andern Staat zum Eintritt in einen solchen Bund zu zwingen. Ebenso verhält eS sich mit der Re stauration der Throne Mittelftaliens. An dem Schreiben de» französischen Kaiser» haben wir nun etwas bestimm tere Haltpunkte al- an den Deklamationen der franzö sischen Journale. Napoleon hat die Gabe, sich deutlich auSzudrücken, und so giebt c» unS vier solide Grund lagen: 1) die Abtretung der Lombardei; 2) den Verzicht Oesterreich- auf das Recht, Besatzungen in Piacenza, Ferrara und kommacchio zu halten; 3) die Unabhängig keit MittelitalienS — durch förmliche Beseitigung eines jeden Gedankens an ein fremdes Einschreiten; 4) die konstituirung Venetiens als einer rein italienischen Pro vinz. Diesen vier Vorschlägen würde England mit Freu den auf einem Kongreß seine Fürsprache und Sanction geben. Der übrige Theil deS Napoleonischen Planes sieht sich hübsch an, enthält aber die Elemente großer Schwierigkeit, wenn nicht UnauSführbarkcit Wenn die Mächte sich znr vorläufigen, harmonischen Verständigung über obige vier Punkte einigen können, dann wird Nichts dem Zusammentritt eines Kongresses, an welchem Eng land sich wjllig brtheiligen könnte, im Wege stehen." Die Pariser Blätter haben es noch nicht gewagt, sich in Betrachtungen über den Brief Napoleons III. an Victor Emanuel zu ergehen. Rur das „Journal des D«'- bats" analysirt ihn in gewohnter vorsichtiger Weise und wirft die Frage auf, ob die von dem Kaiser bezeichneten Punkte blos da» Congreßprogramm Frankreichs darstellcn oder auf einem schon jetzt mit Oesterreich getroffenen Abkommen beruhen. Mehrere dieser Punkte gehen er heblich über die Präliminarien von Villafranca hinaus, z. B. die, daß Oesterreich die Organisation eines abge sonderten italienischen Heeres und die Ueberlicfcrung der Festungen Peschiera und Mantua an den zu stiftenden italienischen Bund zugestchen soll. Es haben sich gewisse deutsche Blätter, wie wir mehrere Male schon an dieser Stelle hcrvorgchoben haben, darin gefallen, Preußen für Deutschland dieselbe historische Rolle zuzuweisen, welche Piemont für Italien übernom men habe; sie haben, auf eine-solche angebliche Aehn- lichkrtt beider Staaten gestützt, die preußische Regierung dringend aufgefordert, ihr ganze- Gewicht für die An nexion der mittelitalienischen Staaten an Piemont aus dem Kongresse einzulegen. Solche Ansichten sind nichj umsonst ausgesprochen worden. Aus Italien wird der Dank zurückerstattet und man kann aus einem officiösen Organe der revolusionären Regierung in Toscana, „La Nazione", ersehen, wie die piemontesische Partei die Jdcntftät der preußischen und picmontesischen Inter essen versteht. Der Aufsatz beginnt: „Wahrend sich ein Italien bildet, verlangt rin Deutschland sich zu bilden." Indem wir die allbekannte Anklagen gegen Oesterreich nicht wiederholt copiren, können wir auszugsweise das Wesentliche über die gefundene Identität geben. Oester reich sträube sich nach Norden und Süden, in Italien wie in Deutschland gegen die Einheit. Eine besondere Wichtigkeit für die italienische Frage sei deshalb dem „Congreß" von Eisenach beizulegen. Oesterreich habe gegen denselben protestirt. „Preußen hat, ohne sich aus zusprechen, die Bewegung unter der Hand begünstigt." Als es dann die Leitung der Bewegung übernehmen sollte, habe es sich blos einfach entschuldigt, so daß cs nicht eine Verantwortlichkeit übernahm, aber auch die Bewegung im Princip nicht entmuthigte (ganz wie die piemon- tefische