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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.10.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911003018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891100301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891100301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-10
- Tag1891-10-03
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Abend-Ausgabe: die 6gespaltene Petitzeila 40-L, Reclamea uuter dem Stedact <4 gespalten) 1 >1, Familieuuachrichtr» Anzeigen verlorener Gegenständ« (6gespattrn)l 20^ Größere Schriften laut unserem Preis« verzeichnig. Tabellarischer und Ziffcr»satz> nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur nnt bees Molueu-LnSgab«, ohne Postdesärderrum! üö.—, mit Postbesorderung «M 7vv--^ ^nnahmeschluß far Iuseratrr^ Abeud-AuSgabe: Borniittagl 10 Uhr. Morge n-AuSgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Eon», uud Festtag- früh 9 Uhr. Bet de» Filialen und Annahmestellen j» «d»' halb« Stund« früher.^ Ansaratr find stets an dt« z» richte». 85. Jahrgang »E- Wegen -er Messe ^ ist unsere Expedition morgen Sonntag Vormittags bis 12 Uhr geöffnet. LxpEtlon <1v8 I>6lp2lKer ^nselrlnttvs. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Die Feier der Legung deS Grundsteines zur Andreaskirche findet am künftigen Sonntag, den 4. October, Nachmittags 3 Uhr statt. Der Festzug wird bereits Uhr von der Hilsskirche aus (Ecke der Kaiser Wilhelm- und Scharnhorststraße) nach dem Bau platze abgehen. Indem besonders die Gemeindeglieder auch hierdurch herzlich zu zahlreicher Bctheiligung an dieser Feier eingeladen wer- den, sei zugleich darauf Hingeiviesen, das; die gedruckte Festvrdnung iu der Kirchcnexpedition (Arndtstraße 30 b) in Empfang genommen werden kann. Der Vorweis derselben berechtigt, soweit der Raum nach Aufstellung deS Feslzugcs cs gestattet, zum Eintritt auf den Festplotz. Leipzig, den 29. September 189l. Der Kirchcnvorstaiid zn St. Andreas. Ör. pt>. Schumann, Pst Bekanntmachung. Bom 1. October d. A. an wird die llntversttätSkinderpolikltatk (bisher Nürnberger Straße 5b) Im neuen ktnderkrantcnhauje an der Osrstraße (Platzmanustrabe) R-chmittaga 2—3 Uhr statiftnden. Leipzig, 14. September 1891. Nöntgl. UntvkrfitätS-Liuder-aliMatl. Prof. 1)r. Heubuer, Dirrctor, Bekanntmachung. In der Privatklagesache der Hüttendirecloren August Haar- mann in Osnabrück und Theodor Holste in Georgsmarien- hütte, Privatkläger und Widerbeklagre, gegen den Schriftsteller Carl Lenze in Leipzig, Angeklagten und Widerkläger, sind durch rechtskräftiges Urtbeil vom 24. März 1891 die Erstgenannten, »nter Verrechnung der durch ihre, untern: 7. Mai 18,3» in 'Nummer tOö der Leipziger Zeitung veröffentlichte Erklärung begangenen Beleidigung des Angeklagten und Widerklägers Lenze, gemäß tztz. 185, 190 des Etrasgeietzbuches für straffrei erklärt, und es ist der Angeklagte uud Widerkläger wegen Beleidigung der Kläger und Widerbellagten, be gangen durch Verabfassuna und Beröjfenllichung deS unlerm 25. April 1888 iu Nr. 8b des Leipziger Tageblattes abgedruckten Berichtes, auf Grund des 8. 186 des Strafgesetzbuches zu einer Geldstrafe von Fünfzig (5») Mark verurtheilt worden. Bon den entstandenen Kosten haben die Privatkläger und Widrr- beklagteu ein Dritttheil uud der Angeklagte uud Widerklage! zwei Dritttheil« zu tragen. Leipzig, den 28. September 1891. Das Königliche Amtsgericht, «btheilung III. vr. Hothorn. Bensellerhausen, Landlagswahl belr. Bei der zufolge Verordnung d«S köntgl. Ministerium» d«S Innern vom 16. Septbr. 