Dictatur). Aus weitläufig entwickelten Gründen wird erwiesen, daß die Berathungen von Eisenach, wenn nicht bald, doch sicher eines Tage- von dem gewünschten Erfolg gekrönt werden müssen. „Es giebt eine Macht, die nach ihrem Belieben das Gelingen des Werkes beeilen oder verzögern kann; aber sie hat ein so großes Interesse an dem Triumph dieser Idee, daß sie dasselbe sicher nicht wird aufschieben wollen." „Welches ist also das Interesse Preußens? Was hat ihm wohl bis heute seine zweideu tige Haltung rathen können? Was ist hinreichend, cs für die Zukunft zur Entscheidung zu bewegen? Das Interesse Preußens ist ein doppeltes in dieser Frage: nämlich die Suprematie über die Konföderation aus der Freunde bereit gehalten, so daß auch wir gegen ft Uhr hinaus auf die lachenden Fluren von Jaffa ritten. Zwischen endlosen Hecken von Kactusfeigen, hinter denen blühende Granaten und von Früchten strotzende Orangen bäume überall hervorsahtzn, gelangten wir in die be rühmte und noch immer sehr frucktreiche Ebene Saron, durch welcke uns der Weg nach Ramlch führte. Gegen l Uhr dort angekommen, nahm uns das lateinische Nikodemu-kloster auf ein paar Stunden gastlich auf. Als wir um 4 Uhr aus der freundlichen Stadt hinaus kamen, sahen wir in geringer Entfernung vor unS die großfürstliche Karawane. Ihren Anfang bildete ein Trupp türkischer Baschi-Bozuks in ihrer malerischen Tracht, denen eine größere Zahl Packthiere, besonders Kameele, schon vorauSgegangrn war. Auf daS Militär folgte der Großfürst mit seinem ihm näher angehörenden Geleite, gegen hundert Mann zu Roß, während dir Großfürstin und einige Hofdamen — gewöhnlich, aber nicht immer — drr Tragsrffel sich bedienten. Der Großfürst trug leichte weiße Sommerkleider, darüber noch einen flatternden weißen Burnus au- Algier; nicht anders trug sich der größte Theil seine- Gefolges. Von diesem nennen wir nur den wirkt. StaatSrath Mansuroff, drr mit drr Ober leitung drr ganzen Reise betraut war; den Geh. Rath Golownin, eine ernste, würdige Persönlichkrit; den mit dem Großfürsten sehr vertrauten Leibarzt Haurowitz; den Hand Oesterreichs zu nehmen und zur Aufrechthaltung der vollbrachten Thatsache so viel Kräfte um sich zu fam mein, um auf der einen Seite Oesterreich und auf der «ndern Frankreich die Stirn zu bieten, dem gegenüber cs durch drn unfehlbaren Abfall Oesterreichs im Augen blick der Gefahr isolirt dastehen würde. Es würde also scheinen, daß es die Bewegung eher beeilen als anhalten müsse, da ja die Feindschaft Oesterreich- gegen dasselbe nun offenbar ist und gerade infolge dieser Feindschaft seine Jfolirung Frankreich gegenüber auch den weniger klar sehenden Leuten klar ist. Aber wer kennt nicht die Geheimnisse der Politik! Und der Regent von Preußen ist, wegen der Unsicherheit, in welcher die Ereignisse schweben, zur Unsicherheit und zu „Ausflüchten" ver dämmt, noch viel mehr als der König von Piemont ge genüber den Wünschen Mittelitaliens; Europa gefällt sich jetzt, diesen beiden Fürsten die Strafen des Tantalus auszucrlegen. Die Komödie wird nicht eher enden, als bis sich die Finftcrniß zerstreuen wird, welche den gegen wärtigen Stand der Dinge umhüllt. Wenn auf dem Schlachtfeld oder am Tisch eines Kongresses der Appetit und die Wünsche eines Jeden sich werden offenbaren können , wenn jeder seinen Theil verlangen und mit Bestimmtheit seine Hoffnungen formulircn wird, dann werden wir sehen, wie Preußen mit offenem Gesicht eine Bewegung anerkennt, deren Leitung ihm gehört als einer protestan tischen und ausschließlich deutschen Macht, znr Opposition gegen Oesterreich, welches KiS Schwert des europäischen Katholici-mus und eine aus Bruchstücken aller Nationen gebildete heterogene Macht ist. Oesterreich ist gewarnt und hier bemerke man die Fatalität der Kombinationen: Preußen wartet, um die Maske abzuwcrstn, bis Oester reich gegen dasselbe eine entschieden friedliche oder feind liche Stellung angenommen hat, und Oesterreich, hin reichend erbaut über die Ziele Preußens, während des Krieges wie nachher, wird keine Rücksicht mehr gegen dasselbe haben. Wie, wollt ihr, daß die deutsche Einheit sich nicht erfülle? Im Jahre 1848 sah man Friedrich Wilhelm di« Krone von sich weisen, welche ihm das Frank furter Parlament anbot; zwölf Jahre haben genügt, um Menschen und Dinge zu ändern; wer kann sagen, ob im Jahre 1800 sein Nachfolger nickt die Stirn mit dieser Krone schmücken wird?" Wenn dies eingetrctcn ist, dann wird nach der „Nazione" auch das Svstem der euro päischen Allianzen ganz verändert, woraus natürlich eine piemontesisch-dentschc Allianz folgt. „Oesterreich bemüht sich, durch seine diplomatischen Wege diese doppelte Be wegung zu umgehen, und das beweist, daß die Ferse dieses modernen Achilles gefunden ist. Es ist nicht mög lich, daß zwischen diesen beiden unwiderstehlichen Spitzen, wie -ie deutsche und die italieniscke Einheit, die große Priesterin des Despotismus nicht so eng gepreßt werde, um erstickt zu sterben."... „Piemont durch Mittelitalien an Oesterreichs Grenzen größer geworden, Preußen an seinen Grenzen in Deutschland mit der Leitung der deut schen Konföderation, Venedig immer brennend und bald durch die Emigration verödet, Ungarn bewegt von dem Fieber der Nationalität, das ist das Geschick Oesterreichs in der näcksten Zukunft." Der in der „Nazione" ent haltene Verbrüderungsplan schließt mit den Worten: „Unterdessen bringe das vereinigte Italien seine Wünsche für die deutsche Einheit aus. Die Herzen sind bestimmt, sich zu verstehen, wenn das Ziel und die Mittel gemein schaftlich sind."— So die „Nazione". Es ist für jeden deutschen Leser kein Zweifel darüber, daß cs eine sder größten revolutionären Unverschämtheiten ist, einem deut schen Fürsten, dessen Rechtlichkcitssinn und Offenheit so fest bezeugt stehen, eine derartige Politik unterzuschieben. Aber daß die leichtsinnigen Phrasen gewisser deutscher Blätter zu einer solchen verunglimpfenden Ausdeutung der preußischen Politik Veranlassung geben, ist auch ziem lich klar. TagesgesÄlchte. Wien, 3. November. (Wien. Bl.) Die Erzherzogin Sophie ist heute von Schönbrunn in die k. k. Hofburg übersiedelt. — Erzherzog Ferdinand Mar und Erz herzogin Charlotte werden in den letzten Tagen dieser Woche die Reise nach Madeira an Bord des k. k. Kriegs dampfers „Elisabeth" antreten und dort bis Mitte De- cember verweilen. — Feldmarschall Fürst v. Win- dischgräh wird nach erfolgter Ucbernahme des Gouver nements in Mainz wieder nach Wien zurückkehren und bleibenden Aufenthalt hier nehmen, während der Vice- Hofmarschall Tschitscherin; den Admiral Istomin; drei Adjutanten: Lissianski, Likhatschoff, Baron Boye; die beiden Gouverneure des jungen Prinzen, Baron Mirbach und Gorkovcnko; mehrere Konsuln, unter ihnen auch Dorgobujinoff, Konsul von Jerusalem; den sprachgewandten atheniensischen Legationssecrctär Kumani. Nach der be rittenen Begleitung