1891 am Dienstag, den 13. October 18VI, im 83. Wahlkreise des platten Landes vorzunehmenden außerordent lichen ErgänznngSwahl für die U. Kammer der Ständeversammlung des Königreichs Sachien bildet der Ort Reusrllerhanjen einen zum 23. Wahlkreise gehörenden Wahlbezirk. Die stimmberechtigten Einwohner hiesigen OrtS werden daher hierdurch geladen, am vorbcrcichnctcn Tage ii« drr Zeit von BormittaaS Iv Uhr bis Nachmittags 3 Uhr in dem als Wahllokal bestimmten Saale Vcr Restauration ,«zur Schecke" allhter in Person zu erscheinen und ihre Stimmzettel, welch« den zu Wählenden nach Namen, Stand und Wohnung genau bezeichnen müssen, abzugeben. Nensellerhausen, am 2. October 1891. Gemeinde-Vorstand Ahle, Wahlvorsteher. Beusellerhansen. Die Schöffen- und Grschmoreiien-ttrliftc für hiesigen Ort liegt vom 5. October 1891 ab TagS über im hiesigen Gemeindeamt« zur Einsicht aus. lLnwendungen gegen die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Liste können innerhalb einer Woche, von der Auslegung an gerechnet, schriftlich oder mündlich allhter angebracht werden, wo auch von den einschlagenden gesetzlichen Bestimmungen Leuntniß ge,wurmen werden kann. Rrnfetlerhanje», «m 2. October 1891. Drr Grmetudcdorsta»». Ihle. Großherzoglhum Lachsen-Weimar. verkauf von Sichcn-Nutzholz. Ja dem Grobherzoglich Sächi. Forstrevier HardiSlebe» sollen ca. 120 cdm lSichciistarkhölzcr, welch« in dem Wirthschaftejahr 1391 92 zum Einschlag komme«, ans dem Wege deS schriftlichen Aufgebotes verkamt werden. Die Hölzer befinden sich ca. 5 üm vom Bahnhof Buttstädt enlsernt, und werden dieselben ans Verlangen von der Großbcrzogl. Forswerwaltnng zn Hardisleben bet Buttstädt vorgezcigt. Tie Gebote sind ans das Labikmrtrr nach Maßgabe der Kausbedingungen. welche bet der be- treffenden Großherzogl. Forslvcrwaiiung eingesehen oder von der Unterzeichneten gegen Einsendung einer Schreibgebühr von W bezogen werde» können, schrisllich und verschlossen bi» zum 14. Oktober d. I. hier abzugeben, uud ist dabei ausdrücklich zu er- klären, daß der Bieter den BerkausSbedinguagen sich unterwirft. Die Eröffnung der Schreiben findet Donnerstag, den 15. Oktober d. I-, Vormittag 10 Uhr in dem Geschäftszimmer der Unterzeichneten statt. Die Auswahl unter den Bietern und drr Zuschlag wird dem Groß- herzoal. Staats-Ministerium, Departement der Finanzen, Vorbehalten. Weimar, de, 1. October 1891. Dta Gr*PHantz»>ItHa AM«t»fPrrtlO>- Tischreden. Niemals zuvor sind Tischreden hervorragender Persönlich keiten mit bleicher Aufmerksamkeit gehört und gelesen worden als gegenwärtig. Man lauscht aus jedes Wort, was Kaiser Wilhelm und andere Souveraine bei solchen Gelegenheiten sagen, ebenso wie aus die Tischreden leitender Staatsmänner. Als stets wiederkehrende Erfahrung bat sich bei der Bericht erstattung über diese Reden hcrausgestcllt, daß der Wort laut und auch der Inhalt in verschiedener Form veröffent licht worden ist. Den ersten Meldungen folgten regelmäßig Berichtigungen, welche nicht blos die Form, sondern auch den Inhalt einzelner Stellen der Reden wesentlich veränderten und dadurch bewiesen, wie schwer es ist, das gesprochene Wort im Fluge zu erhaschen und fcstzuhalten. Man sollte eine derartige Erscheinung im Zeitalter der Stenographie nicht für möglich Hallen, aber Stenographen sind nicht immer an wesend, wenn wichtige Kundgebungen dieser Art erfolgen, und wenn sic es sind, so sind Ort und Umstände der ge nauen Niederschrift des Gehörten ungünstig, und wenn wirk lich der Wortlaut genau wiedergegeben wird, so wird damit das Gesagte doch nicht immer zum Verständniß des Lesers gebracht, weil die Betonung bestimmter Worte und die Er- gänznng durch die begleitenden Geberdcn in dem Bericht nicht zur Geltung