kam zuletzt in leichter weißer See mannstracht eine etwa dreihundert Köpfe zählende Schiffs mannschaft. Wie diese Karawane vor unfern Augen in langer Linie durch die Felder ihres Weges entlang zog, gewährte sie einen reizenden Anblick. Als wir die auf imposanter Höhe gelegenes» angeblichen Ruinen von Emmaus, im Mittelalter als Heimath jenes stemmen Schächers mit dem Namen Latrun belegt, ii» geringer Entfernung vor uns zur Rechten passirt hatten, sing es an zu dunkeln. Bald daraus hatten wir ein so beschwer lichrS, lang ausgedehntes Stcinicht zu durchreiten, daß man hätte glauben mögen, dies sei unmöglich der rechte, alljährlich, von so viel Tausend Pilgern betretene Weg. Aber er war es doch, und erst jetzt ist Hoffnung vor handen, daß er bald «ine gangbarere Gestalt gewinnen wird. Denn sollte der österreichische Gencrasconsul die ihm gewordene Bauconcession nicht selbst benutzen, so ist die russische Dampsschifffahrtsgesellschast sofort dazu bereit. Unter schwachem Mondlicht und Hellem Fackelschein» er reichten wir Saris, um daselbst, d. h inmitten des Wald gouvcrnrur, FeldmarschaUlculnantv.Paumgarttcn, inMamz verbleibt. — Der königlich bavrische Gesandte, Gras v. Lerckcnfeld, hat gestern Morgen durch einen Priester aus der Pfarrkirche zu den Schotten, der mit feierlichem Gepränge zu dein Erkrankten sich hingab, die heiligen Sterbesacramentc empfangen. — Der Guß neuartiger, gezogener Kanonen hat hier in größerm Maßstabe bereits begonnen und wurden deshalb die Maschinen in den Guß- und Bohrhäuscrn vermehrt. Die Anfertigung der Projectile geht gleichen Schritt mit den» Gusse de» Geschütze und finden wöckenllick einige Male Schußpro ben statt. — Die „Wiener Ztg." bringt infolge des Anschluß fcs Oesterreichs an den deutschen Paßkartenverei» cine Verordnung der Ministerien deS Acußern, des Innern, der Finanzen und der Polizei, dann des Armee-Obcrcom mandoS, wirksam für alle Kronländcr, betreffend die Einführung von Paßkarten. Eine Verordnung des Ministeriums des Innern vom 27. Octbr. bringt einige Bestimmungen über die Vereinfachung und Befehle uni gung des Geschäftsganges der politischen Behör den. Die bisher dem Ministerium des Innern zustehende Vcrlcihung des Rechts der österreichischen Staatsbürger schäft wird von nun an den politischen LandesbehöLdcn (Statthaltereien, Landesregierungen und Statthaltereiab thcilungen in Ungarn) übertragen. Nur die Aufnahme politisch bedenklicher Ausländer in den österreichische» Staatsverband bleibt nach Ivie vor der Schlußfafsung des Ministeriums Vorbehalten. Gegen Entscheidungen der politischen Landcsbehörden, durch welcke Anordnun gen oder Erkenntnisse der Untcrbchörden bestätigt wor den sind, findet in gewissen Fällen eine weitere Berufung a»l das Ministerium des Innern nickt mehr statt. Für die Einbringung von Recursen gegen Entscheidungen der politischen Landcsbehörden wird, wofern nicht besondere Vorschriften kürzere Berufungsfristen verzeichnen, eine unübcrschreitbare Frist von sechzig Tagen, vom Zustel- lungstage ausschließlich gerechnet, festgesetzt. Eine Ver ordnung der Ministerien des Innern, der Justiz und der Finanzen vom l. November, über die Behandlung der zum Bergbaubetriebe nothwendigcn Privat eisenbahnen mit Bezug auf das ßrpropriationsreckt bestimmt, daß dasselbe nickt erst einer besonder» Conces- sioi» im Sinne des Eiscubahngesetzes bedarf. Die Er theilung der Baubewilligung steht in der Regel der po litischen