kommen. Wenn der Redner liest, was er gesagt bat oder haben soll, so findet er häufig, daß er mit den Worten einen anderen Sinn verbunden bat, als aus dem gedruckten Berichte zu entnehmen ist. Endlich darf auch nicht verschwiegen werden, daß der Redner in der Erregung deS Augenblicks Manches zu sagen pflegt, daS ibm bei ruhiger Gemüthsstimmung der Äbschwächung zu bedürfen scheint. ES ist damit keineswegs gesagt, daß solche Aendernngen von Redewendungen mit einem Widerruf der ursprünglichen Meinung gleichbedeutend waren, sondern eö ist nur dir Rücksicht auf die veränderten Umstände, welche gewisse Eorrccturcu zuweilen nöthig macht. DaS flüchtig gesprochene Wort verhallt, aber daS Geschriebene bleibt (scripta mancnt, lautet daS lateinische Sprichwort), und deshalb ist es völlig gerechtfertigt, wenn die Absicht und die Meinung deS Redners dem Leser in einer Form mitgetheilt wird, welche den Kern der Worte wiedergiebt, ohne der Wirkung de« gesprochene« Wortes eine unbeabsichtigte Schärfe zu verleihen. Um ein packendes Beispiel auS den Borgänzcn der neuesten Zeit bcrauözugreifcn, sei der Ansprache gedacht, welche der Reichskanzler v. Eaprivi an das Infanterie Regiment Nr. 78 gehalten hat. Nach dem ursprünglichen Berichte leuchtete daraus eine Fricdenöznversicbt hervor, welche mit den be kannten Thatsachcn nicht in Einklang zu sieben scheint. Wir haben deshalb auch verzichtet, näher darauf cinzugeben, und unsere Ausmcrksamkeit mehr auf die gleichzeitige Rede des französischen Ministers des Auswärtigen, Ribot, bei der Ent hüllung des Denkmals deS Generals Faidhcrbe in Bapaumc gerichtet. Heute liegt eine Fassung der Hauptstelle der Rede Caprivi'S vor, welche mit dem Wortlaut deS telegraphischen Berichtes über die Rede in ausfallendem Widerspruch steht. Nach dem „Haunöverschcn Eouricr" hat der Reichskanzler gesagt: „Lassen Sie unS wünschen, daß Seine Majestät der Kaiser lange regiere» möge und unS als oberster Kriegsherr erhalten bleibe, und daß, was »iiS auch beschieden sein möge, Krieg oder Friede — und wir wollen boffen, baß eS Friede sei, ich sehe auch nicht den mindesten Grund, daran zu zweifeln —, daß das Regiment unter Führung seines Kaisers immer seine Schuldigkeit thun möge." Daneben bleibt freilich die Erwiderung an de» Bürgermeister von Osnabrück bestellen, in welcher der Reichs kanzler den Frieden als gesickert erklärte, keine Wolke siebe am politischen Himmel, welche den Horizont trübe. Solche Widersprüche finden durch daS Streben ihre Erklärung, die ösfeutlichc Meinung nicht zn beunruhigen und einer schwierige» Lage die beste Seite abzugcwinncu. Im AuSlande ist man in dieser Bezicbnng viel weiter gegangen, und die meist zn übcrbietende Leistung deS ehe maligen französischen Ministers Jules Ferrh besteht darin, daß er den europäischen Frieden für gesicherter erklärt, als es seit 20 Jahren gewesen sei. Etwas vorsichtiger hat sich der ehemalige ungarische Ministerpräsident TiSza seinen Wählern in Großwardcin gegenüber ausgedrückt, indem er die Hoffnung aussprach, daß der Friede, der schon so lange aufrecht erhalten wurde, auch in Zukunft nicht gestört werde. Bon anderer Seite liegt ein Bericht über die Rede Tisza'S vor, welcher ik» sagen läßt, daß die gegenwärtige Lage der auswärtigen Politik weniger bedrohlich >ei als früher. Es macht sich bier derselbe Zwiespalt geltend, welcher die Bericht erstattung über alle Reden von politischer Bedeutung gegen wärtig kennzeichnet, es kämpft darin das Streben, die Lage möglichst friedlich darzustelleii, mit der richtigen Würdigung der Thatsachcn, welche diesem Streben Grenzen ziehen. Wenn wir die Reihe der Kundgebungen überblicken, welche die gcsammte internationale Lage in den letzten Monaten bervorgcrufen bat, so entnehmen wir daraus die erfreuliche Tbatsache, daß sich da» Fricdensbcdürfniß in Europa trotz aller gegen den Frieden gerichteten Angriffe wesentlich gc- kräftigt bat. Die Abschwächungen, welche die Aeußerungen von maßgebender Seite über die wahre Sachlage erfahren baben, sind nur der Niederschlag der öffentlichen Meinung, welche die Erkaltung deS Frieden« mit Einstimmigkeit ver langt. ES ist der Kampf der wahren Interessen der Böller mit der Willkür der Mächtigen und den Borurtbeilen der Vergangenheit, welcher gegenwärtig daS vvlitische Leben be herrscht. Europa in seiner großen Mehrheit will keinen Krieg, und wenn dadurch auch noch so viel Landerwerb und Ruhm gesichert werden könutc. Der einzige Staat, welcher die Eroberung bestimmter Gebiete als Ueberlicscrung betrachtet, von welcher man nicht abgehen könne, ist Rußland. Iu Frankreich girbt eS eine roße und mächtige Friedenspartei, die nnr nicht den Mnib at, ihre wahre Meinung zu sagen, weil sie überstimmt zu werden befürchtet uud sich nicht dem Borwurf der mangeln den Vaterlandsliebe au-setzen will. Der Terrorismus deS IabreS 1793 wirkt, obwohl seitdem ein Jahrhundert ver flossen ist, noch immer nach, und diese Auffassung drr Ver hältnisse ist insofern nicht unberechtigt, als die Eommune de« Jahr« 1871 und manch« andere Borkomnrnrss« der neuesten Zeit bewiesen haben, daß der Geist, welcher den Terrorismus in Frankreich erzeugt hat, dort noch nicht seine Geltung ver loren hat. Tischreden sind in ruhigen Zeiten den nächsiliegeiiden An gelegenheiten gewidmet, sie beschäftigen sich mit den friedlichen Zwecken des Fortschritts der staatlichen, gemeinen, industriellen, gewerblichen, landwirthschaftlichen und sonstigen friedlichen Bestrebungen, nur in Zeiten großer politischer Spannung und Erregung gelten diese Reden in erster Linie immer der Existenz frage, welche mit der Frage, ob Krieg oder Friede, gleich bedeutend ist. Als Ableitungsmittel für die erregten Leiden schaften sind solche Reden sehr willkommen, aber sie können auch viel Unheil stiften, wenn sie mißverstanden werden aus der Seite, wo die Absicht vorwaltct, die Gelegenheit zur Friedensstörung zu ergreifen. Da eine solche Wirkung bisher nicht eingetrcten ist, so erscheint die Auffassung berechtigt, daß wir zunächst Frieden behalten werden, eine Bürgschaft in dieser Beziehung für die Zukunft besteht leider nicht. * Leipzig, 3. October. * Der „Reichsanzeiger' ist zu der Erklärung ermächtigt, daß die Notiz der „Kreuzzeitung', es habe der Befehl Vor gelegen, in Trakcbnen einen Sonderzug nach Alexan drowo bereit zn halten, da die Möglichkeit eines Zusammen treffens de» Kaisers Wilhelm und deS Zaren ins Auge gefaßt worden wäre, später sei jedoch die Abbestellung des ZugcS erfolgt, jeder Begründung entbehrt. — Auö Berlin gehen übrigen» der „Schlesischen Zeitung" von wohliusormirtcr Seite die nachstehenden Mittheilungen zu: „Nach einer Nachricht der „Krcuzzcitung", die daS Blatt selbst alS jennitionell bezcichnete, gleichwohl ober für zutreffend er- achtete, sollte für Sonnabend früh der Befehl Vorgelegen haben, in Trakehne» einen Sonderzug nach Alexandrowo bereit zu halten, da die Möglichkeit eines Zujammentreffens Kaiser Wilhelm's und des Zaren daselbst in das Auge gesoßt worden wäre. Diese Nach richt ist völlig unbegründet, und es liegt nicht einmal ein Anhalt vor, aus dem sich ihr Entstehen erklären ließe. Da die Milthei- ffing von der Abreise des Zaren an» Kopenhagen und über den von ihm gewühlten Neisewcg erst am Freitag in Berlin eintraf, Par die Äüglichkcit einer Uaiserbcgegnung