Landesstcllc auf Grundlage des Gutachtens von Eisenbahn- und Bcrgbausachverständigcn zu, wobei zu gleich die Erpropriationsfragc nach Maßgabe des all gemeinen Berggesetzes zu entscheiden ist. In dem Falle jedoch, wo die zu erbauende Bergwerksejsenbahn in . eine andere für den öffentlichen Verkehr bereits bestehende Eisenbahn einmünden soll, bleibt diese Baubewilligung dem Finanzministerium rm Einvernehmen V»t drn an dern dabei betheiligten Eentralstellen Vorbehalten. — (Pr.) Während des letzten Krieges ist in Wien ein patriotischer Hilssvercin gegründet worden, welcher sich die Unterstützung invalider arbeitsunfähiger Krieger zur Aufgabe gemacht hat. Dieser Verein hat nun eine Summe von 200,000 Gulden zusammengebracht, über deren Verwendung jetzt entschieden werden soll. Es liegen drei darauf bezügliche Anträge vor. Der erste Antrag zielt dahin, das ganze Kapital von 200,000 Fl. an die Bittsteller zu vertheilen; der zweite Antrag geht dahin, das Geld in eine Nentenanlage umzuwandeln, und die Ucberlebenden in den Fruchtgenuß der von Jahr zu Jahr Absterbenden zu sehen, und endlich der dritte Antrag: ein Versorgungshaus für invalide Krieger zu begründen. — In so vielen deutschen, französischen und eng lischen Zeitungen man auch liest, daß der Erzherzog Her zog von Modena seinem Throne entsagt habe, so ist diese Nachricht, so schreibt man aus Wien der „Prg. Ztg.", dennoch ganz und gar ans der Luft gegriffen. Höchstdersclbe hat weder ab gedankt, noch ist ihm der Vorschlag dazu gemacht worden, noch wird Höchstdersclbe jemals auf seine Rechte Verzicht leisten. Benrdift, 28. October. (Oest. Ztg.) Mehrere der, während das Krieges aus politischen Rücksichten von hier ausgewiesenen Personen haben nun um die Rückkehrbewilligung in die hiesigen Provinzen an gesucht, und es wurde deren Ansuchen auch größtentheils willfahrt. — Uebcr die Ausgabe der Vaglien erfährt man, daß bis Ende Deccmber d. I. der Gesammtbetrag von 20 Millionen verausgabt sein wird. Die Hälfte dieser Summe wird bis in den ersten Tagen des künftigen Monats bereits vertilgt sein. Für die im Besitze Oester- steinichts, Nachtquartier zu macken. Eine beträchtliche Zahl größerer und kleinerer Zelte war schon zur Auf nähme der Karawane bereit, und bald war auch für leibliche Erquickungen derselben gesorgt. Als der Morgen anbrach, sahen wir, daß wir in recht romantischer Gegend gelagert waren. Runde, mit Oliven, mit Bäumen und Sträuchern des Johannis brodes, mit nieder« Steckpalmcn und anderm Laub bc wachsens Hügel charakterisirten die Landschaft. Dennoch verließen wohl Alle sehr gern zu guter Stunde die Zelte; stand doch Allen Äug' und Herz nach Jerusalem geriet» tet. Zunächst berührten wir auf unfern» Wege die alte „Stadt der Wälder" lKirjath Jrarim ) oder, wie sie jetzt heißt, „Stadt des WeinS" (Kuryet el Enab); doch ist's nur ein unansehnliche- Dorf. Einige neuere Gelehrte, und sie haben wenigstens eine entsprechende Entfernung des Ortes von Jerusalem für sich, suchen hier das alte Emmaus, das der Evangelist Lukas so lieblich in die Geschichte des Auferstandenen eingefügt. Eine Stunde später passirten wir, das hochgelegene, durch steinerne Häuser und mehrfache Anpflanzungei» ausgezeichnete „Kastell" oder „Abu-Ghosch", wo sich der Großfürst eine kleine Weile mit dem berüchtigten Räuberhäuptling, von dem der Ort drn jetzigen Namen trägt, unterhielt (Schluß folgt.«
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