ausgeschlossen: es bliev -vielmehr nur Zeit, den in der Romintrr Haide weilenden Kaiser telegraphisch von der Ankunft de» Zaren, welch« von jedem osficiellen Enipsangc abzuschen gebeten batte, zn benachrichtigen und seine telegraphischen Besehle in Empfang zu nehmen. Dies« gingen dahin, daß Prinz und Prinzessin Leopold, sowie die beiden General- adjutaiiten von Hahnke und von Wittich zur Begrüßung auf dem Bahnhof« anwesend sein sollten. Nachdem von einer der ersten Stationen nach der Uebcrsahrt über die Ostsee für di« russische» Herrschaften ein Mahl bestellt worden war, wurde «»geordnet, daß die kaiserliche Hosvcrwaltung die Sorge für di« Tafel zu über nehmen habe. Die Angabe, daß die Unterhaltung der Herrschaften in deutscher Sprache geführt worden fei, ist irrig; eS wurde fran zösisch gesprochen. In dem Gespräche wurde eine Begegnung mit Kaiser Wilhelm, also ein osficicller Besuch des Zaren in Deutschland, mit keinem Worte erwähnt; auch die Behauptung der in Paris erscheinenden „Eorrespondancr russe", daß der Zar die Absicht be kundet habe, den deutschen Kaisermanüvern im nächsten Jahre bei- zuwohneu, ist falsch. Beim Abschiede sprach der Zar nicht nur zum Prinzen Leopold, sondern auch in einer Depesche an Kaiser Wilhelm nach Ostpreußen für die während seine- Aufenthaltes ihm erwiesene Aufmerksamkeit seinen Dank aus. Unter diesen Umständen — der Zug mit den hohen russischen Reisenden passirte bereit- am Sonnabend i» frühester Morgenstunde die deutsche Grenze — war an eine Kaiserbegegnung nicht zu denken; e- kann also auch von einem für Soniiabend Morgen zur Fahrt von Trakehne» nach Alexandrowo bereit zu haltenden Sonderzug gar nicht die Rede sein." * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung' meldet: Die ostafrikanische Plantagengesellschaft habe insolgc drr Blättcrmeldungen über Unruhen in Lewa und Magila telegraphische Erkundigungen eingezogen. Die Antwort lautete: Lewa nicht bedroht, alles ruhig. * Die Berliner städtische Deputation zur Borberathung de» sogenanntenNotbstandS-AiilragcS hielt am Dienstag ihre erste Sitzung. In der Grncraldiscussion wurden, so be richtet der socialdemokratische „Vorwärts", von den liberalen Mitgliedern der Deputation die von soeialdcmokratischer Seite gemachten Vorschläge, die Stadt solle, um den Arbeitslosen Beschäftigung zu sckaffen, eine Beschleunigung der städtischen Arbeiten vornehmen, bekämpft; ebenso fand der socialdcmokratische Vorschlag, Lebensmittel in großen Quantitäten anzulaufen und zum Selbstkostenpreise abzugeben, Widerspruch. Die liberalen Mitglieder der Depu tation erklärten sich, dem genannten Blatt zufolge, bereit, bei etwa hereinbrcchender Noth die Armenunterstützung zu erhöhen, auch wollten sie Privatvereinen Mittel für Einrichtung von Wärmestuden gewähren, die Volksküchen unterstützen und die Speisung armer Schulkinder fördern. Die Generaldiscnssion wurde noch nickt beendet, sondern zunächst die Vervollständi gung des einschlägigen Materials, sowie die Zuziehung der Vorsitzenden einiger bei der Frage interessirlen städtischen Verwaltungen beschlossen. * Die „Hamburger Nachrichten' kommen in einer Polemik gegen verschiedene Blätter auf ihren, auch von unö mit- getheilten Artikel über Herrn v. Boetticher zurück. Sie sagen u. A., daß Minister Delbrück zurücklrat, als er die Vertretung der Politik deS Reichskanzlers mit seinen Ueberzeugungen glaubte nicht mehr vereinigen zu können; „er hielt es also nicht für seinen ressortmäßigen Beruf, diese von ibm nicht getheilten Ansichten im Ministercollegium zu bekämpfen, sondern zog den Rücktritt vor, als er nicht mehr glaubte, sie unterstützen zu können. Der Minister von Boetticher hat in der gleichen Lage den anderen Weg gewählt, obschon seine ressortmäßige Aufgabe niemals eine andere gewesen ist, wie die deS Minister» von Delbrück, und der Reichskanzler daher berechtigt war, auf seine Unterstützung zu zählen, so lange Herr von Boetticher in drr Stellung, zu der er berufe» war, verblieb.' Ferner wiederholt daS Blatt, „daß Fürst Bismarck mit den Enthüllungen über den WelfenfondS nicht» zu thun hatte uud dieselben schon deshalb nicht von ihm herrühren können, weil sie ungenau waren.' „Die Stellung der Minister von Delbrück und von Boetticher war eine ganz singuläre, und von, ihnen, aber nur von ibnen, war der Reichskanzler berechtigt, Unterstützung oder Rücktritt zu erwarten. Seine übrigen College» waren nicht zur Vertretung seiner, sondern zur Geltendmachung ihrer ebenen Politik in« Amt beruf«».' Ge^nüber drr BemerknMg der „Germania' über die „alte Mundsperre', welche Fürst Bismarck batte „wieder einsühren" wollen, meint das Ham burger Blatt, diese Wendung zeuge von der traditionellen Wahrheitsliebe des demokratischen EentrumSblatte^ .den» seine Politiker seien hinreichend informirt, um zu wissen, daß die Cabinctsordre von 1852, „die alte Mundsperrc". 1890 nicht wieder eiiigesuhrt :u werden brauchte, sondern in un unterbrochener Giltigkeit stets gestanden batte und noch beule steht, da ein Ministerpräsident unmöglich für die Gesammt- politik die Verantwortung tragen kann, wenn jeder seiner College» sie durch imiuedialen Vortrag und Vollziehung allerhöchster OrdrcS in die Hand zu nehmen berechtigt ist, ohne den Ministerpräsidenten zu benachrichtigen und ihm Gelegenheit zu eigenem Immediatvortrag zu geben. Wir haben nicht gehört uud glauben nicht, daß die Ordre von 1852 nach dem Abgänge deS Fürsten Bismarck außer Wirk samkeil gesetzt ist." * Die Nationalliberalen in Pommern haben eS schon auf eine ansehnliche Zahl gebracht, doch fehlt ihnen noch der rechte Halt, die angemessene Führung. Der Eentralvorstand der Mrrlei sucht dabcr auch in dieser Provinz eine» festen Stamm zu schasse». Zunächst wird im Wahlkreis Eolberg-Cöslin zu einer BertrauenS- männer-Bersammlung cingcladcn, wobei der Gencralsccretair der uationalliberalcn Partei, Herr Patzig, anwesend sein wird, um für die Partei zn wirken. Weiler bemüht sich Herr Rechtsanwalt KierSli in EöSlin sehr um das Zustande kommen einer geregelte» Parteileitung in Pommern. Hoffent lich lenkt der Centralvorstand dann auch seine Aufmerksam keit ans Stettin, denn dort sind »och zahlreiche Anhänger der Partei, aber die Leitung fehlt gänzlich. * Wie die „Nat.-Ztg." hört, ist die Abschaffung der Carpenter-Bremse und die Einführung einer neuen, durchgehenden Bremse für die preußischen Staats bahnen nunmehr beschlossene Sache. Es werden über die Wahl deS Systems bebusS Herstellung der so wünschciis- wertben Einheitlichkeit des BremssystemS ans allen deutschen Eisenbahnen demnächst Eonferciizen von Vertretern der deut schen Eisenbahuvcrwaltungen stattsinden. * Die Meininger Laudtagöwahlen haben fünf Stichwahlen übrig gelassen; die Socialbcmokratcn sind durch weg unterlegen und haben selbst in einer sie betreffenden Stichwahl wenig Aussicht, einen Sitz zu erobern. Auch die Tcutschsreisinnigcn werden im Landtage nicht crbeblich ver stärkt austrelcn. Die Mebrbeil ist den Nationallibcralen um so sicherer, alS die acht Wahlen der Höchstbesteuerlen noch auüsteben. * DaS Befinden des Königs von Württembcstg war dem „StaatSanzcigcr" zufolge in den letzten Tagen weniger befriedigend, indem sich ZellengewebSciitzündniigen am Grunde de» Beckens zeigten und neue Fieberericheinnngen größere Unbequemlichkeiten verursachten. Der SauilätSrath Mare aus Wildlingen ist gestern in Bebenhausen cingelrofscu. » -t- * * In der Sitzung des Prager StadtratbcS erklärte der Bürgermeister aus eine bezügliche Interpellation, der Kaiser Franz Josef habe die in den Zeitungen veröffentlichten Worte in Betreff der Vorgänge bei dem Empfange der fremden AusstcllniigSgäfte thatsächlicb gesagt. Nachdem der Kaiser jedoch am Mittwoch einer Deputation des Prager StadtratheS erklärt bade, daß ibn die Bcthätigung der dynastischen Gefühle der Einwohnerschaft sehr gefreut habe, so könne sich der Ausspruch deS Kaisers nnr auf jene Ele mente bezogen haben, welche jene Vorfälle veranlaßten. Durch die Worte des Kaisers an den Sladtrath sei der erste Ausspruch somit begrenzt. Der Stadlrath nahm von dieser Antwort Kenntniß. — Der Kaiser reiste gestern Nach mittag um 3 Uhr nach Wien. Die Bevölkerung bereitete ibm stürmische Ovationen. Der Bürgermeister stattete auf böhmisch Namens der Gemeinde den Dank für den Besuch ab, sprach sodann deutsch die Versicherung der unwandelbaren Treue und Anhänglichkeit an die Dynastie auö, worauf der Kaiser böhmisch für die Versicherung dankte und sodann deutsch äußerte, die Tage in Prag würden ihm unvergeßlich bleiben. * Im Nationalverein deutscher Bürger und Bauern zu Neutitschein in Mähren hielt der deutsche Parteiführer Frhr. von Chlumccky, wie bereits kurz gemeldet, eine Rede, in welcher er das Programm der deutsch-liberale» Partei im österreichischen NeichSrathe entwickelte und gleichzeitig ein Bild der gesammtcn inneren Lage Oesterreichs entwarf. AlS daS nächste Ziel bezeichnete er, daß im Reichsrathe eine feste parlamentarische Majorität zu Stande komme. Er faßte den augenblickliche» Stand der Dinge in den Satz zusammen: „Man will die Deutschen nicht in die Opposition treiben, und die Deutschen streben nicht nach Opposition", fügte »der binzu, daß dieser Zustand nur als »in UebergangSstadiun, bezeichnet werden könne zu jenem anderen Zustande, in welchem die Deutschen in Verbindung mit gesinnunc>sverwandten Elementen eine Regierungs partei bilden und den Pflichten einer solchen Nachkommen können. Herr v. Chlumccky nahm auch Veranlassung, auf die Ereig nisse der allerneuesten Zeit hinzuweisen, welche auf die Noth- wendigkeit, einen stabilen parlamentarischen Zustand zu schaffen, gleichfalls hindrängen. Er zeigte, daß sowohl die jnngczeckischc alS die südslawische Bewegung nicht hätten entstehen und so viele Verwirrung anrichten können, wenn nicht der Glaube an die Ständigkeit und feste Begründung der ReichSverfassnng erschüttert Ware, und daß diesem Glauben eine Stütze zu geben, den Staat m eine gegen staatsrechtliche Experimente aller Art geschützte Stellung zu bringen, eine unumgängliche Voraussetzung der Erfüllung des wirtyschastlichen Programms sei, das von allen Seiten Billigung gefunden bat. „Die Eonsolidiruiia der inneren Lage", sagte er, „ist nickt ei» bloße» Parteiintcressc, ebenso dringend verlangt sie daS Wohl des Staates." Entschieden betonte der Redner, daß, wenn der wünschenSwertbe parlamentarische Zustand geschaffen werden soll, den Deutschen Bürgschaften geboten werden muffen, daß die Situation sich nicht wieder gegen sie kehre. Der klaren, ungekünstelten und unzweideutigen Politik des Grasen Kaluoky sagte er die rückhaltlose Unterstützung der Teiistchcn zu. Trotzdem di« allgemein« Situation dt« «»«sicht auf Erhaltung de« Fried«»» zn gewShren lcheint, steh« man in Oesterreich vor Mehronfvrderungeu der Kriegs Verwaltung, welche der Krieg-minister sch«, t« ««,»-« t, »-«Mt Mt». S, »dar»»- detLnid tzi«
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